Reisebericht: Rundreise Frankreich – Elsass & Vogesen

08.06. – 13.06.2019, 6 Tage Frankreich–Rundreise im Elsass und den Vogesen mit Straßburg – Hohkönigsburg – Elsässer Weinstraße – Colmar – Eguisheim – Obernai – Munstertal


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Wunderschöne kleine Städte, bunten Häusern, Blumen, die Wälder der Vogesen, traditionelle speisen und edle Weine, erhaltenes Brauchtum, stolze Burgen, Perlen der Gotik Renaissance und moderne Bauten und eine wechselvolle Vergangenheit - das ist das Elsass
Ein Reisebericht von
Peter Großer

Das Elsass zu Pfingsten erleben

Ein Reisebericht von Peter Großer

Sonnabend, 08.06.2019

Gäste aus Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt hatten sich zu einer Reisegruppe zusammengefunden, um eine der vielen Reiseziele von Eberhardt Travel in Frankreich kennenzulernen. Matthias vom Partnerunternehmen TRD Dresden fuhr den komfortablen Reisebus sehr sicher und wir hatten Glück, denn der befürchtete Stau im Pfingstverkehr blieb aus. Das Elsass weist für seine Gäste viele Vorzüge auf: seine abwechselnden Landschaften zwischen dem Gebirgszug der Vogesen und dem Rhein, seine bildschönen Fachwerkstädte, seine Gastronomie, seine Kultur, seine nette alemannische Mundart und das eigenständige Brauchtum. Es ist aber auch das Land, das 52 Kriege und 17 Invasionen erlebt hat, ein Prellbock zwischen Frankreich und Deutschland, ein Land, dessen Bewohner mehrfach das Land verlassen oder die Nationalität wechseln mussten. Es war schon so, wie es der in diesem Jahr verstorbene überzeugte Elsässer und Europäer Toni Ungerer drastisch ausdrückte, indem er das Land mit einer Toilette verglich: immer besetzt! Und es ist das Land, in dem der Gedanke an ein gemeinsames Europa sich entwickelt hat.
Nach dieser Einführung im Bus, kann man wohl gespannt sein auf das, was die nächsten Tage anbieten. Der erste Eindruck ist sehr positiv; das in einer ruhigen Umgebung im Norden gelegene Hotel „Jean Sébastian Bach" in Strasbourg erweist sich mit seinen großzügigen Zimmern als untypisch für die historisch bedingt mitunter kleineren französischen Hotelzimmer.
Und bis zum Abendessen bleibt genügend Freizeit, um den schönen Park der Orangerie zu durchstreifen. Wichtiger als das Palais, dass Napoleon für Josephine bauen ließ (die es nie benutzte), waren wohl die friedlichen Störche, der „Nationalvogel" der Elsässer. Der gallische Hahn oder der grimmige deutsche Adler waren dem natürlich übergeordnet. Nach dreijähriger Unterbringung in Gehege haben die Störche die Lust verloren, jedes Jahr nach Afrika zu ziehen. Auf einer Terrasse eines Restaurants im Park nahmen wir das erste Abendessen ein.

