Reisebericht: Rundreise Frankreich – Elsass & Vogesen

04.06. – 09.06.2013, 6 Tage Frankreich–Rundreise im Elsass und den Vogesen mit Straßburg – Hohkönigsburg – Elsässer Weinstraße – Colmar – Eguisheim – Obernai – Munstertal


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Keltisch, Römisch, Romanisch, Schwäbisch, Französisch - Deutsch - Französisch - Deutsch - Französisch: wechselhafte Geschichte einer kleinen Region in nur zweieinhalb Jahrtausenden. In Momenten einer sechs-Tage-Reise entsteht ein Bild der Bereicherung der Kulturen in der Region von Vogesen und Rheinebene, von mittelalterlichen Stadtkernen, Weindörfern und deftiger regionaler Produkte
Ein Reisebericht von
Dr. Jürgen Schmeißer

04.06.2013 Anreise

Der Elbpegel in Dresden ist mehr als sieben Meter hoch und weiter steigen, Grimma, Döbeln und andere mitteldeutsche Städte sind erneut überflutet. Wird die Hochwassermarke von 2002 in den kommenden Tagen gebrochen?
Bewegende Szenarien zu Reisebeginn. Trotzdem starteten 41 Gäste pünktlich sechs Uhr Richtung Elsass. Ab Thüringer Landesgrenze ging es bei Sonnenschein an Frankfurt, Ludwigshafen vorbei in die Pfalz. Nun zunächst parallel zur Deutschen Weinstraße fuhren wir bei Wissenbourg bereits auf französischer Seite und gelangten recht schnell durch das Departement Basse Rhin nach Straßbourg. Unser Hotel Jean Sebastian Bach  - so heißt der Thomaskantor auf Französisch - befindet sich in einem recht grünen Viertel am Park Orangerie. Inmitten der Parklandschaft mit einigen  Straßburger Symboltieren, Störchen, aßen wir zu Abend recht angenehm.

05.06.2013 Straßbourg

Mit dem Bus  ging es zum Treffen mit der örtlichen Stadtführern am Place d' Etoile. Mit dem Bus erkundeten wir die markanten Stätten jenseits der Altstadt. Am Place der la Republique gibt es eines der europaweit besterhaltenen Stadtensembles aus der wilhelminischen Stadt. Um die vorherige Jahrhundertwende wurde hier bei Repräsentativbauten preußisch geklotzt. Verkündetes einheitliches Europa sahen wir dann mit den Bauten des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte und dem Europäischen Parlament. Am Kanalsystem von Petite France wechselten wir zur Stadttour zu Fuß: durchs ehemalige Gerberviertel, an St. Thomas mit der Silbermannorgel (der Bruder von Gottfried) vorbei , über den Gutenbergplatz (erfand er in Straßburg oder in Mainz die neue Art der Drucklettern ? - ein kleiner Streit) bis zur Kathedrale.
Dann entschlossen wir uns kurzfristig zu prüfen, wann wir die Batorama-Bootsfahrt unternehmen.  Ergebnis: sofort. Also Gesundheitspause unterbrechen und ab aufs Schiff. Eine reichliche Stunde ging es über die Ill zunächst nach Petite France und durchs Gerberviertel mit Schleusung, dann noch zum Europazentrum. Nun wissen wir auch, wo europäisches Qualitätsfernsehen bei Arte entsteht.
Nach der Schiffstour war reichlich Zeit für individuelles Erkunden: in der Kathedrale, in St. Thomas mit seiner Silbermannorgel, in den Gassen und am Ufer der Ill und manchen zog es nochmals zu den Bauten  Europas. Das Citymobiliar ist leider nicht so touristisch reichlich, so dass mancher doch recht müde war, als wir uns an der Kathedrale zum Gang nach dem Restaurant  Chaine d' Or  trafen und am fortgeschritten Abend im Hotel ankamen.

06.06.2013 Obernai, Mont St. Odile, Dambach la Ville

In Obernai begrüßten uns wohl hundert Markstände und deren französische Besucher. Zwischen Kornhaus, Rathaus und Sechs-Eimer-Brunnen war kaum ein Durchkommen. Dennoch ein kleiner Eindruck eines historischen Stadtensembles war es schon, auch wenn der bekannte Brunnen wohl doch weniger spektakulär ist als mancher annahm. Hoch über der Stadt erhebt sich der Mont St. Odile mit 763 Metern und einem Kloster. Hinauf ging es durch Wein- und Walddörfer (Klingenthal!).
Schöne Aussicht in den Oberrheinischen Graben hinüber in den Dunst um den Schwarzwald; Straßburg nur zu erahnen. Im Kloster geschäftiges Treiben in der Kapelle , am Grab von Odila und in manchen Seminarräumen. In zackiger, kurviger Fahrt ging es dann über die Elsässer Weinstraße  nach Dambach la Ville. Im Haus der Domaine Ruhlmann wartetete bereits Emil / Emilio, der uns zunächst durch den Weinkeller führte bevor wir mit der hauseigenen Bahn auf Rädern durch Dambach und die Weinhänge fuhren. Weißburgunder, Rießling, Pinot Noir, Grauburgunder, Gewürztraminer , Muskat und ein Blanc de Noir umschmeichelten dann unsere Sinne . Dazu eine Scheibe Kugelhopf; mancher hätte wohl auch etwas Schinken oder Käse gewünscht, um dem Alkohol Paroli zu bieten.
Das Nahrhafte gab es dann zum Abendessen auf den Wein in Straßburger Restaurant Elsace a Table.
Viel Bummeln, schöne Blicke, Sitzen beim Wein - ein mannigfaltiger, schöner, aber auch anstrengender Tag ging zu Ende.

