Reisebericht: Große Rundreise durch ganz Frankreich

29.08. – 13.09.2015, 16 Tage Rundreise in Frankreich mit Reims – Champagne – Tal der Loire – Tours – Villandry – Amboise – Cognac – Bordeaux – Medoc – Düne von Pilat – Bayonne – Atlantikküste – Pau – Pyrenäen – Lourdes – Toulouse – Carcassonne – Camargue – Arles – Pont du G


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Diese Busrundreise durch dreizehn Regionen der „Grande Nation“ zeigt uns die Fülle der Kulturdenkmäler und die faszinierende Vielfalt der Landschaften unseres Nachbarlandes, welches von zwei Meeren und zwei eindrucksvollen Gebirgszügen begrenzt ist.
Ein Reisebericht von
Birgit Janosch

Reims – Champagnerprobe

Das erste Tag in Frankeich erwartet uns mit herrlichem Sonnenschein - noch ahnen wir nicht, dass das Wetter bis zum Ende der Reise so bleiben wird, wie an diesem Sonntagmorgen in Reims! Über dem linken Portal der Kathedrale Notre-Dame begrüßt uns der berühmte "Lächelnde Engel" mit ausgebreiteten Flügeln. Hier wurden vom Mittelalter bis 1825 fast alle Könige gekrönt. Clodwig's Taufe und Königskrönung ist in der sogenannten Königsgalerie des Westwerks dargestellt.
Wir bewundern die Innenwand der Westfassade, die einmalig in der Geschichte der gotischen Architektur ist. Auch die berühmten Fenster von Marc Chagall in der Scheitelkapelle des Chores sorgen mittlerweile für neuzeitliche Pilgerströme in dieses Gotteshaus.
Neben Epernay ist Reims das zweite Champagnerzentrum der Champagne, zahlreiche renommierte Häuser sind hier zuhause. Nach dem Rundgang durch die weitläufigen und verzweigten Kellergänge des Traditionshauses Mumm genießen wir bei der anschließenden Verkostung die moussierende Köstlichkeit.
Wir verlassen die Champagne, fahren am Paris vorbei, wo wir einen kurzen Blick auf den Eiffelturm erhaschen können und erreichen am Nachmittag die Region Centre und das Loire-Tal, das glanzvolle Schaustück des königlichen Frankreichs und heute Welterbe der UNESCO.

Chambord – Tours – Amboise – Cave Montlouis

Die größte Königsresidenz an der Loire liegt an einem kleinen Nebenfluss, dem Cosson. Das Schloss Chambord liegt in einem riesigen Jagdgebiet und ersetzt ein Jagdhaus, welches Franc¸ois I zu Beginn des 16.Jahrhunderts abreißen ließ. Am Entwurf des gigantischen neuen Schlosses war vermutlich auch Leonardo da Vinci beteiligt, vor allem die doppelte Wendeltreppe wird ihm zugeschrieben. Auf- und absteigende Personen können sich über das Treppenauge hinweg zwar sehen, begegnen sich aber nicht. Ein Kunstgriff, welcher damals eine absolute Neuheit darstellte. Der erfolgreichste aller französischen Könige erlebte aber offensichtlich auch deprimierte Stunden: In seinem Schlafgemach findet sich die von Ihm eingeritzte Notiz: „Gar oft schwanken die Launen der Frau, ein Narr ist, wer ihr traut."Abends erreichen wir unser Hotel in Tours, wo wir beim Stadtspaziergang am nächsten Tag auf eine Mischung von bürgerlichem Wohlstand, intelligenter Restaurierung und munterer Studentenszene treffen. Die Sankt-Martins-Basilika wurde am Ende des 19. Jahrhunderts über dem Grab des Heiligen Martin von Tours errichtet - seine Reliquien sind in der Krypta zu sehen. Da ihn Gänse mit ihrem Geschnatter verrieten, als er sich der Wahl zum Bischof entziehen wollte, gibt es am 11.November, dem Sankt-Martins-Tag traditionellerweise Gänsebraten. (Wie gut, dass es nicht etwa Hunde oder Katzen waren, die seine Anhänger auf sein Versteck aufmerksam machten!). An der quirligen Place Plumereau im stimmungsvollen, mittelalterlichen Kern der Stadt bestaunen wir die Fachwerkhäuser, welche ihre Restaurierung André Malraux und seiner zukunftsweisenden Idee von Denkmalschutz und Innenstadtsanierung verdanken.
In der Rue de Commerce sehen wir das Haus, wo Jeanne d'Arc (die Jungfrau von Orléans) ihre Rüstung bekam, um das demoralisierte französische Heer für die Schlacht gegen die Engländer im Hundertjährigen Krieg zu motivieren. Die Westfassade der Kathedrale Saint Gatien wurde im 13. Jahrhundert begonnen und in der Spätgotik beendet. Sie gilt mit ihrem reichen Schmuckwerk sowie den zahlreichen Fialen als eines der prächtigsten und reichsten Beispiele des Flamboyant-Stils. Ihre wundervollen Fenster, immer wieder zu Kriegszeiten rechtzeitig ausgebaut und eingelagert, sind Zeugnis der Bleiglaskunst des Mittelalters.
Den Zauber der Renaissance-Gärten kennen wir aus alten Stichen, keine der ursprünglichen Anlagen ist erhalten geblieben. Um so bedeutsamer ist der zu Beginn des 20. Jahrhunderts nachgeschaffene Garten von Villandry. Wir staunen über die weitläufige Garten- und Parkanlage, die sich über drei Ebenen erstreckt: Küchengarten, Ziergarten und Wassergarten.

