Reisebericht: Rundreise Frankreich – Normandie und Bretagne

06.09. – 15.09.2020, 10 Tage Rundreise mit Metz – Verdun – Rouen – Etretat – Honfleur – Caen – Landungsstrände – Mont St. Michel – St. Malo – Carnac – Vannes – Chartres


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Wellen, Wind und Meer und andere Naturgewalten haben die Landschaft der Bretagne geformt. Künstler wie Monet schätzten das besondere Licht und die Farben der gewaltigen Landschaft. Literaten wurden von ihr inspiriert.
Ein Reisebericht von
Gina Egenolf
Gina Egenolf

1.Tag: Anreise nach Metz in Frankreich


19 Reiseteilnehmer treffen sich an diesem Morgen, um in die Bretagne und die Normandie, beides bodenständige Regionen Frankreichs, zu reisen. Im Norden des Landes zeigen Normannen und Bretonen ihre Natur und was das Land an Kultur zu bieten hat. Langsam sammelt sich die Gruppe, deren Teilnehmer aus verschiedenen Teilen Deutschlands stammen. Bald sind wir vollzählig, da alle aus dem östlichen Teil des Landes kommen. Das Wetter wird immer besser und ein sehr vielversprechender Himmel mit Wolken und einer echten "Corona" um die Sonne begleitet uns bis nach Frankreich. Schnell erreichen wir unser erstes Quartier in Metz, eine Stadt deren Bewohner von französischen und deutschen Einflüssen geprägt wurden und unter den Grenzkonflikten zwischen beiden Staaten zu leiden hatten. Wir beziehen unser Hotel das am Rande der Innenstadt liegt und machen uns dann gleich auf den Weg in das historische Zentrum. Metz war der Stammsitz der Karolinger und freie Reichsstadt die sich aus einer Siedlung der Kelten entwickelt hatte. Sie birgt aus diesen Gründen ein reiches Erbe.
Wir gehen durch schön restaurierte Straßen in Richtung Kathedrale. Da Sonntag ist und auch die französischen Schulferien vorbei sind, bleibt es in der Stadt verhältnismäßig ruhig. An unserer ersten Station, dem Place St.Louis, können wir die schönen alten Fachwerkhäuser bewundern. Hier wurde im Mittelalter Geld gewechselt und es wurden Geschäfte getätigt, die den Händlern Reichtum bescherten. Metz hatte schon im Mittelalter intensive Handelskontakte nach Italien. Wir schlendern weiter und nach kurzer Zeit erreichen wir die Kathedrale St.Etienne. Wir betreten dieses lichtdurchflutete Bauwerk mit 41 Metern Gewölbehöhe und wunderbaren Glasfenstern, das auch als "Laterne des lieben Gottes" bezeichnet wird. Leider können wir die berühmten Fenster von Chagall nicht von der Nähe betrachten, da gerade ein Konzert in der Kirche stattfindet. Aber das Gesicht von Wilhelm II. welches an der Fassade verewigt wurde können wir noch entdecken.  Anschließend bummeln wir bis zur anderen Seite des Moselarmes zum Opernplatz. Wir können von Weiten den "Temple Neuf", die protestantische Kirche von Metz, sehen. Dann geht jeder nach seinem Interesse des Weges, locken doch die zahlreichen Lokalitäten, die trotz "Corona" geöffnet haben. Später beschließen wir bei einem guten Abendessen im Hotel den heutigen langen Tag.


