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Rundreise Frankreich – Gärten und Schlösser der Normandie

Reisebericht: 10.05. – 20.05.2025

Die traumhaften Landschaften der Normandie sind geprägt von einer über 600 Kilometer langen Küste, an der sich malerische Sandstrände mit steilen Klippen abwechseln. Im Hinterland findet man liebliche grüne Hügel mit Apfelbäumen soweit das Auge blicken kann. Das milde Klima wird durch den Golfstrom beeinflusst und bietet so die perfekten Bedingungen für Pflanzen, selbst für die, die eigentlich in ganz anderen Klimazonen heimisch sind. Kein Wunder also, dass sich hier, an der Westküste einige der schönsten Gärten Frankreichs befinden - gepaart mit einer glorreichen Vergangenheit und großer Bedeutung in der neueren Geschichte, ist die Normandie nicht nur wunderschön sondern auch hochinteressant.

Sinah Witzig

Ein Reisebericht von
Sinah Witzig


10.05.2025 Anreise nach Reims

Unsere gemeinsame Reise startet schon früh am Flughafen in Dresden. Über Siebenlehn, Jena und Gera führt uns unsere Reise über die A4 in Richtung Kirchheimer Dreieck. Am Frankfurter Flughafen und Grünstadt steigen noch weitere Reisegäste zu und machen unsere Reisegruppe am frühen Nachmittag komplett. Durch Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland führt uns unser Weg am späten Nachmittag dann endlich zur französischen Grenze: das Ziel rückt näher. In Saarbrücken steigt dann auch endlich die Reiseleiterin zu - frisch importiert aus dem Elsass, stößt sie im fliegenden Wechsel von der letzten Reisegruppe dazu. Gemeinsam fahren wir dann schon bald durch Lothringen und vorbei an der Hauptstadt Metz und erreichen schließlich die geschichtsträchtigen Gebiete um Verdun, wo schon im Jahre 843 das Schicksal Frankreichs besiegelt wurden.
Mitten im Gebiet der nördlichsten Weinberge der Grande Nation liegt die Hauptstadt der Champagne: Reims. In der berühmten Kathedrale wurden seit der Taufe des Frankenkönigs Chlodwig im Jahre 507 bis ins 19. Jahrhundert fast alle französischen Könige gekrönt. Auch sonst hat die Stadt viel zu bieten – das werden wir uns jedoch erst morgen anschauen. Erst einmal freuen wir uns nun darauf, unsere Hotelzimmer zu beziehen und ein gutes Abendessen genießen zu dürfen.