Sonntag, 09.06.2019


Wir beginnen unsere Erkundungen im Oberelsass. In Colmar besuchen wir zuerst das Museum mit der größten Besucherzahl außerhalb Paris. Es ist in dem alten Dominikanerkloster Unterlinden, das 1232 gestiftet wurde, untergebracht. Vor einigen Jahren wurde es renoviert und 2016 wiedereröffnet. Höhepunkt der umfangreichen Ausstellungen von der Jungsteinzeit bis zur modernen Malerei, z.B. auch eines Otto Dix, der in Colmar in Gefangenschaft war, ist sicher der Altar vom Mathias Grünwald. Er wurde 1512-1516 für das Kloster der Antoniter in Isenheim geschaffen, die sich besonders um die am „Heiligen Feuer", der Mutterkornvergiftung, Erkrankten kümmerten. Und die Betrachtung der Bildtafeln dieses Altars sollte zur Heilung beitragen. Um den Altar auch der Nachwelt zu erhalten, wird er zur Zeit restauriert, es ist nur das erste Wandbild des Flügealtars aufgestellt. Aber das Museum bietet auch umfangreiche Werke der Rheinischen Schule, u.a. auch von den Colmaer Künstlern Caspar Isenmann und seinem Schüler Martin Schongauer, deren Wohnhäuser wir später bei dem Stadtrundgang sehen.
Colmar erwartet uns mit einer riesigen Zahl Häusern aus dem Mittelalter und der Renaissance, meist in Fachwerkbauweise. Sie zeigen alle Farben, die Fassaden sind oft mit Blumen aber auch Küchengeräten aus Großmutters Haushalt verziert. Wir beginnen am stattlichen Kopfhaus, einem Renaissancebau, kommen an der Dominikanerkirche vorbei, die das wohl schönste Gemälde Schongauers, „Maria im Rosenhag" birgt, streifen durch belebte Gassen bis zum Koiffhaus und gehen durch das Tor in die Quartier der „unreinen Gewerbe", der Gerber und Färber. An der Markthalle haben die Fischer ihre bunten Häuser und wir beenden den Rundgang am romantischen „Kleinen Venedig". Dann hat jeder genug Zeit, seinen eigenen Wegen nachzugehen.
Südlich Colmar liegt eine Perle des Elsass: Equisheim. Der Ort ist wie eine Zwiebel in mehreren Ringen aufgebaut, die den Markt mit einer kleinen Burg und die Grand Rue, die Hauptstross wie die Elsässer sagen, umschließen. In der kleinen Burg, die um 1000 entstand, wurde auch ein bedeutenden Sohn von Equisheim geboren, der späteren Papst Leo IX, der den etwas zweifelhaften Ruf hat, für die Abspaltung der orthodoxen Ostkirche gesorgt zu haben. Ein Gang durch die Ringstraßen an der Stadtmauer bietet viele Fotomotive. Zeit müsste man haben, dann könnte man auch einmal einem der vielen Weingüter einen Besuch abstatten. Aber wir müssen weiterziehen.
In Obernai erwartet uns erst einmal eine Überraschung. Der Parkplatz ist mit Hunderten Fahrrädern und ihren Besitzern besetzt. Die Sieger eines Radrennens wurden gefeiert. Ein freundlicher Polizist weist uns eine provisorische Parkposition am Rande des Platzes an. Die 11.000-Einwohner-Stadt ist hat wie viele Städte und Dörfer des Elsass ihre Stadtmauer behalten, jedenfalls große Teile. Von 60 Türmen und Toren gibt es heute noch 30. Der Ort wirkt gegenüber dem kleinen Equisheim geradezu großstädtisch. Eine große Kornhalle, gleichzeitig Schlachthaus steht am Markt, gegenüber das Rathaus mit Ursprüngen aus dem 14.Jhdt. flankiert von einem 60 m hohen Kapellturm, dem Rest einer im 19.Jhdt. abgerissenen gotischen Kirche. Der kleine Brunnen der Odilie am Markt wird oft übersehen, die Gäste erfuhren von dieser elsässischen Schutzheiligen im Bus, Ihr Vater hatte im Ort seine Burg. Nicht zu übersehen ist der Sechs-Eimer-Brunnen, ein typischer Renaissance-Brunnen des Elsass.
Wir fahren nach Strasbourg zurück und essen im traditionellen Restaurant „Le Gruber" in der Gasse, die vom Ferkelmarkt zur Kathedrale führt, einer gastronomischen Straßevor allem für Touristen.

