Reisebericht: Große Rundreise durch ganz Frankreich

01.05. – 16.05.2016, 16 Tage Rundreise in Frankreich mit Reims – Champagne – Tal der Loire – Tours – Villandry – Amboise – Cognac – Bordeaux – Medoc – Düne von Pilat – Bayonne – Atlantikküste – Pau – Pyrenäen – Lourdes – Toulouse – Carcassonne – Camargue – Arles – Pont du G


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
Diese Busrundreise durch dreizehn Regionen der „Grande Nation“ zeigt uns die Fülle der Kulturdenkmäler und die faszinierende Vielfalt der Landschaften unseres Nachbarlandes, welches von zwei Meeren und zwei eindrucksvollen Gebirgszügen begrenzt ist.
Ein Reisebericht von
Birgit Janosch

Reims – Champagnerprobe

Der erste Tag in Frankeich erwartet uns mit herrlichem Sonnenschein! Über dem linken Portal der Kathedrale Notre-Dame begrüßt uns der berühmte "Lächelnde Engel" mit ausgebreiteten Flügeln. Hier wurden vom Mittelalter bis 1825 fast alle französischenKönige gekrönt. Die Taufe und Königskrönung von Clodwig, dem offiziellen Begründer des Christentums in Frankreich, ist in der sogenannten Königsgalerie des Westwerks dargestellt.
Beeindruckend ist die Innenwand der Westfassade - einmalig in der Geschichte der gotischen Architektur. Auch die berühmten Fenster von Marc Chagall in der Scheitelkapelle des Chores sorgen mittlerweile für neuzeitliche Pilgerströme in dieses Gotteshaus.
Neben Epernay ist Reims das zweite Champagnerzentrum der Champagne, zahlreiche renommierte Häuser sind hier zuhause. Nach dem Rundgang durch die weitläufigen und verzweigten Kellergänge des Traditionshauses Mumm genießen wir bei der anschließenden Verkostung die moussierende Köstlichkeit.
Wir verlassen die Champagne, fahren an Paris vorbei und erreichen am Nachmittag die Region Centre und das Loire-Tal, das glanzvolle Schaustück des königlichen Frankreichs und heute Welterbe der UNESCO.

Chambord – Tours – Amboise – Höhlenrestaurant

Das Schloss Chambord, die größte Königsresidenz an der Loire, liegt gar nicht direkt an der Loire, sondern an einem kleinen Nebenfluss, dem Cosson. Inmitten eines riesigen Jagdgebiets war es als Vergnügungs- und Lustschloss ideal gelegen und sollte höchste repräsentative Zwecke für Franc¸ois I erfüllen - welcher aber letztendlich nur etwa 80 Tage in dem riesigen Komplex verbrachte - er hatte einfach zu viele andere Termine!
Am Entwurf des gigantischen neuen Schlosses war übrigens vermutlich auch Leonardo da Vinci beteiligt, vor allem die Treppe in Form einer Doppelhelix wird ihm zugeschrieben. Auf- und absteigende Personen können sich über das Treppenauge hinweg zwar sehen, begegnen sich aber nicht. Ein Kunstgriff, welcher damals eine absolute Neuheit darstellte. Der erfolgreichste aller französischen Könige erlebte aber offensichtlich auch deprimierte Stunden: In seinem Schlafgemach findet sich die von Ihm eingeritzte Notiz: „Gar oft schwanken die Launen der Frau, ein Narr ist, wer ihr traut."Abends erreichen wir unser Hotel in Tours, wo wir beim Stadtspaziergang am nächsten Tag auf eine Mischung von bürgerlichem Wohlstand, intelligenter Restaurierung und munterer Studentenszene treffen. Die Sankt-Martins-Basilika wurde am Ende des 19. Jahrhunderts über dem Grab des Heiligen Martin von Tours errichtet - seine Reliquien sind in der Krypta zu sehen. Da ihn Gänse mit ihrem Geschnatter verrieten, als er sich der Wahl zum Bischof entziehen wollte, serviert man am 11.November, dem Sankt-Martins-Tag, traditionellerweise Gänsebraten. (Wie gut, dass es nicht etwa Hunde oder Katzen waren, die seine Anhänger auf sein Versteck aufmerksam machten!). An der quirligen Place Plumereau im stimmungsvollen, mittelalterlichen Kern der Stadt bestaunen wir die Fachwerkhäuser, welche ihre Restaurierung André Malraux in seiner Funktion als Kulturminister und seiner zukunftsweisenden Idee von Denkmalschutz verdanken.
In der Rue de Commerce sehen wir das Haus, wo Jeanne d'Arc (Jungfrau von Orléans) ihre Rüstung bekam, um das demoralisierte französische Heer für die Schlacht gegen die Engländer im Hundertjährigen Krieg zu motivieren. Die Westfassade der Kathedrale Saint Gatien wurde im 13. Jahrhundert begonnen und in der Spätgotik beendet. Sie gilt mit ihrem reichen Schmuckwerk sowie den zahlreichen Fialen als eines der prächtigsten und reichsten Beispiele des Flamboyant-Stils. Ihre wundervollen Fenster, immer wieder zu Kriegszeiten rechtzeitig ausgebaut und eingelagert, sind Zeugnis der Bleiglaskunst des Mittelalters.

