Reisebericht: Rundreise Frankreich – Normandie und Bretagne

07.07. – 16.07.2019, 10 Tage Rundreise mit Metz – Verdun – Rouen – Etretat – Honfleur – Caen – Landungsstrände – Mont St. Michel – St. Malo – Carnac – Vannes – Chartres


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Bei schönstem Sommerwetter erlebten wir nicht nur malerische Städte, großartige Kathedralen, traumhafte Küsten und ein bretonisches Historienfest. Wir besuchten auch Orte, die symbolisch für entscheidende Ereignisse des I. und II. Weltkriegs stehen.
Ein Reisebericht von
Beate Schroedter
Beate Schroedter

1. Tag Sonntag, 07.07.2019 Anreise nach Metz


Unsere Abreise am frühen Sonntag Morgen begann mit einer erheblichen Verzögerung. Das Transfertaxi eines Gastes hatte sich so verspätet, dass wir 45 Minuten mit der Abfahrt warten mussten. Dann konnten wir endlich unsere Reise mit den ersten Gästen starten. Bei sonnigem Morgenlicht genossen wir unsere Busfahrt durch die wunderschöne sächsische und thüringische Landschaft und begrüßten weitere Gäste an den Raststätten und Autohöfen von Hainichen, Chemnitz-Mitte, Meerane, Teufelstal und Jena. Mit dem letzten Zustieg war unsere Gruppe bereits komplett und gemeinsam ging es nun durch die Bundesländer Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland nach Frankreich. Am frühen Abend erreichten wir Metz, die Hauptstadt der historischen Region Lorraine (dt. Lothringen) und der heutigen Region Grand Est. Da die berühmte Kathedrale Saint-Etienne noch geöffnet war, besuchten wir sie vor dem Check-Inn im Hotel. Das 1220 begonnene Bauwerk beeindruckt durch ihr weiträumiges Mittelschiff. Sant-Etienne hat das dritthöchste Kirchengewölbe Frankreichs und ist besonders für seine wunderbaren Glasfenster bekannt. So standen wir fasziniert vor den wunderbaren Fenstern von Marc Chagall und bewunderten dann die schönen Renaissancefenster der Kathedrale.
Anschließend sahen wir uns in den malerischen Gassen der Altstadt um, spazierten über eine der malerischen Moselbrücken und kamen zur Insel Petit Saulcy mit der evangelischen Kirche und dem Operntheater der Stadt Metz. Dann fuhr uns unser Bus zum am Rande der Altstadt gelegenen Hotel Kyriad, wo wir uns nach einem langen Anfahrtstag bei einem wunderbaren Abendessen stärkten.

