Rundreise in die Normandie und Bretagne
Reisebericht: 21.07. – 30.07.2024
Unsere Rundreise durch die Normandie und die Bretagne bot uns faszinierende Küstenlandschaften, malerische Städte, beeindruckende Kathedralen und einzigartige Sehenswürdigkeiten. Darüber hinaus erlebten wir in Lothringen und in der Normandie Orte, die bis heute die Spuren schwerer Kampfhandlungen im 1. und 2. Weltkrieg tragen.
Ein Reisebericht von
Beate Schroedter
1. Tag Sonntag, 21.7.2024 Anreise nach Metz
Leicht verspätet starteten wie am Sonntag Morgen in aller Frühe unsere Reise in die Normandie und in die Bretagne mit dem blauen Eberhardt Travel Reisebus.
Nach weiteren Zustiegen von Reisegästen in Sachsen und Thüringen erreichten wir im Laufe des Vormittags die Autobahnraststätte Rimberg, wo unsere Busfahrer die Plätze tauschten. Während der eine Busfahrer Michael, der uns vom Dresdener Flughafen hier her gefahren hatte, mit dem PKW wieder zurück fuhr, begann der andere Michael nun gemeinsam mit uns unsere 10tägige Rundreise. Im Laufe des Nachmittags erreichten wir die deutsch-französische Grenze und kamen wenig später in Metz an, der einstigen Hauptstadt der französischen Region Lorraine (Lothringen) und heutigen Metropole in der Großregion Grand Est. Im milden Licht des Nachmittags, das den Sandstein der historischen Gebäude in ein sattes Gelb tauchte, unternahmen wir hier einen kleinen Rundgang. So sahen wir zunächst die Place de la commedie (dem Theaterplatz) und den Temple neuf (Protestantische Kirche) auf der Moselinsel, spazierten dann über eine der Moselbrücken zur Kathedrale und besichtigten diese. Was für ein imposantes Bauwerk ! Sie ist mit ihren 42 m Gewölbehöhe nicht nur eins der höchsten Kathedralen Frankreichs sondern besitzt eine Reihe außergewöhnlicher, prachtvoller Glasfenster. Darunter die Renaissancefenster des Straßburger Meisters Valentin Bousch, die faszinierenden Glasfenster von Marc Chagall, die uns am stärksten beeindruckten sowie weitere wunderbare Fenster von Glaskünstlern des 20. Jahrhunderts wie Jacques Villon und Roger Bissière.
Nach diesen großartigen Eindrücken kehrten wir zum Bus zurück und fuhren in unser Hotel. Es befand sich gegenüber des Hauptbahnhofs von Metz. Nachdem wir uns hier eingerichtet hatten, trafen wir uns zum Abendessen, das in unmittelbarer Nähe des Hotels in der „Brasserie ABC“ stattfinden sollte. Dort genossen wir die Atmosphäre des Restaurants und stärkten wir uns bei einem sehr guten Abendmenü. Eine plötzlicher Regenguss verhinderte einen Abendspaziergang, den einige aus unserer Gruppe wohl vor hatten. Als der Regen etwas nachließ gingen wir alle schnell in unser Hotel zurück.
2. Tag Montag, 22.07.2024 Schlachtfelder von Verdun, Rouen
Nach einem guten Frühstück brachten wir unsere Koffer zum Bus um unsere Reise fort zusetzten. Unser Ziel hieß heute Verdun, die Jahrhunderte alte Stadt, die als Handelsstadt und Kunstzentrum einst eine glanzvolle Vergangenheit hatte. Diese großartige Vergangenheit wurde jedoch im 20. Jahrhundert infolge der Kriegsereignisse des Jahres 1916 in ihrer unmittelbaren Nähe durch ein düsteres, schmerzliches Kapitel ergänzt. Wir erreichten unseren Treffpunkt etwas eher und konnten so vom Stadttor, der Stadtmauer und dem Ufer der Maas noch ein paar Fotos machen. Dann begann unsere Besichtigung der Schlachtfelder von Verdun, wo uns Madame Ursula Mériot, unsere örtliche Fremdenführerin, sehr sachkundig, feinfühlig und kenntnisreich führte. Wir sahen zuerst das Fort Douaumont, an dem vom Februar bis November 1916 erbittert und unter ungeheuren Opfern an Menschenleben gekämpft wurde. Die feuchten Gänge und düsteren Funktions- und Mannschaftsräume dokumentieren bis heute den Schrecken des Krieges. Später fuhren wir zum Beinhaus, das auf Initiative des Bischofs Charles-Marie-André Ginisty von den Architekten Léon Azéma, Jacques Hardy und Max Edrel von 1920 an errichtet und nach 12 Jahren Bauzeit 1932 feierlich eingeweiht wurde. Seine Architektur erinnert an ein Schwert, das bis zum Knauf in den Boden gerammt ist. Im Untergeschoss des längliche Baukörpers befinden sich die sterblichen Überreste von ca. 130.000 nicht identifizierten französischen und deutschen Soldaten. Über ihm erhebt sich eine langgestreckte Krypta, in deren Mauern die Namen und die Lebensdaten der identifizierten Gefallenen eingraviert sind. Später sahen wir hier einen sehr eindrucksvollen Film über die Schlacht von Verdun zwischen Frühjahr und Herbst 1916. Vor unserer Abfahrt legten wir vor dem Beinhaus noch einen Fotostop ein. Hier vor dem Eingang zum Beinhaus begegneten sich im September 1984 der damalige deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl und der französische Staatspräsident François Mitterrand zu einer großen Versöhnungsfeier. Während dieser Feier entstand ein Foto das zeigt, wie sich die beiden Staatsmänner die Hände reichen. Diese Foto ging um die Welt und hat bis heute für die deutsch-französischen Beziehungen eine enorme Bedeutung.
