Reisebericht: Rundreise Frankreich – Burgund vom Feinsten

30.09. – 05.10.2014, 7 Tage Busreise im klassischen Burgund nach Dijon – Clos Vougeot – Beaune – Citeaux – Cluny – Cormatin – Paray le Monial – Autun – Fontenay – Vezelay


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Die Region Bugund bietet für alle etwas: dem Kunstinterressierten romanische und gotische Architektur, dem Naturliebhaber schöne Landschaftbilder, dem Genießer bekannte Köstlichkeiten aus den Weingütern oder einer berühmten Schokoladenwerkstatt
Burgund
Ein Reisebericht von Peter Großer
Ein Reisebericht von
Peter Großer

Dienstag. 30.09.2014


Reisen sollte nur ein Mensch,
der sich ständig überraschen lassen will.
Oskar Maria Graf (1894-1967)
Früher lag das Land der Burgunder am Rhein. Die Nibelungensage berichtet davon. Heute müssen wir schon etwas weiter reisen, um nach Burgund zu kommen. Damit der erste Reisetag nicht zu lange ausfällt, bietet sich Mulhouse oder Mülhausen oder Milhüsa, wie die Elsässer sagen, als Zwischenübernachtung an. Der Name allein drückt die wechselseitige Zugehörigkeit zu vielen lokalen Herrschaften und zu Deutschland und zu Frankreich aus.
Die Stadt war, wie seine Partnerstadt Chemnitz, eine Metropole der Textilindustrie. Heute sind der Automobilbau, der Maschinenbau und die Elektroindustrie die größten Arbeitgeber. Seiner Industrie verdankt Mülhausen technische Museen, die in Europa an erster Stelle stehen: Automobile, Eisenbahn, Stoffdruck, Elektrizität. Die Zierde der kleinen Innenstadt ist das prächtige Rathaus mit seiner doppelläufigen Treppe und seinem Klapperstein, der Menschen umgehängt wurde, die von anderen übel redeten.

Mittwoch, 01.10.2014

Wir kommen von der Regien Elsass in die Region Franche-Comté, der Freigrafschaft Burgund. Das waldreichen Gebiet ist bekannt durch die Produktion von PKws, Uhren, Spielzeug aber auch hervorragendem Käse. Durch die 30 km breite Burgundische Pforte zwischen Vogesen und Jura sind seit jeher Völkerscharen marschiert. In Belfort wurde ein gewaltiges Festungssystem errichtet, das in 4 großen Kriegen der letzten 200 Jahre zwischen Deutschland und Frankreich eine herausragende Rolle spielte. Wir sehen Teile der Befestigungen Vaubans bei der Durchfahrt durch die Stadt. Einige Kilometer weiter leuchtet die weiße Kapelle der Notre Dame von Ronchamp auf einer Hügelkuppe. Einer der bedeutendsten Architekten des 20. Jhdt., Le Corbusier, hat in Ortsbeton ein modernes sakrales Bauwerk geschaffen. Die Kapelle ist Ziel von Wallfahrten. Ein nicht weniger berühmter Architekt, Renzo Piano, hat ein kleines Kloster und Nebengebäude geschaffen, ohne das Bild der Kapelle zu stören und ohne den Ehrgeiz, Le Corbusier zu übertrumpfen.
Mittags erreichen wir Burgund und seine Hauptstadt Dijon. Das Land wurde jahrhundertelang zwischen den Mächten hin und her gerissen, bis der 4. Sohn des französischen Königs das Gebiet als Lehen bekam und zum ersten der 4 großen burgundischen Herzöge wurde. Die Herzöge machten Dijon zur Hauptstadt, errichteten hier ihr Schloss und dehnten den Besitz vor allem nach Norden, nach Flandern, aus. 100 Jahre später zerfiel nach dem Tod des letzten Herzogs das damals mächtigste Reich in Westeuropa. Frankreich und die Habsburger wurden die Erben. Bei der Stadtführung erkunden wir die Innenstadt, den belebten Place Francois Rude mit seinen Winzerbrunnen, den vielen Straßencafés und dem Karussel, die Marktkirche mit ihrer Schwarzen Madonna, einige der vielen Stadtpalais, mittelalterliche Gassen, das Schloss. Die Freizeit konnte für weitere Erkundungen genutzt werden. Einige besuchen die Kathedrale St.-Benigne, die Mutter aller burgundischen Kirchen. Sie erhebt sich über einer Krypta aus karolingischer Zeit, die eine Rotunde enthält, ein seltenes Beispiel vorromanischer Baukunst. Am Abend erreichen wir unser Hotel in Chenove vor den Toren von Dijon und nehmen ein typisches französisches Abendessen in der großen Veranda ein.