2. Tag Montag, 08.07.2019 Schlachtfelder von Verdun, Rouen


Heute morgen ging es nach dem Frühstück zunächst nach Verdun. Dort sollte uns Monsieur Lewerenz, einer der besten Kenner der Kriegsereignisse von Verdun im Jahr 1916, erwarten. Zuerst besuchten wir mit Ihm das 1932 eingeweihte Beinhaus von Verdun. Dort erzählte uns Monsieur Lewerenz über die Bergung der toten Soldaten nach dem Krieg und über die Errichtung des Beinhauses. Hier werden die sterblichen Überreste von 130.000 nicht identifizierten französischen und deutschen Soldaten aufbewahrt. Anschließend sahen wir im Kino des Beinhauses einen Film über das Kriegsjahr 1916 in Verdun, der uns sehr beeindruckte. Dann stiegen wir wieder in den Bus und fuhren an den Laufgräben des I. Weltkrieges entlang zum Fort Douaumont, das 1916 besonders hart umkämpft. Die alte Festungsanlage dokumentiert bis heute die Grausamkeit an den Fronten des 1. Weltkriegs und die schockierenden Lebensumständen der Soldaten.
Gegen Mittag setzten wir nachdenklich gestimmt unsere Reise durch die Landschaften der Lorraine und der Champagne fort. An eine andere Geschichte erinnerte uns später die berühmte Mühle von Valmy, wo wir unsere Mittagspause machte. Hier hatte die französische Revolutionsarmee am 20. September 1792 den Vormarsch der antifranzösischen Koalitionsarmee nach Paris zum erste Mal aufgehalten und damit ihren ersten Sieg errungen.
Als es dann wieder los ging, staunten wir, als wir hörten, dass wir noch einen kleinen Abstecher nach Reims machten. Dort sollten wir die Kathedrale sehen, die in der Vergangenheit hochberühmt war als Krönungsort nahezu aller französischen Könige. Im I. Weltkrieg wurde sie durch das deutsche Militär stark zerstört. In Gedenken an diese Ereignisse stiftete die Bundesregierung 2015 drei Chorfenster, die seitdem eine Chorkapelle der Kathedrale schmücken. Ein weiterer Bezug zum Thema unserer Reise bot die Tatsache, dass am 7. Mai 1945 hier im Reims, im Hauptquartier von General Dwight D. Eisenhower die vollständige Kapitulation der Deutschen Wehrmacht unterzeichnet wurde, die den II. Weltkrieg beendete. Doch welch eine Überraschung, als wir hörten, dass gerade die Tour de France hier erwartet wurde. Die Helden dieses Rennens sahen wir leider nicht, jedoch hatten wir große Mühe angesichts der weiträumigen Absperrungen überhaupt zur Kathedrale zu kommen. Es gelang uns schließlich und wurde für alle zu einem überraschend schönen Erlebnis.
Am späten Nachmittag fuhren wir schließlich weiter in Richtung Normandie und kamen spät am Abend in unserem Hotel in Rouen an.

3. Tag Dienstag, 09.07. 2019 Rouen, Étretat, Honfleur, Caen


Nach einer kurzen Nacht ging es zuerst in die Altstadt von Rouen, der alten Normannenresidenz und heutigen Hauptstadt der Region Normandie. Während unserer Stadtführung in Rouen brachte uns die Stadtführerin Catherine die Geschichte dieser beeindruckenden Stadt nahe. Wir besuchten wir die Kathedrale Notre-Dame, gingen durch enge Gassen, sahen malerische Winkel staunten über die Fachwerkbauten der Altstadt. Wir bewunderten die berühmte astronomische Uhr und besuchten abschließend die 1979 erbaute, Jeanne-d'Arc geweihten Kirche. Hier staunten wir über den prächtigen Glasfensterzyklus, der aus der 1944 zerstörten Kirche St. Vincent stammte. Neben der Kirche erinnert ein 20 m hohes Kreuz an die Verbrennung Jeanne d'Arcs auf einem an dieser Stelle aufgerichteten Scheiterhaufen am 30.5.1431.
Ohne viel Zeit zu verlieren ging es gleich danach an die Côte d'Abatre, dem nach seine weißen Kreidefelsen benannten Küstenabschnitt der Oberen Normandie, nach Étretat. Hier erwartete uns unter strahlend blauem Himmel eine faszinierende Küstenlandschaft. Auf der Strandpromenade erhob sich links die helle Felswand der "Falaise d'Aval" und rechts die der "Falaise d'Amont". Bei diesem Licht war das Erlebnis dieser Küste einzigartig.
Am Nachmittag „eroberten" wir gleich zwei weitere normannische Highlights. Das erste war die „Pont de Normandie", wo wir einen Fotostopp einlegten. Mit einer Länge von 2.241 Metern und einer Hauptspannweite von 854 Metern war sie 1994, im Jahr ihrer Einweihung die größte Schrägseilbrücke der Welt. Anschließend fuhren wir über die "Pont de Normandie" und waren fasziniert von der Leichtigkeit und Eleganz dieses genialen Brückenbauwerks.
Dann ging es in das alte Hafenstädtchen Honfleur. Hier sahen den Alten Hafen sowie die von Schiffszimmermeistern aus Holz errichtete Kirche Ste Catherine und genossen anschließend die besondere Stimmung in diesem idyllischen Hafenstädtchen.
Mit diesen intensiven Eindrücke erreichten wir am Abend unser Hotel in Caen, wo wir nach einem vorzüglichen Abendessen übernachteten.

