Reisebericht: Rundreise entlang der Atlantikküste mit Fluganreise

24.07. – 03.08.2019, 11 Tage Rundreise durch Frankreich entlang der Atlantikküste mit Noirmoutier – La Rochelle – Rochefort – Cognac – Bordeaux mit Fluganreise


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Während unserer Reise entlang der französischen Atlantikküste erlebten wir malerische Altstädte, romantische Inseln und genossen das Licht über dem weiten Horizont des Meeres
Ein Reisebericht von
Beate Schroedter
Beate Schroedter

1. Tag Mittwoch, 24.07.2019 Anreise nach Saclay bei Paris

Früh am Morgen begann unsere weite Reise am Dresdner Flughafen, die uns noch an diesem
Tag bis nach Saclay bringen sollte. Da alle hier zusteigenden Gäste überpünktlich kamen, konnten wir schon 10 Minuten vor der planmäßigen Abfahrt aufbrechen. An den nächsten Zustiegsorten bei Nossen/Siebenlehen, Jena-Zentrum und Weimar wurden wir schon von unseren Reisegästen erwartet, so dass wir gegen 7.15 eine erste Frühstückspause einlegen konnten. Doch kurz bevor wir pünktlich an der Esso-Tankstelle bei Neudietendorf ankamen, erreichte uns die Nachricht, dass der hier zusteigende Reisegast leider erst zwanzig Minuten später eintreffen könne. Bald wurden daraus jedoch 35 Minuten bis wir nach Zustieg des Gastes endlich weiter fahren konnten. Rasch ging es nun durch die Bundesländer Thüringen und Hessen zum Kirchheimer Dreieck, wo gegen 11.30 der Busfahrer A. Marx zustieg, der uns während unser gesamten Reise fahren sollte. Unsere Mittagspause verbrachten wir an der Autobahn-Raststätte Losch, wo der letzte Reisegast unserer Busgruppe zustieg. Später mussten wir infolge des gesperrten Autobahnkreuzes von der A 67 auf die A 6 einem Umweg nehmen und gelangten durch den dichten Stadtverkehr von Mannheim auf die A 6. Dann ging es durch Rheinland Pfalz und das Saarland zur Deutsch-Französischen Grenze, die wir am späten Nachmittag erreichten. Mit ersten Informationen über Frankreich und einigen Chansons fuhren wir dann durch die neue Französische Region Grand Est, die seit Beginn des Jahres 2016 die früheren französischen Regionen Alsace, Lorraine und Champagne-Ardenne mit über 5,5 Millionen Einwohnern umfasst. Unsere letzte Pause legten wir an der Autobahn-Raststätte Valmy ein, wo heute die wieder aufgebaute Mühle, ein bepflanzter Hain und eine Denkmal an die berühmte Schlacht von Valmy des Jahres 1792 erinnert. Hier gelang der französischen Revolutionsarmee ein entscheidenden Sieg, der den Vormarsch der antifranzösischen Koalition nach Paris stoppte und zum Rückzug zwang. Johann Wolfgang von Goethe, der als Begleiter des Herzogs Karl August von Sachse-Weimar damals zugegen war, soll am Abend nach der Kanonade im Kreis einiger Offiziere gesagt haben: „Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus, und ihr könnt sagen, ihr seit dabei gewesen."
Spät am Abend erreichten wir schließlich unser Hotel in Saclay, wo bereits die Reisegäste angekommen waren, die sich für eine Anreise per Flugzeug entschieden hatten. Nach einem nächtlichen Abendessen im Hotel konnten wir kurz vor Mitternacht endlich unsere Zimmer beziehen.

