Reisebericht: Rundreise Frankreich – Normandie und Bretagne

22.05. – 31.05.2022, 10 Tage Rundreise mit Metz – Verdun – Rouen – Etretat – Honfleur – Caen – Landungsstrände – Mont St. Michel – St. Malo – Carnac – Vannes – Chartres


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Beeindruckende Kathedralen, geheimnisvoller Mont-Saint-Michel, handgestickte mittelalterliche Teppiche, kunstvolle Altäre aus Granit - was es alles zu entdecken gibt in Nordfrankreich! Gepaart mit kulinarischen Spezialitäten: Austernschlürfen am Atlantik, Picknick mit französischen Spezialitäten dazu köstlicher Wein und jeden Abend ein Drei-Gänge-Menü mit Speisen aus der regionalen Küche - so schön kann eine Urlaubsreise mit Eberhardt TRAVEL sein.
Ein Reisebericht von
Sabine Letzybyll
Sabine Letzybyll

Sonntag, 22.05.2022 Fahrt nach Metz in Frankreich

Die ersten Gäste sowie Daniel, unser Busfahrer, Michael und Sabine - Reiseleiter starten um 6.15 Uhr in Kesselsdorf am Firmensitz von Eberhardt TRAVEL. Zehn Tage soll es in die Normandie und die Bretagne gehen. Nach und nach füllt sich der Bus. Am Erzgebirge und dem Thüringer Wald vorbei erreichen wir gegen Mittag das Hessische Bergland. Südlich von Frankfurt am Main, in Pfungstadt und Grünstadt steigen die letzten Gäste ein. Bald darauf erreichen wir die deutsch-französische Grenze.
Das erste Ziel unserer Reise ist Metz, die Hauptstadt des Departements Moselle in der Region Grand-Est. Seit dem 1.1.2016 ist Frankreich in 12 Regionen und 96 Départements gegliedert. Ein echter Franzose kann die Départements an KFZ-Kennzeichen und Postleitzahl erkennen. Metz liegt beschaulich zu Füßen der Moselhöhen und blickt auf eine lange spannende Geschichte zurück. Ab dem 6. Jahrhundert residierten hier die Könige der Merowinger und der Karolinger. Am späten Nachmittag unternehmen wir einen Spaziergang durch Metz. Die Kathedrale St.-Étienne erwartet uns mit ihrem spektakulären Spiel aus Licht und Farben. Beeindruckend sind sowohl die unglaubliche Höhe, immerhin 42 Meter, als auch die vielen farbigen Fenster. Die berühmte Schwalbennestorgel ist leider eingerüstet und deshalb nicht zu sehen. Am Place St.-Louis, auf dem im Mittelalter ein Markt betrieben wurde, sind Arkadenhäuser zusehen, die aus dem 14. bis 16. Jahrhundert stammen und die viele Gäste auch schon in anderen Städten gesehen haben. Wir spazieren zur Mosel, überqueren eine Brücke und weiter geht es entlang des Place de la Comedie, wo wir das älteste noch bespielte Theater Frankreichs bewundern können. Auf dem Rückweg kommen wir an einem historisch einzigartigen Gebäude vorbei, der achteckigen Templerkapelle, die bis heute im Original erhalten geblieben ist. Pünktlich zum Abendessen sind wir zurück im Hotel. Als Vorspeise gibt es Patè Lorrain tradition, das sind mit Fleisch gefüllte Teigtaschen, eine der ältesten Spezialitäten Lothringens. Als Hauptgericht gibt es Blanquette de veau Reiz parfumé, also Kalbsfleisch mit aromatisierten Reis (butterzart) und zum Nachtisch wird véritable Créme Caramel gereicht.


