Reisebericht: Wanderreise Bretagne – Brise des Atlantiks

01.06. – 11.06.2019, 11 Tage Wandern und Kultur an der Atlantikküste Frankreichs mit Vannes – Carnac – Halbinsel Penmarch – Concarneau – Pointe du Raz – Quimper – Lannion – Ploumanach – Cancale – Mont–Saint–Michel – Rouen (57 Wanderkilometer)


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Auf wunderschönen Wanderwegen entlang der wilden bretonischen Küste, den rot-weißen Markierungen des GR 34 nach, erlebten wir überraschende reizvolle Landschaften. Die gastfreundlichen Städte und Dörfer gaben uns Einblicke in das Leben der Bretonen.
Ein Reisebericht von
Gabriele Sauer
Gabriele Sauer

1.Tag: Anreise mit dem Reisebus nach Troyes

Ausgerüstet mit Wanderschuhen und Rucksack trafen die ersten Gäste am frühen Samstag morgen in Dresden am Flughafen zusammen. Trotz der frühen Stunde war die freudige Erwartung auf schöne Urlaubserlebnisse spürbar und so machten wir uns auf Richtung Westen. Wir passierten bekannte Städte mit Geschichte: Chemnitz, Gera, Jena, Erfurt und Eisenach, Fulda, Frankfurt, Ludwigshafen und Kaiserslautern, wir überquerten bekannte und weniger bekannte Flüße, fünf innerdeutsche Ländergrenzen sowie den römischen Limes, bis wir schließlich nach gut 700 Kilometern in Saarbrücken die Grenze nach Frankreich passierten. Troyes in der Champagne war unser erstes Etappenziel. Pünktlich zum Abendessen erreichten wir unser Hotel und ließen uns Salade de Lentilles, Filet Mignon, Flan Champenoise und leckeren Wein aus der Region schmecken.

2.Tag: Stadtführung in Troyes und Weiterreise

Am nächsten Morgen stand die Besichtigung von Troyes auf unserem Programm. Gisela, unsere versierte Fahrerin lenkte ihren Bus gekonnt durch die engen Straßen der Altstadt wo wir zu unserem Rundgang durch die von farbenfrohen Fachwerkhäusern gesäumten Gassen starteten. Troyes, in einer Schleife der Seine gelegen, ist eine vielschichtige Stadt, die ihr mittelalterliches Erbe bewahrt und sich den immer neuen Strömungen in der Architektur doch nicht verschließt. Schon die Kelten und Römer lebten hier in friedlicher Koexistenz, Atilla der Hunne sowie die deutschen Truppen in der Zeit der Besatzung konnten der von der Geschichte zeitweise schwer gebeutelten Stadt nichts anhaben. Hier wirkte der jüdische Gelehrte Raschi; Thibault, der Befreier Jerusalems, schrieb hier seine Liebeslieder für Blanka von Kastilien und mit den Werken Chrétien de Troyes wird der alte keltische Mythos um die Ritter der Tafelrunde und König Artus mit christlichen Tugenden, Minne und Ritterehre gemischt zum ersten großen Publikumserfolg. Tempelritter zogen von hier ins Heilige Land, Gelehrte, Geldwechsler, Handwerker aller Art brachten Reichtum in die Stadt und die Mühlen an der Seine klapperten unablässig... 1429 befreit Jeanne d´Arc die Stadt von den Engländern. Hundert Jahre später fällt die Stadt einem verheerenden Stadtbrand zu Opfer, von dem sie sich jedoch schnell wieder erholt und zu einem wichtigen Zentrum der Bildhauerei, Malerei und Glasfensterkunst aufsteigt, von dem wichtige Impulse für die europäische Kunst der Neuzeit ausgingen. Die seltsame asymmetrische Fassade der Kathedrale verblüfft durch ihre Schmucklosigkeit- die französische Revolution hinterließ hier sichtbare Spuren. Doch im Inneren des Gotteshauses lassen die prächtigen Glasmalereien der Fenster aus sechs Jahunderten Zeit und Raum vergessen! Auch in den Gassen scheint die Zeit stehen geblieben zu sein und hinter den Fenstern meint man die federgeschmückten Hüte der Musketiere zu erblicken. In den großzügigen Parkanlagen und Gärten ließen wir uns vom betörenden Duft alter Rosen locken und bewunderten einen Jardin éphémère im Hof des Hotel de Dieu, bevor wir wieder zu unserem Bus zurück gingen.

