Reisebericht: Rundreise Frankreich – Normandie und Bretagne

06.05. – 15.05.2018, 10 Tage Rundreise mit Metz – Verdun – Rouen – Etretat – Honfleur – Caen – Landungsstrände – Mont St. Michel – St. Malo – Carnac – Vannes – Chartres


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Während unserer Reise durch die Normandie und die Bretagne sahen wir Städte voller Geschichte, beeindruckende Kathedralen und faszinierende Küstenlandschaften. Daneben erwarteten uns an Frankreichs nordwestlichen Küsten kulinarische Genüsse vom Feinsten.
Ein Reisebericht von
Beate Schroedter
Beate Schroedter

1. Tag Sonntag, 06.05.2018 Anreise nach Metz

Am frühen Sonntag morgen begann unsere Reise mit einem ersten Reisegast am Dresdner Flughafen. Nach weiteren Zustiegen in Kesselsdorf sowie an den Autobahnausfahrten Nossen, Chemnitz, Meerane und Weimar-Gelmerode fuhr unser Busfahrer flott durch Hessen, an der Skyline von Frankfurt a. Main vorbei durch Rheinlandpfalz und das Saarland nach Frankreich. Bereits kurz nach 16.00 erreichten wir Metz, die Hauptstadt der französischen Region Lorraine (dt. Lothringen). Bei einem kleinen Rundgang durch die Altstadt zog uns zuerst die monumentale Kathedrale St.-Étienne mit ihren beeindruckenden Kunstwerken in ihren Bann. Das 1220 begonnene Bauwerk besitzt das dritthöchste Kirchengewölbe Frankreichs und ist für seinen reichen Schatz an Glasfensterzyklen von 13. bis zum 20. Jahrhundert bekannt. Im warmen Licht des späteren Nachmittags kamen hier besonders prachtvoll die Glasfenster Marc Chagalls zur Geltung. Anschließend schlenderten wir durch enge Gassen und spazierten über die Mosel zur Place de la Comédie. Von dort fuhren wir mit unserem Bus zum Hotel Kyriad in der Altstadt, wo wir nach einem langen Anfahrtstag übernachteten.

2. Tag Montag, 07.05.2018 Schlachtfelder von Verdun, Rouen

Nach unserer ersten Übernachtung in Frankreich und einem guten Frühstück im Hotel stiegen wir wieder in den Bus und fuhren nach Verdun. Dort erwartete uns bereits unser örtlicher Fremdenführer Monsieur Lenhard, der uns zuerst mit der Geschichte der uralten Stadt Verdun vertraut machte. Danach wurden jedoch die Orte und Ereignissen des Kriegsjahres 1916 zum beherrschenden Thema des Vormittags. Mit unserm Bus fuhren wir zum Fort Douaumont, um das 1916 erbittert gekämpft wurde und besichtigten wir die Anlage, die bis heute ein bitteres Zeugnis für die Grausamkeit an den Fronten des 1. Weltkriegs und für die schockierenden Lebensumständen der Soldaten im Fort Douaumont ablegt. Dann fuhren wir an Schlachtfeldern des 1. Weltkriegs vorbei zum 1932 eingeweihten Beinhaus vom Douaumont. Hier werden die sterblichen Überreste von 130.000 nicht identifizierten französischen und deutschen Soldaten aufbewahrt.
Nach diesen tiefen Eindrücken setzten wir am Mittag unsere Reise durch die Lorraine fort. Zur Mittagszeit erreichten die Region der Champagne und legten in der Nähe von Reims, der Hauptstadt der Region Champagne-Ardennen, die für weltberühmte Kathedrale bekannt ist, unsere Mittagspause ein. Anschließend ging es auf der Nationalstraße weiter in Richtung Normandie. Da wir mit vielen Menschen in der Welt in diesem Jahr an den Ende des I. Weltkriegs vor einhundert Jahren gedenken, haben wir bei Compiègne den weltberühmten Eisenbahnwaggon besucht. Dort wurde am 11.11.1918 der Waffenstillstand zwischen Deutschland und Frankreich unterzeichnet wurde, der zur Beendigung des 1. Weltkriegs führte. Aber schon knapp 22 Jahre später, am 22.6.1940 wurde hier die Kapitulation Frankreichs vor Hitlerdeutschland unterzeichnet, welche die teilweise Besetzung Frankreich durch die deutschen Truppen legitimierte. Der in der Zwischenzeit in einem Museum verbrachte Eisenbahnwaggon wurde auf Befehl Hitlers zu diesem Zweck wieder hier aufgestellt. Nach dem Besuch des kleinen Museums, das um den Eisenbahnwagen herum gebaut wurde, setzten wir unsere Fahrt in die Normandie fort. Am Abend erreichte wir unser Hotel Novotel Rouen Sud in St. Etienne du Rouvray, einem südlichen Vorort von Rouen.

