Reisebericht: Wanderreise Bretagne – Brise des Atlantiks

04.08. – 14.08.2018, 11 Tage Wandern und Kultur an der Atlantikküste Frankreichs mit Vannes – Carnac – Halbinsel Penmarch – Concarneau – Pointe du Raz – Quimper – Lannion – Ploumanach – Cancale – Mont–Saint–Michel – Rouen (57 Wanderkilometer)


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Auf Schusters Rappen entlang der herrlichsten Küstenabschnitte und durch sagenumwobene Wälder der Bretagne zu Wandern, bietet individuelle Urlaubserlebnisse der besonderen Art: Land und Leute, Kultur und Natur einmal ganz entschleunigt zu erleben!
Ein Reisebericht von
Gabriele Sauer
Gabriele Sauer

1.Tag:  Anreise mit dem Reisebus nach Troyes

Am frühen Samstag Morgen trafen die ersten Teilnehmer der Wanderreise in Dresden zusammen. Bis Grünstadt war unsere Reisegruppe mit 15 Personen dann komplett und wir genossen die ruhige Fahrt im Luxusbus mit unserer Fahrerin Gisela. Nach gut 700 Kilometern erreichten wir in Saarbrücken die Grenze zu Frankreich und passierten die neugeschaffene Region Grand Est, in der vor kurzem das Elsass, Lothringen und Champagne- Ardenne  zusammengefasst wurden. Klangvolle Städtenamen wie Metz, Gravelotte, Verdun, Châlons, Valmy und Reims weckten das Interesse für die Deutsch- Französische Geschichte. Und unsere Hochachtung vor Herrn Geheimrat Goethe stieg, der die Region in strapaziösen Reisen mit der Kutsche bereits 230 Jahre vor uns bereiste! Herrliches Wetter begleitete uns durch abwechslungsreiche Landschaften bis zu unserem ersten Etappenziel in Troyes.

2.Tag:  Von Troyes nach Vannes

Noch recht verschlafen zeigte sich uns das kleine Städtchen Troyes am Sonntag morgen. Gemütlich bummelten wir durch die engen Gassen mit ihren schiefen Fachwerkhäusern zur Kathedrale. Die Stadt atmet noch den Geist des Mittelalters und überall stießen wir auf die Zeugen der Geschichte. Hier wurde der jüdische Gelehrte Raschi geboren. Er studierte auch in Worms und Mainz und war einer der bedeutenden jüdischen Gelehrten des elften Jahrhunderts. Gleich neben der Kathedrale fiel uns eine Schnapsbrennerei auf: friedliche Koexistenz! Der eigentümlich asymmetrische gotische Kirchenbau überrascht durch seinen fehlenden Figurenschmuck: französische Revolutionstruppen hatten die Heiligen von ihren Sockeln geholt. Lediglich die wunderschönen Glasfenster haben unbeschadet die Jahrhunderte überstanden und schaffen eine ganz eigene Atmosphäre im Inneren der Kathedrale.

Angers

Aufgrund der beginnenden Sommerferien in Frankreich mussten wir unsere Route den Staumeldungen anpassen und landeten schließlich noch in Angers, wo wir das beeindruckende Schloss der Blanka von Kastilien bewunderten. 17 gewaltige Türme aus schwarzem Schiefer und weißem Tuffstein verleihen dem Schloss einen wehrhaften Charakter, der heute durch den hübschen Barockgarten im Burggraben gemäßigt wird.
Am frühen Abend erreichten wir schließlich Vannes, die Hauptstadt des Départements Morbihan, wo wir mit einer typischen Bol à Cidre, einer Schale Apfelwein und einem herzlichen "Yec´hed mat", zum Wohl, begrüßt wurden.