4. Tag Mittwoch, 10.07.2019 Landungsstrände


Heute sollte es zu den Landungsküsten der Alliierten am 6.6.1944, dem D-Day, gehen. Hier begann vor 75 Jahren unter enorm hohen Opfern unter Soldaten und Zivilisten die Befreiung Frankreichs und Westeuropas vom Faschismus. Die Angriffe erfolgten an der Küste in einem Bereich von 98 km zwischen der Mündung der Orne im Osten und Sainte-Mére-Eglise im Westen. Die Namen der einzelnen Landungsabschnitte lauten von Ost nach West SWORD BEACH, JUNO BEACH, GOLD BEACH, OMAHA BEACH und UTAH BEACH.
Unseren ersten Stopp machten wir bei der berühmten Pegasus-Brücke im Osten der SWORD BEACH, der östlichsten aller Landungszonen. Sie wurde in der Nacht vom 5. zum 6. Juni 1944 von der britischen 5. Fallschirmjägerbrigade erobert, deren Wappentier das Flügelross Pegasus war. Nach ihm wurde die 1994 neu erbaute Kanalbrücke, die die alte kleinere Brücke ersetzt, benannt.
Nach diesem Stopp fuhren an dem Hochbunker von Riva Bella entlang, der einst die Verteidigung der Orne-Mündung koordinieren sollte. Schließlich erreichten wir mit dem Ort Arromanches die GOLD BEACH . Gleich nach der erfolgreichen Landung der Alliierten wurde hier der Mulberry Hafen angelegt, über den die ersten Truppentransporte gingen. Vom Aussichtspunkt hatten wir bei sonnigem Wetter eine prachtvolle Aussicht auf die Relikte der Pontonbrücken im Meer, die einst den provisorischen Hafen bildeten. Während unseres Aufenthaltes gingen einige von uns ins Kino, um den Dokumentarfilm über den D-Day zu sehen oder hinunter in den Ort. Andere zogen es vor, die Aussicht auf die Küste von Oben zu genießen.
An der GOLD BEACH sahen wir später in Longues sur Mer eine ehemalige Deutsche Batteriestellung. Sie blieben am 6. Juni trotz der Bombardierungen und des Beschusses durch amerikanische und französische Kreuzer teilweise noch lange intakt und ergaben sich erst am frühen Abend des D-Day.
Dann ging es weiter zur OMAHA BEACH nach St. Laurent sur Mer. Hier erinnert ein Flügeldenkmal an die amerikanischen Fallschirmspringer, die in der Nacht vor dem D-Day, hinter der Küste landeten. Diese Küste konnte, verbunden mit sehr hohen Opfern, erst am 7. Juni 1944 befreit werden.
Unsere Mittagspause aus der Bordküche legten wir am Point du Hoc, einer Küste, die ebenfalls im Landungsabschnitt der OMAHA BEACH liegt, ein. Hier befanden sich sechs deutsche Stellungen, die die amerikanischen Landungsabschnitte OMAHA BEACH und UTAH BEACH kontrollierten. Um die Landung der US-Infanterie an diesen Küsten nicht zu gefährden, kletterte ein Rangerbataillon von 225 Männern mit Seilen und Leitern die Felswände hinauf und konnte nach harten Kämpfen am Morgen des D-Day die Klippen einnehmen. Dann wurden sie jedoch von deutschen Truppen beschossen und eingekesselt. Erst in der Nacht zum 8. Juni gelang dem 116. US-Infanterieregiment und einem weiteren US-Rangerbataillon der Durchbruch und damit die vollständige Einnahme diese Küstenabschnitts.
Anschließend besuchten wir den Deutschen Soldatenfriedhof in La Camble, auf dem heute 21.140 deutsche Gefallene ruhen. Das dazugehörige Informationszentrum thematisiert die Folgen der Kriegshandlungen unter Soldaten und Zivilisten. Es wurde am 25. 9. 1996 eröffnet. Anlässlich seiner Eröffnung wurden an diesem Tag die ersten 27 Bäume des benachbarten Friedensparks gepflanzt, der heute ein Zeichen für Versöhnung und Frieden setzt.
Das 8. und letzte Ziel unserer Fahrt zu den Landungsstränden der Alliierten am D-Day war St. Mére Eglise an der UTAH BEACH. In der Nacht vor dem D-Day war ein Haus im Zentrum des Dorfes in Brand geraten, als unweit davon gerade die Luftlandetruppen der 82. amerikanischen Airborne Division landeten. Das ganze Dorf, inklusive der deutschen Besatzer, war auf den Beinen, um den Brand zu löschen. Als einige der Fallschirmjäger durch den Wind abgetrieben wurden und über den gut beleuchteten Stadtplatz nieder gingen, waren sie ein leichtes Ziel für die deutschen Soldaten. Nur einer von ihnen, John Steele kam mit dem Leben davon, als sein Fallschirm an der Spitze des Kirchturms hängen blieb und er vorgab, tot zu sein. Später gelang es ihm, aus seiner Haft zu entfliehen und sich wieder seinem Fallschirminfanterieregiment anzuschließen. Zur Erinnerung an dieses Ereignis ist heute die Puppe eines Fallschirmjägers am Kirchturm befestigt. In der Kirche selbst nimmt ein Glasfenster darauf Bezug.
Zum Abschied aus der Normandie gab es auf dem Busparkplatz von St. Mére Eglise eine von der Reiseleiterin improvisierte Calvadosprobe. Dann fuhren wir durch die wunderschöne Heckenlandschaften der Unteren Normandie und am Mont-Saint-Michel vorbei in die Bretagne. Leider kamen wir durch einen einstündigen Stau auf der Autobahn erst gegen 20 Uhr in unser Hotel, das direkt am Meer lag und in dem wir zwei Nächte blieben.

