Reisebericht: Rundreise Frankreich – Normandie und Bretagne

07.05. – 16.05.2011, 10 Tage Rundreise mit Metz – Verdun – Rouen – Etretat – Honfleur – Caen – Landungsstrände – Mont St. Michel – St. Malo – Carnac – Vannes – Chartres


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Phantastische Rundreise durch Nord- und Westfrankreich von Metz bis Rouen, über Etretat und Honfleur bis Arromanches und in die Bretagne vom Mont St.Michel über St. Malo, die Cornaille und die Steinreihen von Carnac bis zum Golf von Morbihan
Ein Reisebericht von
Dr. Michael Krause
Dr. Michael Krause

Reisebericht

einstmals im damals modernen, von den Arabern während der Kreuzzüge übernommenen Stil der Maschikulisierung angelegt, Eine Reise bei stets schönem Wetter - was will man mehr. Seit vielen Jahren gehören die herrlichen Gebiete in Norwestfrankreich - Normandie und Bretagne - zu meinem „Standardprogramm", aber so schönes Wetter haben wir nicht immer!
Um ehrlich zu sein, glaube ich fest daran, dass es Reiseziele gibt, die einfach glücklich machen: Schottland, Irland, Norwegen und Südengland. Und gewiß gehören auch Normandie und Bretagne dazu! Hier findet man die richtige stimmige Mischung aus Natur, herrlichen Anblicken und Kunst- und Kulturschätzen, die eine Besichtigung lohnen.
Viele unserer Gäste wissen das natürlich auch und so regt das schön zusammengestellte Progamm auch immer wieder zum Buchen an - erneut konnte ich in diesem Jahr mit der Höchstzahl - 35 gebuchten Gästen - diese Studienreise fahren.
Die Reise verlief wie immer sehr gut - in großer Harmonie, bei wie gesagt herrlichem Wetter und mit vielen Reisehöhepunkten. Natürlich hat man dabei überwiegend zufriedene Gäste. Durch die in manchem optimierten Programmabläufe, das Weglassen von Dingen, die sich in den letzten Jahren nicht so bewährt hatten, sind nun ein paar „Extras" und Zusatzdetails im Sinne des Eberhardt-Mottos "Richtig Reisen" möglich. Die Reisegäste nehmen solches natürlich immer wieder gerne an und freuen sich darüber.
Mir fiel in diesem Jahr die gewaltige Bautätigkeit überall auf, die uns mitunter eingerüstete Sehenswürdigkeiten bescherte, die zwar insgesamt dem Reisegenuß keinen Abbruch tat, aber doch immer mal ein „oh, schade" hervorrief. Vielleicht führt das ja sogar dazu, dass sich unter den Mitreisenden Gäste finden, die nochmal eine solch schöne Reise machen - denn tatsächlich waren einige dabei, die in den Vorjahren schon mal diese schöne Tour erleben konnten.
Und so ging es dann am Morgen des 7.Mai los, mit erwartungsfrohen Gästen und im 5-Sterne-Bus, gesteuert vom freundlichen und hilfsbereiten Chauffeur Gerd Köppe.
 
Erster Tag, 07.05.11:
Es war Samstag und entspannte Verkehrssituation herrschte. Zwar ist der erste und letzte Tag einer solchen Reise immer so etwas wie ein „Kilometerfresser", aber ganz so weit ist es nicht bis Metz und wir erreichten die Hauptstadt der Region Lothringen am Nachmittag. Zur Einstimmung hatte ich mit den Reisegästen gleich nach Überschreiten der Grenze in unser großes Nachbarland Frankreich einen kleinen Sprachkurs gemacht, so dass selbst die Aufschriften gar nicht mehr fremd schienen...
Da bis zum Abendessen noch Zeit war, begann der Abend des ersten Reisetages mit einem kleinen Rundgang in Metz. Die Altstadt, an deren Rand unser „Novotel „ lag, ist recht hübsch. Das Wetter meinte es gut, überall saßen die Leute in den Cafes bzw. auf Straßen und Plätzen unter Sonnenschirmen auf den zahlreichen Stühlen, mit denen die Bistros und kleinen Bars und Gaststätten ihr Publikum anlockten. Manchmal mußten wir uns fast drängen, so belebt war die Metzer Altstadt. Aber wir wollten uns etwas beeilen, um noch vor deren Schließzeit die Kathedrale zu erreichen. Tatsächlich haben wir es geschafft und wie bei jedem Besuch ergab sich großes Staunen über die ungewöhnliche Höhe des gotischen Mittelschiffs, die der Metzer Kathedrale eine gewaltige Raumwirkung beschert. Außerdem prunkt das Bauwerk noch mit zwei sehr schönen Fenstern, die der Künstler Marc Chagall in den fünfziger Jahren gestaltet hatte. Anschließend führte uns ein kurzer Spaziergang über die Mosel zum Theaterplatz. Das wohl älteste im Original erhaltene Theater Frankreichs, noch aus der Zeit vor der Revolution von 1789 ist als Ensemble mit den davorgelagerten Blumenrabatten und der danebenliegenden Präfektur von Lothringen sehr empfehlenswert, Beim Rückweg über die „Ponte Moyen" genießt man noch den hübschen Ausblick auf die sich verzweigende Mosel. Interessant war immer noch der Gang über die alte Zwingerbefestigung der Esplanade - aber hier wird schon seit Jahren gebaut, und daher sind die ältesten Objekte von Metz - das alte Kloster, das Arsenal und die Templerkapelle nicht gut erreichbar.
Nach unserem Spaziergang kehrten wir zum Hotel zurück und genossen das erste Abendessen in Frankreich, das natürlich - in Lothringen!!! - mit einer „Quiche Lorraine, einer leckeren Schinken-Sahne-Torte, begann.
 