3.Tag:  Stadtrundgang in Vannes und der Wald von Brocéliande

Am Vormittag ließen wir uns von der örtlichen Stadtführerin Kristin die Stadt Vannes zeigen. Das beeindruckende Château de l´Hermine verdankt seinen Namen `Hermelin´ dem Wappentier des Herzogs Jean IV. In der Zeit seiner Regentschaft blühte die Stadt auf und wurde mit einer soliden Mauer umgeben. Die gotische Kathedrale, mit 110 Metern Länge eine der längsten in der Bretagne, hat in ihrem fast tausendjährigen Bestehen viele Veränderungen erfahren. Sie birgt das Grab des Heiligen Vincent Ferrer, einem Dominikanermönch: der Heilige ist für viele Handwerker sowie für eine reiche Ernte und guten Wein zuständig. Wir gingen entlang der Stadtmauer zum alten Waschhaus und auf holprigen Kopfstein gepflasterten Straßen wieder in den alten Stadtkern mit seinen pittoresken Plätzen und den alten Fachwerkhäusern. Jetzt galt es noch, sich mit Proviant und Getränken für unsere erste Wanderung zu versorgen.

Forêt de Brocéliande

Zur Mittagszeit machten wir uns auf, den sagenumwobenen Forêt de Brocéliande zu erkunden. Dieser Wald ist der Legende nach der Schauplatz der Artus Sage und es wimmelt geradezu von mystisch- mythischen Plätzen. Unser erster gemeinsamer Spaziergang führte uns zu der Fontaine de Barenton, einer eigentümliche Bläschen absondernden Quelle. Dieser Quelle, an der sich Merlin in Viviane verliebte, werden sagenhafte Kräfte zugeschrieben: ihr Wasser soll Krankheiten heilen und jungen Frauen zu einem Ehemann verhelfen. Eine weitere Legende prophezeit Regen, wenn das Wasser auf einen Stein gespritzt wird. Ob alle nachgesagten Wunder eintreten, wissen wir nicht, doch vom Wahrheitsgehalt des Letztgenannten mussten wir uns anderntags überzeugen lassen: ein heftiger Gewitterschauer brach über Gläubige sowie über Zweifler herein! Im kühlen Schatten des Tales ohne Wiederkehr, in dem Morgane le Fey ihre Liebhaber, untreue Ehemänner, gefangen hielt, machten wir eine kurze Rast, bevor wir das Hochplateau in Angriff nahmen. Der Weg führte uns wieder zurück zum Spiegel der Feen, einem See, an dessen Ufer junge Leute eine kleine musikalische Kostprobe illustrer Instrumente der Welt darboten. Damit endete unser erster Wandertag bei 34° Grad und Sonne. Zum Wasserschloss von Trécesson gelangten wir vollzählig und bequem im klimatisierten Bus!

4.Tag:  Megalithkultur bei Carnac und Locmariaquer

Es gewitterte heftig als wir am nächsten Morgen in Carnac ankamen. Doch Taranis, der keltische Gott des Himmels, des Wetters und des Donners grollte uns nicht allzu lange und so umrundeten wir die großen drei Alignements (Steinreihungen) von Carnac, die mit ihren 4000 aufrecht stehenden Steinen mit einer Höhe von bis zu vier Metern zu den bekanntesten und zugleich beeindruckensten rätselhaften Monumente der Jungsteinzeit vor 6000 Jahren zählen. Ein kleiner Aussichtsturm eröffnet einen faszinierenden Blick über die gesamte Anlage, über deren Bedeutung noch heute Unklarheit herrscht. Auf einem Hügel oberhalb der Küstenstraße von Carnac erhebt sich weithin sichtbar eine kleine Kapelle. In diesem 10 Meter hohen künstlich angelegten Hügel befinden sich ein Dolmen und weitere Bestattungen in Steinkisten. Mit errechneten 30.000 m³ Erdaufschüttung ist es das größte Megalithgrab Europas. Heute wacht über der vorchristlichen Anlage der Heilige Sankt Michael, dem die kleine Kapelle geweiht ist.
Nach so vielen Steinen hatte es das Museum in Locmariaquer schwer, uns noch zu begeistern, auch wenn hier viele Superlative der Vorgeschichte auf uns warteten: der größte Menhir, mit 300 Tonnen Gewicht bei einer Höhe von fast 20 Metern, ein in einem Dolmen zweitverbauter Menhir mit rätselhaften Gravierungen und das längste Galeriegrab der Bretagne mit einer antiken Gesamtlänge von 140 Metern.