3. Tag Dienstag, 08.05. 2018 Rouen, Étretat, Le Havre

Nach einer kurzen Busfahrt vom Hotel zur Altstadt Rouens, der Hauptstadt der Normandie, erwartete uns dort unsere örtliche Stadtführerin Françoise. Sie brachte uns die Geschichte dieser altehrwürdigen Stadt nahe, zeigten uns die Kathedrale Notre-Dame, den spätgotischen, nach der Kriegszerstörung wieder aufgebauten Justitzpalast, malerische Ecken der Altstadt sowie den alten Markt mit der 1979 erbauten und Jeanne-d'Arc geweihten Kirche. Ihr größter Schatz ist ein wunderschöner Glasfensterzyklus, der aus der 1944 zerstörten Kirche St. Vincent stammte. Neben der Kirche erinnert ein 20 m hohes Kreuz an die Verbrennung Jeanne d'Arcs am 30.5.1431 auf einem an dieser Stelle aufgerichteten Scheiterhaufen.
Nach der Mittagspause in Rouen brachen wir zur Côte d'Abatre auf - der nach seinen hellen Kreidefelsen benannte Küstenabschnitt der Oberen Normandie. Diese Küste lockt mit ihren beeindruckenden Kreidefelsen und ihren steinigen Stränden. Die hellen Felswände der "Falaise d'Aval" links und der "Falaise d'Amont" rechts mit ihren eingelagerten Feuersteinbändern bieten besonders von oben ein charakteristisches Motiv, das schon Generationen von Maler faszinierte.
Am späten Nachmittag steuerten wir mit unserem Bus die große Hafenstadt Le Havre an, die man auch das "Tor zum Ozean" nennt. Die im II. Weltkrieg nahezu vollständig zerstörte Stadt wurde in den 50/60ger Jahren nach Plänen des berühmten Architekten Auguste Perret vollkommen neu aufgebaut. Seit Juli 2005 ist sie als UNESCO Weltkulturerbe anerkannt.
Hier bezogen wir unser zentral am Bassin du Commerce gelegenes Hotel. Am Abend gingen wir an diesem alten Hafenbassin entlang zum Restaurant "Le Bistrot des Halles", wo wir in einem wunderschönen Ambiente vorzüglich speisten. Es gab "Aile de Raie" (Rochen), den man nur hier an der normannischen Küste so lecker zubereitet bekommen kann.

