Reisebericht: Rundreise Frankreich – Normandie und Bretagne

18.08. – 27.08.2019, 10 Tage Rundreise mit Metz – Verdun – Rouen – Etretat – Honfleur – Caen – Landungsstrände – Mont St. Michel – St. Malo – Carnac – Vannes – Chartres


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2 Regionen voller Naturschönheiten, Geschichte von den Steinzeitmonumenten bei Carnac bis zu den Gedenkstätten an 2 Weltkriege in Verdun und am Ärmelkanal, keltische Traditionen und moderne Bauwerke, gotische Kathedralen und schlichte Bauernhäuser
Ein Reisebericht von
Peter Großer

Normandie und Bretagne, Natur, Kunst und Geschichte zweier Regionen

Ein Reisebericht von Peter Großer

Sonntag, 18.08.2019

Die über 2000 Jahre alte Stadt Metz erreichen wir am Nachmittag und haben noch Zeit, einen gemeinsamen Stadtrundgang zu unternehmen. Kelten, Römer und Franken haben die Stadt bewohnt, dann wechselte sie zwischen und Deutschland und Frankreich. Erst Teil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, dann durch Moritz von Sachsen an Frankreich verkauft, 1648 endgültig französisch, 1870-1918 im Reichsland Elsass- Lothringen, wieder französisch und 1940-44 wieder unter deutscher Besetzung. Man sieht das im Stadtbild: die gallorömische Kirche St.-Pierre-aux-Nonnais, älteste Frankreichs, 3 Frauenköpfe in einer Mauer aus römischer Zeit, aus der deutschen Zeit die Porte des Allemands, der Place St.-Louis mit der Laubengasse und natürlich die Kathedrale. Mit ihr erreicht die Gotik ihren Höhenpunkt. Riesige Fensterflächen (5.600 m²) machen sie zu einer „Laterne Gottes". Mit 41 m erreicht das Gewölbe nie vorher erreichte Höhen. Die beiden Fenster von Marc Chagall werden bewundert. Französische Architektur an der Mosel, am Arsenal und dann wieder das am besten erhaltene Gründerzeitviertel der Wilhelminischen Ära und der trutzige Bahnhof.
Dann ist es Zeit zum Abendessen, natürlich eröffnet mit einer Quiche Lorraine.

Montag, 19.08.2019

Ein Tag der Besinnung und des Gedenkens. Haben schon die Auseinandersetzungen zwischen Deutschland und Frankreich 1870 bei Metz erschreckende Ausmaße angenommen, so war Verdun die Hölle, durch die junge Soldaten beider Nationen gehen mussten. Arnold Zweig oder Ludwig Renn haben das eindringlich beschrieben. Wir haben einen sehr engagierten und sachkundigen Führer, mit dem wir auf die ehemaligen Schlachtfelder fahren und die Festung Douaumont besichtigen. Es sollte nie vergessen werden, was Krieg bedeutet, sonst ist der nächste nicht mehr weit. Aber es ist auch die gut zu wissen, dass es in 75 Jahren gelungen ist, die blutigen Auseinandersetzungen zwischen beiden Ländern zu beenden durch Verständigung auf allen Ebenen, von Jugendgruppen, Kirchgemeinden, Städtepartnern, Besuchern bis hin zu Spitzenpolitikern, deren Zusammentreffen in Verdun im Beinhaus und vor dem Friedhof gewürdigt werden. Und nie vergessen werden sollte die Mahnung des Gedichtes von Erich Kästners von 1932, dessen letzten beiden Zeilen lauten: Täglich sagt der Chor der Toten: "Habt ein besseres Gedächtnis!"
Auf der Fahrt nach Rouen legen wir einen Halt auf dem Waffenstillstandsplatz in Compiègne ein. Hier mussten die Vertreter Deutschland am 11.11.1918 den Waffenstillstand in einem Salonwagen unterzeichnen. Den gleichen Wagen benutzt Hitler, um Frankreichs Kapitulation 1940 entgegenzunehmen. Beide Ereignisse stoppten den Krieg. Aber es ist auch nicht leicht, einen dauerhaften Frieden zu schaffen. Marschall Foch, der französische Oberkommandierende erklärte nach dem Friedensschluss in Versailles: Dieser Frieden wird nur 20 Jahre halten. Er hatte leider recht.
Am Abend erreichen wir die Stadt Rouen am Unterlauf der Seine. Wir sind von Lothringen durch die Champagne und die stille Landschaft der Picardie nun in der Normandie angelangt. Das sehr gute Abendessen wird mit einer normannischen Apfeltorte abgeschlossen. Wir werden aber noch merken, aus Äpfeln lässt sich auch noch mehr herstellen.