Crucuno

Am Dolmen von Crucuno kamen wir dann zu einer wohlverdienten Stärkung mit bretonischem Pflaumenkuchen und marschierten danach noch gut sechs Kilometer durch den Wald, vorbei an  Steinsetzungen und Dolmen, bis nach Erdeven. Doch die Hitze des Nachmittags setzte uns ziemlich zu und so ließen wir eine weitere Besichtigung noch weiterer Steinmonumente einfach sausen! Reichlich müde erreichten wir Quimper, wo wir für die nächsten drei Nächte unser Lager aufschlugen.
Die abendliche Vorspeise im Hotel, Salat mit warmem Ziegenkäse, und ein Fläschchen Cidre weckte dann wieder unsere Lebensgeister.

5.Tag:  Wanderung entlang der Cornouaille Küste und Concarneau

In Tronoen steht der älteste Kalvarienberg der Bretagne. Auf dem Plateau über dem Meer wurde bereits um 1400 eine Kapelle, die Kathedrale der Dünen, und wenige Jahre später ein Kalvarienberg errichtet. Vermutlich befand sich bereits in der Vorgeschichte hier eine Kultstätte- eine Quelle findet sich in unmittelbarer Nähe. Unser Weg führte uns zu den Dünen und, die Ebbe ausnutzend, spazierten wir über den Strand. Die meisten Wassersportler waren in Neopren gewandet, sogar mit der bretonischen Flagge `Gwenn Ha Du`, doch so richtig einladend war das Wasser des Atlantik mit seinen 19° Wassertemperatur wirklich nicht. So begnügten wir uns mit dem Sammeln von ein paar Muscheln und Steinen und versuchten uns am Bau einer `Minimegalithanlage´ im Sand. Soviel Zeit muss sein! Andere Steinbauten hier an der Küste erzählen eine andere Geschichte: Bunker und Unterstände des Atlantikwalls erinnern an die jüngere Vergangenheit. Angesichts dieser Anlagen, ist man immer wieder erfreut, wie freundlich die Franzosen uns Deutschen gegenüber heute sind. Bis St. Guenolé wetteiferten bizarre Felsformationen, mit tosender Gischt zu ihren Füssen, im smaragdblauem Wasser um die Gunst der Fotografen. Die kleine Crêperie `Le Try Men`lud uns ein zur Mittagsrast, bevor wir zum Leuchtturm von Eckmühl weiter zogen. An einen Aufstieg war bei dem hochsommerlichen Andrang internationaler Touristenscharen leider nicht zu denken.

Concarneau

Schließlich wollten wir noch nach Concarneau, der Stadt mit ihren Befestigungsanlagen, die die Handschrift Vaubans, des großen Festungsbaumeisters des 17. Jahrhunderts, tragen.
Von der ´Ville Close`, die der Stadt vorgelagerte Seefeste, hat man einen schönen Blick auf die Uferstraße, an der das ´Amiral´, das Stammlokal des (fiktiven) Kommissar Dupin, liegt. Unter dem Pseudonym Jean Luc Bannalec hat 2012 der Autor und Verleger Jörg Bong einen neuen Serienhelden geschaffen, dessen Einsatzgebiet genau hier in der Bretagne ist. Die Stadt ist seither ein viel besuchter Ort für Krimifans und sie ist fest in der Hand der meist französischen Urlauber, die sich von der ruhigen Abendstimmung am Meer treiben lassen.
Zum Abendessen fanden wir uns alle zusammen in einer kleinen Crêperie in Quimper ein.

6.Tag:  Küstenwanderung zur Pointe du Raz und Locronan

Tamarisken umgeben das kleine Kirchlein `Notre Dame de Bon Voyage` und gleich dahinter beginnt wieder unser Wanderweg, der berühmte GR 34, entlang der Atlantikküste. Zuerst ging es durch einen dichten Wald riesiger Farne, danach öffnete sich der Weg zum Meer! Knapp fünf Stunden wanderten wir in stetigem Auf- und Ab entlang des Küstenpfades und genossen die herrlichen Blicke über das tiefblaue Meer und die schneeweiße Gischt der Wellen. Erika in allen Farben und Formen tauchte die Hügel in violett Töne, Quellen sprangen aus den Felsen, ständig wechselte die Flora und bot dem Auge, wie der Linse, stets neue Attraktionen. Ein beliebtes Ausflugsziel ist, da mit dem Auto bequem anfahrbar, die Pointe du Raz, die westlichste Landspitze Europas in Finistère, die sich 72 Meter über dem Meer erhebt. Hier, wie auf den beiden vorgelagerten Inselchen, befinden sich Leuchttürme und die Statue der Mutter Gottes der Schiffbrüchigen erinnert daran, dass das Meer für die Küstenbewohner seit jeher Segen und Fluch sein kann.
Auf der Rückfahrt machten wir noch Halt an der Kirche in Confort, um dem Glockenspiel der wundertätigen Maria zu lauschen. Mittels eines Seiles wird ein hölzernes Rad hoch oben im Kirchenschiff in Bewegung gesetzt und bot der Reiseleiterin die Chance, mal so richtig am Rad zu drehen! In der Zwischenzeit hat uns Gisela schon unser Bergfest vorbereitet: herrlich kühlen Cidre und bretonische Kekse im Schatten alter Bäume.

