Reisebericht: Rundreise Frankreich – Burgund vom Feinsten

10.05. – 16.05.2015, 7 Tage Busreise im klassischen Burgund nach Dijon – Clos Vougeot – Beaune – Citeaux – Cluny – Cormatin – Paray le Monial – Autun – Fontenay – Vezelay


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Sieben Tage Studienreise durch Burgund nach Dijon - Château du Clos de Vougeot - Beaune - Citeaux - Cluny - Château de Cormatin - Flavigny-sur Ozerain - Fontenay - Vezelay - Paray-le-Monial - Autun
Ein Reisebericht von
Beate Schroedter
Beate Schroedter

Sonntag, 10.5.2015

Während unserer Fahrt durch Franken hören wir, was Franken mit Frankreich verbindet - ihr gemeinsamer Ursprung in der Epoche der Franken. An der Grenze des römischen Imperius wohnend, tauchen sie um 250 n. Chr. erstmals in den römischen Quellen unter dem Namen "Francii" auf, als sie mit ihren Raupzügen in die römische Provinz Gallien eindrangen und diese in den folgenden Jahrhunderten eroberten. Um 500 verkörperten die Franken unter ihrem König, dem Merowinger Chlodwig, eine Großmacht im ehemaligen Gallien, die sich zum Christentum bekannte und für die folgenden Jahrhunderte die Christenmission auf ihre Fahnen schrieb. Mit dem im Jahr 800 zum Kaiser gekrönten Karl dem Großen stand das Frankenreich im Zenit seiner Macht und Ausdehnung, um bis zum Ende des folgenden Jahrhundert in das Westfrankenreich Karls des Kahlen und dem Ostfrankrenreich Ludwig III. aufgeteilt zu werden, Aus diesen beiden Territorien enststand später das Königreich Frankreich und das Heilige Römische Reich Deutscher Nation. In letzterem sollte Franken, insbesondere Nürnberg, als Aufbewahrungsort der Reichskleinodien und Ort, an dem Karl IV. 1356 die "Goldene Bulle" verkündet, ein ganz besondere Rolle spielen.
In der frühen Epoche der Franken machten auch die von der dänischen Insel Bornholm (Burgundarholm) stammenden und inzwischen am Rhein lebenden Burgunder von sich Reden, in dem sie hier das "Erste Burgunderreich" gründeten. Aber schon im Jahr 435 wurden sie durch Attila und seinen Hunnen, vielleicht aber auch durch den römischen Provinzfürsten Aetius, nach Südwesten vertrieben - ein Ereignis, das viel später im Nibelungenlied seinen Niederschlag fand.
Am späten Nachmittag fahren wir über die Rheingrenze und erreichen die elsässische Metropole Mulhouse. Vor dem Abendessen unternehmen wir noch eine kleinen Spaziergang in die Innenstadt, gehen durch malerische Gassen und sehen das prächtige Renaissancer-Rathaus sowie später den 1972 von François Spoerry errichteten, 112 m hohen Tour Europe - Symbol des Dreiländerecks von Frankreich, Deutschland und der Schweiz.