2.Tag: Schlachtfelder von Verdun – Rouen

Heute geht es nach dem Frühstück in einen für alle Europäer bedeutenden Abschnitt der Geschichte: wir besichtigen die Schlachtfelder von Verdun, den Schauplatz einer der grausamsten Schlachten des 1. Weltkriegs. Wir treffen in Verdun beim "Office de Tourisme" unseren lokalen Reiseleiter Clément, der mit uns eine Rundfahrt in der Region unternimmt. Wir fahren zuerst zu dem Beinhaus von Douaumont, der Ort wo die meisten der in der Verdun gefallenen Soldaten, ob identifiziert oder nicht, ihre letzte Ruhestätte fanden.  Wir sehen einen beeindruckenden Film über Verdun. Er fasst die Bedingungen dieses Grabenkriegs und die Ereignisse schlüssig und beeindruckend zusammen. Betroffen sind wir beim Besuch dieser Stätte allemal, können wir doch auch einen Blick von Außen auf die vielen menschlichen Knochenreste dieses Ossuariums der nicht identifizierten Soldaten werfen. Ein Massengrab für die Opfer dieses unmenschlichen Krieges - nun welcher Krieg ist menschlich?
Der Friedhof mit seinen unzähligen Kreuzen und auch Gedenksteinen für die Muslime die dort gefallen sind bietet einen ästhetischen Hintergrund mit grausamen Inhalten. Es waren hauptsächlich junge Soldaten die ihr Leben in Verdun verloren. Es gibt auf dem Gelände auch zerstörte Dörfer und ehemalige Schützengräben mit Versorgungstunneln. Vom ausgezeichneten Weg abzugehen wird nicht empfohlen.
Anschließend geht es zum Fort Douaumont, welches von den Franzosen errichtet wurde aber zeitweise unter deutscher Kontrolle war. Beeindruckend ist diese 4 Etagen tiefe Bunkeranlage. Unser örtlicher guide Clément schildert uns eindrücklich das Leben in diesem Gebäude wo zeitweilig 8000 Soldaten unter den schwierigsten Bedingungen zubringen mussten: eng zusammengepfercht, im Bombenhagel und keine oder mangelhafte sanitäre Anlagen. Unheimlich ist es in den  unterirdischen Gängen wo einst die Soltaten fast wie in einem Grab ausharren mussten. Fast irreal ist der Spaziergang über die Dächer der Anlage, die lieblich erscheint.
Am Nachmittag geht es weiter in Richtung Normandie. Wir durchqueren die Champagne, die Picardie und fahren vorbei an Reims, ein Ort mit einer ebenfalls sehr berühmten Kathedrale. Diese Kathedrale wurde zu Kriegszeiten propagandistisch ausgenutzt und zerstört. Heute wieder aufgebaut zählt sie mit zu den schönsten Kathedralen Frankreichs.
Schließlich kommen wir in unserem Hotel in Rouen an, welches etwas abseits im Süden der Stadt liegt. Wir lassen uns unser Abendessen schmecken und blicken erwartungsvoll auf den kommenden Tag, welcher nach dem Frühstück mit einer Stadtführung in diesem geschichtsträchtigen Städtchen beginnen wird.