Locronan

Ein weiterer Höhepunkt dieses Tages war der Besuch des Städtchens Locronan. Trotz der im Sommer unvermeidlichen Touristen, hat man das Gefühl, hier sei die Zeit stehen geblieben. Die Stadt diente daher auch schon oft als Filmkulisse, so auch für den 1979 von Roman Polanski gedrehten Film `Tess`, der der Durchbruch für die damals gerade achtzehnjährige Nastassja Kinski wurde. 
Am Abend gab es zur Vorspeise eine leckere Tarte Océane mit Gemüse. 


7.Tag:  Quimper, Strandwanderung Île Grande und Whiskyprobe in Lannion

Bevor wir weiterreisten, wollten wir uns noch die Stadt Quimper genauer ansehen. Zusammen mit Yolande, Yoyo, die einer unglücklichen Liebe wegen keine Hamburger mag (...Glück gehabt: nur Franken, Hessen, Sachsen und Thüringer in der Gruppe!) erkundeten wir die Stadt, die ähnlich wie Rom auf sieben Hügeln, am Zusammenfluss dreier Flüsse liegt. Sie war die Hauptstadt der Cornouaille. Wir liefen durch die Gassen der Altstadt und bestaunten die angebotenen Waren in der Markthalle. Obst, Gemüse, Fleisch aus der Region und natürlich die fangfrischen Krustentiere, die sich zappelnd den Händen der Verkäufer zu entziehen versuchten. Nichts für Zartbesaitete und Vegetarier. Wieder draußen bestaunten wir die lila blühenden ´Lilas des Indes`, Botanikern bekannt als Lagerstroemia. Vom Buttermarkt mit seinen netten Crêperien gingen wir, entlang der alten Fachwerkhäuser, zur Kathedrale Saint Corentin. Mehr als sechshundert Jahre mussten vergehen, bis das Gotteshaus seine heutige Gestalt erhielt. Auffallend ist im Inneren der leicht abgeknickt gebaute Chor, der viel Platz für Spekulationen lässt und in dieser Form baugeschichtlich einzigartig ist.

Île Grande

Auf unserem Weg zur Île Grande im Département Côtes- d´Armor erschreckte uns eine riesige weiße Kugel: sollten etwa doch Ausserirdische gelandet sein, wie es Albert Uderzo, der Miterfinder des gallischen Kriegers Asterix, beschrieben hat? Schließlich soll hier ja auch das kleine gallische Dorf liegen, das den Eindringlingen erbitterten Widerstand leistet.... Das Rätsel ist schnell gelöst, es handelt sich um die Schutzhülle einer riesigen Satellitenanlage. Der Kuppelbau von 1961 ist fast 50 Meter hoch und ragt gespenstisch aus dem Wald.
Unsere Wanderung auf der Île Grande fiel buchstäblich ins Wasser. Bei leichtem Regen machten wir uns auf den Weg, die Insel zu umrunden, doch bei dem markanten Aussichtsfelsen, der ein wenig an Ayers Rock erinnerte, erwischte uns ein kräftiger Regenguss, der uns schnell zum Bus zurückkehren ließ.
In Lannion probierten wir uns dann durch die verschiedenen Whisky Sorten der ersten Whisky Destillerie in der Bretagne. Vor 35 Jahren wurde die Idee, mit Whisky an den Start zu gehen von der Brennerei Warenghem umgesetzt und längst haben die edlen Brände einen festen Platz bei echten Kennern.  
Der Abend klang gemütlich, bei Cidre und Crêpes, vom Chef persönlich zubereitet, in familiärer Atmosphäre aus.