5.Tag Donnerstag, 11.07.2019 Mont–Saint–Michel, Cancale, St. Malo


Ohne unsere Koffer einladen zu müssen, fuhren wir heute noch einmal ein kleines Stück zurück in die Normandie, um die berühmten Abtei des Mont-Saint-Michel zu sehen. Sie ist als "Wunder des Abendlandes" bekannt, steht auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes und gilt als eine der berühmtesten Sehenswürdigkeiten Frankreichs. Mit einem Shuttlebusse, der uns über die neue Stelzenbrücke brachte, erreichten wir den Klosterberg. Dort angekommen folgten wir der immer steiler werdende Grande Rue und kamen nach vielen Treppen zum Eingang der Abtei. Hier erhielten wir unsere Audioguides, die uns bei der Besichtigung dieser berühmten Abtei mit spannenden Informationen begleiteten. Dann genossen wir den Spaziergang hinunter über die Stadtmauer, während sich die Grande Rue schon mit vielen Menschen füllte.
Am frühen Nachmittag fuhren wir an der weiten Bucht des Mont-Saint-Michel entlang zur Austernverkostung nach Cancale, der Aussternhauptstadt der nördlichen Bretagne. Die Flut hatte diesmal zwar den gesamten Austernpark vor der Küste bedeckt, so dass man leider nichts von den Tischen und den darauf liegenden Austerntaschen sehen konnte. Zum Glück aber konnten wir bei sonnigem Wetter mit Blick aufs Meer Austern essen so frisch, wie man sie nirgendwo sonst bekommt. Wir probierten die "Pazifische Felsenaustern" (Huitre creuse) sowie die "Europäische Austern" (Huitre plat bzw. Pied de cheval) mit Zitrone. Dazu wurde Baguette sowie Muskateller- und Chardonnay-Wein gereicht - sowie Normannischer Camembert für erklärte Nicht-Austern-Esser. Für manchen von uns waren die Austern eine kulinarische Entdeckung, für manchen der „Kenner" ein wahrer Genuss.
Bei unserer Rückkehr nach St. Malo hielt unser Bus in der Nähe der Altstadt, wo einige von uns ausstiegen, um am Nachmittag die stimmungsvolle Altstadt zu besuchen. Ihre mächtige Stadtmauer bietet wunderbare Aussichten über die vorgelagerten Inseln und Forts. Andere Gästen aus unserer Gruppe genossen an diesem Nachmittag den Strand und das Meer.