Zweiter Tag: 08.05.11.
Trotz leichter Vorab-Warnungen zum teilweise sehr kleinen französischen Frühstück war dieses in Metz ziemlich reichhaltig - alle sind jedenfalls satt geworden. Heute brauchten wir auch ein kräftiges Frühstück als Grundlage, denn erfahrungsgemäß würde der Tag „schwer" mit einer Anforderung an das Bewältigungsvermögen beginnen.

Der erste Besichtigungspunkt heute war in Verdun, der Stadt, die sich „Stadt des Friedens" nennt. Eine der schlimmsten Schlachten des ersten Weltkrieges, fast hundert Jahre her, hatte sich hier zugetragen und der Ort ist bis heute davon komplett gezeichnet. Bei einer sehr eindrucksvollen Rundfahrt über die Schlachtfelder, mit sachkundiger einheimischer Führung, wurde nicht nur fast verdrängte Geschichte wieder lebendig. Wer denkt heute, angesichts eines gewaltigen atomaren und biologischen Vernichtungsarsenals weltweit, noch an die vor hundert Jahren geschlagenen Schlachten eines Geschütz- und Bombardierungskrieges, in denen hunderttausende Soldaten sinnlos geopfert und Millionen Menschen buchstäblich in Stücke gerissen wurden? Beim Besuch des Beinhauses (Ossuaire) laufen einem wirkliche Schauer über den Rücken angesichts von hunderttausenden Gebeinen, die heute nicht einmal namentlich zuordenbar sind. Besonders bedrückend, aber auch aufrüttelnd, wirkte dann wie immer auch die Besichtigung des Artillerieforts Douaumont, Die in der Führung dargestellten historischen Szenen illustrierten sehr gut die gesehene technischen Details und den Aufbau eines sinnlos hin- und herwogenden Eroberungskrieges.

Wir waren schon ein wenig im Inneren bewegt und „mitgenommen", als wir Verdun, die Stadt des Friedens verließen und dann über die Champagne unseren Weg in die Normandie machten. Ein Detail konnten wir aber noch gut herausarbeiten: Da der gewählte Weg nicht allzuweit an der Stelle vorbeiführte, an der vor über 90 Jahren der Waffenstillstand des 1. Weltkrieges - zwischen Deutschland einer- und Frankreich und England andererseits -. geschlossen wurde, besichtigten wir die berühmte „Lichtung des Waffenstillstands" und das dort befindliche Museum, das den Waggon des französischen Marschalls Foch rekonstruiert. Kurz vor Compiegne liegt die Clairiere d' Armistice (Lichtung des Waffenstillstands) und ihre Besichtigung hilft dabei, den Kreis vom Morgen zu schließen und die Ergebnisse zu akzeptieren. Eine nachdenkliche, aber zufriedene Gruppe erreichte an diesem Reisetag Rouen und das schöne „Mercure"-Hotel! .
 
Dritter Tag:09.05.11
Nach nächtlichem Regen wurde es bei immer besser werdendem Wetter ein richtig schöner Tag: Ein ausführlicher Stadtrundgang in der normannischen Hauptstadt Rouen war gleich zu Beginn vorgesehen. Die herrliche Kathedrale, eine der größten und schönsten Frankreichs und Paradebeispiel für die französische Gotik, wurde zunächst einmal fast umrundet. Leider war das Bauwerk geschlossen und auch der größte Teil des Portalbereichs war eingerüstet. Dennoch gibt es auch von außen genug zu bestaunen: die Strebewerke und Verzierungen der Seitenaufbauten der Kirche, die ein reichverziertes Seitenportal im Querschiff aufweist, gehören ebenso zu den Besonderheiten wie der Figurenschmuck der westlichen Schaufassade zwischen den Türmen, von denen einer „Butterturm" genannt wird, da er aus Sonderzahlungen errichtet wurde: Reiche Rouener Bürger leisteten sich im Mittelalter auch während der Fastenzeit den Genuss von Butter gegen Bezahlung einer besonderen „Genehmigungsabgabe" an die Kirche. In prächtigen Details kann man hier an der Außenseite der Bischofskirche die Besonderheiten der Gotik und der in ihrer Hochblüte immer verspielter werdenden Verzierungen „zur höchsten Ehre Gottes" erläutern.

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Beim Umrunden der Kirche, in diesem Jahr wegen der zahlreichen Bauarbeiten etwas schwierig und nur über einen besonderen hölzernen „Fußgängerweg" zu erreichen, gelangten wir an die Nordseite der Kirche. Hier gibt es nicht uralte malerische Fachwerkhäuser der mit derartigen Fachwerkvierteln reich gesegneten Stadt Rouen, sondern auch - direkt an die Kirche gebaut - die Ruinen des alten Bischofspalastes. Die hier noch bestehenden Überreste sind von großer Bedeutung für die französische Geschichte - denn hier fand der Prozeß gegen die „Nationalheilige" statt. Jeanne d'Arc, die „Jungfrau von Orleans" hatte im 15, Jahrhundert während des mörderischen hundertjährigen Krieges Englands gegen Frankreich für ihre Landsleute Partei ergriffen und mit ihrer Teilnahme als in Rüstung reitender Anführerin eine Wende des Krieges und vielleicht sogar den Auftakt für den Sieg Frankreichs herbeigeführt. 1430 konnten die Engländer siue aber gefangen nehmen und einen Schauproze0ß gegen sie wegen Ketzerei veranstalten. 1431 wurde sie in genau dem Gerichtssaal an der Nordwand der Kathedrale von Rouen zum Tode verurteilt, begnadigt und kurz darauf wegen Rückfalls in die Ketzerei erneut zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Kurz darauf verbrannte man sie auf dem alten Markt zu Rouen. An der Stelle ihrer Hinrichtung erhebt sich heute ein gewaltiges Gedenk-Kreuz, an dem recht frische Blumen liegen ... Nach dem Siege Frankreichs 1453 im hundertjährigen Krieg ließ der französische König - der sich weder um ihre Freilassung noch um ihre Rettung bemüht hatte - den Prozeß gegen Jeanne d'Arc neu aufrollen und an der Stelle ihrer Verurteilung wurde sie 1455 rehabilitiert. 1909 schließlich sprach die katholische Kirche die unschuldig Verurteilte selig und 1920 heilig.
Unser Weg führte durch die schmalste (Fachwerk)Straße Rouens zunächst zu einer gewaltigen Abteikirche und dann - immer wieder an pittoresken Fachwerkhäusern vorbei, zur vielleicht merkwürdigsten Sehenswürdigkeit in der Hauptstadt der Normandie: dem Aitre de Maclou. Der viereckige Hof, dessen Eingang mitunter nur Eingeweihte finden, wird von allen Seiten durch zweistöckige, hübsche Fachwerkgebäude umschlossen, die bei näherem Hinsehen ein wenig makaber wirken. Ihre teilweise uralten Verzierungen sind Schnitzereien, die Totenköpfe, menschliche Gebeine und Beerdigungswerkzeuge darstellen - denn dieses Bauwerk, eines der ältesten Fachwerkensembles in Europa, ist ein alter Pestfriedhof. Heute eine Kunstschule, stellt er mit Sicherheit eines der bemerkenswertesten Gebäude der Normandie dar.

