Reisebericht: Große Rundreise durch ganz Frankreich

12.09. – 25.09.2010, 16 Tage Rundreise in Frankreich mit Reims – Champagne – Tal der Loire – Tours – Villandry – Amboise – Cognac – Bordeaux – Medoc – Düne von Pilat – Bayonne – Atlantikküste – Pau – Pyrenäen – Lourdes – Toulouse – Carcassonne – Camargue – Arles – Pont du G


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Wie keine andere Frankreich-Reise vermittelt diese einen Überblick in die Verschiedenheit der Regionen Frankreichs
Ein Reisebericht von
Peter Großer

Reisebericht



Peter Großer
Reisebericht
 
Tour de France ? Erlebnisreise durch die Grande Nation
 Sonnntag, 12.09.200
Wie immer bedeutet die Anreise in den Süden von Paris viele Stunden Busfahrt, aber auch die Gelegenheit, schon auf der Fahrt Kenntnisse über das Land Frankreich zu vermitteln. Diese Reise ist ja eine einmalige Gelegenheit, die unterschiedlichsten Regionen Frankreichs kennen zu lernen. Sehen wir einmal von den außereuropäischen Regionen und Departements Frankreichs ab, dann sind es 22 Regionen, von denen wir in 14 bereisen werden. Die Regionen  haben insgesamt 96 Departements, von denen wir 37 durchfahren. Ziel der Studien-Reise ist, das Land in der Unterschiedlichkeit seinen Regionen und in möglichst vielen Aspekten kennen zu lernen: Geographie, Geschichte, Wirtschaft, Architektur,  aber auch regionale Küche,  Volksbräuche oder religiöse Themen. Und das Genießen einer atemberaubenden Landschaft oder eines Glases guten Rotweines soll dabei nicht zu kurz kommen.
Ulrich Wickert schreibt in seinem Buch: Vom Gllück, ein Franzose zu sein:
In 14 Tagen werden wir bei unserer gemeinsamen Reise sicher einen Zipfel dieses Glückes ergreifen.
Wenn auch der nach Paris zurückfließende Ausflugsverkehr uns bei der Anfahrt behinderte, ein guter Fahrer kennt auch Ausweichstrecken, und so waren wir nur eine halbe Stunde
später in unserem ausgezeichneten Mercure- Hotel im Süden von Paris und hatten für den folgenden Tag eine wertvolle Ausgangsposition.
 
Montag, 13.09.2010.
Ströme von Autos bilden kilometerlange Staus in Richtung Paris. Wir fahren aber in entgegengesetzter Richtung und kommen schnell nach Chartres voran. Natürlich ist die Kathedrale der Anziehungspunkt und wir bewundern eine Baukunst, die gerade hier in Chartres neue Prinzipen und neue Arbeitsgeräte entwickelte.


Wir betrachten Portale und sehen, wie sich in wenigen Jahrzehnten die Bildhauerkunst weiterentwickelte. Bunte Glasfenster, die 700 Jahre alt sind geben in realistischer Weise die Tätigkeit ihrer Stifter, Könige und mittelalterlicher Handwerkerzünfte wieder. Auf einem kleine Stadtspaziergang zum Ufer der Eure lernen wir die Stadt näher kennen.
Durch die Kornkammer der Beauce kommen wir nach einer Mittagspause an einer Windmühle an die Loire. Anziehungspunkt ist das Schloss Blois. Fast 400 Jahre Geschichte sind zu Stein geworden, von der Spätgotik  unter Louis XII über die Renaissance des Francois I, dessen Loggiaflügel auf der Hofseite durch den berühmten Wendeltreppenturm geschmückt ist bis zum klassischen Bau des großen Mansart für ein Mitglied der Königsfamilie, das gern selbst König geworden wäre.


