Reisebericht: Rundreise Frankreich – Normandie und Bretagne

24.06. – 03.07.2018, 10 Tage Rundreise mit Metz – Verdun – Rouen – Etretat – Honfleur – Caen – Landungsstrände – Mont St. Michel – St. Malo – Carnac – Vannes – Chartres


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Bei wunderbarem Sommerwetter sahen wir während unserer Reise in die Normandie und Bretagne beeindruckende Städte, imposante Kathedralen und faszinierende Küstenlandschaften. Im Nordwesten Frankreichs erwarteten uns auch kulinarische Genüsse vom Feinste
Ein Reisebericht von
Beate Schroedter
Beate Schroedter

1. Tag Sonntag, 24.06.2018 Anreise nach Metz

Am frühen Sonntag morgen starteten wir mit den ersten Reisegästen am Dresdner Flughafen. Der regenreiche Himmel an diesen Morgen sollte sich, je weiter wir nach Westen kamen, allmählich aufhellen. Und so begrüßten wir unsere Reisegäste an den Autobahnausfahrten von Nossen, Chemnitz-Mitte, Gera-Langenberg, Jena, Weimar-Gelmerode und von Neudietendorf bei immer besseren Wetter. Bei strahlendem Sonnenschein stiegen schließlich am Frankfurter Flughafen und auf dem Maxi Autohof in Grünstadt die letzten Reisegäste unserer Gruppe ein. Dann ging es durch Rheinlandpfalz und das Saarland in flottem Tempo nach Frankreich. Als wir kurz nach 17.00 Metz, die Hauptstadt der französischen Region Lorraine (dt. Lothringen), erreichten, gingen wir zuerst zur Kathedrale St.-Etienne, die gerade noch geöffnet war. Das 1220 begonnene Bauwerk besitzt das dritthöchste Kirchengewölbe Frankreichs und ist für seinen reichen Schatz an Glasfensterzyklen von 13. bis zum 20. Jahrhundert bekannt. Im warmen Licht des sonnigen Nachmittags kamen hier besonders prachtvoll die Glasfenster Marc Chagalls zur Geltung.
Anschließend spazierten wir durch enge Gassen und über die Mosel zur Place de la Comédie. Von dort ging es mit unserem Bus zum Hotel Kyriad in der Altstadt, wo wir nach einer langen Anfahrt sehr gut zu Abend speisten und übernachteten.

2. Tag Montag, 25.06.2018 Schlachtfelder von Verdun, Rouen


Nach unserer ersten Nacht in Frankreich und einem guten Frühstück im Hotel fuhren wir nun mit unserem Bus nach Verdun. Dort erwartete uns bereits unsere örtliche Fremdenführerin Madame Meriot. Sie brachte uns zuerst die Geschichte der uralten Stadt Verdun nahe. Dann wandten wir uns den Orten und Ereignissen des Kriegsjahres 1916 zu. Wie fuhren zum Fort Douaumont, um das 1916 erbittert gekämpft wurde und besichtigten wir die Anlage, die bis heute ein bitteres Zeugnis für die Grausamkeit an den Fronten des 1. Weltkriegs und für die schockierenden Lebensumständen der Soldaten im Fort Douaumont ablegt. Anschließend fuhren wir an Schlachtfeldern des 1. Weltkriegs vorbei zum 1932 eingeweihten Beinhaus vom Douaumont. Hier werden die sterblichen Überreste von 130.000 nicht identifizierten französischen und deutschen Soldaten aufbewahrt.
Nach diesen tiefen Eindrücken setzten wir am Mittag unsere Reise durch die Lorraine fort. Zur Mittagszeit erreichten die Region der Champagne. In der Nähe der berühmten Mühle von Valmy, an der die französische Revolutionsarmee am 20. September 1792 den Vormarsch der antifranzösischen Koalitionsarmee nach Paris das erste Mal zum Stehen gebracht und damit ihren ersten Sieg errungen hat, hielten wir an einem Rastplatz zur Mittagspause.
Wieder im Bus gab es eine Überraschung, denn wir bogen plötzlich nach Reims, die Hauptstadt der Region Champagne-Ardennen, ab. Dort besuchten wir die für weltberühmte Kathedrale, die einst die Krönungskirche der französischen König war und bewunderten neben den Glasfenstern von Marc Chagall besonders die 2015 in Gedenken an das Ende des II. Weltkriegs von unserem damaligen Außenminister Frank-Walter Steinmeier und seinem französischen Amtskollegen Laurent Fabius offiziell eingeweihten Glasfenster von Imi Knoebel. Dann erkundeten wir gemeinsam die wunderschöne Innenstadt von Reims sowie die beeindruckende Anlage des Kryptoportikus aus römischer Zeit, die sich unter der heutigen Place de Forum verbirgt.
Nach diesem überraschenden Eindrücken in Reims setzten wir unsere Fahrt in die Normandie fort. Am Abend erreichte wir unser Hotel Novotel Rouen Sud in St. Etienne du Rouvray, einem südlichen Vorort von Rouen.