Der weitere Rundgang durch die Altstadt von Rouen führte uns am herrlich verzierten historischen Parlament der Normandie, heute Justizpalast, vorbei und durch den Uhrturm mit astronomischer Uhr, die neben dem geschichtsträchtigen Belfried im alten Torbau mitten in der Geschäftsstraße der Altstadt untergebracht ist. Der lange und interessante Stadtrundgang endete am alten Markt von Rouen. Umstanden von historischen Fachwerkhäusern ist er immer noch eines der Zentren der Stadt. Hier wurde, direkt neben der Verbrennungsstätte der heiligen Johanna von Orleans 1979 eine Kathedrale ihr zu Ehren errichtet, die architektonisch höchst bemerkenswert ist: der Stahlbetonbau hat die Form eines stilisierten Drachen und enthält in seiner Nordwand 500 m²  wundervoller farbiger mittelalterlicher Glasfenster, gerettet aus der alten Marktkirche, die im ersten Weltkrieg zerstört worden war. Hier verabschiede ich unsere Mitreisenden in die wohlverdiente Stunde Freizeit zum individuellen Bummel durch Rouen.
Der Nachmittag begann mit der Fahrt in Richtung Küste. Bei der Anfahrt  legten wir einen Stopp am Hafen von Fecamp ein. Das Fischerstädtchen, einst in ganz Europa für den hier konservierten Hering und Dorsch bekannt, hat heute zwei besondere Sehenswürdigkeiten: die gewaltige Abteikirche de la Trinité und das Palais Banedictine. Erstere ist eine wuchtige Kirche von fast der Größe der Pariser Kathedrale Notre Dame, das zweite eigentlich ein Industriebau. Ein geschickter Unternehmer namens Alexandre Le Grand hatte im 19. Jahrhundert mit der Vermarktung des Benediktinerlikörs ein Vermögen verdient und damit Prachtbauten in neogotischem und Neorenaissance-Stil errichten lassen, in denen bis heute der berühmte Likör, den eigentlich die Benediktinermönche erfunden hatten, hergestellt und verkauft wird. Bei einem Abstecher zu diesem wunderschönen Gebäude gab es natürlich auch die Möglichkeit, hier das berühmte Getränk zu verkosten oder zu kaufen.

Weiter ging es nach Ètretat, dem für seine Felsformationen berühmten normannischen Seebad. Nur kurz ist der Spaziergang vom Busparkplatz durch das malerische Städtchen, bevor man die Schotterküste erreicht und der Blick frei wird auf die wundersamen, von der Natur geschaffenern Formen der Kreidefelsen.  „Elefantenfelsen" sagen manche dazu - wegen der Form der durchbrochenen Steilüstenabschnitte, die von fern an im Wasser stehende Elefanten erinnern.
Hier hatten die Eberhardt-Wanderer und -Bummler genügend Zeit, um auf einer oder auch beiden Seiten über die gutgestalteten Wanderwege die Aussichtspunkte zu erklimmen und den Blick über einen der schönsten Küstenabschnitte Europas zu genießen.
Abends fuhren wir dann nicht mehr allzuwweit, denn unser Hotel lag nahe den alten Hafenbecjken der bedeutenden Stadt Le Havre. Zwaer waer die gesamte Innenstadt durch ein ungeheures Bau-Aufkommen aufgerissen, aber unser Busfahrer Gerd Köppe chauffierte uns ruhig und sicher durch alle Umleitungen.
Vierter Tag, 10.05.2011:

Nach dem guten Frühstück verließen wir Le Havre und fuhren entlang der Kanäle und Bauten der Vororte und des etwas entfernt liegenden riesigen Ölhafens zur größten französischen Brücke. Mit 2414 m fast so lang wie die Champs-Elysées in Paris ist die Pont  de Normandie eine der größten Schrägseilbrücken der Welt. Über 60 m über dem Höchstwasserspiegel der Seinemündung erhebt sich der gewaltige Bogen, über den die vielbefahrene mehrspurige Straße führt. Ganz auf Sicherheit gebaut würde die 1995 eröffnete Brücke auch schwersten Stürmen oder dem versehentlichen Anprall der unter ihr hinwegziehenden Ozeanriesen standhalten. Von einem weiträumigen Podest hat man sehr gute Möglichkeiten, dieses technische Wunder des 20. Jahrhunderts genauestens zu betrachten und natürlich zu fotografieren.

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 Anschließend setzten wir - getreu unserem Motto „Richtig reisen." - dem Ausflug in die Moderne zwei eher nostalgische Kontrapunkte entgegen: Zunächst besuchten wir das alte Fachwerkschloß „Chateau de Breuil". Hier wird in historischen Gemäuern seit langer Zeit aus dem normannischen Apfelwein „Cidre" der nicht weniger berühmte und leckere „Calvados" gebrannt. Benannt nach der Region aus der er stammt ist der Apfelbrand eine der großen normannischen Spezialitäten. Wir erfuhren bei der Demonstration der modernen Destillieranlage und dem Durchgang durch die historischen Lagerhallen, was nötig ist, um die begehrte, gereifte und in ganz Frankreich beliebte Spirituose zu erzeugen. Natürlich konnten wir uns danach bei einer „Degustation" davon überzeugen, wie schmackhaft der hier hergestellte Apfelbrand „Calvados" und der mit seiner Zutat erzeugte Aperitiv „Pommeau" wirklich sind.