Stadtbesichtigung in Le Mans

Am frühen Nachmittag erreichten wir Le Mans und beschloßen kurzer Hand, auch diese wunderschöne Stadt zu besuchen. Allein der Name lässt die Herzen der Rennsportfans höher schlagen, denn hier wird seit fast 100 Jahren mit dem 24- Stunden Rennen Rennsportgeschichte geschrieben, wenn die Boliden mit Spitzengeschwindigkeiten bis 340 Stundenkilometern über die Piste fliegen. Wir bummelten entschieden gemächlicher entlang der Sarthe und bewunderten die gewaltige römische Stadtmauer aus dem 3. Jahrhundert, die ursprünglich 1300 Meter lang und mit 26 befestigten Türmen bewehrt war. Trotz des Wehrcharakters, die Mauer hielt den Bretonen wie den Wikingern stand, wirkt das Gebäude durch seine farblich abgesetzten Zierfriese eher leicht und verspielt. Hoch über der Stadt thront die Kathedrale St. Julien, auf einem Hügel, auf dem bereits die Kelten siedelten. Dort oben, genau vor der Kathedrale hatten wir unsere erste Begegnung mit einem Menhir, dem sogenannten Milchstein, der Anlass zu launigen Scherzen bot. Nach der Besichtigung des imposanten Kirchenbaues, mit seinem romanischen Schiff, dem Chor aus dem frühen 13. Jahrhundert mit seinem eigentümlichen Strebewerk, das unerwarteten Lichteinfall ermöglicht, und der Marienkapelle mit den musizierenden Engeln aus dem 14. Jahrhundert drängte es uns wieder hinaus in die nachmittägliche Sonne. In den Gassen wurden berühmte Mantel- und Degenfilme wie "Cyrano de Bergerac" mit Gérard Depardieu und "Der Mann mit der Eisernen Maske" mit Hollywoodstar Leonardo di Caprio gedreht. Heute ging es friedlich zu, ein Flohmarkt mit buntem Angebot lockte die Flaneure.

3.Tag: Stadtführung in Vannes

Am Vormittag holte uns unsere Stadtführerin Kristin am Hotel ab und wir ließen uns direkt an das Stadttor von Vannes bringen. Am Wochenende war Segler Messe, der Hafen war noch gesäumt von weißen Zelten und unterstrichen so den bretonischen Namen Vannes: Gwened, die Weiße. Sie liegt am Ende des Golfe du Morbihan geschützt von massiven Stadtmauern. Durch das Saint-Vincent-Stadttor kamen wir in die Altstadt. Jenseits des Tors drängen sich dicht an dicht Gebäude aus dem 17. Jahrhundert. Rund um den Place des Lices, an dem die mittelalterlichen Turniere ausgetragen wurden, stehen Stadtvillen neben alten Fachwerkhäusern. Die Fassaden leuchten in fröhlichen bunten Farben. Hinter der Kathedrale bietet die Rue Saint-Gwénaël eine große Auswahl an Baudetails, bis hinab zur Porte Prison, an der das malerische Viertel Saint-Patern beginnt. Von der Porte Prison gingen wir entlang der Garenne-Promenade, die an den im 13. Jahrhundert errichteten Stadtmauern entlangführt. Türme und Tore folgen in bemerkenswerter Harmonie aufeinander, zu ihren Füßen bewunderten wir die schönen französischen Gärten und daneben das beeindruckende Château de l´Hermine mit einem überdimensionalen Hermelin Wappen aus roten und weißen Blumen. Die öffentlichen Waschplätze neigen ihre langen Schieferdächer malerisch über die Marle. Viel zu schnell ging die Zeit vorüber, doch es reichte noch für einen Blick in die Kathedrale, die mit 110 Metern Länge eine der größten in der Bretagne ist und um bei der Skulptur "Vannes et sa femme" zu rätseln, wer denn nun der Mann und wer die Frau sei!