2. Tag Donnerstag, 25.07. 2019 Saclay – Le Mans – La Baule

Wie froh waren wir, als wir nach dem Frühstück im Hotel hörten, dass die Heckscheibe unseres Reisebusses, die gestern Nacht bei der Einfahrt auf das Hotelgrundstück zu Bruch gegangen war, inzwischen ersetzt war und der Busfahrer noch genügend Zeit für eine angemessene Nachtruhe hatte.
Unser erstes Ziel sollte heute geschichtsträchtige Großstadt Le Mans sein. Heute berühmt für das legendäre „24 Stunden-Autorennen" reicht die Geschichte der Stadt in gallo-römische Zeit zurück. Von ihr kündet ihre stolz Stadtmauer am Ufer der Sarth, die zu den am besten erhaltenen Stadtmauern der Antike außerhalb Roms gilt. Ihre Blütezeit hatte die Stadt in der Epoche des angevinischen Herrscherhauses der Plantagenet als eine ihrer Residenzen. Aus dem hohen und späten Mittelalter stammt die prächtige Kathedrale, die sich inmitten der Altstadt von Le Mans majestätisch erhebt. Sie biete neben wunderschönen Glasfenstern in der mittleren Chorkapelle, der „Chapelle de la Vierge", prachtvolle Gewölbemalereien, die ein Engelskonzert darstellen. Nach einem kleinen Rundgang durch die hoch gelegene Altstadt blieb noch Zeit für eine Mittagspause. Da die Temperatur inzwischen schon über 40 Grad lag, sehnten wir nun danach, so schnell wie möglich zum Meer zu kommen. Wie gut, dass wir schon am späten Nachmittag die Atlantikküste bei La Baule erreichten, wo unser Hotel Mercure Majestic direkt an der Strandpromenade lag. So konnte jeder noch vor dem erlesenen Abendessen im Hotel einen Spaziergang am Strand unternehmen oder ein Bad im Meer nehmen. Auch die Abendstimmung am Meer war einfach traumhaft schön.

3. Tag Freitag, 26.07.2019 La Baule – Noirmoutier – La Rochelle

Nach einem reichhaltigen Frühstück begannen wir unsere Reise entlang der Französischen Atlantikküste. Sie führt uns zuerst an den Hafen-, Raffinerie- und Industrieanlagen von Saint-Nazaire vorbei und über die 3,3 km lange letzte Brücke über die Loire vor ihrer Mündung in den Atlantik. Die 1974-1975 gebaute Saint-Nazaire-Brücke verbindet die Hafenstadt im Norden mit der Gemeinde Saint-Brevin-les-Pins im Süden. Mit 404 m Stützenweite war sie zur Zeit ihrer Errichtung die Brücke mit der größten Stützenweite weltweit.
Wenig später fuhren wir über ein weiteres beeindruckendes Brückenbauwerk: die 1971 eingeweihte Brücke zur Atlantikinsel Ile de Noirmoutier. Sie ersetzt die alte Passage du Gois, die nur bei Ebbe zu passieren ist.
Die Ile de Noirmoutier ist 48,2 km² groß und 20 km lang. Sie zählt knapp 10.000 Einwohner, die vor allem von Fisch- und Muschelfang, Salzgewinnung, Landwirtschaft (vor allem Kartoffelanbau) und Tourismus leben. Da es inzwischen stark regnete verschoben wir unseren geplanten Besuch eines Salzgartens auf den Nachmittag und fuhren zuerst nach Noirmoutier-en-l'Ile. Dort besuchten wir die Abteikirche Saint-Philibert, die im Jahre 674 von dem berühmten Abt Philibert aus der Abtei Jumiège gegründet wurde. Als im 8. Jahrhundert die Wikinger kamen,um den Ort zu plündern, flohen die Mönche mit dem sterblichen Überresten des in der Abteikirche bestatteten Heiligen Philibert aufs Festland. Erst im Jahr 875 gelangten diese in das burgundische Tournus, wo eine prachtvolle romanische Kirche errichtet wurde, die heute zu den schönsten Kirchen Burgunds zählt. In Nourmoutier-en-l'Ile erinnert heute ein schlichter Kenotaph an den Heiligen. Nach dem Besuch der Abteikirche warfen wir einen Blick über den Burghof zum mittelalterlichen Donjon, der bis zum 17. Jahrhundert allen feindlichen Angriffen stand gehalten hatte.
Während unserer Mittagspause in der Altstadt von Noirmoutier-en-'Ile hörte es allmählich auf zu regnen und so konnten wir am Nachmittag den Salzgarten von Monsieur Chouchouron besuchen. Die Salzgewinnung hat eine lange Tradition auf der Insel, die bis auf das Wirken der Mönche im 7. Jahrhundert zurück geht. Sie bedeckt heute fast ein Drittel der Insel. Jährlich werden hier 2700 Tonnen Meersalz gewonnen und 140 Tonnen „Fleur de Sel". Mit einem Jahresumsatz von 1,3 Millionen Euro ist die Insel Noirmoutier der drittgrößte Salzproduzent in Frankreich. Monsieur Chouchouron erklärte uns sein Handwerk als Salzgärtner sehr anschaulich.
Anschließend ging es zur Passage du Gois. Als wir dort ankamen, war sie schon überflutet, so dass wir nur den Anfang der Passage und die drei Rettungsinseln sehen konnten. Die Passage du Gois ist 4.5 km lang und wird bei Hochwasser vollkommen überflutet. Ihre Fundamente wurden bereits im 18. Jahrhundert gelegt. 1924 wurde die Passage geschottert und mit drei Rettungsinseln ausgestattet und in den 30ger Jahren erhielt sie ihre Plattenbelag. Seit 1987 findet hier jedes Jahr in der zweiten Julihälfte das Wettrennen „Les Foulées du Gois" statt. Sein Höhepunkt ist der 6. und letzte Lauf, der buchstäblich ein „Rennen gegen das Meer" ist.
Am frühen Abend erreichten wir die alte, berühmte und wunderschön erhaltene Hafenstadt La Rochelle. Was für eine Überraschung war es, als wir sahen, das unser Hotel direkt am Uhrenturm und am alten Hafen lag, wo das fröhliche Leben der Einheimischen und der Urlauber nur so brodelte.