Anschließend verbrachten wir einige Zeit in der hübschen alten Hafenstadt Honfleur. Ihre malerischen Gassen und vor allem das von pittoresken hohen, schiefergedeckten Häusern umstandene Hafenbecken ist eine große Touristenattraktion. Sein unglaubliches Flair aus dem 17. Jahrhundert zog und zieht namhafte Künstler an - sogar die Stilrichtung der impressionistischen Malerei sei hier erfunden worden, heißt es in vielen Abhandlungen namhafter Kunsthistoriker. Serhenswert sind auch die „Lieutenanterie", das alte Haus des Hafengouverneurs und die alte Katherinenkirche. Ersteres ist auch ein altes Stadttor, an dem  eine Gedenktafel daran erinnert, dass von diesem Hafen aus die Besiedelung der einstigen französischen Kolonie Kanada erfolgte. Die Kirche wiederum ist ein einzigartiges Werk:: Sie wurde erbaut kurz nach dem französischen Sieg im hundertjährigen Krieg, als überall Baumeister und Steinmetze fehlten, weil sie zum Wiederaufbau der großstädtischen Kathedralen abgezogen wurden. Hier in Honfleur errichteten Schiffszimmerleute die recht flache, aber sehr eindrucksvolle zweischiffige Kirche und ihren malerischen freistehenden Glockenturm  aus den Materialien alter (Holz)Schiffe.



Von Honfleur begann unsere Weiterreise in die Bretagne, nicht ohne allerdings einen „Umweg" über die berühmte „Landungsküste" zu fahren. Die Landung der Aliierten in der Normandie im Juni 1944 war der Auftakt zum letzten Kapitel des 2.Weltkrieges und läutete die endgültige Niederlage Hitlerdeutschlands auch an der Westfront ein. Fast 4300 Schiffe waren Anfang Juni in England aufgebrochen, um die Landungstruppen der Aliierten an Land zu bringen und einen Überraschungsangriff auf die deutsche Westfront zu starten, der hier nicht erwartet wurde: die Küste ließ eigentlich keine großangelegte Landeoperation zu. So kam es zu einer in der (Militär)Geschichte beispiellosen Aktion: Die Alliierten brachten ihre Häfen mit - sie legten mit Hilfe von betongefüllten riesigen Senkkästen, die zunächst zwischen den Schiffen transportiert und dann an der Landungsküste auf den Boden gelassen wurden, 33 künstliche Molen an. Die Reste dieser sogenannten „Mulberry-Häfen" sind bis heute zu sehen, ebenso wie Reste der großen Schwimmpontons. Von hier aus gingen die Ladungstruppen an Land und begannen, das Gelände zentimeterweise zu erobern. Überall in der Umgebung des Landungsortes Arromanches trifft man auf Spuren dieser bedeutsamen Ereignisse und den damit verbundenen menschlichen Leistungen.
Wir hatten Zeit, uns von einem ehemaligen Bunker als Aussichtspunkt und dann direkt am Strand von Arromanches sowie im dortigen Museum, einen Eindruck zu verschaffen.
Später dann setzten wir unsere Fahrt über die früheste normannische Hauptstadt Bayeux und die Landstraße und schließlich über die neugebaute Autobahn fort. Nach einiger Fahrtzeit konnte man - es war schönes Wetter und gute Sicht - auch den Höhepunkt des morgigen Tages schon aus über 30 km Entfernung sehen - den fast dreieckig aus der breiten Meeresbucht aufragenden Mont St.Michel. Wir betrachteten ihn lange bewundernd von weitem, als er „vorüberzog", um dann lange vor Sonnenuntergang St.Malo zu erreichen, unseren heutigen Übernachtungsort. Hier wohnten wir direkt an der Küstenstraße und sahen schon bei der Anfahrt das Meer - respektvoll vor uns Ankömmlingen zurückgewichen! Na ja, es könnte auch an der Ebbe gelegen haben.
Fünfter Tag, 11.05.2011


Für viele der Reisenden ist es unbedingt DER Höhepunkt-Tag, manche denken sich das bereits bei der Buchung. Denn heute wurde - auch dieses mal wieder bei herrlichem Wetter - der Mont St.Michel besucht. Wenn man vor dem gewaltigen Monument steht, dann weiß man, warum der „Berg" schon im Mittelalter „Wunder des Abendlandes" genannt wurde. Der eigentlich nicht sehr hohe Felsen inmitten der Bucht von Mont St.Michael liegt bei Ebbe trocken und bei Flut von Wasser umspült und wird durch Bauwerke jahrhundertelanger emsiger Bautätigkeit gekrönt. Verteidigungsanlagen fast auf Meereshöhe, die sich bis in Dutzende Meter Höhe auf dem Felsen hinziehen, unglaubliche massive aufstrebende turmhohe Stützmauern, die schließlich die Aufbauten eines Klosters und einer großartigen gotischen Kirchenlage tragen, deren Spitze über 150 m in den Himmel reicht, formen eines der bekanntesten und bedeutendsten Gebäude-Ensembles der europäischen Vergangenheit. Wohl niemand kann sich dem Eindruck entziehen, der von dieser Anlage ausgeht - gelegen im Spiel der Gezeiten, umtost von Wellen, Stürmen und dem Geschrei der Lachmöwen und immer wieder herausgehoben durch das Spiel des Lichtes auf dem Wasser, den Sanden oder in der Dämmerung, das alles zusammen düster aufragen, hell erstrahlen oder mit der Weite des Himmels verschmelzen lässt. Zu aller Bewunderung der atemberaubenden Architektur, der technischen Meisterleistung und der unergründlich scheinenden Geschichte kommt die Ahnung eines unergründlichen Geheimnisses, das von dieser Stätte ausgeht. Über Jahrhunderte Wallfahrtsort und Hoffnungsträger, Gebetsstätte und Spielball der Geschichte, Schauplatz von Katastrophen und von Profiten aus Reliquienhandel ist der Mont St.Michel gleichsam eine Verdichtung der Geschichte ganz Europas.
Auch wir verharrten zunächst staunend vor dem Monument, bevor wir durch den einzigen Eingang den wehrhaften Vorhof betraten. Dann wählten wir nicht - wie die meisten Besucher und all jene, die als Pilger kommen - die geschäftige Hauptstraße zum Haupteingang des krönenden Klosterkomplexes, sondern wir erklommen die Wehrmauer und bewegten uns auf der alten Verteidigungslinie, die dem Relief des Felsens folgt.