Montag, 23.05.2022 Besichtigung der Schlachtfelder von Verdun und Fahrt nach Rouen

Ab 07.30 Uhr werden wir zum Frühstück erwartet, das erstaunlicherweise mehr bietet als Croissants und Kaffee. Das Buffet ist reichhaltig und abwechslungsreich und wenn etwas alle ist, wird schnell nachgelegt. Bei mehr als vierzig hungrigen Mägen ist das gar nicht so einfach. Eine Stunde später starten wir mit gepackten Koffern in den neuen Tag. Am Vormittag besuchen wir Verdun, eine Stadt, vor der sich 1916 eine der schlimmsten tödlichen Schlachten des 1. Weltkriegs abgespielt hat. Auf dem Weg zum Beinhaus passieren wir bereits mehrere Abschnitte des Nationalfriedhofs mit ihren leuchtend weißen Kreuzen, die in Reih und Glied stehen, alle mit einem Namen eines gefallenen Soldaten versehen. Im Beinhaus sehen wir zunächst einen 10minütigen Film über die Schlacht von Verdun. Anschließend erreichen wir über eine kleine Wendeltreppe den Kreuzgang, wo hunderten toter Soldaten gedacht wird. Auf dem Weg zum Bus haben wir noch die Möglichkeit, durch kleine Fenster in den riesigen Keller zu spähen, wo Gebeine der Gefallenen aufbewahrt werden. Nun fahren wir noch zum Fort Douaumont. Auch hier haben unsägliche Kämpfe stattgefunden. Nach mehr als zwei Stunden verlassen wir die traurige Stätte. Nun liegen etwa 500 Kilometer Fahrt vor uns. Bevor wir unser Hotel erreichen, besuchen wir in Compiegne ein Museum mit einem Eisenbahnwagon, in dem Geschichte geschrieben wurde. 1918 und 1940 wurde in diesem Waffenstillstandsabkommen unterschrieben.


Dienstag, 24.05.2022 Stadtbesichtigung Rouen – Felsformationen in Etretat – Spaziergang in Honfleur

