Rundreise in die Normandie und Bretagne 15.06.–24.06.2025 Ein Reisebericht von Beate Schroedter
Reisebericht: 15.06. – 24.06.2025
Unsere Rundreise führte uns zunächst nach Lothringen, wo wir bei Verdun das Fort Douaumont, das Beinhaus und die Gräberfelder des Kriegsjahres 1916 besuchten. Einige Tage später weilten wir an den Lan
Ein Reisebericht von
Beate Schroedter
1. Tag Sonntag, 15.6.2025 Anreise nach Metz
Mit unseren ersten Reisegästen starteten wir am frühen Sonntagmorgen unsere Rundreise in die Normandie und die Bretagne am Dresdner Flughafen. Während es allmählich Tag wurde, stiegen weitere Gäste bei Chemnitz und Jena zu. Dann ging es mit unserem Reisebus rasch durch Thüringen nach Hessen, wo wir am Flughafen von Frankfurt a. M. weitere Reisegäste begrüßten. Nachdem bei Grünstadt in Rheinland-Pfalz und bei Saarbrücken mehrere Reisegäste zugestiegen waren, erreichten wir am Nachmittag die deutsch-französische Grenze. Wenig später kamen wir in Metz an, der historischen Hauptstadt Lothringens in der heutigen Region Grand Est. Hier besichtigten wir zunächst die imposante Kathedrale Saint-Etienne, die mit ihrem enormen Dimensionen und ihrem 41 m hohen Gewölbe zu den größten Kathedralen Frankreichs gehört. Besonders fasziniert waren wir hier von den prächtigen Glasfenstern, wobei uns besonders die Fenster des berühmten Malers Marc Chagall interessierten. Dann erkundeten wir die Altstadt von Metz. Wir spazierten durch historische Straßen und entdeckten den alten, langgestreckten Markt St. Louis, wo im Mittelalter die vornehmen, mächtigen Patrizierfamilien der Stadt residierten. Bevor wir wieder unseren Bus erreichten machten wir einen kleinen Umweg über die Moselinsel Petit Saulcy. Dort sahen wir die Ende des 19. Jahrhunderts errichtete evangelische Kirche sowie das aus dem 17. Jahrhundert stammende Operntheater. So verschafften wir uns einen Eindruck von den vielfältigen Facetten der Stadt Metz, die von französischen und deutschen Einflüssen geprägt ist.
Anschließend fuhren wir zu unserem Hotel, das gegenüber des Hauptbahnhofs von Metz lag. Bevor wir zum Abendessen in ein nahe gelegenes Restaurant gingen, begrüßten wir eine Reiseteilnehmerin, die individuell nach Metz gereist war. Nach dem Abendessen unternahmen Einige aus unserer Reisegruppe einen kleinen Spaziergang während Andere auf dem kürzesten Weg zum Hotel gingen, um sich nach diesem langen Reisetag Schlafen zu legen.
2. Tag Montag, 16.06.2025 Schlachtfelder von Verdun, Rouen
Nach dem Frühstück im Hotel stiegen wir heute als vollständige Reisegruppe sowie mit Audiogeräten ausgerüstet in unseren Bus und fuhren durch Lothringen nach Verdun. Hier erwartete uns unsere örtliche Fremdenführerin Ursula Mériot. Nachdem wir einige Fotos von dem mächtigen Stadttor von Verdun und der Brücke über die Maas gemacht hatten, stiegen wir in unseren Reisebus und fuhren zum Fort Douaumont. Dort brachte uns Madame Mériot sehr sachkundig und einfühlsam die Kriegsereignisse des Jahres 1916 mit ihrer Vorgeschichte im Fort nahe und führte uns durch die Anlage. Sie dokumentiert bis heute das hier erlittene schreckliche Leid der Soldaten. Anschließend ging es zu dem 1932 vollendeten Beinhaus. In der Krypta dieses Bauwerks ruhen die sterblichen Überreste von etwa 130.000 nicht identifizierten französischen und deutschen Soldaten. Darüber erhebt sich eine langgestreckte Halle deren Mauern die Namen von identifizierten Gefallenen der Schlacht von Verdun tragen. Dann sahen wir einen Film, der uns sehr eindrücklich mit den Kriegsereignissen an der Front von Verdun zwischen Frühjahr und Herbst 1916 konfrontierte. Tief betroffen verließen wir gegen Mittag das Beinhaus und fuhren zurück nach Verdun. Hier verabschiedeten wir uns von unserer Fremdenführerin Madame Mériot und setzten unsere Reise fort.
