Reisebericht: Rundreise Frankreich – Normandie und Bretagne

25.06. – 04.07.2017, 10 Tage Rundreise mit Metz – Verdun – Rouen – Etretat – Honfleur – Caen – Landungsstrände – Mont St. Michel – St. Malo – Carnac – Vannes – Chartres


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Während unserer Reise sahen wir Orte voller Geschichte, beeindruckende Kathedralen, malerische Städte sowie faszinierende Küstenlandschafte und genossen kulinarische Spezialitäten an Frankreichs nordwestlichen Küsten.
Ein Reisebericht von
Beate Schroedter
Beate Schroedter

1. Tag Sonntag, 25.06.2017 Anreise nach Metz


An einem frühen Sonntag morgen begann unsere Reise mit den ersten Gästen am Dresdner Flughafen. Nach weiteren Zustiegen an den Autobahnausfahrten Heinichen, Chemnitz, Meerane, Teufelstal, Jena und Neudietendorf fuhr uns unser Busfahrer Bernd flott durch Hessen und an der Skyline von Frankfurt a. Main vorbei nach Grünstadt in Rheinlandpfalz, wo unsere letzten Gäste zustiegen.
Da die Autobahnsperrungen für Busse bei Saarbrücken zum Glück inzwischen wieder beseitigt war, erreichten wir Metz, die Hauptstadt der französischen Region Lorraine (dt. Lothringen), bereits gegen 17.00. Gemeinsam gingen wir gleich zur Kathedrale St.-Étienne, die an diesem Tag voller Menschen, Orgelklängen, Chorgesängen und Stimmen war. In dem 1220 begonnene Bauwerk mit dem dritthöchsten Kirchengewölbe Frankreichs, das für seinen reicher Schatz an Glasfenstern von 13. bis zum 20. Jahrhundert bekannt ist, wurde an diesem Tag die Einführung des neuen Bischofs gefeiert. Gerade so gelang es uns in dem nach dem Ende der Messe einsetzenden Menschengewimmel einen Blick auf die Glasfenster Marc Chagalls zu werfen, die im schönsten Abendlicht leuchteten. Anschließend unternahmen wir einen kleinen Stadtrundgang, der uns wieder über die Mosel zur Place de la Comédie führte. Dort wartete unser Bus auf uns, der uns zu unserem Hotel Kyriad in der Altstadt fuhr, wo wir nach einem langen Anfahrtstag übernachteten.

2. Tag Montag, 26.06.2017 Schlachtfelder von Verdun, Rouen

Nach unserer ersten Nacht in Frankreich brachen am Morgen um 8.30 wieder auf und fuhren weiter nach Verdun. Dort erwartete uns bereits unsere örtliche Fremdenführerin Catherine Kremer, die uns zunächst die Geschichte der alten Stadt Verdun nahe brachte. Dann wandten wir uns den Orten und Ereignissen des Kriegsjahres 1916 zu. Wir fuhren zunächst zum Fort Douaumont, um das 1916 erbittert gekämpft wurde. Geführt von Mdm. Kremer besichtigten wir die Anlage, die bis heute ein bitteres Zeugnis für die Grausamkeit an den Fronten des 1. Weltkriegs und der schockierenden Lebensumständen der Soldaten im Fort Douaumont ablegt. Anschließend ging es an Schlachtfeldern des 1. Weltkriegs vorbei zum 1932 eingeweihten Beinhaus vom Douaumont. Hier werden die sterblichen Überreste von 130.000 nicht identifizierten französischen und deutschen Soldaten aufbewahrt.
Nach diesen Eindrücken setzten wir am Mittag unsere Reise durch die Lorraine fort, erreichten bald die Region der Champagne und legten in der Nähe von Reims, der Hauptstadt der Region Champagne-Ardenne, die für weltberühmte Kathedrale bekannt ist, in der jahrhundertelang lang fast alle Könige Frankreichs gekrönt wurden, unsere Mittagspause ein. Dann ging es auf der Nationalstraße weiter in Richtung Normandie. Bei Compiègne legten wir einen Stopp ein, um den berühmten Eisenbahnwaggon zu besichtigen. Hier, auf der Lichtung im Wald von Compiègne wurde am 11.11.1918 der Waffenstillstand zwischen Deutschland und Frankreich unterzeichnet, der zur Beendigung des 1. Weltkriegs führte. Knapp 22 Jahre später, am 22.6.1940 wurde hier die Kapitulation Frankreichs vor Hitlerdeutschland unterzeichnet, welche die Besetzung Frankreich durch die deutschen Truppen legitimierte. Der in der Zwischenzeit in einem Museum verbrachte Eisenbahnwaggon wurde auf Befehl Hitlers zu diesem Zweck wieder hier aufgestellt. Nach dem Besuch des kleinen Museums, das um den Eisenbahnwagen herum eingerichtet wurde, setzten wir unsere Fahrt in die Normandie fort. Am Abend erreichte wir Rouen und bezogen unser Hotel am Stadtrand der normannischen Metropole.