8.Tag:  Entlang der Rosa Granitküste von Trégastel bis Trestraou

Die längste Wanderung unserer Reise führte uns erst durch die eleganten Villenviertel von Trégastel, vorbei an den beiden Wassermühlen von Ploumanac´h. Übrigens, gleich hinter dem kleinen See dort zweigt das Traouiero Tal ab, das im sechsten Band der Romane um Kommissar Dupin, `Bretonisches Leuchten`, eine wichtige Rolle spielt. Hier begann dann der geologisch interessanteste Teil der Route. Vor 300 Millionen Jahren sind diese Steine entstanden, die, wie von Riesenhand geworfen, bizarre Formationen bilden. Bei der Interpretation der Gebilde sind keine Grenzen gesetzt: sieht man hier nicht einen großen Stapel Crêpes und sieht das nicht aus, wie Napoleons Hut? Und da hinten, sind das nicht zwei riesige Papageien? Schlafende Riesen schnarchen am Wegesrand und wir gehen über den alten Zöllnerpfad, der uns immer wieder herrliche Ausblicke auf das Meer und die vorgelagerten Inselchen bietet. Das neogotische Schloss auf der Insel Costaérès ist übrigens der Zweitwohnsitz von Didi Hallervorden. Die ganze Wanderung war ein einziges Spiel der Farben: der rosa Granit, der tiefblaue Himmel, das Smaragdgrün des Meeres und dazu die üppig blau- violett blühenden Hortensien sowie die orange leuchtenden Montbretien. Mitten am Strand steht ein kleines Oratorium mit der Statue des Heiligen Guirec. Eine Nadel in seine Nase gestochen, soll heiratswilligen jungen Mädchen einen Ehemann bescheren. Kein Wunder, bei der Beanspruchung, dass die alte Holzstatue längst in massiven Stein ausgetauscht wurde. Am Leuchtturm kletterten wir über die baren Felsen und warfen einen Blick ins Maison Littoral, um uns näher über diese Küstenlandschaft zu informieren. Nach zwei weiteren Stunden erreichte unsere starke Wandergruppe den herrlich weißen Sandstrand von Trestraou.
Nach einer kleinen Pause hatten wir die nächste längere Busfahrt zu bewältigen: Die Hafenstadt und Seefeste St. Malo war unser nächstes Ziel. Im charmanten Hotel Chateaubriand lebt der Geist der französischen Kaiserzeit auf! 


9.Tag:  Mont Saint Michel und Austernverkostung auf der Pointe de Grouin

Schon früh machten wir uns auf zum Mont Saint Michel. Nach genauem Studium der Gezeitentabelle galt es, vor einsetzender Ebbe, den berühmten Berg als Insel zu erleben. Noch vor dem großen Ansturm- sonntags in den Sommerferien- erreichten wir den Inselberg, der tatsächlich noch ganz im Wasser lag. Seine Spitzen und Türme spiegelten sich im Meer- ein grandioser Anblick! Um die obere Abteikirche zu erreichen müssen erst viele steile Stufen erklommen werden, doch die grandiose Aussicht von oben entschädigt für alle Mühen! Ausgerüstet mit Audioguides ließen wir uns die Geschichte der bedeutenden christlichen Wallfahrtsstätte, seit 1979 UNESCO Weltkulturerbe, erklären. Lange Jahre nach der französischen Revolution war die alte Klosteranlage ein gefürchtetes Staatsgefängnis, bevor sich Victor Hugo und andere für die Restaurierung des Ensembles stark machten. Jedes Jahr kommen bis zu zweieinhalb Millionen Besucher zu dem heiligen Berg im Meer, der seit 1300 Jahren die Menschen in seinen Bann zieht.