Nach diesen bewegenden drei Stunden, in den uns Madame Mériot mit präzisen und einfühlsamen Informationen geführt hatte, mussten wir uns von ihr verabschieden um unsere Reise fortzusetzen.
Unsere Mittagspause legten wir an einer Raststätte, die sich ganz in der Nähe der Mühle von Valmy befand, ein. Am 20. September 1792 siegte hier das französische Revolutionsheer erstmals über die antifranzösische Koalitionsarmee. Diese Schlacht wurde durch einen Ausspruch von Johann Wolfgang von Goethe zum Mythos. Dieser lautete: „Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus, und ihr könnt sagen, ihr seit dabei gewesen.“
Später fuhren wir über die Autobahnen in Richtung Normandie. Nach vielen Kilometern und einigen Pausen kamen wir am Abend in unserem Hotel bei Rouen an. Nachdem wir dort unsere Zimmer bezogen hatten, fanden wir uns zu einem gemeinsamen Abendmenü im Restaurant des Hotels ein.
3. Tag Dienstag, 23. 07. 2024 Rouen, Étretat, Honfleur, Caen
Am Morgen luden wir wieder unsere Koffer in den Bus und stiegen gespannt auf neue Entdeckungen in der Normandie ein. Unser erstes Ziel war die Altstadt von Rouen, die wir im Rahmen einer Stadtführung kennenlernen sollten. Unsere Stadtführerin, die uns überraschender Weise schon an der Ausstiegshaltestelle erwartete, führte uns zur spätgotischen Kirche St. Maclou, zur beeindruckenden Kathedrale, zum reich verzierten Justizpalast, zum berühmten Uhrenturm sowie zum alten Markt. Dort erinnern ein 20 m hohes Kreuz und eine moderne Kirche an Jeanne d'Arc, die „Jungfrau von Orleans“, die hier am 30. Mai 1431 auf dem Scheiterhaufen den grausamen Feuertod erleiden musste. Dann hatten wir noch etwas Freizeit, um uns in der Markthalle umzusehen oder noch einen Kaffee zu trinken, bevor wir uns trafen, um wieder zum Bus zu gehen. Jetzt ging es direkt an die Normannische Küste zu den Kreideklippen von Étretat.
Das Meer erwartete uns unter blauem Himmel mit starkem Wind und bewegter See. Ein wunderbares Wetter um Fotos zu machen ! Während einige von uns diese fantastische Küste erwanderten, in dem sie die „Falais d'Aval“ links oder die Falais d'Amont“ rechts hinauf stiegen, genossen andere das Meer von der Strandpromenade aus oder kehrten in einem der vielen Restaurants oder Bars ein.
Später setzten wir unsere Reise fort und kamen am Nachmittag zu der berühmten 1994 eingeweihten „Pont de Normandie“. Diese nach Plänen von Michel Virlogeux erbaute Brücke ist nach den Brücken von Brotonne und von Tankarville die letzte Brücke vor der Mündung der Seine in den Ärmelkanal. Wir hielten an einem Parkplatz und besichtigten die Anlage von der Besucherbrücke aus, die über der Mautstelle errichtet worden war. Von hier aus konnte man nicht nur die gesamte ca. 10 km lange Mündung der Seine überblicken sondern auch das Brückenbauwerk aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Die „Pont de Normandie“ ist 2,241 km lang und war bei ihrer Fertigstellung mit einer Hauptspannweite von 854 m die größte Schrägseilbrücke der Welt. Die beiden Pylone der Brücke sind 203 m hoch und tragen jeweils 23 Kabel. Die Durchfahrtshöhe für die Schiffe beträgt 52 m.