Unweit der Mühle von Valmy, wo das Heer des revolutionären Frankreichs am 20. September 1792 seinen ersten Sieg gegen die antifranzösische Koalitionsarmee errungen hatte, legten wir einen Stopp für unsere Mittagspause ein. Dann ging es an den Weizenfelder und Weinhängen der Champagne vorbei nach Nordwesten. Dabei sahen wir von Weitem die Türme der Kathedrale der Stadt Reims, wo vor 80 Jahren mit der Unterzeichnung der bedingungslosen Kapitulation Hitlerdeutschlands in der Nacht vom 6. zum 7. Mai 1945 im Obersten Hauptquartier der Alliierten der II. Weltkrieg zu Ende ging. Anschließend führte uns unsere Reise durch die Picardie, die heute zusammen mit dem Nord-Pas-de-Calais zur Region Hauts-de -France, dt. Nord- bzw. Oberfrankreich, gehört.
Nach einigen Stunden Fahrt kamen wir in die Normandie und erreichten gegen Abend unser Hotel bei Rouen. Wir bezogen hier unsere Zimmer und trafen uns wenig später im Hotelrestaurant zum Abendessen. Danach setzten sich einige von uns mit einem Drink an den kleinen Pool des Hotel, andere zogen sich zur Nachtruhe zurück.
3. Tag Dienstag, 17. 06.2025 Rouen, Étretat, Honfleur, Caen
Mit neuem Elan starteten wir heute morgen um Rouen, die alte Hauptstadt der Normandie, zu besichtigen. Unsere örtlich Stadtführerin Françouise Marchand erwartete uns schon vor der Kathedrale der Stadt. Mit enormen Kenntnissen, Ironie und Humor führte sie uns zunächst durch die Fachwerkgassen der Stadt zum alten Pestfriedhof, der in den letzten Jahren perfekt restauriert wurde und zu einem überaus angenehmen Ort geworden ist. Dann besichtigten wir die Kathedrale, die zu den Meisterwerken der Normannischen Architektur der Gotik gehört. Wir gingen an den Gräbern der mächtigen Herzöge der Normandie vorbei und sahen mit der Treppe zur früheren Bibliothek der Kathedrale einen der schönsten Treppenaufgänge der Renaissancekunst in Frankreich. Später staunten wir über den reich verzierten berühmten Uhrenturm und hörten am Alten Markt, dass hier Jeanne d'Arc am 30. Mai 1431 dem Feuertod übergeben wurde. Das 20 m hohe Kreuz erinnert heute noch an dieses Ereignis.
Nach einer kleinen Verschnaufpause trafen wir uns wieder und fuhren mit dem Bus zur Côte d'Abattre, der Alabasterküste der Normandie. Es war ein Genuss erster Güte, bei diesem wunderbaren Sonnenwetter das Feriendörfchen Étretat zu besuchen. Über dem Meer erhob sich ein wolkenloser Himmel, der die hellen Kreidefelsen der Küste in der Sonne zum Leuchten brachte. Hier konnte man die beiden Felsen, den „Falais d'Aval“ links oder den „Falaise d'Amont“ rechts der Küste erwandern oder das Meer von der Promenade aus genießen. Nach diesem einzigartigen Küstengenuss fuhren wir nach Süden zur „Pont du Normadie“, der letzten 1994 eingeweihten Brücke über die Seine vor ihrer Mündung im Ärmelkanal. Mit ihrer Länge von gut 2,2 km und einer Hauptspannweite von 854 m war sie bei ihrer Einweihung die größte Schrägseilbrücke der Welt. Hier hielten wir, erklommen die Besucherbrücke, fotografierten dieses elegante Brückenbauwerk und genossen den Blick entlang der Überschwemmungswiesen zur Mündung der Seine.
Dann fuhren wir mit großer Spannung über die Brücke, kamen zur Côte Fleurie, der Blumenküste. Hier besuchten wir das alte Hafenstädtchen Honfleur.
Was für ein malerisches Städtchen ! Um den alten Hafen gruppieren sich schmale, teilweise mit Schieferplatten verkleidete Häuser. Hier stach Samuel de Champlain in See, um 1608 den Sankt-Lorenz-Strom zu erreichen, wo er die spätere kanadische Stadt Québec gründen sollte. Ende des 19. Jahrhunderts kamen junge Maler aus Paris sehr gern hierher. Sie fanden hier zu einer völlig neuen Malerei - den später weltbekannten „Impressionismus“. Oberhalb des Hafen besichtigten wir die vollständig aus Holz errichtete Kirche Ste. Catherine und genossen anschließend die idyllische Stimmung in Honfleur.