3.Tag: Stadtrundgang in Rouen – Felsentore von Etretat – Honfleur – Caen


Nach einem ausgiebigen Frühstück fahren wir in die Innenstadt von Rouen, die von Viktor Hugo auch als die "Stadt der 100 Kirchtürme" bezeichnet wurde. Dort treffen wir an der Kathedrale vor dem Fremdenverkehrsamt, ein schöner Renaissance-Bau, unsere lokale Stadtführerin, die uns pünktlich dort empfängt. Hier vor der Kathedrale saß einst der Maler Monet und malte seine berühmten Kathedralenbilder. Vor der Kathedrale Notre-Dame erfahren wir etwas von der Baugeschichte dieses Gebäudes, welche man an der Baufront ablesen kann: Romanik, Gotik, Renaissance und schließlich die Vollendung des Vierungsturms erst im 19.Jahrhundert. Wir schauen uns dieses Bauwerk von innen an und bewundern die schönen Glasfenster. Im Innenraum gehen wir an den Sarkophagen von Rollo und Richard Löwenherz vorbei. Hier ist das Herz von R.Löwenherz bestattet. Dann erwartet uns eine Überraschung. Mit einer wohlklingenden Sopranstimme bekommen wir eine Gesangsdarbietung des "Ave Maria" von Schubert zu hören. Wunderbar hallt die Musik in diesem Gebäude und nur schwer können wir uns davon trennen. Aber unser Stadtrundgang geht weiter. Wir laufen weiter zur Kirche "St.Maclou" die von alten Fachwerkhäusern umgeben ist. Unterschiedliche Bautechniken werden uns hier erläutert. Den Höhepunkt bildet ein Besuch des Beinhauses "Aitre St.Maclou" aus dem 14.Jahrhundert. Hier war der Friedhof der Pestkranken. Der Innenhof wird von Galerien gesäumt die mit außergewöhnlichen Holzschnitzerein verziert sind. Heute finden hier Kunstgalerien eine Bleibe. Weiter spazieren wir durch das Viertel und erreichen einen Platz an dem eine Büste von dem prominentesten Sohn der Stadt, dem Maler Monet, zu sehen ist. Der Weg führt uns nun zum Justizpalast aus dem 16.Jahrhundert der das größte nicht sakrale gotische Gebäude Europas ist und schließlich vorbei an der "Gros Horloge", dem "Großen Uhrturm" mit einer Uhr aus dem 14.Jahrhundert nur mit Stundenzeiger. Minuten waren wohl damals nicht so wichtig.
Nun aber wenden wir uns zum Place du Vieux Marché auf dem ein interessanter neuzeitlicher Kirchenbau dem wohl historisch wichtigsten Ereignis der Stadt gewidmet ist. Hier auf diesem Platz wurde am 30. Mai 1431 Jeanne d'Arc verbrannt. Sie kämpfte für ein von den Engländern befreites Frankreich. Schnell ist die Zeit vergangen und bald schon wartet unser Bus auf uns. Noch ein kleiner Spaziergang und etwas zu Essen gekauft und dann ist es auch schon soweit. Wir verabschieden uns von unserer Stadtführerin und fahren weiter in Richtung Etretat, dem bekannten Badeort am Ärmelkanal. Künstler und Literaten entdeckten schon Ende des 19.Jahrhunderts dieses nette Örtchen, welches von Klippen umrahmt wird. Da die Interessen variieren, geht jeder seinen eigenen Weg, denn verlaufen kann man sich in Etretat nicht. 2 Klippenwege führen zu den Aussichtspunkten 75 m über dem Meer: die "Porte d'Aval" und auf der anderen Seite die "Porte Amont". Die Klippen bestehen aus Feuerstein und werden schliesslich vom Meer zu rundlichen Kieseln geschliffen, die den Strand dominieren. Nicht umsonst heißt die Küste "Alabasterküste". Wir treffen uns nach diesem Ausflug wieder am Bus und fahren weiter. Vorbei an Le Havre, dort wo die Seine in den Atlantik mündet und über die "Pont-de-Normanie", der Schrägseilbrücke mit der größten Spannweite Europas, erreichen wir die Stadt Honfleur an der "Cote Fleurie". Der Maler Eugène Boudin wurde hier geboren und hielt die aufregenden Küstenlandschaften eindrücklich im Bild fest. Andere wie Pissarro, Cezanne und Renoir kamen und so wurde Honfleur zur Wiege des Impressionismus.
Wir spazieren um den alten Hafen mit seinen Yachten zur Kirche Sainte Catherine, deren Dach komplett aus Holz von Schiffszimmerleuten in der Mitte des 15. Jahrhunderts erbaut wurde. Beeindruckend ist auch der einzeln stehende Glockenturm. Nun aber geht es zurück zum Bus und in unser Hotel am Rande der Stadt Caen. Die Geschichte dieser Stadt, die im 2.Weltkrieg besonders zur leiden hatte, stimmt uns auf den nächsten Tag ein. Erst einmal lassen wir uns aber unser verdientes Abendessen schmecken.


4.Tag: Landungsstrände – St.Malo

Heute werden wir wieder mit unserer jüngeren Geschichte konfrontiert. Die Normandie, welche im 2.Weltkrieg von der deutschen Wehrmacht besetzt war, wurde durch die verlustreiche Operation Overlord die am 06.06.1944 begann von den Nationalsozialisten befreit und mit ihr ganz Europa.
Diesem Ereignis wird an den Landungstränden gedacht, die wir an dem ca. 100 km langen Küstenstreifen besuchen. An vielen Orten sind Denkmäler aufgestellt um an dieses Ereignis zu erinnern. Auch Reste der Bunkeranlagen und Geschützstellungen sind zu sehen und natürlich zahlreiche Soldatenfriedhöfe. Das Wetter will heute so gar nicht passen, fast unwirklich erscheinen die Gedenkstätten im Sonnenschein.
Die Tour endet an der "Ste.-Mère-Église", die durch einen amerikanischen Fallschirmjäger, der auf dem Kirchturm landete, berühmt wurde. Er stellte sich tot und entging so der Erschießung durch die Deutschen.
Nach diesem informativen und besinnlichen Tag freuen wir uns auf wohl eine der bekanntesten Städte der Bretagne, St.Malo. Wir fahren vorbei an Mont St.Michel, welches wir morgen besuchen werden, die Sehenswürdigkeit Frankreichs schlechthin. Wir beziehen unser Hotel direkt am Strand von St.Malo, 20 Gehminuten entfernt von der Stadt "Intramuros", der Stadt innerhalb der Mauer. Ein wunderbares Abendessen wartet im Restaurant des Hotels auf uns.
Ein köstliches Schokoladendessert auf Blätterteig rundet das Essen ab. Einige von uns gehen noch in die Altstadt um die Abendstimmung zu geniessen. Wir freuen uns auf morgen. Es soll wieder schönes Wetter geben und wir sind gespannt auf die berühmte Abtei Mont St.Michel.


