Reisebericht: Rundreise Frankreich – Normandie und Bretagne

26.05. – 04.06.2019, 10 Tage Rundreise mit Metz – Verdun – Rouen – Etretat – Honfleur – Caen – Landungsstrände – Mont St. Michel – St. Malo – Carnac – Vannes – Chartres


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Die faszinierenden Landschaften der Normandie und Bretagne verbinden sich mit einer mehr als sechstausendjährigen Geschichte von der Megalithkultur bis zur Landung der Alliierten im II. Weltkrieg
Ein Reisebericht von
Dr. Jürgen Schmeißer

26.05.2019 Anreise nach Metz in Lothringen

Zu 6:00 Uhr trafen sich die ersten drei Gäste in Dresden, um eine 750 Kilometer lange Fahrt durch Mitteldeutschland, Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland bis nach Lothringen anzutreten. Bei Grünstadt in Rheinland-Pfalz stiegen weitere Gäste zu, so dass wir die heutige Sollstärke der Anreise von 23 Gästen erreicht hatten. Es war ein sonniger Tag auf unserer Fahrt von Dresden bis Metz, so dass wir am späten Nachmittag recht locker in der lothringschen Hauptstadt bummeln konnten. Nach unserer Ankunft im Hotel Kyriad in Metz trafen wir uns siebzehn Uhr zu einem kleinen Stadtbummel mit dem Ziel eine der größten französischen Kathedralen, St. Etienne, zu besichtigen. Neben der Höhe beeindruckt die Kathedrale insbesondere durch ihre 6500 m² Glasfenster. Auch wenn das Blau der Fenster auf der rechten Seite zunächst an Chagall erinnert, der Schöpfer dieser Fenster ist Villon; Chagalls Fenster befinden sich im Hochaltar. Kostbar und hoch oben die schwalbennestartig angebaute Orgel aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Bei warmen Wetter bummelten wir zur Insel mit dem Theater - wo Gendarmerie und Polizei scheinbar as zentrale Wahlbüro des Departments beschützten: es sollte zur Europawahl ein Sieg der RN von Frau Le Pen in Frankreich werden.
Abendessen als 3-Gang-Menü mit Quiche Lorrain („Eierschecke mit Schinkenstreifen"), Kalbsragout auf Reis und Bergamottecremtörtchen.

27.05.2019 Verdun, durch die Champagne nach Rouen

Eine Stunde benötigt der Bus über die Autobahn, um von Metz nach Verdun zu kommen. Wir zweigten nach einer Weile ab und nahmen die Staaatsstraße 603, die auf etwas längerer Fahrt aber einen besseren Landschaftseindruck vermittelt. An diesem Tage war es jedoch recht diesig-regnerisch, so dass der Landschaftseindruck eines natürlichen Verteidigungswalls der Franzosen gen Osten nicht ganz so eindrucksvoll wirkte. Bereits auf der Fahrstrecke sieht man erste Hinweisschilder, die an die große Schlacht erinnern, Soldatenfriedhöfe, nach einiger Zeit den Hügelring, der Verdun umgibt und einst hart umkämpft wurde. Mit Klement unserem jungen Führer, fuhren wir zunächst zum Beinhaus, letzter Ruhestätte für die zumeist völlig zerrissenen Körperteile von mehr als 130.000 Gefallener. Nachdem man jahrelang eher bekundete, im Gebeinhaus würden überwiegend die Überreste toter Franzosen liegen, bekennt man sich mittlerweile eher binational zu allen Toten. (Wer will auch bekunden, ob der abgerissene Armknochen ein französischer oder deutscher sei.) . Immer wieder beeindruckend der kurze Film im Keller des Gebeinhauses über das mörderische Geschehen.
Davor der riesige Friedhof für tausende Einzelgräber gefallener Franzosen und Ort des versöhnenden Händedrucks zwischen Mitterand und Kohl. Wenig entfernt liegen die Reste des Forts Douamont. Enge Feuchte in den Gängen und „Räumen" selbst jetzt - unvorstellbar wie es bei stetig verlöschendem Licht, unter Dauerbeschuss, eindringenden Staub und eventuell Giftgas, ohne Wasserversorgung, stinkenden Fäkalienkübeln und überfüllt mit Lebenden, Toten, Leidenden im Jahre 1916 gewesen sein mag...
Eine lange Nachmittagsfahrt führte uns nach Rouen. Wir wählten die Autobahn durch landwirtschaftliches Gebiet und erreichten das Hotel im Vorort von Rouen trotzdem erst nach Sieben. Eine Terrine aus Forelle, sautierte Ente und Profiterolles standen auf dem Küchenplan. .