3. Tag Dienstag, 27.06.2017 Rouen, Étretat, Le Havre


Nach einer kurzen Fahrt vom Hotel zur Altstadt Rouens, der Hauptstadt der Normandie, erwarteten uns dort schon unsere lokalen Stadtführerinnen. Sie zeigten uns die Kathedrale Notre-Dame, den spätgotischen, nach der Kriegszerstörung wieder aufgebauten Justitzpalast, malerische Ecken der Altstadt sowie den alten Markt mit der 1979 erbauten und Jeanne-d'Arc geweihten Kirche, die einen wunderschönen Glasfensterzyklus aus der 1944 zerstörten Kirche St. Vincent beherbergt. Neben der Kirche erinnert ein 20 m hohes Kreuz an die Verbrennung Jeanne d'Arcs am 30.5.1431 auf einem Scheiterhaufen an dieser Stelle.
Nach der Mittagspause in Rouen hieß es 'auf zur Côte d'Abatre' - der nach seinen hellen Kreidefelsen benannte Küstenabschnitt der Oberen Normandie. Hier lockte die Küste mit ihren steinigen Stränden und den beeindruckenden Kreidefelsen. Die hellen Felswände der "Falaise d'Aval" links und der "Falaise d'Amont" rechts mit ihren eingelagerten Feuersteinbändern boten besonders von oben ein sehr charakteristisches Bild, das schon viele Maler gereizt hatte.
Dann fuhren wir weiter nach Le Havre, dem "Tor zum Ozean". Die im II. Weltkrieg nahezu vollständig zerstörte Stadt wurde in den 50/60ger Jahren nach Plänen von Auguste Perret neu aufgebaut und gilt seit Juli 2005 als UNESCO Weltkulturerbe.
Wir bezogen unser zentral am Bassin du Commerce gelegenes Hotel. Am Abend begaben wir uns in das Restaurant "La Taverne Paillette", wo wir umgeben von einem sehr angenehmen Ambiente vorzüglich speisten. Es gab "Aile de Raie" (Rochen), lecker zubereitet - ein voll auf gelungener Einblick in Welt der normannischen Fischspezialitäten.