Dienstag, 20.08.2019

Wir besichtigen die Stadt in zwei kleinen Gruppen mit sehr sachkundigen örtlichen Reiseleitern. Rouen ist die Stadt der hundert Türme, meinte Victor Hugo. Und die Kathedrale hat den höchsten Frankreichs. Die Fassade ist reich gegliedert, ein Turm wurde mit den Geldern aus der Buttersteuer erbaut. Für die Normannen war der Verzicht auf Butter in der Fastenzeit undenkbar. Auch damals war man beim Einführen von Steuern sehr erfindungsreich. Das Kirchenschiff ist lichtdurchflutet, dazu tragen auch die Fenster des Laternenturmes bei. Im Chor haben 4 Herzöge der Normandie ihr Grabdenkmal, darunter der erste Herzog Rollo, mit dem die jahrzehntelangen Raubzüge der Normannen endeten und Richard Löwenherz. Sein Herz wird in der Kathedrale aufbewahrt. Über eine Seitenpforte gelangen wir in eine belebte mittelalterliche Straße. Und hierstehen sie, die ersten der etwa 700 Fachwerkhäuser- Es waren einmal viel mehr, die Uferzonen fielen der Bombardierung der Seinebrücken zum Opfer. Wir gehen an der Kirche St.-Maclou (der St.Malo!) vorbei, feinste Spätgotik, in Frankreich Flamboyant (Flammen)-Gotik genannt. Die Restaurierung des mittelalterlichen Pestfriedhofes Aitre Maclou. geht dem Ende entgegen. besuchen das Viertel am Bächlein Robec, Flaubert wuchs hier auf. Die Führungen enden an einem modernen Komplex aus den 70er Jahren: ein vielgestaltiges Dach breitet sich über die Kirche der Ste.-Jeanne-d'Arc und eine Markthalle aus und lässt Platz für die Stelle; an der der Scheiterhaufen für die Heilige Johanna errichtet wurde. Sie ist Frankreichs Nationalheldin und Heilige, deren Statuen in fast allen Kirchen zu finden sind.
Aber der strahlende Sonnenschein lockt uns nun an die Küste, nach Etretat. Maupassant wuchs hier auf und Claude Monet liebte diesen Ort und malte hier einige seiner bedeutendsten Werke. Es ist ein kleiner Ort, der aber viele Gäste hat, eine kurze Strandpromenade zwischen 2 Kreidehochflächen, die senkrecht ins Meer abfallen und in die das Meer kleine Buchten und Felstore herausgearbeitet hat und dabei eine spitze Pyramide, den Avalfelsen stehengelassen hat. Der Journalist Alphonse Karr sagte 1833. „Müsste man einen Freund zum ersten Male das Meer zeigen, würde ich Etretat wählen."
Wir fahren weiter, überqueren die Seine auf dem Pont du Normandie, 1995 zur Einweihung war es die größte Schrägseilbrücke der Welt. Auf dem anderen Ufer liegt eine idyllische kleine Hafenstadt: Honfleur. Hier startete Samuel de Champlain, der Gründer von Quebec/Kanada. Der Ort zog namhafte Maler an, Monet malte hier seine ersten Freiluftbilder, Schriftsteller kamen. Baudelaire sagte. „ Honfleur ist immer der teuerste meiner Träume". Und auch wir konnten uns bei einem Bummel durch das reizende Städtchen am Gewimmel der Menschen am alten Hafen, an Schaufenstern von Kunstgalerien und alten Gebäuden erfreuen. Wir übernachten in einem Vorort von Caen, wenige Kilometer vor der Küste des Ärmelkanals.

