Genfersee im August und zwei Diven mit unterschiedlichen Launen
Reisebericht: 18.08. – 23.08.2024
Natürlich sind die Alpen wunderschön und dazu der Genfersee in ihrer Mitte. Aber Schönheit und ein gewisser Hang zur Diva bedingen sich möglicherweise. Wir konnten mit eigenen Augen sehen, in welcher Pracht sich die höchste Diva Europas, der Mont-Blanc, bei guter Laune präsentierte. Der Rocher-de-Naye, der Hausberg von Montreux am Genfersee, hatte an unserem Besuchstag nicht unbedingt große Lust die Showtreppe herunterzukommen. Er behielt seinen Panoramablick auf den Genfersee für sich und ließ uns demütig dichten Nebel bestaunen. Auf seiner anderen Seite war er etwas wohl gestimmter und gab zumindest hin und wieder den Blick auf seine Spitze und den alpinen Garten preis. Ein wenig bitten musste man sie aber schon, die Diva von Montreux.
Ein Reisebericht von
Wolfgang Kowalewski
1. Tag – 18. August 2024
Pünktlich konnte sie Fahrt am Dresdner Flughafen beginnen. Kurz vor dem Verlassen von Sachsen mussten wir leider Zeugen eines Unfalls auf der A72 werden und uns später um Karlsruhe herum in Geduld üben. Gleichwohl kamen wir mit unserem in Bern zugestiegenen Wanderleiter noch zu halbwegs passabler Zeit in Chatel in unserem Hotel an. Gewiss, für deutsche Mägen war das Essen dann doch etwas spät, für französische aber genau die richtige Zeit. Damit war der erste Anpassungstest dann auch schon bestanden.
2. Tag – 19. August 2024
Allein die Fahrt von Chatel zum Genfersee ist schon eine Sehenswürdigkeit an sich. Zuerst bahnt sich der Bus durch das weiter oben gelegene offene Tal der Abondance seinen Weg, vorbei an der Abtei Abondance, zahlreichen Käsereien , die den Käse Abondance herstellen und wie werden wohl die Kühe hier hießen? Richtig. Weiter unten im Tal wird es enger und der Bus schlängelt sich fast genau entlang des Flusses Drance. Man sieht von oben Wasserfälle, riesige Gesteinsformationen, die allesamt zum Rafting und Kajakfahren einladen. Plötzlich öffnet sich das Tal, die Drance breitet sich ein letztes Mal aus, um dann in den Genfersee zu fließen. Von hier ist es ein Katzensprung nach Evian-les-Bains, einst mondäner und prunkvoller Kurort der Schönen und Reichen. Evian-les-Bains hatte schon bessere Zeiten erlebt. Umso erfreulicher war es zu sehen, wie die alte historische Trinkhalle restauriert und bald wieder eröffnet wird. Auch das Casino scheint seine Ära einer Baustelle abgeschlossen zu haben und wird bald wieder zahlungkräftige Gäste empfangen können. Natürlich durfte ein Schluck des weltbekannten Wassers nicht fehlen. Am Vormittag war es noch geruhsam in Evian-les-Bains und wir hatten die Innenstadt und die Uferpromenade fast für uns. Nur eine Frage blieb offen, wir konnten nicht klären, welchen Namen die markanten Bäume am Ufer tragen. Aber wir kommen ja wieder....
Wir setzten die Fahrt fort nach Yvoire, diesem herrlichen Fischerdorf direkt am Ufer des Genfersees. Heute zeigte der See durchaus seine stürmische Seite.
Wir fuhren weiter nach Genf, die internationale Metropole der Schweiz mit ihrem Sitz der Vereinten Nationen. Aber zuerst hieß es sportlich sein. Die traurigen Geschichten um die prominenten Toten im Hotel Beau-Rivage ließen wir hinter uns, um über die Brücke der hier abfließenden Rhone zunächst in die Unterstadt mit seinen Geschäften und Restaurants zu gelangen, und dann weiter über eine steile Treppe in die historische Oberstadt, wo das Museum der Reformation, die Kathedrale St. Pierre und die das Gründungsgebäude des Roten Kreuzes von der beeindruckenden Bedeutung der Stadt künden dürfen.
Die traditionelle Fahrt auf dem Genfersee durfte natürlich nicht fehlen, ja, man wird schon neidisch, wenn man die Villen am Ufer des Genfersees vom Wasser aus bestaunen darf.
Den Abschluss bildete eine Fahrt durch das internationale Viertel von Genf mit dem Palais der Vereinten Nationen und dem endlich restaurierten Broken Chair, das künstlerische Symbol des Kampfes gegen Antipersonenminen.