Montag, 10.06.2019


Strasbourg mit Bus, zu Fuß und zu Wasser. Wir beginnen unsere Erkundungen mit dem Bus. Die Fahrt beginnt an der Orangerie, vorbei an der neuen russischen Kirche von 2017 und kommen in das Europaviertel mit dem Europäischen Gerichtshof und dem Europaparlament. Das Parlament besteht aus dem großen Plenarsaal von 1999, dem Büroturm, der bei Neuaufnahmen von Mitgliedern aufgestockt werden kann und dem Abgeordnetenblock auf der anderen Illseite, durch eine Brücke mit dem Hauptgebäude verbunden. 12 Wochen im Jahr sind die Parlamentarier hier, dann fliegen oder fahren sie in einer Karawane von 3000 Personen mit 1500 Dokumentencontainern für jeweils 2 Wochen zwölfmal im Jahr nach Brüssel und verbringen die restlichen Wochen bei ihren Wählern. Nach dem Messegelände biegen wir ab, vorbei an Neubauten des Generalrats der neuen Region Grand Est (in der das Elsass verwaltungsmäßig aufgegangen ist) und des Musik- und Kongresszentrums. Dann kommt das Wilhelminische Viertel aus der Zeit des Reichslandes Elsass mit Kaiserpalast (heute Rheinkommission), Nationaltheater Strasbourg, Nationalbibliothek und anderen Verwaltungsbauten sowie den schnurgraden Häuserreihen der Gründerzeitarchitektur. Seit vorigem Jahr ist es Kulturerbe der UNESCO und in dieser Vollständigkeit als Ensemble nur noch in Wiesbaden zu finden. Aus der Entfernung sehen wir das eindrucksvolle Denkmal in der Mitte des Platzes: die Mutter mit ihren beiden Söhnen, der eine gefallen für Frankreich und der andere für Deutschland, im Tod sich die Hand reichend. Vorbei am Denkmal der Jurastudenten Goethe umrunden wir das alte und das neue Universitätsgelände und landen am Place de l'Etoile, wo uns der örtliche Reiseleiter erwartet. Wir kommen zum Münster, der Kathedrale des Elsass, vor der eine lange Menschenschlange wartet. Wir heben uns den Besuch für später auf. Die größte protestantische Kirche, die Thomaskirche steht uns offen. Hier haben Mozart und Albert Schweitzer gespielt, hier ist der Marschall von Frankreich Moritz von Sachsen, Sohn des starken Augusts begraben. Den Namen des Bildhauers kennen wir aus einem anderen Zusammenhang: Pigalle.
Das romantische Petit France, das kleine Frankreich sieht so deutsch aus, hat aber den Namen nach einer Heilstätte für französische Soldaten, die eine unangenehme Krankheit aus Italien mitbrachten. Die Franzosen sagen italienische Krankheit dazu, die Italiener spanische - keiner will's gewesen sein. Es ist das Viertel der kleinen Handwerker, der Gerber, Färber, Müller, Barbiere, früher auch der auch Porzellanmacher. Wir kehren zur Kathedrale zurück, wo uns der Stadtführer Informationen zur Baugeschichte und der Fassade mit seinen 3 Portalen gibt. Später sehen wir auch das gewaltige Innere des Münsters, seine strahlenden Buntglasfenster, die Schwalbennestorgel, den romanischen Chor, den Engelspfeiler und die wundervolle astronomische Uhr.
Die Altstadt von Strasburg ist von Wasser umgeben, im Süden von der Ill, im Norden von einem ehemaligen Wehrgraben. Beide Arme formen eine Insel. Die große Touristenboote umfahren diese Insel. Im Petit France wird das Boot in einer Schleuse 1,8 m höher gehoben.
Dann teilt sich die Ill in 4 Arme, in Mühlgräben auf. Reste der mittelalterlichen Stadtbefestigung mit 4 gewaltigen Wertürmen sind zu sehen und auch die Kasemattenbrücke Straßburger Schanz, vom Festungsbaumeister Vauban geplant, von den Preußen verstärkt. Vom Nordarm aus sind viele Kirchtürme zu sehen, Dann macht das Boot einen Abstecher nach Norden, vorbei an der deutschen Garnisonskirche, edlen Villen, den Studios von Arte, dem deutsch-französischen Kulturkanal, bis zum Illbecken mit den modernen Bauten der EU.
Vor dem Abendessen in der Brasserie zur Börse bleibt noch Zeit zu einem Stadtbummel.

