Reisebericht: Rundreise Frankreich – Normandie und Bretagne

14.08. – 23.08.2022, 10 Tage Rundreise mit Metz – Verdun – Rouen – Etretat – Honfleur – Caen – Landungsstrände – Mont St. Michel – St. Malo – Carnac – Vannes – Chartres


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Von der Normandie mit ihren sanften Hügeln, grünen Weiden mit grasenden Rindern geht es zu den frühen Badeorten der europäischen Schickeria.Die Reise führt uns auch zu den umtosten wilden Felsküsten der Bretagne. Alles liefert den Hintergrund für die bewegte Geschichte mit ihren Akteuren.
Ein Reisebericht von
Gina Egenolf
Gina Egenolf

Sonntag, 14.08.2022: Anreise nach Metz in Frankreich (1390km)

32 Reiseteilnehmer kommen aus allen Teilen Deutschlands zusammen, um die Bretagne und die Normandie, beides bodenständige Regionen Frankreichs, zu bereisen. Die Gruppe ist ein wenig größer als zu Zeiten von Corona und daran müssen wir uns alle jetzt gewöhnen. Auch treffen in Metz noch Reisende auf uns, die dorthin mit dem eigenen PKW fahren.
Da diesmal viele Gäste auch aus dem Westen der Republik dabei und die Zustiegsorte neu sind, müssen wir uns erst einmal orientieren. Das gelingt uns schnell und schließlich stößt an der Raststätte Goldenen Bremm auch die letzte Reiseteilnehmerin zu uns. Jetzt fehlen nur noch die Reisegäste der Gruppe die gleich mit dem PKW nach Metz angereist sind. Sie erwarten uns schon und wir können gleich nach der Anreise zu unserem kleinen Stadtrundgang im Städtchen Metz starten.
Die Stadt Metz hat als Stammsitz der Karolinger eine besondere Bedeutung als Grabstätte der Familienmitglieder Karls des Großen. Als freie Reichsstatt mit guten Beziehungen in die Lombardei entwickelte sich Metz zu einer wichtigen Handelsstadt, die auch aufgrund ihrer Lage an einer Landesgrenze heiß umkämpft war. Seit 1648 amtlich zu Frankreich gehörend wurde sie allerdings seit dem deutsch/französischem Krieg Zankapfel zwischen den beiden Reichen und der letzte deutsche Kaiser Wilhelm II. drückte ihre seinen Stempel auf.
Vorbei geht es am Place St.Louis, wo einst im Mittelalter die Geldwechsler ihren Geschäften nachgingen. Heute haben zahlreiche Kneipen unter den Arkaden ihre Stühle aufgestellt. Hier an diesem Platz zeigt sich die Stadt Metz von ihrer mittelalterlichen Seite. Wir laufen weiter durch geschäftige Straßen in Richtung Kathedrale von Metz.
Die Gesichtszüge des letzten deutschen Kaisers erkennen wir in einer Steinfigur an der Kathedrale wieder, allerdings ohne den Schnurrbart als sein Erkennungsmerkmal. Der wurde wohl von den Nationalsozialisten abrasiert. ( verzeihung: abgeschliffen ).
Die Kathedrale St. Étienne, welche vom 13. bis zu Beginn der 16. Jh. errichtet und noch einmal Ende des 19.Jahrhunderts verändert wurde, zieht uns mit ihren 6500 qm Fensterfläche in ihren Bann. Nicht umsonst heisst sie auch "die Laterne des lieben Gottes".
Nach diesem Besuch laufen wir noch einmal zur Mosel, an der sich manch romantisches Plätzchen entdecken lässt.
Auf der anderen Seite grüßt der Temple Neuf, die prostestantische Kirche von Metz. Sie wurde nach 1870/71 für die Reichsdeutschen errichtet und liegt auf der "Kleinen Weideninsel" die von der Mosel umflossen wird.
Anschließend geht jeder seiner Wege und wir treffen uns zum ersten Abendessen im Hotel wieder. Einige genießen einen Aperitiv auf der Terrasse.