Pointe de Grouin

Cancale im Sommer mit einem Reisebus zu besuchen erfordert Geduld und Nervenstärke! Der kleine Fischerort ist seit jeher Treffpunkt für Künstler und Literaten, Gourmets und Naturliebhaber. Touristen und Sonntagsausflügler drängen sich in den Restaurants und Lokalen um die wunderbaren atlantischen Austern zu genießen. Die Austern bilden seit hunderten Jahren die Lebensgrundlage der Stadt. Bei den Feinschmeckern in aller Welt genießt die Cancaleser Auster den Ruf, das beste, kräftigste und gleichzeitig zarteste Fleisch zu haben, das leicht nach Jod und Meer schmeckt. Davon wollten wir uns gerne selbst überzeugen und so erstanden wir unsere Huîtres an einem der Verkaufsstände. Um Verletzungen auszuschließen, wurden uns die Muscheln fachmännisch geöffnet und in geeisten Schalen brachten wir sie zum Bus, um sie an einem ruhiges Plätzchen oben am Kap von Grouin gemeinsam zu verspeisen. In der Ferne konnte man den Mont St. Michel sehen und wir spazierten über die Felsnase der östlichsten Landzunge der Bretagne. Ein plötzlich einsetzender Regenschauer vertrieb uns von der Landspitze und so hatten wir anschließend noch genügend Zeit für eigene Entdeckungen in St. Malo.

10.Tag:  Rouen und Reims

Am Nächsten Morgen hieß es `Koffer packen`und Abschied nehmen von der Bretagne, dem Meer und der Küste. Die erste Etappe unserer Rückreise führte uns über die Straße der Gotik nach Rouen. Dort bewunderten wir die Fassade der Kathedrale von genau der Stelle, wo die Staffelei Claude Monets stand! Die heutige Kathedrale Notre-Dame mit ihren beiden Türmen der Westfassade steht auf den Grundmauern eines romanischen Vorgängerbaus. Der Butterturm mit seinen 75 Metern Höhe ist eines der schönsten Beispiele für die Kunstfertigkeit der Bauleute der Hochgotik. Bis 1880 war der Turm über der Vierung mit 151 Metern Höhe das höchste Bauwerk der Welt! Durch die engen Gassen, dicht mit Fachwerkhäusern bestanden, kamen wir zum Justizpalast. An diesem größten, nicht sakralen Gebäude des ausgehenden Mittelalters, waren noch deutlich die Spuren der Häuserkämpfe am Ende des Zweiten Weltkriegs zu erkennen. Wir bestaunten noch den Uhrturm und eilten im strömenden Regen schnell zum Alten Markt, der Stätte an der die junge Jeanne d´Arc 1431 den Flammentod erleiden musste.

Reims

Am frühen Abend erreichten wir Reims in der Champagne. Unser zentral gelegenes kleines Boutique Hotel bot allen Komfort für die Zwischenübernachtung. Zum Abendessen trafen wir uns in einer typischen Brasserie mit herrlichem Art Deco Interieur. Das Boulingrin ist ein bekanntes Traditionslokal am Rande der Altstadt für gehobene Ansprüche. `Mille- feuille au chocolat avec son colis de framboise`ist ein Dessert, das uns noch lange in Erinnerung bleiben wird. In den vergangenen Tagen bekamen wir einen kleinen Einblick in die leckere Küche Frankreichs. Nicht umsonst steht die französische Küche mittlerweile auf der Welterbeliste der UNESCO!
Mit einem kleinen Abendspaziergang zur Kathedrale verabschiedeten wir uns in die Nacht.


11.Tag:  Heimreise

Nach einem für französische Verhältnisse ausgesprochen vielfältigen und vitaminreichen Frühstück, das keine Wünsche offen ließ, bestiegen wir unseren Bus und nahmen die lange Heimfahrt in Angriff. Schon nach drei Stunden erreichten wir wieder in Saarbrücken die Grenze und nach einer staufreien ruhigen Fahrt quer durch Deutschland war am Abend in Dresden unsere gemeinsame Reise zu Ende. Nun hieß es Abschied nehmen.
In den vergangenen elf Tagen meisterten wir gemeinsam gut 60 Wanderkilometer und legten 3000 Kilometer auf französischen Straßen sowie 1300 Kilometern auf deutschen Autobahnen zurück.
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an unserer Fahrerin Gisela, die durch ihre Fahrkünste und ihre fröhliche Art viel zum Gelingen dieser schönen Reise beigetragen hat!
Allen meinen Reisegästen wünsche ich viele schöne Erinnerungen an diese Wanderreise und vielleicht sehen wir uns ja auf einem weiteren Streckenabschnitt des GR 34 wieder!
KENAVO AR WACHAL BREIZH!
Auf Wiedersehen Bretagne!
Ihre Reiseleiterin Gabriele Sauer

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