In Rouen unternehmen wir einen Stadtspaziergang. Wir besuchen die beeindruckende Kathedrale, ein faszinierendes Bauwerk aus dem Mittelalter, über 900 Jahre alt. Hier hat Richard Löwenherz sein Herz bestatten lassen als Liebeserklärung an die Normandie.
Rouen war lange Zeit die zweitgrößte Stadt Frankreichs und im Mittelalter auch die Hauptstadt des Landes. Rouen war eine sehr reiche Stadt, deren Einwohner ihren Reichtum auch zeigen wollten, wovon wir uns noch heute überzeugen können. Den Mittelpunkt der mittelalterlichen Stadt bildete die Kathedrale mit ihren prunkvollen Verzierungen. Die Fassade ist reich geschmückt mit Figuren und ein Zeugnis der Baukunst von der Früh- bis zur Spätgotik. Im 12. Jahrhundert wurde mit dem Bau der Kathedrale begonnen, an einer Stelle, an der sich zuvor bereits eine romanische Kathedrale befand. Zuerst wurde der Nordturm gebaut, der Romanus Turm, der über dreihundert Jahre der einzige Turm der Kathedrale war. Ende des 15. Jahrhunderts war man dann der Meinung, dass die Kathedrale asymmetrisch wirke und es wurde ein zweiter Turm geplant. Bedauerlicherweise war der Steinvorrat, aus dem die Kathedrale gebaut wurde, erschöpft, so dass man auf ein anderes Steinvorkommen zurückgreifen musste. Dies ist deutlich an der unterschiedlichen Farbe des zweiten Turmes zu erkennen. Und dann ging auch noch das Geld aus. Aber dafür hatte die Kirche im Mittelalter ja einen altbekannten Trick – den Ablasshandel. Mit dem Erwerb von Ablassbriefen konnten sich Gläubige von Sünden befreien und die Kirche ihren Turm finanzieren. Eine Besonderheit in Rouen war das Verbot, Fett zu konsumieren, auch Butter. Dieses Verbot bestand zur Fastenzeit und an den sogenannten mageren Tagen, was fast ein Drittel des Jahres ausmachte. Die Kirche zeigte sich aber bereit, ein Auge zuzudrücken und großzügig zu sein, wenn die Bürger einen Fastenalmosen entrichteten. Zack – Problem gelöst. Der Turm konnte gebaut werden und bekam aufgrund seiner Finanzierung und seiner Farbe den Namen Butterturm.
Wir betreten die Kathedrale durch das Mittelportal. Das Tympanon, so wird der mit Figuren geschmückte Giebel über dem Eingang genannt, ist mit einer Wurzel Jesse geschmückt. Hierbei wird der Lebensbaum von Jesu in Abstammung aus dem Hause David dargestellt.
Nach der Besichtigung der Kathedrale spazieren wir weiter durch die Altstadt, vorbei an den schönen Fachwerkhäusern bis zum Altmarkt. Hier wurde Jean dÁrc 1431 zum Tode verurteilt und verbrannt. Weiter geht es in die Rue du Gros Horloge, eine belebte und beliebte Einkaufsstraße. In einem Torbogen über der Straße befindet sich (auf beiden Seiten) eine große astronomische Uhr aus dem Jahre 1389. Die Zifferblätter sind mit 24 Sonnenstrahlen geschmückt. Neben der Uhrzeit werden auch Mondphasen und Wochentage angezeigt.
Eine Stunde haben wir Zeit Rouen auf eigene Faust zu erkunden. Fünf Minuten vor der Treffzeit fängt es fürchterlich an zu regnen, aber als wir losgehen, ist der Spuk schon wieder vorbei.
Unser nächstes Ziel ist Etretat. Eine kleine Stadt, pittoresk am Ärmelkanal gelegen und mit ungewöhnlichen Felsformationen. Wer will kann diese besteigen, alternativ laden Restaurants zum Verzehr von Meeresfrüchten oder Buchweizenpfannkuchen ein.
Ähnlich romantisch ist es in Honfleur, unserem letzten Aufenthalt für heute. Der alte Hafen bzw. das alte Hafenbecken auch Bassin genannt, blickt auf eine lange Geschichte zurück. König Ludwig XIV., der Sonnenkönig, ließ ihn anlegen. Die Franzosen scheinen Riesenräder und alte Karussels zu mögen, auch hier am Hafen drehen sich die Holzpferde im Kreis. Gassen und Gässchen, wo sich Galerie an Galerie reiht, laden zum Flanieren, Restaurants und Cafés zum Verweilen ein.
Im Bogen des Stadttors ist ein kleines Denkmal für Samuel de Champlain angebracht. Champlain war ein französischer Forschungsreisender und Kolonisator. Er entstammte einer Familie von Seefahrern und erforschte ab 1603 die Ostküste Nordamerikas. Am 13. April 1608 verließ er mit einer Flotte von drei Schiffen Honfleur. Dort, wo sich heute die kanadische Stadt Quebec befindet, bauten er und seine Männer eine Festung und gründeten damit die erste dauerhafte französische Kolonie in Nordamerika.
Besonders sehenswert in Honfleur ist ebenfalls die Kirche Sankt Katharina (Sainte Catherine), welche die größte Holzkirche Frankreichs ist. Sie wurde im 15. Jahrhundert von Schiffszimmerleuten gebaut, hat einen freistehenden Glockenturm und seltsamerweise zwei Kirchenschiffe.