11.05.2025 Reims, Château de Chantilly und Château de Vascoeuil

Unser erster Morgen in Frankreich begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein. Nach dem Frühstück verladen wir unser Gepäck und machen uns mit unserem Bus auf den Weg, um die Innenstadt von Reims zu erkunden. Nach kurzer Fahrt erreichen wir die Innenstadt und sehen gleich als erstes das älteste Gebäude der Stadt: die Porte de Mars. Der römische Triumphbogen wurde im ersten Jahrhundert nach Christus erbaut und war im Mittelalter teil der Stadtmauer. Über die Jahrtausende musste das Bauwerk einige Kriege und Naturkatastrophen durchmachen und doch steht es heute, zumindest noch in Teilen, im Original da. Wir spazieren von hier aus weiter durch Reims, welches vor allem im Ersten Weltkrieg starke Zerstörung erfahren hat. So auch die Markthalle Boulingrin, welche dann in den 1920er Jahren neu aufgebaut wurde. Am Sonntagmorgen ist es herrlich ruhig auf den Straßen und wir schauen neugierig durch die Schaufenster einer Patisserie den Tortenkünstlern beim Arbeiten zu. Interessant ist auch die Veranstaltungsstätte Le Cellier, welche 1898 für den Champagner-Fabrikanten Jules Mumm erbaut wurde. Die Art Deco Fassade zeigt den Herstellungsprozess des Schaumweins in fünf Emaille-Mosaiktafeln und das riesige Tor hat die Form eines Weinfasses. Vorbei am Hôtel de Ville, dem Rathaus, geht es weiter über die Place Royale bis zur berühmten Kathedrale. Mit 149 Metern ist sie die längste gotische Kathedrale Frankreichs und wurde zu großen Teilen im 13. Jahrhundert erbaut. Gemeinsam sehen wir uns die imposante Westfassade an, deren berühmteste Figur, der lächelnde Engel, gleich hervorsticht. Über 2300 Sandsteinfiguren sollen die mächtige Kathedrale schmücken. Auch wenn der Sonntagsgottesdienst schon begonnen hat, können wir trotzdem den Innenraum betreten und vom hinteren Teil der Kirche die vielen Buntglasfenster bestaunen. Auch die Kathedrale hat im Krieg große Zerstörung erlitten und so ist ein großer Teil der Fenster neu. Drei im Chor stammen von Marc Chagall.
Nur wenige Schritte von hier entfernt wurde am 7. Mai 1945 die Kapitulation von den Deutschen unterzeichnet. Als Zeichen der Versöhnung und der deutsch-französischen Freundschaft wohnten im Juli 1962 Charles De Gaulle und Konrad Adenauer gemeinsam einem Gottesdienst bei.
Nach ein wenig Freizeit steigen wir schließlich wieder in unseren Bus und machen uns auf den Weg zu unserem nächsten Ziel.
Um die Mittagszeit erreichen wir ganz in der Nähe von Paris das Château de Chantilly, das 1560 für Anne de Montmorency erbaut wurde. Knapp 100 Jahre später, nach dem Aussterben der Hauptlinie der Montmorency, gelangte es durch Erbschaft an die Prinzen von Bourbon-Condé, in deren Besitz es bis 1830 verblieb. Herzog von Aumale, ein jüngerer Sohn des Bürgerkönigs Louis-Philippe, übernahm danach das in der Revolutionszeit zerstörte Schloss und ließ es ab 1876 wiederaufbauen. Das Schloss beherbergt eine hochkarätige Kunstsammlung mit wertvollen Handschriften und Buchmalereien des Mittelalters, deren bedeutendste das Stundenbuch des Herzogs von Berry ist, sowie Gemälde und Zeichnungen von Dürer, Raffael, Poussin, Lorrain und anderen Künstlern. Imposant sind auch die Pferdeställe für 240 edle Rosse. Sie wurden auf Wunsch des siebten Bourbon-Condé, Louis Henri de Bourbon, erbaut, der der Legende nach glaubte, als Pferd wiedergeboren zu werden, und Ställe haben wollte, die seines Standes würdig waren. Neugierig besuchen wir die beiden Museen, doch tatsächlich zieht es bei dem wunderschönen Wetter heute in den riesigen, 115 Hektar großen Park. Wir spazieren um die verschiedenen Wasserbassins herum und der ein oder andere gönnt sich ein leckeres Eis mit Crème Chantilly.
Am frühen Nachmittag geht es dann weiter in Richtung Westen. Schon nach etwa einer Stunde Fahrt erreichen wir die herrlichen normannischen Landschaften am Rande des Waldes von Lyons, wo sich das Schloss von Vascoeuil befindet. Im Park des Anwesens befindet sich eine erstaunliche Sammlung von Skulpturen zeitgenössischer Künstler, darunter berühmte Namen wie Braque, Cocteau, Dalí und Vasarely. Bei einer charmanten Führung wird uns das private Anwesen gezeigt und die Geschichte der Sammlung erläutert. Auch Jules Michelet muss dabei erwähnt werden: Ganz oben im Turmzimmer des Schlosses schrieb der berühmte Historiker in der Mitte des 19. Jahrhunderts seine wichtigsten Werke, darunter „Die Geschichte Frankreichs" und „Die Geschichte der französischen Revolution". Wir dürfen uns nun selbst noch ein wenig umschauen und genießen den Kontrast zwischen dem herrschaftlichen Chantilly und dem romantisch-verträumten Vascoeuil.
Mit sehr vielen Eindrücken erreichen wir am frühen Abend unser Hotel in Rouen, wo wir mit einem typisch normannischen Cidre begrüßt und danach mit einem leckeren Abendessen verwöhnt werden.

12.05.2025 Claude Monet's Garten in Giverny, Saint–Georges–de–Boscherville und Rouen

Am nächsten Morgen machen wir uns schon früh auf den Weg hinaus aus der Stadt und folgen der Seine noch einmal in Richtung Paris. Das Ziel ist ein kleines Dörfchen Namens Giverny, das wohl niemals bekannt geworden wäre, hätte sich dort nicht einer der berühmtesten Maler Frankreichs niedergelassen. Die Rede ist natürlich von niemand geringerem als Claude Monet.
Auf dem kleinen Dorffriedhof fand der Maler seine letzte Ruhestätte. In seinem Wohnhaus inmitten des blühenden Gartenparadieses hängen Replikate berühmter impressionistischer Gemälde und Fotografien aus der Zeit sowie Bilder und Holzschnitte des japanischen Malers Hokusai, der, wie vieles mehr aus dem fernöstlichen Raum, großen Einfluss auf das Werk Monets und die Künstler seiner Zeit hatte. Monet liebte diesen Ort und seinen Garten mit dem berühmten Seerosenteich. Er las Fachliteratur und besuchte Gartenausstellungen. Der Garten war ihm Erholung und Inspiration. Sein Spätwerk schöpfte er ausschließlich aus der Idylle seiner selbst erschaffenen Enklave. Sein nachlassendes Augenlicht ließ ihn seine Bilder mehr erspüren als dass sie reale Abbilder der Wirklichkeit waren.
Am späten Vormittag fahren wir dann zurück in Richtung Rouen und weiter nach Saint-Martin-de-Boscherville zu der Abteikirche Saint-Georges, einem gut erhaltenen Beispiel normannischer Romanik mit zwei zierlichen Westtürmen und einem reich gegliederten und ornamentierten Stufenportal. Der angrenzende Park aus dem 17. Jahrhundert mit Gemüse-, Kräuter-, und Obstgarten liegt malerisch am Hang und wurde fachkundig vor etwa dreißig Jahren rekonstruiert.
Am Nachmittag haben wir schließlich Zeit, die Hauptstadt der Normandie zu erkunden. Von unserem Hotel aus spazieren wir gemeinsam in Richtung der Altstadt und erreichen als erstes die katholische Kirche Saint-Maclou, die 1436 im Stil der Flamboyant-Gotik errichtet wurde. Ihre filigranen Steinmetzarbeiten stammen aus der Flamboyant-Zeit der Gotik und sind beeindruckend. Nur ein paar Schritte weiter steht das Pest-Beinhaus L'Aître Saint-Maclou, das mit Holzgalerien mit Schnitzereien von Totentanzszenen aus der Zeit um 1530 umschlossen ist. Die Gebäude beherbergen heute Kunstateliers. Durch enge Gassen erreichten wir den Justizpalast im ehemaligen jüdischen Viertel. Er ist das größte nicht-sakrale gotische Gebäude Europas und wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts errichtet. Die eng mit Fachwerkhäusern bestandenen Straßen der Innenstadt führen direkt zum alten Marktplatz. Am 30. Mai 1431 wurde dort das junge Mädchen Johanna aus der lothringischen Provinz, das sich mutig in die politischen Wirren des Hundertjährigen Krieges einmischte, von der Kurie dem Flammentod übergeben. Die moderne, architektonisch einmalige Kirche mit den leuchtstarken Glasfenstern aus der Renaissance ist ihr, Jeanne d´Arc, geweiht. Durch die Fußgängerzone spazieren wir in Richtung der ältesten astronomischen Uhr Frankreichs. Die Gros-Horloge wurde 1410 in den Belfried eingebaut, ist aber schon 1389 hergestellt worden. Wenige Minuten später stehen wir dann, wie einst Claude Monet, vor der Fassade der Kathedrale von Rouen. Monet schuf einst einen ganzen Bilderzyklus mit 28 verschiedenen Tages- und Wetterlagen, wir bestaunen die verschiedenen Epochen, die sich wunderbar an der Fassade erkennen lassen. Die berühmten Gräber im Inneren der Kirche beleuchten die Meilensteine der Geschichte der Region: hier liegen Rollo, der erste Herzog der Normandie und das Herz Richard Löwenherz' unter Stein gemeißelten Grabmonumenten begraben.
Wir haben nun noch Zeit, die Stadt ein wenig auf eigene Faust zu erkunden, bevor wir uns später im Hotel wieder zum Abendessen treffen.

