Reisebericht: Rundreise Frankreich entlang der Atlantikküste

19.04. – 30.04.2018, 12 Tage Busreise in Frankreich entlang der Atlantikküste mit Le Mans – Noirmoutier – La Rochelle – Ile de Re – Rochefort – Ile d'Oleron – Saintes – Cognac – Bordeaux – Medoc – Orleans – Reims


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An der sonnenverwöhnten Küste am Golf von Biscaya dehnen sich endlos lange helle Sandstrände aus, die schon die Römer als ihr Urlaubsziel wählten. Kiefernwälder, tropische Pflanzen und gerade knospende Weinreben geben sich hier ein Stelldichein.
Ein Reisebericht von
Gabriele Sauer
Gabriele Sauer

Donnerstag, 19.04.2018 Anreise

Pünktlich um sechs Uhr in der Frühe starte der 5-Sterne Luxusbus mit den ersten Gästen in Richtung Westen. Ab Grünstadt war unsere Busreisegruppe mit zehn reisefreudigen Teilnehmern erstmal komplett. In Paris werden wir mit dem zweiten Teil der Gruppe zusammentreffen, der sich für die Anreise mit der Lufthansa und Air France entschieden hatte. Bei unserm ersten Reisetag quer durch Deutschland erlebten wir über 650 Kilometer die blühenden Landschaften der Bundesrepublik: in Sachsen, Thüringen, Hessen, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland wechselten sich leuchtend gelbe Rapsfelder mit maiengrünen Wiesen, Wäldern und Flußlandschaften ab. Am Grenzübergang Goldene Bremm in Saarbrücken verließen wir Deutschland und unsere Reise ging weiter quer durch Frankreich. Lange schon sind die beiden Länder freundschaftlich verbunden: Grenzkontrollen und das lästiges Geldwechseln gehören längst der Vergangenheit an. Auf unserem Weg durch die französische, von Francois Holland 2014 neugeschaffene Region Grand Est, erfuhren wir schon viel Wissenswertes über Land und Leute unseres Nachbarlandes. Aus der Ferne erblickten wir die Kathedrale von Metz, und wir passierten Verdun, den Ort, der zum Synonym für die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts wurde. Auch die Kathedrale von Reims, in der 29 französische Könige gekrönt wurden, ist im Ersten Weltkrieg stark zerstört worden. Der lächelnde Engel, eine Skulptur des Portals der Kathedrale, steht für die Hoffnung in düsteren Zeiten. Heute ist die Champagne wieder fest mit feinperligem Champagner verbunden: Dom Pérignon, Veuve Clicquot, Moët & Chandon, Mumm, Piper- Heidsieck, Pommery und all die anderen Champagner Hersteller haben hier Ihren Stammsitz! Nach weiteren 160 Kilometer sind wir schließlich in unserem Quartier südlich von Paris angekommen, wo uns, in dem ruhig gelegenen Park Hotel, schon die mit dem Flugzeug angereisten Gäste erwarteten.

Freitag, 20.04.2018

Le Mans

Mit insgesamt 21 Reiseteilnehmern war unsere Gruppe nun vollständig und wir starteten, gut gelaunt und gestärkt von einem für Frankreich ganz untypisch üppigen Frühstück, am Morgen Richtung Atlantik. Die nächste Station auf unserer Reise war Le Mans, die Stadt, deren Name die Herzen der Rennsportfans höher schlagen lässt. Seit beinahe 100 Jahren wird hier mit dem legendären 24- Stunden Rennen von Le Mans Motorsport Geschichte geschrieben. Die Geschichte der kleinen Stadt an der Sarthe und der Hisne reicht weit zurück in die Zeit der keltischen Cenomani, die im ersten Jahrhundert vor Christus von den Römern erobert wurden. Diese errichteten dann im dritten Jahrhundert eine, in großen Teilen bis heute erhaltene, gewaltige Stadtmauer. Sie ist ein eindrückliches Beispiel für die Baukunst und das Sicherheitsbedürfnis der Römer in der Spätantike. Sie hielt selbst den Angriffen der Bretonen und Wikinger im Mittelalter stand. Wir spazierten gemächlich die 500 Meter lange Mauer entlang und bewunderten ausgiebig die schöne Parkanlage entlang der Sarthe. Hier sahen wir das erste Mal einen der besonderen Bäume aus der Nähe: den Judasbaum, Cercis siliquastrum, der gerade in voller Blüte steht. Die leuchtenden lilafarbigen Blüten treibt er aus dem harten Holz. Seinen Namen verdankt er der Legende um Judas Ischariot, der sich an einem solchen Baum erhängt habe, worauf der Baum vor Scham rot angelaufen sei... Vor der mächtigen Kathedrale St. Julien in der Altstadt überraschte uns buntes Markttreiben. Herrlich bunte Früchte, frisches Brot und Wurstspezialitäten lockten mit ihren Düften. Doch zuerst wollten wir die Kathedrale besuchen. In deren Innerem ließen wir uns von den faszinierenden Lichtverhältnissen im gotischen Chor verzaubern und bestaunten die Gewölbeausmalung der Marienkapelle aus dem 14. Jahrhundert. Auf rotem Untergrund sind 47 singende und musizierende Engel dargestellt, die über den Häuptern der Betrachter schweben. Nach der Besichtigung schlenderten wir durch die mittelalterlich anmutenden Gassen der glücklicherweise kaum zerstörten Altstadt von Le Mans.