Wanderung im Wald Brocéliande

Unsere erste gemeinsame Wanderung führte uns zum Sagenwald von Brocéliande, der noch vor ein paar Jahren lediglich als der Wald von Paimpont bekannt war. Dieses Waldgebiet sei der Schauplatz der Artus Legende. Hier zwischen Weiher, Quellen, Felsen und Dickicht sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt und allein bei der Nennung des Namens denkt man unweigerlich an den Zauberer Merlin, an Viviane und an den Ritter Lancelot. Wir spazierten zur magischen Quelle von Barenton, doch wir begegneten weder Merlin noch Viviane- lediglich ein streunender Hund kreuzte unseren Weg... Da keine unserer Mitwanderinnen auf der Suche nach einem Ehemann war und niemand an Ringelflechte litt, verließen wir die wundertätige Quelle wieder und erfreuten uns an dem herrlichen lichten Wald und den in der Luft tanzenden Zitronenfaltern. Das angenehme Wetter nutzend, legten wir eine kleine Pause ein, um uns miteinander bekannt zu machen. Gut gelaunt und gespannt auf die kommenden Tage setzten wir unsere Wanderung fort. 
Nach einer gemütlichen Mittagsrast in Tréhorenteuc bestaunten wir die Glasfenster in der kleinen Kirche und waren von der seltsamen Mischung christlicher und mystischer Motive überrascht. Das Tal ohne Wiederkehr entließ uns reichlich zwei Stunden später wieder; nach einem Aufstieg auf das Hochplateau führte unsere Wanderung zum Arbre d´Or, dem goldenen Baum, einem Kunstobjekt des französischen Bildhauers Francois Davin aus dem Jahre 1991. Am Wasserschloß von Trécesson endete unser erster gemeinsamer Wandertag. 

4.Tag: Dolmen und Menhire: Carnac und Locmariaquer

Im Infozentrum von Carnac, dem Maison des Mégalithes, informierten wir uns über die gelösten und ungelösten Geheimnisse der Megalithkultur. Der einsetzende Regen konnte uns nicht abhalten und so stiefelten wir entlang der Steinreihen (Alignements) bis zum Aussichtsturm, der uns einen Blick über die unendlich scheinenden Steinreihen bot. Der ideale Platz für Spekulationen über den Sinn der Anlage; rechnet man zu den gut 4000 aufrecht stehenden erhaltenen Steinen noch jene dazu, die bei Blitzenschlägen und von Menschenhand zerstört wurden sowie jene, die im Meer versanken, so war diese Anlage die größte ihrer Art im Europa des 5. vorchristlichen Jahrtausends- und bis heute weiß niemand, zu welchem Zweck sie errichtet wurde! Unser Weg führte uns weiter zum größten Megalithgrab Europas. Auf dem 10 Meter hohen künstlich aufgeschütteten Grabhügel mit einer errechneten Steinschüttung von 30.000m² erhebt sich heute eine kleine Kapelle, die dem heiligen Michael geweiht ist. In Locmariaquer erwarteten uns noch weitere Superlative der Vorzeit: Der größte Menhir, Menhir Brisé, geborsten in vier Teile ist 20,6 Meter lang und hat ein Gewicht von 300 Tonnen. Der Tumulus von Er Grah reiht sich mit seinen 140 Metern Länge ein in die Reihe der bedeutensten  Dolmen der Bretagne, und der Dolmen und Cairn, Table des Marchands, ist sicherlich das beeindruckendste originalgetreu rekonstruierte Bauwerk der Jungsteinzeit.