Villandry

Den Zauber der Renaissance-Gärten kennen wir nur aus alten Stichen, keine der ursprünglichen Anlagen ist erhalten geblieben. Um so bedeutsamer ist der zu Beginn des 20. Jahrhunderts nachgeschaffene Garten von Villandry. Wir staunen über die weitläufige Garten- und Parkanlage, die sich über drei Ebenen erstreckt: Küchengarten, Ziergarten und Wassergarten. Auch die Räume des Schlosses, welche bis 1970 von der Familie Cavallo, dem Eigentümer ab dem Jahr 1907, bewohnt wurden, sind sehr persönlich und liebevoll eingerichtet und äußerst sehenswert.
Auf dem Weg nach Amboise überqueren wir die Loire, die zur Zeit relativ viel Wasser führt. Aufgrund ihres sehr „launischen" Wasserstandes, war sie nie verlässlich beschiffbar. Glücklicherweise hat man es unterlassen, sie zum schiffbaren Fluss umzugestalten und so ist eine der wenigen natürlichen Flusslandschaften erhalten geblieben.

Amboise

Hier besichtigen wir zunächst das Anwesen Clos-Lucé, den einstigen Wohnsitz von Leonardo da Vinci während seiner letzten Lebensjahre. Die Wohnräume sind mit kostbaren Möbeln und Gemälden ausgestattet, die Ausstellung mit Modellen von seinen Erfindungen vergegenwärtigt uns seine universelle Begabung. Die örtliche Reiseleiterin Hilde muss uns hier leider schon verlassen ... aber wir genießen unsere Zeit bis zum Abendessen für individuelle Erkundungen in Amboise: Aufstieg zum Château, Bummel durch die Gassen der pittoresken Stadt, Spaziergang an den Ufern der Loire und zum Abschluss gönnen wir uns einen Petit Noir oder einen Eiscafé in der traditionsreichen Pâtisserie Bigot am lebhaften Platz mit Blick auf das Schloss. Zum Abendessen fahren wir ein kurzes Stück an der Loire entlang zu einem Höhlen- bzw. Troglodytenrestaurant. Es gibt köstliche Pizzateig-Brötchen frisch aus dem Holzofen, die sich jeder mit Rillettes (Brotaufstrich aus im eigenen Saft und Fett gekochtem und konserviertem Fleisch ) füllen darf. Die Lammschulter kommt nach stundenlanger Garzeit zart wie Butter auf den Tisch. Anschließend haben wir schon Mühe, den gegrillten Ziegenkäse zu schaffen ... Die Apfeltarte zum Dessert genießen wir mit einem Expresso.

Cognac – Blaye – Bordeaux

Am nächsten Morgen setzen wir unsere Reise fort: Von Nord nach Süd durchqueren wir die Region Poitou-Charente. Im Zentrum von Cognac befindet sich das Traditionshaus Martell. Die sachkundige und sehr anschauliche Führung durch die Produktionsbereiche, vorbei an sehr alten Fässer mit wertvollem Inhalt, endet natürlich mit einer Cognac-Probe! Die Spirituose wird aus Weißwein gewonnen und als geschützte Herkunftsbezeichnung "AOC" ist der Name für den dort hergestellten Weinbrand reserviert.
Am späten Nachmittag erreichen wir die beeindruckende Festung Blaye, welche die Gironde einst beschützte und noch immer imposant überragt. Sie bildet ein ausgedehntes, von Kurtinen umgebenes Befestigungssystem, dessen Planung auf den bekanntesten Festungsbaumeister Frankreichs, auf Sébastien Le Prestre Marquis de Vauban, zurückgeht. Mit Blaye und zwei weiteren gegenüber gelegenen Forts war die Gironde-Mündung bestens abgesichert.