Dann fuhren wir über die Brücke und erlebten nun selbst diese einzigartige Architektur. Wenig später waren wir in Honfleur, einer alten Hafenstadt, angekommen. In den vergangenen Jahrhunderten lichteten unzählige Handelsschiffe hier ihre Anker. Neben den europäischen Küsten hatten sie auch die Küsten Kanadas und Brasiliens zum Ziel. Unter ihnen war der berühmte Seefahrer Samuel de Champlain. Er gründete 1608 am Sankt-Lorenz-Strom eine Siedlung, aus der später die kanadische Großstadt Québec hervorgehen sollte. Wir sahen sein Porträt am alten Gebäude des Leutnants auf dem Weg zur Kirche Ste. Catherine. Die Baumeister von Ste. Catherine waren von Beruf Schiffszimmermeister und so verwundert es kaum, dass diese ganz aus Holz erbaute Kirche ohne einen Nagel ausgekommen ist. Anschließend spazierten wir noch etwas durch dieses malerische Städtchen oder kehrten in einem der vielen Bars oder Kaffees ein.
Schließlich stiegen wir wieder in unseren Reisebus und fuhren durch die Untere Normandie in die alte Hauptstadt dieser Region nach Caen. Unser Hotel befand sich direkt im Stadtzentrum und so konnten wir an der alten Burg von Guillaume le Conquérant (Wilhelm dem Eroberer) entlang zum Abendessen in dem sehr urigen Restaurant „Buguet's“ spazieren. Hier genossen wir ein wunderbares Abendessen, bevor wir spät am Abend wieder zu unserem Hotel zurück gingen.
4. Tag Mittwoch, 24.07.2024 Landungsstrände
Heute stand der Besuch der Landungsstrände auf dem Programm unserer Reise. Hier an der normannischen Côte de Nacre landeten am 6.6.1944 die Alliierten um unter unzähligen Opfern Frankreich und Westeuropa vom deutschen Faschismus zu befreien. Sie landeten an einem 98 km langen Abschnitt dieser Küste, der sich von Ouistreham an der Mündung der Orne im Osten bis nach Sainte-Mére-Eglise auf der Halbinsel Cotentin im Westen erstreckte. Dieser Abschnitt wurde in die Teilabschnitte SWORD BEACH, JUNO BEACH, GOLD BEACH, OMAHA BEACH und UTAH BEACH eingeteilt und den einzelnen alliierten Armeen zugeordnet.
Zuerst fuhren wir am Morgen zur Pegasus-Brücke bei Bénouville am Beginn der SWORD BEACH. Sie erhielt ihren Namen von dem Flügelross Pegasus, das die 5. britische Fallschirmjägerbrigade zu ihrem Wappen wählte. Diese Brigade landete hier in der Nacht vom 5. zum 6. Juni 1944 um einen Brückenkopf aufzubauen. Nach dem Vorbild dieser Brücke wurde 1994 hier eine neue Kanalbrücke erbaut, die den Nahmen ihrer Vorgängerin übernahm.
Wenig später machten wir in Quistreham Riva Bella an dem Denkmal Rast, dass für die hier gefallenen britischen und französischen Soldaten errichtet wurde.
Dann erreichten wir Arromanches an der GOLD BEACH, wo man unmittelbar nach der Landung der Alliierten ein Mulberry Hafen erbaut hatte. Dieser Pontonhafen war die erste "Nabelschnur" der alliierten Truppen, da über ihn bis zur Einnahme von Cherbourg ca. sechs Wochen später die ersten Transporte abgewickelt wurden.
Wir verschafften uns von einem Aussichtspunkt einen Überblick, sahen ein Grossfoto von diesem Pontonhafen und versuchten den Ort mit seinem leidvollen Vermächtnis zu begreifen.
Dann brauchten wir eine Pause. Wir fuhren in das nahe gelegene Städtchen Bayeux um dort unsere Mittagspause zu verbringen. Einige von uns sahen sich den berühmten „Teppich von Bayeux“ an, das älteste großformatige Textilkunstwerk Frankreichs, das in farbig gestickten Einzelszenen die Eroberung Englands durch Wilhelm den Eroberer darstellt. Andere besuchten die imposante, reich verzierte Kathedrale oder kehrten zu einem Mittagessen ein.