6. Tag Freitag, 12.07.2019 Cap Fréhel, Plomanac'h, Guimiliau


Heute standen zwei Küsten im Norden der Bretagne auf unserem Programm. Aber zunächst fuhren wir über die Brücke des Flusses Rance, unter der sich das erste Gezeitenkraftwerk der Welt verbirgt. Durch Ausnutzung des hiesigen Tidenhubs von mehr als 10 m kann dieses Kraftwerk mit 24 Generatoren soviel Energie erzeugen, um den Energiebedarf von Rennes, der Hauptstadt der Bretagne mit 223.000 Einwohnern zu decken.
Vorbei an dem bekannten Seebad Dinard ging es dann zur Smaragdküste, der Côte d'Emmeraude.
Die bis ca. 70 m hohen Klippen des Cap Fréhel an der Smaragdküste bot uns eine großartige Naturszenerie. Ein Teppich von gelbem Ginster und violetter Erika breitete sich rings um den alten Leuchtturm über den schroffen Felsen aus. Die bizarren Felsklippen wurden kreischend umkreist von großen Möwen während unterhalb von ihnen die Lumen im Wasser badeten.
Dieser Küste folgte später eine weitere faszinierende bretonische Küste. Um die Mittagszeit erreichten wir die rosafarbene Granitküste, die Côte d'Granit Rose, sein. Zuerst hielten wir kurz oberhalb von Perros-Guirec für einen Fotostopp. Dann ging es weiter nach Ploumanac'h, wo wir unter strahlend blauem Himmel auf dem alten Zöllnerpfad entlang wanderten. Hier türmten sich gigantische Felskolosse auf, deren bizarre Formen für unsere Fantasie ein Fest war.
Nach dem Erlebnis dieser spektakulären Felslandschaft an der rosafarbenen Granitküste fuhren wir in den Süden der Bretagne. Im Departement Finistère ankommen, hielten wir in dem Dorf Guimiliau, das für seinen Kalvarienberg weithin berühmt ist. Ein hoch aufragendes Triumphtor bildet den Eingang zu einem umfriedeten Kirchhof, auf dem sich der Kalvarienberg befindet. Er wurde zwischen 1581 und 1588 geschaffenen und zeigt eindrucksvolle Szenen der Passion, die unter einem mächtigen Kreuz dargestellt sind. Ebenfalls aus dem 16. Jahrhundert stammt die Kirche. Sie hat eine reiche Ausstattung zu der auch eine wunderschöne Taufe gehört.
Anschließend ging es weiter in den Süden nach Quimper, der alten Hauptstadt der Cornouaille und dem heutigen Departement Finistere. Wie gut, dass wir auch hier zwei Nächte bleiben konnten, denn Quimper hat eine wunderschöne Altstadt, die nur wenige Minuten entfernt von unserem Hotel lag.