4. Tag Mittwoch, 09.05.2018 Pont de Normandie, Calvadosprobe, Honfleur, Arromanches

Kurz nach unserer Abreise aus Le Havre erlebten wir heute morgen unsere erste Attraktion: die atemberaubend schöne "Pont de Normandie". Zur Zeit ihrer Errichtung 1988-1994 war sie mit einer Länge von 2.241 Metern und einer Hauptspannweite von 854 Metern die größte Schrägseilbrücke der Welt. Nach einem Fotostopp fuhren wir über die "Pont de Normandie" und waren fasziniert von der Leichtigkeit und Eleganz dieser mächtigen Konstruktion.
Dann ging es ins Pays d'Auge - dem malerischen Hinterland der Blumenküste. Im Château de Breuil erlebten wir eine interessante Führung durch die Calvados-Brennerei und das Lager der Fässer, wo uns ein sehr ansprechendes Video über die Herstellung des Calvados erwartete. Der Appetit auf Calvados war nun auf angenehmste Weise geweckt für die anschließende Verkostung. Beschwingt durch den köstliche Calvados und den Pommeau fuhren wir dann in das alte Hafenstädtchen Honfleur, von dem einst Kapitäne wie Samuel de Champlain in die Neue Welt aufbrachen. Viele Jahrhunderte lang florierte hier der Überseehandel mit Kanada und Brasilien. Mitte des 19. Jahrhunderts kamen die jungen Künstler aus der Hauptstadt, die sich der frühimpressionistischen Landschaftsmalerei verschrieben hatten und gründeten zusammen mit dem Maler Eugène Boudin in der Ferme Saint-Siméon bei Honfleur eine kleine Künstlerkolonie. Ende des 19. Jahrhunderts sollte der Musiker und Komponist Eric Satie, der bis heute berühmteste Sohn der Stadt, das Pariser Musikleben kräftig aufmischen. Wir erkunden gemeinsam das Stadtviertel um den Alten Hafen und die von Schiffszimmermeistern aus Holz errichtete Kirche Ste Chaterine. Hier fand gerade ein Wochenmarkt statt, auf dem man nicht nur prächtige Fische bewundern sondern auch leckere Crêpes und Galettes essen konnte.
Nach der Mittagspause ging es zur Côte de Nacre nach Arromanches. Hier befand sich einer der Landungsstrände der Alliierten, wo am 6.6.1944 unter unvorstellbar hohen Opfern die Befreiung Frankreichs und Westeuropas vom Faschismus begann. Nur wenige Tage später wurde hier der Mulberry Hafen angelegt, über den die ersten Transporte der Alliierten gingen.
Am späten Nachmittag fuhren wir durch die wunderschöne Heckenlandschaften der Unteren Normandie und am Mont-Saint-Michel vorbei in die Bretagne. In St. Malo quartierten wir uns für die nächsten zwei Tage in einem Hotel ein, das dem direkt Strand gegenüber an der Küstenstraße lag.

5.Tag Donnerstag, 10.05.2018 Mont–Saint–Michel, Cancale, St. Malo

Heute morgen ging es noch mal zurück in die Normandie, um die berühmten Abtei des Mont-Saint-Michel, die auch als "Wunder des Abendlandes" bekannt ist, zu besichtigen. Vom Busparkplatz gingen wir zur Haltestelle des Shuttlebusses, der uns über die neue Stelzenbrücke zum Klosterberg brachte. Unser gemächlicher Aufstieg über die immer steiler werdende Grande Rue und führte schließlich über viele Treppen hinauf zum Eingang der Abtei. Ausgerüstet mit einem Audioguide, der uns viele interessante Informationen zur Geschichte der Abtei bot, besichtigten wir dann die ehrwürdigen Räumlichkeiten dieser legendären Abtei. Nach dieser Besichtigung spazierten wir gemütlich entlang der Stadtmauer wieder hinunter, während sich in der Hauptgasse bereits vielen Menschen tummelten.
Anschließend ging es zur Austernverkostung nach Cancale, die Aussterhauptstadt in der weiten Bucht des Mont-Saint-Michel. Zum Glück hielt das Wetter und so konnten wir mit Blick aufs Meer Austern essen so frisch, wie nirgendwo sonst. Sie wurden erst vor ein paar Stunden bei der letzten Ebbe von den Austernfischern geliefert und seit dem am Strand verkauft. Es gab "Pazifische Felsenaustern" (Huitre creuse) sowie kleine und große "Europäische Austern" (Huitre plat bzw. Pied de cheval) mit Zitrone. Dazu gab es Baguette sowie Muskateller- und Chardonnay-Wein. Für manchen von uns war das Essen von Austern eine kulinarische Premiere, für manchen der „Kenner" ein spannender Genuss.
Bei unserer Rückkehr nach San Malo stoppte unser Bus in der Nähe der Altstadt, so dass wir am Nachmittag die mächtige Stadtmauer erwandern und wunderbare Aussichten über die vorgelagerten Inseln und Forts genießen konnten.

