Reisebericht: Rundreise Frankreich – Normandie und Bretagne

23.06. – 02.07.2019, 10 Tage Rundreise mit Metz – Verdun – Rouen – Etretat – Honfleur – Caen – Landungsstrände – Mont St. Michel – St. Malo – Carnac – Vannes – Chartres


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Während unserer Reise durch die Normandie und Bretagne erlebten wir malerische Städte, imposante Kathedralen und faszinierende Küstenlandschaften. Daneben besuchten wir Orte, die symbolisch für entscheidende Ereignisse des I. und II. Weltkriegs stehen.
Ein Reisebericht von
Beate Schroedter
Beate Schroedter

1. Tag Sonntag, 23.06.2019 Anreise nach Metz


Noch vor Sonnenaufgang starteten wir am Dresdner Flughafen mit unseren ersten Reisegästen. Bei sonnigem Morgenlicht genossen wir die Fahrt durch die wunderschöne Vogtländische Landschaft und begrüßten später weitere Gäste an den Raststätten und Autohöfen von Chemnitz-Mitte, Meerane, Gera-Langenberg, Teufelstal und Neudietendorf . Nach dem um die Mittagszeit weitere Gäste in Hessen und Rheinland-Pfalz zugestiegen waren, ging es rasch durch das Saarland nach Frankreich. Am späten Nachmittag erreichten wir Metz, die Hauptstadt der historischen Region Lorraine (dt. Lothringen) und der heutigen Region Grand Est. Noch vor dem Check-Inn im Hotel besichtigten wir die prächtige Kathedrale Saint-Etienne, die gerade noch geöffnet war. Das 1220 begonnene, imponierende Bauwerk besitzt das dritthöchste Kirchengewölbe Frankreichs und ist für seine wunderbaren Glasfenster bekannt. Besonders stark beeindruckten uns in der Kathedrale die prachtvollen Glasfenster von Marc Chagall.
Anschließend gingen wir durch die malerischen Gassen der Altstadt, erreichten die weite Esplanade, passierten später eine der ehrwürdigen Moselbrücken und kamen zur Insel Petit Saulcy mit der evangelischen Kirche und dem Operntheater der Stadt Metz. Von dort ging es mit unserem Bus zum Hotel Kyriad in der Altstadt, wo wir nach einem langen Anfahrtstag ein wunderbares Abendmenü genossen.

2. Tag Montag, 24.06.2019 Schlachtfelder von Verdun, Rouen


Nach einem guten Frühstück im Hotel fuhren wir nach Verdun. Dort erwartete uns unsere örtliche Fremdenführerin Madame Meriot. Sie brachte uns kenntnisreich und überzeugend die Orte und Ereignisse des Kriegsjahres 1916 in Verdun nahe. Zuerst fuhren wir mit unserem Bus zum Fort Douaumont, um das 1916 erbittert gekämpft wurde und besichtigten die Anlage. Sie dokumentiert bis heute die Grausamkeit an den Fronten des 1. Weltkriegs und die schockierenden Lebensumständen der Soldaten. Anschließend fuhren wir an Schlachtfeldern des 1. Weltkriegs vorbei zum 1932 eingeweihten Beinhaus vom Douaumont. Hier werden die sterblichen Überreste von 130.000 nicht identifizierten französischen und deutschen Soldaten aufbewahrt.
Betroffen und nachdenklich gestimmt setzten wir am Mittag unsere Reise durch die Landschaften der Lorraine und der Champagne, die seit 2016 zu der Region Grand Est gehören, fort. In der Nähe der berühmten Mühle von Valmy, an der die französische Revolutionsarmee am 20. September 1792 den Vormarsch der antifranzösischen Koalitionsarmee nach Paris zum erste Mal bremste und damit ihren ersten Sieg errang, hielten wir an einem Rastplatz zur Mittagspause. Dann setzten wir unsere Fahrt in die Normandie fort. Am Abend erreichte wir unser Hotel La Berteliére, das oberhalb von Rouen lag - eingebettet in eine idyllische Gartenlandschaft.