4. Tag Sonnabend, 27.07. 2019 La Rochelle und fakultativer Ausflug ins Marais Poitevin

Gut gestärkt durch das Hotelfrühstück lernten wir heute die Altstadt von La Rochelle kennen. Die Stadtführerin Gisela Sebbin nahm uns mit auf eine Reise durch die große Geschichte der Stadt , erklärte uns die alte Hafenanlage mit ihren berühmten Türmen und zeigte uns faszinierende Orte und Plätze. Dann hatten wir etwas Freizeit, um diese Erkundungen auf eigene Faust fortzusetzen und zum Mittagessen einzukehren.
Am Nachmittag stand ein fakultativer Ausflug in das Sumpfgebiet des Marais Poitevin, auch das „grüne Vendig" genannt, auf unserem Programm. Leider regnete es wieder etwas stärker und so nahmen nur etwas mehr als die Hälfte unserer Gruppe an der Bootsfahrt teil, während die Anderen das Kaffee an der Anlegestelle vorzogen. Diejenigen jedoch in den Booten Platz genommen hatten, wurden belohnt, den wenige Minuten später hörte es für längere Zeit auf zu regnen. In gemütlichen Tempo ging es nun durch ein urwüchsiges Naturidyll - eine ideale Erholung für die Seele. Diese nördlich von La Rochelle gelegene Land war lange Zeit vom Meer überflutet und verwandelte sich nach dem Rückzug des Meeres in eine Sumpflandschaft. Im 11. Jahrhundert begannen die Mönche der nahen Abteien die Sümpfe durch den Bau von Kanälen zu entwässern und landwirtschaftlich nutzbar zu machen. König Heinrich IV ließ seinerzeit Fachleute aus Holland kommen, die mit dem Bau von Kanälen und Deichen das heutige Bild des Marais Poitevin schufen. Es umfasst heute eine Fläche von 100.000 Hektar. Gegen Ende der Bootsfahrt setzte der Regen wieder ein und so waren wir froh, am späten Nachmittag wieder nach La Rochelle zurück zu kehren.
Zum Abendessen galt es heute wieder ein neues der vielen Restaurant in der Nähe unseres Hotels zu entdecken.