07.06.2013 Colmar, Riqwihr, Ribeauville, Flammkuchen

Fahrt Richtung Süden im Oberrheingraben entlang des Höhenzuges der Voges in den zentralen und historisch-städtebaulich interessantesten (mittleren) Teil des Elsass. Zunächst bummelten wir in Colmar - einst Sitz des Zehn-Städte-Bundes - zum Kathedralenplatz (auch wegen der Villeroy & Boch Ausstellung in zwei Kabinen).  Gemeinsam besichtigten  wir die Madonna im Rosenhag, Schongauers Altarbild aus dem Jahre 1473. Unterschiedliche Interessen und läuferische Fitness konnte dann jeder selbst umsetzen, ob er sich zum Bummeln durch den Ort, durch Gassen, zur A. Silbermann-Orgel oder nach Klein-Venedig, oder zu einem Besuch des Mueums Unterlinden mit dem Ifenheimer Altar entschloss.  Auf der Elsässer Weinstraße stand dann der malerische Ort Riqwihr auf dem Programm. Mit hunderten anderer Besucher zog es uns durch die Hauptstraße mit überwiegender Fachwerkbebauung aus der Zeit um 1600. Wer wollte, schlenderte durch weniger belebte Nebenstraßen. Zum späten Nachmittag stoppten wir in Ribeauville. Bei 26 Grad und viel Pflaster am Tag, nun hier in Ribeauville leider auch einige Durchgangsautos auf der Straße - da war dann wohl die Kraft heraus. Bis zum Flammkuchenessen in Kintzheim hatten wir noch ein wenig Zeit, so entschlossen wir uns zum Besuch des deutschen Soldatenfriedhofs bei Bergheim, wo sich Gräber von fünftausend deutschen Soldaten aus den letzten Kriegswochen des II. Weltkrieges befinden.
Zum Freitagabend - heißt, wir waren natürlich nicht die einzigen, Flammkuchenessen in der Auberge St. Martin in Kintzheim: naturel (alsacienne), gratiniert, mit Münster-Käse und zum Schluss mit Apfelscheibchen. Dazu ein Riesling, ein Pinot gris oder auch ein Elsässer Bier. Gegen 22:30 Uhr fielen alle recht müde ins Bett.

08.06.2013 Königsburg, Hochvogesen, Münstertal

Pünktlich zehn Uhr erreichten wir die Königsburg oberhalb von Kintzheim zu unserer deutschsprachigen Führung durch die Burg. Auf den Mauerresten  einer einstigen  mittelalterlichen Burg ließ  der deutsche Kaiser Wilhelm II. zu Beginn des 20. Jahrhunderts diese Burg errichten: Beispiel des Baustils des Historismus und des kaiserlich-deutschen Anspruchs auf das Elsass.
Über die Mittagszeit führen wir die Hochvogesenstraße in tausend Meter Höhe über mehrerer Pässe. Leider trübte es sich ein, so der der mitunter mögliche Blick bis in die Schweizer Alpen uns nicht möglich war. Aber bei vielleicht fünfzehn Kilometer Sicht entstand ein guter Eindruck von bewaldeten Berghängen, Bauernhöfen mit Wiesen und einem lang gezogenen unbewaldeten Kamm mit dem Hohneck. Die Abfahrt vom Kamm führte ins Münstertal, das für den Münsterkäse  - eine A.O.C. - bekannt ist. In Lapatroui stoppten uns zwei Plastekühe am Kreisverkehr und wiesen den Weg zur Käserei.  Acht Liter Milch von speziellen Kühen werden für die Herstellung eines Kilogramms Käse benötigt. Mindestens drei Wochen reift der Käse und wird mit Quellwasser gewaschen, so dass die typisch rötliche Färbung entsteht. Vom Frischkäse bis zum Hartkäse,  natürlich den cremigen Münster eingeschlossen, probierten wir die Sorten des Hauses und umspülten den Gaumen mit einem Schluck Gewürtraminer. Welch ein Geruch anschließend im Bus mit vielleicht dreißig Kilogramm Münster-Käse ....
Das Abendessen dann im Straßburger Traditionslokal Chaine d'  Ór mit typisch elsässischer Sauerkrautplatte. Mancher verbesserte die Verdauung nun mit einem Viertel Edelzwicker (ja, was ist denn das? - kein Edelwinzer spricht darüber!).

09.06.2013 Heimfahrt

Nach fünf sonnigen  Tagen mit blauem Himmel weckte uns Gewitter und starker Regen. Bis zum Ausstieg am Abend in Dresden fuhren wir durch Regen, teilweise extrem stark. Beim abendlichen Blick auf die Wetterkarte entstand dann der Eindruck, dass sich das Regengebiet über Deutschland wie ein Schlauch genau über unserem Fahrweg  ergoss. Bei Verabschieden unter Regen ging es dann recht schnell: Koffer aus dem einen, Käse aus dem zweiten und Wein aus dem dritten Fach des Bussen ... und tschüss.
Also nochmals: Auf Wiedersehen in Frankreich oder auf einer anderen Reise mit Eberhardt Travel.

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