3. Tag Dienstag, 25.06. 2019 Rouen, Étretat, Honfleur, Caen


Heute standen gleich vier Attraktionen der Normandie auf unserem Programm. Zuerst ging es in die Altstadt von Rouen, der alten Normannenresidenz und heutigen Hauptstadt der Region Normandie. Nicht nur wir hatten zunächst mit einem großen Stau, der durch eine vorübergehende Autobahnsperrung verursacht worden war, zu kämpfen sondern auch unsere Stadtführerin. So begann unsere Stadtführung mit fast einer halben Stunde Verspätung. Während der Führung besuchten wir die Kathedrale Notre-Dame, durchstreiften enge Gassen und malerische Winkel staunten über die Fachwerkbauten der Altstadt. Wir sahen die berühmte astronomische Uhr, den alten Mark und besuchten abschließend die 1979 erbaute, Jeanne-d'Arc geweihten Kirche. Hier bewunderten wir besonders den prächtigen Glasfensterzyklus, der aus der 1944 zerstörten Kirche St. Vincent stammte. Neben der Kirche erinnert ein 20 m hohes Kreuz an die Verbrennung Jeanne d'Arcs auf einem an dieser Stelle aufgerichteten Scheiterhaufen am 30.5.1431.
Unmittelbar danach ging es an die Côte d'Abatre, der nach seine weißen Kreidefelsen benannten Küstenabschnitt der Oberen Normandie, nach Ètretat. Trotz des bedeckten Himmels beeindruckte uns diese spektakuläre Küste mit ihren Kreidefelsen und ihrem steinigen Strand. Auf der Strandpromenade angekommen erhob sich links von uns die helle Felswand der "Falaise d'Aval" und rechts die der "Falaise d'Amont". Wenn auch die Sonne hinter einer dicken Wolkenschicht versteckt blieb war das Erlebnis dieser Küste großartig.
Am Nachmittag warteten zwei weitere normannische Highlights auf uns. Zunächst fuhren wir zur „Pont de Normandie". Mit einer Länge von 2.241 Metern und einer Hauptspannweite von 854 Metern war sie 1994, im Jahr ihrer Einweihung die größte Schrägseilbrücke der Welt. Nach einem Fotostopp fuhren wir über die "Pont de Normandie" und waren fasziniert von der Leichtigkeit und Eleganz dieses genialen Brückenbauwerks.
Anschließend fuhren wir in das alte Hafenstädtchen Honfleur. Viele Jahrhunderte lang florierte hier der Überseehandel mit Kanada und Brasilien. Mitte des 19. Jahrhundert entdeckten jung Künstler aus Paris das malerischen Städtchen sowie die benachbarten Küstenlandschaften. Sie schufen eine völlig neue Art von Malerei, die man später früh impressionistische Landschaftsmalerei nennen sollte. Zusammen mit dem Maler Eugène Boudin gründeten sie in der Ferme Saint-Siméon bei Honfleur eine kleine Künstlerkolonie. Ende des 19. Jahrhunderts war es jedoch ein Sohn Honfleurs, nämlich Eric Satie, der als genialer Musiker und Komponist nach Paris ging und dem dortigen Musikleben grundlegend neue Impulse geben sollte. Wir sahen den Alten Hafen sowie die von Schiffszimmermeistern aus Holz errichtete Kirche Ste Catherine und genossen anschließend die besondere Stimmung in diesem idyllischen Hafenstädtchen.
Voll von diesen intensiven Eindrücke erreichten wir am Abend unser Hotel in Caen, wo wir heute übernachten sollten.