5.Tag Sonntag, 28.07. 2019 Ile de Ré

Heute eroberten wir unsere zweite Atlantikinsel. Es sollte die Ile de Ré sein. Schon kurz hinter La Rochelle fuhren wir über die fast 3 km lange Brücke zur Ile de Ré, die 1988 fertig gestellt wurde. Sie war seinerzeit die zweitlängste Brücke Frankreichs nach der Loirebrücke bei Saint-Nazaire. Zu ihrer Errichtung wurde neben der Brücke ein Fertigteilwerk eingerichtet, das die Brückensegmente produzierte, welche über ein ebenfalls an der Baustelle errichtetes fahrbares Vorbaugerüst in die Konstruktion eingebaut wurden.
Die Ile de Ré ist 26 km lang und ca. 5 km breit und hat eine Fläche von ca. 85,32 km². Sie zählt ca. 17.500 Einwohner, die von der Fischerei, der Landwirtschaft (Kartoffeln, Gemüse und Wein), der Salzproduktion, der Gesundheitswirtschaft (Thalassozentren an der Südküste) und vom Tourismus leben. Zuerst fuhren wir zu den beiden Leuchttürmen „Phare de Baleine" und den alten Leuchtturm von 1682. Gerade heute bei diesem wolkenlosen, blauen Himmel hatte man eine fantastische Sicht über die Insel und zur Küste. Neben den beiden Leuchttürmen befindet sich noch eine der zahlreichen Fischschleusen, die es auch einst auf der Ile de Ré sowie auf der Ile de Noirmuoutier und der Ile de Oleron gab. Sie wurden seit dem Mittelalter an flachen Stränden angelegt als viereckiger Wall mit 50 x 100 m Kantenlänge, der zum Strand offen und zum Meer geschlossen ist. Dieser Wall verhinderte, das die Fische, die bei Flut ins Becken gespült wurden, bei Ebbe wieder den Weg zurück ins Meer fanden.
Anschließend ging es in den Hauptort der Insel nach Saint-Martin-de-Re. Hier unternahmen wir einen Rundgang, der uns zur Kirche, zur Festung Vaubans und zum Hafen mit seinen vielen Bars und Restaurants führte. Hier hatten wir eine wunderbare Auswahl für unseren Mittagsimbiss.
Bevor wir die Insel verließen legten wir bei der berühmten Ruine der Zisterzienserabtei Notre-Dame-de-Ré einen Fotostopp ein. Sie wurde 1156 gegründet und beherbergte u.a. die französische Königin Marie von Anjou, Gemahlin von König Karl VII., die hier 1463 starb. Die Abtei wurde mehrmals von der englischen Flotte verwüstet, zerstört und danach immer wieder aufgebaut. 1793 wurde das inzwischen nur noch teilweise intakte und von den Oratoriern genutzte Kloster aufgehoben und dem Verfall preis gegeben. Erst 1997 wurde die Ruine gesichert und kann seit dem besichtigt werden.
Anschließend ging es wieder über die Pont de lle de Ré nach La Rochelle, wo uns wieder ein schönes Restaurant zum Abendessen oder ein wunderschöner Spaziergang beim Sonnenuntergang erwartete.

6. Tag Montag, 29.07. 2019 Rochefort

Heute entfernten wir uns etwas von der Atlantikküste, um nach Rochefort zu fahren. Die Stadt liegt am Ufer der Charente, deren Mündung durch die vorgelagerten Inseln Ré, Oléron und Aix optimal vor feindlichen Angriffen geschützt ist. An diesem strategisch absolut günstigen Ort ließ König Ludwig XIV den Marinestützpunkt für seine neu aufgebaute Flotte anlegen. Sein Minister Jean-Baptiste Colbert ließ hier ab 1666 das größte Marine-Arsenal Frankreichs errichten. Hier wurden im Verlauf von 250 Jahren 350 Schiffe gebaut, ausgerüstet und repariert. Zum Marine-Arsenal gehörte die „Corderie Royale", die königliche Seilerei, in der bis zur Einführung der Dampfschifffahrt das gesamte Tauwerk für die Französische Marine hergestellt wurde. In der ehemalige königliche Seilerei hatten wir eine spannende Führung durch einen Mitarbeiter des Museums, der uns die Geschichte des Hauses, das Handwerk der Seilerei und die Finesse von Seemannsknoten mit Wissen und Witz sehr lebendig nahe brachte.
So bestens eingestimmt auf die Seefahrt der Vergangenheit besuchten wir anschließen die Fregatte „Hermione": Sie ist zwar nur ein Nachbau der nicht mehr existierenden legendären Fregatte „Hermione", mit der Marquis de Lafayette von hier nach Nordamerika aufbrach um dort den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg zu unterstützen, aber seetüchtig ist sie ebenfalls. Der junge Mann, der uns auf der Fregatte führt, war selbst bei einer Seereise mit diesem Schiff dabei und konnte uns sehr authentisch vom Leben an Bord eines solchen Schiffes in der Vergangenheit und Heute berichten.
Danach war eine erfrischende Mittagspause genau das Richtige für uns. In einem Restaurant der nahen Altstadt oder im Schatten der Bäume des Parks versuchte jeder der Hitze unter dem fast wolkenlosen Himmel zu entgehen.
Dann wartete noch eine weitere Attraktion auf uns: die Schwebefähre von Rochefort. Einigen von uns war sie schon bekannt aus dem Film „Die Mädchen von Rochefort" von 1967. In diesem romantischen Filmmusical von Jacques Derry spielten Catherine Deneuve und ihre Schwester Françoise Dorléanc sowie Michel Piccoli, Danielle Darrieux und viele andere berühmte Schauspieler der Zeit. Leider war die Schwebefähre wegen einer Reparatur gerade nicht in Funktion. So betrachteten wir dieses im Juli des Jahres 1900 nach den Plänen des Ingenieurs Ferdinand Arnodin errichtete Bauwerk mit Andacht und informierten uns über sein Funktionieren und sein technischen Einzelheiten im „Maison du Transbordeur".
Voller Eindrücke fuhren wir am Nachmittag mit unserem Bus wieder zurück nach La Rochelle.

