Reisebericht: Rundreise Frankreich – Burgund vom Feinsten

19.05. – 25.05.2019, 7 Tage Busreise im klassischen Burgund nach Dijon – Clos Vougeot – Beaune – Citeaux – Cluny – Cormatin – Paray le Monial – Autun – Fontenay – Vezelay


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Die französische Region Burgund bietet Kunstfreunden Kirchenbauten von internationalem Rang, Naturliebhabern einzigartige Landschaftsidyllen und kulinarischen Genießern unverwechselbare Gaumenfreuden bei Wein-, Käse-, Schokolade- und Likörproben.
Ein Reisebericht von
Beate Schroedter
Beate Schroedter

1. Tag, Sonntag 19.5.2019

Am frühen Sonntagmorgen begann unsere Reise mit einer kleinen Reisegruppe am Dresdner Flughafen. Bei angenehmen Sonnenwetter fuhren wir nach weiteren Zustiegen in Niederdorf und Münchberg-Nord entlang der Fränkischen Schweiz und der Frankenhöhe nach Baden-Würtemberg, wo wir in Pforzheim und Karlsruhe weitere Gäste begrüßten. Dann ging es in rascher und zum Glück staufreier Fahrt am Schwarzwald entlang durch die Rheinebene und über den Rhein nach Frankreich. Hier am Rhein lag zwischen dem 3. und dem 5. Jahrhundert nach Chr. das Reich der alten Burgunder, das 437 von den Hunnen zerstört wurde. Von ihm sollte viele Jahrhunderte später das Nibelungenlied erzählen. Um jedoch heute die französische Region Burgund zu erreichen mussten wir noch etwas weiterfahren. So ging es am Vogesenkamm vorüber durch das Elsass und durch die Franche-Comté bis wir jenseits der Saone am Abend bei Regenwetter die burgundische Hauptstadt Dijon erreichten. Von der Place Darcy, dem einzigen Busparkplatz in Altstadtnähe, gingen wir mit unseren Koffern gemeinsam  zum Hotel Ibis Styles Central, wo uns nach dem Check-Inn ein schmackhaftes Abendessen erwartete.

2. Tag, Montag 20.5.2019

Nach der langen Anfahrt am Vortag tat es gut, heute etwas auszuschlafen und nach einem reichhaltigen Frühstück im Hotel kundig durch die Stadt geführt zu werden. Unser Stadtführer Sylvain nahm uns mit auf eine Reise in die großartige Geschichte der Stadt. Er zeigte uns ihre herausragenden Sehenswürdigkeiten wie die Porte Guillaume, die Kirche Notre-Dame und den alten Palast der Herzöge von Burgund. Anschließen führte uns unsere Reiseleiterin zu den berühmten Grabdenkmälern der Herzöge von Burgund, die Claus Sluter einst im herzöglichen Auftrag für die Kirche des ehemaligen Kartäuserklosters von Champol schuf. Von dort kamen sie 1827 ins Kunstmuseum von Dijon. Sie zeigen das Grab des Begründers der Herzoglichen Dynastie Philippe der Kühnen sowie das Doppelgrab des Herzogs Johann ohne Furcht und seiner Gemahlin Margarete von Bayern. Unvergleichlich und hoch berühmt ist hier der Trauerzug der „Pleurants" (Weinenden), Kartäusermönche, Kleriker und Angehörige des herzoglichen Gefolges, welche die Sockelzone der beiden Grabdenkmäler in eindrucksvoller Weise umziehen.
Anschließend waren wir zur Mittagszeit in der bekannten Moutarderie Edmond Fallot zu einer Senfverkostung verabredet. Hier gab es ein ganzes Spektrum an Semfvariationen zu probieren, wobei der Senf mit Schwarzen Johannisbeeren oder der mit Walnüssen sicher zu den Favoriten gehörte. Dann hatten wir ein freien Nachmittag, an dem jeder nach Belieben die wunderschöne Altstadt von Dijon erkunden konnte.
Am Abend trafen wir uns, um gemeinsam zum Restaurant L'Edito zu gehen, wo wir zum Abendessen angemeldet waren.