4. Tag Mittwoch, 28.06.2017 Pont de Normandie, Calvadosprobe, Honfleur, Arromanches

Als erstes erlebten wir heute wenige Minuten nach unserer Abreise die "Pont de Normandie". Zur Zeit ihrer Errichtung 1988-1994 war sie mit einer Länge von 2.241 Metern und einer Hauptspannweite von 854 Metern die größte Schrägseilbrücke Europas. Nach einem Fotostopp fuhren wir über die "Pont de Normandie" und waren beeindruckt von der Leichtigkeit und Eleganz dieser mächtigen Konstruktion.
Dann ging es ins ins Pays d'Auge, das malerische Hinterland der Küste. Im Château de Breuil erwartete uns eine interessante Führung durch die Calvados-Brennerei mit anschließender Calvados-Verkostung. Beschwingt durch den köstlichen Calvados bzw. Pommeau ging es nun in das alte Hafenstädtchen Honfleur, von dem einst Kapitäne wie Samuel de Champlain, in die Neue Welt aufbrachen. Viele Jahrhunderte lang florierte hier der Überseehandel mit Canada und Brasilien, später kamen die frühimpressionistischen Landschaftsmaler, die Mitte des 19. Jahrhunderts um den Maler Eugène Boudin herum in der Ferme Saint-Siméon bei Honfleur eine kleine Künstlerkolonie gründeten. Ende des 19. Jahrhunderts sollte Erick Satie, der seinerzeit berühmteste Sohn der Stadt, das Pariser Musikleben kräftig aufmischen. Wir erkunden gemeinsam die Stadt um den Alten Hafen und die von Schiffszimmermeistern aus Holz errichtete Kirche Ste Chaterine, neben der gerade ein Wochenmarkt stattfand.
Nach der Mittagspause brachen wir auf zur Côte de Nacre nach Arromanches. Hier befand sich einer der Landungsstrände der Alliierten, wo am 6.6.1944 unter unvorstellbaren Opfern die Befreiung Frankreichs und Westeuropas vom Faschismus begann. Nur wenige Tage später wurde hier der Mulberry Hafen angelegt, über den die ersten Transporte der Alliierten gingen.
Am späten Nachmittag fuhren wir durch die malerische Heckenlandschaften der Unteren Normandie. Später kamen wir am Mont-Saint-Michel vorbei und gelangten über den alten Grenzfluss Couesnon in die Bretagne. In St. Malo erreichten wir unser Hotel für die nächsten zwei Tage, das ideal dem Strand gegenüber direkt an der Küstenstraße lag.

5.Tag Donnerstag, 29.06.2017 Mont–Saint–Michel, Cancale, St. Malo

Heute stand als Erstes ein Besuch in der berühmten Abtei des Mont-Saint-Michel, dem "Wunder des Abendlandes", auf dem Programm.Von den vor wenigen Jahren neu eingerichteten Busparkplätzen aus gingen wir zum Shuttlebus, der uns über die neue Brücke zum Mont brachte. Nach einem gemächlichen Aufstieg über die immer steiler werdende Grande Rue und viele Treppen gelangten wir hinauf zum Eingang der Abtei. Wenig später begannen wir unseren Rundgang mit dem Audioguide, der uns eine Fülle von interessanten Informationen über diese legendäre Abtei bot. Leider wurde der Kreuzgang gerade restauriert, so dass er nur zu Teil besichtigt werden konnte. Nach der Besichtigung des Klosters war noch etwas Zeit für einen gemütlichen Spaziergang entlang der Stadtmauer, während sich die Hauptgasse bereits mit vielen Menschen füllte.
Anschließend ging es zur Austernverkostung nach Cancale, die Aussterhauptstadt in der weiten Bucht des Mont-Saint-Michel. Hier erwarteten uns Austern so frisch, wie nirgendwo sonst. Sie wurden erst vor ein paar Stunden bei der letzten Ebbe von den Austernfischern geliefert und seit dem am Strand verkauft. Zu Muskateller- bzw. Chardonnay-Wein gab es "Pazifische Felsenaustern" (Huitre creuse) sowie kleine und große "Europäische Austern" (Huitre plat bzw. Pied de cheval).
Nach unserer Rückkehr nach San Malo erkundeten wir die Altstadt von ihrer mächtigen Stadtmauer aus, hörten manches über ihre berühmten Söhne sowie über die einst in ihren Mauern lebenden Entdecker und Korsaren und genossen den Blick über die vorgelagerten Inseln und Forts.