28.05.2019 Rouen, Etretat, Pont du Normandie, Honfleur

Wir nutzten den aus Erfahrung sinnvollsten Platz zum Ausstieg aus dem Bus in der Nähe der Kathedrale, auch wenn unser Fahrer Jörg rechtsabbiegend Millimeterarbeit leisten musste. Unsere örtliche Reiseleiterin Anne übernahm uns an der Touristinformation zu einem Bummel auf den Spuren der Johanna von Orleans. So begannen wir den Bummel vor und in einer der imposantesten gotischen Kathedralen Frankreichs, sahen den Butterturm, der aus Spenden - oder doch wohl eher aus dem Ablasshandel finanziert wurde - und den hohen, eingerüsteten Helmturm, die übliche gotische Rosette an der Westfront, und in der Kirche die „Parade der Apostel". Unser Bummel führte uns vorbei an schiefwinkligen Fachwerkhäusern der Altstadt zum Justizpalast und weiter zur Rue d' Horologue mit dem bekannten Uhrturm und der wohl ältesten Turmuhr. Weiter ging es zum Alten Markt, jenem Platz, wo 1431 Jeanne d´Arc den Feuertod starb. Eine moderne, flache Kirche steht nun in diesem Areal. Die Park-und Zustiegsmöglichkeiten in Rouen verändern sich jährlichem aber dennoch starteten wir zur Mittagszeit in der Nähe des Martin-Luther-King-Platzes zur Weiterfahrt an die Atlantikküste. Im Sommer ist Etretat recht trublig; zur Maienzeit ist der Touristenstrom noch überschaubar. Am Strand erstreckt sich linker Hand aufsteigend die Steilküste am Falaise d' Aval und rechtsseitig die Falaise d' Amont. Riesige Felsentore öffnen sich im Kalkstein und die von Westen scheinende Sonne produziert leuchtend hellen Fels und (eigentlich) smaragdgrünes Wasser des Ärmelkanals. Wer auf einen der Hügel anstieg - mancher schaffte gar beide - wurde für sein Mühen belohnt und konnte manch schönes Urlaubsbild machen.
Am späten Nachmittag erreichten wir, nach einem Stopp an der Pont du Normandie, das recht pittoreske Honfleur. Da heute kein Kreuzfahrtschiff vor Ort lag, war es ganz angenehm zum Genießen der Renaissancehäuser rund um das alte Hafenbecken. Mancher bummelte auch „hinauf" zur Holzkirche ST. Catherina mit den umgelegten Kielen von Schiffen als Dachkonstruktion.
Durch die nicht mehr blühenden Apfel (Calvados-) Gegend Auge fuhren wir Richtung Caen, wo wir pünktlich zur Abendessenszeit im Hotel Mercure eintrafen.

