Reisebericht: Rundreise Frankreich – Burgund vom Feinsten

16.05. – 21.05.2012, 7 Tage Busreise im klassischen Burgund nach Dijon – Clos Vougeot – Beaune – Citeaux – Cluny – Cormatin – Paray le Monial – Autun – Fontenay – Vezelay


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Die Reise für Liebhaber von Kunst, Geschichte, schönen Landschaften und einer berühmten Gastronomie führt in das Burgund,
Ein Reisebericht von
Peter Großer

Reisebericht

Mittwoch, 16.05.2012


Die Reise für Liebhaber von Kunst, Geschichte, schönen Landschaften und einer berühmten Gastronomie führt in das Burgund, die Region Bourgogne. Um entspannter zu reisen, fahren wir nicht direkt zu unserem Ziel bei Dijon, sondern legen eine Zwischenübernachtung im Elsass ein. Mulhouse ist das Zentrum des Departements Oberrhein (Haut-Rhin) und hatte jahrhundertelang eine gemeinsame Geschichte mit Städten der Schweiz und Süddeutschlands. Es wurde zur bedeutenden Industriestadt, von der noch einige technische Museen künden (darunter das Automobil- und das Eisenbahnmuseum) . Die Stadt musste nach dem freiwilligen Anschluss an Frankreich 1798 noch zweimal zu Deutschland wechseln.
Vom Mercure-Hotel in der Nähe des Bahnhofs haben wir einen guten Ausgangspunkt zu einen Spaziergang in die Innenstadt, in der das schmucke Renaissance-Rathaus zu einem Besuch des städtischen Museums einlädt, und das kostenlos.
Donnerstag, 17.05.2012
Wir fahren in der Region Franche-Comté, der Freigrafschaft Burgund bis nach Belfort mit seiner Zitadelle. Hier wurde oft in Kriegszeiten heftiger Widerstand gegen Eindringlinge geleistet, die über die Burgundische Pforte nach Frankreich gelangen wollten. Unser Ziel ist aber die Kapelle von Ronchamp auf


einer Anhöhe. Le Coubusier baute meist moderne Wohnanlagen und auch Repräsentationsbauten, zum Bau der Kapelle musste er nach Kriegsende erst überredet werden. Aus dem Material Beton entwickelte er ungewöhnliche Formen, leitet Licht über Türme in das Innere und legte an den Emailplatten des Haupttores selbst Hand an (er hatten den Beruf eines Ziffernblattmalers- und emailleurs gelernt).
Dijon empfängt uns erst einmal unfreundlich. Die Innenstadt ist eine einzige Baustelle, wie fast alle größeren Städte Frankreichs bekommt die Stadt eine Straßenbahn - eine umweltfreundliche Maßnahme und die Vorbereitung auf die Zeit ohne Erdöl. Dann aber bietet die Stadt bei einem geführten Rundgang ihre Kunstschätze: die Marktkirche mit ihren über 50 Wasserspeiern, die Häuser der Adligen und die Fachwerkhäuser. Leider haben die Senfprobierstuben am Feiertag (Himmelfahrt) geschlossen, wir holen das aber im Hotel nach.
Es bleibt noch reichlich Freizeit, ich besuche mit einigen Gästen die Kathedrale St.-Benigne und vor allem ihre große romanische Krypta.
Dann beziehen wir unser Hotel in Chenove, südlich Dijon, direkt an der Straße nach Beaune. Aber die Fenster schirmen hervorragend den Lärm ab. Und das Essen ist auch von hoher Qualität.
Freitag, 18.05.2012
Für Käse ist Burgund nicht gerade die bekannteste Region Frankreichs. Die fast weißen Rinder der Charollais-Rasse liefern Fleisch, vor allem für das in Rotwein gekochte Boeuf bourguignon. Aber die Käse von Gaugry in Brochon kann sich sehen (und riechen) lassen. Nach der Besichtigung der modernen Anlage, in der jeder Käse aber von Hand behandelt wird, probieren wir verschiedene Sorten zusammen mit einem sehr guten Rotwein aus der Region, der Cote de Nuits, des edelsten Abschnittes des Anbaugebietes der Bourgogne. Im traditionsreichen Weingut Clos Vougeot finden wir Gebäude und Weinpressen aus dem 12.Jhdt. und erfahren viel von der Weinbrüderschaft, der Chevaliers de Tastevin.