Im nahen Amboise

besichtigen wir zunächst das Anwesen Clos-Lucé - einstiger Wohnsitz von Leonardo da Vinci während seiner letzten Lebensjahre. Die Wohnräume sind mit kostbaren Möbeln und Gemälden ausgestattet, die Ausstellung mit Modellen von seinen Erfindungen vergegenwärtigt uns seine universelle Begabung. Der örtliche Reiseleiter Michael Schramm muss uns hier leider schon verlassen ... Wir genießen unsere Zeit bis zum Abendessen im Höhlenrestaurant Cave Montlouis für individuelle Erkundungen in Amboise: Aufstieg zum Château, Bummel durch die Gassen der pittoresken Stadt, Spaziergang an den Ufern der Loire und zum Abschluss gönnen wir uns einen Petit Noir oder einen Eiscafé in der traditionsreichen Pâtisserie Bigot am lebhaften Platz mit Blick auf das Schloss.

Cognac – Blaye – Bordeaux

Am nächsten Morgen setzen wir unsere Reise fort: Von Nord nach Süd durchqueren wir die Region Poitou-Charente. Im Zentrum von Cognac befindet sich das Traditionshaus Martell. Die sachkundige und sehr anschauliche Führung durch die Produktionsbereiche, vorbei an sehr alten Fässer mit wertvollem Inhalt, endet natürlich mit einer Cognac-Probe! Die Spirituose wird aus Weißwein gewonnen und als geschützte Herkunftsbezeichnung "AOC" ist der Name für den dort hergestellten Weinbrand reserviert.
Am späten Nachmittag erreichen wir die beeindruckende Festung Blaye, welche die Gironde einst beschützte und noch immer imposant überragt. Sie bildet ein ausgedehntes, von Courtinen umgebenes Befestigungssystem, dessen Planung auf den bekanntesten Festungsbaumeister Frankreichs, auf Sébastien Le Prestre Marquis de Vauban, zurückgeht. Mit Blaye und zwei weiteren gegenüber gelegenen Forts war die Gironde-Mündung bestens abgesichert.Am Abend beziehen wir unser Hotel in Bordeaux, der Hauptstadt Aquitaniens. Edle Geschäfte und Restaurants sind hier ebenso anzutreffen wie eine lebendige Atmosphäre, welche noch immer den bürgerlichen Charakter widerspiegelt. Wenige Städte verfügen über ein solch geschlossenes Bild von Architektur des 18. Jahrhunderts, als sich hier in Bordeaux aufgrund des blühenden Handels an einem wichtigen Seehafen ein selbstbewusstes Bürgertum entwickeln konnte. Keine andere Stadt Frankreichs hat in den vergangenen Jahren eine derart tief greifende Wandlung durchgemacht, wie Bordeaux. Die Beziehung zur 500 Meter breiten Garonne wurde völlig neu definiert: Alle Quais, bisher öde Streifen aus Stein und Beton sind nun Teil des städtischen Lebens mit Märkten, Parks, Spielplätzen, Skater-Treffs und Radwegen. Das Zentrum des berühmtesten Weinbaugebiets der Welt beherbergt aber auch drei wichtige Kirchen, die Teil des Weltkulturerbes des Jakobswegs nach Santiago de Compostela sind.
An der über vierzig Meter hohen Denkmalssäule der Girondisten endet unser Stadtrundgang. Das Mahnmal erinnert an die unter Robespierres Terrorregime enthaupteten Mitglieder der Gruppierung, die vergebens versucht hatte, das Blutvergießen der Revolution zu beenden. Der Freiheitsengel auf der Spitze sprengt seine Ketten mit der linken Hand. Die rechte hält die Palmzweige der Freiheit.