Ganz begeistert von diesen vier Highlights der Normandie an einem Tag, stiegen wir am späten Nachmittag wieder in unseren Bus und erreichten gegen Abend unser am Stadtrand von Caen gelegene Hotel. Auch hier speisten wir zu Abend im Restaurant des Hotels.
4. Tag Mittwoch, 18.06.2025 Landungsstrände
Heute war die Landung der Alliierten Streitkräfte am 6. Juni 1944 an der Côte de Nacre, der Perlmuttküste, das Thema unseres Reisetages. Die von den Amerikanern, Briten, Kanadiern und weiteren acht Nationen gebildete Alliierte Armee landete an diesem D-Day im Rahmen der Operation Overlord an einem 98 km langen Küstenabschnitt der Unteren Normandie um Frankreich und Europa vom Deutschen Faschismus zu befreien. Diese Landungsküste zog sich von der Mündung des Flusses Orne bei Ouistreham im Osten bis nach Sainte-Mére-Eglise auf der Halbinsel Cotentin im Westen und gliederte sich in die Abschnitte SWORD BEACH, JUNO BEACH, GOLD BEACH, OMAHA BEACH und UTAH BEACH.
Wir begannen unsere Rundfahrt an der Sword Beach mit dem Besuch der Pegasus-Brücke am Kanal von Caen bei Bénouville. Das Flügelross Pegasus war das Wappentier der britischen Fallschirmjägerbrigade, die schon in der Nacht zum 6. Juni 1944 unter dem Befehl des Majors John Howard hier landete. Die damalige Brücke brachte man, nachdem man 1994 hier eine neue Wippbrücke gebaut hatte, ins Luftlandemuseum „Pegasus Bridge“, wo sie seit dem im Außenbereich zu sehen ist.
Wenig später legten wir einen Fotostopp an dem Denkmal von Bill Millin in Coleville-Montgomery ein. Der schottische Piper nahm unter dem Kommando von Lord Lovar an der Landung teil und spielte inmitten des Kampfgeschehens auf seinem Dudelsack – eine Szene, die in dem Film „Der längste Tag“ nachgestellt wurde. Zum Glück wurde er nicht von den deutschen Scharfschützen erschossen sondern starb erst viele Jahrzehnte später im Jahr 2010 eines natürlichen Todes.
Einem weiteren Fotostopp legten wir bei Courseulles-sur-Mer an der Juno-Beach ein. Hier an dem heftig verteidigten Strand landeten die Kanadischen Truppen unter General Rodnes Fredi Leopold Keller unter enormen Verlusten. Jedoch konnten sie nach Überwindung des Verteidigungswalls am Strand sehr schnell ins Hinterland vordringen und waren bis zum Abend des 6. Juni 1944 am Weitesten von allen alliierten Einheiten auf französischen Boden voran gekommen.
Später fuhren wir an der Gold-Beach entlang, wo ebenfalls Britischen Truppen landeten. Dann erreichten wir Arromanches an der Omaha Beach. Hier landeten die Amerikanischen Truppen unter den heftigsten Kämpfen von allen Landungsabschnitten. Nachdem die Deutsche Verteidigung besiegt war, wurde vor der Küste in aller Eile ein aus Senkkästen und versenkten Schiffen gebauter Ponton-Hafen von rund 500 Hektar angelegt, der für die ersten Tage und Wochen die Basis war für den lebensnotwendigen Nachschub der alliierten Armeen. Dank eines längeren Aufenthaltes hatten wir Zeit, um uns genauer umzusehen und z.B. auch den Dokumentarfilm im Rundkino zu sehen.
Anschließen besuchten wir die ebenfalls an der Omaha-Beach befindliche Pointe du Hoc. Da von hier aus die Landungsoperationen an der Omaha-Beach und an der Utah-Beach durch heftigsten Beschuss gefährdet wurden, erklomm ein Rangerbataillon der Amerikanischen Streitkräfte unter James Earl Rudder die Steilküste und konnten nach anfänglichen Rückschlägen die deutschen Stellungen stürmen. Die Landschaft an der Pointe du Hoc ist heute noch überseht mit den Spuren dieser Kampfhandlungen.