13.05.2025 Fécamp, Étretat und Le Havre

Nach dem Frühstück verlassen wir schließlich Rouen und machen uns auf den Weg ans Meer. Bei wunderbarem Sonnenschein erreichen wir nach etwa einer Stunde das Städtchten Fécamp. Zunächst steht aber ein kulturell-kulinarischer Besuch auf dem Programm: Das historistische Palais Bénédictine stammt aus dem 19. Jahrhundert. Es ist heute ein Kunstmuseum, in dem neben mittelalterlicher sakraler Kunst auch verschiedene Sammlungen von Musikinstrumenten, wertvoller Bücher sowie geschmiedeter Schlösser und Schlüssel ausgestellt sind. In den Kellerräumen befindet sich die Brennerei des Kräuterlikörs DOM Bénédictine, der seit 1863 von dem Unternehmer und Weinhändler Alexandre Legrand hergestellt wird und heute zum Spirituosenkonzern Bacardi gehört. Die Rezeptur soll jedoch auf wesentlich ältere Elixiere der Benediktinermönche zurückgehen. Aus 27 Kräutern und Gewürzen, darunter Melisse, Ysop, Zimt, Thymian, Kardamom, Nelke, Muskatnuss, Safran und Honig sowie Vanille, Tee, Koriander, Myrrhe, Moschuskörner und einer Zitrusnote wird der unverwechselbare Geschmack kreiert. Die Verkostung des originalen Likörs und weiterer Variationen darf natürlich am Ende der Besichtigung nicht fehlen und sorgt gleich am Vormittag für heitere Stimmung.
Anschließend setzen wir unsere Reise entlang der Küste fort und erreichen Étretat mit seinen drei markanten Felsbögen der Alabasterküste: Porte d'Amont, Porte d'Aval und Manneporte. Ihre Entstehung verdanken die Klippen nicht der Meeresbrandung, sondern einem Fluss, der parallel zur heutigen Küstenlinie verlief. Die Felsnadel Aiguille besteht aus etwas härterem Kalkstein, der der Erosion bis heute widerstanden hat. Vom Busparkplatz aus spazieren wir gemeinsam durch den kleinen Ortskern mit seinen Fachwerkhäusern bis zum Strand. Von hier aus erwartet uns nun ein Aufstieg hinauf auf die Klippen, denn dort liegen die Jardins d'Étretat. Als Inspiration galt der Schauspielerin Madame Thébault um das Jahr 1905 Claude Monet, als sie im Garten ihrer Villa Roxelane die ersten Bäume pflanzen ließ. Über hundert Jahre später schuf der Landschaftsarchitekt Alexandre Grivko dann eine bizarre Märchenwelt aus immergrünen, zugeschnittenen Pflanzen und modernen Skulpturen. Die riesigen Köpfe des Künstlers Samuel Salcedo sorgen für verschiedenste Reaktionen, doch die Aussicht, die Ruhe und die mythische Stimmung auf den labyrinthisch angelegten Wegen unter den alten Baumriesen begeistern jeden.
Am späten Nachmittag erreichen wir Le Havre und erkunden bei einer Stadtrundfahrt die Stadt, die nach dem zweiten Weltkrieg aus den Trümmern wiedererstanden ist. Besonders beeindruckend ist der 102 Meter hohe Kirchturm der Betonkirche Saint-Joseph, die in den fünfziger Jahren von dem belgischen Architekten August Perret als Mahnmal für den Frieden errichtet wurde. Im Inneren des Gebäudes entsteht durch die vielfarbigen Glasfenster der Künstlerin Marguerite Huré eine ganz besondere Stimmung. Anschließend fahren zu den hoch über der Stadt gelegenen Jardins suspendus, die sich in einem Fort aus dem 19. Jahrhundert befinden. Auf den vier Eckbastionen sind vor 14 Jahren aus dem Erbe der Seefahrer und frühen Botaniker, die Pflanzen aus aller Welt nach Frankreich brachten, Themengärten entstanden - leider müssen wir feststellen, dass ein Großteil des Gartens gerade durch Bauzäune gesperrt und recht überwuchert ist. Lediglich am Beispiel Australiens können wir uns einen Eindruck machen, wie die Gärten hoffentlich in der Zukunft wieder alle aussehen werden.
Am Abend checken wir dann in unser Hotel im Stadtzentrum ein und lassen den ereignisreichen Tag beim Abendessen ausklingen.