Montag, 15.08.2022: Schlachtfelder von Verdun (525 km)

Heute geht es nach dem Frühstück zu einem für alle Europäer bedeutenden Ort der Geschichte, den Schlachtfeldern von Verdun. Es war der Schauplatz einer der grausamsten Schlachten des 1. Weltkriegs. Wir treffen in Verdun beim "Office de Tourisme" unsere lokale Reiseleiterin, die mit uns eine Rundfahrt in der Region unternimmt. Zuerst fahren wir vorbei an alten Schützengräben und komplett zerstörten Dörfern zum Fort Douaumont, welches von den Franzosen errichtet wurde aber zeitweise unter deutscher Kontrolle war. Beeindruckend ist diese 4 Etagen tiefe Bunkeranlage. Unsere Reiseleiterin schildert uns eindrücklich das Leben in diesem Gebäude wo zeitweilig 8000 Soldaten unter den schwierigsten Bedingungen zubringen mussten: eng zusammengepfercht, im Bombenhagel und keine oder mangelhafte sanitäre Anlagen. Die Soldaten mussten wie in einem Grab ausharren. Fast irreal ist der Spaziergang über die Dächer der Anlage und wir können einen weiten Blick in die Umgebung werfen, die fast lieblich erscheint. Anschließend fahren wir zum Beinhaus von Douaumont, der Ort wo die meisten der in der Verdun gefallenen Soldaten, ob identifiziert oder nicht, ihre letzte Ruhestätte fanden. Wir sehen einen beeindruckenden Film über Verdun. Er fasst die Bedingungen dieses Grabenkriegs und die Ereignisse schlüssig zusammen. Betroffen sind wir beim Besuch der Stätte, können wir doch auch einen Blick von Außen auf die vielen menschlichen Knochenreste der nicht identifizierten Soldaten werfen. Ein Massengrab für die Opfer dieses unmenschlichen Krieges. Der Friedhof mit seinen unzähligen Kreuzen und auch Gedenksteinen für die Muslime die dort gefallen sind bietet einen Hintergrund mit grausamen Inhalten. Es waren hauptsächlich junge Soldaten die ihr Leben in Verdun verloren.
Am Nachmittag fahren wir weiter in Richtung Normandie. Wir durchqueren die Champagne, die Picardie, fahren vorbei an Reims, dem Ort mit der Krönungskathedrale der französischen Herrscher. Diese Kathedrale wurde zu Kriegszeiten propagandistisch ausgenutzt und zerstört. Heute wieder aufgebaut zählt sie mit zu den schönsten Kathedralen Frankreichs. Vorbei an der Hauptstadt Paris kommen wir schließlich am späten Nachmittag in unserem Hotel in Rouen an. Es liegt im Süden der Stadt. Wir lassen uns unser Abendessen schmecken und blicken erwartungsvoll auf den kommenden Tag.

Dienstag, 16.08.2022: Stadtrundgang in Rouen – Felsentore von Étretat – Honfleur – Caen (255 km)

