Elsass & Vogesen – eine Rundreise
Reisebericht: 07.09. – 12.09.2025
Manchmal braucht es nicht das andere Ende der Welt, um das Gefühl von Entschleunigung zu bekommen, dennoch viel zu sehen u. zu genießen: das Elsass mit dem Naturraum Vogesen ist ein echter Geheimtipp!
Ein Reisebericht von
Prof. Dr. Ute Solf
Anreise ins Nachbarland Frankreich
Wir reisen über Karlsruhe - Offenburg ins Rheintal u. erblicken nach Überquerung des Rheins die Vogesen. Unser Ziel ist Saint-Hippolyte - ein malerisches Winzerdorf an der elsässischen Weinstraße, am Fuße der Vogesen und nahe der Burg Haut-Koenigsbourg gelegen. Es besticht durch seine gut erhaltene mittelalterliche Struktur, blumengeschmückte Fachwerkhäuser und eine lange Weinbautradition, insbesondere für den berühmten Rotwein Rouge de Saint-Hippolyte. So parkt unser Bus direkt am Weinberg, u. wir treten ein in unser Hotel, das uns für die nächsten Tage behaglich aufnehmen u. verwöhnen wird. Das Hotel gehört den "Marianisten", einem religiösen Orden der 1816 in Lyon gegründet wurde u. sich u.a. für Bildung engagiert. Das Hotel war früher ein Schloss, dann übernahmen es die "Marianisten" u. gründeten eine Bildungsanstalt für Jungen mit Unterbringung. Daher gibt es bis heute eine frei zugängliche Kapelle auf dem 2. Hotelzimmerstockwerk. Die Hotelbetreibergesellschaft hat das Haus gut saniert u. modernisiert bei Wahrung der architektonischen Grundstruktur. Einige Zimmer sind pensionierten Geistlichen des Ordens als Altersruhesitz vorbehalten. Jeder Gast ist zufrieden mit seinem Zimmerausblick - auf die Kirchen, über das Rheintal oder in die Weinberge mit der Hohkönigsburg. Das Restaurant hat Sonntag Ruhetag, so fahren wir mit dem Bus in einen Nachbarort u. lernen ein typisch Elsässer Gasthaus kennen. Wir werden noch vor der Öffnungszeit mit einem traditionellen Flammkuchenessen bedient. Wir sitzen direkt neben dem Backofen u. schauen bei der Zubereitung zu. Der Wein vom Weingut Göttelmann gegenüber der Straße schmeckt hervorragend, u. die ersten Weinflaschen wechseln die Besitzer. Der sonnige Abend wird zu einer gelungenen Einstimmung auf die gemeinsamen Reiseerlebnisse.
Europametropole Straßburg
Wir treffen am Morgen in Straßburg unsere Gästeführerin, Brigitte, die mit der Straßenbahn aus Kehl (Deutschland) angereist ist. Als Deutsche aus dem Nachbarland versteht sie es gut, die deutsch-französische Geschichte der Elsassregion, die auch Schattenseiten in den Länderbeziehungen aufwarf, im Rahmen einer Stadtführung zu vermitteln. Der Start verläuft aufgrund eines Gewitterregens verzögert, aber daher erfahren wir viel über die Lebensart der Elsässer. Mit dem Boot setzen wir später die Erkundung von Straßburg nach der Mittagsfreizeit fort. Alle haben die freie Zeit genutzt, um sich das Münster auch von Innen anzuschauen.
Es gibt kaum eine entspanntere Art, Straßburg zu entdecken, als bei einer gemächlichen Bootstour auf der Ill. Vom Wasser aus zeigt sich die Stadt von ihrer schönsten Seite – eine harmonische Mischung aus Geschichte, Romantik, politischer Bedeutung und architektonischem Reichtum.
Unsere Fahrt beginnt im Herzen der Altstadt, am Fuß des imposanten Straßburger Münsters, dessen filigraner Turm hoch in den Himmel ragt.
Gleich darauf gleiten wir durch "La Petite France", das wohl charmanteste Viertel Straßburgs. Die engen Gassen, Fachwerkhäuser und stillen Kanäle erinnern an vergangene Zeiten. Früher ein Viertel der Fischer, Müller, Gerber u. später ausgesetzen bzw. isolierten Soldaten– heute ein Postkartenidyll mit Cafés und Kunsthandwerk.
Dann erreichen wir das Bollwerk des Vauban-Staudamms, Teil der ehemaligen Stadtbefestigung. Beim Passieren der Schleusen öffnet sich der Blick auf die gedeckten Brücken und die wuchtigen Wehrtürme, die das mittelalterliche Stadtbild prägen.