Angers

In Angers, der Hauptstadt der früheren Provinz Anjou, wollten wir unbedingt einen Zwischenstopp einlegen, um das über der Maine gelegene Schloss von Blanca von Kastilien zu besuchen. Mit seinen siebzehn schiefergedeckten Türmen aus weißem Tuffstein und schwarzem Schiefer im Wechsel hat es den Charakter einer Festungsanlage. Es wurde im 13. Jahrhundert im Auftrag König Ludwigs IX errichtet und zählt zu den besterhaltenen historischen Bauwerken Frankreichs. Von hier oben hat man einen wunderschönen Blick auf Angers, der Stadt der angevinischen Könige, des Hauses Plantagenet, das wir schon in Le Mans kennengelernt hatten. Der Burggraben ist in einen prachtvollen Barockgarten verwandelt und gibt der ganzen Anlage eine heitere Leichtigkeit.

Pornichet

Am Abend erreichten wir unser nächstes Etappenziel: Pornichet- La Baule. Hier hatten wir bei einem schönen Sonnenuntergang unsere erste Begegnung mit dem Atlantik. Die Strandpromenade lud uns zu einem spätabendlichen Spaziergang zum Yachthafen ein, wo eine Vielzahl weißer Segelschiffe auf den Wellen schaukelten. Die entspannte Atmosphäre des Ortes ließ Urlaubsstimmung aufkommen.

Samstag 21.04.2018

In St. Nazaire fuhren wir am nächsten Morgen über die Schrägseilbrücke über den Mündungstrichter der Loire. Mit einer Gesamtlänge von 3300 Metern, einer Spannweite von 404 Metern und einer lichten Höhe von 67 Metern wurde die Brücke in den siebziger Jahren als weltweit größte technische Stahlbau Meisterleistung gefeiert. In dem kleinen Badeort Pornic, wo Schriftsteller und Politiker des vorigen und vor-vorigen Jahrhunderts, wie Georg Herwegh und Wladimir Iljitsch Uljanow, ihre Sommermonate verbrachten, erkundeten wir den Tumulus von Mousseaux: eine Grabanlage der Megalithkultur des fünften Jahrtausends vor Christus. Der Dolmen, so die französische Bezeichnung, wurde erst 1970, gut 130 Jahre nach seiner Entdeckung, wissenschaftlich ausgegraben. In seinem Inneren befinden sich zwei, heute begehbare Grabanlagen mit steinernen Gängen und Seitennischen. Der steinerne Tumulus ist ein dreistufiger Hügel mit einer ursprünglichen Gesamthöhe von fünf Metern.

Ile de Noirmoutier, im Salzgarten

In Beauvoir- sur- Mer war früher der Zugang auf die Insel Noirmoutier: Die Insel war bis 1971, aussser mit dem Schiff, auch über die gezeitenabhängige Passage de Gois (Furt) erreichbar: nur zwei Mal am Tag ist die Straße für zwei Stunden passierbar. Der Verlauf der Straße ist gekennzeichnet durch hohe Masten mit kleinen Plattformen, auf die man sich bei plötzlich hereinbrechender Flut retten konnte. Heute ist der Verkehr streng mit Ampeln und Fahreinschränkungen geregelt. Wir beobachteten, wie die mit Platten belegte Straße langsam im Meer verschwand. Heute gibt es zusätzlich eine Strassenbrücke zur Insel, über die wir das Marais der Insel Noirmoutier erreichten. Dort besuchten wir Serge, einen der vielen Salzgärtner der Insel. In charmanter Art erklärte er uns in wohlkingender französischer Sprache alles Wissenswerte über die schönsten und teuersten Blumen der Region: die Salzblumen. Nur an sonnigen, windstillen Tagen kann eine hauchdünne Schicht dieses teuersten und reinsten aller Meersalze an der Wasseroberfläche künstlich angelegter Becken abgeschöpft werden. Schon ein kleiner Regenschauer vermag die „Ernte" zu vernichten und die Arbeit vieler Tage war umsonst! Am frühen Abend kamen wir nach La Rochelle, wo wir für die nächsten fünf Tage unser Quartier im Ibis Hotel, direkt an der Uferpromenade hatten.