29.05.2019 Landungsstrände der Normandie

Mit dem Bus ging es von Caen in nur wenigen Kilometern an die Atlantikküste. Um den D-Day, die Landung der Alliierten am 6. Juni 1944 historisch korrekt zu erklären, fuhren wir zunächst zur Pegasusbrücke, wo einst durch britische Soldaten die Ostflanke der Landungsstrände gesichert wurde. Bei unserer Ankunft öffnete sich die Brücke zu einer Schiffsdurchfahrt, so das wir auch die spezifische Brückentechnik kennenlernen konnten.
In Ouistreham umfuhren wir den sechsetagigen Hochbunker, eine Kommandoleitzentrale der deutschen Besatzer. Dann ging es zu den Stränden der Anlandung mit den militärischen Bezeichnungen wie Sword, Juno, Gold und Omaha. Bei Arromanches blickten wir auf die Reste des künstlichen Hafens Mulberry, in dem 1944 binnen weniger Wochen mehr als 200.000 Soldaten und 40.000 Fahrzeuge anlandeten. Im 360° - Kino konnten wir uns einen filmischen Eindruck vom Geschehen und dem folgenden allierten Vormarsch in Frankreich machen. Im nahen Longues sur Mer stoppten wir an den Resten deutscher Bunker mit 152 mm Geschützen. All die bisher besichtigten Punkte waren zumeist Programm bisheriger Eberhardt-Travel-Reisen an die Landungsstrände. Nunmehr ging es in Terrain, das Eberhardt 2019 erstmals so umfangreich im Reiseprogramm besucht.
Wenige Tage vor dem 75. Jubiläum des D-Days waren Franzosen und Briten emsig mit der Vorbereitung der wichtigsten Stad+ndorte des Kampfes für Gedenkfeiern beschäftigt; erste Militaria- oder doch Geschichtsfans kreisten mit alten Autos durch die Gegend. Warum man aber am Strand des Tötens ein Riesenrad zum allgemeinen Gaudi benötigt?
Zu den letzten Jubiläumsfeierlichkeiten wurde am Strand von St.Laurent sur Mer ein beeindruckendes Denkmal von Edelstahlfügeln in den Sand gesetzt, welches wir uns in der ehemaligen Kampfzone OMAHA anschauten. Zeit für einen Beach- Snack und einen Calvados. Auch der Point du Hoc wurde touristenfreundlich ausgebaut und bot uns neben der ehemaligen deutschen Stellung auch eine tolle Sicht auf die See. Von hier ging es landeinwärts zum beeindruckenden deutschen Soldatenfriedhof La Cambe.
Am Kampfabschnitt Utah wurden auch Fallschirmspringer eingesetzt - die Geschichte wird authentisch an der Eglise St. Mer, die wir zum Abschluss unserer Erkundungen besuchten. Sieben Stunden küstennahe Fahrt und Schauen waren jedoch nicht nur auf militärische Aspekte ausgerichtet, sondern führten uns auch durch eine grüne Küstenlandschaft mit sauberen Dörfern und kleinen Schlössern.
Dann waren es noch ein und eine halbe Stunde Busfahrt bis zum Mt. St. Michel, wo wir bei dieser Reise alternativ zu St. Malo im hiesigen Mercure Station machten. Leider blieb der erhoffte Sonnenuntergang bei leichtem Regenwetter ein Produkt unserer Sehnsüchte.