4. Tag Mittwoch, 26.06.2019 Pont de Normandie, Calvadosprobe, Honfleur, Arromanches


Der heutige Tag stand ganz im Zeichen der Landung der Alliierten am 6.6.1944 an der Küste der Unteren Normandie. Hier begann vor 75 Jahren unter unvorstellbar hohen Opfern unter Soldaten und Zivilisten die Befreiung Frankreichs und Westeuropas vom Faschismus. Die Angriffe erfolgten an der Küste auf einer Länge von 98 km zwischen Ouistreham mit der Mündung der Orne im Osten und Sainte-Mére-Eglise im Westen. Die Namen der einzelnen Landungsabschnitte lauten von Ost nach West SWORD BEACH, JUNO BEACH, GOLD BEACH, OMAHA BEACH und UTAH BEACH.
Zuerst fuhren wir zur berühmten Pegasus-Brücke am Beginn der SWORD BEACH, der östlichsten aller Landungszonen. Sie wurde in der Nacht vom 5. zum 6. Juni 1944 von der britischen 5. Fallschirmjägerbrigade erobert, deren Wappentier das Flügelross Pegasus war. Nach ihm wurde die 1994 neu erbaute Kanalbrücke, die die alte kleinere Brücke ersetzt, benannt.
Dann ging es an dem Hochbunker von Riva Bella, der einst die Verteidigung der Orne-Mündung koordinieren sollte, vorbei an die GOLD BEACH nach Arromanches. Unmittelbar nach der erfolgreichen Landung der Alliierten wurde hier der Mulberry Hafen angelegt, über den die ersten Truppentransporte gingen. Als wir dort eintrafen hatte sich der Nebel leider so stark verdichtet, dass wir keine Aussicht hatten. So gingen einige von uns vom Parkplatz hinunter in den Ort, in dem sich das Museum zur Landung in Arromanches befindet, während andere ins Kino gingen, um den Film über den D-Day zu sehen..
Ebenfalls an der GOLD BEACH sahen wir anschließend in Longues sur Mer eine ehemalige Deutsche Batteriestellung. Sie blieben am 6. Juni trotz der Bombardierungen und des Beschusses durch amerikanische und französische Kreuzer teilweise noch lange intakt und ergaben sich erst am frühen Abend des D-Day. Der 300 m vor den Kasematten installierte Beobachtungsposten und Geschützstand war der Ort einer Szene in dem Film „La Jour le plus long" (dt: Der längste Tag).
Zur Mittagspause fuhren wir an die OMAHA BEACH nach St. Laurent sur Mer und machten an dem am Anlandungsstrand errichteten Flügeldenkmal Rast. Diese Küste konnte, verbunden mit sehr hohen Opfern, erst am 7. Juni 1944 befreit werden.
Nach der Mittagspause fuhren wir zum Point du Hoc, eine Küste, die ebenfalls im Landungsabschnitt der OMAHA BEACH liegt. Hier befanden sich sechs deutsche Stellungen, die die amerikanischen Landungsabschnitte OMAHA BEACH und UTAH BEACH kontrollierten. Um sie auszuschalten erklomm ein Rangerbataillon von 225 Männern mit Seilen und Leitern die Felswände und konnte nach harten Kämpfen am Morgen des D-Day die Klippen einnehmen. Hier wurden sie später jedoch mehrmals von deutschen Truppen beschossen und eingekesselt. Erst in der Nacht zum 8. Juni gelang dem 116. US-Infanterieregiment und einem weiteren US-Rangerbataillon der Durchbruch und damit die vollständige Einnahme dieses Küstenabschnitts.
Anschließend besuchten wir den Deutschen Soldatenfriedhof in La Camble, auf dem heute 21.140 deutsche Gefallene ruhen. Das dazugehörige Informationszentrum widmet sich den Folgen der Kriegshandlungen sowie einzelnen individuellen Schicksalen und zeigt, was der Krieg damals den Menschen antat. Am Tag seiner Eröffnung, am 25.September 1996, wurden die ersten 27 Bäume des benachbarten Friedensparks gepflanzt, der heute und künftig ein lebendiges Zeichen für Versöhnung und des Friedens setzen soll.
Als achtes und letztes Ziel unserer Fahrt zu den Landungsstränden der Alliierten am D-Day gehörte St. Mére Eglise an der UTAH BEACH. Das Dorf sorgte in der Nacht vom 5. zum 6. Juni 1944 weltweit für Schlagzeilen. Kurz vor der Landung der Luftlandetruppen der 82. amerikanischen Airborne Division am Rande des Dorfes, war durch eine Bombe eine Haus im Zentrum des Dorfes in Brand geraten. Die deutschen Besatzer und fast das ganze Dorf war auf den Beinen, um den Brand zu löschen. Als einige der Fallschirmjäger über den gut beleuchteten Stadtplatz nieder gingen, waren sie ein leichtes Ziel für die deutschen Soldaten. Nur einer von ihnen, John Steele kam mit dem Leben davon, als sein Fallschirm an der Spitze des Kirchturms hängen blieb und er vorgab, tot zu sein. Später gelang es ihm, aus seiner Haft zu entfliehen und sich wieder seinem Fallschirminfanterieregiment anzuschließen. Zur Erinnerung an dieses Ereignis ist heute die Puppe eines Fallschirmjägers am Kirchturm befestigt während in der Kirche selbst ein Glasfenster darauf Bezug nimmt.
Zum Abschied aus der Normandie gab es auf dem Busparkplatz von St. Mére Eglise eine improvisierte Calvadosprobe. Dann fuhren wir durch die wunderschöne Heckenlandschaften der Unteren Normandie und am Mont-Saint-Michel vorbei in die Bretagne. Was für eine wunderbare Überraschung, als wir bei unserer Ankunft in St. Malo sahen, dass unser Hotel, in dem wir nun zwei Nächte bleiben würden, direkt am Meer lag.