Dann fuhren wir weiter nach Colleville sur Mer an der OMAHA BEACH, wo wir den Cimetiere Americain, den größten Friedhof der amerikanischen Gefallenen besuchten. Dieser Friedhof umfasst die Gräber von 9387 Gefallenen und erinnert mit einem Denkmal an 1557 vermisste Amerikaner. Die Anlage dieses großen Friedhofs wird von der American Battle Monuments Commission unterhalten und wirkt sehr schön, großzügig und hervorragend gepflegt. Von einem am Gräberfeld entlang führenden Weg kann man Küstenlinie entlang sehen, an der sich die Kampfhandlungen am D-Day abgespielt haben.
Als letzten Punkt unserer Fahrt erreichten wir am späteren Nachmittag die Steilküste von Point du Hoc, ebenfalls an der OMAHA BEACH. Auf diese Steilküste feuerten die alliierten Landungsbote Harpunen, an denen Strickleitern befestigt waren. Auf den so in den Felsen verankerten Strickleitern kletterte ein 225 Soldaten zählendes Rangerbataillon hinauf um die deutsche Stellung einzunehmen, die von hier aus die Abschnitte OMAHA und UTHA BEACH beschoss. Es gelang ihnen allen die Steilküste zu erklimmen trotzdem sie erbittert bekämpft wurden. Dann jedoch wurden sie eingekesselt und unter hohen Opfern erst in der Nacht zum 8. Juni vom 116. US Infanterieregiment befreit. Wir sahen uns in dem eingezäunten Gelände oberhalb der Steilküste um und führten uns dabei die Geschehnisse vor Augen.
Anschließend ging es mit unserem Reisebus durch das wunderschöne Heckenland der Untere Normandie in die Bretagne nach Saint-Malo. Zwar lag unser Hotel auch hier wieder in der Altstadt. Um dorthin zu kommen mussten wir unsere Koffer von der Ausstiegsstelle unseres Busses selbst zum Hotel rollen, was für einige von uns beschwerlich war.
Das Abendessen nahmen wir später im Restaurant des Hotel Chateaubriand ein, wo wir sehr gut speisten.
5.Tag Donnerstag, 25.07.2024 Mont–Saint–Michel, Cancale, St. Malo
Heute konnten wir unsere Koffer im Hotel lassen und nur mit dem Handgepäck in unseren Reisebus einsteigen. Es ging heute zuerst zum Mont-Saint-Michel, der hochberühmten Abtei, die schon in den vergangenen Jahrhunderten als „Wunder des Abendlandes“ gefeiert wurde. Sie liegt im letzten Zipfel der Normandie unmittelbar an der Mündung des Flusses Couesnon und damit genau an der Grenze zur Bretagne.
Wir fuhren mit einem Shuttlebus zum Inselberg über dem sich imposant die Abtei erhebt. Vom Fuß dieses Berges bis zur Abtei gingen wir langsame hinauf und bekamen nach einem längeren Prozedere jeder ein Tablet, das uns durch die Abtei führen sollte. So staunten wir über den raffiniert gestalteten Kreuzgang, genossen die Proportionen des Kapitelsaals und erschlossen uns Raum für Raum das legendäre Kloster. Hier hatte der Normannenherzog Richard II. die bretonische Prinzessin Judith geheiratet. Hier gingen Pilger aus ganz Europa Jahrhunderte lang ein und aus. Den Engländern jedoch gelang es nicht, diesen imposanten Inselberg im 100jährigen Krieg zu erobern, was später für Frankreich von hoher Bedeutung sein sollte. Seit dem Jahr 2006 verwandelt man den Mont-Saint-Michel wieder in eine Insel indem man den bisherigen Damm abgetragen und dafür eine Stelzenbrücke erbaut hat. Jahr für Jahr kann man seit dem beobachten, wie sich der um den Berg kreisende Küstenstrom allmählich wieder herstellt.
Tief beeindruckt vom Mont-Saint-Michel wandten wir uns nun einem kulinarischen Highlight in der großen Bucht des Klosterberges zu, den Austern. Um sie zu kosten fuhren wir nach Cancale, die Austernhauptstadt der Nordbretagne.
Als wir in Cancale ankamen, bedeckte die Flut die Aussternparks. Wir erfuhren, dass vor der Küste ca.50 cm hohe Tische nebeneinander stehen, auf denen Säcke voller Austern liegen. Sie gedeihen im Wechsel der Gezeiten wunderbar. Ihre Qualität ist geradezu legendär. Wir konnten uns bei einer Verkostung der beiden Austernarten Huitre creuse (Pazifische Felsenauster) oder Huitre plat (Europäische Auster) mit Zitrone, Brot und guten Wein davon sehr gut überzeugen. Für einige von uns war diese frischen Austern ein willkommener Schmaus, wenn nicht sogar ein Fest, für andere eine Entdeckung.