Sonntag, 22.04.2018 La Rochelle

Christine Messmer, unsere Stadtführerin in La Rochelle kommt ursprünglich aus der Schweiz. Gleich am frühen Morgen holte sie uns am Hotel ab und führte uns kundig in die Geschichte der einstigen Hochburg der Hugenotten ein. Die Hafenstadt mit ihrem mediterranen Flair hat schon immer eine wichtige Rolle in Frankreichs maritimer Geschichte gespielt. Die gewaltigen Stadttore im Hafen, der Tour St. Nicolas und der runde Tour de la Chaine waren mit einer Kette verbunden, mit der die Hafeneinfahrt abgeriegelt werden konnte. Der Tour de la Lanterne diente als Wach-und Leuchtturm sowie als Kerker. Von seiner Galerie aus genoßen die Ersten bereits gestern Abend einen herrlichen Panoramablick. Christine verstand es gut, unser Interesse für das pittoreske Städtchen zu wecken und wir folgten ihr auf eine Entdeckertour durch die engen Gassen der, durch Salz- und Weinhandel einstmals sehr reichen Stadt. Ende des 16. Jahrhunderts wurde La Rochelle, das französische Genf, zur Hochburg des Protestantismus. Die nachfolgenden Glaubenskriege setzten der wirtschaftlichen Blüte ein Ende. Erst 100 Jahre später wurde durch den Sklavenhandel über den neuen Hafen La Pallice die Wirtschaft wieder angekurbelt. Leider ist vor fünf Jahren das prächtige vierhundert Jahre alte Rathaus fast vollständig abgebrannt. Die Restaurierung macht große Fortschritte und bald wird man hoffentlich das bedeutendste Baudenkmal der Stadt wieder in seiner alten Pracht bewundern können. Auch in der jüngeren Geschichte spielte La Rochelle durch seine günstige Lage eine gewichtige Rolle: 1942 übernahm die Deutsche Wehrmacht die Stadt und baute zwei riesige U-Bootbunker.

Stadtentdeckungen

Nach der Führung unternahmen wir eigene Erkundungen des Städtchens. Die engen Gassen der Innenstadt sind seit 1976 Fußgängerzone. Dort laden nette Cafés und Restaurants zum Verweilen ein. Vor der Markthalle stehen eine Vielzahl bunter Marktstände und locken mit ihren Angeboten. Im Museum Le Bunker, unternahmen wir eine Zeitreise in die Zeit des Zweiten Weltkrieges. In einem ehemaligen Bunker für deutsche Offiziere, mitten in der Stadt, ist die Geschichte der deutschen Besatzung und des französischen Widerstandes dargestellt. Die U- Bootbunker, der Westwall, die ganze Sinnlosigkeit des Krieges wie auch die kleinen Annehmlichkeiten im Kriegsalltag, Musik, Tanz und ein Gläschen Schnaps in der unterirdischen Bar, werden hier gezeigt. Ein bedrückendes Zeugnis aus den dunklen Jahren der deutsch- französischen Geschichte. Wieder am Tageslicht konnten wir uns auf´s Neue von der Gastfreundschaft der Franzosen bei einer Mittagspause in einem der kleinen Lokale erfreuen!

Im Marais

Am Nachmittag stand ein Ausflug in das Marais de Poitevin, in das grüne Venedig Frankreichs auf dem Programm. Ein Labyrinth von Wasserläufen durchzieht die Gegend, die vor Jahrhunderten von Benediktiner- und Zisterziensermönche durch gezielte Entwässerung in fruchtbares Land verwandelt wurde. Die typischen flachen schwarz geteerten Kähne waren die Transportmittel im Marais: so wurden Waren, Tiere und Menschen, tot oder lebendig, durch die Sumpflandschaft transportiert. Wir bestiegen zwei dieser Kähne und ließen uns von jungen Burschen durch die Kanäle schippern. Ein besonderes Erlebnis war das Entzünden der manuell heraufgepumpten Sumpfgase, die unsere beiden Guides an der Wasseroberfläche entzündeten. Die herrliche Wasserlandschaft erinnert an den Spreewald. Eine schier unendliche Vielfalt grüner Farbvariationen und dazwischen blühender Flieder. Herrliche Ruhe und ländlichen Charme umgibt auch den kleinen Ort. Eine Eisdiele lockte mit ihrem Angebot und so verlebten wir einen entspannten Urlaubstag in der herrlichen Ruhe dieser alten Kulturlandschaft. Am Abend trafen wir uns alle im Le Chaim, einem Restaurant an der Promenade, das mit einer leckeren Menüauswahl genau nach unserem Geschmack aufwartete.