Médoc – Pilat – Bayonne

Ein besonderer Höhepunkt der Reise ist die Weinprobe im Chateau d´Aney im Haut Médoc. Bei einer sehr interessanten Führung durch die Weinkeller erfahren wir viel Wissenswertes über den Weinbau, die Region sowie die Besonderheit dieser Reben, welche je nach Sorte, Bodenqualität, Mikroklima und Ausbaumethode unterschiedliche, sehr hochwertige Weine hervorbringen.
Die Düne von Pilat im Becken von Arcachon ist die höchste Düne Europas: Ein gigantischer, etwa drei Kilometer langer, fünfhundert Meter breiter und über hundert Meter hoher Sandberg, entstanden durch das Zusammenspiel der Winde und der Meeresströmungen motiviert uns zum nicht ganz mühelosen Aufstieg. Belohnt werden wir durch einen imposanten Ausblick über die Bucht bis zum unendlich scheinenden Strand der Landes.
Unser nächstes Ziel und Domizil der kommenden drei Nächte ist das zentral gelegene traditionsreiche Grand Hotel in Bayonne im Baskenland.

Bayonne + Biarritz

Den heutigen busfreien Tag nutzten wir zum Besuch des benachbarten Biarritz. Dank des gut ausgebauten Linienbusnetzes erreichen wir schnell das mondäne Seebad am Golf von Biskaya. Die herrliche Lage an der zerklüfteten Felsküste, die langen Sandstrände und das wintermilde Seeklima lockten schon Kaiser Napoléon III. und seine Frau Eugénie in das ehemalige Zentrum des Walfangs, welches zu einem der berühmtesten Seebäder wurde. Zahlreiche Villen und Hotels des 19. Jahrhunderts und der Belle Epoche sind Zeugnis der Zeit, als Biarritz zum Magneten für die gesamte europäische Aristokratie und im Anschluss zum Tummelplatz für die Reichen wurde. Bismarck wäre hier fast ertrunken, denn Wellen und Strömung werden hier oft unterschätzt. Noch heute ist das Seebad äußerst populär und gehört zu den meistbesuchten Orten der südfranzösischen Atlantikküste - nicht zuletzt, weil sich der Ort seit den fünfziger Jahren auch zur Hochburg für Wellenreiter entwickelt hat. Am idyllischen Port des Pêcheurs (Fischereihafen) schlemmen wir Muscheln oder Langusten, unternehmen einen Spaziergang zum Rocher de la Vierge mit herrlichem Blick auf die gesamte baskische Küste oder verschaffen uns im Musée de la Mer einen interessanten Einblick in die Fischwelt und die Geschichte des Fischfangs der Biskaya.Bayonne, die Hauptstadt des französischen Baskenlandes liegt am Zusammenfluss von Adour und Nive, welche die Stadt in drei Teile gliedern. Architektonisches Herz der Altstadt ist die Kathedrale Sainte-Marie, der erste Sakralbau südlich der Loire, der dem Vorbild der nordfranzösischen Gotik folgt. Die malerischen Gassen rings um das Gotteshaus sind vor allem von Fassaden des 18. Jahrhunderts gesäumt, aber auch einige mittelalterliche Fachwerkbauten auf massivem Steinsockel prägen das Stadtbild.