3. Tag – 20. August 2024
Chamonix, das ist der Wintersportort in Frankreich. Wer denkt, dann wird es dort im Sommer wohl eher geruhsamer zugehen, der täuscht sich. Die Anfahrt nach Chamonix über den Pass Forclaz, selbstverständlich atemberaubend, aber das Zeitfenster der gebuchten Bahnen in Chamonix im Blick, da steigt ein wenig die Nervosität. Gleichwohl haben wir es pünktlich zur Talstation der Seilbahn zum Aiguille du Midi geschafft, von wo aus der Großteil der Gruppe in 20 Minuten ganz hoch hinaus durfte auf 3.800 Meter. Siehe da, der Mont-Blanc strahlte einfach nur glücklich vor sich hin.
Die geplante Fahrt von einigen Gästen zum Eismeergletscher konnte aufgrund des riesigen Andrangs an diesem Tag leider nicht stattfinden. Das erstattete Geld wurde verwendet für ein leckeres Eis in Chamonix und ein Glas Rosé, oder waren es sogar zwei?
Eine kleinere Gruppe durfte zum Abschluss des Besuchs in Chamonix eine Wanderung entlang der Arve unternehmen.
4. Tag – 21. August 2024
Die Überraschung des Tages präsentierte sich wenige Minuten nach der Abfahrt von Chatel und dem Passieren der französisch-schweizerischen Grenze. Das über 3.000 Meter hohe Gebirgsmassif Dents-du-Midi, die Zähne des Südens, strahlte wolkenfrei.
Wir durften wieder die Serpentinen ins Rhonetal hinunterfahren und erreichten dann Schloss Chillion. Auf einem Felsen liegt es da im Genfersee. Früher teilte es das Schicksal vieler anderer Burgen und Schlösser, es ging darum, Maut und Zölle zu kassieren auf dem Weg vom Rhonetal zum San-Bernardino-Pass und umgekehrt. Schloss Chillon hat es im Gegensatz zu anderen weltbekannten Schlössern überhaupt nicht nötig, mit Prinzessinnen, Königen und Märchenhochzeiten aufzuwarten. Es steht für die Reformation und die Befreiung des Genfer Priors Francois Bonivard, der hier sechs Jahre gefangengehalten wurde. Die Vorlage für Lord Byrons Gedicht der Gefangene von Chillon entstammt hier. Man sucht hier vergeblich verschnörkelte oder gar verspiegelte Räume. Chillon gleicht eher einer Burg, in der man heute noch das rustikale, pragmatische Leben und die Zweckmäßigkeit der Einrichtungen nachvollziehen kann.
Es dauerte nicht mehr weit bis nach Montreux, natürlich durfte hier das Selfie mit Freddy Mercury nicht fehlen und dann ging es weiter mit der Zahnradbahn hoch hinaus immer den Genfersee im Blick zum Rocher de Naye. Wie schon erwähnt, der Panoramablick wurde vom Nebel kassiert.
5. Tag – 22. August 2024
Annecy, das Venedig der Alpen mit einer wunderschönen Altstadt und dem gleichnamigen schönsten und saubersten See Frankreichs dazu. Das wäre es eigentlich schon gewesen, wenn da nicht diese Liebesgeschichte gewesen wäre, die zwischen Jean Jacques Rousseau und Madame de Warens. Vielleicht war es auch gar keine Liebesgeschichte in der Definition von Hollywood. Vielmehr traf eine Mäzenin auf einen zwölf Jahre jüngeren Gelegenheitsjobber, so würde man das heute sagen. Sie förderte ihn und inspirierte ihn dazu, erste pädagogische Schriften zu verfassen. Er zog später weiter nach Paris und was wurde aus Jean Jacques Rousseau? Ein Vordenker der Aufklärung und geistiger Wegbereiter der Französischen Revolution, zeitlos und noch heute viel gelesen und bewundert. Geboren wurde er übrigens in Genf, da hat man sogar die kleine Insel inmitten der Rhone nach ihm benannt. In Annecy zeugt nur ein Straßenname von seiner Zeit dort und ein golden bemaltes Gitter vor einer kleinen Büste des jungen Jean Jacques Rousseau. Was es damit auf sich hat, das behalten wir aber für uns.
6. Tag – 23. August 2024
Wir alle voller Eindrücke, der Bus voll bepackt und betankt, so ging es zurück über die Schweiz, Baden-Württemberg und Bayern nach Dresden mit einer überpünktlichen Ankunft nach einer langen Fahrt.