Montag, 23.04.2018 Ile de Ré

Über eine der längsten Brücken Frankreichs mit fast drei Kilometern, gelangen wir schnell auf die Ile de Ré, die wegen ihrer weißen Häuser und den hellen weißen Sandstränden auch weiße Insel genannt wird.

Phares des Baleines

30 Kilometer ist sie lang und an ihrem nördlichen Ende sind die Phares des Baleines, die beiden Leuchttürmen der Walfische. Von 1682-1854 war der kleine Turm in Betrieb. Danach wurde der neugebaute 57 Meter hohe Nachfolger in Betrieb genommen. Fast die ganze Gruppe stellte sich der Herausforderung, die 257 Treppenstufen zu erklimmen. Oben angelangt wurden wir von einer fantastischen Aussicht belohnt.St. Martin de RéSt. Martin de Ré ist der Hauptort der Insel. Trotz der mächtigen Mauern und Verteidigungsanlagen wirkt der Ort leicht und beschwingt. Im 17. Jahrhundert hat Vauban, der Festungsarchitekt Ludwig XIV, die Anlage modernisiert. Die sternförmige Zitadelle steht, wie auch die anderen Vaubananlagen in Frankreich, seit 2008 unter dem Schutz der UNESCO. Vom Glockenturm der 1964 abgebrannten Kirche St. Martin hat man einen herrlichen Blick über die Dächer der Altstadt, die Zitadelle, den Hafen und das Meer. Die Markthalle von St. Martin bietet täglich fangfrische Fische und andere Meerestiere zum Kauf. Viele kleine Boutiquen und Läden mit regionale Spezialitäten findet man in den kopfsteingepflasterten Gassen der Altstadt: handgemachte Seifen aus Eselinnenmilch, Fleur du Sel, Karamellen, Kleidung und natürlich Nippes jeder Art. Ein besonderes Mitbringsel sind die kleinen Stoffeselchen mit den gestreiften Hosen: Zum Schutz vor Moskitos trugen früher die Lastesel der Insulaner  Hosenbeinlinge aus Leinen.Mit einem herrlichem Blick über das Meer, auf der Anhöhe einer der Bastionen, ließen wir uns einen leckeren Umtrunk schmecken: Pineau, das für die Insel so typische Getränk aus Traubenmost und Cognac. Das Gemisch entstand aus der Unachtsamkeit eines Winzers, der seinen Most in ein noch mit Cognac gefüllten Fasses einfüllte....welch ein Glück für uns- und welch ein Geschmack!Dienstag, 24.04.2018 RochefortHeute besuchten wir die königliche Seilerei in Rochefort. Der Ort liegt zwischen Meer und Binnenland und hat einen Hafen, der zwanzig Kilometer vom Atlantik entfernt, im Schutz der Inseln Ré, Oléron und Aix, an der Charente liegt. Die Charente ist von der Mündung bei Rochefort in den Golf von Biscaya bis Angoulême schiffbar. Unter Ludwig XIV wurde die Stadt zum Marinestützpunkt ausgebaut und eine der Hauptwerften der französischen Kriegsflotte errichtet. Von 1666 bis zum Ersten Weltkrieg wurden hier etwa 350 große Segelschiffe gebaut. Das hierfür benötigte kilometerweise Tauwerk konnte vor Ort in der königlichen Seilerei gefertigt werden. Bei einer Führung durch die königliche Seilerei wurden wir über die Bedeutung und Herstellung der gewaltigen Trossen von einem charmanten jungen Mann informiert, den es vor Jahren von Berlin hierher in das Land seiner Großeltern zog.Im Marinemuseum, das in einem kleinen Palais aus dem 17. Jahrhundert untergebracht ist, erfuhren wir viel Wissenswertes über die große Zeit der Segelschiffe. Modelle und Gemälde der gewaltigen Segler zeigen eindrücklich den Unterschied zu den neuen leichten, wendigen und schnellen Fregatten, wie der Hermione, die, mit einer Bauzeit von nur elf Monaten, 1779 im Marinearsenal von Rochefort nach Plänen von Henri Chevillard gebaut wurde. Marquis de La Fayette segelte mit ihr 1780 nach Boston, um die amerikanischen Kolonisten in ihrem Unabhängigkeitskampf zu unterstützen.Die schachbrettartig angelegte Stadt mit ihrer Festungsmauer sowie die königliche Seilerei, tragen deutliche Spuren der Militärarchitektur des 17. Jahrhunderts. Und doch