Baskenlandrundfahrt

Heute steht die Besichtigung einiger Ziele im Baskenland auf dem Programm, welches sich zu beiden Seiten der Pyrenäen erstreckt. Die zerklüfteten Täler und beschwerlichen Verkehrswege sind der Grund, weshalb die Basken lange zurückgezogen und unabhängig Leben konnten.
Die Hinweisschilder sind gespickt mit Zungenbrechern und selbst die Schrift weist einige eigenwillige Varianten des lateinischen Alphabets auf: Die baskische Sprache müssen wir zum Glück nicht beherrschen, wir haben eine örtliche Reiseleiterin und einen lokalen Busfahrer, da unser Fahrer Peter heute einen Ruhetag einlegen muss und darf. Nach einer kurzen Anfahrt gelangen wir mit der nostalgischen Zahnradbahn von 1924 auf den 900 Meter hohen Pyrenäengipfel La Rhune, welcher das Wahrzeichen des französischen Teils des Baskenlandes ist. Der Name "Iarrun" bedeutet "gutes Weideland" und auf den sogenannten „Touyas", der Heidelandschaft mit Steckginster und Farn, welche wir bei der Zugfahrt passieren, grasen die Pottok-Ponys. Ein herrlicher Rundblick über das Meer, die baskischen Pyrenäen und im Süden in das Tal der Bidassoa erwartet uns auf dem Gipfel .
Die Höhle von Sare gehört zu einem ausgedehnten Netz unterirdischer Gänge, die durch herabfließendes Wasser aus dem festen Kalkgestein gespült wurden. Einer riesigen Vorhalle schließt sich ein neunhundert Meter langer Gang an. Bis zur Steinzeit von Menschen bewohnt, sind heute nur zahlreiche Fledermäuse in dieser Höhle beheimatet.
Saint Jean de Luz ist ein elegantes Seebad mit unübersehbarer Prägung durch die Baskenkultur, was sich vor allem im Baustil der Fachwerkhäuser mit flacher Dachneigung zeigt. Gleich neben der gepflegten Altstadt gibt es einen langen Sandstrand mit Promenade, Casino und schönen Villen. Am Hafen beeindruckt das Château Lohobiague, wo Ludwig XIV. im Jahr 1660 Hochzeit mit Maria Theresia, Infantin von Spanien, feierte.?Die Kirche St. Jean Baptiste aus dem 13.Jahrhundert ist die größte und berühmteste der baskischen Kirchen - nicht nur weil die prominente Trauung hier stattfand. Das prachtvolle Kircheninnere mit der dreigeschossigen Empore aus Eiche sowie dem goldglänzenden Altarretabel stehen im krassen Gegensatz zum schlichten Äußeren.
Im Anschluss an den Aufenthalt in Saint Jean de Luz fahren wir vorbei an Ciboure, dem Geburtsort des Komponisten Maurice Ravel, zum Château d´Abbadie. Der Forscher und Astronom Antoine d´Abbadie hat sich diesen neugotische Bau mit Türmchen und Zinnen vom damaligen Stararchitekten Viollet-le-Duc entwerfen lassen. Die Einrichtung und Ausstattung spiegeln das Leben und die Interessen des Bauherren wider.
Das Abendessen gibt es zum Abschluss des Baskenland-Tages in einem typisch baskischen Restaurant in Biarritz.

Pau – Lourdes

Das milde Klima im Frühjahr und Herbst und die malerisch gelegene Stadt Pau am Rand der Pyrenäen zogen seit dem frühen Jahrhundert vor allem wohlhabende Engländer an und es entstanden zahlreiche Villen im Belle-Epoque-Stil am berühmten Boulevard des Pyrénées. Von dieser schönen Promenade genießen wir den wunderbaren Blick auf einige der höchsten Gipfel der Pyrenäenkette, die auch im Sommer oft schneebedeckt sind.
Vor allem ist Pau als Geburtsort von Heinrich IV. von Frankreich und Navarra bekannt. Die größte bauliche Attraktion ist das Schloss, welches im 14. Jahrhundert begonnen, aber 400 Jahre später komplett umgebaut wurde, sodass es eine eklektische Silhouette erhielt. Gerade sind die Restaurierungsarbeiten der letzten zehn Jahre abgeschlossen und wir können die Wohngemächer mit den prachtvollen Wandteppichen besichtigten. Auch der Panzer einer Galapagos-Schildkröte, welcher Heinrich IV. als Wiege gedient hat, ist präsentiert.
Am frühen Nachmittag erreichen wir Lourdes, den berühmten katholischen Wallfahrtsort in den Ausläufern der Pyrenäen. Vom Hotel Stella Matutina gelangen wir in wenigen Minuten in den Wallfahrtsbezirk. Ein Diakon aus Speyer führt uns zu den Lebensstationen des Hirtenmädchens Bernadette Soubirous (1844 - 1879) und zum Wallfahrtsbezirk mit der im neobyzantinischen Stil erbauten Rosenkranzbasilika. Einige besuchen den anschließenden Gottesdienst in der riesigen unterirdischen Kirche. Das ovale Kirchenschiff von zweihundert Metern Länge und achtzig Metern Breite ist eine Stahlbetonkonstruktion aus dem Jahr 1958 und kann bis zu 20 000 Pilger aufnehmen.?Am Abend findet die tägliche Lichterprozession von der Grotte zur Esplanade du Rosaire mit hunderten schwerkranker Menschen voller Hoffnung auf Besserung ihrer Leiden statt.