30.05.2019 zu Christi Himmelfahrt auf Mont St. Michel

Am Vortagsabend waren einige Gäste bereits ein Stück in Richtung Mont St. Michel gebummelt und hatten ihn aus dem Meer aufsteigen gesehen; heute war er nun unser direktes Ziel: der Berg des Heiligen Michael.
Die Topauslage eines Hotel am St. Michel ermöglichte uns den Start um 9:00 Uhr ab Hotel.
Da die versandende Fläche rund um den Granitfelsen wasserführender gestaltet wird, fährt der Transferbus - die Navette - bereits seit einigen Jahren über einen Damm und auf einer gewundenen Fahrbahn auf Stelzen, durch die nun das Wasser bei Flut und Stauablass fließen kann. Nach einigen Fußwegminuten standen wir am Tor der Bürgerwehr. Durch das Tor des Königs ging es wie bei einst Millionen Pilgern und heut Touristen durch die Große Straße, dann Treppen hinauf, vorbei an Fast-Food und Souvenirs zur Abtei. Vorher erheischten wir noch einen Blick in die Räume von Mutter Poulard, die einst für Pilger hier Omelett bereitete; heute gibt's auch noch dies nach alten Rezepten aber zu neuen Preisen. Mit einem Audioguide in bester deutscher Sprache ausgerüstet, konnte sich dann jeder individuell die Säle, das Refraktorium und den bestens rekonstruierten Kreuzgang erschließen, bevor er nach wohl einer Stunde den Almosensaal erreichte. Nach der Besichtigung einer der ersten UNESCO-Weltkulturerbestätten und reichlich Freizeit bei kühlen Wetter und Wolkenhimmel ging es mit dem Bus durch Polder nach Cancale - erste Adresse der Gourmets für frische Austern. Auch wir probierten und spülten mit einem Schluck Cidre nach. Weiterfahrt nach St. Malo zum Bummeln in den alten Gassen und auf den Remparts, der Stadtbefestigung mit tollen Aussichten auf das Meer bei Flut, in die Gassen der Stadt und in Wohnzimmer.
Das Abendessen wieder im Hotel Mercure am Mont St. Michel hatte wohl Mutter Poulard empfohlen: Gemüsesuppe, Omelett, Apfelkuchen; zu Christi Himmelfahrt blieb es vegetarisch.

31.05.2019 Cap Frehel, Ploumanac'h, Guimillau

Heute ging es richtig in die Bretagne; von Mont St, Michel zunächst an der Nordküste entlang und später querend im Finistere nach Quimper an der Südküste.
Den meist üblichen Stopp am Gezeitenkraftwerk von Rance - gleich hinter St. Malo - vollzogen wir direkt auf dem Damm über den Kraftwerksanlagen, weil die Brücke zur Durchfahrt von Booten geöffnet wurde. Trotzdem hier ein Hauch Theorie zu Möglichkeiten und Grenzen alternativer Energiegewinnung. An Küstenorten wie Dinard vorbei fuhren wir Richtung Cap Frehel, wo wir entlang der Steilküste entgegen des Uhrzeigersinns (die Sonne im Rücken und so bestes Fotolicht) durch noch nicht blühenden Stechginster zur Capspitze bummelten. Nach der ersten Begegnung mit der Steilküste und dem Meer der Smaragdküste, zog es uns nach Ploumanac'h, dem touristischen Hauptort an der Rosa-Granit-Küste. Durch ein leicht bewältigbares Wegesystem bummelten am Brückenfreitag gefühlt tausende Gäste vorbei an den riesigen, von Eiszeit, Wind und Wellen geformten Gesteinsbrocken. EInige Gäste nutzten die gastronomischen Einrichtungen, um mit einer Galette eine Alternative zur Bordküche zu schaffen. Unsere Weiterfahrt durch die ländliche Bretagne führte uns nach Guimillau. Im abgeschlossenen Pfarrbezirk des kleinen Ortes befindet sich einer der bedeutendsten Kalvarienberge Frankreichs. Mehr als zweihundert Figuren stellen das Leben Jesu und seinen letzten Gang auf Golgata dar. Während sich Reisebücher vorrangig auf den Kalvarienberg beschreibend stürzen, wird oft die Kirche kaum erwähnt. Sie stammt auch aus der Zeit der französischen Renaissance und bereits die feinen Figuren am Portal faszinieren. Ein vierhundert Jahre altes Taufbecken, Altarbilder, die Kanzel voller Holzschnitzereien und eine immerhin dreihundertfünfzig Jahre alte Orgel voller Schnitzereien am Prospekt sind ein unerwartetes Kunstwerk in einem Dorf mit kaum eintausend Einwohnern. Die Weiterfahrt Richtung Quimper, u.a. über Pleyben, erfolgte durch eine kaum in der Bretagne erwartete andschaft mit kahlen Hügelhängen: mancher glaubte sich in den oberen Bereich des Riesengebirges versetzt zu fühlen. Die Einfahrt nach Quimper verlief zügig und so rollten wir -nach erforderlicher Tankstellensuche - nach 19 Uhr unsere Koffer ins Hotel Escale Oceania, nicht weit vom Zusammenfluss („Kemper") von Odet und Steir. Mancher bummelte nach dem Abendessen noch in das in unmittelbarer Nähe befindliche Stadtzentrum.