Zum Abschluss unserer Fahrt zu den Landungsstränden fuhren wir zum Deutschen Soldatenfriedhof nach La Cambe. Dort ruhen heute mehr als 21000 Gefallene im Alter von 16 bis 72 Jahren. Die Anlage wurde 1954 von dem Volksbund Deutschen Kriegsgräberfürsorge übernommen, die sie bis heute betreut. Wie wichtig diese Arbeit ist erfuhren wir selbst bei dem Besuch: Eine Dame aus unserer Reisegruppe fand hier das Grab ihres Onkels, der mit einer Gruppe von gleichaltrigen Jugendlichen wenige Tage vor dem D-Day seine Einheit heimlich verlassen hatte und kurz darauf auf der Flucht erschossen wurde.
Nach diesen bewegenden Eindrücken setzten wir uns wieder in unseren Reisebus und fuhren durch die wunderschöne Heckenlandschaften der Unteren Normandie in die Bretagne. Dabei sahen wir schon von Weitem den Mont-Saint-Michel, den wir am nächsten Tag besuchen sollten.
Unser Hotel bezogen wir in der Altstadt von Saint-Malo, wo wir uns diesmal für zwei Nächte einrichten konnten. Zum Abendessen gingen wir später in das benachbarte Hotel Chateaubriand, das direkt an der Stadtmauer lag. Dort spazierten viele von uns nach dem Abendessen entlang, um einen absolut hinreißenden Sonnenuntergang zu genießen.
5.Tag Donnerstag, 19.06.2025 Mont–Saint–Michel, Cancale, St. Malo
Am frühen Morgen gingen wir ohne unsere schweren Koffer zu unserem Reisebus, der uns zum Mont-Saint-Michel bringen sollte. Diese in der Vergangenheit als „Wunder des Abendlandes“ bezeichnete Klosteranlage ist über die Jahrhunderte nahezu vollständig erhalten geblieben und wurde 1979 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Sie erhebt sich als Klosterinsel vor der Küste der Unteren Normandie unmittelbar an der Grenze zur Bretagne. Da mit dem Bau des Damms ein Jahrhundert zuvor die Bucht des Mont-Saint-Michel zu versanden drohte, wurde dieser ab 2012 durch eine Stelzenbrücke ersetzt, unter der sich allmählich der Küstenstrom wieder herstellt.
Wir fuhren mit einem Shuttle-Bus zum Klosterberg und gingen dann die immer steilere Straße und die anschließenden Treppen hinauf zur Abtei. Dort bekamen wir Tablets, mit denen wir unseren Rundgang individuell startete. Wir staunten über die enorm weite Sicht von der Terrasse des Klosters, über die Wucht der romanischen Kirche und die Grazilität des erlesenen Kreuzgangs und erschlossen uns nach und nach die mächtige Anlange. Hier fand die Hochzeit des Normannenherzogs Richard II. mit Judith von der Bretagne statt. Sie wurde nicht nur regelmäßig von den französischen Königen besucht sondern war das lang ersehnte Ziel von unzähligen Pilgern aus ganz Europa.
Ganz erfüllt von wunderbaren Eindrücke trafen wir uns gegen Mittag an unserem Reisebus, mit dem wir wieder in die Bretagne fuhren. Hier legten wir einen Stopp in Cancale, der Austernhauptstadt der Nordbretagne ein. Zwar konnten wir aufgrund der Flut nichts von dem riesigen Austernpark vor der Küste sehen, dafür aber die frischesten Austern die es überhaupt gibt kosten. An den Ständen der Austernverkäufer kauften wir zwei Sorten Austern, die Europäische und die Pazifische Auster und kosteten sie. Dazu gab es Baguette und Weißwein der Sorte Chardonnay und Muscadet – ein Austernpicknick, frugal / genial – wie es der französischen Lebensart, dem berühmten „savoir vivre“, entspricht.
Anschließend ging es zurück nach Saint-Malo, wo wir sehr froh waren, den Nachmittag in dieser quirligen, einstigen Korsarenhochburg individuell zu verbringen. Zum Abendessen gingen wir wieder in das Restaurant des Hotels Chateaubriand, wo heute ein besonders bretonisches Menü auf uns wartete.
6. Tag Freitag, 20.06.2025 Cap Fréhel, Plomanac'h, Guimiliau, Quimper
Heute Morgen setzten wir nach dem Frühstück unsere Rundreise fort, die uns u. a. zu zwei wunderschönen Küsten der Bretagne führen sollte. Zunächst jedoch fuhren wir über die Brücke des berühmten Gezeitenkraftwerks an dem Fluss Rance, welches das erste kommerziell genutzte Kraftwerk der Welt war. Mit seinen 24 Turbinen erzeugt es seit seiner Eröffnung 1967 durch die Gezeitenströmung eine Leistung von 240 Megawatt, mit der der Energiebedarf einer Großstadt, wie z.B. der Hauptstadt der Bretagne Rennes, gedeckt werden könnte. Seine Effizienz wurde erst im August 2011 überholt durch ein Gezeitenkraftwerk in Südkorea.