Toulouse – Carcassonne

Unser erstes Ziel am heutigen Sonntag ist Toulouse, die ehemalige Hauptstadt Okzitaniens - heute berühmter Standort der Luftfahrtindustrie. Die Gebäude zum größten Teil aus Backstein errichtet, denn dies war lange Zeit der einzige Baustoff, welchen die Schwemmlandebene der Garonne zu bieten hatte. Zuerst besichtigen wir die Basilika St. Sernin. Sie ist die berühmteste und schönste der großen romanischen Wallfahrtskirchen und das an Reliquien reichste französische Gotteshaus. Hier entstand Ende des 4. Jahrhunderts eine Basilika, in der die sterblichen Überreste des hl. Saturinus aufbewahrt wurden. Der spätere Bau wurde im 11.Jahrhundert begonnen und ist ein vollendetes Beispiel einer großen Pilgerkirche. Vorbei an der Place du Capitole führt unser Weg zur Jakobinerkirche des ersten Dominikanerklosters, welches 1216 in Toulouse gegründet wurde. Aus ihm ging die erste Universität von Toulouse hervor und noch heute finden wir hier eine lebendige Universitätsstadt - die zweitgrößte Frankreichs nach Paris.Wir verlassen das Pyrenäenvorland und fahren in die Region Languedoc-Roussillon nach Carcassonne, wo sich einst eines der Zentren der Katharer befand. Die Autobahn folgt weitgehend dem Canal du Midi und an einer Raststätte nehmen wir eine interessante Doppelschleusenanlage in Augenschein.
Schon als wir uns Carcassonne nähern, sind wir von der markanten Silhouette der mittelalterlichen Festungsstadt beeindruckt - auch wenn sich Violet-Le-Duc bei der Restaurierung nicht an die ursprüngliche Architektur gehalten hat. Der befestigte Teil von Carcassonne liegt am Steilufer der oberhalb der Aude und ist ein großartiges Beispiel mittelalterlicher Festungsbaukunst. Die strategische Lage zwischen Atlantik und Mittelmeer, am Übergang der iberischen Halbinsel zum übrigen Europa, führte zur ersten Besiedelung. Die Stadtburg ist von einer doppelten Ringmauer mit 54 Türmen umgeben. Aufgrund der Restaurierung im 19.Jahrhundert ist die Anlage in sehr gutem baulichem Zustand, zahlreiche Läden und Cafés laden ein, in den mittelalterlichen Gassen zu verweilen.
Von der 1006 geweihten Kirche der Festung ist nur noch das Hauptschiff im Stil der südfranzösischen Romanik erhalten. Der Chor und das Querschiff stammt aus der Gotik und seine Glasfenster aus dem 13. und 14. Jahrhundert gelten als die interessantesten Südfrankreichs. Bemerkenswerte Statuen, die uns an die der Kathedrale von Reims erinnern, schmücken den Chor.