Wir rollen durch die Weindörfer mit berühmten Namen zum Zentrum des Weinanbaues, Beaune.
Aber nicht den vielen Weinkellern dient der Besuch, sondern einen einmaligen Krankenhaus, das 1452 in Betrieb genommen wurde und 1971 in einer Nacht in einen Neubau verlegt wurde. Offenbar ging dabei der Überblick verloren, denn um 16:00 stand für das Fiebermessen kein Thermometer zur Verfügung. Es wurde deshalb festgelegt, dass es an diesem Tag keine Kranken gab, die Fieber hatten.
Die beiden Krankensäle demonstrieren Zweiklassenmedizin bis in das kleinste Detail, aber der weltberühmte Weltgerichtsaltar von Rogier von der Weyden am Saal der Armen aufgestellt, in dem in 28 Betten je 2 Patienten lagen. Der Altar zeigt Michael mit der Seelenwaage und die beiden Wege, zur Hölle und in den Himmel, in dem allerdings die geistlichen und weltlichen Würdenträger schon mit einer Freikarte angekommen sind.
Der Höhepunkt des kulinarischen Teils ist die Verkostung des Johannisbeerlikörs Creme de Cassis im Cassisium in Nuits-St.-Georges. Nach einer Produktionsbesichtigung wurde probiert, der kräftigste Likör hat nur 20 %, aber am Ende waren fast alle bei etwa 180 % angekommen. Lieber Rogier, es gibt auch noch irdische Freuden.
Sonnabend, 19.05.2012
Wir beginnen den Tag nach einer Fahrt in den Süden mit Schloss Comartin. Es ist kaum zu glauben, dass dieses traditionsreiche Schloss zur Ruine zerfallen war und durch den entschlossenen Kauf von drei jungen Leuten (nebenbei zu einen Spottpreis) gerettet wurde.
Die Schlossherren wetteiferten schon immer mit dem Prunk des Königs, hier lieh die Witwe Heinrich IV sogar ihre Baubrigade und den Architekten an den Herrn de Blé aus. Eine sehr gute örtliche Führungskraft weihte uns in die Symbolsprache der damaligen Epoche ein.
Anschließend hatten wir noch Gelegenheit zu einem kleinen Spaziergang im französischen Garten und


seinem Labyrinth.
Nicht weit davon liegt das Gelände der ehemals mächtigsten Abtei des Abendlandes: Cluny.
Bevor mit der Romantik eine Rückbesinnung auf die Werte der von den Vätern ererbten Kulturgüter einsetzte, war es um die größte romanische Kirche des Abendlandes geschehen. Der Staat verkaufte während der Revolution des Bauwerk für umgerechnet 150.000 € als
Steinbruch. Wenn man sich im riesigen, heute wieder restaurierten, Querschiffarm mit dem Weihwasserturm befindet, kann man sich nicht die gigantischen Ausmaße des Kirchenbaus vorstellen, die erst durch den Petersdom übertroffen wurden. Einmalig auch die im alten Kornspeicher aufgestellten Kapitelle, die den Sturz aus 11 m Höhe leidlich überstanden haben. Aus Wohnhäusern und dem Nationalgestüt tauchten immer wieder Bruchstücke
mit plastischen Details auf, die sorgsam gehütet werden.
La Clayette hat ein imposantes Schloss, aber wir waren wegen der vorzüglichen, handgemachten Schokolade von Bernard Durfoux hier. Die Schokolade ist offenbar so gut, dass der relativ kleine Raum restlos mit unserer Gruppe und französischen Besuchern samt Kinderschar gefüllt war.
Aber der Höhepunkt kam noch, wenn auch der Weg in den Norden etwas weit war und wir uns an Weiden, Wäldchen und weißen Kühen schon satt gesehen hatten. Die Ferme Auberge hat es verstanden, ihre Produkte in einem üppigen Abendessen einzusetzen, ein Fest für Gourmets und Gourmands. Und offenbar geben die Kühe doch noch Milch, denn wo wäre sonst die viele dicke Sahne und der köstliche frischeste Frischkäse hergekommen.
Sonntag, 20.05.2012
Vezeley ist voller Geschichte. Hier hatte Bernard von Clairvaux, der im neu gegründeten Zisterzienserordern zum geistigen Führer aufgestiegen war, zum 2. Kreuzzug aufgerufen, hier trafen sich der englische und französische König zu einem weiteren Kreuzzug. Es waren die Reliquien der Maria Magdalena, die Menschen aus ganz Europa hierher führten, um auf den Jakobsweg zu pilgern. Vezelay wurde eine große und reiche Stadt, bis der gute König René von Anjou im Traum die Reliquien in der Provence sah und der Papst das auch bestätigte. Es folgte ein Abstieg der Stadt. Aber auch heute noch treffen sich die Pilger hier, an diesem Sonntag die Teilnehmer einer dreitägigen Jugendwallfahrt bei einer Messe in der romanischen Kirche. Wenn auch der Kirche nicht nur durch ihre Feinde sondern auch durch ihre Freunde geschadet wurde (gemeint ist die etwas freizügige Restauration durch Viollet-le-Duc), so zeigt der großartige Baus eine Vorahnung der Gotik und plastischen Schmuck der Romanik in höchster Vollendung wie das Tympanon mit dem Pfingstwunder im Narthex und die herrlichen Kapitelle.