Dann kamen wir an kilometerlangen Buchten vorbei, in denen sich das Meer bei Ebbe weit zurück gezogen hatte und erreichten die 70 m hohe Steilküste der Côte d'Emmeraude, der Smaragdküste, mit ihren beiden Leuchttürmen. Hier bedeckte ein dichtes Geflecht aus weinroter Erika und gelben Ginster den steinigen Boden. Möwen, Falken und viel andere Wasservögel tummelten sich auf den vorgelagerten Felsen. Im Meer kräuselte sich an Felsen und Riffen das Wasser. An diesem sonnigen Morgen wurde unser Spaziergang an dieser Küste zu einem absolut traumhaften Erlebnis.
Dann ging es mit dem Bus über die Flusstäler der Gouët und des Gouëdic und an der Hafenstadt Saint-Brieuc, der Hauptstadt des Departements Côte d'Amor, entlang durch das Hinterland der Küste bis wir im Nordwesten die Côte de Granit Rose, die rosafarbene Granitküste, erreichten. Bei Perros-Guirec, einem Eldorado des Bootstourismus, legten wir einen Fotostopp ein, bevor wir nach Ploumanac'h kamen. Hier beginnt der alte Zöllnerpfad, der inzwischen berühmt ist für seine bizarren Granitfelsen. Ihre Formen erinnern an Köpfe, Grimassen, Tiere und die ulkigsten Fabelwesen. Allerdings brannte die Sonne hier so erbarmungslos, dass wir bald ein Restaurant oder eine Bar aufsuchten oder anderweitig nach Schatten suchen mussten.
Dann verließen wir diesen spektakuläre Küsten und fuhren durch das Inland in das Departement Finistère. Es ist das westlichste Departement der Bretagne. Sein Name geht auf die lateinische Bezeichnung Finis Terrea zurück, was Ende der Welt bedeutet, das es für die Römer seinerzeit auch war. Hier besuchten wir eine sehr charakteristische Sehenswürdigkeit der Bretagne: die seit Mitte des 15. bis zum 17. errichteten Kalvarienberge. Wir besichtigten den Kalvarienberg von Guimiliau, der mit seinen zahlreichen Figuren und Szenen von 1581 bis 1588 aus hartem Granit geschaffen wurde. Er gehört zu den berühmtesten Kalvarienbergen der Bretagne. Sehr erstaunt waren wir auch über die große, reich ausgestattete Kirche, die einen ausgesprochen kunstvoll gestalteten Taufpavillon hat.
Beeindruckt von dieser Pracht verließen wir das Dorf Guimiliau und nahmen Kurs auf Quimper, Hauptstadt des Departements Finistère. Dort sollten wir in den folgenden beiden Nächten übernachten. Unser Hotel Escale Océania befand sich zu unserer Freude in unmittelbarer Nähe der Altstadt. Hier im Restaurant des Hotel speisten wir auch am Abend. Es war das beste Abendessen unser Reise. Später unternahmen Einige aus unserer Gruppe noch einen Abendspaziergen in die ca. fünf Minuten entfernte Altstadt.
7. Tag, Samstag, 21.06.2025 Locronan und Pointe du Raz
Mit der Mehrzahl der Teilnehmer unserer Reisegruppe, die diesen fakultativen Programmpunkte gebucht hatten, unternahmen wir heute einen Ausflug in die historische Landschaft der Cornouaille nach Locronan und auf das Cap Sizun zur Pointe du Raz.