7. Tag, Dienstag, 30.07.2019 Marennes – Ile d'Oleron – Fort Boyard

Heute stand die Verkostung der berühmtesten Meeresfrucht der Küste von La Rochelle auf dem Programm: die Auster. So besuchten wir am Vormittag in Marennes die „Cité de l'Huitre", wo wir zu einer Austernverkostung mit Brot und Wein empfangen wurden. Im Unterschied anderen Austern ernährt sich diese Art von der mikroskopischen Alge Navicula ostrearia, die im Wasser der Flüsse Charente und Seudre lebt und die der Auster eine smaragdgrüne Farbe verleiht. Anschließend sahen wir einen Film über die Austernwirtschaft und bekamen so eine Vorstellung von dem immensen Auffand, der für die Aufzucht von Austern notwendig ist. Hier im Gebiet von Marennes-Oléron waren wir im Zentrum der Austernproduktion Europas. 450 Betriebe widmen sich hier der Aufzucht und 700 Betriebe der Veredlung von Austern. Was Aufzucht und Veredlung von Austern im Einzelnen heißt, erfuhren wir bei der anschließenden Führung im Bereich der Austernhütten der „Cité de l'Huitre". Nach diesen beeindruckenden Einblicken in die Austernwirtschaft fuhren wir auf die Insel Oléron.
Die Ile d'Oléron ist die größte französische Atlantikinsel und nach Korsika die größte Insel Frankreichs. Sie ist durch eine Brücke, den ca. 3 km langen 1966 gebauten „Viaduc d'Oléron" mit dem Festland verbunden. Die Insel hat eine Fläche von 174 km². Sie misst 34 km in der Länge und 12 km in der Breite. Zuerst fuhren wir hier zur Mittagspause nach Le Chateau d'Oléron, dem Hauptort der Insel. Der Ort, der in der Vergangenheit stets strategisch bedeutend war, besitzt eine mächtige Zitadelle, die in der Zeit von 1630 bis 1704 zum Schutz vor der englischen Flotte errichtet wurde.
Dann ging es weiter nach Boyardville, wo wir am Ticketschalter erfuhren, dass unser Schiff schon 15 Minuten früher als geplant abfahren sollte. So mussten wir uns sehr beeilen, um das Schiff zu erreichen und das bei starkem Regen, der plötzlich einsetzte. Während unserer Bootsfahrt, die uns an dem berühmten Fort Boyard vorbei zur Ile d' Aix führte, hörte der Regen aber ebenso plötzlich auf wie er begonnen hatte und angenehm warme Sonnenstrahlen trockneten schnell unsere nassen Sachen. Nach dieser einstündigen Rundfahrt hatten wir noch etwas Zeit für einen Kaffee, ein Eis oder einen entspannten Bummel am Hafen von Boyardville.
Anschließend fuhren wir nach St. Pierre d'Oléron, wo wir eine ganz besondere Sehenswürdigkeiten besuchte. Es handelte sich um eine Totenlaterne, die in der Zeit um 1300 mit großem architektonischen Aufwand und bauplastischer Finesse errichtete wurde. Sie ist 25 m hoch und stand inmitten eines ehemaligen Friedhofs. An der Nordseite der Totenlaterne sieht man noch heute den Zugang zu der innen liegenden Wendeltreppe. Offenbar diente die Totenlaterne in der Zeit ihrer Errichtung als Ort des „Ewigen Lichts" dem Totengedenken.
Dann wandten wir uns der Westküste der Ile d'Oléron zu, wo wir wunderbare Strände und idyllische Ferienhäuser sahen. Unterwegs kosteten wir ein typisches Getränk der Insel Oléron: den Pineau „Soleil d'Oléron", den uns unsere Reiseleiterin als Eberhardt-Wow anbot.
Dann ging es über den Viaduc d'Oléron wieder zurück zum „Kontinent" und zu unserem Hotel nach La Rochelle. Hier in der wunderschönen Altstadt am Atlantik genossen wir unseren letzten Abend, bevor es am nächsten Tag weiter nach Süden gehen sollte.