6. Tag Freitag, 11.05.2018 Cap Fréhel, Plomanac'h, Guimiliau

Am diesem Morgen wartete wieder ein besonderes Brückenbauwerk auf uns, dessen Raffinesse jedoch im Gegensatz zur Pont de Normandie nicht sichtbar ist, sondern sich unter dem Asphalt der Straße und der Wasseroberfläche des Flusses Rance verbirgt. Unter der Straßenbrücke, die über die Rance führt, verbirgt sich nichts weniger als das erste große Gezeitenkraftwerk der Welt. Durch Ausnutzung des hiesigen Tidenhubs von mehr als 8 m kann dieses Kraftwerk mit 24 Generatoren soviel Energie erzeugen, um den Energiebedarf von Rennes, der Hauptstadt der Bretagne mit 223.000 Einwohnern zu decken. Dann ging es an dem bekannten Seebad Dinard, das gegenüber von San Malo liegt, vorbei zur Smaragdküste, der Côte d'Emmeraude.
Hier an der bis zu 70 m hohen Steilküste erwartete uns eine großartige Naturszenerie, die wir bei Sonne und rauen Küstenwinden erlebten. Rings um den alten Leuchtturm waren die Steine bedeckt mit gelbem Ginster und über den benachbarten schroffen Felsklippen umkreisten große Möwen kreischend ihre Kolonien.
Den Küsten der Bretagne blieben wir heute treu, denn nach der Côte d'Emmeraude steuerten wir nun die Granitküste, die Côte d'Granit Rose, an. Nach einem Stopp in Perros Guirec erkundeten wir zu Fuß ein Stück des alten Zöllnerpfades mit seinen spektakulären Felsenlandschaft aus Granitfelsen, deren bizarre Formen die Fantasie der Menschen schon immer angeregt haben.
Nach diesem spektakulären Küstenerlebnis ging es ins Inland, wo wir im Departement Finistère, das Dorf Guimiliau mit einem der berühmtesten Kalvarienberge der Bretagne ansteuerten. Inzwischen hatte der Nieselregen sehr zugenommen und so flüchteten wir in Guimiliau erst mal in die Kirche. Sie stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist mit einer reichen Ausstattung wie z.B. einer wunderschönen Taufe versehen. Als der Regen etwas nachgelassen hatte, sahen wir uns den zwischen 1581 und 1588 geschaffene Kalvarienberg an. Er zeigt unter einem mächtigen Kreuz ca. 200 Figuren in eindrucksvollen Szenen der Passion. Gegen Abend erreichten wir unser Hotel Escale Océania in Quimper, in dem wir uns wieder für zwei Nächte niederlassen konnten.

7. Tag, Samstag, 12.05.2018 Locronan und Pointe du Raz

Heute am Samstag stand für uns ein fakultativer Ausflug nach Locronan und zur Pointe du Raz auf dem Programm. Das in der historischen Landschaft der Cornouaille gelegene Dorf ist benannt nach dem Heiligen Ronan, einem im 7. Jahrhundert aus Irland in die Bretagne gekommenen Mönch, der in der Kirche von Locronan bestattet wurde. Um die Kirche wuchs später ein Dorf, dass sich im ausgehenden Mittelalter und in der Renaissance auf die Herstellung von Segeltuch spezialisierte. Mit diesem Segeltuch wurden seinerzeit nicht nur bretonische Fischer und Seeleute sondern auch die Schiffe der Königlichen Marine Frankreichs ausgestattet. Seit dieser Blütezeit fiel Locronan gleichsam in einen Dornröschenschlaf und blieb nahezu unverändert erhalten. Es gilt daher seit vielen Jahren schon wegen seiner malerischen Renaissance-Gebäude aus Granitstein und seines stimmungsvollen Marktplatzes als schönstes Dorf der Bretagne. Kein Wunder also, dass Locronan vor einigen Jahren als Drehort entdeckt wurde - z.B. für den Film "Tess" von Roman Polanski mit Nastassja Kinski in der Hauptrolle.
Anschließend ging es am Hafen von Douarnenez vorbei zum Cap Sizun. Die extrem zugespitzte Landzunge reicht ca. 30 km in den Atlantischen Ozean hinein und trennt die Iroise See im Norden von der Keltischen See. Unser Ziel hieß Pointe du Raz - der spektakuläre westlicher Ausläufer des Caps. Mit ihren starken Gezeitenströme und zahlreiche Klippen bildete sie einst eine lebensgefährliche Passage für die Schifffahrt. Heute erreichen die Schiffe in einem großen Bogen die ca. 8. km westlich liegende Ile de Sein. Der Himmel war hier strahlend blau und wirkte nach dem gestrigen Regenwetter wie leer geputzt. Gestochen scharf konnte man nicht nur die Île de Sein sondern auch den entfernteren Leuchtturm Phare de Tévennec sehen. Nach diesem großartigen Naturschauspiel an der Pointe du Raz fuhren wir entlang der südlichen Küste des Cap Sizun zurück nach Quimper, um am Nachmittag noch die Hauptstadt der Cornouaille mit ihrer Cathédrale Saint Corentin und ihren stimmungsvollen Gassen und Plätzen zu genießen.