Am Morgen besuchten wir Locronan, wo es vor dem Ansturm der Touristen noch sehr schön ruhig war. Der Ort wurde nach dem Heiligen Ronan benannt, der im 7. Jahrhundert aus Irland kam, um den christlichen Glauben in die Bretagne zu verbreiten, in der seinerzeit noch keltische Traditionen dominierten. Er lies sich einige Zeit hier nieder und soll, laut Legende, den Einheimischen das Weben von Segeltuch beigebracht haben. Später wurde er hier in der nach ihm benannten Seitenkapelle der Dorfkirche bestattet. Das Dorf das viele Jahrhunderte später tatsächlich für das Weben von Segeltuch berühmt wurde fiel nach der Verlegung der Segeltuchherstellung nach Brest in einen Dornröschenschlaf. Im 20. Jahrhundert entdeckten berühmte Filmregisseure diese Dorf und waren so begeistert, dass sie hier ihre Filme drehten, die inzwischen weltbekannt sind. Dazu gehören "Tess" von Roman Polanski mit Nastassja Kinski und „Chouans ! - Revolution und Leidenschaft“ von Philippe de Broca mit Sophie Marceau und Philippe Noiret in den Hauptrollen. Inzwischen sollen ca. 30 Filme hier gedreht worden sein. Bei unserem Rundgang durch das Dorf, bei dem wir auch die Kirche besichtigten, freuten wir uns über die alten Granithäuser vor deren Eingängen hier und dort Rosen oder Malven gepflanzt waren, was einfach wunderschön wirkte.
Dann ging es an der Bucht von Douarnenez entlang, in der bereits die Römer anlegten um die hier hergestellt berühmte Fischsauce „Garum“ zu kaufen, die im gesamten Imperium Romanum als Speisewürze beliebt war. In den folgenden Jahrhundert bis heute spielt die Fischerei hier eine wichtige Rolle. Douarnenez war im 19. Jahrhundert der wichtigste Ort für die Herstellung von Fischkonserven.
Dann erreichten wir das Cap Sizun, auf dem wir vor der Pointe du Raz einige Fotostopps einlegen wollte. Je weiter wir jedoch kamen um so tiefer gerieten wir in den Nebel hinein, der sich plötzlich über dem Cap ausbreitete. An Baie des Trépasses, der Bucht der Verschiedenen, war der Neble so dicht, dass man die Pointe du Raz nicht mehr sehen konnte. Trotzdem fuhren wir weiter zur Pointe du Raz und gingen vom Parkplatz zur Spitze der Halbinsel. Zunächst konnten wir auch hier nur wenige Meter vor uns etwas erkennen. Dann aber, nach einiger Zeit lichtete sich der Nebel. Wir sahen zunächst den großen Leuchtturm „Phare de la Vieille“ vor der Spitze der Pointe du Raz, dann die „Ile de Sein“ und schließlich den weiter entfernten Leuchturm „Phare de Tévennec“. Ziemlich beeindruckt von dieser Naturerfahrung kehrten wir zum Bus zurück.
Bei unserer Rückfahrt legten wir noch einen Fotostopp am Hafen von Audierne ein und hörten anschließen von unserer Reiseleiterin, was sich zur Zeit der „Stempelpapierrevolte“ im Bigoudenland zugetragen hatte und warum die Frauen damals darauf kamen über 30 cm hohe Hauben zu tragen. Nicht zu glauben, dass diese Mode auch heute bei großen, kirchlichen Festen noch schick sein kann, wie es die im Bus herumgereichten Postkarten zeigten.
Am Nachmittag kamen wir dann zurück nach Quimper. Wir waren alle froh, die malerische Altstadt am Ufer der Odet nun nach Herzenslust individuell genießen zu können.
Nach dem erneut köstlichen Abendessen im Restaurant unseres Hotels gingen viele von uns noch einmal in die Altstadt, wo heute die berühmte „Fete de la Musique“ statt fand. Uns beeindruckte besonderes das große Ensemble von Kindern und Jugendlichen, das im Festzelt traditionelle bretonische Musik spielte. Dieses Fest bereicherte unsere inzwischen vielfältigen bretonischen Eindrücke um weitere, spannende Facetten.
8. Tag, Sonntag, 22.06.2025 Concarneau, Carnac, Vannes
Heute morgen verließen wir Quimper, um unsere Reise in den Süden der Bretagne fortzusetzen. Zunächst machten wir jedoch einen Stopp in Concarneau. Wir stiegen am Hafen auf und gingen in Richtung Ville Close, die einst von Vauban erbaute Festung der Stadt an der Küste. Dabei kamen wir an dem Restaurant „Amiral“ vorbei, das durch die Krimiserie von Jean-Luc Bannalec als beliebter Start- und Zielpunkt der Ermittlungen seines Kommissars Dupin inzwischen international berühmt geworden ist.
In der Hauptstraße der Ville Close öffneten gerade nach und nach die Geschäfte und auch an der Ausfahrt der Schiffe in den Atlantik wirkte alles sehr ruhig. Der Ansturm der Touristen stand noch bevor. Etwas quirliger ging es dagegen in der Markthalle zu, wo schon die ersten Einheimische nach kulinarischen Besonderheiten Ausschau hielten.