Nach einem ausgiebigen Frühstück fahren wir in die Innenstadt von Rouen, die von Viktor Hugo auch als die "Stadt der 100 Kirchtürme" bezeichnet wurde. Dort geht unsere Reiseleiterin erst einmal in eine Apotheke die sich direkt vor der Kathedrale befindet um mit Reisegästen einen Einkauf zu tätigen. Eine unserer Gäste ist mit dem Fuß umgeknickt und wird vom Apotheker fachmännisch versorgt.
Wir stehen vor der prachtvollen Kathedrale "Notre Dame" von Rouen. Vor dem Renaissancegebäude, in dem heute das Tourismusbüro untergebracht ist, saß einst der Maler Monet und malte seine berühmten "Kathedralenbilder". Wir erfahren etwas über die Baugeschichte dieses Gebäudes, welche man an der Fassade ablesen kann: Romanik, Gotik, Renaissance und schließlich die Vollendung des Vierungsturms erst im 19.Jahrhundert. Wir schauen uns dieses Bauwerk von innen an und bewundern die schönen Glasfenster, die u.A. von Marc Chagall stammen. Wir schlendern an den Sarkophagen von Rollo und Richard Löwenherz vorbei. Hier soll das Herz von R. Löwenherz bestattet worden sein, welches sich aber in einem Museum befindet und wissenschaftlichen Zwecken dienen soll.
Wir spazieren weiter in Richtung der Kirche "St.Maclou" die von alten Fachwerkhäusern umgeben ist. Unterschiedliche Bautechniken können wir hier betrachten. Den Höhepunkt bildet ein Besuch des Beinhauses "Aitre St.Maclou" aus dem 14.Jahrhundert. Hier war der Friedhof der Pestkranken. Der Innenhof wird von Galerien gesäumt die mit außergewöhnlichen Holzschnitzereien verziert sind. Der Weg führt uns weiter zum Justizpalast aus dem 16.Jahrhundert. Er soll das größte nicht sakrale gotische Gebäude Europas sein. Schließlich kommen wir an die "Gros Horloge", dem "Großen Uhrturm" mit einer Uhr aus dem 14.Jahrhundert - nur mit Stundenzeiger. Minuten waren wohl damals nicht so wichtig. Nun aber wenden wir uns zum Place du Vieux Marché auf dem ein interessanter neuzeitlicher Kirchenbau dem wohl historisch wichtigsten Ereignis der Stadt gewidmet ist. Hier auf diesem Platz wurde am 30. Mai 1431 Jeanne d'Arc verbrannt. Sie kämpfte während des 100jährigen Krieges für ein von den Engländern befreites Frankreich.
Schnell ist die Zeit vergangen und bald schon wartet unser Bus auf uns. Noch ein kleiner Spaziergang und etwas zu Essen gekauft und dann ist es auch schon soweit. Wir fahren weiter in Richtung Étretat, dem bekannten Badeort am Ärmelkanal. Künstler und Literaten entdeckten schon Ende des 19.Jahrhunderts dieses nette Örtchen, welches von Klippen umrahmt wird. Da die Interessen variieren, geht jeder seinen eigenen Weg, denn verlaufen kann man sich in Étretat nicht. 2 Klippenwege führen zu den Aussichtspunkten 75 m über dem Meer: die "Porte d'Aval" und auf der anderen Seite die "Porte Amont". Die Klippen bestehen aus Feuerstein und werden schließlich vom Meer zu rundlichen Kieseln geschliffen, die den Strand dominieren. Nicht umsonst heißt die Küste "Alabasterküste". Wir treffen uns nach diesem Ausflug wieder am Bus und fahren weiter.
Vorbei an Le Havre, dort wo die Seine in den Atlantik mündet und über die "Pont-de-Normandie", der Schrägseilbrücke mit der einst größten Spannweite Europas, erreichen wir die Stadt Honfleur an der "Cote Fleurie".
Der Maler Eugène Boudin wurde in Honfleur geboren und hielt die aufregenden Küstenlandschaften eindrücklich im Bild fest. Andere wie Cezanne und Renoir folgten und so wurde Honfleur zur Wiege des Impressionismus. Wir spazieren um den alten Hafen mit seinen Yachten, vorbei an einem Teil der alten Festungsanlage zur Kirche Sainte Catherine. Sie wurde komplett aus Holz von Schiffszimmerleuten in der Mitte des 15. Jahrhunderts erbaut. Beeindruckend ist auch der einzeln stehende Glockenturm. Einige von uns sind am Hafen geblieben und haben das Hafenbecken umrundet. Es gibt anschließend noch ein wenig Zeit um die letzten Einkäufe in der Normandie zu machen, denn morgen schon wartet die Bretagne auf uns.
Zurück zum Bus fahren wir anschließend nach Caen, der Stadt Wilhem des Eroberers. Die Geschichte dieser Stadt, die im 2.Weltkrieg besonders zur leiden hatte, stimmt uns auf den nächsten Tag ein. Das Hotel liegt auch diesmal in der Innenstadt. Unser Abendessen nehmen wir in einem nahe gelegenen gemütlichen Restaurant ein. Die Stimmung und das Essen sind gut. Auf dem Rückweg zum Hotel erstrahlt der Festungshügel von Caen in strahlendem Blau. Einige von der Gruppe genießen noch die Abendstimmung der Stadt.

Mittwoch 17.08.2022: Landungsstrände – St.Malo (320 km)