3. Tag Dienstag, 21.5.2019

Heute steuerten wir südlich von Dijon gleich vier Ziele an. Zuerst ging es in die Fromagerie Gaugry zu einer Führung mit anschließender Käseverkostung. Wir waren beeindruckt von dem Aufwand und der unbedingten Sorgfalt bei der Herstellung der Weichkäsesorten, unter denen der Epoisse der König ist. In einem sehr ansprechenden Ambiente hatten wir dann Gelegenheit, bei einem Glas Rotwein fünf Sorten von Weichkäse zu probieren.
Anschließend ging es zum Chateau du Clos du Vougeot, dem berühmten Sitz der „Bruderschaft der Weinverkoster" an der Côte d'Or. Gegründet von den Zisterziensern aus ihrem nahen Stammkloster Citeaux als Weingut, in dem die Laienbrüder des Klosters arbeiteten. Im 16. Jahrhundert wurden die mittelalterlichen Baulichkeiten des Weingutes umgebaut zum heutigen Schloss. Der dazugehörige Weinberg blieb trotz der Reblaus-Katastrophe von 1882 und der Absatzkriese der 20ger Jahre des 19. Jahrhunderts erhalten und ist heute zusammen mit dem Schloss als Weltkulturerbe der UNESCO eingetragen.
Nach einer Führung durch die beeindruckenden Hallen des Clos du Vougeot fuhren wir durch die Weinberge nach Beaune, der Hauptstadt des Burgunderweins. Hier legten wir erst einmal eine Mittagspause ein, bevor wir das weltbekannte Hôtel-Dieu, das Nicolas Rollin, Kanzler des Herzogs Philipp der Gute, 1443-1452 als Krankenhaus erbauen lies, besichtigten. Mit Hilfe eines Audioguides erschlossen wir uns die Geschichte und die Räumlichkeiten des Hôtel-Dieu und standen zum Abschluss unseres Rundgangs fasziniert vor dem Weltgerichtsaltar von Rogier van der Weyden. Der Stadtmaler von Brüssel, der schon seinerzeit als „als bester Maler im Norden nebst Jan van Eyck" gerühmt wurde, schuf dieses Werk ebenfalls im Auftrag von Nicolas Rollin. Dann unternahmen wir einen kleinen Stadtrundgang in Beaune, bei dem wir den berühmten Wandteppiche mit Szenen aus dem Leben Marias im Chor der Stadtkirche Notre Dame bewunderten.
Zum Abschluss des Tages fuhren wir nach Nuits-St-Georges zum „Cassissium". Hier sahen wir einen kurzen Film über die fabelhaften Eigenschaften der Johannisbeeren und gingen dann durch die Fabrikationsräume des Cassisslikörs. Nach dieser Führung gab es mehrere Likörproben des Cassislikörs in verschiedenen Variationen sowie verschiedener anderer Fruchtliköre zu kosten. Heiter gestimmt fuhren wir dann zurück nach Dijon, wo wir heute Abend ein typisch burgundisches Menue in der „Epicerie & Cie" genossen.

4. Tag Mittwoch, 22.5.2019

Der heutige Tag stand zunächst ganz in Zeichen der weltberühmten Abteien Burgunds in Citeaux und Cluny. Die Zisterzienserabtei Citeaux wurde 1098 wurde von Robert von Molesme, zwanzig Mönchen und dem Herzog Odo I von Burgund gegründet. Citeaux geht zurück auf dem Ortsnamen Cistercium, der nach dem altfranzösischen Namen „Cistel" für Schilfrohr benannt wurde. Weit entfernt von großen Städte und belebten Straßen in einer sumpfigen, mit Schilfrohr bewachsenen Ebene gründeten die ersten Mönche hier eine asketisch lebende Gemeinschaft, in der sie das Credo der ersten Benediktiner „Ora et labora" (bete und arbeite) konsequent verwirklichen wollten. Weltberühmt wurde die Zisterzienser aber erst 14 Jahre später, als Bernhard von Clairveaux zusammen mit dreißig Gefährten der Gemeinschaft der Mönche beitrat. Er begründete mit dem Orden der Zisterzienser das System der von einer Abtei ausgehenden vier Tochtergründungen. So entstanden bis zum Ende des 13. Jahrhunderts in Europa über 700 Niederlassungen des Zisterzienserordens. Hier am Gründungsort des Zisterzienserordens sahen wir die moderne Kirche, die vor wenigen Jahrzehnten in dem Ende des 19. Jahrhunderts neu gegründeten Klosters errichtet wurde, sowie einen Film über das heutige Leben im Kloster.
Dann ging es ca. 100 km weiter nach Süden zu der legendären Benediktinerabtei Cluny. Dort angekommen zeigte uns der örtliche Stadtführer Philippe ein Modell von Cluny, das uns eindrucksvoll die gewaltigen Dimensionen der Klosteranlage vor Augen führte. Diese riesige Klosterstadt war im hohen Mittelalter der wichtigste Ort der Christenheit. Wir waren fasziniert vom baukünstlerischen Genie der Architekten, vom Reichtum des bauplastischen Dekors und zugleich erschüttert von der blinden Zerstörungswut der Napoleonischen Zeit, als die Klosteranlage in einen Steinbruch verwandelt wurde. Andächtig lauschten wir dem gregorianischen Gesang, den Philippe in dem noch erhaltenen südlichen Querhaus der Abteikirche anstimmte. Dann sahen wir noch einen Film, in dem u.a. die Abteikirche im rekonstruierten Zustand gezeigt wurde.
Anschließend, am späten Nachmittag besuchten wir das Schloss Cormatin. Es wurde Anfang des 17. Jahrhunderts von Antoine du Blé d'Huxelles, einem Heerführer in den Hugenottenkriegen, erbaut und blieb mit seiner kostbaren Ausstattung der 1630ger Jahre bis heute erhalten. Im Laufe seiner Geschichte empfing dieses Schloss Staatsmänner wie König Ludwig XIII., Kardinal Richelieu und Staatspräsident François Mitterrand.
Nach diesen fulminanten Eindrücken ging es zurück nach Dijon, wo wir heute im Maison Millière wieder typisch burgundisch speisten.