Anschließend ging es über die Nationalstraße N 165 weiter in den Süden, wobei wir zunächst an Pont-Aven vorbei kamen. Dieses bretonische Dorf hatten schon Mitte des 19. Jahrhunderts englische und amerikanische Maler für sich entdeckt. 1886 kam der Maler Paul Gauguin hierher, weil er Abstand von dem Pariser Kulturrummel suchte und inspiriert vom alltäglichen Leben in der Bretagne seiner Kunst nachgehen wollte. Im lebhaften Austausch mit seinem Freund Émil Bernard schuf er die „Schule von Pont-Aven“, die zu einem Meilenstein innerhalb der Klassischen Modern zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde.
Später erreichten wir das Departement Morbihan, das als einziges Departement in der Bretagne einen bretonischen Namen, nämlich „kleines Meer“ trägt. Das „kleine Meer“ ist der Golf von Morbihan, ein Binnenmeer von 20 km Länge und 15 km Breite, das durch eine ca. 1 km breite Passage zwischen der Port Navalo und der Pointe de Kerphenhir mit dem Atlantik verbunden ist.
Hier in unmittelbarer Nähe dieses Golfs befindet sich die weltberühmte Megalithanlage von Carnac. Sie ist zwischen dem 5. und dem 3. Jahrtausend vor Christus in der Jungsteinzeit entstanden. Die gesamte Anlage bestehen aus 11 Steinreihen, mehreren Steingehegen, Dolmen und Hügelgräbern und erstrecken sich in mehreren Abschnitten über vier Kilometer. Während in Le Ménec die Vegetation zunehmend die Steinreihen zu überwuchern droht, sorgt in Kermario eine Schafherde für eine wesentlich bessere Sichtbarkeit der monumentalen Anlage. Bei der Megalithanlage von Carnac, die wir uns staunend und rätselnd erschlossen, handelt es sich vermutlich um die älteste Kultstätte der Menschheit.
Dann ging es nach Vannes, wo unsere Stadtführerin Kristin schon am Jachthafen wartete. Sie vermittelte uns mit viel Humor die bretonische Geschichte und zeigte uns die schönsten Sehenswürdigkeiten der Altstadt. Wir hörten, dass sich in Vannes der Anfang und das Ende der bewegenden Geschichte der Bretagne ereignet hatte. Wurde hier bereits im 9. Jahrhundert ein bretonisches Königreich gegründet so verlor die Bretagne im Jahr 1532 durch den hier geschlossenen Vertrag für immer ihre Unabhängigkeit und wurde zur Provinz im Königreich Frankreich. Nebenbei bekamen wir auch noch etwas von einem sportlichen Wettkampf der Familien mit, der gerade in der Stadt lief.
Am Ende der Stadtführung erreichten wir unser Hotel, wo für uns schon ein Cidre als Welcome Drink eingeschenkt worden war. Wenig später kam unser Reisebus und so konnten wir unsere Koffer ausladen und unsere Zimmer beziehen. Dann blieb bis zum Abendessen noch etwas Zeit zum Ausruhen oder um die Stadt auf eigene Faust zu genießen.
Zum Abendessen, das wir auch hier im Restaurant des Hotels einnahmen, gab es endlich Fisch als Hauptgang, auf den in den vergangenen Tag viel aus unserer Gruppe schon gewartet hatten - zumal wir die meisten Tage unserer Reise am Atlantik verbracht hatten.
9. Tag, Montag, 23.06.2025 Angers, Chartres, Pariser Raum
Heute Morgen mussten wir uns nach fünf wunderschönen Tagen von der Bretagne verabschieden. Nach dem wir unsere Koffer in den Bus geladen hatten, ging es auf der Nationalstraße 165 in Richtung Nantes. Bei La Roche-Bernardt fuhren wir über die Brücke des Flusses Vilaine, passierten das „Tor zur Bretagne“ und erreichten die Region Pays de la Loire. Ihre Hauptstadt ist Nantes, die Stadt, an der wir später vorbei fuhren. Sie gehörte früher zur Bretagne und noch heute gibt es das mächtige Schloss der bretonischen Herzöge, in dem die letzte und beliebteste Herzogin Anne de Bretagne geboren wurde.