Doch Straßburg ist nicht nur eine Stadt der Geschichte – sie ist auch ein Zentrum Europas. Unsere Tour führt weiter in das moderne Europaviertel. Hier reihen sich die großen internationalen Institutionen aneinander:
das Europäische Parlament, ein gläserner Halbkreis, der Europarat, Hüter der Menschenrechte in über 40 Mitgliedsstaaten, der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte. Auch der Fernsehsender "ARTE" hat hier seinen neuen Standort.
Im Kontrast zur modernen Politikarchitektur begegnet uns nun die Wilhelmstadt – die sogenannte Neustadt, erbaut nach der Eingliederung Straßburgs ins Deutsche Kaiserreich (1871–1918). Vom Wasser aus kann man einige der markanten Bauwerke dieser Epoche erspähen:
das monumentale Palais du Rhin, einst Kaiserpalast, heute ein Baudenkmal nationaler Bedeutung, die majestätische National- und Universitätsbibliothek, mit ihrer klassizistischen Kuppel, das Théâtre National de Strasbourg, früher das Landtagshaus des Reichslandes Elsass-Lothringen und der Place de la République, ein großzügig angelegter Prachtplatz – Herzstück der Neustadt und Symbol kaiserlicher Stadtplanung.
Die Altstadt und die Wilhelmstadt gehören gemeinsam zum UNESCO-Welterbe – ein seltenes Zusammenspiel zweier Kulturen.
Wir sind sehr beeindruckt von Straßburg u. fahren direkt zum Hotel zurück. Heute gibt es vor dem Abendessen noch einen kleine Cocktailbegrüßung auf der Freiterrasse im Namen von Eberhardt Travel. Dazu kommt eine Mitarbeiterin aus dem Leitungsbereich des Hotels u. erzählt zur Geschichte des Hauses. Nun sind wir aber gespannt auf das Abendmenu im "Schloßkeller":
Rohschinken an Melone - Rindfleisch nach Burgunder Art an Kartoffelpüree - Schokoladenkuchen mit roten Früchten - Voilà!
Hohkönigsburg – Dambach–la–Ville – Ribeauvillé
Da wir sozusagen am Fuße der Hohkönigsburg, einem Denkmals von nationaler Bedeutung, wohnen, haben wir eine kurze Anfahrt u. gönnen uns ein ausgiebiges Frühstück. Der Tag beginnt entschleunigt, wir gehören zu den ersten Gästen u. werden von unserem Gästeführer freundlich empfangen. Auch bei dieser Führung empfinden wir es als Glück, aus dem Munde eines Badischen Bürgers, der im Elsass lebt, alle Feinheiten der deutsch-französischen Geschichte dieses Bauwerkes besser zu verstehen.
Im Anschluss fahren wir durch die Weinanbaugebiete nach Dambach-la—Ville, u. haben ein praktisches Weinseminar auf dem Weingut der Familie Ruhlmann Schutz. Sie besitzt noch ein weiteres Weingut in der Küstenregion im Süden Frankreichs, in der Languedoc. Wir werden vom Kellermeister Emil begrüßt u. in die Weinfasskunde eingewiesen. Dazu gehört die Besichtigung eines traditionellen Holzfasskellers u. einer modernen Pressmaschine. Sie ist in vollem Gange, denn es ist Hochzeit in der Weinernte. Anschließend fährt Emil den hauseigenen Minizugdurch die Stadt mit Erläuterungen (kleine Stadtrundfahrt) u. in die Weinberge (die Traubenernte ist maschinell in vollem Gange). In einem Ladengeschäft im Untergeschoß erfolgt dann der praktische Teil - die Weinverkostung von sieben Weinen mit Emil, sehr informativ u. unterhaltsam im elsässischen Deutsch. Sieben Weinproben – das haben selbst die Weinkenner noch nicht erlebt : Sylvaner, Auxerrois, Riesling, Pinot Noir "Barrique", Pinit Gris, Muscat, Gewürztraminer- wir arbeiten uns von den Weinen mit weniger Alkoholprozenten hoch, vergleichen Geschmack, Lagerhaltung u. Speisenbegleitung. Gekaufte Kartons von Wein fahren mit uns im Minizug bis zum Bus, wo uns Emil herzlich verabschiedet. "Bleibt schön gssund" (nein, es ist kein Schreibfehler - lasst Euch die Aussprache auf dem Munde zergehen!).