3. Tag Dienstag, 26.06. 2018 Rouen, Étretat, Le Havre

Am morgen fuhren wir zur Altstadt Rouens, der Hauptstadt der Normandie, wo uns schon unsere örtliche Stadtführerin Françoise erwartete. Sie führte uns in die Geschichte dieser altehrwürdigen Stadt ein, zeigte uns die Kathedrale Notre-Dame und machte uns auf Besonderheiten der Fachwerkbauten in Rouen aufmerksam. Mit ihr entdeckten wir malerische Ecken der Altstadt sowie den alten Markt mit der 1979 erbauten und Jeanne-d'Arc geweihten Kirche. Ihr größter Schatz ist ein wunderschöner Glasfensterzyklus, der aus der 1944 zerstörten Kirche St. Vincent stammte. Neben der Kirche erinnert ein 20 m hohes Kreuz an die Verbrennung Jeanne d'Arcs am 30.5.1431 auf einem an dieser Stelle aufgerichteten Scheiterhaufen.
Nach der Mittagspause in Rouen brachen wir zur Côte d'Abatre auf - der nach seinen hellen Kreidefelsen benannte Küstenabschnitt der Oberen Normandie. Bei diesem sonnigen Wetter freuten wir uns alle, die Küste mit ihren beeindruckenden Kreidefelsen und ihren steinigen Stränden zu erleben. Die hellen Felswände der "Falaise d'Aval" links und der "Falaise d'Amont" rechts mit ihren eingelagerten Feuersteinbändern hoben sich wunderbar vom sonnigen Himmel und tiefblauem Meer ab. Trotz heftiger Windböen war das Erlebnis dieser Küste bei diesem fabelhaften Wetter ein traumhafter Genuss.
Am späten Nachmittag fuhren wir mit unserem Bus in die große Hafenmetropole Le Havre, die man auch das "Tor zum Ozean" nennt. Die im II. Weltkrieg nahezu vollständig zerstörte Stadt wurde in den 50/60ger Jahren nach Plänen des berühmten Architekten Auguste Perret vollkommen neu aufgebaut. Seit Juli 2005 ist sie als UNESCO Weltkulturerbe anerkannt.
Im Zentrum der Stadt am Bassin du Commerce lag das Hotel, in dem wir heute übernachteten. Am frühen Abend gingen wir an diesem alten Hafenbassin entlang zum Restaurant "Le Bistrot des Halles", wo wir in einem wunderschönen Ambiente vorzüglich speisten. Es gab "Aile de Raie" (Rochen), den man nur hier an der normannischen Küste so lecker zubereitet essen kann.