Dann ging es zurück nach Saint-Malo, wo wir den Spätnachmittag für persönliche Einkäufe und eigene Erkundungen in der alten Korsarenhochburg mit ihrer wunderbaren kompletten Stadtmauer nutzten.
Zum Abendessen versammelten wir uns wieder im Restaurant des Hotels Chateaubriand, wo wir ein hervorragendes Menü in wunderbarer Atmosphäre genossen.
6. Tag Freitag, 26.07.2024 Cap Fréhel, Plomanac'h, Guimiliau
Heute setzten wir unsere Rundreise in der Bretagne fort und luden unsere Koffer in den Bus. Bereits kurz nach unserer Abreise aus der Seefahrer- und Korsarenstadt Saint-Malo wartete eine neue Attraktion auf uns: das Gezeitenkraftwerk an der Mündung der Rance in den Atlantik. Es ist das erste große Gezeitenkraftwerk der Welt, wurde 1967 fertig gestellt und verbirgt sich mit seinen insgesamt 24 Generatoren unter der Straßenbrücke, die Saint-Malo mit Dinard verbindet. Es nutzt den Tidenhup von über 10 Metern in diesem Küstenabschnitt zur Energieerzeugung. Mit der hier erzeugten Leistung von 240 MW könnte es für den gesamten Energiebedarf einer Stadt mit 223 000 Einwohnern z.B. wie Rennes, der Hauptstadt der Bretagne, aufkommen.
Anschließend warteten zwei spektakuläre Küstenlandschaften der Bretagne auf uns. So ließen wir das alte Seebad Dinard links liegen und steuerten die Côte d'Emmeraude, die Smaragdküste an. Sie zeichnet sich durch hohe steil Felsklippen unterbrochen durch weite, flache Buchten aus.
Das Cap Fréhel selbst hat ein 70 m hohen Steilküste. Hier pausierten wir einige Zeit, so dass wir die wunderbare Natur des Kaps erwandern konnten. Wie schön waren die Farben des kräftigen Rot-Violett der Erika und des satten Gelb der Ginsterpflanzen in dem Strauchteppich am Leuchtturm. Auf den steilen Felsen vor der Küste tummelte sich eine wahre Vogelwelt. Im Wasser waren hin und wieder Delphine zu sehen. Was für ein bezauberndes Naturparadies konnten wir hier erleben !
Nach diesem einzigartigen Naturerlebnis warte nun die nächste bretonische Küstenlandschaft auf uns. Es sollte die rosafarbene Granitküste sein. Um zu ihr zu gelangen fuhren wir eine Weile durch das Inland der Bretagne. Dann gegen Mittag erreichten wir diese Küste, wobei wir erste einmal einen Fotostop bei Perros Guirec einlegten. Die Fernsicht war zwar etwas diesig, zeigte aber dennoch die vielen rosafarbenen Klippen und Riffs der Küste. Wenig später begannen wir in Ploumanac'h unsere Wanderung auf dem alten Zöllnerpfad an den bizarr geformten rosafarbenen Granitfelsen entlang. Was entdeckten wir dort für seltsame Fabelwesen, die die Natur als größte Künstlerin erschuf ? Ein Tiermaul, einen schlafenden Hasen, schlangenhaftes Untier und noch vieles mehr zauberte unsere Fantasie hervor.
Anschließend nahmen wir von dieser bizarren Felsenküste Abschied und fuhren in das Departement Finistère nach Guimiliau. Dort befindet sich einer der berühmtesten und am vollständigsten erhaltenen Kalvarienberge der Bretagne. Bei ihnen handelt es sich um religiöse Denkmale, die in der Bretagne zwischen Mitte des 15. und dem 17. Jahrhundert entstanden sind. In Guimiliau gibt es einen Kalvarienberg mit besonders vielen Szenen der Passion, die in den Jahren 1581-1588 aus dem harten Granitstein geschaffen wurden. Neben dem Kalvarienberg beeindruckt vor allem die reich ausgestattete Kirche, die u.a. einen wunderschönen barocken Taufpavillon besitzt. Darüber hinaus gibt es hinter dem Kalvarienberg noch das Beinhaus, das vermutlich aus dem selben Zeitraum stammt.
Dann ging es direkt nach Quimper, eine der schönsten bretonischen Städte, in der wir wieder für zwei Nächte bleiben sollten.