8. Tag, Mittwoch, 31.07. 2019 La Rochelle – Saintes – Cognac – Bordeaux

Nach dem wir am Morgen unsere Koffer wieder in den Bus geladen hatten fuhren wir nach Saintes, dem Hauptort der Saintonge. Die Stadt wurde um da Jahr 20 v. Chr von den Römern unter dem Namen „Mediolanum Santonum" an einer der ältesten Römerstraßen Galliens, der Via Agrippa, gegründet. Mit ca. 15.000 Einwohnern war sie in der Antike Hauptstadt der Provinz Saintonge. Diese Epoche der antiken Provinzhauptstadt dokumentiert das bis heute erhaltene Amphitheater von Saintes, das wir uns zuerst besuchten. Dieser Bau vermittelte uns eine ungefähre Vorstellung von der Größe und Bedeutung des Ortes, in den den, laut Legende, der Heilige Eutropius im 1. nachchristlichen Jahrhundert das Christentum verbreitet und dafür hier den Märtyrertot erlitten haben soll. Im 6. Jahrhundert entstand um das Grab des Heiligen aus der lokalen Verehrung ein Pilgerkult, der seine Blüte im 11. Jahrhundert haben sollte. Zu dieser Zeit lag Sainte an der berühmten Pilgerstraße nach Santiago de Compostela, der Via Turonensis, auf der unzählige Pilger unterwegs waren. Um die großen Pilgerströme aufzunehmen, wurden von der Benediktinerabtei Cluny erfahrene Baumeistern entsandt, die in Saintes einen neuen, mächtigen Kirchenbau errichteten. An diesem heute nur noch teilweise erhaltenen Bau beeindruckte uns besonders stark die riesige Wallfahrtskrypta aus den 80ger Jahren des 11. Jahrhunderts.
Dann spazierten wir durch die Gassen der Altstadt zur Kathedrale St Pierrre, neben der gerade ein großer Wochenmarkt stattfand. Dies war ein idealer Platz für unsere Mittagspause, denn man konnte hier über den Markt bummeln, die Kathedrale besuchen oder in einem der Caffes oder Bars einkehren.
Anschließend ging es ins Cognac, wo wir am Rand der Kleinstadt Cognac die berühmte Cognac-Brennerei „La Domaine Rémy Martin" in Merpins besuchten. Während einer spannenden Führung erhielten wir eine gewisse Vorstellung von den Geheimnissen der Cognac-Brennerei, deren Produkte wir am Ende der Führung verkosteten.
Im Laufe des Nachmittags fuhren wir weiter nach Süden und erreichten bald Bordeaux, die Metropole an der französischen Atlantikküste. Hier im Hotel Mercure Bordeaux Château Chartrons, in dem wir für die nächsten drei Nächte einquartiert waren, trafen wir uns später zu einem gemeinsamen Abendessen.

9. Tag, Montag, 01.08. 2019 Bordeaux – Medoc–Rundfahrt

Heute Vormittag lernten wir im Rahmen einer Stadtführung die Altstadt von Bordeaux kennen. Zuerst fuhren wir mit dem Bus von unserem Hotel zur Altstadt. Dann ging es mit der Stadtführerin Dagmar Heyne zu Fuß weiter. Wir sahen das Girondistendenkmal am Place de Quinconces, den Theaterplatz, besuchten das Stadtviertel St. Pierre mit der Börse, besichtigten die mittelalterliche Porte Caihau und die Kathedrale Saint-André und tauchten ein das heutige Fluidum und die bedeutende Vergangenheit von Bordeaux. Leider regnete es  ununterbrochen bis zum Mittag, so dass wir froh waren, zur Mittagszeit in einer Bar oder einem Restaurant einkehren zu können.
Während dessen hörte der Regen auf und wir konnten am Nachmittag bei schönstem Sonnenschein unseren Ausflug ins Medoc starten. Das Medoc liegt nördlich von Bordeaux zwischen der Atlantikküste und dem Mündungsarm der Garonne, der Gironde. Zum Meer geschützt durch einen Kiefernwald entstand landseitig seit dem 17. Jahrhundert eine der bekanntesten Weinbauregionen der Welt. Die mit Reben bestockte Fläche beträgt 15,950 Hektar und erstreckt sich auf einer Länge von 80 km und einer Breite von 10 km. Hier auf den kargen Böden wachsen vor allem die Rebsorten Cabernet-Sauvignon und Merlot. Bei einer Führung durch das Weingut Château Aney wurden wir profund informiert über das 1855 erstmals eingeführte System der Klassifizierung für die Rotweine des Medoc, das in den folgenden Jahren entscheidend für den Preis der Medoc-Weine werden sollte. Dann gab es eine Verkostung bei der wir weitere Details über den Weinbau im Medoc erfuhren.
Anschließend machten wir eine kleine Rundfahrt durchs Medoc, die uns an romantischen Weingütern mit fotogenen Châteaus und am Ufer der Gironde entlang führte.
Dann ging es nach Bordeaux zurück, wo jeder von uns den heutigen Abend nach seinen Wünschen gestalten konnte.