Heute werden wir wieder mit unserer jüngeren Geschichte konfrontiert. Die Normandie, welche im 2.Weltkrieg von der deutschen Wehrmacht besetzt war, wurde durch die verlustreiche Operation Overlord die am 06.06.1944 begann von den Nationalsozialisten befreit und mit ihr ganz Europa. Diesem Ereignis wird an den Landungstränden gedacht, die wir an dem ca. 100 km langen Küstenstreifen besuchen. An vielen Orten sind Denkmäler aufgestellt um an dieses Ereignis zu erinnern. Auch Reste der Bunkeranlagen und Geschützstellungen sind zu sehen und natürlich zahlreiche Soldatenfriedhöfe. Das Wetter ist heute wechselhaft, aber letztendlich haben wir Glück und können diese Stätten ohne nasse Komplikationen besichtigen. Die Tour endet an der "Ste.-Mère-Église", die durch einen amerikanischen Fallschirmjäger, der auf dem Kirchturm landete, berühmt wurde. Er stellte sich tot und entging so der Erschießung durch die Deutschen.
Hier am Ende der Landungsstrände bekommen wir erst einmal eine kleine moralische Stärkung in Form eines Gläschen Calvados und Keksen. Der Calvados ist der Apfelbrand der Region und wird überall den Geschäften angeboten. Aus dem früheren einfachen Bauernschnapps ist ein edles Getränk geworden, das, je nach Alter, dreistellige Summen im Verkauf erreichen kann.
Nach diesem besinnlichen Tag freuen wir uns auf wohl eine der bekanntesten Sehenswürdigkeit der Bretagne, den Mont St.Michel. Wir fahren auf dem Weg nach St.Malo schon einmal daran vorbei. Den Hügel und die Abtei werden wir morgen besuchen.
Wir beziehen unser schönes Hotel direkt in der Altstadt von St.Malo, "intramuros", wie man hier sagt, die Stadt "innerhalb der Mauer". Erst einmal müssen wir unser Gepäck ein Stückchen durch die Stadtmauer rollen. Schnell sind die Zimmer bezogen und ein erster Spaziergang ist gemacht. Die Stadt wurde nach den Weltkriegen komplett nach alten Plänen restauriert und uns umfängt die Aura der alten Piratenstadt.
Ein gutes Abendessen wartet im Restaurant des Hotels auf uns. Ein köstliches Dessert rundet das Essen ab. Wir lernen, dass ein "Omelette Norvégienne" kein Omlett ist, wie wir es kennen, aber trotzdem super schmeckt.
Einige von uns gehen noch an die Stadtmauer oder an den Strand ,0um die Abendstimmung zu geniessen. Wir freuen uns auf morgen. Es soll schönes Wetter geben und alle sind gespannt auf die berühmte Abtei Mont St.Michel.

Donnerstag, 18.08.2022: Mont St.Michel – Cancale – St.Malo (130 km)

Nach dem Frühstück fahren wir in Richtung Mont St. Michel. Das Wetter ist am Morgen vielversprechend und nach einer Stunde sind wir schon am großen Parkplatz vor der kleinen Insel. Allerdings sind hier heute morgen schon sehr viele Menschen, welche die Abtei besuchen möchten.
An dem Bähnchen mit dem wir fahren sollen steht schon eine lange Schlange. Hoffentlich kommen wir zeitig genug zu der bereits reservierten Besichtigungszeit an. Wir haben Glück und wir kommen alle zusammen mit der Bahn zum Fuß der Kathedrale. Da wir uns beeilen müssen wird das Schlendern auf später vertagt. Gina stürmt voraus, da sie die Karten besorgen muss. Jan unser Fahrer bleibt hinten, damit wir alle den Weg finden. Es geht nach oben und schließlich kommen alle, manche ein wenig außer Puste, am Eingang an. Schon bekommen wir unsere Eintrittskarten und jeder geht mit einem sog. Audioguide individuell durch die gewaltige Anlage, die ein Meisterwerk der Ingenieurskunst des 9.Jh. ist. Anschließend schlendert jeder für sich durch den immerhin ca. 30 Einwohner zählenden Ort mit seinen Souvenirgeschäften, Kaffees und Restaurants. Die Menschenmassen verhindern, dass man schneller läuft.
Anschließend treffen wir uns alle wieder am Bus. Gina und Jan haben inzwischen Baguette für unseren "Mittagssnack" gekauft Wir fahren nach Cancale, dem Austernort an der Küste und halten direkt vor einer "Austernbar". Gina hatte die Austern vorbestellt und dazu gibt es gekühlten Weisswein. Los geht es ans Probieren. Die Austern wurden von den netten Damen im Geschäft geöffnet und so können wir gleich mit dem "Schlürfen" beginnen: gar nicht so einfach das Ganze, aber schließlich lassen sich die meisten die Portion Eiweiß schmecken. Als Alternative gibt es Garnelen und Pastete die Gina schon vorher besorgt hatte. Alle lassen es sich schmecken und die Stimmung ist ausgelassen bis fröhlich. Was so Austern mit Weisswein alles bewirken. Es ist heiß und wir laufen durch einen schattigen kleinen Wald entlang eines Abenteuerspielplatzes nach oben zum Parkplatz. Oben fehlt aber jemand. Aber wozu gibt es die Handys. Der abtrünnige Reisegast lässt sich bald finden, denn wozu haben wir die Mobilfunknummern ausgetauscht. Mit Hilfe der Ortungskenntnisse und Schützenhilfe anderer Teilnehmer ist der bald wieder bei der Gruppe und wird mit großem Hallo begrüßt!
Wir fahren zurück nach St.Malo und jeder geht seines Weges. Einige aus der Gruppe treffen sich ein wenig später für einen kleinen Rundgang durch die Stadt. Gut restauriert gibt die Stadt einen Eindruck vom 17.Jahrhundert in dem St.Malo der wichtigste Hafen Frankreichs war. Seine Schiffseigner häuften riesige Vermögen an. Die Piraten waren angesichts der möglichen Reichtümer nicht weit. Robert Surcouf war der berühmteste und konnte sich mit 35 zur Ruhe setzen. Vor der Stadtmauer blicken wir auf das Fort National, eines der 5 Küstenforts die im 18.Jahrhundert die Baie St.Malo schützen sollten. Es wurde vom Baumeister Vauban errichtet. An dem Denkmal von Jacques Cartier, der Seefahrer der den Lorentz-Strom erforschte und mit seinem Finger gen Westen zeigt, biegen wir in Richtung Kathedrale ab. Sie wurde seit dem 12.Jahrhundert errichtet und dann in der Gotik und auch später noch erweitert. Sehr starkt wird man an die Kirchengebäude in England erinnert. Danach trennen sich unsere Wege und jeder erkundet St.Malo auf eigene Faust. Der Abend wird wieder durch ein reichhaltiges Abendessen gekrönt.