Bordeaux

Am Abend beziehen wir unser Hotel in Bordeaux, der Hauptstadt Aquitaniens. Edle Geschäfte und Restaurants sind hier ebenso anzutreffen wie eine lebendige Atmosphäre, welche noch immer den bürgerlichen Charakter widerspiegelt. Wenige Städte verfügen über ein solch geschlossenes Bild von Architektur des 18. Jahrhunderts, da sich hier in Bordeaux aufgrund des blühenden Handels an einem wichtigen Seehafen ein selbstbewusstes Bürgertum entwickeln konnte. Keine andere Stadt Frankreichs hat in den vergangenen Jahren eine derart tief greifende Wandlung durchgemacht, wie Bordeaux. Die Beziehung zur 500 Meter breiten Garonne wurde völlig neu definiert: Alle Quais, bisher öde Streifen aus Stein und Beton sind nun Teil des städtischen Lebens mit Märkten, Parks, Spielplätzen, Skater-Treffs und Radwegen. Das Zentrum des berühmtesten Weinbaugebiets der Welt beherbergt aber auch drei wichtige Kirchen, die Teil des Weltkulturerbes des Jakobswegs nach Santiago de Compostela sind.
An der über vierzig Meter hohen Denkmalssäule der Girondisten endet unser Stadtrundgang. Das Mahnmal erinnert an die unter dem Terrorregime von Robespierre enthaupteten Mitglieder der Gruppierung, die vergebens versucht hatten, das Blutvergießen der Revolution zu beenden. Der Freiheitsengel auf der Spitze sprengt seine Ketten mit der linken Hand. Die rechte hält die Palmzweige der Freiheit.

Médoc – Pilat

Ein besonderer Höhepunkt der Reise ist die Weinprobe im Chateau d´Aney im Haut Médoc. Bei einer sehr interessanten Führung durch die Weinkeller erfahren wir viel Wissenswertes über den Weinbau, die Region sowie die Besonderheit dieser Reben, welche je nach Sorte, Bodenqualität, Mikroklima und Ausbaumethode unterschiedliche, sehr hochwertige Weine hervorbringen.
Die Düne von Pilat im Becken von Arcachon ist die höchste Düne Europas: Ein gigantischer, etwa drei Kilometer langer, fünfhundert Meter breiter und über hundert Meter hoher Sandberg, entstanden durch das Zusammenspiel der Winde und der Meeresströmungen motiviert uns zum nicht ganz mühelosen Aufstieg. Belohnt werden wir mit einem imposanten Ausblick über die Bucht bis zum unendlich scheinenden Strand der Landes.
Unser nächstes Ziel und Domizil der kommenden drei Nächte ist das weltbekannte Seebad Biarritz im Baskenland.

Biarritz

Den heutigen busfreien Tag (Fahrer Maik macht seine wohlverdiente Pause!) nutzten wir zum ausgiebigen Erkunden der Stadt und vor allem der wunderschönen Küste. Die herrliche Lage an der zerklüfteten Felsküste, die langen Sandstrände und das wintermilde Seeklima lockten schon Kaiser Napoléon III. und seine Frau Eugénie in das ehemalige Zentrum des Walfangs, welches zu einem der berühmtesten Seebäder wurde. Zahlreiche Villen und Hotels des 19. Jahrhunderts und der Belle Epoche sind Zeugnis der Zeit, als Biarritz zum Magneten für die gesamte europäische Aristokratie und im Anschluss zum Tummelplatz für die Reichen wurde. Bismarck wäre hier fast ertrunken, denn Wellen und Strömung werden hier oft unterschätzt. Noch heute ist das Seebad äußerst populär und gehört zu den meistbesuchten Orten der südfranzösischen Atlantikküste - nicht zuletzt, weil sich der Ort seit den fünfziger Jahren auch zur Hochburg für Wellenreiter entwickelt hat. Am idyllischen Port des Pêcheurs (Fischereihafen) essen wir zu Mittag, unternehmen einen Spaziergang zum Rocher de la Vierge mit herrlichem Blick auf die gesamte baskische Küste oder verschaffen uns im Musée de la Mer einen interessanten Einblick in die Fischwelt und die Geschichte des Fischfangs der Biskaya.Mit dem Linienbus kommt man in zwanzig Minuten nach Bayonne, in die Hauptstadt des französischen Baskenlandes, welche wunderschön am Zusammenfluss von Adour und Nive liegt. Architektonisches Herz der Altstadt ist die Kathedrale Sainte-Marie, der erste Sakralbau südlich der Loire, der dem Vorbild der nordfranzösischen Gotik folgt. Die malerischen Gassen rings um das Gotteshaus sind vor allem von Fassaden des 18. Jahrhunderts gesäumt, aber auch einige mittelalterliche Fachwerkbauten auf massivem Steinsockel prägen das Stadtbild.