Mittwoch, 21.082019

Vor 75 Jahren landeten englische, kanadische und US-amerikanische Truppen, unterstützt von kleinen Kontingenten aus anderen Nationen, an einem Strand mit dem romantischen Namen Cote du Nacre, Perlmuttküste, und der Küste der Halbinsel Cotentin. Diese Operation Overlord trug mit zur Befreiung Deutschlands vom Faschismus bei. Bei den Feierlichkeiten in diesem Jahr wurde ein besonderer Wert auf die Ehrung der noch lebenden, heute über 90-jährigen Kampfteilnehmer gelegt. Ihre Jugendbilder sind überall an den Straßen zu sehen.
Und nicht vergessen werden soll, das in den Kämpfen auch deutsche Soldaten gefallen sind, darunter neben der Jugend viele ältere Familienväter, die alles andere als diesen Krieg wollten und ebenso wie ihre Kameraden aus den besetzten Ländern Osteuropas gezwungen wurden, hier in einer Phase des Krieges ihr Leben zu lassen, dessen Anfang vom Ende schon vorher eingeleitet war. Dieser Tag galt nicht vordergründig der Waffentechnik, den erfolgreichen und erfolglosen Feldherren, den Ursachen von Sieg und Niederlage, dem präzisen Verlauf des D-Days sondern vor allem auch dem Gedenken an diese Menschen auf beiden Seiten. Wir sahen die wichtige Pegasusbrücke, die britische Fallschirmjäger eroberten und damit den Rückzug deutscher Truppen abschnitten. Wir sahen einen klotzigen Hochbunker und ein Landungsboot in Oistrehem, die Reste des künstlichen Hafens in Arromanches, die zerschossenen Küstenbatterie von Longues, den „blutigen" Omahastrand, die von Trichtern übersäte Landschaft der Pointe du Hoc und die Kirche in Ste.-Mère-l'Eglise, an deren Turm sich der Fallschirm eines amerikanisches Soldaten verfing. Wir sahen, wie die Amerikaner in einer großen, prächtigen Anlage ihre Opfer des D-Days ehrten und den deutschen Soldatenfriedhof in La Cambe mit seinen schlichten Gedenksteinen und seinen bedrückenden Gruppen verwitterter dunkler Steinkreuze auf dem gepflegten Rasen.
Am Abend reisen wir in die Bretagne, nach St.-Malo in ein Ort, das direkt am Strand des Ortsteils Paramé liegt. Und hier können die Veränderung de Küstenlandschaft im Spiel der Gezeiten sehen und auch den Untergang der Sonne, die es während der ganzen Reise sehr gut gemeint hatte - untypisch für die Bretagne - sogar sehr, sehr gut.

Donnerstag, 22.08.2019

Seit 1300 Jahren sind Menschen zu diesem Mont St.-Michel gepilgert, früher als Wallfahrer, heute meist als Touristen. Immerhin sind es jetzt jährlich fast 3 Millionen. Mönchsgemeinschaften lösten sich auf diesem Berg einander ab, sie erbauten ein Kloster, das den Fels der kleinen Insel krönt. Ein Gürtel von Befestigungen diente zum Schutz des Klosters und in seinen Mauern entwickelte sich ein Dörfchen. Heute hat es 30 Einwohner, aber eine eigene Postleitzahl. Ein Shuttlebus bringt uns auf die neu errichtete Stelzenbrücke und da steht das Wunder des Abendlandes „unglaublich fremd und schön, wie ein Traumpalast." wie es Maupassant empfand. Leider haben die Menschen durch Eingriffe in die Bucht von St.-Michel aus der Felseninsel eine Burg im Schwemmsand gemacht. Nur bei Flut rollt die Flut heran und umspült den Felsen. Mit hohen Kosten wurden Rückbauten vorgenommen und Einrichtungen geschaffen, um in einigen Jahrzehnten wieder
den Mont St.-Michel ständig aus dem Wasser ragend sehen zu können. Bei der Besichtigung
sind manche Stufen zu steigen, aber die Bilder wechseln ständig: der Blick auf die Dächer des Dörfchens, die Aussicht von der Westterrasse auf die Bucht, die romanische Kirche mit ihrem gotischen Chor, auf dicken Säulen erbaut, der Kreuzgang mit den filigranen Säulenreihen, die großen Räume des Klosters und zum Schluss der Strom der Neuankömmlinge in der Dorfstraße. Wir hatten es gut. Etwas zeitigeres Aufstehen hatte sich gelohnt, da war noch wenige Besucher unterwegs.
Man kann ja lange über die Entstehung von Ebbe und Flut sprechen aber man muss ihre Wirkung einfach gesehen haben. Gerade hier am Kanal sind sie besonders auffällig. Der Tidenhub kann bis zu 13...14 m betragen. In St.-Malo haben wir es schon erlebt und hier in Cancale ist es wie in einem langsam ablaufenden Film. Boote liegen noch im Trockenen, wir sitzen auf den Steinstufen am Meer, sehen wier allmählich die Austernzuchtbecken und Austernbänke aus dem Meer auftauchen. Dazu kosten wir Austern, das Muskelfleisch der flachen, glatten Belons und das der größeren Creuses ,it den bizarren schalen, einen passenden Weißwein. Für manche ist es das erste Mal. So schmeckt Meer.
Zurück in St..-Malo unternehmen wir einen kleinen Stadtrundgang, sehen das trutzige Schloss zum Schutz gegen englische Piraten und gegen die gar nicht lammfromme Einwohnerschaft, sehen das Geburtshaus von Chateaubriand, die Bastionen, die vorgelagerten Inseln, die vielen Badegäste, das Denkmal des berühmtesten Korsaren Surcourf und die wiederhergestellte Kathedrale inmitten der eingemauerten, 1944 völlig zerstörten und auf alten Grundmauern wieder neu errichteten Altstadt.