Freitag, 19.08.2022: Cap Fréhel – Ploumanach – Kalvarienberg (330 km)

Kurz nach Verlassen von St.Malo machen wir heute gleich am Gezeitenkraftwerk unseren ersten Stopp. Es soll dafür sorgen, dass die Versandung der Bucht gestoppt wird und sich die Natur in der Region wieder erholt.
Danach fahren wir weiter in Richtung Cap Fréhel wo wir den Blick in die Weiten des Atlantiks geniessen können. Das Wetter ist heute nicht ganz so freundlich und so kommt jetzt auch die Regenvorsorge zum Zuge. Alle sind auch darauf vorbereitet oder geniessen gar den sehr lange ausgebliebenen leichten Nieselregen. Hier bei dem verhältnismäßig neuen Leuchtturm revolutionierte der französische Physiker Fresnet die Signaltechnik. Wenig entfernt blickt man zum alten Leuchtturm der vom Baumeiser Ludwigs XIV. mit dazugekauften Steinen errichtet wurde. Eine spannende Szenerie die auch für Filme genutzt wurde und wird. Der bekannte französische Regisseur Claude Chabrol drehte hier einige seiner bekanntesten Streifen.
Weiter geht es entlang der Granitküste, die bekannt ist durch ihren rosafarbenen Granitstein. Nach der Würstlpause im Ort Ploumanach, dem meistbesuchten Ferienort an dieser Küste, können wir auf einem angelegten Pfad laufen, der an den Granitkolossen entlang führt. Der Zöllnerpfad auf dem wir wandern ist nach den Zöllnern benannt die einst den Schmugglern das Handwerk legen sollten. Der Spaziergang ist kurzweilig und anschließen lockt ein Cidre oder anderes in einem der vielen Cafés, welche wegen der Sommerferien alle gut besucht sind. Das Wetter ist mittlerweile auch besser geworden und so können wir die Zeit hier entsprechend genießen.
Weiter fahren wir zu einem der wohl schönsten Kalvarienberg der Region, nach Guimiliau. Über 70 solcher sog. Kalvarienberge gibt es in der Bretagne und noch mehrere Kirchen. Es handelt sich um kunstvollen Kirchhöfe welche einst von reichen Leinenhändlern gestiftet wurden. Es gab einen regelrechten Wettbewerb um den schönsten Kirchhof unter den Ortschaften. Die Leinenindustrie des 16.und 17. Jahrhunderts machte es möglich. Im Ort gibt es auch eine Patisserie mit den köstlichsten Kuchen: Verführung am Nachmittag. Es ist nicht mehr weit bis nach Quimper. Wir kommen pünktlich in unserem Hotel an und können unser Abendessen genießen. Alles sind gespannt auf den kommenden Tag, der die meisten von uns zum westlichsten Punkt der Bretagne führen wird.