8. Tag, Sonntag, 13.05.2018 Concarneau, Carnac, Vannes

Früh am Morgen luden wir wieder unsere Koffer in den Bus und verließen Quimper, um zuerst die alte Festungsstadt Concarneau zu besuchen. Sie war in der Geschichte eine der wichtigsten Festungen der Bretagne und liegt mitten im Fischereihafen. Im 12. Jahrhundert wurde die einstige Insel durch eine Brücke mit dem Festland verbunden. Seit 1905, als die Sardinenschwärme plötzlich ausblieben, feiert man hier jedes Jahr Mitte August das "Festival der blauen Netze" (Fête des Filets Bleus). Nach unserer Besichtigung der Festungsstadt setzten wir Reise auf der Schnellstraße A 165 in Richtung Vannes fort. Wenige Minuten später kamen wir an Pont-Aven vorbei, wo sich ab 1886 um Paul Gauguin und Émile Bernard die sogenannte "Schule von Pont-Aven" gründete. In Abkehr vom Impressionismus schufen diese Maler seinerzeit in diesem bretonischen Dorf die Grundlagen für die Moderne Kunst. Diese bestanden darin, das der Maler seiner inneren Welt unabhängig von der Wirklichkeit dem Vorrang gab und seine malerischen Mittel auf die wesentlichen Elemente wie Farbe, Fläche und Linie reduzierte.
Unser nächstes Ziel lag heute im Departement Morbihan und sollte uns Jahrtausende zurück in die Jungsteinzeit führen. Die Steinreihen (Alignements) von Carnac entstanden zwischen dem 5. und dem 3. Jahrtausend. In Le Ménec umfassen sie 1050 Steine, die sich über eine Länge von 950 m erstrecken. Hier enden die 11 Reihen der bis zu 4 Meter hohen Menhire. Die Deutung der gesamten Megalitanlage von Carnac liegt noch immer im Dunkeln. Sicher ist jedoch, dass es sich hier um eine der ältesten Kultstätten der Menschheitsgeschichte handelt.
Am Nachmittag erreichten wir Vannes, die Hauptstadt des Départements Morbihan. Unsere örtliche Stadtführerin zeigte uns trotz eines plötzlich einsetzenden Regengusses die schönsten Ecken der hervorragend erhaltenen malerischen Altstadt und erzählte uns spannende Begebenheiten aus der großartigen Vergangenheit dieser Stadt. Hier begann die Geschichte der selbständigen Bretagne als Königreich unter Nominoë im 9. Jahrhundert und später als Herzogtum. Im Jahre 1532 wurde ebenfalls hier das Ende ihrer Selbständigkeit besiegelt durch ein Treffen des französischen Köngis Franz I mit den bretonischen Ständen. Vor dem Abendessen hatten wir heute noch etwas Zeit zum Ausruhen oder für einen individuellen Stadtbummel in der nur wenige Meter entfernten Altstadt.