5.Tag: Mont St.Michel – Cancale – St.Malo


Nach dem Frühstück fahren wir in Richtung Mont St. Michel. Das Wetter ist am Morgen vielversprechend und nach einer Stunde sind wir schon am großen Parkplatz vor Mont St.Michsel. Wir fahren alle zusammen mit dem Bähnchen vom Parkplatz zum Eingang am Fuss der Kathedrale. Wir schlendern gemütlich durch die Hauptstraße des kleinen Örtchens mit immerhin ca. 11 Einwohnern mit seinen Souvenirgeschäften, Kaffees und Restaurants. Auch am Pilgerbüro, in dem sich die Pilger registrieren lassen, kommen wir vorbei. Am Eingang zur Abtei heisst es erst einmal warten. Alles ist gut organisiert und schließlich werden wir hintereinander in 2 Gruppen eingelassen. Jeder bekommt einen Audioguidet, von dem er individuell die Informationen zur Abtei und ihrer Geschichte abrufen kann. Dann geht es los in die imposante Anlage. Trutzige, dicke Mauern künden von einer bewegten Geschichte: Wallfahrtsstätte seit dem 8. Jahrhundert, Verteidigungsanlage im 100-jährigen Krieg, und sogar Gefängnis wurde die Anlage 1979 ein Welterbe der UNESCO. Sie ist nach dem Eifelturm die wichtigste Sehenswürdigkeit ganz Frankreichs. Nach der Besichtigung laden die Cafés zu einem Besuch ein. Nun geht es zurück zum Bus. Gina, unsere Reiseleiterin, hat in der Zwischenzeit Baguette für die Gruppe gekauft.
Wir fahren nach Cancale, dem Austernort an der Küste und halten direkt vor einer "Austernbar". Gina hatte die Austern vorbestellt und dazu noch Wein und Cidre gekauft. Los geht es ans Probieren. Die Austern wurden von den netten Damen im Geschäft geöffnet und so koennen wir gleich mit dem Essen beginnen. Als Alternative gibt es Garnelen. Alle lassen es sich schmecken und ein köstlicher Cidre rundet das Ganze ab. Nach dieser gesunden eiweissreichen Mahlzeit fahren wir zurück nach St.Malo und starten unseren Rundgang in St.Malo. Vom Fremdenverkehrsamt vor dem uns der Bus abgesetzt hat laufen wir an der Festung die nach Anne de Bretagne benannt wurde vorbei. Am Haus des Dichters und Freigeistes "Chateaubriand" (heute ein Hotel) vorbei erreichen wir die Stadtmauer. Gut restauriert gibt die Stadt einen Eindruck vom 17.Jahrhundert in dem St.Malo der wichtigste Hafen Frankreichs war, dessen Schiffseigner riesige Vermögen anhäuften. Die Piraten waren angesichts der möglichen Reichtümer nicht weit. Robert Surcouf war der berühmteste und konnte sich mit 35 zur Ruhe setzen. Vor der Stadtmauer blicken wir auf das Fort National, eines der 5 Küstenforts die im 18.Jahrhundert die Baie St.Malo schützen sollten. Es wurde vom Baumeister Vauban errichtet. Wir biegen ein in Richtung Kathedrale welche ab dem 12.Jahrhundert errichtet und dann in der Gotik und auch später noch weitere Anbauten erhielt.
Sie erinnert an die Kirchengebäude in England. Wir werden dort mit einem Orgelkonzert empfangen und lauschen eine Weile der Musik. Dann aber trennen sich unsere Wege und jeder erkundet St.Malo auf eigene Faust. Die Sonne hat es heute am Nachmittag doch noch geschafft. Viele Menschen sind am Strand und man sieht die unterschiedlichen vorgelagerten Inseln im Licht der Nachmittagssonne. Das Fort National ergänzt die wunderbare Kulisse.
Der Abend wird wieder durch ein reichhaltiges Abendessen gekrönt.