Samstag, 20.08.2022: Rundfahrt Locronan – Ponte du Raz – Cornouaille (140 km)

Der größte Teil der Gruppe hat sich zu dem heutigen fakultativen Ausflug angemeldet. Einige der Reiseteilnehmer möchten dagegen gerne einen ruhigeren Tag in Quimper verbringen.
Das Wetter verspricht Sonne und so fahren wir denn positiv gestimmt los und fahren zu unserem ersten Halt in das nette Örtchen Audierne. Hier ist heute Markttag und so haben wir die Möglichkeit einen ganz normalen bretonischen Wochenmarkt zu erleben. Die Marktstände ziehen sich entlang des Yachthafens und so wird die kommende Stunde für die Reiseteilnehmer kurzweilig. Anders unsere Reiseleitung und unser Fahrer Jan. Die beiden haben die Aufgabe für unser bretonisches Picknick einzukaufen und wissen, was sie in dieser Stunde zu tun haben: einkaufen und überlegen was der Gruppe so schmecken könnte. Na so schwierig ist das nicht, zumal die normannischen und bretonischen Spezialitäten den Geschmacksnerv der meisten Menschen unserer europäischen Esskultur treffen.
Nach einer Stunde werden wir wieder am Ausstiegsort abgeholt und weiter geht die Fahrt zum westlichsten Punkt Frankreichs, zum Ponte du
Raz. Meerumtoste Felsen erheben sich bis zu 70 Meter in die Höhe. In der Ferne sieht man einen Leuchtturm, der den Fischern und Seeleuten auch heute noch den Weg weist. Viele Legenden ranken sich um den Ort. Hier soll das sagenhafte Lys gelegen haben welches vielfach in den bretonischen Legenden auftaucht. Das Denkmal zeigt Maria als Patronin der Schiffbrüchigen. Einige von uns machen auch hier eine kleine Küstenwanderung.
Danach gibt es ein zünftiges normannisch/bretonisches Picknick mit frischem Baguette, normannischem Käse, bretonischer Wurst und französischem Rotwein. Nun der kommt nicht aus dem Norden aber was soll's. Dann gibt es noch Nachtisch, den Kougin amman, ein Butterkuchen mit Salzbutter gebacken und bretonische Kekse, auch ein bisschen Obst für die Vitamine. Irgendwann sind alle satt und zufrieden. Wir fahren entlang der nördlichen Küste, entlang schöner Sandstrände am Ort Douarnenez vorbei, der einst der wichtigste Fischereihafen der Bretagne war. Besonders die Sardinenfischerei und die Erfindung der Sardinendose brachte den Aufschwung. Schon zur römischen Zeit wurde hier die Fischsoße "Garum" produziert und in das römische Reich exportiert.
Unser Ziel ist heute noch Locronan, ein Ort welcher ebenfalls durch die Leinenindustrie zu Reichtum gelangte. Ein irischer Mönch, der heilige Ronan, fand hier seinen Ort der Bestimmung und ihm ist auch die Kirche gewidmet. Wir bummeln durch das Örtchen welches aus einer anderen Zeit stammt. Granithäuser und eine Granitkirche sind der Höhepunkt des Ortes. Zahlreiche idyllische Blickpunkte binden unsere Aufmerksamkeit.
Dann geht es zurück nach Quimper und einige von uns besuchen noch die "Kathedrale St-Corentin" welche eine der wichtigsten Kathedralen der Bretagne ist. Im 13.Jahrhundert wurde mit ihrem Bau in einer damals neuen Bautechnik mit Rippengewölbe und Strebepfeilern begonnen. Später kamen dann die gotischen Fenster dazu. Auch hier erinnern die Türme im bretonischen Stil an England. Beim Bummeln durch den Ort kommt man unter anderem an den "Butterplatz" mit schönem Fachwerk. Das Örtchen vermittelt geschäftiges Treiben und es gibt einige interessante Läden. Ein schöner Tag geht mit unserem Abendessen zu Ende.

