Reisebericht: Rundreise Frankreich – Normandie und Bretagne

16.08. – 25.08.2013, 10 Tage Rundreise mit Metz – Verdun – Rouen – Etretat – Honfleur – Caen – Landungsstrände – Mont St. Michel – St. Malo – Carnac – Vannes – Chartres


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Zwei Regionen Frankreichs am Atlantik in 10 Tagen bei nicht ganz typischem Wetter: Sonnenschein von früh bis abends, Tag für Tag. Wunderschöne ruhige Landschaften, wilde Küsten am Meer, Blumenschmuck in kleinen Dörfern, ehrwürdige Kathedralen, Geschichte von der Steinzeit bis in unsere Tage... was will man mehr auf einer Reise erleben ?
Normandie und Bretagne.
10 Tage Brise des Atlantiks von St.-Malo bis Carnac
Ein Reisebericht von Peter Großer
Ein Reisebericht von
Peter Großer

Freitag, 16.08.2013 Anreise und Metz

Über 4000 Kilometer im Bus liegen vor uns. Um entspannter zu reisen, fahren wir nicht am ersten Tag gleich in die Mitte Frankreichs sondern beenden den Tag in Metz. Dadurch können wir uns auch dieser schönen Stadt an der Mosel widmen. Bei einem Spaziergang lernen wir die große Kathedrale aus gelbem Sandstein kennen, der en Gewölbehöhe und riesige  Fensterfläche zeigen, dass die Gotik ihren Höhepunkt erreicht hat. Bauten aus den Zeiten der Zugehörigkeit der Stadt zu Deutschland, aus französischer Zeit von einer gallorömischen Kirche, der ältesten Frankreichs, bis zum modernen Centre Pompidou verleihen der Stadt ein vielfältiges Antlitz.Sonnabend,

17.08.2013, Verdun und Compiègne

Lothringens Geschichte ist von vielen Auseinandersetzungen mit Deutschland geprägt. Vor der fast 70-jährigen Epoche des Friedens lagen zwei furchtbare Kriege. Kein Ort symbolisiert das so sehr wie Verdun, Weltmetropole des Friedens und Schauplatz einer der blutigsten Schlachten des 20.Jahrhunderts. Unser Besuch gilt den Schlachtfeldern auf dem rechten Maasufer, dem Beinhaus und dem zentralen Soldatenfriedhof und der Festung Douaumont. Eindringlich schildert der Reiseführer Bedingungen, unter denen Hundertausende Franzosen und Deutsche lebten und starben. Das darf niet vergessen werden!
Auf unserer Fahrt in die Normandie besuchen wir noch die Waldlichtung bei Compiègne, auf der in einem Salonwagen der Waffenstillstand von 1918, aber auch der von 1940 geschlossen wurde. 1919 prophezeite Marschall Foch, der Leiter der französischen Delegation bei den Verhandlungen 1918, das der in Versailles geschlossene Frieden nur 20 Jahre halten werde. 1919 + 20 ....
Bei Rouen empfing uns das Hotel La Bertelière mit einem Gästegarten, der von der Pracht normannischer Gartenanlagen Zeugnis ablegte.