5.Tag Donnerstag, 27.06.2019 Mont–Saint–Michel, Cancale, St. Malo


Heute früh fuhren wir ohne Gepäck noch einmal ein kleines Stück zurück in die Normandie, um die berühmten Abtei des Mont-Saint-Michel, die auch als "Wunder des Abendlandes" bekannt ist, zu besichtigen. Vom Busparkplatz gingen wir zum Shuttlebusses, der uns über die neue Stelzenbrücke zum Klosterberg brachte. Dort angekommen gingen wir über die immer steiler werdende Grande Rue und viele Treppen hinauf zum Eingang der Abtei. Dann erhielten wir jeweils einen Audioguide, der uns bei der Besichtigung dieser legendären Abtei von Raum zu Raum mit spannenden Informationen begleitete. Anschließend gingen wir entlang der Stadtmauer wieder hinunter, während sich die Hauptgasse bereits mit vielen Menschen füllte.
Am Nachmittag fuhren wir zur Austernverkostung nach Cancale, die Aussternhauptstadt der nördlichen Bretagne an der weiten Bucht des Mont-Saint-Michel. Diesmal war der gesamten Austernpark vor der Küste von der Flut bedeckt, so dass man leider nicht die Tische mit den darauf liegenden Austerntaschen sehen und die Bewirtschaftung der Anlage verfolgen konnte. Zum Glück hielt aber das Wetter und so konnten wir mit Blick aufs Meer Austern essen so frisch, wie nirgendwo sonst. Sie wurden erst vor kurzem von den Austernfischern geliefert und seit dem am Strand verkauft. Es gab "Pazifische Felsenaustern" (Huitre creuse) sowie kleine und große "Europäische Austern" (Huitre plat bzw. Pied de cheval) mit Zitrone. Dazu wurde Baguette sowie Muskateller- und Chardonnay-Wein gereicht. Für manchen von uns war das Essen von Austern eine kulinarische Premiere, für manchen der „Kenner" ein wahrer Genuss.
Bei unserer Rückkehr nach St. Malo stoppte unser Bus in der Nähe der Altstadt, so dass einige von uns ausstiegen, um am Nachmittag die stimmungsvolle Altstadt zu besuchen und ihre mächtige Stadtmauer erwandern, die wunderbare Aussichten über die vorgelagerten Inseln und Forts bot. Andere Gästen aus unserer Gruppe genossen an diesem Nachmittag ausführlich den Strand und das Meer.