Sonntag, 21.08.2022: Concarneau – Carnac – Vannes (155 km)

Das Wetter ist heute nicht so strahlend. Nach dem Frühstück geht es erst einmal in Richtung Concarneau, der Name der "Unterschlupf der Bretagne" bedeutet. Er ist immer noch der erste Hafen für den Thunfischfang in Frankreich. Er wurde im 14. Jahrhundert zu einer Festung ausgebaut und spielte eine Rolle im 100-jährigen Krieg. Vielleicht ist er aber auch jemandem aus einer Fernsehserie im ARD bekannt. Die Serie mit Komissar Dupin, die auf den Büchern von Jean-Luc Banallek (Pseudonym)basiert, wurde unter anderem hier in Concarneau gedreht. Es ist noch früh und die Stadt erwacht heute langsam. Wir spazieren über die Brücke, die den einzigen Zugang zur Stadt bildet, vorbei am alten Krankenhaus bis zur heutigen Kirche. Es gibt ein extra Tor, wo früher die Waren angeliefert wurden, die so nicht durch die ganze befestigte Stadt transportiert werden mussten. Von der Stadtmauer hat man normalerweise einen schönen Blick auf den Hafen. Heute ist die Aussicht aber eher ein wenig grau. Einige von uns gehen noch zur Markthalle in der neueren Stadt. Hier gibt es auch am Sonntagmorgen frische Lebensmittel. Austern, Fisch und auch ausgesuchte Fleischangebote findet man hier. In Frankreich gibt man schon einmal etwas mehr für gutes Essen aus. Nach diesem Städtchen wird es jetzt steinig und wir hoffen alle auf ein wenig besseres Wetter. Jetzt statten wir den wohl ältesten kulturellen Zeugnissen der Bretagne einen Besuch ab. Unser erstes Ziel ist Erdeven mit den "Alignements de Kerzerho". Wir spazieren zwischen den gigantischen Steinen. Heute ist die Gegend gut besucht, da Sonntag ist und zahlreiche französische Familien besuchen die Stätte, ebenso wie wir. Gigantische Dolmen schauen auf uns herab. Wer hat sie nur und wie bewegt? Sie bergen noch manches Geheimnis. Weiter geht es nach Mennec, Kermario und Kerlescan, alle diese Stätten gehören zu Carnac, dem etwas bekannteren Namen für diesen Ort.
Steinreich verlassen wir Carnac und fahren weiter in Richtung Westen nach Vannes, welches am Golf von Morbihan, einem an Inseln reichen Binnenmeer liegt. Da die Verbindung zum Atlantik nur wenige Kilometer beträgt gibt es hier extreme Gezeitenströme mit einer Geschwindigkeit von 4 Metern pro Sekunde. Die Stadt Vannes hatte im Mittelalter eine große Bedeutung und war auch einmal die Hauptstadt der Bretagne. Wir starten unseren Rundgang am Fremdenverkehrsamt und spazieren inzwischen wieder trockenen Fusses entlang des Yachthafens zur "Place Gambetta" die vor dem Haupttor der befestigten Altstadt liegt. Am Stadttor grüßt der Heilige Vinzenz von Ferrer, ein spanischer Wanderprediger aus dem 14.Jahrhundert. Vom Wehrgang blicken wir bis zur Porte de Prison auf die Gärten die im ehemaligen Graben angelegt wurden. Wir gehen an den historischen Waschhäusern vorbei und werfen einen Blick darauf. Wir überlegen, dass es nicht so lange her ist, dass es Waschmaschinen gibt und an die mühsame Arbeit der damaligen Hausfrauen oder Hausmädchen die einmal in der Woche den Tag in der Waschküche verbracht haben. Innerhalb der Stadtmauer gehen wir an einem befestigten unvollendeten Turm vorbei durch romantische Gassen zur spätgotischen Kathedrale. Sie birgt das Grab des Wanderpredigers Vincenz Ferrer, der auf seiner letzten Wanderreise in die Bretagne gelangte und hier verstarb. Am Platz Henri IV. sind besonders schön restaurierte Fachwerkhäuser aus dem 15. und 16.Jahrhundert zu sehen. Auch fallen einige Stadthäuser aus Granit auf, die aus dem 17.Jahrhundert stammen. Unser Rundgang endet am Rathaus, einem Bau aus dem 19.Jahrhundert im Stil der Neo-Renaissance. Da wohl unsere Zimmer noch nicht ganz fertig sind, haben wir noch ein wenig Freizeit in der kleinen Stadt. Gina besorgt in der Zwischenzeit unsere Zimmerkarten, die wir dann anschließend bekommen. Unser Hotel ist nicht weit entfernt. Jan kommt mit unserem Gepäck und wir können in unser Hotel einchecken.