 
 
Und schon geht es weiter nach Chambord inmitten wildreicher Wälder, Jagdrevier vom Königen und später auch Präsidenten. Ein gewaltiger Bau, das größte Schloss an der Loire. Und es gibt sogar Beziehungen zur Heimat, zweimal zu einem Moritz von Sachsen. Der erste Moritz überließ Frankreich für die Unterstützung seines Kampfe gegen den Kaiser
3 Erzbistümer in Lothringen, der zweite Moritz, Sohn August des Starken und der Aurora von Königsmarck, wurde Marschall von Frankreich und erhielt Chambord für seine Verdienste in einer für Louis XIV gewonnenen Schlacht.
Ein Tag voller Eindrücke und voller Einblicke in Frankreichs Geschichte.
 
Dienstag, 14.09.2010
Auch heute führt uns Helga durch zwei weitere Schlösser, routiniert und mit großem Fachwissen. Villandry mit seinen Renaissancegärten muss einfach jeden begeistern, ob er selbst seinen Garten zu Hause pflegt oder einfach nur Sinn für Schönes hat.
 


 
 
Eine Symphonie aus Farben und Formen und man begreift, dass dieses wohl die schönste Gartenanlage Frankreichs ist. Schloss Alzey-le-Vicomte an der Indre überzeugt durch seinen englischen Garten und seinem Renaissencebau, an dem die Hand einer Frau als Bauherrin spürbar ist, ihr praktisches Denken und ihr Sinn für Schönheit.
Und dann die Stadt Tours, leidgeprüft im letzten Weltkrieg, die durch die Schäden bei der Zerstörung der Brücke an einem breiten Streifen an der Loire entstanden. Tours, mit einer Tradition von 2 Jahrtausenden, von Legenden um den heiligen Martin bis zur studentischen Jugend der Jetztzeit, Handelsplatz, ehemalige Hochburg der Seidenindustrie und der Literatur, eines Gregor von Tours und eines Balzac. Von Martins Leben künden die wundervollen Glasmosaikfenster der Kathedrale St. Gatien, aber auch die Grablege des St.-Martin in der Basilika. Der begabte Architekt Victor Leloux hat das wunderschöne Rathaus und den prunkvollen  Bahnhof der Stadt geschaffen und über ein Jahrhundert später Jean Nouvel den gläsernen Bau der Kongresshalle. In dieser Umgebung übernachten wir im Grandhotel, das die Pracht der seiner glanzvollen Vergangenheit der modernen Zeit angepasst hat.
 
Mittwoch, 15.09.2010
Wir verlassen die Region Centre und kommen in die Region Poitou ? Charente. Unser Ziel ist Cognac, aber vorher gibt es auf einem Picknickplatz an der Charente ein leckeres Spezialessen und einen kurzen Streifzug durch die Geburtsstadt des Königs Franz I.. Die Präsentation des Marktführers Hennessy in Cognac ist sehr gut, vermittelt viele Eindrücke über Weinbau, Fassherstellung, den Brennprozess und das Verheiraten der unterschiedlichen Eau de vie. Von 1800 stammen die ältesten, noch vorhandenen  Hennessys und der teuerste hat in einem Jahr einen Riesensprung von 3700 ? auf 6000 ? je Flasche gemacht. Allerdings ist die Baccaratflasche sehr schön.                                


 
Dann besuchen wird die große Zitadelle Blaye, die der Festungsbaumeister Vauban zur Sicherung der Stadt Bordeaux gegen englische Schiffe an der Girondemündung zusammen mit zwei anderen Forts gebaut hat, um die Gironde abzuriegeln. Hier sind Garonne und Dordogne zu einem 100 km langen, sehr breiten Trichter zusammengeflossen. Ein angenehmer Spaziergang am späten Nachmittag und viel Geschichte, denn schon Roland, der tapfere Paladin Karl des Großen hatte sein Burg hier. Relativ schnell ist trotz des Abendverkehrs unser Hotel im modernen Stadtteil Meriadeck erreicht.
 