hat diese Stadt eine gewisse Leichtigkeit, die an das bizarre französische Filmmusical 'Die Mädchen von Rochefort ' mit Catherine Deneuve und ihrer Schwester, als die Zwillingsschwestern Solange und Delphine, erinnert.Schwebfähre über die CharenteDie Schwebefähre von Rochefort, um 1900 von Ferdinand Arnodin konstruiert, führt über die gezeitenabhängige Charente. Die beiden stählernen Kolosse sind in 50 Meter Höhe durch einen Brückenträger miteinander verbunden. Daran hängt eine dadurch vom Hochwasser unabhängige Gondel, die es den Fahrgästen ermöglicht, von einem Ufer an das andere zu gelangen. Im neuen Informationszentrum begaben wir uns auf eine virtuelle Fahrt über das Delta. Momentan werden die beiden Pylone restauriert, ein neuer Parkplatz und die Zufahrtsstraße werden angelegt- schnell verließen wir diese laute Baustelle wieder. Unser Busfahrer Frank hatte dort ein schwieriges Rangiermanöver zu meistern. Nicht einfacher wurde es für ihn in den engen Gassen des Städtchens Fouras: um an die Burg, ein mittelalterliches Wehrschloss, ein weiteres Beispiel der Befestigungsanlagen an der französischen Atlantikküste, zu gelangen, war Millimeterarbeit gefordert! Am Strand herrschte schon reges Treiben, in´s noch kühle Wasser traute sich, außer den Anglern, noch niemand!Mittwoch, 25.04.2018 Besuch einer AusternzuchtUnser heutiger Ausflug führte uns zu der größten der Insel vor La Rochelle, zur Ile d´Oléron. Zuvor fuhren wir nach Marennes, einem kleinen Städtchen auf dem Festland, mitten im Austernzuchtgebiet der berühmten grünen Marennes- Auster. Die flache Sumpflandschaft am Mündungstrichter der Seudre ist von Kanälen und Salzgärten geprägt. In der Cité de l´Huîtres erwartete uns bereits die gut gelaunte Führerin Aline, die uns die Aufzucht und das Leben der Austern detailreich und mit viel Humor erklärte. Durch ihre pantomimischen Einlagen machte die Führung richtig Spaß und es war eine Freude, ihre Erklärungen zu übersetzen. Im Restaurant der Cité de l´Huître gab es dann die große Überraschung: ein Brunch mit frischen Austern, knusprigem Baguette, gesalzener Butter und einem kühlen Weißwein! Zum Abschluss des Besuches sahen wir in einem sehr aufwändig gedrehten Film die ganze Herrlichkeit der Küstenlandschaft aus der Vogelperspektive. Vorbei an dem im Wasser liegenden Fort de Louvois erreichten wir schnell, über das mittlerweile auf Platz Drei der längsten Brücken rangierenden Viaduct, die größte der Atlantikinseln, die Ile d´Oléron. In St. Pierre d´Oléron machten wir einen kurzen Abstecher zu der sogenannten Totenlaterne von St. Pierre. Das eindrucksvolle rätselhafte Monument ist ein Zeugnis des Volksglaubens, das bereits vor 800 Jahren erbaut wurde. Niemand weiß, welchen Zweck der 25 Meter hohe schlanke Turm hatte.Schifffahrt zum Fort BoyardLeider frischte das Wetter mehr und mehr auf und in Boyardville, einem kleinen Fischerort mit mediterranem Flair, freuten sich die Händler über einen Bus voller frierender Touristen, die dankbar die wasserdichten Seemannsjacken erstanden! Doch trotz des Regens vertrauten wir auf die angekündigte Wetterbesserung und machten uns auf den Weg zum Schiff, das uns über die stürmische See hinaus zur Ile d´Aix brachte. Staunend sahen wir die hohen Wellen, die an das in der Mitte des Wassers liegenden Fort Boyard klatschten. Das Fort Boyard ist eine 1804 eigenwillig konstruierte ellipsoide Seebastion von 68 × 31 Metern und einer Höhe von 28 Metern. Durch die Weiterentwicklung der Waffentechnik, war die Anlage zum Schutz für das Festland bereits vor ihrer Fertigstellung überflüssig geworden und diente lange Zeit als gefürchtetes Gefängnis. Heute ist sie Kuisse und Drehort der beliebten französischen Fernsehspielschau 