Montag, 22.08.2022: Angers – Chartres – Paris Créteil (510 km)

Irgendwann geht jede Reise ihrem Ende zu und heute ist unser letzter Tag komplett in Frankreich. Nach einem wieder reichlichen Frühstück, fahren wir in Richtung Osten. Heute steht die Besichtigung des berühmten Schlosses von Angers auf dem Plan. Vorbei geht es an der Stadt Nantes, die der Hauptort der Region "Pays de la Loire" ist - auch einem sehr schönen Reiseziel mit zahlreichen Schlössern und Kunstwerken, sowie einer lieblichen Landschaft.
Wir haben viel gesehen und uns einen Teil unseres Nachbarlandes erschlossen. Die Abrundung des Ganzen ist der Ort Angers mit seinem Schloss und dem berühmten Wandteppichzyklus aus dem 14.Jahrhundert, welcher die "Apokalypse nach der Offenbarung des Johannes darstellt". Beeindruckend ist auch das Schloss welches durch die architektonische Besonderheit der Baumaterialien hervorsticht: Schiefer und Tuffstein. Es ähnelt eher einer Festung. Hier war der Sitz der Grafen von Anjou, Begründer eines französischen Herrschergeschlechts welches bis 1399 in direkter Linie die Könige von England stellte. Am Platz an dem unser Bus wartet grüßt René I. von Anjou, der allgemein als der gute König Réné bekannt ist. Er war ein Schöngeist, liebte die Provence und verstarb auch dort. Seine Gebeine wurden dann allerdings von Angevinern nach Angers gebracht und in der Kathedrale beerdigt.
Anschließend fahren wir zum letzten Besichtigungsziel unserer Reise, zur berühmten "Kathedrale von Chartres". Schon von Weitem ist sie bei der Einfahrt zu sehen und man erkennt die unterschiedliche Gestalt der beiden Türme.
Vom Parkplatz im Ort haben wir es nicht weit zur Kathedrale. Es ist die älteste unverändert gebliebene hochgotische Kathedrale der Welt und sie besitzt die älstesten gotischen Steinskulpturen überhaupt. Wir bewundern sie am Eingangsportal. Beeindruckend sind die nie zerstörten mittelalterlichen Glasfenster welche der Kathedrale ihr besonderes Licht verleihen. Das Labyrinth ist leider wie immer mit Stühlen zugestellt.
Die Fahrt zu unserem Hotel bei Paris geht diesmal zügig und wir kommen tatsächlich pünktlich an, was lt. unserer Reiseleiterin wohl eine Seltenheit ist. So beziehen wir unsere Zimmer und können den Abend noch ein wenig genießen, was wir mit dem sehr üppigen und schmackhaften Abendbuffet krönen.

Dienstag, 23.08.2022: Rückreise

Der Rückreisemorgen beginnt mit einer Irritation. Das um 06.00 Uhr angekündigte Morgenbuffet ist nicht da. Es fehlt wohl der Mann mit dem Schlüssel zur Küche und den notwendigen Utensilien. Keiner weiss wo er steckt ? Nun wir auch nicht. Also beschließen wir, erst einmal das Gepäck in den Bus zu laden. Tatsächlich tut sich etwas gegen 07.00 Uhr und letztendlich bekommen wir noch unser Frühstück. Es geht doch nichts über flexible Reiseteilnehmer. Wir fahren gut gelaunt in Richtung Heimat. Dann kurz vor unserer letzten Rast in Frankreich gibt es einen Knall. Auf der Raststätte stellt sich heraus: Wir haben einen Platten! Das bringt den Zeitplan durcheinander.
Es stellt sich heraus, dass das Prozedere in Frankreich ein anders ist als sonst. Wir informieren die Tankstelle, die informiert einen zuständigen Werkstattwagen und er soll innerhalb einer Stunde kommen. Das macht er dann auch tatsächlich und nach kurzer Zeit ist der Reifen gewechselt.
Wir können mit 2 Stunden Verspätung weiterfahren. Unsere Ankunftzeit verschiebt sich damit um die gleiche Zeit. Alle Anschlüsse werden umbestellt und alle kommen, zwar mit etwas Verzögerung, in ihren Heimatorten an.
Eine schöne harmonische Reise findet ihr gutes Ende!

Schlusswort

Wir haben Vieles von Frankreich gesehen und gehört: mittelalterliche Städte, Häfen, Strände, Steine, Meerjungfrauen und Geister, Könige, Königinnen und Jungfrauen, einige davon tapfer und mutig, einige heilig und andere weniger tugendhaft - gegessen und getrunken haben wir auch (einige haben Havannas gepafft), wir waren eine bunte und lustige Reisegruppe.
An alle vielen Dank für die kurzweilige Zeit
Gina und Jan

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