Donnerstag, 16.09.2010
Wir lernen die schöne Stadt an der Garonne bei einem gemeinsamen Stadtbummel kennen.
Nach jahrelangen Sperrungen und Baustellen präsentiert sich die 5 km geschlossene Häuserfront in alter Pracht. Man spürt, das Bordeaux als großer Weinexporteur zu Reichtumgekommen ist. Unter Louis XV und Louis XV entstanden die Prachtbauten um das Theater und am place de la Bourse. Die Ziegelbrücke St.Pierre ist die erste Brücke Bordeaux über die breite Garonne, die erst für Napoleons Armeen im Spanienkrieg gebaut wurde. Das schönste Stadttor ist die Grosse Cloche. Durch sie zogen die Jakobspilger, vor allem Engländer, nach Santiago de Compostella. Kathedrale und Hotel de Ville ziehen uns an. Nur schade, dass die Zeit nicht ausreicht, um Bordeaux weiter zu ergründen.


Der Bus bringt uns dann in das Weingut Chateau Aney, ein mittleren Betrieb, der im Haut-Medoc-Gebiet, dem edelsten (und teuersten) des Bordelais angesiedelt ist. Wir erfahren viel über die gewissenhafte Arbeit der Winzer, um einen preisgekrönten Cru Bourgeois herzustellen. Und der schmeckt und nicht wenige Flaschen verschwinden erst einmal im
Gepäckraum des Busses. Die Gedanken sind schon beim Frankreichabend mit guten Freunden.
So könnte es in der Sahara sein, feiner weiß-gelber Sand, über 100 m aufgetürmt  in einer Düne, die sich über einige Kilometer erstreckt, wären da nicht blaues Meer und endlose grüne Kiefernwälder. Über eine Million Besucher lockte die Düne jährlich an.
 


 
Dann fahren wir durch die Gascogne mit ihren Waldanpflanzungen, die aus einer sandigen und aber auch sumpfigen Wildnis zur Kulturlandschaft wurde. Uns erwartet Bayonne als  Eingang zum Baskenland und unser Hotel direkt am Adour, dessen Strömung je nach Ebbe oder Flut seine Richtung wechselt.
 
Freitag, 17.09.2010
Unserem Fahrer, der uns sicher durch Frankreich führt und mit Witz und Kochkünsten zum großen Erfolg der Reise beiträgt, gönnen wir seinen Ruhetag. Wir kommen gut mit dem Stadtbus nach Biarritz. Die gepflegten Parkanlagen an der felsigen Atlantikküste laden zu einem Spaziergang ein. Es gibt nur noch wenige Badegäste, das Meer am Strand der Verrückten gehört den Surfern. Lang ist die Liste der illustren Gäste, das Napoleon III bekannt machte, der hier die Spanierin Eugenie kennen lernte. Bismarck wäre hier beinahe ertrunken, sein Retter, ein einfacher Fischer, soll seine Tat nach 1870/71 bereut haben. Überall der Glanz von 150 Jahren Treffpunkt der Schönen und Reichen. Der Walfang in Biarritz ist längst Geschichte.
 


 
 
Mit dem öffentliche Bus fahren wird weiter durch das Baskenland mit seinen äußerst sauberen Häusern in den Farben Rot-Weiß-Grün. St.-Jean-de-Luz ist eine Perle mit seinen  baskischen Fachwerkbauten, seiner Kirche mit der prächtigen goldenen Altarwand, in der Louis XIV seine spanische Infantin heiratete. Teils mit Bus oder teils mit TGV kehren wir wieder nach Bayonne zurück. Es bleibt noch Zeit für einen Bummel durch die malerischen Gassen der Stadt, dessen bunten Fachwerkbauten eine eigene Handschrift tragen..
 