Wanderung von Crucuno nach Erdevenen

Unser Bus brachte uns anschließend nach Crucuno und parkte direkt neben dem Dolmen inmitten des kleinen Dorfes. Das Wetter besserte sich und so starteten wir unsere Wanderung nach Erdeven bei herrlichem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen, vorbei an weiteren Dolmen, Grabanlagen, Steinsetzungen und Menhirfeldern bis zu den Geants de Kerzerho, den sogenannten Riesen, die mit ihren sechs bis sieben Metern Höhe ein weiteres Zeugnis über die technischen Leistungen der Menschen der Jungsteinzeit ablegten. Schließlich erreichten wir die Steinfelder von Kerzerho. Sie bildeten einst ein Ensemble aus Tausenden von Steinen, das zwei Kilometer lang und 65 Meter breit war. Etwa 20 Menhire am Ende der Allee sind besonders bemerkenswert, ihre Höhe von über sechs Metern übertrifft sämtliche Steine von Carnac. Die schon tief stehende Sonne und der Schattenwurf der Steine ließ Spekulationen über eine mögliche Verwendung der Anlage als Kalendarium oder Observatorium aufkommen und so diskutierten wir noch lange über plausible und weniger plausible Erklärungsversuche dieser gewaltigen Bauwerke der Menschen in der Bretagne vor über 6000 Jahren.

5.Tag: Cornouaille– Küste, Wanderung auf der Halbinsel Penmarch

Neben der kleinen Kirche von Tronoën, die gerne die Kathedrale der Dünen genannt wird, steht der älteste Kalvarienberg der Bretagne. Mit über 100 ursprünglich wohl bunt bemalten Figuren, wird hier das Leben Christi dargestellt. Sieben solche in Stein gemeißelte Evangelien kann man in der Bretagne entdecken. Unsere Wanderung zur Küste führte uns über die Dünen zu Meer. Die Ebbe ausnutzend spazierten wir barfuß über den Strand und genoßen die kostenlose Thalasso-Therapie für Körper und Seele! In Penmarch trafen wir wieder auf steinerne Zeugnisse der Vergangenheit: wie von Teufels Hand geworfene Würfel liegen die Bunker des Atlantikwalles am Strand und auf der Pointe de la Torche findet sich der in Beton gegossene Größenwahn der deutschen Heeresführung neben einem Megalithgrab der Jungsteinzeit. Kleine Kinder nutzen die Anlagen für ihr fröhliches Versteckspiel. 
Bis St. Guenolé wetteifern bizarre Felsformationen, mit tosender Gischt zu ihren Füßen, im smaragdblauen Wasser um die Gunst des Betrachters. Nach 12 gemütlich gewanderten Kilometern erreichten wir hungrig den Leuchtturm von Eckmühl, wo uns Gisela bereits mit heißen Würstchen, Suppen und einem kühlen Bier erwartete. Danach hatte niemand mehr Lust, die 307 Stufen des Turmes zu erklimmen und so zogen wir weiter nach Concarneau.

Concarneau 

Die Ville Close von Concarneau, auf einer kleinen vorgelagerten Insel mit gerade mal 3,5 Hektar, ist von dicken Festungsmauern umgeben. Die ältesten stammen bereits aus dem 14. Jahrhundert und wurden von Vauban, dem Architekten des Sonnenkönigs Ludwig XIV, erneuert, dessen Handschrift bis heute zu erkennen ist. In der Rue Vauban wurde übrigens 1982 unter der Regie von Claude Chabrol der Film "Die Fantome des Hutmachers" mit Michel Serrault und Charles Aznavour gedreht. Der Schriftsteller Henri Belbeoch erklärt den Reiz der Stadt so:  "Concarneau ist eine Hafenstadt. Von Grund auf kosmopolitisch, heißt sie Fremde willkommen und steht deren Sprache offen." Die vielen bunten Flaggen, die über den Mauern wehen, unterstreichen diese Weltoffenheit. Im Hafenbecken schaukeln Segelboote und trotz der vielen Touristen hinterlässt die Stadt einen gemütlichen Eindruck. 
Wer wollte, konnte im Maison du Patrimoine die reichverzierten Trachten der Bretagne betrachten, ein Eis schlecken, über den Markt mit regionalen Spezialitäten flanieren oder mal kurz im Restaurant L´Amiral vorbeischauen um zu sehen, ob Kommisar Dupin hier gerade seinen siebten Espresso trinkt... 
In der kleinen Crêperie des Arcades in Quimper ließen wir uns von Fabienne bewirten und leicht angesäuselt vom Cidre machten wir uns spät am Abend auf den Heimweg ins Hotel.