Freitag, 23.08.2019

Ein Land, das menschenscheu, aufbrausend, düster, nebelverhangen, wolkenbedeckt ist, wo das Getöse der Wellen und des Windes wohl ewig währt. Das sagte Chateaubriand. In der Bretagne ist zweimal am Tag schönes Wetter (dazwischen regnet es) sagt der Volksmund.
Wir erleben eine andere Bretagne. Täglich strahlender Sonnenschein und Mittelmeertemperaturen.
Wir beginnen mit einer Wanderung am Cap Frehel, einer Felszunge in rot, grau und schwarz, die in das blaue Meer hineinragt. Ein großer Leuchtturm, nun der dritte gehört zu den 5 leistungsstärksten Frankreich. Er steht in einer 400 ha großen Heidelandschaft, die zum Wandern einlädt. Rechts ist das Fort de la Latte aus dem 14.Jhdt. zu sehen, einst wichtiges Glied der Küstenverteidigung, heute Touristenziel und Filmkulisse.
Wir durchqueren das Land, die Ortsnamen werden immer fremder, später auch zweisprachig angezeigt. Die Bretonen haben wie auch andere Volksgruppen in Frankreich lange um die Respektierung ihrer Sprache und ihres Brauchtums ringen müssen. Bretonisch wird wieder gelehrt, Folkorefeste haben oft überregionalen Charakter und Fördermaßnahmen haben in die früher armen Landesteile moderne Industrie, kostenlose Autobahnen und eine leistungsfähige Landwirtschaft gebracht.
Welche eindrucksvolle Landschaft ist bei Ploumenach entstanden, aus 300 Millionen Jahren alten Granit, der freigelegt wurde und Wind, Regen und Wellen ausgesetzt war. Wie von Riesen aufgetürmte Haufen aus gewaltigen Blöcken, die oft ein wunderliches Aussehen haben, die die Phantasie anregen. Eine beeindruckende Komposition aus dem Blau des Meeres und des Himmels, dem rosa Granit und dem Grün der Bäume im Hintergrund. Den schönen Wanderweg verdanken wir Napoleon I, der hier einen Patrouillenweg für die Zöllner anlegen ließ, die das Handelsembargo gegen England (so etwas gab es auch damals schon) durchsetzen sollten.
Doch nun geht es in Landesinnere der großen bretonischen Halbinsel. Eine Besonderheit bilden die umfriedeten Pfarrbezirke, ein Ensemble von Kirche, Friedhof, Beinhaus und Kalvarienberg, umgeben von einer Mauer mit einer Triumphpforte. Das Christentum, meist von Missionaren aus anderen keltischen Gebieten (Cornwall, Wales Irland, Schottland) hierhergebracht, ist im Volk tief verwurzelt. Es hat auch Vorstellungen aus heidnischer Zeit
aufgenommen und angepasst. Die 7777 Heiligen der Bretonen sind nur zu einem geringen Teil im Kirchenkalender aufgenommen. Bewundernswert ist, wie diese Glaubensdinge bildlich im harten Granit verarbeitet wurden. Zierde des Pfarrbezirkes von Guilmillau ist der Kalvarienberg, mit seiner Kreuzigungsszene und die Illustration von Szenen aus dem Alten und Neuen Testament für die leseunkundige Bevölkerung. Köstlich ist die Darstellung biblischer Gestalten in Trachten des 16.Jhdt. Auch Legenden haben Eingang gefunden, wie die Verstoßung der putzsüchtigen, liebestollen und tanzwütigen Katel in die Hölle, eine deftige Warnung an das Volk.
Am Abend erreichen wir Quimper. Das Hotel ist zentral gelegen und viele nutzen die Zeit nach dem Abendessen, um die Altstadt um die Kathedrale zu besuchen. Auch hier erklingt bretonische Musik zu bretonischen Volkstänzen.