14.05.2025 Honfleur, Deauville und das Pays d'Auge

Am nächsten Morgen führt uns die Fahrt zu der kleinen Hafenstadt Honfleur über die Pont de Normandie, eine 1995 für den Verkehr freigegebene kostenpflichtigen Schrägseilbrücke, die nicht mit Superlativen geizt. Allein die Länge mit 2141 Metern ist rekordverdächtig und wird nur von der Brücke in Millau getoppt. Bei der Entfernung der Stützen mit 856 Metern liegt sie noch immer an erster Stelle. Die Pylone der Schrägseilbrücke ragen 203 Meter in den Himmel. Die Brücke über das Seine Ästuar und die Salzwiesen verbindet Le Havre am rechten Ufer im Norden mit Honfleur am linken Ufer im Süden und wir nehmen uns Zeit das Bauwerk, welches noch ein wenig im Morgennebel liegt, zu erkunden.
Honfleur war jahrhundertelang der unbedeutendere Hafen im Gegensatz zu Harfleur auf dem anderen Ufer der Seinemündung. Erst mit der Zeit hat sich das Städtchen mit seinen pittoresken, schmalen, sechs Stockwerk hohen Häusern und den Resten seiner Befestigungsanlagen aus dem 17. Jahrhundert am alten Hafenbecken zu einem der reizvollsten Orte der Normandie entwickelt. Durch Eugène Boudin, hier 1824 geboren, dem ersten Freiluftmaler dieser Küstenlandschaften, wurde der Ort in Künstlerkreisen schnell bekannt und die malerische Atmosphäre des Städtchens und der Seine-Mündung zog Maler wie Courbet, Sisley, Jongkind, Claude Monet, Pissarro, Renoir und Cézanne nach Honfleur. Wir genießen die Ruhe am Morgen und spazieren gemeinsam ins Zentrum. Entlang des Hafens stehen zahlreiche Fischer und verkaufen ihren Tagesfang: Fisch, Krebse und Muscheln werden zu unseren Fotomotiven. Hinter dem historischen Hafen steht sehr eindrucksvoll die Holzkirche Sainte-Catherine mit ihrem freistehenden Turm und den beiden Zwillingsschiffen, die von Schiffszimmerleuten im 15. Jahrhundert errichtet wurde. Die bunten Marktstände vor der Kirche lockten mit leckeren regionalen Produkten und so bummeln wir gemächlich über den Markt und durch die pittoresken engen Gassen der Stadt.
Gegen Mittag geht es dann weiter ins mondäne Deauville, wo sich vor allem im ausgehenden 1900 Jahrhundert die gut betuchte Gesellschaft aus Paris zur Sommerfrische traf. Noch heute ist das Seebad berühmt für seine Casinos und Pferderennen.
Nach der Mittagspause geht es für uns dann weiter ins Hinterland. Auf Apfelwiesen weidende Kühe sind ein typisches Bild für das Pays d'Auge, einem Landstrich in der Normandie. Cidre, Calvados und Camembert gehören deshalb ebenso dazu wie die landestypischen Fachwerkhäuser.
Da wir uns im Département Calvados befanden, darf natürlich auch der Besuch in einer Calvados-Brennerei nicht fehlen. Wir besuchen das Château du Breuil, wo Philippe Bizourad 1954 seine Familientradition weiterführte und eine neue Brennerei gründete. Bei einer interessanten Führung lernten wir nicht nur die Apfelsorten kennen, sondern den Destillationsprozess und die Lagerung. Am Ende darf natürlich auch hier die Verkostung des Calvados, sowie des Pommeaus nicht fehlen.
Gut gelaunt machen wir uns im Anschluss auf den Weg zum Jardin du Pays d'Auge. Auf dem vier Hektar großen gepflegten Gartengelände von Armelle und Jacques Noppe findet man eine Sammlung typischer alter Gebäude, restauriert und liebevoll eingerichtet mit alten Handwerksgeräten. Der Landschaftsarchitektin Chantal Lejard-Gasson unterlag die Planung des Gartens, mit unterschiedlichen Themengärten: Sonne- und Mondgarten, Garten der Düfte, Garten der Engel, Garten des Teufels, Purpurgarten und einigen mehr.
Am Abend erreichen wir dann die Hauptstadt des Département Calvados, Caen, und beziehen dort unsere Hotelzimmer für die nächsten zwei Nächte.

