Reisebericht: Rundreise Frankreich – Normandie und Bretagne

12.05. – 20.05.2018, 9 Tage Rundreise in West–Frankreich mit Flug nach/von Paris – Rouen – Honfleur – Caen – Landungsstrände – Granville – Chausey–Inseln – St. Malo – Cancale – Mont–Saint–Michel – Cap Frehel – Quimper – Pointe du Raz – Concarneau – Carnac – Vannes – Rennes –


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Die Normandie bietet viel mehr als nur das 3C: berühmte Cidre-Calvados-Camembert Bilderbuchstädte, Motive der Impressionisten. Jersey, very british, und doch etwas französisch. Die Bretagne, Ort keltischer Sagen und Landschaften zwischen Land und Meer.
Normandie - Bretagne - JerseyIn 9 Tagen vom 12.05. bis 20.05.2018
Ein Reisebericht von Peter Großer
Ein Reisebericht von
Peter Großer

Sonnabend, 12.05.2018

Aus Dresden, Leipzig, Frankfurt, Hannover, München und Wien kommen unsere Gäste mit Flugzeugen nach Paris. Ziel ist ein modernes, vielleicht sogar zu großes Hotel an der Peripherie der Stadt in der Nähe des neuen Justizpalastes. Metro und Express-Metro RER verbinden dieses Quartier mit der Innenstadt. Und die hat viel zu bieten. Eine der berühmtesten gotischen Kathedralen Notre--Dame de Paris mit einem Besucherstrom, der mit dem Eiffelturm oder dem Louvre konkurriert. Den alten Justizpalast überragt die zierliche Kirche Ste.-Chapelle. Im Louvre zwingt uns dann doch der Regen in die moderne unterirdische Welt des ehemaligen Königspalastes und heutigem größten Museums der Welt. Dann geht es zurück mit der Metro. In der großen und doch kleinen Stadt (Berlin hat eine 8...9 x größere Fläche) klappt auch nicht alles, so z.B. sind die Kontrollbarrieren ausgefallen und der Zutritt zum Bahnsteig ist kostenlos. Das nicht verbrauchte Ticket sollte zu einem weiteren Besuch von Paris anreizen.

Sonntag, 13.05.2018

Die Innenstadt von Rouen ist das Ziel des Vormittags. Die bedeutende Hafenstadt an Mündungstrichter der Seine hat eine reiche Vergangenheit, von der heute noch viele Zeugen der Architektur künden. Wir schauen in die Kathedrale, einen mittelalterlichen Pestfriedhof, sehen die vielen gut erhaltenen Fachwerkhäuser und die prächtige Uhr des Gros-Horloge. Am Markt wurde in den 70er Jahren ein neues Ensemble geschaffen: Markthalle, eine moderne Kirche mit den strahlenden Buntglasfenstern einer im Krieg zerstörten Kirche und eine Gedenkstätte für Jeanne d'Arc, die hier verbrannt wurde.
Nach Rouen spannen sich 3 Brücken über die Trichtermündung der Seine. Die erste, der Pont de Tancarville (1400 m) war 1959 eine Sensation. Die letzte, der Pont de Normandie, ist die gewaltigste. 60 m über dem Wasser schwebt die 2142 m lange Fahrbahn, durch starke Seile an den Pylonen gehalten.
Honfleur am Südende der Brücke ist eine charmante Hafenstadt. Schieferverkleidete Häuser umsäumen den alten Hafen, viele Galerien bieten den Touristen sehenswerte zeitgenössische Kunst. Die Kirche Ste.-Catherine ist ein Werk von Schiffzimmerleuten, und weil sie bald zu klein war, baute man das gleiche Schiff noch einmal daneben an.
Wir erreichen dann das Pays d'Auge, eine fruchtbare Landschaft in der Mitte der Basse und der Haute Normandie. Aus den vielen gar nicht so ansehnlichen Äpfeln des Landes wird der leicht schäumende Apfelwein Cidre und daraus durch Brennen der berühmte Calvados gewonnen. Wir verkosten mehrere Sorten in einem malerischen normannischen Bauernhof.
Der Tag endet in Caen, in einem netten Hotel in einem Park im Norden der Stadt.