5. Tag Donnerstag 23.5.2019

Heute morgen fuhren wir erst einmal weit in den Süden Burgunds, um als erstes die Schokoladenwerkstatt Les Chocolats Bernard Dufoux zu besuchen. Nach einem Vortrag über die zum grössten Teil handgefertigten Schokoladen kosteten wir fünf erlesene Schokoladenproben mit einem Becher Kaffee dazu.
Dann fuhr unser Bus auf engen, kurvenreichen Landstraßen des Charollais weiter. Wir genossen diese wunderschöne Landschaft mit von Butterblumen übersäten Wiese, auf denen die schönen weißen Charollais-Rinder träge im Schatten lagerten, während an den Wiesenrändern hier und da feuerroter Flachsmohn wucherte. Nach dieser ländlichen Idylle empfing uns der Wallfahrtsort Paray-le-Moniale mit seiner imposanten Basilika. Nur wenige Jahre nach dem Bau der Abteikirche von Cluny unter dem Apt Hugo begonnen, aber nicht in der ursprünglich geplanten Dimensionen vollendet, stellt die Wallfahrtskirche Notre-Dame - Sacré Cœr heute gewissermaßen „Cluny III im Taschenformat" da. Im Jahr 2005 restauriert können an ihr heute sämtlich architektonischen und gestalterischen Neuerungen, welche die letzte Abteikirche von Cluny einst auszeichnete, bewundert werden. Paray-le-Moniale bewahrt somit in kleiner Dimension das architektonische Vermächtnis von Cluny. Nach der Besichtigung der Wallfahrtskirche bewunderten wir die reich gestaltete Fassade des 1525-1528 errichteten Hauses des Tuchmachers Pierre Jayet, das heute als Rathaus dient.
Dann fuhren wir in nordwestliche Richtung nach Autun, dem südlichen„Tor zum Morvan-Gebirge". Die Stadt wurde nach dem Sieg der Römer über den keltischen Stamm der Haeduer, die auf dem Mont Beuray ihr Zentrum hatten, am Fuße des Berges mit dem klangvollen Namen „Augustodunum" (Geschenk des Augustus) errichtet. Im frühen Mittelalter gelangten die Gebeine des Heiligen Lazarus hier her. Zu ihrer Verehrung wurde in der 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts die Kathedrale St. Lazare errichtet. Das bedeutendste Kunstwerk der Kathedrale ist ihr Westportal, das 1135 von dem Meister Gislebertus geschaffen wurde. Es verkörpert einen völlig neuen Stil in der Bauplastik, der durch eine höchst expressive Formsprache geprägt ist.
Mit diesen neuen Eindrücken ging es nun wieder zurück nach Dijon, wo wir heute gleich an der Place de la République ausstiegen, um in der „Brasserie de Bourgogne" zu speisen. Hier gab es das berühmte „Bœf bourguignon" (Rindfleisch in Burgundersoße), das als regelrechte Leib- und Magenspeise inzwischen in ganz Frankreich zu haben ist. Nach dem Abendessen spazierten wir gemütlich durch die alten Gassen Dijons zu unserem Hotel.