Sonnabend, 18.09.2010
Wieder einmal ermöglicht ganz Frankreich an einem Wochenende den kostenlosen Besuch
seiner Museen, Schlösser und anderen Einrichtungen, die sonst nicht wenig Eintrittsgeld fordern. In Pau können wir das Schloss besichtigen und den Schildkrötenpanzer sehen, in dem Henri IV seine ersten Wochen verbrachte. Auch der kleine herrliche Renaissancegarten ist zugängig.


In Lourdes lernen wir der Welt der Bernadette Soubirou kennen, das Übermaß an Frömmigkeit, Wunderglauben, menschlichem Elend und hemmungslosen Kommerz. Behutsam führt uns Herr Vögele, ein lebenslustiger Badenser durch den Heiligen Bezirk, kein Eiferer. Zola, Tucholsky, Werfel, viele haben sich sehr ausführlich mit Lourdes beschäftig. Warum nicht auch wir ? Es ist auch Zeit zum Nachdenken über die Kraft positiver Gedanken auf das eigene Wohlbefinden. Von der Burg aus haben wir schöne Blicke auf die Stadt mit den meisten Hotels nach Paris und die grünen Berge der Pyrenäen. Den Höhepunkt bildet die eindrucksvolle Lichterprozession am Abend.
 
Sonntag, 19.09.2010
Wir fahren vom Vorland der Pyrenäen in die Garonne-Ebene und die backsteinrote Stadt Toulouse, reich an Geschichte von der Keltenzeit bis zur modernsten Technologie unserer Zeit im Flugzeug- und Raketenbau. Hier steht die nach der Zerstörung Clunys die größte romanische Kirche der Welt, St.-Sernin, mit dem größten Reliquienschatz Frankreichs.
 


 
 
Nicht weit davon wurde die erste Dominikanerkirche gebaut, ein zweischiffiger Bau mit einem wundervollen gotischer Kreuzrippengewölbe. Mittelpunkt ist der Reliquienschrein von Thomas von Aquino und im benachbarten Kloster erklingt Chopin aus dem ehemaligen Refektorium.
Die Mittagspause verbringen wir am Canal du Midi, den auf 240 km Zehntausende von Platanen säumen.  Einst wichtigster Transportweg, ist er heute Entspannungspfad für Bootsfahrer, Wander und Radler.
Auch Caracassonne liegt an diesem Kanal, der direkt an unserem Hotel vorbeiführt. Vorher durchstreifen wir aber Europa größte Festung, deren älteste Teile von den Westgoten stammen. Die Katharerfestung wurde schnell erobert, die Einwohner später vertrieben und die Festung wär längst verfallen, wenn nicht die Romantik des 20 Jahrhunderts mit Prosper Merimée, Victor Hugo und Viollet-le-Duc ein neues Geschichtsbewusstsein geweckt hätten.
Auch hier nutzen wir den kostenlosen Eintritt und folgen den vielen französische Familien über Wehrgänge, Türme und Säle  des gräflichen Schlosses.
 
Montag, 20.09.2010
Heute geht es weiter durch die Region Languedoc und abends in die Provence. Endlich einmal die Möglichkeit, den Gästen von den vielen Möglichkeiten Südfrankreichs kleine Sehenswürdigkeiten anzubieten, die nicht im Katalog erwähnt sind: die Schleusentreppe von Fonsannes mit der Kulisse von Beziers als Hintergrund und das malerische  Aigues Mortes. Ein Höhepunkt der Reise ist die Bootsfahrt auf der Petit Rhone, nachdem wir alle der Sara in der wegen der vielen Kerzen sauerstoffarmen Krypta kurz unsere Referenz erwiesen hatten. Wir sahen die einmalige Naturlandschaft, die schwarzen Stiere und die weißen Pferde der Camargue. 
 


 
 
Auch die Flamingos fanden wir schließlich noch. Auch für eine kleine Stadtbesichtigung von Arles bleibt noch Zeit. Am Abend gibt es noch eine kleine Zugabe: wir verfehlen das Hotel, verfahren uns, der gespielte Streit im Cockpit wird sogar ernst genommen und dann stehen unvermittelt an der van Gogh-Brücke.
 