Hier hatten wir nicht nur einen guten Blick über die Bucht von St. Michel, in die gerade die Wasser der einkommenden Flut hereinströmten, sondern ich konnte einige Details zu den Besonderheiten der Verteidigungsanlage erläutern. Die Mauerzinnen sind nicht wie meist in Europa üblich angelegt, sondern man baute sie einstmals im damals modernen, von den Arabern während der Kreuzzüge übernommenen Stil der Maschikulisierung mit der Möglichkeit durchgehender Gießschlitze - denn die Mauerkrone ist nach außen vorgeschoben auf Kragsteinen angelegt. Nach einem interessanten, wenn auch leicht ermüdenden Aufstieg standen wir dann endlich am Haupteingang und konnten, nachdem ich die Eintrittskarten gelöst hatte, in die eigentliche Klosteranlage hinaufsteigen. Nochmals sechzig Stufen hinauf und dann puuh - wurden wir mit einem herrlichen Ausblick belohnt. Wir befanden uns nun direrkt neben der Kirche. Nach deren Besichtigung gingen wir in eines der „Wunder" vom Mont St.Michel, den „schwebenden Kreuzgang". Auf filigranen Säulen ruhend und nur mit leichtem Holzdach und hölzernem Tonnengewölbe gedeckt weist dieser Kreuzgang eine zur Bucht hin teilweise offene Seite auf, was ihm den Eindruck verleiht, direkt im Himmel zu enden, gleichsam zu schweben... Von hier begann dann der Abstieg durch die verschiedenen Räumlichkeiten des einstigen Klosters, dass einst zahlreiche gekrönte Häupter und wichtige Menschen aus ganz Europa als Pilger beherbergte. Auch Funktionsräume des Klosters und des später hier eingerichteten Staatsgefängnisses kann man besichtigen.
Nach angemessener Freizeit trafen wir uns wieder am Bus und setzten unser Besichtigungsprogramm fort.

Über die Polder, das in den letzten Jahrhunderten dem Meer abgewonnene und jetzt landwirtschaftlich genutzte Land, ging es zur Küstenstraße und durch einige Orte, die für ihre Austernzucht und -fischerei bekannt sind. Hier konnten wir nicht nur einige „Austernbboote" im Hafen und eine typische „Austernschule" fotografieren, die Gäste erfuhren auch einiges Wissenswerte über diese große Muschelart, die weltweit als teure Delikatesse gilt. So kann die Auster nur geerntet und weltweit in Feinschmeckerlokale verschickt werden, wenn man sie vorher in einer „Austernschule" an einen veränderten Ebbe-und-Flut-Rhythmus gewöhnt, damit sie sich tagelang geschlossen halten - denn nur eine geschlossene Auster ist genießbar. Schließlich erreichten wir Cancale,, den berühmtesten Austernort. Schon die Römer kannten ihn und Julius Cäsar soll regelmäßig Austern von hier geschlürft haben ... Heute ist es ein malerischer Bade- und Fischerort mit vielen Restaurants und einem großen, bei Ebbe leergelaufenen Hafen. Unser Ziel war der kleine Markt am Hafenende - an einigen Ständen werden dort während der Saison frische Austern verkauft. Und genau das wollten wir dort: die begehrten Meeresfrüchte frisch vom Händler kaufen und kosten : Zugegeben, das Schlürfen, Kauen und Schlucken einer lebenden Auster - nur so ist es stilecht - ist nicht jedermanns Sache. Dennoch haben sich viele unserer Gäste diesem „Genuß" hingegeben - für manche war es das erste mal und kostete Überwindung, aber wann hat man schon mal Gelegenheit, die edlen Meeresfrüchte zu genießen. Eines ist sicher : egal ob man sich daran gewöhnen könnte oder beschließt, dass es bei einer einzigen Verkostung bleiben wird - so frisch und gut und „echt" wie hier in Cancale bekommt man Austern nie wieder...
Der Tag war noch nicht zu Ende. Wir fuhren zurück nach St. Malo und haben hier noch etwas von der Stadt besichtigt.


