Frankreich oder Schweiz? Nein, beide. Und entweder vom See aus oder ganz von oben.
Reisebericht: 21.07. – 26.07.2024
"Wir überqueren jetzt wieder die französisch-schweizerische Grenze", das war fast täglich die Ansage durch das Mikrofon. Immerhin sollte die Reisekasse nicht durch unnötige Telefongebühren in der Schweiz belastet werden. Mehr Hinweise auf Grenzen gab es nicht, die gesamte Region scheint territorial grenzenlos zu sein und der Genfersee ist nicht das, was trennt, sondern verbindet. Und selbst die Flagge der Schweiz und die von Savoyen sind zum Verwechseln ähnlich, aber wer auf dieser Reise dabei war, erkennt den Unterschied jetzt. Irgendjemand sagte mal, dass Reisen bildet.
Ein Reisebericht von
Wolfgang Kowalewski
1. Reisetag – 21. Juli 2024
Für manche stellte sich die Frage: "Geh ich vor der Reise schlafen oder mache ich besser durch?". Jedenfalls ging es früh um 5.00 Uhr in Dresden los. Viel Komfort und der Luxus einiger freier Plätze versöhnten uns mit einem gewissen Schlafmangel. Und so ging es über Chemnitz, das Vogtland und Karlsruhe auf eine lange, aber sehr flotte und pünktliche Reise in ein an diesem Abend verregnetes Chatel.
Und weshalb im Bus "Smoke on the water" von Deep Purple gespielt wurde und "Heaven" von Queen, das behalten wir alle schön für uns.
2. Tag – 22. Juli 2024
Da wir gestern pünktlich ankamen, konnten wir uns zeitig auf den Weg machen. Nach Evian-les-Bains, kaum ein anderer Ort auf diesem Planeten wird wohl so mit einer Marke verbunden sein wie dieser. Aber zuerst hieß es Geduld haben. Es regnete so stark, dass wir den Bus nach unserer Ankunft nicht verlassen konnten. Petrus war gnädig und hatte ein Einsehen und so konnten wir mit 15 Minuten Verspätung den Stadtrundgang wie vorgesehen absolvieren, entlang der Promenade am Genfer See, am Casino vorbei, der Buvette, wo das weltberühmte Wasser kostenlos genossen werden kann etc.
Danach wurde es weniger mondän, dafür umso historischer mit dem Besuch des Fischerdorfes Yvoire direkt am Ufer des Genfersees.
Anschließend setzten wir die Fahrt fort nach Genf, wir parkten fast standesgemäß am Hotel Beau-Rivage, das leider auch traurige Geschichten zu erzählen vermag, wie wir alle erfahren durften. Wir spazierten über die Insel Rousseau, benannt nach dem berühmtesten Sohn der Stadt, Jean Jacques Rousseau. Es sollte kein Zufall bleiben, dass sein Beitrag zur Aufklärung und Französischen Revolution hier in Genf bewirkten, dass die Stadt früher wie heute ein Ort der Zuflucht war und ist und sich mit seiner UNO-Niederlassung für Flüchtlinge in aller Welt einsetzt.
Über die Unterstadt erreichten wir nach zahlreichen Stufen die Kathedrale Saint Pierre und das benachbarte Museum der Reformation. Wir konnten dann ein wenig Freizeit genießen, bevor es hieß: Bühne frei für DEN Star hier, den Genfersee. Eine Bootsfahrt ist bekanntlich nicht nur lustig, sondern auch erfrischend und wohltuend an einem heißen Tag wie diesem.
Zum Abschluss fuhren wir mit dem Bus durch das Internationale Viertel von Genf mit seinem Palais der Nationen, dem Museum des Internationalen Roten Kreuzes, der zahlreichen Missionen der Mitgliedsstaaten der UNO und anderer internationaler Organisation wie der Welthandelsorganisation und dem Internationalen Währungsfonds.