Mittwoch, 25.05.2022 Landungsstrände

Der heutige Tag ist sehr geschichtsträchtig. Wir besuchen die Landungsstrände der Normandie. Am 06. Juni 1944 fand die Operation Overlord statt, in der tausende junge Männer ums Leben kamen, die aber auch ein entscheidender Schritt zur Befreiung Westeuropas im 2. Weltkrieg darstellte.
Einen ersten Stopp legen wir an der Pegasus-Brücke bei Benouville ein. Die Brücke bzw. der Kampf um die Brücke 1944 gehört zu den bekanntesten Ereignissen der alliierten Invasion in der Normandie.
Wir durchqueren die Orte Lion-sur-Mer und Luc-sur-Mer. Überall wird mit Gedenktafeln, Fotos von gefallenen Soldaten oder alten Panzern an das Ereignis erinnert. In Arromanches halten wir uns länger auf. Hier gibt es einen langen Sandstrand und steil abfallende Klippen. Im Juni 1944 wurde diesem Abschnitt der Codename Gold Beach gegeben. Zu sehen sind heute noch Überreste der sogenannten Mulberrys, Molen aus Betonfertigteilen, die im Meer versenkt wurden und dem Transport von schwerem Gerät und Material dienten. Wer möchte, kann im Museum seinen Eindruck von dem damaligen Geschehen vertiefen.
Unsere Mittagspause legen wir in Bayeux ein. Im Mittelpunkt der hübschen Altstadt befindet sich die Kathedrale Notre-Dame mit einem bemerkenswerten Hauptaltar und einem Chorgitter aus dem Barock. Die eigentliche Perle des Städtchens aber ist der Teppich von Bayeux, den Bischof Odo, der Bruder von Wilhelm der Eroberer, um 1080 anfertigen ließ. Hierbei handelt es sich um einen circa 70 Meter langen und 50 Zentimeter breiten gestickten Fries, der in 58 teils beschrifteten Szenen mit hunderten menschlichen und tierischen Figuren, zig Gebäuden und Schiffen die Eroberung Englands 1066 bis zur Krönung Wilhelm des Eroberers darstellt. Mittels Audioguides wird uns Szene für Szene erklärt und die ausdrucksstarken gestickten Figuren scheinen lebendig zu werden.
Für uns geht es weiter zum Pointe du Hoc, einer ehemaligen deutsche Stellung auf einem etwa dreißig Meter hohen Felsvorsprung über einem kleinen Kiesstrand. In einer wagemutigen Aktion erklommen Männer des 2. Rangerbataillons von unten den Felsen, um die Stellung zu erobern. 225 Ranger waren beteiligt, mehr als die Hälfte kam dabei ums Leben. Heute sind noch die tiefen Bombenkrater, Bunker und zerstörte Stellungen zu sehen. Das Denkmal in Form einer riesigen Granitspitze, das 1960 aufgestellt wurde, stellt einen Dolch dar, der in das Herz der Verteidigung des deutschen Atlantikwalls gerammt wurde.
Bevor wir unseren Weg Richtung St. Malo fortsetzen, legen wir einen letzten Stopp am deutschen Soldatenfriedhof La Cambre ein.


Donnerstag, 26.05.2022 Mont Saint Michel – Austernverkostung in Cancale

Heute stehen wir eine halbe Stunde früher auf, denn wir wollen möglichst unter den Ersten am Saint Mont Michel sein. Diese Entscheidung bereuen wir nicht. Etwa eine Stunde fahren wir mit unserem Bus bis zum Parkplatz in der Nähe vom Mont Saint-Michel. Von hier fahren wir mit dem Shuttlebus weiter und noch weiter geht es zu Fuß. Die schönsten Fotos entstehen hier. Noch ist der Himmel grau in grau, später aber scheint auch ab und zu die Sonne. Langsam bekommen wir einen Eindruck davon, warum wir früher aufgestanden sind. Wir sind definitiv nicht die einzigen Besucher. Ausgestattet mit Audioguides kann jeder nach eigenem Belieben das Kloster von Innen besichtigen. Zurück geht es durch eine enge Gasse mit dutzenden Souvenirläden und Imbiss-Ständen. Und es ist voll, richtig voll. Dennoch schaffen es alle, pünktlich zurück am Bus zu sein. Einige nutzen den Shuttlebus, andere gehen zu Fuß.
Den Nachmittag verbringen wir in Canacale. Seit dem 17. Jahrhundert befindet sich hier das Zentrum der Austernzucht. Keine Frage, dass wir es uns hier gemütlich machen, Austern schlürfen und Weißwein trinken.
Am späten Nachmittag sind wir zurück in St. Malo und die Zeit reicht aus, um noch gemeinsam einen Spaziergang durch dieses pittoreske Städtchen zu unternehmen.
Zum Abendessen gibt es heute Entenstopfleber, Kalbsbraten und zum Nachtisch das Gebäck des Hauses.