Abtei Valmagne – Camargue – Petit Rhone – Arles

Am frühen Morgen setzen wir unsere Reise durch das Roussillon über enge Regionalstraßen durch verschlafene Dörfer zur Abbaye de Valmagne fort. Das in der ersten Hälfte des 12. Jahrhundert als Benediktinerabtei gegründete Kloster liegt mitten in den Weinbergen des Languedoc. Bereits wenige Jahre nach der Gründung bemühte sich der zweite Abt um den Anschluss an Citeuax, da dieser sehr junge Orden bereits einen ungeheuren Aufschwung erlebte. Frommes Ziel der Zisterzienser war die Rückkehr zu den ursprünglichen Regeln des Gründers: Armut, Buße und Zurückgezogenheit - gar nicht so weit entfernt von den Dogmen der Katharer. Trotzdem unterstützte Valmagne ab dem Jahr 1208 die katholische Kirche in ihrem Kampf gegen die Katharer. Die zahlreichen Burrgen im Roussillion geben heute noch beeindruckend Zeugnis dieser Geschichtsepoche. Nun befindet sich das Kloster bereits seit 150 Jahren in Familienbesitz. Es wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts restauriert und seit mehr als zwanzig Jahren wird der dazugehörige Weinberg ökologisch bewirtschaftet. Im Anschluss an die Führung probieren wir einige Jahrgänge und Cuvées.Die Fahrt geht weiter in Richtung Camargue, vorbei an Montpellier und der futuristischen Ferienstadt La Grande Motte, welche in den sechziger Jahren gebaut wurde. Das Delta zwischen den beiden Hauptmündungsarmen der Rhône besteht aus Sumpf, Wiesen, Marschland, Dünen und Salzfeldern. Wir haben Glück und sehen alle Symbole der Camargue: die rosafarbenen Flamingos, die schwarzen Stiere und die weißen Pferde. Die Salzgewinnung und der Reisanbau spielten früher eine wichtige wirtschaftliche Rolle. Die Cabane ist das die typischen Wohnhaus mit einer speziellen Dachkonstruktion, die dem Mistral standhält.
Nachdem wir in der von Ludwig IX. erbauten Festungsstadt Aigues Mortes unsere Mittagspause genossen haben, finden wir uns auf einem Ausflugsboot ein, welches uns über den Canal zu einer Stieraufzuchtsfarm, einer Manarde, bringt. Wir sehen eine Gardian-Vorführung - so heißen die Männer mit breitkrempigen, schwarzen Hüten, die vom Rücken ihrer Pferde aus die Stierherden zusammenhalten.? Beim Stierkampf der Camargue wird der Stier nicht getötet! Vielmehr geht es darum, ihm die Trophäen von seinen Hörnern zu reißen, wofür der Torero mit einem speziellen Kamm ausgestattet ist.
Zum Abschluss des Tages besuchen wir den wichtigsten Wallfahrtsort der Zigeuner: Les Saintes Maries de la Mer. Die Kirche des Ortes ist rein äußerlich betrachtet mehr Festung als Gotteshaus - in der Tat diente sie der Bevölkerung im Verlauf der Geschichte oft als Zufluchtsort bei feindlichen Übergriffen. Alljährlich im Mai findet hier die dreitägige größte Wallfahrt der Gitanes statt, wo Sara, die Statue der Schutzpatronin der fahrenden Völker Europas, von vier kräftigen Männern ins Meer getragen wird.

Arles – Pont–du–Gard – Avignon – Lyon

Für so manchen schlägt das Herz der Provence in Arles. Von der großen Vergangenheit der Stadt zeugen beeindruckende römische und mittelalterliche Bauten, die zum Welterbe der UNESCO zählen. Die römische Arena bot Platz für 20 000 Zuschauer - jeder römische Bürger besaß eine Dauerkarte für die blutigen Kämpfe zwischen Gladiatoren, Raubtieren und Sklaven. Auch heute finden hier wieder Kämpfe statt: Blutige Stierkämpfe nach spanischer und sportliche nach Camarguaiser Art. 1888/89 lebte Vincent van Gogh hier und viele seiner bekanntesten Bilder van Goghs entstanden und
Wir setzen unsere Fahrt fort und erreichen etwa 25 Kilometer nordöstlich von Nîmes den Pont du Gard - den beeindruckenden römischen Aquädukt mit fünfzig Metern Höhe, welcher um die Zeitenwende aus massivem Felsgestein ohne Mörtel errichtet wurde und bis heute im Original erhalten ist. Er war Teil einer etwa fünfzig Kilometer langen Wasserleitung, die mit einem Gefälle von nur 0,03 Grad Wasser nach Nîmes transportierte.
Beeindruckt von diesem Bauwerk erreichten wir Avignon. Im 14. Jahrhundert war die Stadt Mittelpunkt der Christenheit, neun Päpste residierten hier und brachten der Stadt einerseits unermesslichen Reichtum andererseits auch unerträgliches Leid. Während die Päpste im Überfluss im monumentalen Papstpalast residierten, litt das Volk unter Hunger, Pest und Plünderungen.