6. Tag Freitag, 28.06.2019 Cap Fréhel, Plomanac'h, Guimiliau


Gleich nach unserer Abfahrt wartete ein besonderes Brückenbauwerk auf uns, dessen Raffinesse sich jedoch unter dem Asphalt der Straße und der Wasseroberfläche des Flusses Rance verbirgt. Unter der Straßenbrücke über die Rance befindet sich das erste große Gezeitenkraftwerk der Welt. Durch Ausnutzung des hiesigen Tidenhubs von mehr als 10 m kann dieses Kraftwerk mit 24 Generatoren soviel Energie erzeugen, um den Energiebedarf von Rennes, der Hauptstadt der Bretagne mit 223.000 Einwohnern zu decken.
Dann ging es an dem bekannten Seebad Dinard vorbei zur Smaragdküste, der Côte d'Emmeraude.
An der bis zu 70 m hohen Steilküste des Cap Fréhel erlebten wir eine großartige Naturszenerie. Rings um den alten Leuchtturm breitete sich ein Teppich aus gelbem Ginster und violetter Erika aus. Über den benachbarten schroffen Felsklippen umkreisten große Möwen kreischend ihre Kolonien. Auch Lummen wurden von einigen Gästen entdeckt.
Von dieser Küste ging es dann gleich zur nächsten Küste der Bretagne. Dies sollt nun die Granitküste, die Côte d'Granit Rose, sein. Gegen Mittag kamen wir in Ploumanac'h an. Nach einer Mittagspause am Bus wanderten bei wie schönstem Sommerwetter auf dem alten Zöllnerpfad und waren fasziniert der spektakulären Felsenlandschaft, deren bizarre Formen uns begeisterten.
Nach diesen Eindrücken von der Vielgestaltigkeit bretonischer Küsten erreichten wir das Departement Finistère, um dort das Dorf Guimiliau mit einem der berühmtesten Kalvarienberge der Bretagne zu besuchen. Den Eingang zum umfriedeten Kirchhof, auf dem sich der Kalvarienberg befindet, markiert ein hoch auftragendes Triumphtor. Der Kalvarienberg selbst wurde zwischen 1581 und 1588 geschaffenen. Er zeigt unter einem mächtigen Kreuz ca. 200 Figuren in eindrucksvollen Szenen der Passion. Die Kirche stammt ebenfalls aus dem 16. Jahrhundert und ist mit einer reichen Ausstattung wie z.B. einer wunderschönen Taufe versehen. Am frühen Abend erreichten wir unser Hotel Escale Océania in Quimper, in dem wir wieder für zwei Nächte blieben.

7. Tag, Samstag, 19.06.2019 Locronan und Pointe du Raz


Ein fakultativer Ausflug führte uns heute zunächst nach Locronan. Das in der historischen Landschaft der Cornouaille gelegene Dorf ist benannt nach dem Heiligen Ronan, der im 7. Jahrhundert aus Irland in die Bretagne gekommenen war und in der Kirche von Locronan bestattet wurde. Das später um die Kirche herum gewachsene Dorf, spezialisierte sich im Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit auf die Herstellung von Segeltuch. Mit diesem Segeltuch wurden seinerzeit nicht nur bretonische Fischer und Seeleute sondern auch die Schiffe der Königlichen Marine Frankreichs ausgestattet. Seit diesen Jahrhunderten der Blüte fiel Locronan in einen Dornröschenschlaf und blieb mit seinen malerischen Renaissance-Gebäude aus Granitstein und seinem stimmungsvollen Marktplatzes nahezu unverändert erhalten. Vor vielen Jahren bereits wurde Locronan als Drehort entdeckt. Über 30 Filme sind hier entstanden, darunter die Filme "Tess" von Roman Polanski mit Nastassja Kinski in der Hauptrolle und „Chouans ! - Revolution und Leidenschaft" von Philippe de Broca mit Sophie Marceau und Philippe Noiret.
Während unseres Aufenthalts in Locronan wurde gerade eine Bühne vor der Kirche für die Sonntagsmesse aufgebaut. Viele im Dorf verteilte Aufsteller mit Fotos großer Prozessionen wiesen schon auf die „Große Troménie", eine der wichtigsten Wallfahrten der Bretagne, die nur alle sechs Jahre stattfindet, hin. Am Sonntag in 14 Tagen wird es wieder soweit sein.
Dann fuhren wir an Douarnenez vorbei zum Cap Sizun. Die extrem zugespitzte Landzunge reicht ca. 30 km in den Atlantischen Ozean hinein und trennt die Iroise See im Norden vom Golf von Biskaya im Süden. Nach einem Fotostopp an der Baie des Trépassés, der Bucht der Verschiedenen, erreichten wir den Parkplatz der Pointe du Raz, der spektakuläre westliche Ausläufer des Caps, zu dem vom Parkplatz ein ca. 15 minütiger Fußweg führte. Vor diesem Cap liegen zahlreiche Klippen, die verbunden mit den starken Gezeitenströme einst lebensgefährlich für die Schifffahrt waren. In den vergangenen Jahrhunderten kam es hier zu unzähligen Schiffsbrüchen. Heute erreichen die Schiffe in einem großen Bogen die ca. 8. km westlich liegende Ile de Sein. Die Sicht war zwar etwas neblig. Dennoch konnte man sämtliche Leuchttürme und die gegenüber liegende Insel Île de Sein sehen. Dafür gab es einen beachtlichen Wellengang mit Schaumkronen auf dem Wasser. Nach diesem dramatischen Küstenerlebnis an der Pointe du Raz fuhren wir entlang der südlichen Küste des Cap Sizun durch das Bigoudenland zurück nach Quimper. Am späteren Nachmittag erkundeten wir mit Muße die Hauptstadt der Cornouaille mit ihrer Kathedrale Saint Corentin und ihren stimmungsvollen Gassen und Plätzen.