3. Tag – 23. Juli 2024
Für unseren Chauffeur hieß es heute rauf auf den Pass und wieder runter und wieder hoch und.... Für alle anderen war die Beantwortung der Frage wichtiger, ob es ganz hoch hinaus gehen darf oder ein bisschen weniger, denn alle hatten die Wahl zwischen dem Aiguille du Midi oder dem Eismeergletscher. Der Aiguille du Midi, es geht auf über 3.800 Meter mit einer Seilbahn in die Höhe, von wo aus man einen atemberaubenden Blick auf den Mont-Blanc haben sollte und heute zeigte er sich sogar kurzzeitig komplett wolkenfrei. Der Eismeergletscher auf 1.300 Meter zeugt davon, was von einem ehemals grenzenlosen Gletscher in Zeiten des Klimawandels übrig blieb, eine informative Stippvisite, die nachdenklich macht. Zurück im Tal in Chamonix hieß es die Stadt zu erkunden, ein Eis zu schlecken oder sich sonstigen kulinarischen Verführungen zu ergeben.
Ein letztes Mal stoppten wir am Pass Col de Forclaz auf 1.527 Metern Höhe und nutzten die restliche Zeit des Tages für einen Bummel durch unsere temporäre Heimat Chatel.
4. Tag – 24. Juli 2024
Heute sollte sich der Schwerpunkt der Reise wieder auf der Schweizer Seite befinden und begonnen wurde der Tag mit dem Besuch des Schlosses Chillon. Ein Name, der der gesamtem Bevölkerung der Schweiz geläufig ist und die Schweizerinnen und Schweizer besuchen es so zahlreich, dass es sich um das meistbesuchte Baudenkmal ihres Landes handelt. Mit Audioguides ausgestattet hatten wir alle ausreichend Zeit, auch die hinterste Kammer und die oberste Dachluke zu entdecken.
Es dauerte kaum 15 Minuten Fahrzeit bis zur Uferpromenade von Montreux. Wir sahen noch, wie die Bühnen vom vergangenen Montreux Jazz Festival abgebaut wurden und nach einem kleinen Spaziergang stand er nun vor uns. Freddy Mercury, der hier einige für ihn friedliche und kreative Jahre verbrachte, was ihm Montreux mit einer lebensgroßen Statue dankte.
Jetzt hieß es Abschied nehmen vom Zentrum von Montreux, rein in den Zug am Bahnhof und wieder einmal ganz hoch hinaus, genauer gesagt auf den Rocher de Naye. Von keinem anderen Ort hat man wohl einen umfassenderen Blick auf den Genfersee und die Alpenlandschaft. Wir konnten uns davon vergewissern, dass der Schweiz sehr viel daran liegt, auch diesen viel besuchten Ort so natürlich wie möglich zu belassen und zu erhalten.
5. Tag – 25. Juli 2024
Unsere örtliche Reiseleiterin Mariella erwartete uns schon am Hotel, um nach Annecy aufzubrechen. Annecy verleiht nicht nur seinem Beinamen "Venedig der Alpen" alle Ehre. Nein, die Stadt ist auch Namensgeberin für den saubersten und schönsten See Frankreichs.
Nach einem kleinen Stadtbummel vorbei am ehemaligen Gefängnis auf der Flussinsel des Thiou, dem Schloss von Annecy - eines der zwanzig Schlösser der Savoyer -, der Kathedrale Saint-Pierre ganz in der Nähe und einer weiteren Wirkungsstätte von Jean Jacques Rosseau gab es ausreichend Freizeit, um das weitere touristische und kulinarische Potenzial von Annecy eigenständig zu erkunden.
Eine ausgiebige Fahrt entlang des Sees von Annecy rundete diesen Tag im wahrsten Sinne des Wortes ab. Und wir haben von unserer Reiseleiterin auch gelernt, was ein Rundumeli ist und wer, wie ein richtiges Schweizer Käsefondue zubereitet. Der Übergang zum Abendessen war damit mehr als gelungen.
6. Tag – 26. Juli 2024
Gut gestärkt, voller Eindrücke über eine so vielfältige Landschaft, verließen wir pünktlich unser Hotel in Chatel und begaben uns auf eine störungsfreie Heimreise.