Donnerstag, 02.10.2014

Die Ziele des heutigen Tages liegen nicht weit auseinander: zwischen Dijon und Beaune. Eines der berühmtesten Weinanbaugebiete Frankreichs zieht sich zwischen Nationalstraße und der Hügelkette entlang, die Cote de Nuits. Nach Süden schließt sich die Cote de Beaune an. Beaune ist deshalb Zentrum des Weinbaus der Bourgogne. Der Ort war früher auch Hauptstadt, bevor die Herzöge nach Dijon zogen. Ihr Kanzler, Nicolas Rolin war einer der reichsten und mächtigsten Männer der Zeit. Er stiftete zusammen mit seiner ebenso reichen Frau ein Hospital für arme Kranke. Sie dachten dabei sicher an ihr Seelenheil. Hier zog 1452 der erste Kranke ein und erst 1971 übersiedelte der letzte Kranke in ein neues Krankenhaus. Dazwischen hatte sich die Innenreinrichtung wenig verändert. Das Gebäude ist schon ein Schmuckstück mit seinen Dächern aus bunten glasierten Ziegeln, seiner jahrhundertealten Inneneinrichtung und seinen wertvollen Wandteppichen. Das größte Juwel ist jedoch der Weltgerichtsaltar von Rogier van der Weyden, zur Mahnung und Erbauung der Kranken geschaffen und zum Ruhme der edlen Stifter. Bevor wir in das Kloster Citeaux weiterverfahren, besuchen wir das mauerumschlossenes Weingut Clos Vougeot seiner Mönche. Damals versorgte das Gut die Mönche, denn die Benediktinerregel hatte Ihnen ein Viertel Wein pro Tag zugestanden. Heute wird auf 51 ha von 86 Besitzern der Grand Cru Clos Vougeot produziert. Ein großer Teil der Gebäude stammt aus dem 12.Jhdt., ebenso die 4 mächtigen Weinpressen. Das Schloss ist seit 80 Jahren Sitz des Ordens der Weinkenner, der Chevalier de Tastevin. Vom Stammkloster der Zisterzienser Citeaux ist nach der Revolution wenig geblieben, aber heute leben wieder 3 Dutzend Mönche hier. Ihre neu erbaute Kirche ist schlicht gehalten, so wie es Bernhard von Clairvaux schon vor 800 Jahren vorschrieb. Durch die Herstellung eines bekannten Käse sind sie wirtschaftlich selbständig. Burgund ist vielleicht nicht die bekannteste Käseregion Frankreichs, aber der Epoisses-Käse der Fromagerie Gaugry ist einer der besten Weichkäse. Wir verkosten verschiedene Ausführungen, dazu ein Glas guten Bourgogne-Wein. Aber Wein und Käse sind nicht alles. Eine weitere Köstlichkeit wird in Nuits-St.-George aus schwarzen Johannisbeeren gewonnen, Creme de Cassis. Dieses Elixier ist nicht nur Grundlage des Kir, einem Aperitif aus diesem Likör und dem Burgunder Weißwein Aligoté, sondern soll auch Allzweck-Heilmittel sein. Bei der Besichtigung der Produktionsanlage erfahren wir viel über die Herstellung und die Verkostung bestätigt die hohe Qualität der Erzeugnisse.