Flavigny liegt ganz in der Nähe von Alesia, wo Cäsar mit dem Sieg über Vercingetorix die Eroberung Galliens besiegelte. Felder, Weiden und Wälder, aber keine Reben sind zu sehen. Aber dann finden wir aber ein altes schönes Bauerngut in einem Tal , die Weinberge und einen guten Chardonnay, einen sehr hellen Rose und einen leichten Pinot Noir. Wir können sogar noch einige Minuten herausholen, um im Ort selbst einige Schritte zu gehen. Einer der Anziehungspunkte ist eine Krypta aus der Karolingerzeit.
Noch einmal werden wir bei einer Führung mit dem klösterlichen Leben vertraut gemacht.
Burgund ist mit seinen Zentren der beiden mächtigsten Mönchsorden Cluny und Citeaux
eine Musterbeispiel des Fleißes der Mönche und Laienbrüder. Sie haben die sumpfige Saone-Ebene kultiviert, Bergbau und Eisenverarbeitung vorangetrieben, die Schriften der Alten durch fleißiges Kopien erhalten, sie waren die Träger der abendländischen Kultur.
Dem prunkvollen Bau der Benediktiner in Cluny stellten sie in Fontenay eine zweckmäßige Architektur entgegen, die auf bildliche Ausdrucksmittel weitgehend verzichtet. Das in einer Gemeinschaftsarbeit vieler Länder rekonstruierte Hammerwerk zeigt, dass in den Klöstern fortschrittliche Produktionsmethoden angewandt wurden. Burgund ist so reich an Zeugnissen der Vergangenheit, dass man über jedes private Engagement zu ihrer Erhaltung froh sein kann. Und diese große Abtei im Privatbesitz ist Weltkulturerbe der UNESCO. Es ist der einzige Titel für eine private Einrichtung.
Montag, 21.05.2011
Von Dijon aus treten wir unsere Rückreise an. Wir nutzen die Gelegenheit, um noch einmal den Elsass zu durchfahren, entlang der Vogesen und der Weinstraße mit den schönen Dörfern, die von der Autobahn aus zu sehen sind. Von den Höhen grüßen Burgruinen, die restaurierte Hochkoenigsburg und das Kloster Ste.-Odilie. Über der Stadt ragt Strasbourgs Münster weit heraus.
Es waren 4 intensiv genutzte Tage in Burgund, bei denen nicht nur das Auge, sondern auch der Gaumen besondere Leckerbissen erhielt. Und etwas dazugelernt hat wohl auch jeder, denn
Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen sagt Goethe.
 
Peter Großer

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