Das einstige „Seeräubernest" war zeitweilig ein selbständiger Stadtstaat inmitten der Bretagne, bekannt für wagemutige Seehelden und Ausbildungsstätte für Kaper- und Korsarenkapitäne. Die gewaltige Stadtbefestigung mitsamt den Befestigungen auf vorgelagerten Inseln wurde schon im Mittelalter angelegt und vom königlichen Festungsbaumeister Vauban verstärkt und verbessert. Ein Spatziergang vom „Donjon" - dem Kern der einstigen Burg von St.Malo - vorbei am Haus der Herzogin Anna von Bretagne auf den Wehrgängen und Bastionen bot nicht Ausblicke auf die Stadt, sondern auch aufs Meer und den Mündungstrichter des Flusses Rance. Hier auf der Bastion begegneten wir auch Robert Surcouf, St.Malos bekanntestem Korsarenkapitän und Volkshelden - wenn auch nur als Statue.
Und dann konnte sich in der Freizeit jeder noch ein bisschen individuell in der schönen Altstadt umsehen und vielleicht ein wenig von vergangener Seefahrerromantik träumen, bevor wir uns zum Abendessen trafen.
Sechster Tag: 12.05.2011:
Das schöne Wetter hielt an - und natürlich macht eine solche Reise dann besonders Spaß, wenn die grandiose Natur voll zur Geltung kommt. Das war besonders für den heutigen und den kommenden Tag wichtig, denn die landschaftlichen Schönheiten der Bretagne bildeten traditionell den Hauptinhalt des Reiseprogramms. Auf dem Weg zum Kap Frehel überquerten wir den Fluß Rance, dessen Mündung die Städte St. Malo und Dinard trennt. Hier sieht man nicht nur die Gezeiten besonders eindrucksvoll, hier gibt es auch eine Besonderheit: Um einerseits den „Tidenhub", den Höhenunterschied des Wasserspiegels zwischen Ebbe und Flut, ökonomisch zu nutzen und andererseits den tausenden Booten in der Rancemündung das zweimalige „auf dem Trockenen liegen" pro tag zu ersparen, wurde eine Rückhaltemauer gebaut. Dadurch muß bei Ebbe das Wasser nicht vollständig ab fließen und bei Flut ist die eindringende Gewalt nicht so groß. In der Mauer sind 24 Turbinen untergebracht, die gleichzeitig das herausfließende bzw. hineindrückende Wasser zur Energieerzeugung nutzen. Dieses seit vielen Jahren funktionierende Gezeitenkrafdtwerk ist das einzige ökonomisch genutzte in Europa und natürlich als technisches Denkmal interessant. Nach einem Fotostop hier und mit genauerer Erklärung der gezeiten - ihrer Ursachen und Wirkung - ging es weiter zum Kap Frehel. Das auf 70 m hohen Klippen liegende Kap bildet ein grandioses Naturschauspiel, wenn die Wellen des türkisfarbenen Meeres die Felsküste aus rotem, schwarzem und grauem Gestein umtosen. Am 1950 erbauten imposanten Leuchtturm, dessen Leuchtfeuer bei schönem Wetter noch aus 120 km Entfernung gesichtet werden kann, beginnt ein hübscher Rundwanderweg durch Heidekraut und Ginster zu den von Möwen und Kormoranen bevölkerten Klippen.


Nach entsprechendem Stopp hier ging es zum nächsten landschaftlichen Höhepunkt: der rosa Granitküste. Man muß ein Stück fahren, bevor man das beliebte Feriengebiet erreicht, dessen Zentrum das Seebad Perros-Guirec bildet. Mit zahlreichen Hotels, einem Zentrum für Thalassotherapie und einem bekannten Casino gehört es zu den sehr frequentierten Orten der nordwestfranzösischen Küste. Ein gewaltiges Vogelschutzgebiet, unter anderem für Papageientaucher , ist dem Ort auf einer Inselgruppe im Meer vorgelagert und in der geschützten Buch ankern tausende Jachten. Auch hier gibt es imm inneren Hafen eine Art „Fangmauer", die das komplette Leerlaufen des Hafenbeckens bei Ebbe verhindert. Bei Flut können die Schiffe dann über die hoch überflutete Mauer fahren.
Hier in Perros-Guirec beginnt die kurze „Cote de granit rosé", die für ihre Felsformationen bekannte rosa Granitküste. Nach Fotostopps am Hafen und am Anfang des berühmten „Zöllnerpfades",, der Hauptwanderstrecke entlang der Granitküste, parkte der Bus in Ploumanach. Von dem hübschen Fischer- und Touristenort aus kann man ganz nach Wunsch längere oder kürzere Wanderungen zu den Felsformationen unternehmen. Wir hatten hier genügend Zeit, so dass jeder gemäß eigenen Ansprüchen und Vorstellungen Hafenszenerie, Küste und Zöllnerpfad erkunden konnte.
Am Nachmittag war dann wieder eine längere Fahrt angesetzt - bis wir das Dorf Guimiliau erreichten. Es liegt inmitten des am stärksten religiös geprägten Teils der Bretagne. Hier haben fast alle Dörfer „umfriedete Pfarrhöfe" - Kirchenensembles mit besonderen Details wie Beinhäusern, Hochkreuzen und „Kalvarienbergen", die von einer Mauer umgeben sind.


Guimiliau ist für den schönsten und reichhaltigsten „calvaire" bekannt. Derartige Kalvarienberge sind steinerne Podeste mit üppigem Figurenschmuck, in der Mitte zumeist mit einer Kreuzigungsgruppe. Über zweihundert Figuren aus der biblischen Geschichte zählt der Kalvarienberg von Guimiliau. Derartige Objekte - von denen es in der Bretagne zalhreiche in unterschiedlichsten Erhaltungszuständen gibt - stammen fast alle aus dem 16. oder 17.Jahrhundert und sind von Künstlern der Bauernkultur aus hartem Granit gemeißelt worden. Zu jener Zeit fanden viele Gottesdienste im Freien statt. Der Priester stand am Kalvarienberg und hielt seine Predigt und konnte mit der Hand oder einem Zeigestock auf alle biblischen dargestellten Personen und Ereignisse zeigen, die in seinen Predigten und Mahnungen vorkamen - gleichsam eine immer wieder verwendbare vielseitige Bibelillustration.
Nach Besuch des Pfarrhofs von Guimiliau legten wir noch einen kurzen Fotostopp an der Kirche und dem „calvaire" von Pleyben ein, bevor wir unseren Übernachtungsort Quimper erreichten.
SiebterTag, Freitag, der 13.05.2011
Eigentlich war er programmfrei, dieser Tag. Aber wer sich in so herrlicher Umgebung befindet, der will mehr sehen und so sinbd denn auch ALLE Gäste zum fakultativen Ausflug rund um die Halbinsel Cornouaille mitgekommen - übrigens dem französischen Gegenstück zur (gleichnamigen!) Halbinsel Cornwall.
Auf der Landstraße erreichten wir zunächst die malerische, wenn auch für die Schiffahrt gefährliche „Baie des Trepasseés", oft als „Bucht der toten Seeleute" übersetzt. Die der Bucht vorgelagerte Felsenkette, Untiefen und eine starke Strömung ließen diese Gewässer früher zu den gefürchtetsten an der französischen und bretonischen Küste gehören. Nach ein paar spektakulären Fotoaufnahmen brachte der Bus die Gäste zum Besucherzentrum. Hier stiegen unsere Mitreisenden aus und machten bei herrlichem Wetter eine Wanderung zum westlichsten Punkt, der pointe du Raz. Wir aber, unser Chauffeur Gerd Köppe und ich - wir hatten noch etwas vor, um Wetter und Landschaft so richtig zur Geltung zu bringen...