Sonnabend, 24.08.2019

Für einige Gäste Gibt es die Möglichkeit, einmal etwas auszuruhen und eigene Wege zu gehen. Die meisten nahmen jedoch am fakultativen Ausflug teil. Er führte zuerst nach Locronon, einem der 20 „Petite Cité de Caractère" (kleinem Ort mit Charakter) und damit einem der meistbesuchten Orte der Bretagne. Der Ort mit seinen festen Granithäuser zeugt von dem früheren Reichtum des Ortes, erst war es das Gold, dann die Herstellung von Segeltuch. Heute ist es der Tourismus und die Bedeutung des Ortes als Kulisse einer Reihe von Filmen. Auch Locronon hat seinen berühmten Heiligen, den Ronan. Von seinen Taten berichten bunte Bilder an der Kanzel der Prioriatskirche und in der Büßerkapelle daneben
liegt seine Statue, ein Auge geschlossen, das andere wacht über seine Gemeinde. Zu seinem Gedächtnis finden große Wallfahrten statt.
Wir sind im Departement Finistère, Finis Terrae dem Ende der Erde. Tatsächlich ist die Pointe du Raz die westlichste Spitze Frankreich. Als eindrucksvolles Denkmal zeigt Maria als Patronin der Schiffbrüchigen. Für den Schutz der Seeleute sorgen auch der Leuchtturm auf der Spitze, eine weiterer auf einer Klippe, der dritte auf der flachen Felsplatte der Insel Sein und ein weiterer, 10 km hinter der Insel auf einem Felsen. Viele Legenden ranken sich um diesen Ort. Vielleicht lag hier das sagenhafte Land Ys, vielleicht gab es tatsächlich eine Landbrücke zur Insel Sein, die als Brücke aus Eis, die die Glut des Teufels zum Einsturz brachte, im Bewusstsein des Volkes weiterlebte. Vielleicht gab es wirklich Vestalinnen auf der Insel, auf dem sich das Heidentum bis in das 17.Jhdt.hielt. Nach den Vorstellungen der Kelten fliegt die Seele nach dem Tode nicht in den Himmel sondern zieht sich mit dem Kahn der Nacht auf entlegene Inseln zurück, Wie auch immer: eine berauschende Landschaft, eine Gelegenheit, wieder etwas zu wandern. Und wer es total haben möchte: von hier aus führt ein Wanderweg nach Venedig. Der relativ neue Parkplatz für über 900 Pkws war notwendig, für die jährlich etwa 1 Million Besucher. Auf diesem Parkplatz wurde die Mittagspause auch genutzt, um neben 3 Sorten Wein, Käse und Würstchen aus der Region, auch ein Mitbringsel aus der Normandie, einen Calvados aus dem renommierten Chateau du Breuil zu verkosten. Man muss aus Äpfeln nicht nur Apfelmus und Apfeltorte machen. Das Land um Quimper heißt Cornouaille. Es war früher sogar ein Königreich. Sein König Gradlon ist die Reiterstatue zwischen den Türmen der Kathedrale von Quimper gewidmet.
An seiner Südküste liegen kleine Häfen, in den viele Sportboote ankern, so auch in Benodet an der Mündung des Odet, der auch durch Quimper fließt. Und an einem kleinen Flüsschen liegt auch der bekannte Ort „Pont Aven, bekannte Stadt, 14 Mühlen und 15 Häuser hat"
Hierher kam der Maler Paul Gaugin „um Bilder zu malen und sparsam zu leben". Hier entwickelte der Impressionist einen neuen Malstil, der auf viele andere Maler Einfluss hat und bis nach Dresden, zur Gruppe „Die Brücke", wirkte.