Baskenlandrundfahrt

Heute steht die Besichtigung einiger Ziele im Baskenland auf dem Programm, welches sich zu beiden Seiten der Pyrenäen erstreckt. Die zerklüfteten Täler und beschwerlichen Verkehrswege sind der Grund, weshalb die Basken lange zurückgezogen und unabhängig Leben konnten.
Die Hinweisschilder sind gespickt mit Zungenbrechern und selbst die Schrift weist einige eigenwillige Varianten des lateinischen Alphabets auf: Die baskische Sprache müssen wir zum Glück nicht beherrschen, wir haben einen lokalen Busfahrer, da unser Fahrer Maik auch heute einen Ruhetag einlegen muss und darf. Nach einer kurzen Anfahrt gelangen wir mit der nostalgischen Zahnradbahn von 1924 auf den 900 Meter hohen Pyrenäengipfel La Rhune, welcher das Wahrzeichen des französischen Teils des Baskenlandes ist. Der Name "Iarrun" bedeutet "gutes Weideland" und auf den sogenannten „Touyas", der Heidelandschaft mit Steckginster und Farnen, welche wir bei der Zugfahrt passieren, grasen die Pottok-Ponys. Ein herrlicher, leider nicht ganz regenfreier Rundblick über das Meer, die baskischen Pyrenäen und im Süden in das Tal der Bidassoa erwartet uns auf dem Gipfel .
Die Höhle von Sare gehört zu einem ausgedehnten Netz unterirdischer Gänge, die durch herabfließendes Wasser aus dem festen Kalkgestein gespült wurden. Einer riesigen Vorhalle schließt sich ein neunhundert Meter langer Gang an. Bis zur Steinzeit von Menschen bewohnt, sind heute nur zahlreiche Fledermäuse in dieser Höhle beheimatet.

Saint Jean de Luz

Saint Jean de Luz ist ein elegantes Seebad mit unübersehbarer Prägung durch die Baskenkultur, was sich vor allem im Baustil der Fachwerkhäuser mit flacher Dachneigung zeigt. Gleich neben der gepflegten Altstadt gibt es einen langen Sandstrand mit Promenade, Casino und schönen Villen. Am Hafen beeindruckt das Château Lohobiague, wo Ludwig XIV. im Jahr 1660 Hochzeit mit Maria Theresia, Infantin von Spanien, feierte.?Die Kirche St. Jean Baptiste aus dem 13.Jahrhundert ist die größte und berühmteste der baskischen Kirchen - nicht nur weil die prominente Trauung hier stattfand. Das prachtvolle Kircheninnere mit der dreigeschossigen Empore aus Eiche sowie dem goldglänzenden Altarretabel stehen im krassen Gegensatz zum schlichten Äußeren.
Im Anschluss an den Aufenthalt in Saint Jean de Luz fahren wir zum Château d´Abbadie. Der Forscher und Astronom Antoine d´Abbadie hat sich diesen neugotische Bau mit Türmchen und Zinnen vom damaligen Stararchitekten Viollet-le-Duc entwerfen lassen. Die Einrichtung und Ausstattung spiegeln das Leben und die Interessen des Bauherren wider.
Das Abendessen gibt es zum Abschluss des Baskenland-Tages in einem typisch baskischen Restaurant in Biarritz.

Pau

Das milde Klima im Frühjahr und Herbst und die malerisch gelegene Stadt Pau am Rand der Pyrenäen zogen seit dem frühen Jahrhundert vor allem wohlhabende Engländer an und es entstanden zahlreiche Villen im Belle-Epoque-Stil am berühmten Boulevard des Pyrénées. Von dieser schönen Promenade genießen wir den wunderbaren Blick auf einige der höchsten Gipfel der Pyrenäenkette, die auch im Sommer oft schneebedeckt sind.
Vor allem ist Pau als Geburtsort von Heinrich IV. von Frankreich und Navarra bekannt. Die größte bauliche Attraktion ist das Schloss, welches im 14. Jahrhundert begonnen, aber 400 Jahre später komplett umgebaut wurde, sodass es eine eklektische Silhouette erhielt. Heute ist der 8.Mai, an welchem in allen Städten Frankreichs -selbst in den kleinsten- mit Militärparaden an das Kriegende erinnert wird. Vor dem Rathaus von Pau können wir eine imposante Veranstaltung mit Militärkapelle und dem Überreichen zahlreicher Orden im Angesicht der nahen Pyrenäenengipfel erleben.