'Fort Boyard'.Im Norden der Insel steht der Leuchtturm Chassiron. Hier branden die Wellen des Atlantik an die ungeschützte wilde Küste. Das zauberhafte Licht an dieser Landspitze hat schon der Römer Plinius beschrieben. Auf dieser Insel verbrachte Eleonore von Aquitanien, 16 Jahre ihres Lebens in Gefangenschaft. Es gibt mit Sicherheit unangenehmere Orte für eine Gefangenschaft und wir waren uns alle einig, dass man hier länger verweilen könnte.Donnerstag, 26.04.2018 SaintesHeute hieß es Abschied nehmen von La Rochelle.Römisches AmphitheaterMediolanum Santonum, so nannten die Römer die Stadt Saintes am Ufer des Flusses Charente, die heute kaum mehr Einwohner hat, als zur Römerzeit. Nach einem beschwerlichen Fussmarsch war unser erstes Ziel erreicht: die beeindruckenden Überreste des römischen Amphitheaters. Es bot Platz für 15.000 Menschen und wurde in der Regierungszeit Kaiser Claudius im ersten nachchristlichen Jahrhundert fertiggestellt. 'Brot und Spiele' mit dieser Strategie wollten die Machthaber mit inszenierten Großereignissen schon vor 2000 Jahren das Volk von aktuellen politischen Problemen ablenken.Direkt am Ufer des Flusses steht ein weiteres Zeugnis der römischen Kultur: der römische Triumphbogen, der Kaiser Tiberius und seinen Adoptivsöhnen Germanicus und Drusus gewidmet ist. Er wurde von einem reichen Bürger der antiken Stadt gestiftet, der den Doppelbogen auf der römischen Brücke am Endpunkt der Straße von Lyon errichten ließ.St. EutropeDie alte Pilgerkirche St. Eutrope gilt als eine der bedeutendsten romanischen Kirchen am Jakobsweg. Die Kirche hat eine große, als Unterkirche bezeichnete Krypta, mit dem Sarkophag des Heiligen. In der Krypta und im Chor fallen besonders die reich verzierten Kapitelle ins Auge. Die gewaltige Größe der gesamten Anlage ist den Pilgerscharen des elften Jahrhunderts geschuldet. Saintes war Kreuzungspunkt mehrerer Pilgerrouten- die Kirchen mussten tausende frommer Pilgersleute beherbergen.In der Abbey des Dames bestaunten wir das wunderschöne romanische Portal mit seinem, in den Bögen versteckten, biblischen Bildprogramm. Daneben ist für die musikalische Sommersaison ein begehbarer Musikpavillon errichtet, in dessen Inneren man auf urigen Instrumenten nach den Regeln eines Impresario Märchenhaftes musizieren kann.Rémy MartinAm Nachmittag besuchten wir die Cognacbrennerei Rémy Martin in Cognac. Nach der peniblen Einlasskontrolle durften wir in das Anwesen des berühmtesten Cognacherstellers der ganzen Welt eintreten. 1724 gegründet, ist er heute weltweit der zweitgrößte Hersteller von Cognac. Auf über 150 Hektar eigener Rebfläche wachsen die Reben der Brennweine für den Cognac, und 2000 Winzer stehen zusätzlich unter Vertrag. Die kleine betriebsinterne Bahn brachte uns zu den verschiedenen ebenerdigen Kellern, die hier Chai heißen. Das aufwändige Destillationsverfahren und die Cuvierung von Bränden aus der Grand und Petite Champagne ist das Qualitätsmerkmal der Marke. Staunend erfuhren wir von Preisen für die edlen Brände, die weit über die 6000 € Marke klettern können. Bei der anschließenden Verkostung konnten wir uns von der Qualität der Produkte aus dem Hause Rémy Martin selbst überzeugen. Dazu wurden leckere Käsecräcker und Macarons gereicht- der Name verpflichtet! Am frühen Abend kamen wir in unserem Hotel in Bordeaux an, wo wir gleich nach dem Abendessen müde in unsere Betten sanken.Freitag, 27.04.2018 BordeauxMit unserem Stadtführererin Otti , ehemals aus Bayern stammend, starteten wir vom Hotel aus Richtung Innenstadt. Die vielen Baustellen ließen uns viel Zeit, um die Sehenswürdigkeiten vom Bus aus zu bewundern. Bordeaux ist die heimliche Hauptstadt Frankreichs. Die Bordelais sind ein eigenwilliges Volk und haben ihre Probleme mit Paris. Für sie ist hier das wirtschaftliche, politische und geistige Zentrum des französischen Südwestens. In den letzten Jahren hat sich die Stadt verändert und ist in der Moderne angekommen. 