15.05.2025 Ein Tag in Caen

Nach dem Frühstück starten wir zur Erkundungstour durch Caen. Wir beginnen ganz am Anfang: mit dem Château de Caen, der normannischen Burg Williams des Eroberers. Unter dessen Schutz und Herrschaft erlangte die Region im elften Jahrhundert eine wirtschaftliche Blütezeit. Die mächtige Wehranlage thront über der Stadt, die im zweiten Weltkrieg fast völlig zerstört wurde. Innerhalb der Mauern befindet sich das normannische Geschichts- sowie Kunstmuseum. Wir gehen gemeinsam auf den mächtigen Burgmauern spazieren und haben eine tolle Aussicht auf die restaurierten Türme der Stadt. William der Eroberer ließ im elften Jahrhundert zwei Klöster errichten: Saint-Étienne, die Abbaye aux Hommes und Sainte-Trinité, die Abbaye aux Dames, um, wegen seiner von Papst Leo IX. missbilligten Heirat mit seiner Cousine Mathilde von Flandern, Abbitte zu leisten. In der Abteikirche St. Étienne fand er seine letzte Ruhestätte bis Aufständische mehrfach, zuletzt während der französischen Revolution, das Grab plünderten. Lediglich eine bescheidene moderne Grabplatte im Chor erinnert an dieser Stelle an den großen normannischen Herrscher. Wir spazieren jedoch zunächst erst einmal weiter zur Abbaye aux Dames, wo wir das Grab Mathildes besuchen können. Mit dem Bus erreichten wir wenig später die Abbaye aux Hommes. Vor den ehemaligen Klostergebäuden, in denen sich das Rathaus und ein Museum befinden, erstreckt sich ein schöner Barockgarten mit bunten Blumen.
Wir haben nun Zeit, die Stadt ein wenig auf eigene Faust zu erkunden und etwas zu Mittag zu essen bevor wir am frühen Nachmittag mit dem Bus aus dem Zentrum hinaus fahren, um das Mémorial de Caen zu besuchen. Es befindet sich in einem streng kubistischen Bauwerk, 1988 eröffnet, das auf einer weiten Freifläche steht. Eine architektonisch wirkungsvolle Freitreppe führt in das Gebäude, dessen Standort nicht zufällig gewählt wurde: hier war 1944 das regionale Hauptquartier der deutschen Besatzungstruppen. In dem unterirdischen Bunker war die Kommandozentrale der 716. Infanteriedivision untergebracht. Auch ein Exemplar des legendären deutschen Enigma-Kodiergerätes findet sich in der Ausstellung. Rund um das Mémorial de Caen erstreckt sich eine große Parkanlage, der Parc international pour la Libération de l'Europe. Die Gedenkstätte von Caen - das Zentrum der Geschichte für den Frieden - hat den hohen Anspruch, den Besuchern die für das Verständnis des Zweiten Weltkriegs wesentlichen Informationen zu geben, angefangen von den Ursachen, die in den Ergebnissen des Ersten Weltkriegs liegen, bis hin zu den Auswirkungen auf die Ereignisse im Jahr 1989. Jeder Besucher ist aufgefordert, sich selbst über den so schnell verblassenden Geschichtsabschnitt, der das Antlitz Europas und der Welt verändert hat, auseinanderzusetzen.
Nach so viel schwermütiger Geschichte sind wir alle froh, ein bisschen Freizeit im Blumengarten La Colline aux Oiseaux zu verbringen. Dieser Park ist ein ganz besonderer Ort: zuerst ein Steinbruch, dann für 50 Jahre eine Mülldeponie und heute ein öffentlicher 17 Hektar großer Blumenpark. Er wurde 1994 zum Gedenken des fünfzigsten Jahrestages der Landung der Alliierten in der Normandie am 06.06.1944 eröffnet. In einer kleinen Farm auf der Spitze des Hügels präsentieren sich alte normannische Tierrassen und zeichnen deren Herkunft nach. Ein Spielplatz, ein Labyrinth und ein wunderschönes Tal der Rosen: Die abwechslungsreiche Gestaltung der gepflegten Anlage lädt zum Flanieren ein.
Am späten Nachmittag wird es dann doch ein wenig ungemütlich: es wird windig und beginnt ein bisschen zu regnen - Zeit ins Hotel zu fahren nach einem so ereignisreichen Tag.