Nicht allzuweit entfernt, an der Bucht von Primelin gibt es einen hübschen Platz, der das Meer überschaut - und hier bereiteten Gerd und ich ein waschechtes Picknick vor - mit Wurst- und Käsespezialitäten der Region, frischem Gemüse und noch fast warmen Baguette. Dann holte Gerd die Gäste ab, während ich letzte Hand anlegte, das frische Baguette - gerade beim Bäcker gekauft - zuschnitt und noch die Rilettes verteilte, jene französische Schmalzspezialität mit vielen Fleischfasern darin : Die Gäste jedenfalls ließen es sich richtig schmecken und es wurde auch nahezu alles alle - sogar der Rotwein, von dem wir zwei kleine Fässchen besorgt hatten. Zum Schluß waren sich alle einig, dass so ein Picknick, in schöner Landschaft bei schönem Wetter unter freiem Himmel mit einfachen, rustikalen regionalen Erzeugnissen und Spezialitäten sogar mit einem Feinschmeckermenü oder gar Austernschlürfen vergleichbar ist ... Anschließend setzten wir unser Programm per Bus fort und besuchten zusätzlich auf dem Weg in Meillars noch die Kirche Notre Dame de Confort mit dem „Rad der wundertätigen Madonna", das wir natürlich kräftig drehten - vielleicht stimmt es ja doch und ein paar der Wünsche gehen in Erfüllung.
Abschluß dieses schönen Tages bildete der Besuch des Ortes Locronan. Das Dorf steht komplett unter Denkmalschutz, weil es sein mittelalterliches Flair bewahren konnte. Viele historische Filme wurden hier gedreht, unter anderem „Musketiere"-Klassiker wie der mit Michael York und Oliver Reed in den Hauptrollen (mit Dracula-Darsteller Christopher Lee als finsterem, einäugigen Grafen Rochefort).Bei einem ausgiebigen Spaziergang hatten wir Gelegenheit zur Besichtigung der ungewöhnlich aussehenden Kirche und der malerischen Straßen und Plätze des autofreien Ortes.
Abends kehrten wir ins Hotel in Quimper zum Abendessen zurück.
Achter Tag: 14.05.2011


Concarneau, „la Ville close" war heute der erste Tageshöhepunkt. Kein Geringerer als der Festungsbaumeister Ludwigs XIV., Sebastien Prestre Le Vauban befestigte die winzige - etwa 350 auf 150 m messende Insel direkt an der Küste neben dem Fischereihafen. Verblüfft steht man da, denn wie ein steinernes Schiff liegen die gewaltigen Festungswerke vor einem, mit ungewöhnlichem Uhrturm und ausladenden Kanonenbastionen als Bug. Durch den einzigen, früher durch Zugbrücke und eine noch vorhandene kleine Vorburg gesicherten Eingang gelangt man in Vaubans Garnisons- und Artilleriefestung. Nur zwei Hauptstraßen, durch wenige Quergassen verbunden, machen das Straßengewirr des kleinen Ortes aus, vermitteln aber einen tollen Eindruck von einer Festungsstadt des 17. Jahrhunderts.
Auch hier hatten wir genügend Freizeit, bevor wir zur Autobahn zurückkehrten, um in Richtung Golf von Morbihan zu fahren, der den Tagesabschluß bilden würde.
Vorher waren wir aber zunächst unterwegs im „Gebiet der großen Steine". In kaum einem anderen Gebiet der Welt sind so viele Zeugnisse und Überreste der Megalithkultur auf engstem Raum konzentriert wie hier in der südlichen Bretagne. Zwar gibt es überall in Europa diese Reste - Menhire, Steinkreise, Großsteingräber - EINE Art megalithischer Hinterlassenschaften findet man nur hier - die Alignements, kilometerlange parallele Setzungen riesiger Steine. Wir begannen diese „Megalith-Tour" mit einem Fotostopp bei den Alignements von Kerzhero, gleich hinter Erdeven gelegen. Hier ist die einzige Möglichkeit, zwischen den Steinriesen herumzulaufen und sie ganz aus der Nähe zu fotografieren, denn die anderen - zugegeben berühmteren - Reihen von Carnac und Locmariaquer sind eingezäunt und dürfen nicht betreten werden.