4. Tag Mittwoch, 27.06.2018 Pont de Normandie, Calvadosprobe, Honfleur, Arromanches


Unsere erste Attraktion des Tages erwartete uns schon kurz nach unserer Abreise aus Le Havre: die atemberaubend schöne "Pont de Normandie". Zur Zeit ihrer Errichtung 1988-1994 war sie mit einer Länge von 2.241 Metern und einer Hauptspannweite von 854 Metern die größte Schrägseilbrücke der Welt. Nach einem Fotostopp fuhren wir über die "Pont de Normandie" und waren fasziniert von der Leichtigkeit und Eleganz dieses genialen Brückenbauwerks.
Dann fuhren wir ins Pays d'Auge - dem malerischen Hinterland der Blumenküste. Wir erreichten das Château de Breuil in seiner wunderbaren Parkanlage und wurden hier fachkundig durch die Calvados-Brennerei und das Lager der Fässer geführt. Hier sahen wir zum Abschluss ein Video über die Herstellung des Calvados. Die Neugier auf den Geschmack des Calvados war nun auf angenehmste Weise geweckt für die anschließende Verkostung. Beschwingt durch den köstliche Calvados und den Pommeau fuhren wir dann in das alte Hafenstädtchen Honfleur, von dem einst Kapitäne wie Samuel de Champlain in die Neue Welt aufbrachen. Viele Jahrhunderte lang florierte hier der Überseehandel mit Kanada und Brasilien. Mitte des 19. Jahrhunderts kamen die jungen Künstler aus der Hauptstadt, die sich der frühimpressionistischen Landschaftsmalerei verschrieben hatten und gründeten zusammen mit dem Maler Eugène Boudin in der Ferme Saint-Siméon bei Honfleur eine kleine Künstlerkolonie. Ende des 19. Jahrhunderts sollte der Musiker und Komponist Eric Satie, der bis heute berühmteste Sohn der Stadt, das Pariser Musikleben kräftig aufmischen. Wir erkunden gemeinsam das Stadtviertel um den Alten Hafen und die von Schiffszimmermeistern aus Holz errichtete Kirche Ste Chaterine. Hier fand gerade ein Wochenmarkt statt, auf dem man besonders leckere Crêpes und Galettes essen konnte.
Nach der Mittagspause wollten wir zunächst zur Côte de Nacre nach Arromanches fahren. Eine plötzlich eingetretene Buspanne zwang uns jedoch, erst einmal nach Caen, der Hauptstadt der unteren Normandie, zu fahren. Als wir dort auf dem Parkplatz für Touristikbusse ankamen, arbeitete dort zufällig ein Monteur an einem anderen Reisebus. Mit seiner Hilfe konnte unsere Buspanne zum Glück schnell behoben werden. Während dessen verschafften wir uns einen Eindruck von dieser Stadt und besuchten die Burganlage, die einst von dem Normannenherzog Wilhelm dem Eroberrer errichtet wurde.
Dann entschieden wir trotz unseres Zeitverlustes zu den Landungsstränden der Alliierten an der Côte de Nacre nach Arromanches zu fahren. Hier begann am 6.6.1944 unter unvorstellbar hohen Opfern die Befreiung Frankreichs und Westeuropas vom Faschismus. Nur wenige Tage später wurde hier der Mulberry Hafen angelegt, über den die ersten Transporte der Alliierten gingen.
Nach einem längeren Fotostopp fuhren wir am frühen Abend durch die wunderschöne Heckenlandschaften der Unteren Normandie und am Mont-Saint-Michel vorbei in die Bretagne und erreichten gegen 20.30 unser Hotel in St. Malo. In diesem wunderbar direkt am Meer gelegenen Hotel blieben wir für die nächsten zwei Nächte.