2007 wurde die Bedeutung der Stadt gewürdigt und ihr reiches Kulturerbe in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen.UNESCO WeltkulturerbeDer Platz des Quinconces mit dem Girondisten Denkmal und der Brunnenanlage ist der größte Platz Europas. Er gehört, wie auch der halbrunde Platz vor der Börse, zu den schönsten Plätzen der Welt. Von der anderen Flußseite hatten wir einen herrlichen Blick auf die im Halbkreis in einer Biegung der Garonne liegenden Stadt, die den Namen Port de la Lune, Hafen des Mondes, trägt. Vor zehn Jahren bekam die Stadt den größten Wasserspiegel der Welt. Das Kunstwerk ist gleichzeitig ein riesiges Spielgelände für Kinder und eine willkommene Erfrischung sowie eine Spiegelfläche für die Häuserzeile um den Börsenplatz. Mit viel Charme und Wissen führte uns Otti durch ihre Stadt und sparte auch nicht mit netten Anekdoten. Die Kathedrale, die Oper und die pittoresken Gassen der Altstadt waren unsere Ziele, bis wir schließlich wieder an das Ufer der Garonne gelangten.MédocAm Nachmittag unternahmen wir eine kleine Rundfahrt durch das Médoc, die bekannteste Weinbauregion der ganzen Welt. Wie ein Dreieck liegt die Halbinsel zwischen dem Atlantik und der Gironde. Cabernet, Sauvignon und Merlot, sind die meistangebauten Rebsorten. In diesem gerade mal 16.000 ha umfassenden Gebiet, das mit klangvollen Namen berühmter Weingüter aufwarten kann, haben die Reben optimale Wachstumsbedingungen. Im Château Maucaillou konnten wir bei einer Weinprobe den tief dunklen Bordeaux Wein probieren. Wir passierten die berühmten Châteaux Margaux und Cos d´Estournel und warfen einen Blick über die Mauer auf Château Lafite- Rothschild. Bei Paullac warfen wir einen Blick auf den bis 15 Kilometer breiten breiten Mündungstrichter der Gironde.Samstag, 28.04.2018 Dune de PilatDer Höhepunkt des heutigen Tages war eindeutig der Besuch bei der Düne von Pilat. Das Wetter war ziemlich kühl und windig, der Aufstieg zur Düne hat sich trotzdem gelohnt. Sie ist die größte Wanderdüne Europas, die nahezu ungehindert den hinter ihr liegenden Wald verschlingt. Die reine Sandfläche beträgt 135 ha, sie ist 110 Meter hoch, 500 Meter breit und fast drei Kilometer lang: 60 Millionen m³ Sand. Starke Winde transportieren den Sand auf die Düne und treiben sie zwischen einem und fünf Metern pro Jahr ostwärts. Sie ist beständig in Veränderung. 170 Stufen führen nach oben. Wer den Aufstieg nicht gescheut hat, wurde mit einem grandiosen Blick über das Becken von Arcachon und den Atlantik belohnt und ist von der Faszination des gewaltigen Sandberges gefangen. Jährlich besuchen über 1 Million Touristen das Naturdenkmal.ArcachonDas Städtchen Arcachon, mit seinen Villen aus der Belle Epoche war im 19. und 20. Jahrhundert der angesagte und beliebte Urlaubsort- im Winter wie im Sommer. Auch heute hat der Ort noch mondäne Züge: Das Casino lädt ein, sein Glück zu versuchen. Für das schöne Riesenrad am Strand war es uns zu kühl und wir nahmen gleich das erste Schiff zur Ile aux Oiseaux, der Vogelinsel, und schipperten vorbei an Austernparks zu den properen Fischerdörfern auf dem Cap Ferret. Längst sind die einfachen Hütten dort verschwunden und grandiose Villen schmiegen sich an den vom Meer umspülten Bergrücken des Kaps.Den Abend verbrachten wir gemeinsam im Restaurant 'Tables Vatel' bei köstlichen Spezialitäten und Varietäten rund um das Thema Ente. Das Lokal machte seinem Namenspatron Francois Vatel, einem der bedeutendsten Küchenmeister des 