6.Tag: Cap Fréhel – Ploumanach – Kalvarienberg


Kurz nach Verlassen von St.Malo machen wir heute gleich am Gezeitenkraftwerk unseren ersten Stopp. Es soll dafür sorgen, dass die Versandung der Bucht gestoppt wird und sich die Natur in der Region wieder erholt. Nach einigen Fotos fahren wir weiter in Richtung Cap Fréhel wo wir den Blick in die Weiten des Atlantiks geniessen können. Leider ist der Leuchtturm heute geschlossen, den man zu bestimmten Zeiten besteigen kann. Hier revolutionierte der französische Physiker Fresnet die Signaltechnik. Wenig entfernt blickt man zum alten Leuchtturm der vom Baumeiser Ludwigs XIV. Vauban mit dazugekauften Steinen errichtet wurde. Eine filmreife Szenerie die auch für Filme genutzt wurde und wird. Der bekannte französische Regisseur Claude Chabrol drehte hier einige seiner bekanntesten Streifen.
Weiter geht es entlang der Granitküste, die bekannt ist durch ihren rosafarbenen Sandstein. Im Ort Ploumanach, dem meistbesuchten Ferienort an dieser Küste mit ungewöhnlich geformten Granitkolossen, die weit in das Meer hinausreichen können wir auf einem angelegten Pfad laufen. Der Zöllnerpfad auf dem wir wandern ist nach den Zöllnern benannt die einst den Schmugglern das Handwerk legen sollten. Der Spaziergang ist kurzweilig und anschließen lockt ein Cidre in einem der vielen Cafés, welche trotz Nachsaison alle gut besucht sind.
Weiter fahren wir zu dem wohl schönsten Kalvarienberg der Region nach Guimiliau. Über 70 solcher sog. Kalvarienberge gibt es in der Bretagne. Es handelt sich um kunstvollen Kirchhöfe welche einst von reichen Leinenhändlern gestiftet wurden. Es gab einen regelrechten Wettbewerb um den schönsten Kirchhof unter den Ortschaften. Die Leinenindustrie des 16.und 17. Jahrhunderts machte es möglich. Im Ort lockt eine Patisserie mit den köstlichsten Kuchen: Verführung am späten Nachmittag. Eigentlich ist es nicht mehr weit bis nach Quimper. Leider führt ein Unfall auf unserer Strecke zu einem Stau so dass wir etwas verspätet ankommen. Aber das Essen schmeckt trotzdem und wir sind gespannt auf den kommenden Tag.


7.Tag: Fakultative Rundfahrt Locronan – Ponte du Raz – Cornouaille


Fast alle haben sich zur heutigen Tour in den äußersten Westen der Bretagne dem "Pointe du Raz" angemeldet. Einige der Reiseteilnehmer möchten gerne einen ruhigeren Tag in Quimper verbringen. Das Wetter verspricht Sonne und so fahren wir denn positiv gestimmt nach Locronan, ebenfalls ein Ort welcher durch die Leinenindustrie zu Reichtum gelangte. Ein irischer Mönch, der heilige Ronan fand hier seinen Ort der Bestimmung und ihm ist auch die Kirche gewidmet. Während sich die Gruppe den Ort anschaut, fährt die "Mannschaft" zum Picknick einkaufen in den nahe gelegenen großen Supermarkt, da dieser um 09.00 Uhr öffnet. Hier gibt es alles was wir für das Picknick brauchen.
Anschließend geht es weiter zum "Pointe du Raz". Meerumtoste Felsen erheben sich bis zu 70 Meter in die Höhe. In der Ferne sieht man einen Leuchtturm, der den Fischern und Seeleuten auch heute noch den Weg weist. Viele Legenden ranken sich um den Ort. Hier soll das sagenhafte Lys gelegen haben welches vielfach in den bretonischen Legenden auftaucht. Das Denkmal zeigt Maria als Patronin der Schiffbrüchigen. Einige von uns machen auch hier eine kleine Küstenwanderung. Danach gibt es ein zünftiges bretonisches Picknick mit frischem Baguette und bretonischem Käse, unter anderem eine Sorte mit Algen, der allen gut schmeckt. Der Cidre schmeckt hervorragend und alle sind satt und zufrieden. Wir fahren ueber kleine Orte zurueck nach Quimper und nach einer kleinen Pause laufen wir vom Hotel in das alte Zentrum von Quimper mit seinen schönen Fachwerkhäusern.
Die "Kathedrale St-Corentin" ist eine der wichtigsten Kathedralen der Bretagne. Im 13.Jahrhundert wurde mit ihrem Bau in einer damals neuen Bautechnik mit Rippengewölbe und Strebepfeilern begonnen. Später kamen dann die gotischen Fenster dazu. Auch hier erinnern die Türme im bretonischen Stil an England.
Beim Bummeln durch den Ort kommt man unter Anderem an den "Butterplatz" mit schönem Fachwerk. Das Örtchen vermittelt geschäftiges Treiben und es gibt einige interessante Geschäfte. Ein schoener Tag geht zu Ende.