Wir kehrten im Hotel Escale Océania ein, wo wir an beiden Tagen auch zum Abendessen blieben.
7. Tag, Samstag, 27.07.2024 Locronan und Pointe du Raz
Nach den spektakulären Küstenlandschaften die wir gestern gesehen haben, sollte heute noch ein besonderes Highlight folgen: die berühmt-berüchtigte Ponite du Raz.
Am Morgen jedoch fuhren wir zuerst nach Locronan. Das durch die Herstellung von Segeltuch bekannt gewordene Dorf fiel in einen Dornröschenschlaf als sich im 19. Jahrhundert die Segeltuchherstellung zu verlagern begann. Aus diesem Dornröschenschlaf wurde es zunächst durch die bretonischen Landschaftsmaler geweckt, bevor in den letzten Jahrzehnten der internationale Film auf der Such nach einem historischen Ambiente hier fündig wurde. So waren es Filme wie "Tess" von Roman Polanski mit Nastassja Kinski in der Hauptrolle oder „Chouans ! - Revolution und Leidenschaft“ von Philippe de Broca mit Sophie Marceau und Philippe Noiret die hier gedreht wurden. Inzwischen sollen rund 30 Filme hier gedreht worden sein, wobei die „Mantel und Degen Filme“ wohl überwiegen.
Gegründet wurde das Dorf vermutlich durch den Heiligen Ronan, der im 7. Jahrhundert aus Irland zur Missionierung der Bretonen hierher kam und in der Dorfkirche bestattet wurde.
Dann ging es auf das Cap Sizun, einer spitzen 30km langen Landzunge, die wir im Rahmen einer Rundfahrt erkundeten. Im Norden des Caps liegt das Mer Iroise (die irische See) im Süden reicht der Golf von Biskaya an das Cap heran. Diese beiden Meere haben unterschiedliche Gezeitenströme, die an der Pointe du Raz mit voller Wucht aufeinander treffen und die, neben den vielen Riffen und Klippen, für die Seefahrt sehr gefährlich sind. Die Pointe de Raz war in der Vergangenheit berüchtigt für unzählige Schiffsbrüche und ist heute für den Schiffsverkehr gesperrt.
Wir stoppten zuerst an der Pointe de Brézellec, von wo wir einen super Blick entlang der Küste des Caps hatten. Wenig später kamen wir zur Pointe du Van, wo wir ebenfalls eine großartige Aussicht hatten. Anschließend fuhren wir direkt zur Pointe du Raz, wo wir unseren Bus abstellten und zur Felsenküste wanderten. Wir hatten eine super gute Sicht und konnten sogar die ca. 8 km entfernte "Ile de Sein" und die Leuchtturminsel „Le Tévennec“ sehen. Es herrschte fast absolute Windstille, so dass es auch kaum Bewegung im Meer gab. Das Meer war so glatt, dass sich der Leuchtturm darin spiegeln konnte.
Im Laufe des Nachmittags nahmen wir Abschied von der Pointe du Raz und fuhren an der Südseite des Caps Sizun zurück nach Quimper. Auf diesem Weg kamen wir durch das Bigoudenland, das besonders durch die hohen Hauben der Damen bekannt wurde. Diese Hauben waren als Antwort auf die Zerstörung der Kirchtürme durch die Soldaten des Französischen Königs gedacht, der damit die gegen die neu befohlene Steuer für das Stempelpapier revoltierenden Bauern bestrafen wollte. Diese hohen Hauben werden hier noch heute bei besonderen Festen stolz getragen.
Zurück in Quimper genossen wir die freie Zeit, um durch diese wunderschöne Altstadt zu schlendern, die Kathedrale in Ruhe zu betrachten, irgendwo gemütlich ein Eis, einen Kaffee oder ein Glas Wein zu geniessen oder die verführerischen Läden zu frequentieren.
Am Abend wartete im Restaurant unseres Hotels wieder ein schmackhaftes Menü auf uns.
8. Tag, Sonntag, 28.07.2024 Concarneau, Carnac, Vannes
Heute Morgen begann der letzter Tag den wir für die Entdeckung neuer Ziele in der Bretagne zur Verfügung hatten. So luden wir wieder unsere Koffer in den Reisebus und starteten in den Süden der Bretagne.