Montag, 11.5.2015

Die zweite Etappe unserer Anreise führt uns vom Elsass in die waldreiche Region France Comté. Ihr Name stammt aus dem hohen Mittelalter, als sie als "Freigrafschaft Burgund" Teil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation war. Seit Ende des 14. Jahrhunders gehörte sie zum Länderkomplex der Burgundischen Herzöge und wurde in der Zeit König Ludwigs XIV. an Frankreich angegliedert.
Schon von Weitem sehen wir die Kapelle Notre Dame von Ronchamps von Le Corbusier, einem der bedeutendsten Architekten des 20. Jahrhunderts. Die Kühnheit dieser Architektur mit ihrer Spannung zwischen Gebundenheit im Beton, dem Verwachsen sein in der Landschaft einerseits und der Leichtigkeit ihrer geschwungenen Formen andererseits schlägt uns in ihren Bann. Später streift der Blick über eine erhabene Landschaft des Hügels, die bei diesem morgendlichen Sonnenlich wie ein Traum erscheint. Ein kurzer Spaziergang führt uns noch zum Kloster und zu den Nebengebäuden, die unterhalb der Kapelle von Renzo Piano, einem der berühmtesten Architekten unserer Tage, in den Berg hinein gebaut wurden.
Am frühen Nachmittag erreichen wir Dijon, die Hauptstadt der Region Burgund und seinerzeit Residenz der Herzöge. Während der Stadtführung, die uns u.a. zur quirligen Place Francois Rude mit seinem Winzerbrunnen und zur Marktkirche führt, schauen wir auch im Herzogenpalast vorbei und stehen dort beeindruckt vor dem Grabdenkmälern der burgundischen Herzöge und ihren Bildnissen. Es folgt eine Gaumenprobe des legendären Dijoner Senf in den verschiedensten Geschmacksrichtungen. Anschließend führen uns die engen Gassen der Stadt zur Kathedrale St. Benigne. Hier steigen wir hinab in die Krypta mit dem Sarkophag des hl. Benignus und zu der teilweise rekonstruierten, ehemals dreigeschossige romanischen Rotunde, die vermutlich nach dem Vorbild der Grabeskirche in Jerusalem konstruiert wurde.
Gegen Abend erreichen wir unser Hotel in Chenove, einem Vorort von Dijon, und genießen in der Veranda des Hotels unser erstes burgundisches Abendessen.

Dienstag, 12.5.2015

Heute morgen brechen wir erstmal zu einer Käseverkostung nach Brochon auf. Nach einer kleinen Führung an den Produktionsanlagen vorbei probieren wir fünf leckere Käsesorten unterschiedlichster Geschmacksrichtungen mit einem Glas Wein dazu. So gestärkt erkunden wir anschließend Burgunds wichtigstes Weinanbaugebiet, die Còte d'Or, mit der Còte de Nuits im Norden und der Còte de Beaune im Süden. Unsere Erste Stadtion ist hier das Weingut Clos de Vougeot, wo die Zisterzienser-Mönche im Mittelalter bereits systhematisch erkundeten, welche Reben auf welchen Böden und in welcher Hanglage den besten Wein hervorbrachte. Heute teilen sich 86 Besitzer den 51 ha großen Weinberg, auf dem der erlesene Grand Cru de Vougeot produziert wird. Wir gehen an gewaltigen mittelaterlichen Weinpressen vorbei, besuchen eine großen Keller, der bis zu 2000 Fässer Wein fasste und sehen anschließend einen Film über die erstaunliche Geschichte und Gegenwart der exklusiven Confrèrie des Chevaliers du Tastevin, der Bruderschaft der Weinkenner, die heute im Château du Clos de Vougeot ihren Sitz hat.
Anschließend fahren wir an den berühmtesten Weinbergen der Welt vorbei nach Beaune, einst Sitz der burgundischen Herzöge, bevor diese Dijon zu ihrer Residenz wählten. Hier besuchen wir das berühmte Hostpices Civiles, ein Krankenhaus, dass 1452 von dem Kanzler der burgundischen Herzöge Nicolas Rolin und seiner Frau gestiftet wurde. Mit seiner spätgotischen Architektur, seinen farbigen Dächern, seiner historischen Einrichtung - aber vorallem wegen des hier befindlichen Weltgerichtsaltars von Rogier van der Weyden und des Wandteppichs der tausend Blumen mit der Geschichte des Heiligen Eligius ist es ein Juwel unter den Kunstschätzen Burgunds. Den kulinarisch begonnenen Tag schließen wir mit der Verkostung der verschiedensten Cassissvarianten in Nuits-St. Georges, bevor wir zum Abendessen ins Hotel zurück kehren.