8.Tag: Concarneau – Carnac – Vannes


Heute geht es nach dem Frühstück erst einmal in Richtung Concarneau, der Name der "Unterschlupf der Bretagne" bedeutet. Er ist immer noch der erste Hafen für den Thunfischfang in Frankreich. Dieser Ort wurde im 14. Jahrhundert zu einer Festung ausgebaut und spielte eine Rolle im 100-jährigen Krieg. Vielleicht ist er aber auch jemanden aus eine Fernsehserie im ARD bekannt. Die Serie mit Komissar Dupin die auf den Büchern von Jean-Luc Banallek (Pseudonym)
basiert wurde unter anderem hier in Concarneau gedreht. Es ist noch früh und die Stadt erwacht gerade. Wir spazieren über die Brücke, die den einzigen Zugang zur Stadt bildet, vorbei am alten Krankenhaus bis zur heutigen Kirche. Es gibt ein extra Tor, wo früher die Waren angeliefert wurden, die so nicht durch die ganze befestigte Stadt transportiert werden mussten. Von der Stadtmauer hat man einen schönen Blick auf den Hafen. Einige von uns gehen noch zur Markthalle in der neueren Stadt. Hier gibt es auch am Sonntagmorgen frische Lebensmittel. Austern, Fisch und auch ausgesuchte Fleischangebote findet man hier. In Frankreich gibt man schon einmal etwas mehr für gutes Essen aus.
Nach diesem schönen Städtchen wird es jetzt steinig, denn wir statten den wohl ältesten kulturellen Artefakten der Bretagne einen Besuch ab. Unser erstes Ziel ist Erdeven mit den "Alignements de Kerzerho". Wir spazieren zwischen den gigantischen Steinen. Heute ist die Gegend gut besucht, da Sonntag ist und französische Familien nutzen das wunderbare Wetter ebenso wie wir. Gigantische Dolmen schauen auf uns herab. Wer hat sie nur und wie bewegt? Sie bergen noch so manches Geheimnis. Weiter geht es nach Mennec, Kermario und Kerlescan, alle diese Stätten gehören zu Carnac, dem etwas bekannteren Namen für die Stätte. Steinreich verlassen wir die Stätte und fahren weiter in Richtung Westen nach Vannes, welches am Golf von Morbihan, einem inselreichen Binnenmeer liegt. Da die Verbindung zum Atlantik nur wenige Kilometer beträgt gibt es hier extreme Gezeitenströme mit einer Geschwindigkeit von 4 Metern pro Sekunde. Die Stadt Vannes hatte im Mittelalter eine große Bedeutung und war auch einmal die Hauptstadt der Bretagne. Unsere Stadtführerin wartet am Fremdenverkehrsamt auf uns und von dort starten wir unseren Rundgang. Die Sonne fühlt sich an wie im Hochsommer bei 26. Grad Celsius. Wir schlendern zur "Place Gambetta" welcher vor dem Haupttor der befestigten Altstadt und am Hafen liegt. Am Stadttor gruesst der Heilige Vinzenz von Ferrer, ein spanischer Wanderprediger aus dem 14.Jahrhundert. Vom Wehrgang blicken wir bis zur Porte de Prison auf die Gärten die im ehemaligen Graben angelegt wurden. Wir gehen an den historischen Waschhäusern vorbei und werfen einen Blick hinein. Wir überlegen, dass es nicht so lange her ist, dass es Waschmaschinen gibt und an die mühsame Arbeit der damaligen Hausfrauen oder Hausmädchen die einmal in der Woche den Tag in der Waschküche verbracht haben. Wir durchqueren das "Musée de la Cohue", einst die Markthalle von Vannes. Im Moment gibt es hier eine Lichtinstallation eines Künstlers welche wir beim Durchlaufen betrachten können. In der spätgotischen Kathedrale ist das Grab des Wanderpredigers Vincenz Ferrer der auf seiner letzten Wanderreise in die Bretagne gelangte und hier verstarb. Eine Besonderheit an der Kathedrale ist die Renaissancekapelle welche im 16.Jahrhundert hinzugefügt wurde.
Am Platz Henri IV. sind besonders schön restaurierte Fachwerkhäuser aus dem 15. und 16.Jahrhundert zu sehen. Auch fallen einige Stadthäuser aus Granit auf, die aus dem 17.Jahrhundert stammen. Unser Rundgang endet am Rathaus, einem Bau aus dem 19.Jahrhundert im Stil der Neo-Renaissance. Wir verabschieden uns von unserer Stadtführerin und laufen noch 200 m zu unserem Hotel wo wir auf unseren Bus warten, der auch 5 Minuten später mit unserem Gepäck eintrifft.