16.05.2025 Bayeux und entlang der Landungsstrände nach Cherbourg

Heute steht wieder viel Geschichte auf dem Programm. Zunächst führt uns unser Weg ins nahegelegene Städtchen Bayeux. Wir machen zunächst einen Spaziergang durch die Altstadt und besuchen die Kathedrale, die von einem beeindruckenden Vierungsturm überragt wird. Die Kapitelle der Krypta überraschen mit der Formenvielfalt der romanischen Steinbildhauer und die bunten Fenster begeistern uns. Anschließend wird es Zeit, das berühmteste ehemalige Ausstattungsstück der Kathedrale zu besichtigen: Der Wandteppich von Bayeux ist eine Wollstickerei auf Leinen aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts und befindet sich schon seit 1983 in einem eigens dafür eingerichteten Museum. Auf fast 70 Metern Länge und 50 Zentimetern Höhe zeigt der Wandteppich in 58 Einzelszenen die Eroberung Englands 1066 durch Wilhelm den Eroberer, Herzog der Normandie. Dieses mittelalterliche Meisterwerk wurde vermutlich von seinem Halbbruder, dem Bischof Odo von Bayeux, in Auftrag gegeben, um die neue Kathedrale von Bayeux zu schmücken, die 1077 eingeweiht wurde. Ausgerüstet mit Audioguides betreten wir den Ausstellungsraum und bewegen uns langsam entlang dem im Halbdunkel präsentierten Kunstwerk. Wir bekommen eine detailreiche und mitunter humoristische Beschreibung des Geschehens von vor fast 1000 Jahren. Lug, Betrug, Verrat, Mord und Totschlag: Eine Chronik der Ereignisse im Vorgriff auf den Stil moderner Nachrichten.
Um die Mittagszeit herum machen wir uns dann auf den Weg, um die Landungsstrände der Alliierten Befreiungstruppen von 1944 zu besuchen. In Arromanches-les-Bains landeten die Briten am 6. Juni und richteten einen der künstlichen Häfen, Mulberrys genannt, ein. Die Überreste davon können wir noch heute vor der Küste erkennen.
Der amerikanische Soldatenfriedhof in Colleville-sur-Mer ist der berühmteste an den Krieg erinnernde Friedhof in der Normandie. Lange Reihen weißer marmorner Kreuze und Davidsterne symbolisieren die Opfer der Vereinigten Staaten von Amerika, die für die Freiheit gebracht wurden. Der Friedhof befindet sich an einer Stelle, von der man einen eindrucksvollen Blick über den Küstenabschnitt Omaha Beach hat, wo die Amerikaner ihre größten Verluste zu beklagen hatten. Viele Elemente verbinden sich zu einem bleibenden Eindruck: Die halbkreisförmige Säulenreihe, die kunstvolle Statue, das große Becken mit klarem Wasser, und der makellose Park, der die Gräber von 9.387 amerikanischen Soldaten umgibt, die am D-Day und bei den folgenden Gefechten der Schlacht um die Normandie ihr Leben ließen. Dieser ganze Ort ist ein Appell an die Verantwortung jedes Einzelnen für den Frieden.
Als Kontrast dazu sehen wir uns auch noch die deutsche Kriegsgräberstätte in La Cambe an. Denn auch auf deutscher Seite sind zu viele, zu großem Teil viel zu junge Männer gefallen ohne eine Wahl zu haben. Weniger glanzvoll aber dennoch sehr pietätvoll wird in La Cambe 21.245 deutschen Kriegsgefallenen gedacht. In der Mitte der Anlage befindet sich ein aufgeschütteter Tumulus auf dem ein schwarzes Basaltkreuz thront. Die schwarzen Kreuze finden sich überall auf der weitläufigen Rasenfläche zwischen den kleinen Grabplatten wieder.
1957 fand unter dem Motto „Versöhnung über den Gräbern“ ein internationales Jugendlager statt, bei dem zum ersten Mal Jugendliche aus mehreren Nationen dem Volksbund beim Anlegen einer Kriegsgräberstätte in Frankreich halfen. Neben dem Friedhof liegt der Friedenspark, den der Volksbund 1996 eröffnete. Dort wachsen 1.200 Kugel-Ahorn-Bäume als lebendige Symbole für Frieden und Versöhnung. La Cambe ist der erste Friedenspark des Volksbunds.
Am späten Nachmittag erreichen wir den Seehafen von Cherbourg. Schon Ludwig XVI. plante dort einen Kriegshafen einzurichten und begann 1783 mit dessen Anlegung, der jedoch erst 70 Jahre später unter Napoleon III. fertiggestellt wurde. Der Hafen hat heute die größte künstliche Reede der Welt. Wir besuchen die Eingangshalle der Cité de la Mer, welche im transatlantischen Hafenbahnhof aus den 1920er Jahren eingerichtet wurde. Das in einem Trockendock liegende erste französische Atom-U-Boot, La Redoudable kann man ebenfalls von außen bestaunen. Von 1971-91 stand es im Dienst der französischen Marine.
Am Abend des 10. Aprils 1912 stoppte hier die Titanic auf ihrer Jungfernfahrt. Da sie für die damaligen Docks zu groß war, wurden die 281 neuzusteigenden Passagiere auf zwei Tenderbooten zum Schiff gebracht. Eineinhalb Stunden lag die Titanic in Cherbourg auf Reede bevor ihre schicksalsträchtige Überfahrt nach New York startete. Am 19. Juni 1940 wurde die Stadt und der wichtige Hafen von den Truppen der deutschen Wehrmacht eingenommen und vier Jahre später von den Alliierten befreit.
Am Abend beziehen wir am Rande der Stadt unsere Unterkunft für die Nacht.