Sonntag, 18.08.2013 Rouen und Etretat

Eine schöne alte Fachwerkstadt breitet sich um die mächtige Kathedrale von Rouen aus. Die „Stadt der hundert Türme", wie Victor Hugo sie nannte, wird oft als das Nürnberg Frankreichs bezeichnet. Mit 2 Stadtführerinnen durchstreifen wir die Gassen, vorbei an dem prächtigen Tor „Gros Horloge" bis zu dem Platz, auf dem die französische Nationalheilige Jeanne d'Arc verbrannt wurde. Altes und Neues stehen hier dicht beieinander: die moderne Kirche Ste. Jeanne-d'Arc bewahrt die herrlichen Bundglasfenster der zerstörten Kirche St.-Sauveur, Fachwerkhäuser stehen um die Markthalle, die unter dem gleichen geschwungenen Schiffsdach wie die Kirche untergebracht ist.
Die Kanalküste erreichen wir bei Fécamp, durchfahren kurz den Ort, fotografieren das Palais Bénèdictine, mit dem sich der Fabrikant des Likörs nach dem uralten Rezept von Benediktinermönchen einen Traum erfüllte. Aber es bleibt nur ein kurzer Aufenthalt, denn wenige Kilometer weiter lockt die Kreideküste von Etretat mit seinen Felsentoren bei herrlichsten Sonnenschein zu Spaziergängen auf den Klippen. Nicht nur Claude Monet war von diesem Naturschauspiel begeistert.
Nach einem Fotostopp am Cap Antifer kommen wir nach Le Havre, das durch den schnellen
Neuaufbau der zerstörten Stadt nach dem letzten Krieg gekennzeichnet ist.Montag,

19.08.2013. Von der Normandie in die Bretagne

In 60 m Höhe überspannt der Pont de Normandie, die größte Schrägseilbrücke Europas,  die Trichtermündung der Seine. Sie führt von Le Havre in den kleinen charmanten Fischerort Honfleur, den längst die Künstler, aber auch die Gäste der großen Flußkreuzfahrtschiffe entdeckt haben. Was wäre die Normandie ohne den berühmten Apfelschnaps Calvados. Im Chateau Breuil liegen Schloss, Brennerei und Reifekeller in einem schattigen Park. Ein typisches normannisches Gebäude lädt zu einer Kostprobe ein.
Noch einmal führt uns der Weg an Schauplätzen eines Krieges vorbei, an den Landungsständen der Normandie an der die Befreiung Westeuropas begann. Museen, Denkmäler und Überbleibsel aus den 0perationen säumen die Küstenstraßen, die wir im Bereich der englisch-kanadischen Landungsstrände durchfahren und dabei an markanten Punkten: Pegasusbrücke - Großer Bunker und künstlicher Hafen Arromanches eine Pause einlegen. Dann geht die Fahrt durch die Heckenlandschaft (bocage) in die Bretagne, nach St. Malo, vorbei an dem noch entfernten Klosterberg Mont St.-Michel. Unser Hotel liegt direkt am Strand und wir können die Wirkung von Ebbe und Flut, die hier den größten Unterschied in Europa hat, gut beobachten.Dienstag,

20.08.2014 Mont St.–Michel, Austern und Korsarenstadt

Seit über 1000 Jahren ist die Klippe im Wattenmeer der Bucht Mont St.-Michel Ziel von Pilgern. Heute pilgern meist Touristen zu dem berühmten Berg, der einen Klosterkomplex, eine Festung und ein kleines Dorf beherbergt. Eingriffe des Menschen in die Strömungsverhältnisse haben dazu geführt, dass der Mont nur noch bei Flutspitzen im Wasser steht. Seit Jahren wird an Systemen gearbeitet, um den Sand wieder aus der Bucht zu entfernen. Noch steht der Damm, der neue Weg auf Stelzen hat  Gestalt angenommen und bald wird der alte Damm als Hindernis verschwunden sein.
Durch eine Polderlandschaft und auf einer Küstenstraße gelangen wir in den bekannten Austernort Cancale. Nirgendwo sind sie frischer  und preiswerter. Manch einer probiert zum ersten Mal so eine Meeresfrucht, nicht jeder akzeptiert sie als Köstlichkeit. Dazu gibt es einen Becher Weißwein. Immer wieder probieren.
Viele Campingwagen stehen an der Straße nach St.-Malo. Es ist eine beliebte Feriengegend der Franzosen.
St.-Malo hat eine kleine Innenstadt, die von Festungsanlagen eingeschlossen ist. Auf den Mauern mit ihren Bastionen kann man sie ganz umrunden. Bei einem gemeinsamen Stadtrundrang erfahren die Gäste auch etwas über große Söhne St.-Malos: Chateaubriand und den Korsaren des Königs Surcourf.  Andere Gästen haben nutzen die Gelegenheit zum Baden.Mittwoch,