Lourdes

Am frühen Nachmittag erreichen wir Lourdes, den berühmten katholischen Wallfahrtsort in den Ausläufern der Pyrenäen. Vom Hotel Stella Matutina gelangen wir in wenigen Minuten in den Wallfahrtsbezirk. Eine freiwillige Helferin führt uns zu den Lebensstationen des Hirtenmädchens Bernadette Soubirous (1844 - 1879) und zum Wallfahrtsbezirk mit der im neobyzantinischen Stil erbauten Rosenkranzbasilika. Einige besuchen die Prozession der Pilger und den anschließenden Gottesdienst in der riesigen unterirdischen Kirche. Das ovale Kirchenschiff von zweihundert Metern Länge und achtzig Metern Breite ist eine Stahlbetonkonstruktion aus dem Jahr 1958 und kann bis zu 20 000 Pilger aufnehmen.?Am Abend findet die tägliche Lichterprozession von der Grotte zur Esplanade du Rosaire mit hunderten -manchmal tausenden- schwerkranker Menschen voller Hoffnung auf Besserung ihrer Leiden statt.

Toulouse – Carcassonne

Unser erstes Ziel am heutigen Sonntag ist Toulouse, die ehemalige Hauptstadt Okzitaniens - heute berühmter Standort der Luftfahrtindustrie. Die Gebäude zum größten Teil aus Backstein errichtet, denn dies war lange Zeit der einzige Baustoff, welchen die Schwemmlandebene der Garonne zu bieten hatte. Zuerst besichtigen wir die Basilika St. Sernin. Sie ist die berühmteste und schönste der großen romanischen Wallfahrtskirchen und das an Reliquien reichste französische Gotteshaus. Hier entstand Ende des 4. Jahrhunderts eine Basilika, in der die sterblichen Überreste des hl. Saturinus aufbewahrt wurden. Der spätere Bau wurde im 11.Jahrhundert begonnen und ist ein vollendetes Beispiel einer großen Pilgerkirche. Vorbei an der Place du Capitole führt unser Weg zur Jakobinerkirche des ersten Dominikanerklosters, welches 1216 in Toulouse gegründet wurde. Aus ihm ging die erste Universität von Toulouse hervor und noch heute finden wir hier eine lebendige Universitätsstadt - die zweitgrößte Frankreichs nach Paris. Da es heute leider nicht ganz trocken ist, besichtigt ein Teil der Gruppe nach einer kurzen Stippvisite an die Garonne und nachdem man einen kurzen Blick in den Hof eines imposanten Stadtpalais geworfen hat, das "Capitole" - das Rathhaus von Toulouse, dem Sitz der städtischen Macht seit dem 12.Jahrhundert. Das heutige erscheinungsbild ist Ergebnis eines Umbaus im neoklassizistischen Stil mit einer Fassade aus rotem Backstein und weißem Naturstein. Die Innenräume beherbergen neben den Verwaltungsräumen öffentlich zugängliche, reich dekorierte Säle, wo auf riesigen Wandbildern die Geschichte der Stadt zur Zeit de „Capitole" im 17.Jahrhundert erzählt wird.Wir verlassen das Pyrenäenvorland und fahren in die Region Languedoc-Roussillon nach Carcassonne, wo sich einst eines der Zentren der Katharer befand. Die Autobahn folgt weitgehend dem Canal du Midi und an einer Raststätte nehmen wir eine interessante Doppelschleusenanlage in Augenschein.
Schon als wir uns Carcassonne nähern, sind wir von der markanten Silhouette der mittelalterlichen Festungsstadt beeindruckt - auch wenn sich Violet-Le-Duc bei der Restaurierung nicht an die ursprüngliche Architektur gehalten hat. Der befestigte Teil von Carcassonne liegt am Steilufer der oberhalb der Aude und ist ein großartiges Beispiel mittelalterlicher Festungsbaukunst. Die strategische Lage zwischen Atlantik und Mittelmeer, am Übergang der iberischen Halbinsel zum übrigen Europa, führte zur ersten Besiedelung. Die Stadtburg ist von einer doppelten Ringmauer mit 54 Türmen umgeben. Aufgrund der Restaurierung im 19. Jahrhundert ist die Anlage in sehr gutem baulichem Zustand, zahlreiche Läden und Cafés laden ein, in den mittelalterlichen Gassen zu verweilen.
Von der 1006 geweihten Kirche der Festung ist nur noch das Hauptschiff im Stil der südfranzösischen Romanik erhalten. Der Chor und das Querschiff stammt aus der Gotik und seine Glasfenster aus dem 13. und 14. Jahrhundert gelten als die interessantesten Südfrankreichs. Bemerkenswerte Statuen, die uns an die der Kathedrale von Reims erinnern, schmücken den Chor.