17. Jahunderts, alle Ehre. Ein gemeinsamer Umtrunk mit einem regional typischen Lillet, einem Aperitif aus Weinen und Fruchtlikören eröffnete unseren Abschiedsabend, der sich noch bis in die späte Nacht zog.Sonntag, 29.04.2018 OrléansAm Morgen verabschiedeten wir uns von den Fluggästen und packten unsere Koffer in den Bus, um wieder zurück Richtung Nord-Osten zu reisen. Hinter uns lagen schöne Urlaubstage. Wir verspürten in den vergangenen Tagen den Reiz, der von diesem Landstrich seit Jahrhunderten ausgeht: Das milde Klima, die französische Eleganz der Badeorte, die wilde Ursprünglichkeit des Atlantik und die maritime Küche locken bis heute Touristen aller Herren Länder in diese Region, in der traditionell die Franzosen ihren Sommerurlaub verbringen.Unser erstes Zwischenziel war die Stadt Orléans an der Loire. Wir besuchten das Haus des Schatzmeister des Herzogs von Orléans, in dem 1429 die junge Jeanne d´Arc wohnte. Es wurde 1940 wieder aufgebaut. Im Hundertjährigen Krieg war die Stadt die letzte Bastion der Franzosen gegen die Engländer. Unter der Führung von Jeanne wurde die Stadt am 8. Mai 1429 von der Belagerung befreit. Hier erhielt sie den Beinamen ´Jungfrau von Orléans´. Ihr Denkmal steht zentral in der Stadt und hebt die, von der Kirche zur Heiligen erklärte junge Frau, die den Märtyrertod auf dem Scheiterhaufen in Rouen erleiden musste, in den Stand einer Nationalheldin von Frankreich. Die gewaltige Kathedrale zum Heiligen Kreuz von Orléans, mit ihren 82 Meter hohen Türmen, ist in ihrem heutigen Erscheinungsbild im nachgotischen Stil ab 1601 neu gebaut. Doch erst 1829 konnte König Karl X ihre Fertigstellung feiern lassen. Nach einem kurzen Stadtbummel war es auch schon wieder Zeit weiterzufahren, lag das Hotel für unsere Zwischenübernachtung doch in der 270 Kilometer entfernten Stadt Reims, die wir am Abend erreichten. Unser Quartier lag ausserhalb der Stadt, und bot uns allen erdenklichen Komfort für unsere Zwischenübernachtung. Nach einem mehr als reichhaltigen Abendessen sanken wir erschöpft in unsere Betten.Montag, 30.04.2018 HeimreiseNach einem leckeren Frühstück hatten wir fast 900 Kilometer Autobahn bis Dresden zu bewältigen. Die Fahrt durch die herrlichen Landschaften war wieder so schön, wie auf unserer Hinfahrt, leuchtende Rapsfelder säumten die Autobahn. In Grünstadt verabschiedeten uns von dem ersten Gast und bis Dresden wurden wir beständig weniger. Schließlich sind wir mit den letzten beiden Reisegästen kurz vor 20:00 Uhr in Kesselsdorf am Betriebshof von Eberhardt Travel wohlbehalten wieder angekommen. Nach insgesamt 4750 Kilometern durfte auch unser Busfahrer Frank seinen wohlverdienten Feierabend genießen!Hinter uns liegt eine herrliche Urlaubsreise mit für die Jahreszeit angenehmen Temperaturen, vielen kulturellen und kulinarischen Highlights und schönen Gruppenerlebnissen.An dieser Stelle möchte ich mich bei Ihnen Allen bedanken, die Sie mit dazu beigetragen haben, diese Reise zu einer unvergesslichen Urlaubsreise zu machen!Die Welt ist rund und hat noch viele interessante Ecken:daher sage ich nicht „Adieu" sondern „Au revoir", auf Wiedersehen!Ich freue mich darauf!
Ihre Reiseleiterin Gabriele Sauer

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Die Reise hat uns sehr beeindruckt. Wir haben sehr viel von Land und Leuten erfahren.
Der Reisebericht, den wir anschließend lesen konnten, ist sehr anschaulich und lässt einige Details, die wir als Nicht-Historiker schnell wieder vergessen hätten, aufleben.
Wir werden die Reise noch lange in guter Erinnerung behalten.
Vielen Dank an Frank, den souveränen Busfahrer und Gabriele, der gut informierten Reiseleiterin.
Ludwig und Uschi Költzsch

Költzsch, Ludwig
16.05.2018