Reisebericht: Rundreise Frankreich – Normandie und Bretagne

27.08. – 05.09.2011, 10 Tage Rundreise mit Metz – Verdun – Rouen – Etretat – Honfleur – Caen – Landungsstrände – Mont St. Michel – St. Malo – Carnac – Vannes – Chartres


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Es ist schon eine ganz besondere Gegend, jener Landstrich an der Atlantikküste Frankreichs. Und ganz besondere Menschen leben da, freundlich, unaufgeregt, was wohl an dem milden Seeklima liegen muß. Sie haben sich ihre eigenen Traditionen bewahrt.
Ein Reisebericht von
Dr. Bernhard Rink

Reisebericht

Diese Reise hat mehrere Schwerpunkte, einer davon ist zweifellos die Militärgeschichte. Das beginnt schon mit der ersten Zwischenstation in Metz, der uralten Festungsstadt, die von dem großen Vauban perfektioniert wurde. Hier kamen wir auch zum ersten Mal mit einem zweiten Schwerpunkt in Berührung - den gotischen Kathedralen, jenen "Stein gewordenen Gebeten", die uns immer wieder beeindrucken. Beeindruckt - nein erschüttert - waren wir auch am nächsten Tag, als wir unter der überaus sachkundigen Führung von Herrn Lewerenz das Schlachtfeld von Verdun besuchten, wo hunderttausende von Menschen im I. Weltkrieg ihr Leben lassen mußten. Heute nennt sich Verdun "Stadt des Friedens". Nun beeindruckt waren wir wiederum auch in Rouen, als wir die Stelle sahen, an der Jeanne d'Arc oder die "Jungfrau von Orleans", wie wir sie von Schiller kennen, den Flammentod erlitt. Eine gotische Kathedrale hat die Hauptstadt der Normandie natürlich auch, sowie die Kirche St. Maclou im Flamboyant-Stil. Wahrzeichen ist eine prunkvolle Uhr und viele gut erhaltene - erstaunlich, wie schief sie manchmal stehen - Fachwerkhäuser. Eine wunderschöne alte Herberge diesen Typs hat man auch nach Etretat versetzt, welches ansonsten durch seine Felsentore die Künstler begeistert hat. Eher nüchtern wirkt Le Havre; kein Wunder, ist es doch eine Stadt vom Reißbrett, da im II. Weltkrieg fast völlig zerstört. Aber ganz in der Nähe gibt es ein Meisterwerk der Technik, die in wundervollem Bogen die Seine-Mündung überspannende Pont de Normandie. Diese Reise bietet wirklich für jeden etwas und - Kontraste. Das pittoreske Honfleur (im 16. und 17. Jh. Ausgangspunkt wichtiger Expeditionen nach Übersee) war - Gott sei Dank - nicht zerstört und übte wie schon auf die Maler vor reichlich hundert Jahren auch auf uns seinen Reiz aus. Wundervoll ist die von Schiffsbaumeistern ganz aus Holz errichtete Kirche Ste. Catherine. Von da aus fuhren wir auf's Land, genauer gesagt zu einem veritablen Chateau, wo heute die Calvadosbrennerei beheimatet ist. Nach eingehender Besichtigung (im Reifekeller hätte so mancher gerne ein Fäßchen mitgehen lassen!), hatten wir selbstverständlich Gelegenheit zur Verkostung dieser Spezialität aus Äpfeln. Der Tag wurde noch sehr lang, denn es kann keine vernünftige Reise in diese Region geben, ohne der Ereignisse vom Juni 1944 zu gedenken. Für die Landungsstrände könnte man Wochen brauchen, aber wir beschränkten uns auf wenige Beispiele: Pegasus Bridge, der große Bunker in Ouistreham und die Überreste der künstlichen Häfen. Dort auf den Klippen gibt es ein Rundkino, das einen kurzen, aber sehr erschütternden Film zeigt,  der keinen ungerührt läßt. Wir bezogen unser erstes Quartier in der Bretagne in St. Malo, der sagenhaften Seefahrerstadt und Korsaren-Hochburg, Heimat von Robert Surcouf und anderen legendären Helden. Am nächsten Tag erwartete uns etwas ganz Besonderes: die Klosterfestung Mont St. Michel auf einem Felsen in der Bucht (übrigens gibt es hier umfangreiche Naturschutz-Projekte und auch die berühmten Salzwiesen-Schafe) mit dem gewaltigsten Tidenhub der Welt. Jeder