17.05.2025 Die Cotentin–Halbinsel: Botanischer Garten von Vauville, Coutances und Jardin Zoologique de Champrépus

Der Tag heute steht ganz im Zeichen der Cotentin-Halbinsel, die vom milden Klima des Golfstroms profitiert. So kann man hier unter anderem den nördlichsten Palmengarten Frankreichs vorfinden. Eric Pellerin Junior, ein symphytischer junger Mann, begrüßt und im Botanischen Garten des Château de Vauville. Begleitet wird er von den beiden Terriern Odette und Eugène, die gemeinsam mit uns in das kleine Tor hineintrotten. Eric zeigt uns seine Pflanzenschätze und die Sammlung von alten Gartengeräten, die sein Großvater zusammengetragen hat. Der Park umgibt das Schloss von Vauville am Rande des pittoresken Dorfes und wurde von Eric und Nicole Pellerin im Jahre 1947 geschaffen. Heute ist er ein außergewöhnlicher botanischer Garten von 4 Hektar mit mehr als 900 Sorten Pflanzen, die eine erstaunliche tropische Stimmung erzeugen. Palmen, Eukalyptus, Gingko, Guave, Wollemie und Kampferbaum, Rhododendren, üppige Gunnera und bunte Blühpflanzen. Auch das kleine Schlösschen begeistert uns und wir können uns vorstellen wie viel Liebe und Herzblut in den letzten drei Generationen in dieses Projekt geflossen sind.
Unsere nächste Station sind das kleine knapp 100 Kilometer entfernte Städtchen Coutance. Der Hauptplatz wird gesäumt vom fahnengeschmückten Rathaus und der Kathedrale mit ihren beiden spitzen Türmen. Die ursprünglich romanischen Türme wurden zur Stabilisierung mit Kalkstein aus der Region umkleidet, nach oben erweitert und zusätzliche Treppentürme wurden an den äußeren, vorderen Ecken angebaut. Der Jardin des Plantes ist einer der schönsten Gärten der Basse-Normandie. Er befindet sich auf dem Gelände eines bereits seit 1675 von Julien Rihouey angelegten privaten Gartens. Jean-Jacques Quesnel de la Moriniere, der das Anwesen 1823 erwarb, vererbte den Besitz der Stadt Coutances mit der Auflage, dort ein Museum und einen botanischen Garten zum Wohle des Volkes einzurichten. Es entstanden großzügige italienische Terrassen, seltene Bäume wurden im englischen Stil gruppiert, ein Labyrinth, Wasserspiele und herrliche kunstvolle Blumenmosaike wurden angelegt. Der Park wurde im Jahre 1855 als einer der ersten seiner Art fertiggestellt und wurde zum Vorbild öffentlicher Gärten in der Normandie des Zweiten Kaiserreiches im 19. Jahrhundert.
Neben der Blütenpracht können wir auch die Kulinarik der Region genießen und so zieht es viele von uns in eine typische Crêperie für einen kleinen Mittagsimbiss.
Am Nachmittag besuchen wir dann einen Garten der anderen Art. Im Zoologischen Garten von Champrépus fügt sich die Wildtierwelt harmonisch in die Landschaft ein. Löwen, Gibbons und Pinguine betrachtet man in ihrer natürlichen Umgebung. Jeder Bereich des Zoos hat eine ganz eigene Flora und Fauna. In den wilden Madagaskar-Gärten haben zu Scherzen aufgelegte Lemuren ihr Zuhause. Unter Bananenbäumen und Baumfarnen verstecken sich Sumatra-Tiger und persische Panther. In der afrikanischen Savanne tummeln sich Zebras und Giraffen. Der Zoo von Champrépus bietet auf 10 Hektar 60 in ihrer Heimat meist bedrohten Tierarten aus fünf Kontinenten eine Heimat in naturnaher geschützter Umgebung. Der Tierpark ist Teil der CEPA, einer französischen Arten- und Populationsschutz Organisation. Er beteiligt sich auch an internationalen Nachzuchtprogrammen.
Das Hotel für unsere nächste Nacht liegt in direkter Nachbarschaft des Klosterberges Mont-Saint-Michel. Was liegt da näher, als nach einem leckeren Abendessen mit dem Shuttlebus zum Inselberg hinaus zu fahren oder einen Spaziergang zu unternehmen um einen spektakulären Sonnenuntergang zu betrachten?!

18.05.2025 Le Mont–Saint–Michel und Chartres

Am nächsten Morgen machen wir uns früh auf den Weg mit dem Shuttlebus entlang des Couesnon über die Stelzenbrücke zum Mont Saint Michel. Noch vor dem großen Ansturm erreichten wir den Inselberg, der auch bei Ebbe ein imposantes Bild bietet. Um die obere Abteikirche zu erreichen müssen erst viele steile Stufen erklommen werden, doch die grandiose Aussicht von oben entschädigt für alle Mühen. Ausgerüstet mit modernen Tablets lassen wir uns die Geschichte der bedeutenden christlichen Wallfahrtsstätte, seit 1979 UNESCO Weltkulturerbe, erklären. Lange Jahre nach der französischen Revolution war die alte Klosteranlage ein gefürchtetes Staatsgefängnis, bevor sich Victor Hugo und andere für die Restaurierung des Ensembles stark machten. Jedes Jahr kommen mehr als drei Millionen Besucher zu dem heiligen Berg im Meer, der seit 1300 Jahren die Menschen in seinen Bann zieht. Bei unserem Rundgang über die Festungsmauern können wir sehen wie die vielen Tagesgäste, einer Ameisenstraße gleich, den Berg erstürmen. Glück gehabt - das frühe Aufstehen hat sich gelohnt. Wir hatten den Berg noch fast ganz für uns und konnten im Kreuzgang noch meditative Stille genießen.
Am frühen Nachmittag kehren wir zurück in unseren Bus. Mit den ersten gut 200 Kilometer Richtung Osten beginnt nun schon unsere Rückreise. Wir verabschieden uns vom Meer und von der Normandie.
Am frühen Abend treffen wir in Chartres ein. Noch vor dem Abendessen haben wir Zeit für einen kleinen Stadtrundgang und für einen Besuch in der beeindruckenden Kathedrale. Viele Geschichten ranken sich um das Bauwerk. Dem Baubeginn um 1194 folgte die offizielle Weihe am 24. Oktober 1260. Der Bildhauer Auguste Rodin nannte sie die Akropolis Frankreichs. Seit 1979 steht sie auf der Welterbeliste der UNESCO. Chartres ist nie zerstört worden. Während an vielen Kathedralen die Portalfiguren im Bildersturm der Hugenotten oder der Französischen Revolution zerstört wurden und zahllose Glasmalereien noch nach den Kriegen dem Bedürfnis nach mehr Helligkeit zu Opfer fielen, sind hier der gesamte figürliche Schmuck sowie die Fenster fast unversehrt erhalten. Daher vermittelt die Kathedrale von Chartres die Atmosphäre der Hochgotik so intensiv und unverfälscht wie kein anderes Gotteshaus. Das Labyrinth und die leuchtende Farbe der Glasfenster, dem berühmten Chartres-Blau werden unvergessen bleiben. Nach einem leckeren Abschiedsessen in einer örtlichen Crêperie lassen sich einige von uns noch von der Lichtshow verzaubern, die die Geschichte der Kathedrale mit buntem Licht auf die Fassade malt.