6.Tag: Küstenwanderung zur Pointe de Raz

Umgeben von Tamarisken liegt das kleine Kirchlein Notre Dame de Bon Voyage inmitten eines Waldes hoher Farne wie eine Glucke auf den Klippen. Gleich dahinter treffen wir wieder auf den Wanderweg GR 34, der auf 1700 Kilometer um jede Klippe, jede Bucht der Bretagne vom Mont Saint-Michel bis nach Saint-Nazaire führt. Der Gesang der Feldlerchen begleitete unseren Weg zur Steilküste und längs des Weges blühten Erika, Geißblatt, Stachelginster, Fingerhut, Berg-Sandglöckchen, Knabenkraut und Umbilicus, der sonst eher unscheinbare Venusnabel. Wir genoßen bei unserer gut 16 Kilometer langen Wanderung die herrlichen Ausblicke auf das tiefblaue Meer und die schneeweiß schäumende Gischt. Möwen und Kormorane zeigten ihre Flugkünste. Die üppige stets wechselnde Flora, die Felsformationen und plötzlich aus den Farnen springende Quellen boten dem Auge wie der Linse immer neue unerwartete Attraktionen. An der Pointe du Raz (der Name kommt von rasen, nicht von rasten!) dem westlichsten Punkt unserer Reise und dem nicht ganz westlichsten Punkt Europas legten wir dort eine Mittagsrast ein, wo 72 Meter unter uns der Atlantik an die Felsen brandet. Über die hier beginnende Fernwanderroute E5 erreicht man in etwas mehr als 3000 Kilometer das Mittelmeer bei Venedig- wir schlugen die andere Richtung ein und marschierten bis in die tropenhaft anmutende Sandbucht Baie des Trépassés. Dort hatten wir dann noch die Begegnung mit der Fauna der Region: eine seltene Aspisviper schlummerte im Gebüsch.
In Confort lauschten wir dem Glockenspiel des Rades der wundertätigen Maria und feierten mit bretonischen Keksen und herrlich kühlem Cidre hinter der Kirche unser Bergfest bis uns ein kleiner Regenschauer aus dem Paradies vertrieb.

7.Tag: Stadtführung in Quimper

Heute Morgen wollten wir uns noch Quimper genauer ansehen und gingen entlang der Odet zur Kathetrale St. Corentin, wo wir mit unserer Stadtführerin Yolande verabredet waren. Ähnlich wie Rom liegt die Stadt auf sieben Hügeln. Drei Flüße treffen sich hier und bis zum Meer sind es nur wenige Kilometer. Quimper ist die Hauptstadt der Cornouaille und Yolande würzte uns die Geschichte der Stadt mit vielen Details und lustigen persönlichen Anekdoten. 
Wir spazierten durch die Gassen der Altstadt mit ihren wunderschönen Fachwerkhäusern, verweilten am Buttermarkt mit seinen vielen Crêperien, bewunderten die frischen Meerestiere und das bunte Angebot in der Markthalle, bevor wir das Innere der Kathedrale Saint Corentin besichtigten. Mehr als 600 Jahre mussten vergehen, bis das Gotteshaus seine heutige Gestalt erhielt. Auffallend ist der leicht abgeknickt gebaute Chor, der viel Raum für Spekulationen lässt, doch in dieser Form baugeschichtlich einzigartig ist. Viel zu schnell verging die Zeit und wir verließen Quimper und fuhren weiter in den Norden Richtung Lannion. 