9.Tag: Angers – Chartres – Troyes


Irgendwann geht jede Reise ihrem Ende zu und heute ist unser letzter Tag komplett in Frankreich. Nach einem reichlichen Frühstück fahren wir in Richtung Osten. Heute steht noch die Besichtigung des berühmten Schlosses von Angers auf dem Plan. Vorbei geht es an der Stadt Nantes, die der Hauptort der Region "Pays de la Loire" ist, auch einem sehr schönen Reiseziel mit zahlreichen Schlössern und Kunstwerken, sowie einer lieblichen Landschaft. Wir haben viel gesehen und uns wieder einen Teil unseres Nachbarlandes erschlossen. Die Abrundung des Ganzen ist der berühmt Wandteppichzyklus von Angers aus dem 14.Jahrhundert welcher die "Apokalypse nach der Offenbarung des Johannes darstellt". Beeindruckend ist auch das Schloss welches durch die architektonische Besonderheit der Baumaterialien hervorsticht: Schiefer und Tuffstein. Es ähnelt eher einer Festung. Hier war der Sitz der Grafen von Anjou, Begründer eines französischen Herrschergeschlechts welches bis 1399 in direkter Linie die Könige von England stellte. Nach dieser Besichtigung fahren wir zum letzten Besichtigungsziel unserer Reise, zur berühmten "Kathedrale von Chartres". Vom Parkplatz im Ort haben wir es nicht weit zur Kathedrale. Es handelt sich um die älteste unverändert gebliebene hochgotische Kathedrale der Welt und ist von herausragender Bedeutung. Beeindruckend sind die berühmten Glasfenster welche der Kathedrale ihr besonderes Licht verleihen. Es herrscht mittlerweile eine Temperatur von ueber 30 Grad und allen ist heiss. Im Bus haben wir natuerlich eine Klimaanlage. Nichts wie in den Bus und in Richtung Troyes zu unserem Hotel. Wegen der Gefährdung durch den Corona-Virus im Pariser Umland wurde die letzte Übernachtung dorthin verlegt. Wir kommen etwas spaeter im Hotel an aber das Abendessen schmeckt trotzdem.

10.Tag: Rückreise


Früh fahren wir los und hoffen auf eine reibungslose Heimfahrt.
Wir lassen diese schöne Reise ausklingen und alle erreichen pünktlich ihre Aussteigepunkte. Die Reise Normandie/Bretagne geht zu Ende.
Die Firma Eberhardt, Fahrer Maik und Gina die Reiseleiterin bedanken sich bei allen, welche die besonderen Umstände mit Disziplin und Verständnis begleitet haben. Alle haben sich an die Regeln gehalten, sind den besonderen Umständen aber mit viel Humor begegnet.
Wir wünschen Ihnen noch zahlreiche schöne Reisen in die weite spannende Welt.
Vielleicht irgendwann einmal auf einer nächsten Reise mit Eberhardt-Travel. Ich wünsche Ihnen vor Allem eine Coronafreie Zeit und bedanke mich für Ihre netten Worte am Ende der Tour.
Ihre Gina Egenolf

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