5.Tag Donnerstag, 28.06.2018 Mont–Saint–Michel, Cancale, St. Malo


Heute früh fuhren wir noch einmal ein kleines Stück zurück in die Normandie, um die berühmten Abtei des Mont-Saint-Michel, die auch als "Wunder des Abendlandes" bekannt ist, zu besichtigen. Vom Busparkplatz spazierten wir zur Haltestelle des Shuttlebusses, der uns über die neue Stelzenbrücke zum Klosterberg brachte. In der Klosterstadt angekommen führte unser Weg über die immer steiler werdende Grande Rue und viele Treppen hinauf zum Eingang der Abtei. Mit einem Audioguide, der uns viele interessante Informationen zur Geschichte der Abtei bot, besichtigten wir dann die ehrwürdigen Räumlichkeiten dieser legendären Abtei. Nach dieser Besichtigung gingen wir gemütlich entlang der Stadtmauer wieder hinunter, während sich in der Hauptgasse bereits viele Menschen tummelten.
Anschließend fuhren wir zur Austernverkostung nach Cancale, die Austerhauptstadt in der weiten Bucht des Mont-Saint-Michel. Diesmal war die Ebbe soweit fortgeschritten, dass wir den gesamten Austernpark vor der Küste überblicken konnten. Man konnte wunderbar die Tische mit den darauf gelegten Austerntaschen sehen und die Bewirtschaftung der Anlage verfolgen. Zum Glück hielt auch das Wetter und so konnten wir mit Blick aufs Meer Austern essen so frisch, wie nirgendwo sonst. Sie wurden erst vor kurzem von den Austernfischern geliefert und seit dem am Strand verkauft. Es gab "Pazifische Felsenaustern" (Huitre creuse) sowie kleine und große "Europäische Austern" (Huitre plat bzw. Pied de cheval) mit Zitrone. Dazu gab es Baguette sowie Muskateller- und Chardonnay-Wein. Für manchen von uns war das Essen von Austern eine kulinarische Premiere, für manchen der „Kenner" ein wahrer Genuss.
Bei unserer Rückkehr nach San Malo stoppte unser Bus in der Nähe der Altstadt, so dass einige von uns ausstiegen, um am Nachmittag die stimmungsvolle Altstadt zu besuchen und ihre mächtige Stadtmauer zu erwandern, die wunderbare Aussichten über die vorgelagerten Inseln und Forts bot. Andere Gästen aus unserer Gruppe genossen an diesem Nachmittag ganz in Ruhe den Strand und das Meer.

6. Tag Freitag, 29.06.2018 Cap Fréhel, Plomanac'h, Guimiliau


Auch heute Morgen wartete wieder ein besonderes Brückenbauwerk auf uns, dessen Raffinesse jedoch im Gegensatz zur Pont de Normandie nicht sichtbar ist, sondern sich unter dem Asphalt der Straße und der Wasseroberfläche des Flusses Rance verbirgt. Unter der Straßenbrücke, die über die Rance führt, befindet sich das erste große Gezeitenkraftwerk der Welt. Durch Ausnutzung des hiesigen Tidenhubs von mehr als 8 m kann dieses Kraftwerk mit 24 Generatoren soviel Energie erzeugen, um den Energiebedarf von Rennes, der Hauptstadt der Bretagne mit 223.000 Einwohnern zu decken. Dann ging es an dem bekannten Seebad Dinard, das gegenüber von San Malo liegt, vorbei zur Smaragdküste, der Côte d'Emmeraude.
Hier an der bis zu 70 m hohen Steilküste erwartete uns eine großartige Naturszenerie, die wir bei fabelhaften Wetter erlebten durften. Rings um den alten Leuchtturm waren die Steine bedeckt mit gelbem Ginster und den ersten Zweigen der violetten Erika. Über den benachbarten schroffen Felsklippen umkreisten große Möwen kreischend ihre Kolonien. Auch Lummen wurden von einigen Gästen entdeckt.
Den Küsten der Bretagne blieben wir heute nahe, denn nach der Côte d'Emmeraude steuerten wir nun die Granitküste, die Côte d'Granit Rose, an. Nach einer Mittagspause am Bus in Ploumanac'h wanderten bei wie schönstem Sommerwetter auf dem alten Zöllnerpfad und waren fasziniert der spektakulären Felsenlandschaft, deren bizarre Formen unsere Fantasie zu immer neuen, köstlichen Vergleichen animierte.
Nach diesem Küstenerlebnis fuhren wir ins Departement Finistère, um das Dorf Guimiliau mit einem der berühmtesten Kalvarienberge der Bretagne zu besuchen. Auf dem Weg zum Kalvarienberg durchschreitet man ein hoch aufragendes Tor, das wie ein Triumphtor gestaltet ist. Der Kalvarienberg selbst wurde zwischen 1581 und 1588 geschaffenen. Er zeigt unter einem mächtigen Kreuz ca. 200 Figuren in eindrucksvollen Szenen der Passion. Die Kirche stammt ebenfalls aus dem 16. Jahrhundert und ist mit einer reichen Ausstattung wie z.B. einer wunderschönen Taufe versehen. Am frühen Abend erreichten wir unser Hotel Escale Océania in Quimper, in dem wir wieder für zwei Nächte blieben.