Freitag, 27.05.2022 Spaziergang am Cap Frehel – Granitfelsen in Ploumanach – Calvaire in Guimiliau

Gegen 10 Uhr erreichen wir das Cap Frehel. Entlang des tosenden Meeres und steil abfallender Klippen spazieren wir Richtung Leuchtturm. Rosarot und dunkelschwarz sind die vorherrschenden Farben, Und natürlich das tiefe Blau des Ozeans und weiß schäumende Brandung. Von den vielen Vögeln, die hier nisten sollen, ist leider nichts zu sehen, aber einige von uns entdecken in der Ferne Delphine oder kleine Wale. Als wir uns auf den Rückweg machen, zieht Nebel auf. Ruck zuck und nichts ist mehr zu sehen. Mittags erreichen wir den kleinen Hafenort Ploumanach. Bekannt ist dieser durch seine außergewöhnlichen Steinformationen aus rotem Granit. Die Kapelle des Heiligen Guirec können wir, dank Ebbe, zu Fuß erreichen. Guirec soll im 6. Jahrhundert mit einem Trog aus Granit von Wales aus hier herüber geschwommen sein. Die Figur, die sich heute in der kleinen Kapelle befindet, ist aus Stein. Die Vorgängerin aus Holz musste ersetzt werden, da eine Legende besagt, das Mädchen, dessen Nadel in der Figur stecken bleibt, heiratet noch im selben Jahr. Offensichtlich gab und gibt es hier viele heiratswillige Mädchen, denn auch die neue Figur sieht schon wieder ganz schön mitgenommen aus. Die Umgebung ist wirklich schön und bei dem Licht könnte man sich fast auf den Seychellen wähnen.
Wir fahren weiter und kommen nach Guimiliau. Wir besuchen den Umfriedeten Pfarrbezirk. Hierbei handelt es sich um ein typisch bretonisches architektonisches Ensemble und eine weltweit einmalige kirchliche Baukunst. Zu einem Pfarrbezirk gehören die Kirche, das Beinhaus und der Kalvarienberg, umgeben (umfriedet) von einer Mauer. Diese Mauer trennt symbolisch das Reich der Toten vom Reich der Lebenden. Ein Kalvarienberg ist eine Darstellung des Leidens Christi in vollplastischen Figuren. In der Bretagne gibt es noch heute sieben große Kalvarienberge, aber der in Guimiliau mit seinen 200 Figuren ist der schönste. Und was wir für ein Glück haben! In der Kirche wird heute geheiratet. Wir erleben wie Braut und Bräutigam die Kirche verlassen und von ihren Familienangehörigen und Hochzeitsgästen begrüßt werden. Dazu scheint die Sonne von einem strahlend blauen Himmel.


Sonnabend, 28.05.2022 Ausflug rund um den westlichen Zipfel der Bretagne

Und wieder scheint die Sonne und der Himmel ist strahlend blau. Genau richtig für uns, denn wir fahren ans westliche Ende der Welt zum Pointe du Raz. Nun ja, vor der Entdeckung Amerikas dachte man wohl, hier sei die Welt zu Ende. Wie auch immer. Genau wie im Reiseführer beschrieben, leuchten Ginster, Heide und Gräser in der Sonne. Vom Besucherzentrum am Parkplatz laufen wir bis hin zum Leuchtturm und der Statue Notre Dame des Naufrages (von 1904). Überall sitzen Besucher, so wie wir, auf den Steinen und genießen die traumhafte Landschaft. Als wir zum Parkplatz zurückkommen, haben Michael und Daniel ein Picknick vorbereitet. Der Tisch ist gedeckt mit lauter bretonischen Köstlichkeiten und der Wein wird in Strömen fließen. Fast wie im Schlaraffenland. Auf unserem Weg, den wir frohgemut fortsetzen, besuchen wir Confort-Meilars mit einem kleinen Kalvarienberg. Etwas Einzigartiges jedoch verbirgt sich im Innern der Kirche Notre Dame: ein radförmiges Glockenspiel aus dem 16. Jahrhundert, das einem Wünsche erfüllt, sofern man es schafft, daran zu drehen. Keine Frage, dass wir das ausprobieren.
Der kleine Ort Locronan, den wir am Nachmittag besuchen, diente zu Recht schon vielfach als Filmkulisse. Blumengeschmückte Granithäuser prägen hier das Ortsbild. Wir schlendern durch die Gassen und erwerben noch das eine oder andere Mitbringsel für zu Hause.