Wir halten auf der Rückfahrt in Ribeauvillé, einem kleinen Weindorf, bekannt für seine mittelalterliche Altstadt mit gut erhaltenen Fachwerkhäusern, romantischen Gassen und den Ruinen dreier Burgen. Wir haben 1 Stunde zur individuellen Freizeit mit vielen Einkehrmöglichkeiten u. fotografischen Motiven von Weingärten u. Häusern.
Was steht heute Abend auf dem Menuplan? Pastete mit Rohkost - Geflügelbrust mit Spätzle -umgekehrte Millefeuilles mit gesalzener Karamellbutter. Dazu darf es wieder ein Glas Wein der Region sein.
Colmar – Equisheim – Obernai
Colmar wird aufgrund seiner Lage auch als das Herz des Elsass bezeichnet. Geplant ist für heute eine geführte Stadtbesichtigung durch eine lokale Gästeführerin. Doch während der Einfahrt in die Stadt erreicht uns die Nachricht, diese sei erkrankt, kein Ersatz durch die Touristeninformation möglich, da deutschsprachige Fremdenführer in Frankreich seltener werden. Eine Alternative kann uns ja auf dem Weg vom Bus in die Altstadt wohl einfallen: u. da steht sie - die Alternative- vor uns - der Minizug. Es gibt ihn erfeulich fast in jedem touristischen Ort Frankreichs. Die Reiseleitung reserviert für die Gruppe den nächsten Zug, holt Stadtpläne u. kehrt mit einer weiteren, erfreulichen Nachricht zurück: eine bekannte Stadtführerin kann ein Zeitfenster von 1 h zwischen zwei Führungen frei machen u. wird uns nach der Mittagspause als Kunsthistorikerin zu einzelnen Gebäuden der Altstadt weitere Informationen geben. Das Programm ist nun - mehr als erwartet -gut ausgelotet.
So sehen wir das Viertel "La Petite Venise" (Klein-Venedig) mit kleinen Brücken u. farbenfrohen Häusern. Ein Spaziergang durch diese Viertel ist gleich ein Tipp für die individuelle Freizeit, ebenso der Besuch des Unterlinden-Museums
Hier befindet sich der berühmte Isenheimer Altar – eines der bedeutendsten Werke der deutschen Spätgotik. Auch moderne Kunst und archäologische Funde sind zu sehen. Zwei beeindruckende Bauwerke fallen besonders in der Altstadt auf: Das Maison Pfister mit Erkern und Malereien ist ein typisches Beispiel für die Renaissance im Elsass. Das Koïfhus (Altes Zollhaus) diente früher als Handelszentrum – heute finden hier Ausstellungen und Veranstaltungen statt. Und nicht zuletzt das St. Martinsmünster Die große gotische Kirche mitten im Zentrum beeindruckt mit ihrer Architektur und ruhigen Atmosphäre. Sie wird oft auch als „Colmars Kathedrale“ bezeichnet. Bei der Ein-u. Ausfahrt von Colmar steht im Kreisverkehr eine Kopie der Freiheitsstatue von New York, deren Schöpfer, Frédéric-Auguste Bartholdi aus Colmar stammt. In seinem Geburtshaus befindet sich das Bartholdi-Museum.
Nach dem Rundgang ist die Reisegruppe wieder vereint u. bereit für den Bus Richtung Eguisheim, unserem nächsten Halt. Wir haben eine Stunde zur freien Verfügung. Eguisheim ist ein Zentrum des Weinbaus und bekannt für seine ausgezeichneten Elsässer Weißweine, besonders Gewürztraminer und Riesling. Fast hinter jedem Fachwerkhaus verbirgt sich eine Weinstube. Mit dem Gesamtensemble des Dorfes zählt es zu den „Plus Beaux Villages de France“ – den schönsten Dörfern Frankreichs.
Unser letztes Tagesziel ist die Kleinstadt Obernai, etwa 25 km südwestlich von Straßburg. Die gut erhaltene Altstadt begeistert mit bunten Fachwerkhäusern, einer mittelalterlichen Stadtmauer, dem Marktplatz mit Renaissance-Brunnen und dem auffälligen Kapellturm als Wahrzeichen. Viele lockt es bei schönstem Wetter in ein Eiscafé. Wir beobachten ein Storchennest in der Stadt: statt des bereits ausgezogenen Storches, richtet sich nun ein Fischreiher ein. Offenbar bleibt zur Weinlese in der Region kein Bett leer.
Wir haben das Gefühl, im Elsass angekommen zu sein u. sind sehr beeindruckt von den zauberhaften Städten u. Dörfern.