Abtei Fontfroide

Am frühen Morgen setzen wir unsere Reise durch das Roussillon über enge Regionalstraßen zur Abbaye de Sainte Marie de Fontfroide fort. Auf die Besichtigung stimmen wir uns mit einer Weinprobe ein, denn Wein wird seit der Klostergründung angebaut. Vermutlich anlässlich des Aufenthalts des heiligen Bernhard von Clairvaux schloss sich 1146 die bis dahin benediktinische Mönchsgemeinschaft dem Zisterzienserorden an. Fontfroide gehört heute zweifellos zu den besterhaltenen Klosterensembles aus dem 12. und 13. Jahrhundert.

Camargue – Petite Rhône – Aigues Mortes

Die Fahrt geht weiter in Richtung Camargue, vorbei an Montpellier und der futuristischen Ferienstadt La Grande Motte, welche in den sechziger Jahren gebaut wurde. Das Delta zwischen den beiden Hauptmündungsarmen der Rhône besteht aus Sumpf, Wiesen, Marschland, Dünen und Salzfeldern. Wir haben Glück und sehen alle Symbole der Camargue: die rosafarbenen Flamingos, die schwarzen Stiere und die weißen Pferde. Die Salzgewinnung und der Reisanbau spielten früher eine wichtige wirtschaftliche Rolle. Die Cabane ist das typische Wohnhaus der Region mit einer speziellen Dachkonstruktion, die dem Mistral standhält.
Am frühen Nachmittag finden wir uns auf einem Ausflugsboot ein, welches uns über den Canal du Rhône à Sète zu einer Stieraufzuchtsfarm, einer Manarde, bringt. Wir sehen eine Gardian-Vorführung - so heißen die Männer mit breitkrempigen, schwarzen Hüten, die vom Rücken ihrer Pferde aus die Stierherden zusammenhalten.? Beim Stierkampf der Camargue wird der Stier nicht getötet! Vielmehr geht es darum, ihm die Trophäen von seinen Hörnern zu reißen, wofür der Torero mit einem speziellen Kamm ausgestattet ist.
Zum Abschluss des Tages besuchen wir die von Ludwig IX. erbaute Festungsstadt Aigues Mortes.

Arles – Pont–du–Gard – Avignon

Für so manchen schlägt das Herz der Provence in Arles. Von der großen Vergangenheit der Stadt zeugen beeindruckende römische und mittelalterliche Bauten, die zum Welterbe der UNESCO zählen. Die römische Arena (Amphitheater) bot Platz für 20 000 Zuschauer - jeder römische Bürger besaß eine Dauerkarte für die blutigen Kämpfe zwischen Gladiatoren, Raubtieren und Sklaven. Auch heute finden hier wieder Kämpfe statt: Blutige Stierkämpfe nach spanischer und sportliche nach Camarguaiser Art. 1888/89 lebte Vincent van Gogh hier und viele seiner bekanntesten Bilder van Goghs entstanden hier.
Wir setzen unsere Fahrt fort und erreichen etwa 25 Kilometer nordöstlich von Nîmes den Pont du Gard - den beeindruckenden römischen Aquädukt mit fünfzig Metern Höhe, welcher um die Zeitenwende aus massivem Felsgestein ohne Mörtel errichtet wurde und bis heute im Original erhalten ist. Er war Teil einer etwa fünfzig Kilometer langen Wasserleitung, die mit einem Gefälle von nur 0,03 Grad Wasser nach Nîmes transportierte.
Beeindruckt von diesem Bauwerk erreichten wir Avignon. Im 14. Jahrhundert war die Stadt Mittelpunkt der Christenheit, neun Päpste residierten hier und brachten der Stadt einerseits unermesslichen Reichtum andererseits auch unerträgliches Leid. Während die Päpste im Überfluss im monumentalen Papstpalast residierten, litt das Volk unter Hunger, Pest und Plünderungen