Dienstag, 21.09.2010
Hatten wir gestern noch gestaunt, wie die Römer die riesige Arena von Arles errichtet hatten, die durch ein System von Aufgängen und Galerien so schnell verlassen werden konnte wie heute kaum ein Stadion, so kann man nur voller Bewunderung vor dem Aquädukt Pont du Gard stehen, Teil eines 50 km langen Bewässerungskanal für die antike Großstadt Arles. Hier musste das Tal des Flusses Gard gequert werden, hier mussten 6 t schwere Steine beim Bau 40 m hoch gehoben werden, hier musste auf der gesamten Kanallänge ein gleichmäßiges Gefälle von nur 11 m eingehalten werden.


 
Avignon, die Stadt der Päpste während der ?babylonischen Gefangenschaft?. Der französische König hatte sich gegen Rom erfolgreicher behauptet als über 200 Jahre vorher sein deutscher Kollege Heinrich IV. In wenigen Jahren wurde Avignon Großstadt mit einem mächtigen und wehrhaften Papstpalast, gepriesen und verhasst bei den Zeitgenossen. Ein Rundgang um den Palast bietet den fleißigen Fotografen viele Motive.
Durch das Rhonetal geht es nach Lyon, der Stadt die sich mit Marseille um den Platz 2 der
Rangliste nach Einwohnern in Frankreich streitet. Dank der vielen Umlandgemeinden ist
der Verband Groß-Lyon Sieger geworden. Wir essen in einem Restaurant außerhalb des Hotels, das sind höchstens 10 Minuten Fußweg. Aber welche wundervollen Minuten beim Gang durch die belebte Gasse vor der place Bellcour, in der sich Restaurant an Restaurant reiht, die Gäste sitzen an der Tischen der Straße, über die hell erleuchtete Rhonebrücke mit dem Blick auf die hell angestrahlte Basilika, den kleinen "Eiffelturm" und die repräsentativen Gebäude. Die Lichterstadt Paris hat eine echte Konkurrenz bekommen.
 


 
 
Mittwoch, 22.09.2010   
Auch bei Tag ist die Stadt an Rhone und Saone hell, bunt und schön, wenn auch der Morgendunst den Blick auf den Montblanc verwehrt. Die Unesco hat einen Teil dieses Ensembles unter ihr Patronat erhoben. Wir besuchen die Basilika auf dem Hügel Fourvrière. Den Prunk des zu Ende gehenden 19.Jahrhundert im Kirchenbau kann man nur aus der Zeit heraus verstehen, als nach der Niederlage gegen Preußen, die dank der Gebete Lyon nicht erreichten und den blutigen inneren Auseinandersetzungen in der Zeit der Pariser Kommune  die katholische Kirche wieder festen Boden gewann.
Von diesem Hügel aus, auf denen die Römer viele Spuren hinterlassen haben, erfolgte die Besiedelung zuerst bis zu Saone. Dieses Vieux-Lyon, nach dem 2. Weltkrieg ein verfallenes schmutzig-graues Viertel ist wieder ein Schmuckstück mit prachtvollen gotischen und Renaissance-Bauten geworden, dank kluger Entscheidungen, vor allem den Plänen zur Erhaltung von Flächendenkmalen des Kulturministers Malraux. Von 30.000 Seidenwebern in Lyon sind ganze 9 geblieben, einen davon besuche ich mit den Eberhardt-Gästen bei jeder Reise und er freut sich jedes Mal, uns seine Arbeit am uralten Webstuhl vorzuführen zu können.
Die Große Französische Revolution wollte eine Welt der neuen Ideen auf den Trümmern der alten Gesellschaft errichten. Leider haben Übereifer und Unverstand für zu viele Trümmer gesorgt. Dazu gehört auch die bis zum Bau des Petersdoms größte Kirche der Christenheit in Cluny. Die Reste zeugen von der ehemaligen Größe des Stammklosters eines Imperiums der Mönche, dass hohen Anteil an der Entwicklung der abendländischen Kultur hatte.
 