21.08.2014 Küsten und Kirchenbezirk

In den 60er Jahren wurde an der Rancemündung zwischen St.-Malo und Dinard das größte Gezeitenkraftwerk der Welt gebaut. Es liefert immerhin Strom für eine Viertelmillion Einwohner. Dann lernen wir zwei unterschiedliche Küsten lernen: Zuerst die hochgelegene Heidelandschaft am Cap Frehel, das über 70 m Höhe über dem Meer weit hinausragt und zu Spaziergängen einlädt.
Die zweite Küstenlandschaft ist wild und ungeordnet. Wind und Regenwasser haben über Jahrmillionen das rosa Granitgestein in bizarre Blöcke zersägt, die sich zu Burgen auftürmen und die Fantasie anregen, einzelnen Gebilden Namen zu geben. Da liegt ein Delfin, dort grüßt ein Star-Wars-Krieger, ein Dackel wacht und eine Schlange räkelt sich auf einen Felsen. Eigentlich ist der gemeinsame Spaziergang auf dem alten Zöllnerpfad viel zu kurz.
In Süden der Bretagne haben tief verwurzelte Frömmigkeit und Wettbewerb zwischen den Gemeinden zu den umfriedeten Pfarrbezirken geführt. Eine große Granitkirche mit schlanken Turm, ein Beinhaus, eine Friedhof, eine Triumphpforte und ein Kalvarienberg gehören zu einen solchen Bezirk, den eine Mauer umgibt. Besonders prächtig ist er in Guimileau ausgefallen. Der Kalvarienberg dort zeigt über 200 aus hartem Granit herausgearbeitete Figuren, die biblische Szenen darstellen aber auch zur Stärkung der Moral von der tanzwütigen Katel erzählen, die dem Teufel verfallen war. Am Ende des Tages beziehen wir das renovierte Oceania-Hotel in Quimper, nur wenige Schritte von der großen Kathedrale und der Innenstadt entfernt.

Donnerstag, 22.08.2013. Am westlichsten Punkt Frankreichs

Locronon. Eine der schönsten Orte Frankreich, in diesem Jahr Nummer 2 unter den 22 schönsten der Bretagne. Es ist nur ein kleines Städtchen, aber die Blumenpracht macht aus den etwas düsteren Granithäusern  idyllische Fotomotive. Auch hier spielt die Religion, oft verbunden mit einigen heidnischen Vorstellungen, eine große Rolle. Der Lokalheilige St.-Ronan genießt bei Wallfahrten eine große Verehrung.
Finisterre, das Ende der Erde, heißt Frankreichs westlichstes Departement. Die Pointe du Raz ragt weit in das Meer hinaus, Klippen mit Bojen und Leuchtturm bilden die Pfeiler einer Brücke, die wohl der Teufel einst schuf, zur Ile de Sein, einer flachen Steinplatte im Meer mit immerhin 1000 Einwohnern. Die Heidelandschaft am Kap lädt zu Spaziergängen ein, ist aber auch nach der langen Trockenperiode gefährdet. Feuerwehrleute sind gerade beim Löschen eines Brandes.
Die Cornouaille, im Mittelalter Königreich, in dem der sagenhafte König Gradlon regierte, kommen wir in Concanreau in eine weitere Ville close, eine befestigte Stadt wie St.-Malo. Die Stadt ist Zentrum des Fischfanges und der Fischverarbeitung. Nur 300 m ist die Innenstadt lang, Restaurants, Geschäfte und Eisdielen säumen die Hauptstraße. Der charmante Ort lockt viele Besucher an. Zurück in Quimper gehen viele Gäste noch einmal in die Innenstadt, wo bretonische Trachten zu sehen sind und die typische bretonische Musik erklingt, in der der Dudelsack die Hauptrolle spielt.