Dienstag, 11.06.2019


In den Jahrhunderten der Zugehörigkeit zu Deutschland hatte das Elsass viele lokale Mächte. Der Kaiser war weit weg, die Bischöfe von Basel und Straßburg, Klöster, lokale Herrschaften und Raubritter walteten im Land. Die Dörfer und Städte schützten sich mit Ringmauern, die Herren bauten Burgen im Vorgebirge der Vogesen. Allein Ribeauville hatte drei. Fast alle sind heute Ruinen. Wiederaufgebaut wurde die Hochkönigsburg, ein Hobby des Kaisers Wilhelm II, der die Reste für 1 Mark von der Stadt Selestat erworben hatte. 800 m hoch über der fruchtbaren Rheinebene thront die wuchtige Anlage aus dem rotem Vogesensandstein.
Über 500.000 Besucher zählt die Burg jährlich, die im Laufe von fast 900 Jahren ihren kaiserlichen Besitzer wechselten - Hohenstaufen - Habsburg - Hohenzollern, die 3 H bilden einen Adler als neuerfundenes Steinmetzzeichen. Die Räume der Verwalter der Burg werden besichtigt, viel Mittelalter, viel Jagdtrophäen, viel Kriegsmaterial, viel Historismus. Dem letzten Kaiser hatte es gefallen. Der Burgführer erzählt die lange Geschichte. Auf der Burg werden Schülergruppen von etwas historisch gekleideten Männern und Frauen im Frage- und Antwortspiel in die Welt des Mittelalters eingeführt.
Wieder herab im Tal, gilt der nächste Besuch der Stadt Ribeauvillé oder Rappoltstein, benannte nach ihren lokalen Herrschaften, die bis in das 17.Jahrhundert regierten und in den 3 Burgen oberhalb der Stadt wohnten. Der Ort lebt vom Wein, darunter einige Grand cru und für die, die ihn nicht mögen, vom Mineralwasser des Carolabrunnens. Der langgezogene Ort zeigt wie alle Orte an der elsässischen Weinstraße die bunten und verzierten Fachwerkhäuser und reichen Blumenschmuck. Es gibt eine Besonderheit, die Tradition der Pfiffer, der Stadtpfeifer, die jedes Jahr im September seit über 700 Jahren ihr Fest feiern. Früher legten sie den Herren von Rappoltstein gegenüber den Treueeid ab. Überall sind sie in der Stadt zu finden: als Malerei, in Holz und in Stein. Nicht zum ersten Male nimmt der Ort uns gefangen, man könnte durchaus auch noch etwas länger hier verweilen.
Aber Emil wartet. Er ist ein Weinkenner des Weingutes Ruhlmann-Schutz in Dambach-la Ville und ein Unikum. Das Familienunternehmen bewirtschaftet 40 ha im Elsass und neuerdings auch 30 ha in Südfrankreich. Emil zeigt uns den Reifekeller, die blitzende Welt der Edelstahl-Gärtanks, die moderne Weinpresse. Dann fährt er mit uns mit einem kleinen Züglein durch den Ort und auf die Weinberge. Wir erfahren viel über den Weinbau im Elsass. Auf 100 km Länge am Fuße der Vogesen wurde schon vor dem Besuch der Römer Weinbau betrieben. Zwar trägt das Elsass nur mit 6 % zur Erzeugung des Weinlandes Frankreich bei, aber es sind meist Spitzenweine, die die 5700 Betriebe produzieren. Im Verkostungskeller von Ruhlmann lernen wir alle sortenreinen Weine des Elsass kennen. Es sind nur 7 (der Edelzwicker ist es nicht). Dazu kommt ein Schaumwein Cremant d'Alsace, der auch wenn so hergestellt, sich nicht Champagner nennen darf. Da ist der Durstlöscher Sylvaner, der geschmeidige Weißburgunder (Clevner), der knochentrockene Riesling, König der Weißweine und am häufigsten angebaut, der kräftige, aromatische Muscat (trocken gegenüber den südfranzösischen Muscat-Süßweinen), der körperreiche Pinot gris (Ruhländer), der seit 2007 nicht mehr Tokaier genannt werden darf, der Gewürtztraminer mit sehr großer Aromafülle und der einzige Rote, der Pinot noir (der leider gekühlt daherkommt, wenn er kein Barriquewein ist). Dazu garnierte Emil sein Seminar, das vor allem aufklärte, welcher Wein mit welchen Speisen geht, mit seinen Späßchen. Bei der Abfahrt war der Bus schwerer. Wenn Sie eine Flasche öffnen, denken Sie an die schönen Tage im Elsass zurück und - „Gesundheit.!"
In Krautgersheim, Hauptstadt des Sauerkrauts, landen wir in der Auberge Chou Heim (Kohl-Heim) und essen dort - kein Sauerkraut, denn das ist für das Abschiedsessen vorgesehen. Aber man hat eine ebenso leckere Spezialität: Flammkuchen.
Es ist die Elsässer Pizza, aber bei viel höheren Temperaturen im Holzkohleofen gebacken. Und man kann die flachen Böden ebenso vorher belegen, wobei der Käse aus dem Münstertal eine große Rolle spielt. Der Höhepunkt ist die Variante mit flambierten süßen Apfelscheiben.