6. Tag Freitag, 30.06.2017 Cap Fréhel, Plomanac'h, Guimiliau


Am Morgen ging es zuerst über die Straßenbrücke der Rance, unter der sich das erste große Gezeitenkrafwerk der Welt verbirgt. Dann kamen wir an dem bekannten Seebad Dinard vorbei und erreichten später die Smaragdküste, die Côte d'Emmeraude.
Hier, an der bis zu 70 m hohen Steilküste, erwartete uns rauhes Küstenwetter. Der Wind pfiff uns gewaltig um die Ohren. Obendrein gab es hin und wieder etwas Nieselregen. Doch bot die ständig wechselnde Wolkenbildung auch für einige Momente etwas Sonne. Das Wetter tat dieser großartigen Naturszenerie indessen kaum Abbruch. Rings um den alten Leuchtturm waren die Steine bedeckt mit violett blühender Erika und gelbem Ginster. Über den benachbarten schroffen Felsklippen umkreisten große Möwen kreischend ihre Kolonien.
Heute fuhren wir von Küste zu Küste, denn nun ging es weiter zur Granitküste - der Côte d'Granit Rose. Bei Perros Guirec verdüsterte regnerisches Wetter die Fotoperspektive und auch in Ploumanac'h war Regenkleidung angebracht. Dennoch erkundeten einige Gäste unverdrossen ein Stück des alten Zöllnerpfades mit seinen spektakulären Felsenlandschaft aus Granitfelsen, deren bizarre Formen die Fantasie der Menschen schon immer zu abenteuerlichen Vergleichen angeregt haben. Auf unserer Weiterfahrt kamen wir in das Departement Finistère, wo wir uns in Guimiliau trotz heftigen Regens einen der berühmtesten Kalvarienberge der Bretagne betrachteten. Dieser zwischen 1581 und 1588 geschaffene Kalvarienberg zeigt unter einem mächtigen Kreuz ca. 200 Figuren in eindrucksvollen Szenen der Passion. Auch das ehemalige Beinhaus und die aus dem 16. Jahrhundert stammende Kirche mit ihrer reichen Ausstattung lohnte einen Blick. Am Abend erreichten wir unser Hotel Mercure in Quimper, in dem wir uns wieder für zwei Nächte einrichten konnten.

7. Tag, Samstag, 01.07.2017 Locronon und Pointe du Raz


Ein fakultativer Ausflug in die historische Landschaft der Cornouaille führte unsere Gruppe am Samstag morgen zunächst nach Locronan. Das Dorf wurde benannt nach dem Heiligen Ronan, einem im 7. Jahrhundert aus Irland in die Bretagne gekommenen Mönch, der in der Kirche von Locronan begraben ist. Im ausgehenden Mittelalter und in der Renaissance spezialisierte sich der Ort auf die Herstellung von Segeltuch und stattete damit nicht nur bretonische Segler sondern auch die Schiffe der Königlichen Marine Frankreichs aus. Seit dieser Blütezeit blieb Locronan nahezu unverändert erhalten und gilt seitdem mit seinen malerischen Renaissance-Gebäuden aus Granitstein und seinem stimmungsvollen Marktplatz als schönstes Dorf der Bretagne. Kein Wunder also, dass Locronan vor einigen Jahren als Drehort entdeckt wurde - z.B. für den Film "Tess" von Roman Polanski mit Nastassja Kinski in der Hauptrolle.
Anschließend ging es an Douarnenez vorbei zum Cap Sizun. Die extrem zugespitzte Landzunge reicht ca. 30 km in den Atlantischen Ozean hinein und trennt die Iroise See im Norden von der Keltischen See. Unser Ziel hieß Pointe du Raz - der spektakuläre westlicher Ausläufer des Caps. Mit ihren starken Gezeitenströme und zahlreiche Klippen bildete sie einst eine lebensgefährliche Passage für die Schiffahrt. Heute erreichen die Schiffe in einem großen Bogen die ca. 8. km westlich liegende Ile de Sein. Hier war der Himmel strahlend blau und wirkte nach dem Wetter gestern wie leer geputzt. Gestochen scharf konnte man nicht nur die Île de Sein sondern auch den entfernteren Leuchtturm Phare de Tévennec sehen. Nach diesem großartigen Naturschauspiel an der Pointe du Raz fuhren wir entlang der südlichen Küste des Cap Sizun zurück nach Quimper, um am Nachmittag noch die Hauptstadt der Cornouaille mit ihrer Cathédrale Saint Corentin und ihren stimmungsvollen Gassen und Plätzen zu erkunden.