Freitag, 23.08.2013. Steine, Steine und ein kleines Meer

Die Bretagne ist bekannt für die bemerkenswertesten Bauten aus der Megalithperiode der Jungsteinzeit. Vor fast 7000 Jahren begannen die Menschen, für ihre Toten mächtige Grabanlagen aus Steinblöcken zusammenzustellen. Die Dolmen (Hünengräber) und überdeckte Ganggräber wurden oft mit Erde ((tumulus) oder Steinen bedeckt (cairn). Aufsehenerregend sind aber die geheimnisvollen Steinreihungen in astronomisch gedeuteten Ausrichtungen. Über 3000 Steine sind es im Bereich Erdeven - Carnac und geben ebenso zu vielen Theorien Anlass wie die großen einzeln stehenden Menhire.
Auch im Golf von Morbihan finden sich solche Zeugnisse, der größte Cairn auf der Insel Gavrinis und ein doppelter Steinkreis auf der Insel Er Lannic. Mit einem Ausflugsboot erleben wir eine dreistündige Rundfahrt auf diesem Binnenmeer, das nur durch eine kleine Meerenge mit dem Atlantik verbunden ist. Man sagt, 365 Inseln lägen in diesem „kleinen Meer", es sind wohl nur 42. Die meisten sind Privateigentum. Auf den beiden großen Inseln, der Ile d'Arz und der Ile des Moines leben im Winter einige hundert, im Sommer einige tausend Menschen. Tausende Motor- und Segelboote tummeln sich auf dem Wasser, neben Tourismus und Fischfang spielt vor allem auch die Austernzucht eine wichtige wirtschaftliche Rolle.
Die größte Stadt am Golf ist Vannes, einst Hauptstadt des Herzogtums Bretagne. Wir bummeln durch die Altstadt mit ihrem prächtigen Fachwerkhäusern und durch die Parkanlage vor den Mauern der Stadt.

Sonnabend, 24.05.2013. Angers und Chartres

Die Rückreise hat begonnen. Von der Bretagne gelangen wir in die neugebildete Region Pays de la Loire. Sie hat ein Stück der Bretagne übernommen. Das Kernstück ist das Anjou mit der Hauptstadt Angers, Sitz eines Grafengeschlechtes, das auch ein Königshaus in England stellte. Das führte zu langen, Auseinandersetzungen zwischen England und Frankreich. Das alte Stadtschloss wurde später auf Befehl Richelieus  zwar nicht vollständig geschleift, aber die Mauern wurden um ein Stockwerk zurückgebaut. Im Inneren der trutzigen Burg birgt ein Museum eine Kostbarkeit: gewebte Teppiche, die die Offenbarung Johannis in Bildern illustrieren, die unheilvollen Vision vom Ende dieser Welt und dem Kampf Sieg des Guten über das Böse. An diesem Tag gab es auch eine für diese Reise ungewöhnliche Naturerscheinung: etwas Regen. Der alte Spruch: in der Bretagne ist zweimal am Tage schönes Wetter galt diesmal nicht, es gab bis dahin nur ständigen Sonnenschein.
Noch einmal halten wir auf der Rückfahrt an, um die Kathedrale von Chartres mit ihren berühmten Glasfenstern zu besichtigen. Der Chorbereich des ältesten Marienheiligtums Frankreichs erstrahlt in neuem Glanz, viele Fenster sind schon vom jahrhundertealten Schmutz gereinigt. Ein schöner Abschluss einer erlebnisreichen Reise.

Sonntag, 25.08.2013. Rückreise

Wir hatten das letzte Hotel, ein modernes Novotel am Stadtrand von Paris bezogen. Damit waren wir schnell auf der Autobahn. Obwohl in  Gegenrichtung in Deutschland noch reger Ferienrückreise und Sonntagsverkehr zu Staus führte, kamen wir gut voran.  Alle Transferfahrzeuge standen pünktlicher an den Ausstiegsstellen. Eine wunderschöne, erlebnisreiche Reise war zu Ende gegangen.

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