Freitag, 03.10.2014

Heute besuchen wir Südburgund. Uns erwartet das Schloss Cormartin. Auf den ersten Blick erscheint es wie eine Anlage, von denen es sehr viele in Frankreich gibt, ein Renaissanceschloss auf den Mauern einer alten Burg und mit Elementen einer Militärarchitektur. Manches ist abgetragen worden, zwei Flügel existieren noch. Aber innen bietet die unveränderte Inneneinrichtung der 1. Hälfte des 17.Jhdt. in den Zimmern des Schlossherren und seiner Gattin eine seltene Kostbarkeit im schlösserreichen Frankreich. Maria von Medici, Witwe Heinrich IV, hatte ihre Künstler und Handwerker zur Verfügung gestellt, um die prachtvollen Balkendecken und Wandpaneele zu schmücken. Die Revolution hat das Schloss weitgehend verschont, aber die Pracht wäre zerfallen, hätten nicht drei mutige Menschen das Anwesen gekauft, die Räume restauriert und die Gärten neu angelegt. Auch die Einrichtung des Direktors der Oper Monaco, R.Gunzbourg blieb als Beispiel für die Belle Epoque erhalten.
Nicht immer jedoch ließ sich der Verfall nicht aufhalten. In Cluny, Sitz des größten Klosterimperiums, stand größte Kirche der Christenheit, bis sie vom Petersdom übertroffen wurde. Diese Abteikirche war ein Meisterwerk der Romanik, deren gewaltige Dimensionen sich an den wenigen Resten erahnen lassen. 33 m erreicht das Gewölbe im rechten Querschiffarm, nur wenige der späteren gotischen Kirchen erreichen eine solche Höhe. Mit der französischen Revolution hatte der Staat das Kloster geerbt, aber konnte außer dem Blei der Verglasung und der Dächer mit dem Kirchenbau nichts anfangen. Er wurde Steinbruch, etwa 50 Jahre bevor sich das allgemeine Bewusstsein entwickelte, dass man die Zeugnisse der Vorfahren bewahren muss. Seit diesem Jahr haben die Forschungsarbeiten zur Visualisierung des verschwundenen Kirchenbaus zu einer neuen Form der Besichtigung geführt: auf Tablett-Computern wird die alte Pracht rekonstruiert, werden Informationen und die Besichtigung der erhaltenen Reste und durch Bilder und Zeichnungen ergänzt. Die Landschaft Burgunds ist vielseitig. Wäldchen wechseln mit Weiden, auf denen die weißen Charollaisrinder grasen, Hecken trennen die die einzelnen Flächen, Weinberge liegen an den Hängen. In Dörfern mit massigen romanischen Kirchen scheint die Zeit still zu stehen. Einzelstehende Bauernhöfe haben hohe Mauern und Verteidigungstürme.
In La Clayette steht ein großes Wasserschloss, es ist in Privatbesitz und nicht zu besichtigen. Besichtigen kann man aber die Schokoladenwerkstatt von Bernard Dufoux. Der Meister, einer der besten Chocolatiers von Frankreich, ist zwar im Urlaub, aber wir werden durch einen Mitarbeiter genauso sachkundig in die Geheimnisse der Herstellung der Kreationen aus ausgewählten Kakao eingeführt. Alles wird in Handarbeit gefertigt. Und die Verkostung verschiedener Schokoladen- und Pralinenstückchen am Schluss überzeugt wohl jeden von der Qualität und dem Ideenreichtum dieser Schokoladenmacher.