8. Tag, Sonntag, 02.07.2017 Concarneau, Carnac, Golf vom Morbihan, Vannes


Früh am Morgen verließen wir Quimper um zuerst die alte Festungsstadt Concarneau zu besuchen. Sie war in der Geschichte eine der wichtigsten Festungen der Bretagne und liegt mitten im Fischereihafen. Im 12. Jahrhundert wurde die einstige Insel durch eine Brücke mit dem Festland verbunden. Seit 1905, als die Sardinenschwärme plötzlich ausblieben, feiert man hier jedes Jahr Mitte August das "Festival der blauen Netze" (Fête des Filets Bleus). Nach einer Besichtigung der Festungsstadt setzten wir Reise auf der Schnellstraße A 165 in Richtung Vannes fort. Unterwegs kamen wir an Pont-Aven vorbei, wo sich ab 1886 um Paul Gauguin und Émile Bernard die sogenannte "Schule von Pont-Aven" gründete. In Abkehr vom Impressionismus wurde seinerzeit in dem bretonischen Dorf die Grundlagen der für die Moderne Kunst geschaffen, die der inneren Welt des Malers unabhängig von der Wirklichkeit dem Vorrang gab und seine malerischen Mittel auf das Wesentliche reduzierte. Unser nächstes Ziel lag heute im Departement Morbihan und führte uns Jahrtausende zurück in die Jungsteinzeit. Die Steinreihen (Alignements) von Carnac entstanden zwischen dem 5. und dem 3. Jahrtausend. In Le Ménec umfassen sie 1050 Steine, die sich über eine Länge von 950 m erstrecken. Hier enden die 11 Reihen der bis zu 4 Meter hohen Menhire. Die Deutung der gesamten Megalitanlage von Carnac liegt noch immer im Dunkeln. Sicher ist jedoch, dass es sich hier um eine der ältesten Kultstätten der Menschheitsgeschichte handelt.
Am Nachmittag erreichten wir Vannes, die Hauptstadt des Départements Morbihan. Unsere örtliche Stadtführerin zeigte uns die schönsten Ecken der hervorragend erhaltenen malerischen Altstadt und erzählte uns spannende Begebenheiten aus der großartigen Vergangenheit dieser Stadt. Hier begann die Geschichte der selbständigen Bretagne als Königreich unter Nominoë im 9. Jahrhundert und später als Herzogtum. 1532 wurde ebenfalls hier das Ende ihrer Selbständigkeit besiegelt durch ein Treffen des französischen Köngis Franz I mit den bretonischen Ständen. Vor dem Abendessen blieb heute noch genügend Zeit zum Ausruhen oder für einen individuellen Stadtbummel.