Mittwoch, 13.5.2015

Das Benediktinerkloster Cluny und das Stammkloster der Zisterzienser in Citeaux, die zu den wichtigsten Ausgangpunkten nicht nur des klösterlichen Lebens sondern auch der Kultur- und Kunstgeschichte Europas im Mittelalter gehören, sind heute unsere Ziele. In Citeaux führt uns der "Weg der Stille" in das Areal der einstigen Abtei und zu den noch heute erhaltenen Baulichkeiten, in denen heute wieder ca. 30 Mönche leben. Anschließend geht es weiter nach Südburgund. Angekommen in Cluny erschließen wir uns die baulichen Fragmente der seiner Zeit hochberühmten Abtei dank einer Führung mit Computer-Tablets. Sie gibt uns anhand von Rekonstruktionszeichnungen und Vergleichsabbildungen nicht nur Orientierung, sondern verdeutlich uns nach und nach die gewaltigen Dimensionen und der baukünstlerische Reichtum dieser bedeutenden Abtei, die bis zum Bau des Petersdoms in Rom die größte Kirche der Christenheit beherbergte. Diesen Tag beschließen wir mit der Besichtigung des Renaissance-Schlosses Cormartin mit seiner Inneneinrichtung aus dem 17. Jahrhundert und seinen großzügigen Gartenanlagen. Der Künstlerkreis, der für Maria von Medici, Gemahlin König Heinrich IV., tätig war, schuf hier prachtvolle Wandpaneele und Balkendecken. Sie wurden durch das beherzte Engagement von drei Menschen, die das Anwesen kaufen, vor der Zerstörung bewahrt. Später weilte der Chef der Oper von Monaco, Raul Gunsbourg außerhalb der Spielzeit mit seiner Entourage hier und hinterließ nicht nur seine Einrichtung sondern auch köstliche Erinnerungen.

Donnerstag, 14.5.2015

Der heutige Tag führt uns in den Norden Burgunds, wo uns eine Weinverkostung in dem vor wenigen Jahren gegründeten Weingut Flavigny-Alésia erwartet. Der Name erinnert an große Geschichte. Nahe der antiken Stadt Alesia siegte im Jahr 52 v. Chr. Gaius Julius Cäsar nach harten Kämpfen über den Avernerfürsten Vercingetorix und seine keltischen Truppen, so dass das heutige Burgund vorerst Teil de Römischen Reiches blieb. Nach einem kleinen Vortrag über die lokale Art des Weinbau, werden uns einige Weinproben angeboten. Dann geht es weiter in das höher gelegene Dörfchen Flavigny-sur-Ozerain, das durch den Film "Chocolat" von Lasse Hallström mit Juliett Binoch und Jonny Depp bekannt wurde. Benannt wurde der Ort indessen nach Flavius, dem Besitzer einer Villa in der römischen Zeit. Im frühen Mittelalter befand sich hier eine Benediktinerabtei, deren Skriptorium große Berühmtheit erlangte. Gegen Mittag erwartet uns dann eine Führung im der ehemaligen Zisterzienserabtei Fontenay. Da Anfang des 19. Jahrhunderts hier eine Papierfabrik untergebracht war, blieb die Klosteranlage erhalten. Ein zweiter Glücksfall traf ein, als sie 1906 von den Brüdern Edouard und René Aynard erworben wurde, die alles daran setzten, sie so orginal getreu wie möglich zu restaurieren und bis zum heutigen Tag hervorragend zu erhalten. Wohl kam eine Abtei der Zisterzienser bringt so klar den Gedanken der Askese, wie ihn der große Abt Bernhardt von Clairveaux predigte, der Schlichtheit und der Harmonie einer auf das Wesentliche reduzierter Formensprache zum Ausdruck, wie diese Abtei. Anschließend geht es weiter nach Vezelay - Ziel zahlreicher Pilgerfahrten gestern und heute. Wo sich bis zum Jahr 1270 die Pilger zu Tausdenden trafen, um die Reliquiem der Heiligen Magdalena aufzusuchen, wo Bernhardt von Clairvaux in Anwesenheit König Ludwigs VII. und dessen Gemahlin Eleonore von Aquitanien zum zweiten Kreuzzug aufrief und 1190 die Heere vom Philippe Auguste und Richard Löwenherz zum dritten Kreuzug vereinigten, treffen sich heute die Pilger auf dem Jacobsweg. Die Basilika Ste. Madeleine ist eine der berühmtesten romanischen Kirche Burgunds und gehört heute mit ihrem großartigen Pfingstportal sowie ihren bildreichen Kapitellen zum UNESCO Weltkulturerbe.
Heute Abend erwartet uns ein zünftiges Abendessen in einer Ferme Auberge der ersten Stunde. In der Ferme Auberge La Morvandelle begann man schon vor 40 Jahren, Gäste mit Produkten des eigenen Hofes zu bewirten - lange bevor das Landwirtschaftsministerium Frankreichs diese Form zur Förderung des Leben auf dem Lande propagierte. Nach einem leckeren, üppigen Mal bei gutem Wein treten wir im Laufe des Abends die Rückfahrt zum Hotel an.