Donnerstag, 23.09.2010.
Bei einer Stadtführung lernen wir Dijon kennen. Es war die die Hauptstadt des mächtigen Herzogtumes der Bourgogne, das zeitweilig bedeutender war als das Königreich Frankreich. Viel ist vom alten Glanz des Hofes erhalten, vom Reichtum seiner Bürger und Handwerker.
Die Stadt ist auch durch ihren Senf weltbekannt und manches Glas landet im Reisegebäck.
 


 
Aber schon geht es weiter, in die letzte Region der Reise, dem Elsaß. Die beste Gelegenheit zum Kennenlernen ist eine Bootsfahrt auf der Ill, den wir beim Schein der Nachmittagssonne unternahmen. Ein guter Kommentar stellte die Gebäude der Stadt und ihre Geschichte dar, einige hatten auch den Kinderkommentar in elsässischer Sprache eingeschaltet und hatten viel über manchen ulkigen Ausdruck zu lachen. Höhepunkt der Fahrt dar das Europäische Viertel mit seinen modernen Bauten am Becken der Ill. Merci vielmals.
 
Freitag, 24.09.2010
Bonjour bisamme. Die Region hat viel von seinen Nachbarn gelernt, auch sprachlich, aber auch viel Leid erdulden müssen. Die Großelterngeneration hat viermal die Staatsangehörigkeit gewechselt und jede neue Herrschaft hat die Sprache und Kultur des Anderen vergessen lassen wollen und das elsässische Erbe gleich mit. Strasbourg, eine reiche Stadt, eine bunte Stadt, eine fröhliche Stadt. Wir bewundern die Zeugnisse der  Vergangenheit auf der ?Insel? rund um den berühmten Münster.
Der Oberelsass empfängt uns in Frankreichs regenärmster Stadt Colmar mit Regen. Er sei der Gegend gegönnt. Es ist eine Stadt, deren mittelalterliche Gassen wie Illustrationen eines Märchenbuches wirken. Viele Touristen sind gekommen, man hört kaum jemand Französisch sprechen. Und immer wieder steht da ein Denkmal, geschaffen von Bartholdy, von dem die Freiheitsstatue stammt.
 


 
Im Dambach-la-Ville an der Weinstraße lernen wir die elsässischen Weine kennen und das Unikum Emil, der uns als Fahrer des kleinen Zuges durch die Weinberge fährt und die lokalen Persönlichkeiten des Ortes vorstellt. In Strasbourg feiern wir Abschied von Frankreich mit einem Menü, das als Hauptgericht die berühmte Schlachtplatte auf Sauerkraut ? Choucroute garni ? beinhaltet. Wenn wir alles auf der Reise geschafft haben, dieses Essen war doch zu reichlich.
 
Sonnabend, 25.09.2010
Vor der Abfahrt bleibt noch etwas Zeit für Einkäufe und weitere Stadterkundungen. Wir besuchen noch einmal den Münster und das Wilhelminische Viertel mit seinen Repräsentationsbauten. In der Mitte der place de Republique steht ein eindrucksvolles Denkmal: die Mutter Elsaß trauert um ihre im Krieg getöteten beide Söhne, ihrem französischen und ihrem deutschen. Jeder schaut sterbend in Richtung seines Vaterlandes.
 


 
75 Jahre später wissen wir, dass das nie wieder geschehen wird. Millionen von Menschen, vor allem auch viele Touristen, haben durch ihre Begegnung das Leben, die Geschichte und Kultur des anderen Volkes kennengelernt und durch ihr Verständnis zu Beendigung jahrhundertelanger blutiger Auseinandersetzungen beigetragen.

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