8. Tag, Sonntag, 30.06.2019 Concarneau, Carnac, Vannes


Am frühen Morgen setzten wir unsere Rundreise durch die Bretagne auf der Schnellstraße N 165 / E 60 nach Süden fort. Unser erstes Ziel hieß heute Concarneau.
Die Altstadt von Concarneau gehörte in der Vergangenheit zu den wichtigsten Festungen der Bretagne. Sie ist bis heute umgeben von einer Festungsmauer und liegt zwischen Fischerei- und Jachthafen. Im 12. Jahrhundert wurde die einstige Insel durch eine Brücke mit dem Festland verbunden. Die Sardienenfischerei war früher der Haupterwerbszweig der Fischer. Als aber 1905 die Sardinenschwärme plötzlich ausblieben, verbreitete sich Armut und Ratlosigkeit in der Stadt. Im nahen Pont-Aven jedoch kamen die Künstler auf die Idee, ein Fest als Wohltätigkeitsveranstaltung für die Fischer zu organisieren. Es wurde ein voller Erfolg. Seit dem feiert man hier jedes Jahr Mitte August das "Festival der blauen Netze" (Fête des Filets Bleus).
Nach unserer Besichtigung fuhren wir an Pont-Aven vorbei, wo sich ab 1886 um Paul Gauguin und Émile Bernard die sogenannte "Schule von Pont-Aven" gründete. Diese Künstler schufen hier mit ihrer Malerei seinerzeit die Grundlagen für die Moderne Kunst.
Wenig später erreichten wir das Departement Morbihan, das weltweit berühmt ist für seine, aus der Jungsteinzeit stammenden Megalithanlagen von Carnac. In Le Ménec, ein Dorf bei Carnac, umfassen die zwischen dem 5. und dem 3. Jahrtausend v. Chr. entstandenen Steinreihen 1050 Steine, die sich über eine Länge von 950 m erstrecken. Hier enden die 11 Reihen der bis zu 4 Meter hohen Menhire. Die Deutung der Megalithanlage von Carnac liegt noch immer im Dunkeln. Sicher ist jedoch, dass es sich hier um eine der ältesten bekannten Kultstätten der Menschheit handelt.
Am Nachmittag erreichten wir Vannes, die Hauptstadt des Départements Morbihan. Unsere örtliche Stadtführerin Kristin erwartete uns schon dort. Sie zeigte uns die schönsten Ecken der wunderschönen Altstadt und erzählte uns Begebenheiten aus der großartigen Vergangenheit dieser Stadt. Hier wurde unter Nominoë im 9. Jahrhundert das Königreich der Bretagne gegründet. Später war die Bretagne viele Jahrhunderte hindurch ein selbständiges Herzogtum. 1532 wurde diese Selbständigkeit durch den französischen König Franz I, der mit der letzten Erbin des bretonischen Herzogtums verheiratet war, beendet. Seit dem gehörte die Bretagne zum Französischen Königreich.
Vor dem Abendessen im Hotel hatten wir heute noch etwas Zeit zum Ausruhen oder für einen kleinen Stadtbummel in der nah gelegenen Altstadt.