Lyon - Beaujolais

An der Place Bellecour treffen wir unsere Stadtführerin Anne , die uns mit viel Charme Lyon zeigt. Zunächst genießen wir vom Hügel Fouvriere einen schönen Blick auf die Hauptstadt der Region Rhône-Alpes am Zusammenfluss von Saône und Rhone - an besonders klaren Tagen kann man sogar den Mont-Blanc, den höchsten Berg Europas, sehen! Die Basilika Notre-Dame-de-la-Fourvière (1896) ist im Inneren reich mit Mosaiken und Malereien geschmückt. Sie stellt eines der schönsten Beispiele des romanisch-byzantinischen Stils dar. Anschließend bummeln wir durch die Gassen und Traboules. Letzteres ist typisch für Lyon: Die Stadt war Zentrum der vorindustriellen Textilproduktion. Durch diese schmalen Durchgänge konnten die Tuchballen im Trockenen befördert werden, später dienten sie auch als Fluchtwege. Insgesamt gibt es über 300 solche private Gänge mit insgesamt 50 Kilometern Länge.
Nach dem Mittagessen in einem der gemütlichen und für ihre Qualität bekannten Bistros, die in Lyon "Bouchons" genannt werden, starten wir eine Rundfahrt durch das berühmte Weinanbaugebiet des Beaujolais. Wir besichtigen den kleinen Ort Oingt, von dessen Kirchplatz wir einen wunderschönen Blick auf die Hügellandschaft mit Weinbergen und Feldern haben. An besonders exponierter Stelle steht die Wallfahrtskapelle der Winzer. Durch das waldreiche Hinterland erreichen wir in der schönen Nachmittagssonne Vaux en Beaujolais. Dieses Winzerdorf hat Gabriel Chevallier zu seinem unvergesslichen Roman Clochemerle inspiriert.?Im Schatten einer Pergola mit Blick über die Hügel und auf das bekannteste "Bauwerk" von Clochmerle probieren wir den gleichnamigen Wein, mit einer "Rosette de Lyon", der bekannten Lyoner Salami, welche aus Schweineschinken hergestellt wird.

Cluny - burgundische Weinstraße - Tournus - Beaune

Heute besichtigen wir die weltbekannte Abtei von Cluny im Burgund. Als Mutterhaus von über 1000 Klöstern wurde Cluny zum Zentrum des größten Mönchsordens des Abendlandes. Erst wenn man vor den Fundamenten der Säulen des ehemaligen Kirchenschiffes steht, kann man das Ausmaß dieser mächtigen Kirche und des gesamten Komplexes erahnen.
Wir fahren durch das Mâconnais, eine an Baudenkmälern reiche Agrarlandschaft, deren mildes Klima den Anbau edler Weine ermöglicht. Unterwegs legen wir eine Pause am rechten Saône-Ufer in Tournus ein, um die Abteikirche und den malerischen kleinen Ort kennenzulernen.
Anschließend geht die Reise weiter nach Beaune. Südlich von Dijon gelegen, gehört die Stadt wegen ihrer mittelalterlichen Bauten zu den schönsten Zielen im Burgund. Das Hotel-Dieu ist die bekannteste Sehenswürdigkeit: Ein im burgundisch-flämischen Stil erbautes Hospiz, gestiftet vom burgundischen Kanzler Nicolas Rolin. Die schlichte Außenfassade verrät wenig von der Pracht, die sich im Innenhof entfaltet: Hohe, mit farbig glasierten Ziegeln gedeckte Dächer mit geometrischen Mustern umgeben einen malerischen Innenhof. In den Innenräumen beeindruckt der große Krankensaal mit seinen Holzeinbauten sowie der berühmte Flügelaltar (1443) mit der Darstellung des Jüngsten Gerichts von Rogier van der Weyden.

Dijon - Straßburg

In der 2000 Jahre alten Hauptstadt des Burgund haben wir mit Nicole eine Stadtführerin, die sich von ganzem Herzen ihrer Aufgabe widmet. Bereits früh konnte sich die Stadt zum wichtigen Verkehrsknotenpunkt zwischen Nordeuropa und dem Mittelmeerraum entwickeln und ist bis heute eine reiche, elegante Stadt, deren prachtvolle Vergangenheit uns in ihren Bann zieht. Herzogspalast, Kirchen, Kathedrale und zahlreiche Museen laden besonders Kunstfreunde zum Verweilen ein. Im Jahr 2008 wurde die Stadt als „Ville d'art et d'histoire" ausgezeichnet. Aber auch die leiblichen Genüsse spielen in Dijon eine große Rolle: Die Markthallen mit ihrem eindrucksvollen Angebot sind Beweis dafür! Senf aus Dijon und der Johannisbeerlikör Cassis sind weit über die Grenzen Frankreichs berühmt.