7. Tag, Samstag, 13.07.2019 Locronan und Pointe du Raz


Am heutigen Samstag stand zwar ein fakultativer Ausflug auf unserem Programm, aber unsere ganze Gruppe hatte sich dafür angemeldet. Etwas später als an den anderen Tagen fuhren wir los und besuchten zuerst das ebenfalls in der Cornouaille gelegene Dorf Locronan. Es wurde nach dem Heiligen Ronan benannt, der im 7. Jahrhundert aus Irland in die Bretagne gekommenen war und in der Kirche von Locronan bestattet wurde. Laut Legende habe er damals den Menschen schon das Handwerk des Webens beigebracht. Fakt ist jedoch, das sich das später entstandene Dorf im Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit auf die Herstellung von Segeltuch spezialisierte. Nicht nur die bretonischen Fischer und Seeleute sondern auch die Schiffe der Königlichen Marine Frankreichs sollen ihr Segeltuch aus Locronan bezogen haben. Im 15. und 16. Jahrhundert erlebte Locronan seine Blütezeit. Seitdem fiel es in einen Dornröschenschlaf und blieb mit seinen malerischen Renaissance-Gebäuden und seinem stimmungsvollen Marktplatzes unverändert erhalten. So wurde Locronan bereits vor Jahrzehnten als Drehort entdeckt. Über 30 Filme sind hier entstanden, darunter die Filme "Tess" von Roman Polanski mit Nastassja Kinski in der Hauptrolle und „Chouans ! - Revolution und Leidenschaft" von Philippe de Broca mit Sophie Marceau und Philippe Noiret.
Als wir auf dem Marktplatz eintrafen wurde gerade an der Errichtung von zwei großen Tribünen vor der Kirche gearbeitet. Alle waren in fieberhafter Aktivität, den morgen sollte die „Große Troménie" stattfinden, eine große kirchliche Prozession, die nur alle sechs Jahre veranstaltet wird. So war uns der Blick über den Marktplatz und auf den schönen Brunnen zwar verstellt, die Kirche jedoch konnten wir ungehindert besichtigen.
Anschließend fuhren wir zum Cap Sizun. Die Landzunge reicht ca. 30 km in den Atlantischen Ozean hinein und trennt die Iroise See im Norden vom Golf von Biskaya im Süden. Zunächst hielten wir in der Baie des Trépassés, der Bucht der Verschiedenen für einen Fotostopp, denn wir hatten heute eine ideale Sicht und konnten von hier aus sehr gut den Leuchtrum „Phare de Tévennec" sehen.
Nach diesem Traumstrand erreichten wir den Parkplatz der Pointe du Raz, der spektakulärste westliche Ausläufer des Caps. Zu ihr führte vom Parkplatz ein ca. 15 minütiger Fußweg. Vor der Pointe du Raz liegen unzählige Klippen. Sie und die starken Gezeitenströme waren einst lebensgefährlich für die Schifffahrt. In den vergangenen Jahrhunderten kam es hier immer wieder zu Schiffsbrüchen. Inzwischen erreichen die Schiffe in einem großen Bogen die ca. 8. km westlich liegende Ile de Sein. Heute, bei dieser fantastischen Sicht konnten wir nicht nur die Ile de Sein sehr gut sehen sondern auch die Pointe de Corsen vor Brest - den westlichsten Punkt des französischen Festlandes.
Nach diesem traumhaften Küstenerlebnis an der Pointe du Raz fuhren wir ein ganzes Stück entlang der südlichen Küste des Cap Sizun und kamen durch das Bigoudenland zurück nach Quimper. Der spätere Nachmittag stand uns dann zur freien Verfügung, um in aller Ruhe die wunderschöne Altstadt von Quimper zu erkunden.