Freitag, 15.5.2015

Unser letzter Tag in Burgund führt uns in den Südwesten der Region ins Brionnais und beginnt wieder einmal mit einer Gaumenfreude. In La Clayette erwartet uns schon der Bernard Dufoux mit einem Vortrag über Schokolade, ihre Herkunft und Verarbeitung sowie einer anschließenden Schokoladenprobe bei einer Tasse Kaffee. Auch unser Busfahrer hat sich heute etwas besonderes ausgedacht. In Paray-le-Moniale überrascht er uns mit einer eigens zubereiteten, leckeren Kartoffelsuppe, die uns für die anschließende Besichtigung der Basilika und des Ortes stärkt. "Cluny im Taschenformat" so hatte ein amerikanischer Kunsthistoriker die Kirche salopp tituliert. Viel kleiner die Abteikirche von Cluny, aber weitgehend nach dern Vorbild errichtet, besticht die Architektur der Basilika durch ihre seltene Ausgewogenheit. Vor wenigen Jahren restauriert, mit einer modernen Beleuchtung und z.T. zeitgenössischen Fenstern versehen, ist sie für manchen aus unserer Gruppe die schönste unter den bisher gesehenen burgundischen Kirchen.
Abreisen aus Burgund ohne Autun zu sehen - kaum vorstellbar ! Also geht es am Cana du Centre entlang noch mal in den Norden, wo wir am Fuße des Morvan-Gebirges im Tal der Arroux diese bereits in der Antike bedeutende Stadt besuchen. Vor der Westfassade der Kathedrale Saint-Lazare bewundern wir das Weltgerichtstympanon des Meisters Gislebertus mit seinen körperlos erscheinenden Figuren und ihrem drastischen, fast karrikaturhaften Ausdruck. Vor unserer Rückfahrt ins Hotel bleibt nun noch Zeit für einen Blick in die prunkvoll überdachte Passage bei der Rue du Général du Demetz und eine Busfahrt durch das antike Stadttor "Porte d'Arroux".

Sonnabend, 16.5.2015

Die Rückfahrt verlief bis auf wenige Minuten im Stau problemlos, da es sich um ein Brückenwochenende handelte und die Straßen weitgehend frei waren. Auch diese letzte Etappe unserer Reise meisterte unser Fahrer Günter Hirsch mit Bravour und auch die Organisation von Eberhardt Travel arrangierte gekonnt alle gebuchten Transferfahrten. Schneller als geahnt ging diese Burgundreise zu Ende und so bleibt mir nur die Hoffnung, mit diesen Zeilen die Erinnerung an die schönsten Momente dieser Reise wach zu halten.

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