Lyon – Beaujolais

An der Place Bellecour treffen wir unsere Stadtführerin, die uns mit ihrem französischen Charme Lyon zeigt. Zunächst genießen wir vom Hügel Fouvriere einen schönen Blick auf die Hauptstadt der Region Rhône-Alpes am Zusammenfluss von Saône und Rhone - an besonders klaren Tagen kann man sogar den Mont-Blanc sehen! Die Basilika Notre-Dame-de-la-Fourvière (1896) ist im Inneren reich mit Mosaiken und Malereien geschmückt. Sie stellt eines der schönsten Beispiele des romanisch-byzantinischen Stils dar. Anschließend bummeln wir durch die Gassen und Traboules. Letzteres ist typisch für Lyon: Durch diese schmalen Durchgänge konnten die Tuchballen im Trockenen befördert werden, später dienten sie auch als Fluchtwege. Insgesamt gibt es über 300 solche private Gänge mit insgesamt 50 Kilometern Länge.
Nach dem Mittagessen in einem der gemütlichen und für ihre Qualität bekannten Bistros, die in Lyon "Bouchons" genannt werden, starten wir eine Rundfahrt durch das berühmte Weinanbaugebiet des Beaujolais. Wir besichtigen den kleinen Ort Oingt, von dessen Kirchplatz wir einen wunderschönen Blick auf die Hügellandschaft mit Weinbergen und Feldern haben. An besonders exponierter Stelle steht die Wallfahrtskapelle der Winzer. Durch das waldreiche Hinterland erreichen wir in der schönen Nachmittagssonne Vaux en Beaujolais. Dieses Winzerdorf hat Gabriel Chevallier zu seinem unvergesslichen Roman Clochemerle inspiriert.?Im Schatten einer Pergola mit Blick über die Hügel und auf das bekannteste "Bauwerk" von Clochmerle probieren wir den gleichnamigen Wein, Ziegenkäse aus Rocamadour sowie "Rosette de Lyon", die bekannteste Lyoner Salami, welche aus Schweineschinken hergestellt und traditionell in dicken Scheiben serviert wird.

Cluny – burgundische Weinstraße – Tournus – Beaune

Heute besichtigen wir die weltbekannte Abtei von Cluny im Burgund. Als Mutterhaus von über 1000 Klöstern wurde Cluny zum Zentrum des größten Mönchsordens des Abendlandes. Erst wenn man vor den Fundamenten der Säulen des ehemaligen Kirchenschiffes steht, kann man das Ausmaß dieser mächtigen Kirche und des gesamten Komplexes erahnen.
Wir fahren durch das Mâconnais, eine an Baudenkmälern reiche Agrarlandschaft, deren mildes Klima den Anbau edler Weine ermöglicht. Unterwegs legen wir eine Pause am rechten Saône-Ufer in Tournus ein, um die Abteikirche und den malerischen kleinen Ort kennenzulernen.
Anschließend geht die Reise weiter nach Beaune. Südlich von Dijon gelegen, gehört die Stadt wegen ihrer mittelalterlichen Bauten zu den schönsten Zielen im Burgund. Das Hotel-Dieu ist die bekannteste Sehenswürdigkeit: Ein im burgundisch-flämischen Stil erbautes Hospiz, gestiftet vom burgundischen Kanzler Nicolas Rolin. Die schlichte Außenfassade verrät wenig von der Pracht, die sich im Innenhof entfaltet: Hohe, mit farbig glasierten Ziegeln gedeckte Dächer mit geometrischen Mustern umgeben einen malerischen Innenhof. In den Innenräumen beeindruckt der große Krankensaal mit seinen Holzeinbauten sowie der berühmte Flügelaltar (1443) mit der Darstellung des Jüngsten Gerichts von Rogier van der Weyden.