9. Tag, Montag, 03.07.2017 Angers, Chartres, Pariser Raum


Am Montag hieß es nun Abschied nehmen von der Bretagne. Bei la Roche-Bernardt fuhren wir über den Fluss Vilaine, der jahrhundertelang die Grenze der Bretagne bildete und heute die Grenze zur Region Pays de la Loire markiert. Wir kamen an der alten bretonischen Residenz- und Handelsstadt Nantes, heute Hauptstadt dieser Region, vorbei und erreichten bald darauf Angers. Die Stadt an der Maine war einst Hauptstadt des Anjou, deren Blütezeit im 12. Jahrhundert unter den mächtigen Herzögen von Plantagenet begann und 1480 mit dem Tod von König Réne, des letzten Herzogs des Anjou, endete. Aus der Zeit der Regentschaft der Blanka von Kastilien und ihres Sohnes Karl von Anjou blieb bis heute eine beeindruckende Festung erhalten, die das Herzogtum von Angriffen der Bretonen schützen sollte. Auf dem Gelände dieser Festung befindet sich heute in einem Anfang der 50ger Jahre errichteten Museum der Teppichzyklus zur Apokalypse - einem Text aus dem Johannesevangelium des Neuen Testaments. Er wurde im Auftrag von Herzog Ludwig I. von Anjou, Bruder des Köngis Karl V., nach Entwürfen des königlichen Hofmalers Jean de Bruges 1373-1380 in der Pariser Werkstatt von Nicolas Bataille gewebt. Dieses faszinierende Kunstwerk gilt als einer der ältesten erhaltenen und qualitätvollsten Bildzyklen dieser Größe überhaupt. Während sich einige aus unserer Gruppe der Festung und der Ausstellung des Wandtteppichs zu wandten, nutzten andere die Zeit, um durch die schöne Altstadt von Anjou zu spazieren bzw. dort eine Mittagspause einzulegen. Auf unserer Weiterfahrt in Richtung Paris wartete noch eine großartige Sehenswürdigkeiten auf uns: Chartres mit seiner weltberühmten Kathedrale, die Vorbild für viele später erbauten Kathedralen, vor allem in Deutschland, wurde. Die Renovierungsarbeiten, die noch im vergangenen Jahr das Mittelschiff teilweise mit Gerüsten verdeckten, waren zum Glück inzwischen abgeschlossen. So konnten wir nicht nur vom Inneren der Kathedrale einen vollständigen Eindruck gewinnen sondern auch das Stein-Labyrinth im Fußboden sehen. Mit dem ältesten Zeugnisse gotischer Bauplastik am Westportal, ihrer formvollendete, original erhaltenen Architektur und nicht zuletzt die Glasfensterzyklen in den Seitenschiffen und im Chor, die zu den ältesten und qualitätvollsten Zeugnissen der französischen Glasmalerei gehören, nimmt diese Kathedrale eine besonders hervorragende Stellung in der Kathedralbaukunst Frankreichs ein.
Anschließend bot sich noch einmal ein Gelegenheit für eine Kaffee auf dem Kathedralplatz, einem der schönsten Plätze in Frankreich, oder einem kleinen Rundgang durch die Altstadt. Am Abend erreichten wir dann das letzte Hotel unserer Reise im Pariser Vorort Créteil.

10. Tag Dienstag, 04.07.2017 Heimreise vom Pariser Großraum nach Dresden

Nach dem Frühstück hieß es nun zum letzten Mal: die Koffer in den Bus laden und abfahren. Während der Fahrt gab es noch einiges zur hören über Paris, die aktuelle Wirtschaftsituation in Frankreich sowie über einzelne Begebenheiten der Geschichte Frankreichs, an die manche Schilder an der Autobahn erinnerten. Später überwogen die Müdigkeit oder die Gespräche über das, was zu Haus kommen wird. Unser Busfahrer Bernd, der uns während der gesamten Reise sehr versiert und sicher von Ort zu Ort brachte, fuhr uns auch am letzten Tag sicher zurück. Leider erreichten wir jedoch aufgrund des zeitweise hohen Verkehrsaufkommens und vieler Staus all unsere Ausstiegsziele mit Verspätung, was aber angesichts einer Rückreise ca. 1100 km kaum verwunderlich ist.

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Kommentare zum Reisebericht

Dieser Reisebericht ist auch für Außenstehende sehr informativ und allumfassend - einfach perfekt.

Walter, Horst und Irit
17.07.2017