Wanderung auf der Ile Grande

Leider regnete es in Strömen als wir Lannion erreichten. Gleich hinter der Stadt liegt das kleine gallische Dorf, das jedem Asterix Leser wohl bekannt sein dürfte. Ob dort wohl Troubadix mit seinen Liedern die Götter erzürnte? Selbst die riesige weiße Kugel der Satellitenanlage erschien nur wie ein Schemen durch den feinen Regen. 
Angekommen auf der Ile Grande stiefelten wir tapfer los, mit dem festen Vorsatz die Insel zu umrunden. Ein Denkmal an der Küste erinnert an die schwere Arbeit der Männer in den Steinbrüchen, die hier an der Côte d´Armor den begehrten rosa Granit abbauten. Kurz vor der Vogelschutzstation im Norden der Insel zwang uns der stärker werdende Regen und der heftige Wind zur Umkehr und weder Basstölpel noch Papageientaucher waren zu sehen. 
Der aufkommende Wind erwuchs sich zu einen veritablen Sturm, der uns mit Windstärke 10 direkt in die Whisky Destillerie von Warenghem wehte. Bei einer informativen Filmvorführung trockneten wir langsam wieder und während der Orkan mit dem schönen Namen Miguel um das moderne Gebäude blies, kosteten wir uns durch das Sortiment und erwärmten uns so auch innerlich. 
Am Abend perlte prickelder Champagner im Glase, das wir gerne auf das Wohl unseres Geburtstagskindes leerten. Vielen Dank, Otfried und alles Gute für das kommende Jahr!

8.Tag: Wanderung entlang der Rosa Granit Küste

Der Regen war wie weggefegt und wir starteten die längste und wohl schönste Wanderung unserer Reise bei herrlichem Wetter und angenehmen Temperaturen knapp unter 20°. Erst wanderten wir den Strand entlang und durch die eleganten Villenviertel von Trégastel, vorbei an den beiden Wassermühlen von Ploumanac´h. Übrigens, gleich hinter dem kleinen See dort zweigt das Traouiero Tal ab, das im sechsten Band der Romane um Kommissar Dupin, 'Bretonisches Leuchten', eine wichtige Rolle spielt. Hier begann dann der geologisch interessanteste Teil der Route. Vor 300 Millionen Jahren sind diese Steine entstanden, die, wie von Riesenhand geworfen, bizarre Formationen bilden. Bei der Interpretation der Gebilde sind keine Grenzen gesetzt: sieht man hier nicht einen großen Stapel Crêpes und sieht das nicht aus, wie ein Schwarzwälder Bollenhut? Und da hinten, ist das nicht ein riesiger Igel?

Auf dem Schmugglerpfad

Schlafende Riesen schnarchen am Wegesrand und wir gehen über den alten Zöllnerpfad, der uns immer wieder herrliche Ausblicke auf das Meer und die vorgelagerten Inselchen bietet. Das neogotische Schloss auf der Insel Costaérès ist übrigens der Zweitwohnsitz von Didi Hallervorden. Die ganze Wanderung war ein einziges Spiel der Farben: der rosa Granit, der tiefblaue Himmel, das Smaragdgrün des Meeres dunkelgrüne Koniferen und dazu die blau- violett blühenden Hortensien.  Mitten am Strand von Ploumenac´h, heute vom Meer umspült, steht ein kleines Oratorium mit der Statue des Heiligen Guirec. Eine Nadel in seine Nase gestochen, soll heiratswilligen jungen Mädchen einen Ehemann bescheren. Kein Wunder, bei der Beanspruchung, dass die alte Holzstatue längst in massiven Stein ausgetauscht wurde. Am Leuchtturm kletterten wir über die baren Felsen. Unter uns toste das Meer. In der nächsten Bucht nutzte eine Robbe das ruhigere Wasser zum Fische fangen. Nach zwei weiteren Stunden erreichte unsere starke Wandergruppe den herrlich weißen Sandstrand von Trestraou. Der Strand lud ein zum Verweilen und so verbrachten wir unsere Zeit mit Sonnenbaden, Strandlaufen und Eisessen, bevor es wieder Zeit wurde, den Bus zu besteigen. 