Sonntag, 25,08.2019

Noch so eine Stadt am Meer: Concarneau, von die Altstadt Mauern umschlossen wie St.-Malo. Es ist einer der größten Fischereihäfen Frankreichs, früher vor allem für Sardinen, und Europas größter Anlande- und Verarbeitungsplatz für Tunfisch. Und wer es süßer mag: die Geschäfte locken mit Naschwerk aller Art.Das größte zeigt preisgekrönte Kunstwerke aus Schokolade und Zuckerwerk. Kleine Restaurants zeigen, dass man hier auch wegen einer Fischsuppe, der Cortriade oder anderen bretonischen Spezialitäten herkommt.
Aber dann geht es in die Steinzeit hinein. Vieles der gigantischen Großsteinbauten aus der Megalithperiode der Jungsteinzeit, der Zeit als die Menschen sesshaft wurden, lassen sich aus dem Totenkult erklären: Hünengräber (Dolmen) oder größere Anlagen unter Erdhügeln (tumuli) oder Steinplattenhaufen (cairn) versteckt. Sie sind in großen Teilen Europas zu finden, aber hier in Carnac ist der Gral. Andere, wie die alignements, die Steinreihungen dienten wohl kultischen Zwecken, es sei denn es sind vom heiligen Papst Cornelius versteinerte Römerkohorten oder Signale für die Außerirdischen. Rätselhaft bleiben die allstehenden Steinsäulen, die Menhire. Manchmal zeigen sie menschliches Antlitz, sind vielleicht Wächter an Gräbern. Aber weshalb richtet man alleinstehende 10 m hoher Steine senkrecht auf? Ja sogar ein zerbrochener 21 m hoher, 350 t schwerer bearbeiteter Stein liegt in der Nähe von Carnac. Die beste Möglichkeit, diese Gebiete kennenzulernen, wenn man die Zeit für eine Tageswanderung nicht hat, ist der kleine Zug, der viel von der Stadt, von schönen Häusern an der Strandpromenade, vom Jachthafen Ste.-Trinité-sur-Mer zeigt. Und dann fährt er an den 3 großen Steinfeldern vorbei, der mit 4 km weltgrößte megalithische
Anlage mit etwa 3000 noch stehenden Einzelmenhiren. Es sollen einmal 10.000 gewesen sein.
Bei der Einfahrt in die ehemalige Hauptstadt der Bretagne, Vannes, treffen wir auf eine große Menschenmenge am Hafenbecken. Eine Veranstaltung, das Fischerstechen begeistert die Einwohner. Wir werden von Isabell durch die Altstadt geführt, sehen die starken Befestigungen, aber auch die wunderbaren Blumenarrangements im breiten Wehrgaben zu Füßen des ehemaligen Herzogschlosses. Beeindruckend sind die Kathedrale St.-Pierre, die Fachwerkhäuser und die Halle Cohue, in der Händler und darüber das Gericht arbeiteten. Heute ringelt sich hier ein riesiger, schuppiger Lindwurm, seinen Kopf hat er schon verloren - moderne Kunst in temporärer Ausstellung.
Das Hotel liegt unmittelbar an der kleinen Altstadt und begrüßt uns mit einem Getränk aus Cidre, dem perlenden Apfelwein.