Munstertal – Käseprobe – Vogesen–Kammstraße
Heute steht eine Vogesenrundfahrt mit Genussproben der Region an. Wir fahren zunächst in die Fromagerie Haxaire in Lapoutroie,. Gegründet wurde sie im Jahr 1929 von der Familie Haxaire.
Wir bekommen eine kleine Führung mit anschließender Verkostung. Es werden Munsterkäse produziert in zwei Varianten: Munster fermier — aus Rohmilch von Bergbauernhöfen u. Munster laitier aus Milch aus dem Elsass.
Den gekauften Käse können die wir beschriftet in einen großen Karton der Käserei packen, der zum Bus gerollt wird.
Nun fahren wir durchs Munstertal über Kayserberg, dem Geburtsort von Albert Schweizer. Ihm ist hier auch ein Museum gewidmet.
Wir machen einen Panoramastoppam Col de Wettstein (882 über dem Meerespiegel). Dort befindet sich der Nationale Friedhof Col du Wettstein, wo 3.535 französische Soldaten beigesetzt sind, die in dem Stellungskrieg auf dem Vogesenkamm 1914-1915 ums Leben kamen. Wir lesen uns in die Informationstafel ein u. machen uns unsere eigenen Gedanken.
Nach 2 km weiterer Fahrt sind wir bereits am Ferme Auberge Glasborn angekommen. Unsere Ankunft ist 1 h verfrüht, u. es regnet heftig, so dass keine Wanderfreude aufkommt. Aber die Gastwirtschaft erweist sich flexibel, beginnt mit dem Getränkebestellung, u. wir können durch ein Glasfenster direkt vom Gastraum in die Käserei schauen. Der fertige Käse wird gerade gebürstet. Angekündigt in der Reiseausschreibung ist eine "Jause auf dem Lande", was gewöhnlich eine kleine Zwischenmahlzeit ist mit Brot u. Speck, Käse. Aus der Jause wird eine deftige Menufolge:
- Klare Gemüsesuppe
- grosser Salat
- eingesetzter Schmortopf jeweils für 6 Pers, mit dreierlei Fleisch, Mohrrüben u. Kartoffel (es konnte nachgeordert werden)
- Wahldessert von Kuchen bis Eis mit Schlagsahne u. Baiser
- Kaffee
Wir sind überwältigt von dem leckeren Essen. Es kann nochmals Käse u. Rinderwurst aus eigener Herstellung gekauft werden.
Unsere Rundfahrt entlang der Vogesenkammerstraße im Anschluss hält noch sehr schöne Ausblicke bereit, auch wenn das Wetter trüb bleibt. Die Fotostopps am „Col de Bonhommes“ u. am Lac du blanc sorgen für etwas Bewegung nach dem reichlichen Essen.
Zurück in unserem Übernachtungsort steigen einige Gäste im Zentrum aus, um auch diesen Ort fotografisch festzuhalten. Die anderen beginnen schon mal mit dem Kofferpacken, denn es ist der letzte Programmtag gewesen.
Rückreise
Noch ein gutes Frühstück genießen, den Fotoapparat noch einmal über die Weinberge mit einem Video ziehen - dann verlassen wir die Vogesen u. fahren über die Schnellstraße Richtung Deutschland. Im Grenzbereich gibt es viele Wirtschaftsunternehmen u. regen Verkehr in beide Richtungen. Man hat ein gutes Gefühl - die Synergieeffekte der Wirtschaftskooperation zwischen beiden Ländern scheinen offensichtlich.
Wir erreichen mit wenig Verspätung die Ausstiege; herzlich wird jeder Ausstieg von der Reisegruppe verabschiedet. Unser Fahrer kann uns im Rahmen seiner Lenkzeit bis Kesselsdorf begleiten. Er wird auf dem Betriebsgelände den Bus noch einmal kontrollieren. Nanu-da ist doch tatsächlich ein Käsepaket in der Box geblieben! Das wandert erstmal in eine gute Kühlung... u. es meldet sich eine Käsefreundin der Reisegruppe, die das Paket am nächsten Tag abholen kann. Vielen Dank!
Wer einmal im Elsass gewesen ist u. mit so zahlreichen positiven Eindrücken heimkehrt, war vielleicht nicht das letzte Mal Gast in dieser Region. Es gibt noch einiges zu entdecken - wie die berühmten Weihnachtsmärkte in den Dörfern u. Städten mit einer traumhaften Kulisse.
In jedem Fall behalten wir diese Reise in guter Erinnerung. Dazu hat auch die tolle Stimmung in der Reisegruppe beigetragen. Die Eberhardtgemeinschaft hat offensichtlich auch neue Freunde gefunden.
So wünsche ich allen alles Gute
Ute Solf