9.Tag: Mont Saint Michel

Schon früh machten wir uns auf zum Mont Saint Michel. Noch vor dem großen Ansturm erreichten wir den Inselberg, der auch bei Ebbe ein imposantes Bild bot.  Um die obere Abteikirche zu erreichen müssen erst viele steile Stufen erklommen werden, doch die grandiose Aussicht von oben entschädigt für alle Mühen! Ausgerüstet mit Audioguides ließen wir uns die Geschichte der bedeutenden christlichen Wallfahrtsstätte, seit 1979 UNESCO Weltkulturerbe, erklären. Lange Jahre nach der französischen Revolution war die alte Klosteranlage ein gefürchtetes Staatsgefängnis, bevor sich Victor Hugo und andere für die Restaurierung des Ensembles stark machten. Jedes Jahr kommen mehr als drei Millionen Besucher zu dem heiligen Berg im Meer, der seit 1300 Jahren die Menschen in seinen Bann zieht. Bei unserem Rundgang über die Festungsmauern konnten wir die Wattwanderer beobachten und sahen, einer Ameisenstraße gleich, die Besuchermassen über die neue Brücke den Berg erstürmen. Glück gehabt, das frühe Aufstehen hat sich gelohnt- wir hatten den Berg noch ganz für uns und konnten selbst im Kreuzgang noch meditative Stille genießen!

Cancale und Point de Grouin

Die Austernzucht lässt sich in Cancale schon seit dem 13. Jahrhundert nachweisen. Heute beschäftigen 50 Austernzuchtbetriebe mit einem Jahresumsatz von über 4 Millionen Euro 300 Mitarbeiter und versorgen die Gourmets in aller Welt mit den besten Austern der Welt. Doch frisch genoßen sind die berühmten Austern aus Cancale doch noch immer am Besten. Wir gingen durch das sonntäglich festlich gestimmte Städtchen, vorbei an gesteckt vollen Restaurants, in denen großzügig getafelt wurde, zu den Austernständen, um uns von der Einzigartigkeit des Geschmacks der berühmten Cancaleser Austern überzeugen zu lassen. Am Anfang eher zögerlich, leisteten auch wir unseren Beitrag zur Erhöhung der Berge aus Austernschalen, die sich zu Füßen der Feinschmecker bildeten!
Auf der Pointe de Grouin konnte man in der Ferne den Mont St. Michel sehen und wir spazierten über die Felsnase der östlichsten Landzunge der Bretagne und konnten die auflaufende Flut sehen, die wie ein fliehendes Pferd in die Buchten zurückkehrte.
Zurück am Bus erwartete uns ein leckeres Picknick mit kühlem Weißwein, das wir uns in dieser herrlichen Lage, mit Blick auf die Bucht von St. Malò, gut schmecken ließen und wir stießen an auf auf diese schöne Reise!
Ein Besuch in der Korsarenstadt St. Malò rundete den ereignisreichen Tag ab.

10.Tag: Stadtführung in Rouen

Am Nächsten Morgen hieß es 'Koffer packen' und Abschied nehmen von der Bretagne, dem Meer und der Küste. Die erste Etappe unserer Rückreise führte uns über die Straße der Gotik nach Rouen. Die ganze Stadt stand im Zeichen der `Armada´, einer Großveranstaltung, bei der sich die größten Segelschiffe der Welt auf der Seine ein Stelldichein geben. Im Vorbeifahren staunten wir über die gewaltigen Viermaster, die vor der Hubbrücke lagen. In der Stadt war alles geöffnet und so konnten wir die Kathedrale mit ihren enormen Ausmaßen auch im Inneren bewunderten. Vor der Fassade der Kathedrale kapituliert jede Linse und wir begnügten uns, sie von genau der Stelle, wo die Staffelei Claude Monets stand, zu betrachten. Die heutige Kathedrale Notre-Dame mit ihren beiden Türmen der Westfassade steht auf den Grundmauern eines romanischen Vorgängerbaus. Der Butterturm mit seinen 75 Metern Höhe ist eines der schönsten Beispiele für die Kunstfertigkeit der Bauleute der Hochgotik. Bis 1880 war der Turm über der Vierung mit 151 Metern Höhe das höchste Bauwerk der Welt! Durch die engen Gassen, dicht mit Fachwerkhäusern bestanden, kamen wir zum Justizpalast. An diesem größten, nicht sakralen Gebäude des ausgehenden Mittelalters, waren noch deutlich die Spuren der Häuserkämpfe am Ende des Zweiten Weltkriegs zu erkennen. Wir bestaunten noch den Uhrturm und gingen dann zum Alten Markt, der Stätte an der die junge Jeanne d´Arc 1431 den Flammentod erleiden musste. Die zu Ihren Ehren errichtete Kirche verblüfft im Inneren durch ihre großzügige Architektur, die einen ganz eigenen Raum schafft. Die bunten Glasfenster aus dem 16. Jahrhundert stammen aus dem 1944 zerstörten Vorgängerbau.