Ronchamp - Eine Kapelle des Lichts

Um die lange Autobahnfahrt zu unterbrechen, machen wir einen Halt in der Franche-Comté im Wallfahrtsort Ronchamp und nutzen die Gelegenheit zum Besuch der von Le Corbusier in den fünfziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts aus Stahlbeton gebauten Kapelle. Ein beeindruckendes, muschelartiges Dach bedeckt das Gebäude. Innen biegt es sich wie ein schweres, beschützendes Segel. Der Kirchenraum und die Altarkapellen sind von der sorgfältig und intelligent ausgearbeiteten Lichtführung geprägt.
Durch die Burgundische Pforte erreichen wir das Elsass, wo wir die letzten beiden Nächte der Reise im wunderschönen Straßburg verbringen dürfen. Zum Abendessen lernen wir eine typisch elsässische „Winstub" und das typische Essen dieser Region kennen, die auch viel deutsche Tradition kennt. "Choucroute garnie" ist ein Teller mit (vielen!) Würsten und (viel!) Bauchfleisch auf mildem Sauerkraut - sehr schmackhaft, aber auch nicht ganz leicht verdaulich! Deshalb unternehmen wir noch einen kleinen Spaziergang zum Münster und zur Ill. Dort lernen wir "La Petite France", eines der malerischsten Viertel des alten Straßburg, bei einer Bootsfahrt kennen.

Straßburg - Elsässer Weinstraße - Colmar - Hochkönigsburg

Der kulturelle und wirtschaftliche Mittelpunkt des Elsass empfängt uns bei wunderschönem Wetter mit einem Marathonlauf - welcher uns einige Improvisation abverlangt, da viele Straßen heute für den Verkehr gesperrt sind.
Goethe hat über das Münster geschrieben: „ Je mehr ich die Fassade desselben betrachte, desto mehr bestärkte und entwickelte sich jener erste Eindruck, dass hier das Erhabene mit dem Gefälligen in Bund getreten sei." Der rote Sandstein der Vogesen prägt das äußere Bild in der von Goethe beschriebenen Art.
Zum Mittagessen und einem anschließenden Spaziergang wartet eine weitere Perle des Elsass auf uns: Colmar. Die Stadt ist ein Museum der Fachwerkbauten und auch eine Stadt bedeutender Künstler. Der Maler Martin Schongauer hat im Mittelalter hier einen Teil seiner Werke geschaffen und Frédéric-Auguste Bartholdy, der Schöpfer der Freiheitsstatue, eine Reihe verschiedener Statuen. Aber am bekanntesten ist der Isenheimer Altar von Matthias Grünewald, welcher seit weinigen Wochen im neu eröffneten und erweiterten Unterlindenmuseum ausgestellt ist. Die Schlange an der Kasse ist entsprechend lang - schließlich ist Pfingsten und viele Kunstinteressierte warten schon lange darauf, das berühmteste und vielleicht schönste Museum des Elsass wieder besichtigen zu können.Vorbei an den Weinbergen des Elsass und durch malerische Städtchen mit farbenfrohen Fachwerkhäusern gelangen wir zur größten Burg des Elsass, der Hoch-Königsburg. Sie war schon fast verfallen, als Kaiser Wilhelm II die Ruine von Schlettstadt als Geschenk erhielt. Der letzte Deutsche Kaiser ließ den Komplex wieder aufbauen, wobei er dem Berliner Architekten Bodo Ebhardt die Federführung übergab. Den Apéritif müssen wir leider unter Regenschirmen einnehmen, was jedoch niemanden stört, denn es sind die ersten und einzigen Tropfen auf der gesamten Reise.
Das beschauliche Städtchen Kinzheim ist das Abschlussziel der Reise. Noch einmal gibt es eine elsässische Spezialität: "Flammekueche" - ein sehr dünn ausgerollter Brotteig, bestrichen mit Crème Fraîche und belegt mit Speck und Zwiebeln, aber auch mit kräftigem "Munster" - Münsterkäse. Im Holzofen gebacken erhält die Spezialität erst den richtigen Geschmack! Zum Dessert gibt es ebenfalls Flammkuchen - mit Äpfeln und Calvados flambiert - köstlich! Mit einem Glas Edelzwicker beschließen wir unsere sehr schöne und umfangreiche Reise durch unser Nachbarland.
Dresden, im Mai 2016 Birgit Janos

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Ich war mit der Frankreich Rundreise vom 01.05-16.05.16 sehr zufrieden.
Die Betreuerin "Birgit Janos" hat sich sehr große Mühe gegeben auch in der Sprache französisch, es war sehr zum Vorteil.
Deshalb habe ich schon wieder eine Reise nach Italien gebucht, weil alles gut klappt.
Danke, weiter so!

Heinz Klammer
02.06.2016