10. Tag Freitag, 02.08. 2019 Arcachon – Dune du Pilat

Heute fuhren wir zum Abschluss unserer Reise noch einmal direkt an die Atlantikküste. So ging es am Morgen zur Dune du Pilat, der größten Wanderdüne Europas. Sie ca. 110 m hoch, 500 m breit und bis zu 2,7 km lang und liegt an der Meeresöffnung des Bassins von Arcachon gegenüber dem Cap Ferret. Nach dem gestrigen Regen war die Luft noch frisch und die Sonne am wolkenlosen Himmel angenehm warm. So war es für uns ein fantastischer Genuss, auf der Düne entlang zu spazieren oder im Sand sitzend den Blick zum Atlantik und seine küstennahen, malerischen Sandbänke zu genießen. Der Zauber dieser Landschaft kann einem kaum entgehen und so ist es sehr verständlich, dass die „Düne du Pilat" zu den schönsten Küstenlandschaften Frankreichs gehört.
Unter dem Eindruck dieses großartigen Küstenerlebnises ging es nun in den Badeort Arcachon. Nach unserer Mittagspause begannen wir von hier aus unsere Rundfahrt im Bassin von Arcachon mit einem Boot der „Union des Bateliers Arcachonnais". Das Bassin von Arcachon ist 155 km² groß, besitzt eine etwa dreieckige Form und wird zum Atlantik hin durch die Halbinsel Cap Ferret abgeschlossen. Während unser Rundfahrt erklärte uns der Kapitän des Schiffes die Austernparks, die hier von ca. 350 Fischern bewirtschaftet werden, und die Art der hier früher eingesetzten Boote, die heute mit Motorantrieb wieder nachgebaut werden. Die Holzpfähle, die die Gebiete der Austernparks abgrenzen, dienten früher der Pfahlmuschelzucht. An der Küste des Cap Ferret sahen wir traumhafte Ferienhäuser in idyllischen Grundstücken. Dazu gehörte auch eine Kapelle, die im 19. Jahrhundert von dem damaligen Besitzer des Grundstückes, einem lange Jahr in Algerien und Marokko tätigen Kaufmann, im maurischen Stiel errichtet wurde und die im Gegensatz zu seiner Villa bis heute erhalten blieb. Dann plötzlich sah unser Kapitän in der Nähe unseres Schiffes drei junge Leute, deren Segelboot gerade umkippte. Er steuerte sein Boot sofort in die Nähe der Unglücksstelle, um die drei Schiffbrüchigen aufzunehmen und zum nächsten Anlegesteg zu bringen. Während sich andere inzwischen herbeigekommene Schiffe um die Bergung des umgekippten Segelbootes kümmerten, warfen wir noch mal eine Blick zur Düne du Pilat, bevor wir zum Anlegesteg von Arcachon zurückkehrten.
Im Anschluss an diese Bootsfahrt, die für zeitweise zum echten Abenteuer wurde, ging es wieder zurück nach Bordeaux,
Am Abend erwartete uns zum Abschied von der Französischen Atlantikküste ein festliches Menü im 5. Stock des Restaurants Talbles Vatel. Hier genossen wir eine wunderbare Aussicht über das abendliche Bordeaux. Dann stießen wir mit einem Aperitif auf unsere Reise an, verabschiedeten unsere Mitreisenden, die am nächsten Morgen per Flugzeug die Heimreise antreten sollten und speisten noch einmal ganz vorzüglich.