Abendbummel durch Reims

Am frühen Abend erreichten wir Reims in der Champagne. Unser zentral gelegenes kleines Boutique Hotel bot allen Komfort für die Zwischenübernachtung. Zum Abendessen trafen wir uns in einer typischen Brasserie mit herrlichem Art Deco Interieur. Das Boulingrin ist ein bekanntes Traditionslokal am Rande der Altstadt für gehobene Ansprüche. Zum Abendessen gab es leckere Spieße mit Scampi und Lachs, dazu ein Gemüseeintopf mit Spargel und Pilzen, die uns noch lange in Erinnerung bleiben werden. In den vergangenen Tagen bekamen wir einen kleinen Einblick in die leckere Küche Frankreichs. Nicht umsonst steht die französische Küche mittlerweile auf der Welterbeliste der UNESCO! Mit einem kleinen Abendspaziergang durch das nächtliche Reims beendeten wir unser umfangreiches Besichtigungsprogramm, betrachteten die römischen Hinterlassenschaften und honorierten den Wiederaufbau der im Ersten Weltkrieg stark zerstörten Stadt. Die Kathedrale, ein Meisterwerk der Hochgotik, seit 1991 Weltkulturerbe der UNESCO, in der 29 französische Könige gekrönt wurden, hüllte sich zum Abschied in ein schlichtes Lichterkleid. Und mit dem Gruß des lächelnden Engels verabschiedeten wir uns in die Nacht. 

11.Tag: Heimreise



Nach einem für französische Verhältnisse ausgesprochen vielfältigen und vitaminreichen Frühstück, das keine Wünsche offen ließ, bestiegen wir unseren Bus und nahmen die lange Heimfahrt in Angriff. Schon nach drei Stunden erreichten wir wieder in Saarbrücken die Grenze nach Deutschland. Nach und nach wurde unsere Reisegruppe kleiner und es hieß beständig Abschied nehmen. Nach einer staufreien ruhigen Fahrt quer durch Deutschland empfing uns Dresden mit Wetterleuchten und gewaltigen Blitzen und für uns ganz ungewohnt schwül-heißen Temperaturen über 33° 
In den vergangenen elf Tagen meisterten wir gemeinsam gut 66 Wanderkilometer und legten 3000 Kilometer auf französischen Straßen sowie 1300 Kilometern auf deutschen Autobahnen zurück. An dieser Stelle nochmal ein herzliches Dankeschön an unsere Fahrerin Gisela, die durch ihre Fahrkünste und ihre fröhliche Art viel zum Gelingen dieser schönen Reise beigetragen hat!
Allen meinen Mitwanderern wünsche ich viele schöne Erinnerungen an diese Wanderreise in der Bretagne und viel Freude beim Betrachten eurer Fotos sowie beim Erzählen der Urlaubserlebnisse. 
Es war schön mit euch- ihr wart eine tolle Gruppe!!
KENAVO AR WACHAL BREIZH!
Auf Wiedersehen Bretagne!
Eure Reiseleiterin
Gabriele Sauer

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Für Gabi ein ganz großes Dankeschön für die wunderbare, freundliche und sehr informative Reiseleitung, alles Gute weiterhin, viel Gesundheit und für alle weiteren Reisen ebenso viel Freude und Power wünscht dir die dankbare Wandergruppe der Bretagnereise vom Juni 2019

Die Wandergruppe der Bretagnereise
15.06.2019

Wir erinnern uns gern an die vielen besonderen Eindrücke während der Bretagne Reise.

Für die engagierte und angenehme Reisebegleitung von Gabi und Gisela möchten wir uns herzlich bedanken.

Alles Gute weiterhin, Annemarie Brigitte Rosenberger-Bernatzki und Rudi Bernatzki

Rudi Bernatzki
27.06.2019