Dijon – Straßburg

In der 2000 Jahre alten Hauptstadt des Burgund haben wir mit Annie eine Stadtführerin, die sich von ganzem Herzen ihrer Aufgabe widmet. Bereits früh konnte sich die Stadt zum wichtigen Verkehrsknotenpunkt zwischen Nordeuropa und dem Mittelmeerraum entwickeln und ist bis heute eine reiche, elegante Stadt, deren prachtvolle Vergangenheit uns in ihren Bann zieht. Herzogspalast, Kirchen, Kathedrale und zahlreiche Museen laden besonders Kunstfreunde zum Verweilen ein. Im Jahr 2008 wurde die Stadt als „Ville d'art et d'histoire" ausgezeichnet. Aber auch die leiblichen Genüsse spielen in Dijon eine große Rolle: Die Markthallen mit ihrem eindrucksvollen Angebot sind Beweis dafür! Senf aus Dijon und der Johannisbeerlikör Cassis sind weit über die Grenzen Frankreichs berühmt.
Bei unserer ersten Pause auf dem Weg durch die Region Franche Comté in Richtung Elsass, probieren wir sieben verschiedene Sorten, wie zum Beispiel Senf mit Walnüssen, Yuzu oder Peperoni.
Durch die Burgundische Pforte erreichen wir das Elsass, wo wir die letzten beiden Nächte der Reise im wunderschönen Straßburg verbringen dürfen. Zum Abendessen lernen wir eine typisch elsässische „Winstub" und das typische Essen dieser Region kennen, die auch viel deutsche Tradition kennt. "Choucroute" ist ein Teller mit Würsten und Bauchfleisch auf Sauerkraut - sehr schmackhaft, aber auch nicht ganz leicht verdaulich! Deshalb unternehmen wir noch einen kleinen Spaziergang zum Münster und zur Ill. Dort lernen wir "La Petite France", eines der malerischsten Viertel des alten Straßburg, bei einer Bootsfahrt kennen.

Straßburg – Elsässer Weinstraße – Colmar

Der kulturelle und wirtschaftliche Mittelpunkt des Elsass empfängt uns bei wunderschönem Wetter. Zunächst sehen wir vom Bus aus einige Gebäude des Europäischen Parlamentes und den Europarat.Goethe hat über das Münster geschrieben: „ Je mehr ich die Fassade desselben betrachte, desto mehr bestärkte und entwickelte sich jener erste Eindruck, dass hier das Erhabene mit dem Gefälligen in Bund getreten sei." Der rote Sandstein der Vogesen prägt das äußere Bild in der von Goethe beschriebenen Art. Wir besichtigen auch die Astronomische Uhr, welche eine äußerst beliebte Sehenswürdigkeit des Münsters ist.
Nach dem Mittagessen wartet eine weitere Perle des Elsass auf uns: Colmar. Die Stadt ist ein Museum der Fachwerkbauten und auch eine Stadt bedeutender Künstler. Der Maler Martin Schongauer hat im Mittelalter hier einen Teil seiner Werke geschaffen und Frédéric-Auguste Bartholdy, der Schöpfer der Freiheitsstatue, eine Reihe verschiedener Statuen. Matthias Grünewald
Vorbei an den Weinbergen des Elsass und durch malerische Städtchen mit farbenfrohen Fachwerkhäusern gelangen wir zur größten Burg des Elsass, der Hoch-Koenigsburg. Sie war schon fast verfallen, als Kaiser Wilhelm II die Ruine von Schlettstadt als Geschenk erhielt. Der letzte Deutsche Kaiser ließ den Komplex wieder aufbauen, wobei er dem Berliner Architekten Bodo Ebhardt die Federführung übergab. Den Apéritif müssen wir leider unter Regenschirmen einnehmen, was jedoch niemanden stört, denn es sind die ersten und einzigen Tropfen auf der gesamten Reise.
Das beschauliche Städtchen Kinzheim ist das Abschlussziel der Reise. Noch einmal gibt es eine elsässische Spezialität: "Flammekueche" - ein sehr dünn ausgerollter Brotteig, bestrichen mit Crème Fraîche und belegt mit Speck und Zwiebeln, aber auch mit kräftigem "Munster" - Münsterkäse. Im Holzofen gebacken erhält die Spezialität erst den richtigen Geschmack! Zum Dessert gibt es ebenfalls Flammkuchen - mit Äpfeln und Calvados flambiert - köstlich! Mit einem Glas Edelzwicker beschließen wir diese sehr schöne und umfangreiche Reise durch unser Nachbarland.Dresden, im September 2015 Brigitte B. Janosch

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