01.06.2019 Locronon, Confort, Pointe du Raz

Der fakultative Busausflug führte auf das westlichste Kap des Festlandes von Frankreich.
Da wir ein Picnic vereinbart hatten, stoppten wir zunächst am Super U in Plogonnec. Für alle Gäste ein tolle Erfahrung über Angebotsbreite und Frische im Lebensmittelsortiment. Anschließend ging es zum kleinen Dörfchen Locronon, dem einst die Segeltuchweberei Reichtum gebracht hatte und dies wohl dem Heiligen Ronan, einem irischen Mönch verdankt. Heute gehört der Ort zu den schönsten Dörfern Frankreichs. Blauer Himmel und Sonnenschein erhellte die grauen bretonischen Gebäude mit blauen Fensterrahmen und hellem Grün von Pflanzen und eröffnete manches Fotomotiv. Auf unserer Weiterfahrt zum Pointe du Raz tangierten wir Dounanez und stoppten im kleinen Ort Confort mit einer Kirche aus dem 16. Jahrhundert, einem großrädrigen Glockenspiel im Kirchenschiff und einem Kalvarienberg. Gegenüber befindet sich eine ehemalige Dorfschmiede, die in der Saison sonnabneds geöffnet ist und Schauvorführungen gibt.
Bald erreichten wir den großen Parkplatz am Pointe du Raz. Hier entschieden wir uns zunächsst zum nahen Aussichtspunkt mit Blick auf die Biskaya zu gehen, so dass alle ihre läuferischen Potenzen für eine Stundentour abschätzen konnten. Auf ebenem, breitem Weg ging es entlang der Steilküste bis zum Kap. Die Erfahrung, am westlichsten Punkt Frankreichs gewesen zu sein, begossen wir mit zwei Schlucken Rotwein und verkosteten diverse französische Käse. Zur guten Sonnabend-Nachmittagszeit erreichten wir Quimper und sahen noch einige demonstrierende Gelbwesten, die wohl an der Tür der Gendarmerie National klopfen wollten. Sie behinderten uns nicht, so dass jeder individuell die Möglichkeit zum Bummeln hinter der Stadtmauer, nur wenige Schritte entfernt von unserem Hotel, hatte.

02.06.2019 Concarneau, Menhirfelder von Carnac, Vannes

Am frühen Vormittag erreichten wir den Fischerort Concarneau mit seiner einst geschlossenen Stadt, einer Altstadt im Festungsring auf einer Halbinsel im Meer. Ohne Touristen und noch mit geschlossenen Geschäften hat der Ort durchaus seinen Reiz, weil man die ursprüngliche Bausubstanz viel besser erkennen kann als im Gewimmel von Touristen und Auslagen. Auf üblichem Weg durch die Altstadt erreichten wir das Weintor. Der Aufstieg auf die östliche Festungsmauer gelang und so konnten wir gut hinüberschauen zu den traditionellen Gewerken der Stadt Concarneau: Fischereihafen und kleiner Militärhafen. Bei einer Mischung zwischen lockerer Bewölkung und fast_Regenwolken fuhren wir weiter an die Südküste der Bretagne Richtung Carnac. Die Ortsbezeichnung gründet sich auf dem englischen Wort carns für Steine. Vor mehr als fünftausend Jahren stellten hier die Menschen teils behauene Findlinge auf und richteten sie in parallelen Reihen aus. So sind heut noch sechs der sogenannte Menhirfelder nördlich von Carnac mit je ca. 950 - 1150 Steinen zu besichtigen. Im bereits vor Carnac liegenden Feld bei Erdeven kann man sogar zwischen den Steinen gehen und entdeckt Dolmen von fünf bis sieben Metern Höhe, umgeben von Eichenbäumen mit Vogelgezwitscher. Am zeitigen Nachmittag erreichten wir Vannes und starteten zum Stadtrundgang mit Kristin. Im Bereich des alten Hafenbeckens fand in diesem Jahr ein internationales Fischertreffen statt; so brauchten wir uns nicht über einen Stand der Dorschfischer von den Lofoten wundern. Vom alten Hafen zog es uns am Hafentor vorbei in den doppelwandigen Stadtmauerring - heute eine blühende Gartenanlage in französischer Gartenarchitektur - an der Waschstelle vorbei und dann hinauf über den Platz der Ritterturniere zur Kathedrale, immer wieder vorbei an schönen Fachwerkhäusern. Nach sechzehn Uhr und einigen Minuten war Zeit für individuelles Bummeln - leider war die Stadt am Sonntagnachmittag doch recht verweist und das gastronomische Angebot stark auf den Fischerevent konzentriert.