Auf diesem Weg kamen wir nach Concarneau, das mit seiner von einer Festungsmauer umschlossenen Altstadt einen besonderen Charme hat. Diese „ville close“ (Altstadt) war unser erstes Ziel. Wir kamen an dem „Amiral“ vorbei, das durch die Krimis von Jean-Luc Bannalec inzwischen Kultstatus erlangt hat und gingen an den Häfen entlang über die alte Festungsbrücke. Noch war kein Tourist hier unterwegs, die Läden öffneten gerade und die Bars stellten ihre Stühle hinaus. So genossen wir die Atmosphäre in der Hauptgasse der Altstadt und gingen zur Hafenausfahrt. Dann spazierten wir zurück zur Markthalle, wo wir uns an den einzelnen Ständen nicht satt sehen konnten vor lauter Begeisterung für die kunstvollen Arrangement der angebotenen Waren.
Anschließend setzten wir unsere Rundreise auf der Schnellstraße N165/ E60 nach Süden fort. Wir kamen an Pont-Aven vorbei, wo sich Paul Gauguin 1886 niedergelassen und angeregt durch seine bretonische Umgebung zu seinen Stil gefunden hatte. Mit seinen hier entstandenen Werken begründete er und sein Freund Émil Bernard die „Schule von Pont-Aven“. Sie wurde grundlegend für die Entwicklung der Klassischen Moderne.
Später erreichten wir die weltberühmten Megalithanlagen von Carnac im Departement Morbihan. Wir stiegen bei den Steinreihen von Le Menec aus, nahmen den gerade bereit stehenden Sightseeing-Bus oder erkundeten zu Fuß die Anlage. Sie besteht aus bis zu 12 Steinreihen, die sich über eine Fläche von gut einem Kilometer erstreckt. Insgesamt umfasst die in der Jungsteinzeit geschaffene Anlage ca. 4 Kilometer. Im Besucherzentrum der von Le Menec informiert ein Film, den man auch in deutscher Sprache sehen kann, über die wissenschaftliche Einordnung und die derzeitigen Interpretationen der Megalithanlagen. Einig ist man sich vor allem darin, dass es sich hier um die älteste bisher bekannte Kultstätte der Menschheit handelt.
Nach diesen großartigen Eindrücken fuhren wir weiter nach Vannes. Hier erwartete uns die Stadtführerin Kristin, die uns auf bretonisch begrüsste. Kenntnisreich mit viel Witz und Charme führte sie uns durch die wunderschöne Altstadt von Vannes berichtete uns spannend aus der wechselvollen Geschichte der Bretagne. Schon in 9. Jahrhundert wurde hier von Herzog Nominoë ein Königreich der Bretagne gegründet. Bis zum Vertrag von Vannes 1532 war die Bretagne ein selbständiges Herzogtum. Mit diesem Vertrag wurde sie ein Teil des Königreichs Frankreich.
Unsere Stadtführung endete am Rathaus von Vannes in der Nähe unseres Hotels, das wir in wenigen Minuten erreichten. Wir luden unsere Koffer aus dem Bus aus und gingen zum Check-In. Hier erwartete jeden von uns eine bretonische Tasse mit einem kühlen Cidre als Welcome-Drink, die für uns nach dem hohen Temperaturen heute eine unerwartete schöne Überraschung war.
Am späteren Nachmittag blieb noch etwas Zeit um sich auszuruhen oder die Altstadt von Vannes individuell zu erkunden. Unser Abendmenü erwartete uns später im Restaurant unseres Hotels.
9. Tag, Montag, 29.07.2024 Angers, Chartres, Pariser Raum
Heute nahmen wir nach fünf Tagen Abschied von der Bretagne. Nach dem Einladen unserer Koffer fuhren wir auf der bretonischen Schnellstraße zunächst weiter nach Süden und erreichten bald das Tor zur Bretagne La Roche-Bernardt am Flus Vilaine. Dann ging es an Nantes vorbei, der einstigen Residenz der letzten bretonischen Herzogenfamilie, wo noch der Herzogenpalast an diese Epoche erinnert. Heute ist Nantes Hauptstadt der Region Pays de la Loire.
Dann kamen wir nach Angers, der alten Hauptstadt des Anjou. Sie liegt am Fluss Maine und war um 1200 eine Residenz der Plantagenet. Ihnen gehörte nicht nur fast das gesamte westliche Frankreich. Sie waren darüber hinaus auch Könige von England. Nach dem Sieg über die Plantagenet durch den König Philipp Auguste wurde das Anjou dem französischen Königreich angegliedert. Um es von künftigen Expansionsbestrebungen der Bretonen zu schützen, ließ die französische Regentin Blanka von Kastilien Anfang des 13. Jahrhunderts eine imposante Burg errichten, die später von ihrem Sohn Karl von Anjou vervollständigt wurde und heute ohne Turmspitzen erhalten geblieben ist.