Mittwoch, 12.06.2019

Der letzte Ausflug gilt den Vogesen, jener 170 km langgestreckter Höhenzug, zwischen dem und dem uns bekannteren, gegenüberliegenden Schwarzwald sich die Oberrheinebene erstreckt. Wir beginnen im Land Welsche. Die von Anfang an französischsprachigen Einwohner waren für die deutschsprachigen Elsässer damals Welsche, Fremde. Der Ort Münster (es gibt davon viele, von monasterium, Kloster) war vor über 1000 Jahren der Ausgangspunkt der heutigen Käseproduktion. Die Mönche sollten ja nicht nur beten, sondern auch arbeiten. Heute gibt nur noch eine Käserei für Münsterkäse, das Unternehmen Haxaire in Lapoutroie, die aber auch ungereiften Käse an zahlreiche Reifungskeller in der Region verkauft. Die neuen Produktionseinrichtungen stammen von 1996 und der Chef zeigt uns stolz die Produktion. Anschließend kann das vielfältige Sortiment verkostet werden.
Dann geht es in die Vogesen hinein, ein Gebirge mit Urgesteinen (Granit, Gneis usw.) im Süden und viel jüngere Sandsteine im Norden. Die freien Flächen, landwirtschaftlich genutzt wechseln mit Wäldern, in dem die Fichte zwar dominiert, aber Buchen, Ahorn, Ulmen oder Tannen neben sich duldet. Und Heidelbeeren! Der Kamm der Vogesen war schon seit Mitte 1915 Schauplatz erbitterter Grabenkämpfe einer erstarrten Front. Am Col de Wettstein sind 3000 Gebirgsjäger in einem Soldatenfriedhof beigesetzt, ein Teil der allein am Lingekopf, 2 km weiter, gefallenen 10.000 Franzosen und 7000 Deutsche.
Für den Nachschub war hinter dem Kamm eine 67 km lange Straße angelegt worden, von der heute der Wander- und Wintersporttourismus profitiert. Am Col de Schlucht wird dafür noch viel gebaut. 6 km weiter erreichen wir die ehrwürdige Ferme Auberge Breitzhousen, am Kamm über einem kleinen Stausee gelegen. Das Bauerngut lebte von der Käseherstellung
und der Räucherei und heute auch von den Wanderern, Bikern und Touristen. Ein deftiges Essen mit reichlich Käse- und Fleischeinsatz wird uns serviert. Von der Terrasse haben wir einen weiten Blick in das benachbarte Lothringen.
Noch einmal genießen wir am Col de Bagenelles das Panorama, dann geht es durch das Tal der Liepvrette, dem Lebertal zurück. Es heißt aber auch Silbertal, denn hier wurde das edle Metall neben Blei und Zinn von 3000 Bergleuten bis in das 19.Jhdt. hinein gefördert. In Ste.-Marie-aux-Mines beginnt ein Tunnel unter den Vogesen, der nach Lothringen führt.
Zurückgekehrt nach Straßburg haben wir noch Gelegenheit, uns vom Münster zu verabschieden. Straßburg liegt im Sonnenschein, die Nachmittagssonne lässt die reich gegliederte Fassade des Münsters flammend rot aufleuchten. In einem traditionellen Keller am Platz der Kathedrale bekommen wir eine weitere Spezialität, ein wahres Fitnessgericht - Choucroute garni. Auf einem Berg Sauerkraut, sicher aus Krautgersheim, mit Riesling versehen, liegen neben einigen Kartoffeln malerisch drapiert Würstchen, Kasslerscheiben und Räucherschinken. 4 Gäste müssen sich in eine Platte teilen, es gibt keinen Streit, denn keine der Platten geht leer in die Küche zurück. Dann endlich einmal wieder Münsterkäse und ein Sorbet-Dessert, das in reichlich Marc de Gewurtzstraminer schwimmt, dem Geist aus den Pressresten bei der Produktion dieses Weines.,


Donnerstag, 13.06.2019

Leider geht es schon wieder nach Deutschland zurück. Es sind nur einige Kilometer von Strasbourg/Straßburg zur Grenze, über die die Straßenbahn bis nach Kehl fahrt - ein schönes Symbol. Wir habe viel Schönes gesehen, viel Interessantes erfahren und vielleicht unsere Sicht auf die uns umgebenden Dinge auch etwas erweitert. Wir haben eine Region gesehen, die besonders unter den Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und Deutschland gelitten hat. In 70 Jahren ist aus einem anfänglichen problematischen Nebeneinander ein Miteinander entstanden. Und man sollte nicht ungeduldig sein. Unser Stadtführer in Straßburg wird sicherlich recht haben, wenn er meint, dass der Weg zu einem gemeinsamen friedlichen und wohlhabenden Europa für alle darin lebenden Menschen noch Generationen dauern kann. Aber es ist ein guter Weg. So gesehen ist jede Reise, jedes gegenseitiges Kennenlernen immer auch ein ganz kleiner Schritt in dieser Richtung.Eine schöne, harmonisch verlaufende Reise ist zu Ende gegangen. Ich möchte mich bei allen Teilnehmern der Reise dafür bedanken, für die Möglichkeit, die sie mir geboten haben, Ihnen etwas von „meinem" Frankreich zeigen zu können, für einen Ablauf ohne einen einzigen Stolperstein und die guten Gespräche miteinander.Und noch ein Spruch von einem Strasburger Studierenden der Juristerei, des Weines, des Münsters und anderer Sehenswürdigkeiten und der ersten großen Liebe.
Wir lernen die Menschen nicht kennen, wenn sie zu uns kommen.
Wir müssen zu ihnen gehen, um zu erfahren, wie es mit ihnen steht.
Johann Wolfgang von Goethe

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