03.05.2019 Angers, Chartres, Pariser Raum

Wir verließen Vannes, die Bretagne folgend bei Nantes und erreichten nach fast drei Stunden Fahrt Anger. Alle Gäste drangen - nach Zahlung der fälligen Gebühr - durch die gewaltige Festungsmauer des Herzogs von Anjou und bestaunten den größten in Europa gewebten Teppich mit Szenen der Apokalypse. Anschließend war durchaus noch Zeit für ein Bummeln in der hübschen Altstadt. Die letzte Kathedrale, die wir besichtigen wollten, wurde vor achthundert Jahren gebaut: die Kathedrale Notre Dame von Chartres - älteste, fast ursprünglich erhaltene Kirche der Hochgotik. Beeindruckend die Lebendigkeit der Figuren an den Portalen, die Glasmalereien unter Verwendung von sächsischem Kobaltblau, die riesigen Rosetten an drei Seiten der Kathedrale, die unterschiedlichen Turmbauten aus zwei Zeitepochen, die durch Restaurierung wieder weiß erstrahlende Chorbarriere mit unzähligen figuralen Darstellungen.
Ob die neuzeitliche helle Rekonstruktion - manches fast im Stile der historisierenden Kirchenmalerei des spätem 19. Jahrhunderts - tatsächlich dem Original entspricht oder ob es nicht besser wäre, alles im Grau zu belassen? Das war (trotzdem) UNESCO-Weltkulturerbe vom Allerfeinsten zum Abschluss einer Perlenkette von Reiseeindrücken. Beim Hinübergehen zum Bus noch ein Blick auf ein Denkmal, das daran erinnert, dass es Frankreich 1789 war, das die allgemeinen Menschenrechte erstmals postulierte. Mit nur wenig Stau erreichten wir unser Novotel in Creteil zur akzeptablen Abendessenszeit.

04.06.2019 von der Seine über den Rhein an die Elbe

Fast 1100 Buskilometer von Paris bis Dresden müssen bewältigt werden; so starteten wir 7:30 Uhr von unserem Hotel im südöstlichen Umfeld von Paris, nachdem wir uns von unseren österreichischen Gästen verabschedet hatten, die von Paris nach Hause flogen. Auf von der Hinfahrt bekannter Strecke ging es durch die Champagne und Lothringen nach Deutschland. In Grünstadt in Rheinland Pfalz dann Verabschiedung weiterer Gäste: wir lagen zeitlich im Plan. Im Raum Frankfurt wurde der Verkehr zähflüssiger, so dass wir doch etwas Zeit verloren. Nach zügiger Fahrt durch Thüringen an einem warmen Sommerabend erreichten wir pünktlich Dresden.
Danke allen Gästen für Richtiges Reisen mit Eberhardt Travel in die Normandie und die Bretagne.

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