9. Tag, Montag, 14.05.2018 Angers, Chartres, Pariser Raum

Am Montagmorgen verließen wir nicht nur die wunderschöne Stadt Vannes sondern nahmen auch Abschied von der Bretagne. Bei la Roche-Bernardt überquerten wir den Fluss Vilaine, der jahrhundertelang die Grenze der Bretagne bildete. Heute markiert er die Grenze zur Region Pays de la Loire. Später kamen wir an der alten bretonischen Residenz- und Handelsstadt Nantes vorbei, heute Hauptstadt dieser Region, und erreichten bald darauf Angers. Die Stadt an der Maine war einst Hauptstadt des Anjou, deren Blütezeit im 12. Jahrhundert unter den mächtigen Herzögen von Plantagenet begann und 1480 mit dem Tod von König Réne, des letzten Herzogs des Anjou, endete. Aus der Zeit der Regentschaft der Blanka von Kastilien und ihres Sohnes Karl von Anjou blieb eine beeindruckende Festung erhalten, die das Herzogtum von Angriffen der Bretonen schützen sollte. Auf ihrem Gelände befindet sich heute in einem Anfang der 50ger Jahre errichteten Museum der Teppichzyklus zur Apokalypse - einem Kapitel aus dem Johannesevangelium des Neuen Testaments. Er wurde im Auftrag von Herzog Ludwig I. von Anjou, Bruder des Köngis Karl V., nach Entwürfen des königlichen Hofmalers Jean de Bruges 1373-1380 in der Pariser Werkstatt von Nicolas Bataille gewebt und gilt als einer der ältesten erhaltenen und qualitätvollsten Bildzyklen in dieser Größe überhaupt. Während einige aus unserer Gruppe die Festung und die Ausstellung des Wandteppichs besichtigten, nutzten andere die Zeit, um durch die schöne Altstadt von Anjou zu spazieren oder dort zum Mittagessen in einem der schönen Restaurants einzukehren.
Auf unserer Weiterfahrt in Richtung Paris steuerten wir mit unserem Bus noch eine großartige Sehenswürdigkeiten an: Chartres mit seiner weltberühmten Kathedrale, die Vorbild für viele später erbauten Kathedralen, vor allem in Deutschland, wurde. Die Renovierungsarbeiten, die noch im vergangenen Jahr das Mittelschiff teilweise mit Gerüsten verdeckten, waren zum Glück inzwischen abgeschlossen. So konnten wir nicht nur vom Inneren der Kathedrale einen vollständigen Eindruck gewinnen sondern auch das Stein-Labyrinth im Fußboden sehen. Mit den ältesten Zeugnissen gotischer Bauplastik am Westportal, ihrer formvollendeten, original erhaltenen Architektur und mit ihren Glasfensterzyklen in den Seitenschiffen und im Chor, die zu den ältesten und qualitätvollsten Zeugnissen der französischen Glasmalerei gehören, nimmt diese Kathedrale eine erstklassige Stellung in der Kathedralbaukunst Frankreichs ein. Nach der Besichtigung der Kathedrale bot sich noch einmal ein Gelegenheit für eine Kaffee auf dem Kathedralplatz, einem der schönsten Plätze Frankreichs, zu einem kleinen Rundgang durch die Altstadt. Am Abend erreichten wir dann das letzte Hotel unserer Reise im Pariser Vorort Créteil.

10. Tag Dienstag, 15.05.2018 Heimreise vom Pariser Großraum nach Dresden

Nach dem Frühstück luden wir nun zum letzten Mal die Koffer in den Bus und begannen unsere Heimreise. Während unserer Fahrt durch die Ils de France, die Champagne und Lothringen bei dichtem Nebel gab es noch einiges zur hören über Paris, über die aktuelle Wirtschaftssituation in Frankreich sowie über einzelne Begebenheiten der Geschichte, an die manche Schilder an der Autobahn erinnerten. Später überwogen in unserem Bus die Gespräche über das, was zu Haus kommen wird. Zum Glück erreichten wir trotz des zeitweise sehr hohen Verkehrsaufkommens all unsere Ausstiegsziele zur geplanten Zeit bzw. nur mit geringfügiger Verspätung, was angesichts einer Strecke von ca. 1100 km erstaunlich ist.

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