Der heutige „feste" Zeitpunkt, den wir erreichen mussten, war die Bootsabfahrt über den Golf von Morbihan und da wir gut in der Zeit lagen, gestatten wir uns noch einen kleinen Abstecher: die Halbinsel Quiberon liegt kurz vor Carnac und trägt ein berühmtes Seebad. Unser Ziel war jedoch die „cote sauvage", die wilde Küste, die zu den schönsten Felsenküsten der Bretagne gehört. Über den Isthmus von Penthievre und vorbei am gleichnamigen Fort aus dem 19. Jahrhundert führt die Straße, von der dann die Verbindung zur malerischen Küstenstraße abzweigt. Hier entstanden beim Fotostopp so manche Beweise dafür, dass der Name „wilde Küste" nicht von ungefähr kommt. Zurück über die schmale Landenge von Penthievre gelangten war bald nach Carnac und konnten unsere „Mittagswürstchen" auf dem Parkplatz direkt am größten - allerdings eingezäunten - der Alignements genießen. Natürlich besichtigten wir den ergrabenen großen Dolmen, Paradestück und Prototyp für alle Großsteingräber. Ein Spaziergang zeigte sodann das ganze Ausmaß der Steinreihen, deren über 1000 Steine nie weniger als eine Tonne schwer sind.
Danach fuhren wir in den Ortskern von Locmariaquer, wo ich die Tickets für die Bootsfahrt holte. Dann mussten wir auch schon aussteigen und die letzten Meter zur Abfahrtsstelle laufen. Morbihan - der Name der größten bretonischen Meeresbucht - bedeutet soviel wie „kleines Meer" und das ist der „Golf" auch - ein fast 300 km² großes, mit zahllosen Inseln und Inselchen übersätes Binnenmeer, nur noch durch einen etwa 900 m breiten Kanal mit dem Atlantik verbunden, dadurch aber noch komplett Ebbe und Flut ausgesetzt.


Die Gegend gehört zweifellos zu den sehenswertesten der Bretagne und am Ende der Bootsfahrt wartete mit Vannes noch ein besonderes Highlight. Doch zunächst genossen wir die Bootsfahrt, die erst einmal zu einer der zahlreichen Inseln. Auf der Mönchsinsel „Isle des Moines" steigen viele Leute um und hier würden wir - nach 30 Minuten Aufenthalt, auch unser Linienboot nach Vannes erwischen. Aber zwischendurch erst mal eine Erfrischung - einen Kaffee, ein Glas Wein oder vielleicht ein Eis?
Um 17.30 Uhr pünktlich landete unser Anschlussschiff in Vannes, einer kleinen mittelalterlich wirkenden Stadt, in der früher einmal das Parlament der Bretagne getagt hatte. Da wir noch dieses hübsche Städtchen sehen wollten, hatte ich in Absprache mit den Gästen das Abendessen etwas nach hinten verschoben und wir fuhren mit dem Bus vom Hafen Vannes in die etwa vier Kilometer entfernte Stadt. Einen herrlichen Garten haben die Bewohner aus den Gräben der einstigen Stadtbefestigung gemacht. Davon konnten wir uns bei einem Spaziergang entlang der Mauer überzeugen, der die alten Befestigungen und das berühmte historische Waschhaus zeigte. Dann ging es durch das alte (leider eingerüstete) Stadttor ins Innere der Altstadt, wo wir Gelegenheit hatten, uns noch die Kathedrale und die Fachwerkplätze anzusehen.
Nach der Rückfahrt zum Hotel und dem check in erwartete uns dann das Abendessen
Neunter Tag: 15.05.2011
Immer noch war das Wetter schön, aber heute würde bereits die erste Etappe der Heimreise antreten. Bei sehr entspannter Verkehrssituation kamen wir gut voran und hatten dann richtig Zeit für Angers. Das gewaltige Schloß - eigentlich eine wehrhafte Burg, die aussieht wie aus einem Computerspiel - sieht man schon von weitem. Neben den Gemächern der einstigen Herrscher von Anjou beherbergt es einen der größten Kunstschätze Frankreichs: die Teppiche der Apokalypse. Dieser gewebte und gewirkte Bildteppich-Zyklus, der Motive aus den Offenbarungen des Johannes darstellt, ist mit einer Länge von 100 m und einer Höhe von 4,50 m nicht nur das größte, sondern mit seiner Fertigstellung um 1382 auch das älteste erhaltene derartige Kunstwerk aus dem Mittelalter. Die Bilder zeigen sehr realistisch die Folgen des damals gerade tobenden hundertjährigen Krieges und offenbarten alle Ängste und den Aberglauben der mittelalterlichen Menschen.


Uns blieb genügend Zeit, die beeindruckenden Teppiche, die in einer eigens für ihre Präsentation und ihren Schutz erbauten Galerie gezeigt werden, in Ruhe zu betrachten und noch einen kleinen Bummel durch die Altstadt in der hübschen Stadt Angers anzuschließen, in der gerade ein großer und interessanter Trödelmarkt stattfand.
Nach Angers waren wir unterwegs zu einem weiteren Höhepunkt: der Stadt Chartres, deren Kathedrale als DIE gotische Kathedrale weltweit bekannt ist. Hier allerdings erwartete uns eine kleine Enttäuschung: die Schaufassade des gewaltigen Bauwerkes war komplett eingerüstet und auch das Innere mit vielen hölzernen Einbauten für Reparatur und Restaurierung versehen, so dass weder das berühmte Chartres-Blau der mittelalterlichen Glasfenster noch die faszinierende Raumwirkung des Bauwerks richtig zur Geltung kamen. So haben wir vor allem das Labyrinth im Fußboden der halbdunklen Kirche betrachtet, das alljährlich viele Pilger anzieht und zu den großen Mythen von Chartres gehört. Auch hier blieb noch Zeit für einen kleinen Altstadtbummel, bevor uns der Bus zum letzten Übernachtungsort unserer Reise, brachte, ins etwa 30 km von Paris entfernte Evry.
Zehnter Tag, 16.05.2011
Zwar war Paris recht weit entfernt, die Rückstaus des Berufsverkehrs ereilten uns dennoch - weit über eine Stunde brauchten wir für die anfänglichen etwa 40 km zur Autobahn in Richtung Reims. Dann aber rollte es - in Richtung Heimat. Am letzten Tag ist man als Reiseleiter immer etwas in Verlegenheit, was man noch erzählen kann, besonders wenn die Rückfahrt auf derselben Strecke wie die Herfahrt verläuft. Also habe ich ein wenig von den anderen Reisen berichtet, die ich so mache und von den Reiseplänen der Eberhardt-Reisemacher im kommenden Jahr. Vielleicht ist der eine oder andere meiner Gäste ja wieder mal mit mir auf großer Tour. Oder - vielleicht auch Sie ? ? ?
Ihr Dr.Michael Krause,
Eberhardt-Studienreiseleiter

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