7. Tag, Samstag, 30.06.2018 Locronan und Pointe du Raz


Heute am Samstag stand für uns ein fakultativer Ausflug nach Locronan und zur Pointe du Raz auf dem Programm und fast die gesamte Gruppe war mit von der Partie. Das in der historischen Landschaft der Cornouaille gelegene Dorf ist benannt nach dem Heiligen Ronan, der im 7. Jahrhundert aus Irland in die Bretagne gekommenen war und in der Kirche von Locronan bestattet wurde. Das später um die Kirche herum gewachsene Dorf, spezialisierte sich im ausgehenden Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit auf die Herstellung von Segeltuch. Mit diesem Segeltuch wurden seinerzeit nicht nur bretonische Fischer und Seeleute sondern auch die Schiffe der Königlichen Marine Frankreichs ausgestattet. Seit diesen Jahrhunderten der Blüte fiel Locronan in einen Dornröschenschlaf und blieb mit seinen malerischen Renaissance-Gebäude aus Granitstein und seinem stimmungsvollen Marktplatzes nahezu unverändert erhalten. Vor einigen Jahren wurde Locronan als Drehort entdeckt Über 30 Filme wurden hier inzwischen gedreht, darunter z.B. "Tess" von Roman Polanski mit Nastassja Kinski in der Hauptrolle und „Chouans ! - Revolution und Leidenschaft" von Philippe de Broca mit Sophie Marceau und Philippe Noiret.
Anschließend ging es am Hafen von Douarnenez vorbei zum Cap Sizun. Die extrem zugespitzte Landzunge reicht ca. 30 km in den Atlantischen Ozean hinein und trennt die Iroise See im Norden vom Golf von Biskaya im Süden. Nach einem Fotostopp an der Baie des Trépassés, der Bucht der Verschiedenen, erreichten wir den Parkplatz der Pointe du Raz, der spektakuläre westliche Ausläufer des Caps, zu dem ein ca. 15 minütiger Fußweg führte. Diese durch starken Gezeitenströme und zahlreiche Klippen gebildete Passage war einst lebensgefährlich für die Schifffahrt. Heute erreichen die Schiffe in einem großen Bogen die ca. 8. km westlich liegende Ile de Sein. Die Sicht war so hervorragend, das man nicht nur die Insel Île de Sein und den entfernteren Leuchtturm Phare de Tévennec sehen, sondern sogar die Riffe im Meer vor der Insel erkennen konnte. Nach diesem großartigen Küstenerlebnis an der Pointe du Raz fuhren wir entlang der südlichen Küste des Cap Sizun zurück nach Quimper, Am Nachmittag hatten wir so noch genügend Zeit, um mit Muße die Hauptstadt der Cornouaille mit ihrer Cathédrale Saint Corentin und ihren stimmungsvollen Gassen und Plätzen zu genießen.