6. Tag Freitag 24.5.2019

Nach den gestrigen Schokoladengenüssen fuhren wir heute früh nach Flavigny-sur-Ozerain, wo im Jahr 2000 der auch bei uns gut bekannte Film „Chocolat" von Lasse Hallström mit Juliette Binoche gedreht wurde. Kurz vor unserer Ankunft legten wir einen Fotostopp an dem Wasserschloss Posanges ein. Die beeindruckende Burg wurde im 15. Jahrhundert für einen Günstling des Herzogs Philipps des Guten errichtet, erfüllte jedoch nie einen militärischen Zweck.
Wenige Minuten später unternahmen wir mit unserer Reiseleiterin in Flavigny-sur-Ozerain einen kleinen Stadtrundgang. Er führte uns zur Stadtkirche, zu dem ehemaligen Geschäft, in dem im Film „Chocolat" die Chocolatie von Vianne eingerichtet war sowie zur ehemaligen Benediktinerabtei mit ihrer noch erhaltenen karolingischen Krypta. In dieser Abtei ist heute eine Anisbonbonfabrik eingerichtet, die in den ehemaligen Klosterräumen auch einen Fabrikladen mit wunderschönen Interieur betreibt.
Anschließend fuhren wir zum Weingut Domaine de Flavigny-Alésia, wo wir vier Weine verkosteten und den malerischen Hof, in dem moderne Skulpturen ausgestellt waren sowie den Taubenturm bewunderten.
Unser nächstes Ziel war wieder ein UNESCO-Weltkulturerbe. Es handelte sich um die berühmte Zisterzienserabtei Fontenay. Sie wurde 1118 von Bernhard von Clairveaux gegründet und blieb bis heute komplett erhalten. Die 1147 vollendete Abteikirche verkörpert vollkommen das auf den Heiligen Bernhard zurückgehende Streben nach Schlichtheit und den vollständigen Verzicht auf jeden bauplastischen Dekor sowohl innen wie außen. Bei einer spannenden Führung durch die Abtei erfuhren wir von der örtlichen Klosterführerin nicht nur sehr viel über die Baugeschichte und die Funktion der einzelnen Räume sondern auch manches über das Leben der Zisterziensermönche in der Abtei.
Was für ein Kontrast zu der romanischen Wallfahrtsbasilika Ste Madeleine von Vezelay, die ebenfalls ein UNESCO-Weltkulturerbe ist und die wir gleich im Anschluss sahen ! Auf einer Hügelkuppe im nördlichen Teil des Morvan-Gebirges gebaut, ist sie aus jeder Himmelsrichtung schon von weit her zu sehen. Nach der Zerstörung des Vorgängerbaus durch eine Feurersbrunst im Jahre 1120 wurde sie schon 1140 vollendet. Da leider das Westportal für die aktuelle Restaurierung eingerüstet und die Vorhalle nicht zugänglich war, galt unsere volle Aufmerksamkeit dem Kirchenraum. Vom Westeingang aus beeindruckte uns, wie tief sich der Raum erstreckt. Die aus roten und weißen Kalksteinen gebildeten Gurtbögen betonen wirkungsvoll die Feierlichkeit des Kirchenraumes, an dessem Ende sich ein lichtdurchfluteter Chor anschließt. Mit mehr als 150 Kapitellen verfügt Ste Madeleine über einen der größten Kapitellzyklen Burgunds. Nach diesen großartigen Kunsteindrücken bot die Terasse hinter dem Chor der Wallfahrtsbasilika einen grandiosen Blick in die umgebende Landschaft.
Unseren letzten Tag in Burgund beendeten wir mit einem schmackhaften Abendessen in einer Ferme Auberge. Was für eine Überraschung als zum Schluss der Hofladen für uns aufgemacht wurde ! Da gab es für viele aus unserer Gruppe zum Abschluss noch ein kulinarisches Highligt einzukaufen für zu Hause. Dann ging es schnell nach Dijon, wo wir für unsere letzte Nacht in Burgund wie zuvor im Hotel Ibis Styles Central einkehrten.

7. Tag Samstag 25.5.2019

Kurz vor 8.00 starteten wir in Dijon unsere Rückreise. Wir genossen die wunderbare Fahrt im warmen Morgenlicht mit unserem Busfahrer Stefan Oertelt von Reise Plus GmbH, der uns während unser gesamten Reise äußerst sicher und souverän fuhr. Auf leeren Autobahnen ging es durch Burgund, die Franche-Comté und das Elsass, so dass wir noch am Vormittag die Rheingrenze überquerten. Schon am frühen Nachmittag kamen unsere ersten Gäste im Karlsruhe und in Pforzheim an. Relativ staufrei ging es dann durch Franken und Thüringen weiter nach Sachsen. Am Abend kurz vor halb 10 Uhr erreichten wir schließlich den Dresdner Flughafen. Eine schöne Reise mit unzähligen Eindrück, bei der wir bis auf den Ankunftstag und den zweiten Tag immer sehr gutes Wetter hatten, ging nun zu Ende, die uns allen sicherlich in guter Erinnerung bleiben wird.

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