8. Tag, Sonntag, 14.07.2019 Concarneau, Carnac, Vannes


Früh am Morgen fuhren wir wieder zur Schnellstraße N 165, um in den Süden der Bretagne zu gelangen. Zuerst hielten wir in Concarneau, um uns die alte Festungsstadt anzusehen. Sie gehörte in ihrer Vergangenheit zu den wichtigsten Festungen der Bretagne und ist bis heute von einer stattlichen Festungsmauer umgeben. Seit dem 12. Jahrhundert ist die einstige Insel durch eine Brücke mit dem Festland verbunden. Der Haupterwerbszweig der Fischer von Concarneau war früher die Sardienenfischerei. 1905 jedoch blieben die Sardinenschwärme plötzlich aus, was zu Armut und Ratlosigkeit unter den Fischern führte. Da kamen die Künstler im nahen Pont-Aven auf die glänzende Idee, ein Fest als Wohltätigkeitsveranstaltung für die Fischer zu organisieren, das ein voller Erfolg wurde. Seit dem feiert man hier jedes Jahr Mitte August das "Festival der blauen Netze" (Fête des Filets Bleus).
Dann fuhren wir an Pont-Aven vorbei, wo ab 1886 mit Paul Gauguin, Émile Bernard und Paul Sérusier die "Schule von Pont-Aven" gründete. Diese Künstler schufen hier mit ihrer Malerei seinerzeit die Grundlagen für die Moderne Kunst.
Bald darauf erreichten wir das Departement Morbihan, das weltberühmt ist für seine, aus der Jungsteinzeit stammenden Megalithanlagen von Carnac. In Le Ménec, ein Dorf bei Carnac, umfassen die zwischen dem 5. und dem 3. Jahrtausend v. Chr. entstandenen Steinreihen 1050 Steine, die sich über eine Länge von 950 m erstrecken. Zu Fuß, mit dem Touristenzug oder mit dem Besichtigungsbus erkundeten wir die weiträumigen Anlagen, deren Deutung immer noch im Dunkeln liegt. Offensichtlich ist jedoch, dass es sich hier um die älteste bekannte Kultstätte der Menschheit handelt.
Am frühen Nachmittag fuhren wir weiter nach Vannes, der Hauptstadt des Départements Morbihan. Auch hier war ein großes Fest in Vorbereitung. Vannes feierte anlässlich des französischen Nationalfeiertages am 14. Juli ein historisches Fest mit Umzügen kostümierter Gruppen und historischer Musik auf alten bretonischen Instrumenten. Unsere örtliche Stadtführerin Regula hatte wahre Mühe, uns bei diesem Trubel zusammen zu halten. Doch nach der Führung und später am Abend nutzten manche aus unserer Gruppe die wunderbare Gelegenheit, um von unserem nahe der Altstadt gelegenen Hotel loszuziehen und nach wenigen Minuten die historischen Umzüge mit zu erleben. Das war ein bretonisches Highlight vom Feinsten, denn bretonischer als bei diesem fulminanten, historischen Fest in der malerischen Altstadt von Vannes kann man die Bretagne nicht erleben. Gegen Mitternacht gab es noch das für viele französische Städte am 14. Juli obligatorische Feuerwerk, dass die meisten von uns jedoch im Hotel erlebten.