Sonntag, 29.05.2022 Stadtmauer von Concarneau – Steinfeld in Erdeven – Menhirfelder von Carnac – Stadtbesichtigung Vannes

Über eine mittelalterliche Brücke gelangen wir in die Altstadt von Concarneau. Die Stadtmauer ist ebenfalls noch gut erhalten, betreten darf man den vorderen Teil allerdings erst ab 10 Uhr und so spät ist es noch nicht. Nun ja, am Ende der kleinen Einkaufsstraße, die wir entlang bummeln, gibt es dann doch einen Zugang auf die Stadtmauer. Bekannt ist dieses Städtchen auch durch Kommissar Dupin, der in seinen Krimis hier ermittelt. Heute sind noch alle Läden geschlossen und so beenden wir recht schnell unseren Besuch. Übrigens, nur hier habe ich in einem Schaufenster die ungewöhnliche Kopfbedeckung der Bigouden entdeckt. Allerdings war dieser Laden auch zu.
Einen längeren Aufenthalt legen wir an den Menhirfeldern ein. Warum hier, lange vor unserer Zeit, 1170 Steine in elf Reihen fast schnurgerade aufgestellt wurden, weiß man nicht. Beeindruckend ist es dennoch.
Noch vor dem Abendessen erreichen wir Vannes. Auf einem Spaziergang flanieren wir am Schloss vorbei und werfen einen Blick auf das historische Waschhaus. Wir durchqueren die dicke mittelalterliche Stadtmauer und erreichen bald die Kathedrale. Von 17.45 bis 18.00 Uhr läuten ohrenbetäubend genau jetzt die Glocken und laden zum Gottesdienst ein.
Für uns geht es von hier aus weiter, vorbei an hübschen Fachwerkhäusern bis zum Platz Henri IV. Es bleibt noch Zeit für eigene Unternehmungen, bevor wie uns wieder treffen und zum Hotel fahren.


Montag, 30.05.2022 Schlossbesichtigung in Angers, Teppiche der Apokalypse – Kathedrale in Chartres

Zum Schluss kommts nochmal dicke. Im wahrsten Sinne des Wortes und in Form der dicken Mauern von Schloss Angers. Dicht an dicht reihen sich schwarze Türme entlang der Schlossmauer und jagen dem sich Nähernden Respekt ein. Doch der Blick von außen trügt. So soll sich doch an einigen Zeiten hier ein reges Hofleben abgespielt haben, auf dem man den leiblichen Genüssen nicht abgetan war. Nun, das ist lange her. Dennoch birgt das Schloss noch heute einen wertvollen Schatz – den Teppich der Apokalypse. Zwischen 1373 und 1380 ist dieses Kunstwerk entstanden. Ursprünglich waren es 6 Teile, jeweils 23,5 Meter lang und 6 Meter hoch. Jeder dieser Teile umfasste 14 Bilder der biblischen Geschichte. Insgesamt war der Teppich 140 Meter lang. Die übrig gebliebenen Reste, die wir heute bewundern können, zeugen aber immer noch von diesem gewaltigen Werk.
Nachdem wir uns satt gesehen haben, bleibt noch Zeit zu einem Bummel durch die Stadt bei schönstem Sonnenschein. Seltsamer Weise sind auch hier viele Läden geschlossen.
Nachmittags besuchen wir ein letztes Mal eine beeindruckende Kathedrale, diesmal in Chartres. Natürlich heißt auch diese Notre Dame, das kennen wir ja schon. Das Besondere an dieser Kathedrale sind die Fenster aus dem 13. Jahrhundert, die fast ausschließlich im Original erhalten sind. Darüber hinaus gibt es 181 Darstellungen der Jungfrau Maria und über 3500 Skulpturen, deren Anblick überwältigend ist. Auf dem Boden ist ein Labyrinth abgebildet, heute leider mit Stühlen zugestellt. 176 farbige Fenster, die dem „Chartres-Blau“ seinen Namen gaben.


Dienstag, 31.05.2022 Heimreise

Heute endet unsere Reise durch Nordfrankreich. Ein weiter Weg liegt vor uns, bevor wir wieder unseren Ausgangspunkt Kesselsdorf erreichen.

Mein Dankeschön gilt allen Gästen, die wir auf dieser Reise begleiten durften, so wie meinen Kollegen Michael und Daniel. Ich wünsche allen viel Glück auf dem Weg, Gesundheit und vor allem Frieden.

Ihre Reisebegleiterin Sabine Letzybyll

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