Hier, im Inneren der Burg wurde zwischen 1952 und 1954 von Bernard Vitry ein Museumsgebäude errichtet, in dem der berühmte Wandteppich der Apokalypse ausgestellte ist. Dieser Wandteppich wurde im Auftrag von Herzog Ludwig I. von Anjou nach Entwürfen des königlichen Hofmalers Hennequin de Brügge von dem berühmtesten Weber von Paris Nicolas Bataille in sieben Jahren von 1373 bis 1380 geschaffen. Er gliedert sich in sieben Teppiche. Sie ergeben heute noch eine Länge von 103 Metern. Einige aus unserer Reisegruppe besichtigten diese einzigartige Werk der Webkunst und mit ihm die Burg der Herzöge von Anjou. Andere sahen sich in der Altstadt um, besuchten die Kathedrale oder kehrten zum Mittagessen ein.
Anschließend stiegen wir wieder in unseren Reisebus und fuhren nach Norden. Hier erwartete uns noch ein überragende Sehenswürdigkeit. So bogen wir südlich von Paris von der Autobahn ab und erreichten am Nachmittag Chartres. Unsere Reiseleiterin führte uns zur Kathedrale und lenkte unseren Blick auf die Besonderheiten dieses seit 1979 auf der UNESCO-Liste stehenden weltberühmten Bauwerks. Seit ihrer Errichtung ist die Kathedrale, abgesehen von ihrem Nordturm, vollständig erhalten geblieben. Ihre vom Vorgängerbau erhaltene Fassade zeigt die erste Königsgalerie und die ersten Skulpturen in der Geschichte der Kathedralplastik. In der Westfassade befinden sich auch die ältesten Glasfenster der Kathedrale, die zugleich den größten und ältesten Bestand an mittelalterlichen Glasfenstern in Frankreich besitzt. Unter den Kathedralen Frankreichs nimmt sie eine Schlüsselstellung ein und war Vorbild für viele später in Deutschland errichtete Kathedralen. Gemeinsam besichtigten wir die Kathedrale und waren beeindruckt von dem Reichtum ihrer Ausstattung.
Die Hitze draußen ließ uns noch etwas länger in der Kathedrale verweilen. Dann machten sich einige von uns auf, um noch etwas von der Stadt zu sehen. Auch hier fand vor der Kathedrale eine archäologische Ausgrabung statt, die sterbliche Überreste von den Verstorbenen eines früher neben der Kathedrale stehenden Krankenhauses zu Tage brachte.
Dann machten wir uns auf, um zu unserem Hotel Castel Maintenon zu fahren. Viele Baustellen auf den Straßen zwangen uns zu mehreren Umfahrungen und am Ende zu kreativen Manövern, um zu unserem Hotel zu kommen. Dies erwies sich als sehr schönes, stilvolles Hotel, in dem wir am Abend noch einmal hervorragend speisten.
10. Tag Dienstag, 30.07.2018 Heimreise vom Pariser Großraum nach Dresden
Früh um 6 Uhr erwartete uns schon das Frühstück im Hotel, so dass wir kurz vor 7.00 unsere Koffer zum Bus bringen und pünktlich abfahren konnten.
Um zur Autobahn zu kommen bedurfte es jedoch viel Geduld, da aufgrund einer zu niedrigen Eisenbahndurchfahrt mehrere recht schmale Landstraßen genommen werden mussten. Später quälten wir uns durch den dichten Verkehr am Pariser Stadtrand, bevor wir endlich die A 4 erreichten. Nachdem die Abfahrt zum Flughafen Charles de Gaulle hinter uns lag, hatten wir freie Fahrt bis zur französisch-deutschen Grenze. Zum Glück hatten wir auch später keine Staus mehr auf den Autobahnen. Gegen 18.30 verabschiedete sich in Rimberg unser Busfahrer Michael, um von seinem Kollegen abgelöst zu werden. Mit ihm erreichten wir wenig später unseren ersten Ausstieg bei Eisenach, wo wir auch eine Pause einlegten. Dann folgten weitere Ausstiege am Erfurter Flughafen, in Weimar-Gelmeroda, in Meerane und Chemnitz-Mitte. Schließlich kamen wir mit 25 Minuten Verspätung um 23.25 nach 16 ½ Stunden im Bus an unserem Ausgangspunkt, dem Dresdner Flughafen an. Unsere Rundreise nach Lothringen, in die Normandie und in die Bretagne endete hier mit vielen, wunderschönen Reiseerlebnissen, die uns sicher in bester Erinnerung bleiben werden.