11. Tag, Samstag 03.08.2019 Bordeaux – Orleans– Reims

Früh am Morgen stand für uns bereits das Frühstück bereit. Was für eine gelungene Überraschung war es jedoch, als wenig später, während wir unsere Koffer in den Bus luden, einige der „Fluggäste" aus unserer Gruppe plötzlich auftauchten, um uns zu verabschieden. So wurde aus der frühzeitigen Abfahrt aus Bordeaux für uns Busreisende ein wunderschöner Abschied.
Dann ging es durch die nördliche Weinbauregion von Bordeaux und durch die Saintonge zunächst in das Poitou, das als Ursprungsland vieler Legenden, Sagen und Märchen Europas bekannt ist. So hörten wir während unserer Busfahrt durchs Poitou nicht nur die Legende von der aus Thüringen stammenden Heiligen Radegunde, die seit dem 6 Jahrhundert in Poitiers verehrt wurde, sondern auch die Sagen der Melusine und des Königs Blaubart, die hier entstanden sind.
Nach unserer Mittagspause an einer Autobahn-Raststätte bei Tours erreichten wir die an der Loire liegende Stadt Großstadt Orleans. Aus der antiken Zeit, als die Stadt nach dem römischen Kaiser Aurelian „Aurelianum" genannt wurde, hat sich bis heute das rechtwinklige Straßensystem erhalten. Vom Busausstieg an der Loire gingen wir zuerst zum Haus der Johanna von Orleans, dem „Maison de Jeanne d'Arc". Hier im Haus des Schatzmeisters des Herzogs von Orleans, wohnte Jeanne d'Arc im April und Mai des Jahres 1429, nachdem es ihr gelungen war, einen Proviantzug in das von englischen Heeren belagerte Orleans zu bringen. Dann gingen wir zum Denkmal der Jeanne d'Arc, das monumental die Place du Martroi dominiert. Es erinnert an die Befreiung der eingeschlossenen Stadt durch das französische Heer unter der Führung Jeanne d'Arcs am 7.Mai 1429. Anschließend besichtigten wir die spätgotische Kathedrale Sainte-Croix in der Jeanne d'Arc 1909 selig und 1921 heilig gesprochen wurde. Heute wird hier alljährlich am 7. und 8. Mai ein Fest zur Erinnerung an die Befreiung der Stadt von der englischen Belagerung gefeiert.
Nach diesen Eindrücken von der schönen Altstadt Orleans, die ein wichtiges Kapitel in der französischen Geschichte repräsentiert, verließen wir das Land der Loire und fuhren weiter durch Burgund in die Champagne nach Reims, das wir am Abend erreichten.
Hier übernachteten wir am Rande der Altstadt und nicht weit entfernt von der bedeutenden Kathedrale, in der alle Könige Frankreichs gekrönt wurden, darunter natürlich auch Karl VII im Beisein Jeanne d'Arcs. Nach dem Abendessen im Hotel nutzten einige Gäste aus unser Gruppe die Gelegenheit, um einen Spaziergang zur Kathedrale zu unternehmen, wo es nach Einbruch der Dunkelheit noch eine Lichtshow zu sehen gab.

12. Tag Sonntag, 04.08.2019 Rückfahrt nach Dresden

Heute sollte unsere Reise zur Französischen Atlantikküste auch für uns Busreisende zu Ende gehen. Während wir durch die Champagne fuhren, hörten wir noch einen Beitrag unserer Reiseleiterin über die Französische Landwirtschaft, das Problem der Landflucht und was einige Dorfbürgermeister in Frankreich dagegen unternehmen. Später in der Lorraine erfuhren wir einiges über die Bodenschätze und das Ende der Kohle- und Erzförderung in Frankreich. Dann um 12.30 fuhren wir über die französisch/deutsche Grenze und erreichten gegen 1 Uhr unseren ersten Ausstieg in Rheinland/Pfalz. Da sich die Fahrt später jedoch ziemlich in die Länge zog hörten wir einen auf CD gesprochenen spannenden Text aus der FAZ über die Ile de Ré, der im Bus wieder neuen Stoff zum gegenseitigen Meinungsaustausch gab.
Am Ausstiegspunkt bei Neudietendorf verabschiedeten wir einen weiteren Gast sowie unseren Busfahrer, der hier durch einen Kollegen abgelöst wurde. Nach den folgenden Ausstiegspunkten bei Weimar, Jena und Nossen erreichten wir gegen 20.45 den Dresden Flughafen als Ausgangs- und Endpunkt unserer 12 tägigen Reise zur Französischen Atlantikküste. Damit ging eine ganz besondere Reise zu ende, die uns allen noch lange in schöner Erinnerung bleiben wird.

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