9. Tag, Montag, 02.07.2018 Angers, Chartres, Pariser Raum


Früh am Montagmorgen brachen wir in Vannes auf und nahmen später bei La Roche-Bernardt und dem Fluss Vilaine Abschied von der Bretagne. Unterwegs kamen wir an Nantes vorbei. Diese Stadt war eine der alten bretonischen Residenzstädte und ist heute Hauptstadt der Region Pays de la Loire.
Gegen Mittag erreichten wir Angers. Die Stadt am Fluss Maine war einst Hauptstadt des Anjou und gehörte zur Zeit der Plantagenet, die zugleich Könige von England waren, zu dem gigantischen Reich, das von Schottland bis zu den Pyrenäen reichte. In dieser Zeit begann die Blütezeit von Angers. Sie endete 1480 mit dem Tod von Herzog Réne, des letzten Herzogs des Anjou. Aus dem 13. Jahrhundert, der Zeit der Regentschaft der Blanka von Kastilien und ihres Sohnes Karl von Anjou, blieb eine beeindruckende Festung erhalten, die das Herzogtum von Angriffen der Bretonen schützen sollte. Auf Festungshof befindet sich neben den mittelalterlichen Schlossbauten heute ein moderner Museumsbau. Er wurde ausschließlich für die Ausstellung des Teppichzyklus zur Apokalypse des Johannes, dem letzten Buch des Neuen Testaments, gebaut. Dieser Zyklus, wurde im Auftrag von Herzog Ludwig I. von Anjou, Bruder des Königs Karl V., nach Entwürfen des königlichen Hofmalers Jean de Bruges 1373-1380 in der Pariser Werkstatt von Nicolas Bataille gewebt. Er ist der älteste erhaltene und bedeutendste Wandteppichzyklus in dieser Größe.
Während einige Gäste die Festung und die Ausstellung des Wandteppichs besichtigten, nutzten andere die Zeit, um durch die schöne Altstadt von Angers zu spazieren oder dort zum Mittagessen einzukehren.
Während unserer Weiterfahrt nach Paris lag noch eine bedeutende Sehenswürdigkeit auf unserer Strecke. Gemeint ist die weltberühmte Kathedrale von Chartres. Sie war Vorbild für viele später erbauten Kathedralen - vor allem in Deutschland. Die Kathedrale ist seit 1979 UNESCO Weltkulturerbe, da sie ein Schlüsselstellung unter den Kathedralen Frankreichs einnimmt. Dies betrifft die ältesten Zeugnissen gotischer Bauplastik am Westportal, ihre formvollendete, original erhaltene Architektur und nicht zuletzt ihre Glasfensterzyklen in den Seitenschiffen und im Chor, die zu den ältesten und bedeutendsten Zeugnissen der französischen Glasmalerei gehören.
Im Anschluss an die Besichtigung bot sich noch einmal ein Gelegenheit zu einem kleinen Rundgang durch die Altstadt oder ein Glas Wein auf dem Platz der Kathedrale.
Nach mehreren Staus auf dem Autobahnen im Großraum Paris erreichten wir am Abend das letzte Hotel unserer Reise im Pariser Vorort Créteil.

10. Tag Dienstag, 03.07.2018 Heimreise vom Pariser Großraum nach Dresden


Nach dem Frühstück, frühen Morgen luden wir nun zum letzten Mal die Koffer in den Bus und begannen unsere Heimreise. Mehrere Staus auf den Pariser Autobahnen zu Beginn unserer Reise verzögerten unsere Fahrt zunächst um eine gute halbe Stunde. Dann ging es durch die Ils de France, die Champagne und Lothringen zurück nach Deutschland. Während der Fahrt gab es noch einiges zur hören über die Geschichte des französischen Chansons. Im Laufe unserer Fahrt hatten wir immer wieder Verzögerungen, die durch Baustellung oder das hohe Verkehrsaufkommen verursacht wurden. So erreichten wir einige unserer Ausstiegsorte mit einer Verzögerung von bis zu einer Stunde. Dennoch konnten wir zum Schluss unsere Verspätung etwas aufholen, so dass wir nach ca. 1100 km den Dresdner Flughafen nur noch mit einer Verspätung von 35 Min. erreichten. So ging eine schöne Reise durch Lothringen in die Normandie und Bretagne bei zumeist schönem Wetter zu Ende.

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