Montag, 26.08.2019

Nun beginnt schon die Rückreise. Aber erst einmal unterbrechen wir die Fahrt und kommen nach Angers. Die Stadt war Hauptstadt des Herzogtums Anjou, das für 300 Jahre auch den englischen Königsthron mit dem Haus Plantagenet belieferte. Kernstück der Altstadt ist das wuchtige Chateau mit seinen hellgrau-dunkelgrau gestreiften Mauern, den 17 wuchtige Türmen und einer wunderschönen Blumendekoration im Wehrgraben. Früher waren Mauern und Türme noch höher, 2 Etagen mussten geschleift werden. Diese Burg birgt einen Schatz: die Wandteppiche der Apokalypse aus dem 14.Jhdt. Von der Bilderserie von ursprünglich 170 m Länge sind 2 Drittel der Einzelstücke wiederaufgefunden worden. Die Offenbarung dieses Johannes von Patmos zeigt in eindringlicher Weise den Kampf zwischen Gut und Böse, der mit dem Sieg des Guten endet und zum himmlischen Jerusalem führt. Johannes verarbeitet - verklausuliert - geschichtliche Ereignisse wie das Vierkaiserjahr nach Neros
Tod (die 4 apokalyptischen Reiter), den Brand von Rom, den Ausbruch des Vesuvs und den Sittenverfall Roms (die Hure Babylon). Seine Visionen des Weltuntergangs machen beklommen in Anbetracht des Wissens, dass die Menschheit heute technisch in der Lage wäre, diese Visionen selbst zu inszenieren: „und es fuhr wie ein großer Berg mit Feuer brennend ins Meer, und der dritte Teil des Meeres ward Blut, ... und es fiel ein großer Stern vom Himmel, der brannte wie eine Fackel... und viele Menschen starben von den Wassern die waren so bitter geworden." Eine eindringliche Mahnung!
Noch einmal unterbrechen wir die Fahrt in Chartres, um dieser herrlichen Kathedrale einen kurzen Besuch abzustatten. Der Figurenreichtum seiner Portale, die in der Sonne des Spätnachmittags aufleuchtenden Glasmosaiken der Fenster, die beiden große Rosetten in den Querschiffen, das leuchtende Blau der Notre-Dame-de-la-Verrerie, die filigranen Figuren und das Zierrat des Chorumganges, der als Reliquie verehrte Brautschleier, den Maria getragen haben soll, das seltene Labyrinth im Mittelschiff und auch die Ruhe und Kühle dieses großen Raumes - sie werden lange in Erinnerung bleiben.
Mit Unterstützung des sehr klugen Navis erreicht unser Fahrer Andreas das Hotel in Creteil.
Er ist bei Beendigung der Reise weit über 4000 km absolut sicher gefahren und hat mit seiner freundlichen Art, seinem Fleiß und seinen Kenntnissen sehr zum Gelingen der Reise beigetragen. Vielen Dank!


Dienstag, 27.08.2019

Wir verlassen den kleinen Vorort von Paris, Creteil. Klein ist relativ. Immerhin ist er seit 1966 Bischofssitz, auch die Moslems haben ihre Moscheen. Heute hat er wohl 100.000 Einwohner, fast alle Gebäude sind nicht älter als 30...40 Jahre. Wenn auch einige Widrigkeiten sich auf die Ankunftszeiten auswirkten, die Transferfahrzeug wurden so disponiert, dass sie überall an den Ausstiegen zur Stelle waren. Die Reise war in großer Harmonie der Gäste untereinander verlaufen. Alles ist gut verlaufen, selbst ein zeitweilig verschwundener Koffer fand sich wieder ein. Viele GBytes Bilder wurden gespeichert, um die Erinnerungen an eine schöne Reise zu bewahren. Gespräche wurden geführt, oft nachgedacht und auch viel gelacht.
Ich möchte mich bei allen Teilnehmern der Reise dafür bedanken, für die Möglichkeit, die sie mir geboten haben, Ihnen etwas von „meinem" Frankreich zeigen zu können, für einen Ablauf ohne einen einzigen Stolperstein und die guten Gespräche miteinander.
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Wer reisen will,
muss zunächst Liebe zu Land und Leute mitbringen,
zumindest keine Voreingenommenheit.
Er muss guten Willen haben, das Gute zu finden
anstatt es durch Vergleiche tot zu machen.
Theodor Fontane (1819 -1898)
Hier noch einige Hinweise auf Bücher, in die man durchaus (wieder einmal) schauen kannVerdun Arnold Zweig/Junge Frau von 1914
Arnold Zweig/Erziehung vor Verdun
Ludwig Renn/Krieg
Rohde-Ostrowsky/Verdun. Militärgeschichtlicher Reiseführer
Valmy Johann Wolfgang Goethe/Campagne in Frankreich
Rouen Paul Elgers/Jungfrau Johanna
Küste Guy de Maupassant/Novellen
Normandie Horst Rohde/Militärgeschichtlicher Reiseführer Normandie 1944
Günter Hofé/Roter Schnee
Bretagne Frantisek Kocik/Bretagne, Tochter des Ozeans
Aubert/Keltische Legenden aus der Bretagne
Angers Neues Testament. Offenbarung des Johannes
Gastronomie Peter Weber/ Schlemmerlexikon für Gourmets
Geschichte Stephen Clark/ Liberté, Egalité, Fritten im Tee (100 Jahre französisch-
englische Geschichte, humorvoll vorgetragen)

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Danke für diese wunderschöne Reise mit vielen geschichtlichen und weiteren interessanten Informationen, hervorragenden Reisebegleitern (sowohl Reiseleiter als auch Busfahrer).

Steinicke Hannelore
18.09.2019