19.05.2025 Schlösser der Île de France: Fontainebleau und Vaux–le–Vicomte

Heute stehen noch einmal zwei der berühmten Schlösser um Paris auf unserem Programm. Das erste davon ist Château Fontainebleau. Hier, 60 km südlich von Paris, wurde europäische Geschichte geschrieben. Mit der Abdankung Napoleons 1814 kehrten die Bourbonen wieder zurück. Von 1949 bis 1966 war das Schloss NATO-Hauptquartier des Allied Forces Central Europe. Es ist berühmt für seine Innenausstattung aus der Zeit der Renaissance, an der zahlreiche italienische Künstler arbeiteten. Es wurde 1981 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Die Anlage wurde an der Stelle einer Burganlage aus dem 13. Jahrhundert gebaut, deren Donjon in den Bau eingefügt wurde. Unter König Francois I. wurde es zu einem prunkvollen Jagdschloss erweitert. Bauanfang des heute sichtbaren zentralen Gebäudes war 1528. Das Schloss gilt als erster Renaissancebau auf französischem Boden, wurde jedoch mehrfach umgebaut. Schloss Fontainebleau hat fünf Höfe, eine Kapelle, Prunkräume, Fresken und Stuckaturen. Ludwig XIV. ließ in den Gärten ein neues Parterre im Stil des Barocks, einen großen Kanal und einen neuen weitläufigen Park mit Seen anlegen. Mit dem Schloss Fontainebleau sind die sogenannte Erste und Zweite Schule von Fontainebleau verknüpft, von der wichtige Kunstimpulse der französischen Malerei ausgegangen sind. Wir spazieren durch die verschiedenen Räume, die wir uns heute mit recht vielen Schulklassen teilen müssen. Danach sind die weitläufigen Parkanlagen, die wieder einmal vom königlichen Gartenarchitekten Le Nôtre gestaltet wurden, eine wahre Erholung.
Wenige Kilometer nördlich des Schlosses Fontainebleau liegt das etwas kleinere und überschaubare Château Vaux-le-Vicomte. Es wurde 1656 im Auftrag des Finanzministers Ludwigs XIV., Nicolas Fouquet, errichtet. Für sein ehrgeiziges Bauprojekt mussten drei Dörfer weichen. Er beauftragte den Architekten Louis Le Veau, den Maler Charles le Brun sowie den Gartenarchitekten André Le Nôtre, kurz gesagt, die zukünftigen Gestalter des Stils, der unter dem Namen Louis XIV.-Stil berühmt wurde. Der König verpflichtete die drei Künstler ihres Faches wenig später für den Ausbau von Versailles. Auch hier genießen wir bei schönem Wetter die weitläufigen Parkanlagen bevor wir zum letzten Hotel unserer Reise aufbrechen.

20.05.2025 Heimreise nach Deutschland

Auch die schönste Reise geht einmal zu Ende - und so heißt es am nächsten Morgen ein letztes Mal Koffer laden und schon machen wir uns auf den Weg in Richtung Osten. Glücklicherweise geht es noch recht ruhig zu auf der Autobahn und so kommen wir problemlos der deutschen Grenze immer näher.
Mit schönen Erinnerungen im Gepäck und sicherlich auch dem ein oder anderen Souvenir erreichen wir am frühen Nachmittag wieder das Saarland und verabschieden uns wenig später von den ersten Mitreisenden. Auch für den Rest der Gruppe verläuft die Heimfahrt ruhig und problemlos, sodass alle ihre Ausstiegsstellen pünktlich erreichen können.


Liebe Reisegäste,

ich hoffe Sie haben schöne Eindrücke und Erinnerungen von Ihrer Reise mit nach Hause genommen und können nun ganz in Ruhe noch einmal alles Revue passieren lassen.
Ich würde mich freuen, wenn wir uns auf einer anderen Reise wieder einmal sehen - bis dahin bleiben Sie gesund und reiselustig!
Au revoir,
Ihre Sinah Witzig


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