Sonnabend, 04.10.2014

Am letzten Tag ist Nordburgund das Ziel. Auch diese Bilderbuchlandschaft bietet Geschichte, Kultur, Landschaften und leibliche Genüsse in Fülle. Wir beginnen in Semur-en-Auxois. Der Ort war früher die stärkste Festung der burgundischen Herzöge. Davon sind noch große Teile der Befestigungsanlagen vorhanden. Seine Stiftskirche Notre-Dame gehört zu den bedeutenden Sakralbauten Burgunds. Bevor wir weiterfahren, verkosten wir noch 2 Weine Burgunds und einen Crement, einen Schaumwein, hergestellt nach der Tradition des Champagners. Haben wir in Cluny nur Reste eines Klosters angetroffen, so überrascht Fontenay mit einer nahezu kompletten Anlage. Zwar hat die Revolution auch hier ihre Spuren hinterlassen, aber die Nutzung als Papierfabrik hat die Gebäude gerettet und der Initiative eines reichen Bankiers aus Lyon, der das Anwesen 1906 kaufte, verdanken wir den heutigen Zustand. Die Restaurierungsarbeiten dauern bis heute fort, Staat und Region beteiligen sich mit Subventionen an einem Teil der Kosten. Die Führung durch das Kloster vermittelt nicht nur einen Eindruck vom Leben der Zisterziensermönche, sondern auch von ihren Verdiensten um die Entwicklung der Eisenindustrie Burgunds. Welche Bedeutung Reliquien von Heiligen früher hatten, kann man in Vezeley erfahren. Aus einem Benediktinerkloster auf einem Hügel entwickelte sich ein Wallfahrtsort und eine für mittelalterliche Verhältnisse große Stadt, nachdem das Kloster Cluny einen Kult um die in der Bibel am meisten genannte Frau, Maria Magdalena, entwickelte und ihre Reliquien Wunder hervorriefen. Die Bedeutung kann man daran ermessen, dass hier zum 2. Kreuzzug vor 100.000 Menschen aufgerufen wurde, die Ritter zum 3. Kreuzzug hier aufbrachen und Vezeley - auch heute noch - Ausgangspunkt einer der Jakobspilgerwege ist. Als in der Provence ebenfalls ihre Gebeine auftauchten, entschied der Papst gegen Vézeley und der Ort büßte seine herausragende Stelle ein. Nach wie vor ist aber die Basilika Sainte-Marie-Madelaine ein bedeutendes Werk der Architektur aus der Zeit der hoch entwickelten Romanik, ergänzt durch einen jüngeren gotischen Chor. Die außerordentliche Atmosphäre der „lichtdurchfluteten Pyramide" (so der 1. Denkmalsschützer Frankreichs, Prosper Merimée) und die 99 vollendeten Figurenkapitelle, die biblische Geschichten erzählen und eine oft schwer zu verstehende Symbolik beinhalten, haben diese Kirche schon sehr zeitig zum Weltkulturerbe gemacht. Den Abschluss unserer Burgundreise verbringen wir in einer Ferme-Auberge, einem Gasthof auf einem Bauerngut. Die Speisen sind deftig und mehr als reichlich und es ist auch genügend Burgunderwein auf den Tischen.
Nicht immer läuft bei einer Reise alles reibungslos ab. Hier war es ein kleines Stückchen Schlauch, das das Kühlwasser nicht mehr hielt. Wichtiger ist, dass sich die Auswirkungen in Grenzen hielten und daran haben eine Reihe von Menschen mitgearbeitet.

Sonntag, 05.10.2014

Die Rückfahrt fand an einen sog. Brückenwochenende statt. Überall in Deutschland stauten sich die Fahrzeuge er Kurzurlauber auf den Autobahnen. Auch wir blieben nicht verschont. Unser Fahrer Jörg Hoffmann vom Pirnaer Reiseservice zeigte großen Einsatz. Es ist aber auch ein gutes Gefühl, wenn auch am Sonntag bei Eberhardt Travel eine Organisation besteht, die in der Lage ist, auf die zeitlichen Verschiebungen zu reagieren und für alle pünktlich zum geänderten Zeitpunkt die Transferfahrzeuge an den einzelnen Ausstiegen zur Verfügung zu stellen.

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Kommentare zum Reisebericht

Meine Frau und ich waren Teilnehmer dieser Reise.
Die Reise erfüllte alle angekündigten kulturellen, historischen und landschaftlichen Erwartungen, die Reise war gut geführt und vor allem mit Herrn Grosser hervorragend besetzt, der die Gäste nicht nur sehr aufmerksam betreute, sondern auch mit seinen Kenntnissen über Frankreich und hier auch speziell Burgund hervor stach.
Aber ich muss auch etwas Wasser in den burgundischen Wein schütten.
Kulinarische Reise als Begriff ist eine absolute Fehlinterpretation, denn mittags nur am Bus ein Würstchen verschlingen, 5-Minutenterrinen war auch im Angebot, eine Weinverkostung in einer Garage, die als Verkaufseinrichtung genutzt wurde, ein kaum mittelklassiges Hotel, in dem zum Frühstück für über 30 Personen nur 6 Teller bereit standen, kann man auch bei einer gut organisierten Käseverkostung, Cassis probieren und einem wirklich üppigen Abschlußmahl nicht als kulinarische Rundreise bezeichnen, wenn dann noch die Senfverkostung am Bus direkt stattfand, aus aufgestellten im Geschäft gekauften Töpfen erfolgte. Auch die Schokoladen-Herstellungs-Erklärung wog das nicht mehr auf.
Man hätte wenigstens mal mittags irgendwo halten können, im in einem schlichten Bistro etwas zu essen, kein wahnsinniges Menü, aber mal mehr französisch/burgundisch als mit einer Bockwurst im Stehen in 10 Minuten.

Herbert Roloff
18.11.2014