hat ein Bild davon schon 'mal gesehen und will natürlich hin, weshalb es immer ziemlich voll ist. Ein Tip aus dem Munde erfahrener Gourmets: Austern direkt am Hafen von Cancale sind die besten der Welt! Fast jeder Gast hat sie denn auch gekostet, obwohl es für Einige sicher Überwindung kostete. Über die oft nachgesagte Wirkung wurde mir allerdings nichts berichtet. Am späten Nachmittag haben wir auf der Stadtmauer den (wiederaufgebauten) Altstadtkern von St. Malo besichtigt und uns von der durch Klippen und Strömungen geschützten Lage überzeugt; manche haben auch Gaufres oder Gallettes genascht.
Die rauhe Küste lernt man am besten am sturmumtosten (nicht so sehr als wir da waren) Cap Frehel kennen. Richtig romantisch ist ein Spaziergang auf dem alten Zöllnerpfad (hier wurde früher nämlich kräftig geschmuggelt!) an der "Küste des rosa Granits". Sogenannte Kalvarienberge gehören zu einem speziellen Ensemble, das es so nirgendwo sonst, nur auf den Kirchhöfen der Bretagne gibt. Der vielleicht berühmteste steht in dem kleinen Nest Guimiliau und wir konnten u.a. in aller Drastik die Bestrafung von verstockten Sündern bestaunen. In Locronan scheint die Zeit im 16. Jh. stehen geblieben zu sein, deshalb wird der malerische, intakte Ort gerne als Filmkulisse genutzt. Übrigens hatten wir in Quimper das außerordentliche Glück, daß gerade ein Folklore-Festival stattfand und so konnten wir typische Dudelsackklänge und Reigentänze in bretonischen Volkstrachten miterleben.
Concarneau ist eine komplett erhaltene Seefestung, ein bewohntes Baudenkmal (UNESCO!) sozusagen. Dann tauchten wir ganz tief in die Vergangenheit: Nahe Carnac gibt es eines der hervorragendsten Beispiele der Megalith-Kultur. Rätselhaft bis heute ist der Zweck der monumentalen Steinsetzungen, aber man ist genötigt ihre Erbauer zu bewundern. Man erkundet das weitläufige Areal am besten mit dem Bähnle, das macht Spaß und man sieht viel. Mich persönlich ärgert nur immer die schlechte Übersetzung vom Band, aber das kann ich ja anschließend richtigstellen; ich bin ja vom Fach. Und weiter ging es mit dem Schiff über den lieblichen Golf von Morbihan, durchsetzt mit ungezählten Inseln, Muschelzuchtgebiet und wichtige Zwischenstation für Zugvögel  - nach Vannes. Um die Altstadt genießen zu können, gingen wir zu Fuß vom Hafen in's Hotel und beschäftigten uns unterwegs mit General Hoche und Anne de Bretagne. Die Glocken der Kathedrale läuteten als wir ankamen.
Es war ein weiter Weg zurück Richtung Osten, der uns bevorstand und den wir natürlich in Etappen bewältigten. Zunächst machten wir in Angers Station. Das dortige Schloß macht mit seinen gewaltigen gestreiften Mauern immer noch einen imposanten Eindruck, das Innere versinnbildlicht das lateinische Sprichwort: sic transit gloria mundi! Aber man verwahrt unterirdisch einen einzigartigen Schatz, den berühmten Wandteppich der Apokalypse. Den muß man einfach gesehen haben, auch wenn man ihn nicht gleich versteht und sich genötigt sieht, nachzulesen.
Der letzte Höhepunkt der Reise -die unglaubliche Kathedrale von Chartres. Gotik vom Feinsten, das unvergleichliche Blau der Fenster etc. - ich bin jedesmal wieder überwältigt.
Ach übrigens, so ein idyllisch in einer Oase der Ruhe am Wasser gelegene Hotel wie unseres in Nogent-sur-Marne findet man im Großraum Paris auch selten.
Kurzum eine Reise mit den verschiedensten Eindrücken und Erlebnissen, für jeden etwas dabei, rundum gelungen. Ich mache sie mit wachsender Begeisterung immer wieder gerne und hoffe, es hat Ihnen auch gefallen ja, ich weiß schon - viel zu kurz!).
Man sieht sich - bei Eberhardt.
Ihr Dr. Bernhard Rink

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