8. Tag, Sonntag, 01.07.2018 Concarneau, Carnac, Golf vom Morbihan, Vannes


Schon früh am Morgen sollte es eigentlich los gehen nach Concarneau. Doch da einige Gäste mit ihren Koffern im Fahrstuhl des Hotels stecken blieben und erst von der herbeigerufenen Feuerwehr befreit werden konnten, brachen wir mit einer halben Stunde Verzögerung auf.
Die Altstadt von Concarneau war in der Geschichte eine der wichtigsten Festungen der Bretagne und liegt mitten im Fischereihafen. Im 12. Jahrhundert wurde die einstige Insel durch eine Brücke mit dem Festland verbunden. Die Sardienenfischerei war früher der Haupterwerbszweig der Fischer. Aber im Jahr 1905, als die Sardinenschwärme plötzlich ausblieben, verbreitete sich Armut und Ratlosigkeit. Die Künstler aus dem nahen Pont-Aven kamen darauf hin auf die Idee, ein Fest als Wohltätigkeitsveranstaltung für die Fischer zu organisieren, das schließlich ein voller Erfolg wurde. Seit dem feiert man hier jedes Jahr Mitte August das "Festival der blauen Netze" (Fête des Filets Bleus). Nach unserer Besichtigung der Festungsstadt setzten wir Reise auf der Schnellstraße A 165 in Richtung Vannes fort. Sie führte uns an Pont-Aven vorbei, wo sich ab 1886 um Paul Gauguin und Émile Bernard die sogenannte "Schule von Pont-Aven" gründete. Dies Maler schufen seinerzeit hier nichts weniger als die Grundlagen für die Moderne Kunst. Sie bestanden darin, das der Maler seiner inneren Welt und nicht der Wirklichkeit den Vorrang gab und seine malerischen Mittel auf die wesentlichen Elemente wie Farbe, Fläche und Linie reduzierte.
Wenig später erreichten wir das Departement Morbihan, wo wir die weltweit berühmten, aus der Jungsteinzeit stammenden Megalithanlagen von Carnac besuchten. In Le Ménec, ein Dorf bei Carnac, umfassen die zwischen dem 5. und dem 3. Jahrtausend entstandenen Steinreihen (Alignements) 1050 Steine, die sich über eine Länge von 950 m erstrecken. Hier enden die 11 Reihen der bis zu 4 Meter hohen Menhire. Die Deutung der gesamten Megalithanlage von Carnac liegt noch immer im Dunkeln. Sicher ist jedoch, dass es sich hier um eine der ältesten Kultstätten der Menschheitsgeschichte handelt.
Am Nachmittag erreichten wir Vannes, die Hauptstadt des Départements Morbihan. Unsere örtliche Stadtführerin Kristin erwartete uns schon dort. Sie zeigte uns die schönsten Ecken der hervorragend erhaltenen, wunderschönen Altstadt und erzählte uns spannende Begebenheiten aus der großartigen Vergangenheit dieser Stadt. Hier begann die Geschichte der Bretagne als Königreich unter Nominoë im 9. Jahrhundert, aus dem viele Jahrhunderte hindurch ein selbständiges Herzogtum wurde. 1532 wurde diese Selbständigkeit durch den französischen Köngi Franz I, der mit der letzten Erbin des bretonischen Herzogtums verheiratet war, beendet. Vor dem Abendessen hatten wir heute noch etwas Zeit zum Ausruhen oder für einen kleinen Stadtbummel in der nur wenige Meter entfernten Altstadt.