Nach einer Gesundheitspause kamen wir in die große und geschichtsträchtige Stadt Angers am Fluss der Maine, die einstige Hauptstadt des Anjou. Hier residierten seit dem 11. Jahrhundert die auf Fulko Nerra zurückgehenden Herzöge von Anjou. Ein Jahrhundert später begründe einer seiner Nachfahren, der Herzog Gottfried das Geschlecht der „Plantagenet“, das bald darauf die Krone England errangen. Zugleich Herzöge in Frankreich reichte ihre Macht bald von Schottland bis an die Pyrennäen und nahm den gesamten Westen des französischen Königreichs ein. Im Jahr 1204 gelang es jedoch dem französischen König Philipp Auguste, dieses Riesenreich zu zerschlagen. Mitte des 13. Jahrhunderts wurde das Neue Haus der Herzöge von Anjou durch Herzog Karl, dem Bruder des französischen Königs Ludwig der Heilige, begründet. Einer seiner Nachfahren, der Herzog Ludwig I. von Anjou, war der Auftraggeber des Wandteppichs der Apokalypse. Dieser monumentale Wandteppich wurde nach Entwürfen des königlichen Hofmalers Hennequin de Brügge von dem berühmtesten Weber von Paris Nicolas Bataille gewebt und ist heute der größte Schatz der Stadt Angers. Tief beeindruckt standen wir vor diesem einzigartigen Kunstwerk. Sein Thema sind zwar die geheimnisvollen Visionen des Evangelisten Johannes auf der Insel Patmos, in ihm spiegelt sich jedoch ebenso die dunkle Zeit des hundertjährigen Krieges in Frankreich.
Später trafen wir uns alle wieder am Bus, mit dem es nun in Richtung Norden ging. Kurz vor dem Pariser Autobahnring bogen wir nach Chartres ab, der Stadt mit seiner großartigen Kathedrale, die seit 1979 UNESCO Weltkulturerbe ist. Errichtet in einer enorm kurzen Bauzeit ist sie bis auf die Spitze des Nordturm bis heute vollständig erhalten geblieben. Mit all ihren Neuerungen wurde sie zum Vorbild für alle später gebauten Kathedralen. Darüber hinaus verfügt sie über den ältesten und größten Bestand an mittelalterlichen Glasfenstern unter den Kathedralen Frankreichs. Wir betrachteten staunend das romanische Westportal und später die Fenster des Vorgängerbaus in der Westwand. Dann begann ein Chorkonzert, das unseren Besuch sowie unsere gesamte Reise krönte. Ein wunderbarer Eindruck, den wir mit dem letzten Programmpunkt unserer Reise mit nach Hauses nehmen durften.
Später stiegen wir wieder in unseren Reisebus um unser letztes Hotel östlich von Paris, das Hotel Paxton in Ferriès-en-Brie zu erreichen. Auch hier speisten wir sehr gut im Restaurant des Hotels und verbrachten dann unsere letzte Nacht in Frankreich.
10. Tag Dienstag, 24.06.2025 Heimreise vom Pariser Großraum nach Dresden
Früh am Morgen starteten wir unsere Rückreise, die uns noch einmal durch die Champagne und Lothringen führen sollte. Während eines langen Staus, der durch einen LKW-Unfall verursacht worden war, hörten wir bekannte Chansons, die uns unsere Reiseleiterin per Handy vorspielte. Das gestaltete unsere Wartezeit ein wenig angenehmer.
Kurz nach der französisch-deutschen Grenze, die wir ohne Probleme passieren durften, verließen uns bei Saarbrücken die ersten Reisegäste. Anschließend ging es nach Rheinland-Pfalz, wo sich bei Grünstadt eine größere Gruppe von Gästen verabschiedete. Später kamen wir zum Flughafen von Frankfurt a. M., wo ebenfalls einige Gäste ausstiegen.
Bei Frankfurt hatten wir anschließend noch einen längeren Stau, doch dann ging es weitgehend ohne Staus durch Hessen nach Thüringen, wo bei Jena einige Gäste ausstiegen. Nach einer Gesundheitspause bei Teufelstal hielten wir auf dem Weg nach Dresden noch einmal bei Chemnitz, wo sich einige Gäste verabschiedeten. Dann hieß unser letztes Ziel Kesselsdorf bei Dresden, wo wir gegen 22.00 ankamen. Hier verließen die letzten Gäste unseren Reisebus, um im dortigen Quick-Hotel zu übernachten oder in den organisierten Tranfertaxis nach Hause bzw. zur Zwischenübernachtung nach Dresden zu fahren.
Wir verabschiedeten uns sehr herzlich voneinander, so müde nach der langen Busfahrt wie glücklich über die hinter uns liegenden, wunderschönen Reisetage.