9. Tag, Montag, 02.07.2018 Angers, Chartres, Pariser Raum


Nun jedoch hieß es Abschied nehmen von der Bretagne, denn schon bald nach der Abfahrt ging es bei La Roche-Bernardt über den Fluss Vilaine, der lange Zeit ein Grenzfluss zwischen der Bretagne und den angrenzenden Regionen war. Nantes gehörte in der Vergangenheit ebenfalls zur Bretagne und war sogar zeitweise eine ihrer herzoglichen Residenzstädte. Heute ist die ehemalige Residenz- und Hafenstadt, an der wir vorbei fuhren, jedoch Hauptstadt der Region Pays de la Loire.
Gegen Mittag begrüßte uns die imposante Burganlage von Angers. Am Fluss Maine war Angers einst Hauptstadt des Anjou und gehörte zur Zeit der Plantagenet, zu dem gigantischen Reich, das von Schottland bis zu den Pyrenäen reichte. Mitte des 12. Jahrhunderts begann die Blütezeit von Angers, die mit dem Tod des Herzogs Réne, des letzten Herzogs des Anjou, im Jahr 1480 abrupt endete. Erhalten blieb aus dieser Periode die beeindruckende Festungsanlage, die im Auftrag der Regentin Blanka von Kastilien und ihres zweiten Sohnes, des späteren Herzogs Karl von Anjou, errichtet wurde, um das Herzogtum von Angriffen der Bretonen zu schützen. Das Kostbarste jedoch, das uns aus der Blütezeit Angers erhalten blieb ist der Teppichzyklus zur Apokalypse des Johannes, dem letzten Buch des Neuen Testaments, der heute in einem modernen Museumsbau innerhalb des Festungshofes ausgestellt ist. Der Auftraggeber dieser Zyklus, war Herzog Ludwig I. von Anjou, Bruder des Königs Karl V.. Dessen Hofmaler Jean de Bruges 1373-1380 schuf die Entwürfe für den Wandteppichzyklus, der in der Pariser Werkstatt des berühmten Nicolas Bataille gewebt wurde.
Wer nicht die Festung und die Ausstellung des Wandteppichs besichtigten wollte, nutzte die Zeit, um die schöne Altstadt von Angers kennen zu lernen und dort zum Mittagessen einzukehren.
Dann ging es mit unserem Bus direkt in Richtung Paris weiter. Eine gute Stunde vor Paris jedoch fuhren wir noch einmal von der Autobahn ab, um die weltberühmte Kathedrale von Chartres zu besichtigen. Sie ist der Musterbau für viele später erbauten Kathedralen - vor allem in Deutschland. Die Kathedrale ist seit 1979 UNESCO Weltkulturerbe, da sie aus der Zeit ihrer Erbauung nahezu unverändert erhalten geblieben ist und ein Schlüsselstellung unter den Kathedralen Frankreichs einnimmt. So trifft man hier am Westportal auf die ältesten Zeugnissen gotischer Bauplastik und findet hier zum ersten Mal in der Gotik den Grundriss eines lateinischen Kreuzes sowie einen dreigeschossigen Wandaufriss und ein vierteilige Gewölbe vor. Darüber hinaus gehören die umfangreichen Glasfensterzyklen der Kathedrale von Chartres zu den ältesten und bedeutendsten Zeugnissen der französischen Glasmalerei.
Nach der Besichtigung unternahmen einige von uns einem kleinen Rundgang durch die Altstadt oder genossen ein Glas Wein auf dem Kathedralplatz.
Zum Glück relativ staufrei erreichten wir am frühen Abend das letzte Hotel unserer Rundreise im Pariser Vorort Créteil.

10. Tag Dienstag, 16.07.2018 Heimreise vom Pariser Großraum nach Dresden


Als wir am frühen Morgen nach dem Frühstück und dem Einladen unserer Koffer abfahren wollten, fehlte plötzlich eine Teilnehmerin unserer Gruppe. So konnten wir leider erst mit 10 Min Verspätung aufbrechen. Da wir wie am Vortrag aber relativ staufrei voran kamen, konnten wir unsere erste Pause wieder bei Valmy einlegen. Hier schloss sich der Kreis unserer Reise, denn am 2. Tag hatten wir hier ebenfalls eine Pause gemacht. Während wir später durch die Champagne und Lothringen fuhren, hörten wir einiges über die französische Landwirtschaft, zur die Situation der Dörfer in Frankreich sowie über Bemühungen, der allgemeinen Landflucht entgegen zu wirken. Nachdem wir die Grenze passiert hatten, ging es durch die Bundesländer Saarland, Rheinland-Pfalz, Hessen, Bayern und Thüringen zurück. Aufgrund der vielen Baustellen und des hohen Verkehrsaufkommens erreichten wir unsere Ausstiegsorte mit zum Teil starker Verzögerung. Über die späte Rückkunft jedoch haben wir nicht vergessen, das eine wunderschöne Reise hinter uns lag, während der wir bei schönstem Sommerwetter in Lothringen, in der Normandie und in der Bretagne großartige Eindrücke sammelten.

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Kommentare zum Reisebericht

Vielen Dank für diesen schönen ausführlichen Reisebericht, der uns noch einmal in Gedanken zurückführt zu den unvergesslichen Orten unserer Reise mit Ihnen durch die Normandie und Bretagne.

Abraham
28.07.2019