9. Tag, Montag, 02.07.2018 Angers, Chartres, Pariser Raum


Am Montagmorgen verließen wir Vannes und nahmen Abschied von der Bretagne. Bei la Roche-Bernardt überquerten wir den Fluss Vilaine, der heute die Grenze zur Region Pays de la Loire markiert. Später kamen wir an der alten bretonischen Residenz- und Handelsstadt Nantes vorbei, heute Hauptstadt dieser Region. Bald darauf erreichten wir Angers. Die Stadt am Fluss Maine war einst Hauptstadt des Anjou. Ihre Blütezeit begann im 12. Jahrhundert unter den mächtigen Herzögen von Plantagenet, die zugleich Könige von England waren. Sie endete 1480 mit dem Tod von Herzog Réne, des letzten Herzogs des Anjou. Aus der Zeit der Regentschaft der Blanka von Kastilien und ihres Sohnes Karl von Anjou blieb eine beeindruckende Festung erhalten, die das Herzogtum von Angriffen der Bretonen schützen sollte. Auf dem Gelände der Festung befindet sich heute ein moderner Museumbau, der für die Ausstellung des Teppichzyklus zur Apokalypse - einem Kapitel aus dem Johannesevangelium des Neuen Testaments, gebaut wurde. Dieser Zyklus wurde im Auftrag von Herzog Ludwig I. von Anjou, Bruder des Königs Karl V., nach Entwürfen des königlichen Hofmalers Jean de Bruges 1373-1380 in der Pariser Werkstatt von Nicolas Bataille gewebt. Er gilt als einer der ältesten erhaltenen und bedeutendsten Bildzyklen in dieser Größe überhaupt. Während einige Gäste die Festung und die Ausstellung des Wandteppichs besichtigten, nutzten andere die Zeit, um durch die schöne Altstadt von Angers zu spazieren oder dort zum Mittagessen in einem der schönen Restaurants einzukehren.
Auf unserer Weiterfahrt in Richtung Paris steuerten wir als letzte Sehenswürdigkeit unserer Rundreise die weltberühmte Kathedrale von Chartres an. Sie war Vorbild für viele später erbauten Kathedralen - vor allem in Deutschland. Die Renovierungsarbeiten, für die noch im vergangenen Jahr das Mittelschiff teilweise verdeckt war, sind inzwischen abgeschlossen worden. So konnten wir die Kathedrale von innen vollständig sehen, die in vieler Hinsicht ein Sonderstellung unter den Kathedralen Frankreichs einnimmt. Dies betrifft die ältesten Zeugnissen gotischer Bauplastik am Westportal, ihre formvollendeten, original erhaltenen Architektur und nicht zuletzt ihre Glasfensterzyklen in den Seitenschiffen und im Chor, die zu den ältesten und bedeutendsten Zeugnissen der französischen Glasmalerei gehören. Im Anschluss an die Besichtigung bot sich noch einmal ein Gelegenheit zu einem kleinen Rundgang durch die Altstadt oder ein Glas Wein auf dem Platz der Kathedrale.
Nach mehreren Staus auf dem Autobahnen im Großraum Paris erreichten wir am Abend das letzte Hotel unserer Reise im Pariser Vorort Créteil.

10. Tag Dienstag, 03.07.2018 Heimreise vom Pariser Großraum nach Dresden


Nach dem Frühstück luden wir nun zum letzten Mal die Koffer in den Bus und begannen unsere Heimreise. Mehrere Staus auf den Pariser Autobahnen zu Beginn unserer Reise verzögerten unsere Fahrt zunächst um eine gute halbe Stunde. Dann ging es durch die Regionen Ils de France, Champagne und Lothringen zurück nach Deutschland. Während der Fahrt gab es noch einiges zur hören über Paris, die Dörfer in Frankreich und über die aktuelle Wirtschaftssituation des Landes. Später überwogen in unserem Bus die Müdigkeit nach einer mit so vielen neuen Eindrücken verbundenen Reise. Im Laufe unserer Fahrt konnten wir trotz des zeitweise sehr hohen Verkehrsaufkommens unsere Verspätung allmählich etwas aufholen, so dass wir nach ca. 1100 km unseren letzten Ausstieg nur noch mit geringer Verspätung erreichten. So ging eine spannende Reise in die Normandie und Bretagne bei zumeist allerbestem Wetter mit einigen Abenteuern am Rande des Programms sehr gut zu Ende.

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