Montag, 14.05.2018

Caen bei einem Stadtbummel. Zuerst sehen wir die mächtige Abtei, die Wilhelm der Eroberer, Herzog der Normandie und späterer König von England erbaute oder besser erbauen musste, um päpstlichen Segen zur Heirat mit seiner Verwandten Mathilde zu erlangen (auch sie musste ein Abtei bauen lassen). Dann geht es zu mächtigen Festung Wilhelms, die einen großen Teil seiner Anlagen im Krieg verloren hat, so wie die Stadt selbst auch. Man hatte sogar erwogen, Caen nach dem 2.Weltkrieg nicht wieder aufzubauen, so groß waren die Schäden nach 6 Wochen heftiger Angriffe der Alliierten auf die Stadt.
Normandie - das sind auch die 60 km langen Landungsstrände, an denen am 6.Juni 1944 Amerikaner, Engländer und Kanadier an Land gingen und den Atlantikwall „am längsten Tag" bezwangen. Viele Zeugnisse dieser Befestigungen stehen heute noch. Der große Bunker in Ouistreham zeigt, welches Volksvermögen in den riesigen Betonbauten vergeudet wurde. Da die Häfen der Normandie noch in deutscher Hand waren, musste ein Hafen aus England mitgebrachte werden, riesige Betonkästen, die 4 große Molen bildeten, von der heute noch mancher Rest aus dem Wasser ragt. Hier in Arromanches beginnt auch der Abschnitt Omaha Beach, an dessen Steilküste die Amerikaner nur unter sehr großen Verlusten an Land gehen konnten. An der Pointe du Hoc bekommt man einen lebhaften Eindruck von den Schwierigkeiten, die Steilküste zu erstürmen.
Nach Überqueren der Halbinsel erreichen wir Granville an der Bucht von St.-Michel. Der Ort musste in seiner Geschichte vielen Angriffen widerstehen. Auf einem Felsmassiv liegt die Altstadt und bietet nebem dem obligatorischen Beton des Atlantikwalls gute Sicht auf die Bucht, den Hafen und die jüngere Stadt. Am Abend erreichen wir St.-Malo. Die ohnehin hier gewaltigen Gezeiten haben in diesen Tagen Springfluten und so können wir von unserem Hotel direkt am Meer aus sehen, was die vereinte Kraft von Sonne und Mond einmal im Monat bewerkstelligen kann.

Dienstag 15.05.2018

Wir verlassen am frühen Morgen das Festland, um einen Tag auf der Insel Jersey zu verbringen. Die Insel liegt 42 km entfernt, gehört nicht direkt zu Großbritannien, sondern der Queen als Herzogin der Normandie. Victor Hugo, lange Zeit im Exil auf der Nachbarinsel Guernsey, fand, die Kanalinseln seien nichts anderes als „ein Stück Frankreich, das ins Meer gefallen ist und von England aufgesammelt wurde." Allein Straßenschilder erinnern daran.
Natürlich prägen die beiden größten Inseln eigene Münzen. Mit den kleineren Inselbussen
werden wir durch alle 12 Gemeinden der Insel gefahren, hübsche Dörfer mit Granithäusern und Kirche, Schule, Gemeindehaus und natürlich Pub. Immer wieder Aussicht aufs Meer, auf Felsen die aus ihm aufragen, auf Badestrände, Festungen und natürlich dem Beton aus der Zeit der deutschen Besetzung. Auch der Wein wächst hier und Lavendel und natürlich die berühmten Jersey-Royals, sündhaft teure Kartoffeln, die man nicht zu schälen braucht. Die Kühe mit den schönsten Augen der Welt und ihren langen Wimpern geben eine Milch von 5,6 % Fettgehalt. Die Hauptstadt St.-Helier lädt zum Bummel und Einkaufen ein. Das vorgezogene Abendessen in einem Hotel entsprach überhaupt nicht dem schlechten Ruf der englischen Küche.  Ist eben Jersey und nicht ganz England. Der Schnell-Katamaran bringt uns wieder nach St.-Malo zurück.

Mittwoch, 16.05.2018

St.-Malo intro mures ist eine Stadt, von mächtigen Mauern und Bollwerken umgeben und zusätzlich mit einem festungsähnlichen Schloss versehen. Engländer mussten oft abgewehrt werden und der Bevölkerung war auch nicht zu trauen. Kühne Seefahrer brachte die Stadt hervor, sie erschlossen Kanada wie Cartier oder kaperten mit dem Freibrief des französischen Königs englische Schiffe wie Surcourf. Reiche Reeder bauten ihre Wohnsitze.
Man kann es kaum glauben, dass die Stadt wie ein Phönix aus der Asche nach dem letzten Krieg in alter Form wiedererstanden ist.
Ein Ziel der Franzosen sind sicher die Restaurants in Cancale. Wir aber machen uns auf Steinstufen an die Austern heran, nirgendwo sind sie so frisch und preiswert wie hier. Wein ist auch genügend vorhanden, vielleicht rutscht die Auster nicht bei jedem Gast so richtig und da tut ein Schluck Wein gut. Wo die Austern in Drahtsäcken auf Bänken liegen, sehen wir bald, als sie mit der Ebbe aus dem Wasser auftauchen.
Für viele war der Mont Saint-Michel der Höhepunkt der Reise, die Pyramide im Meer, der Dreiklang von Arbeiten - Kämpfen und Beten, Dorf, Festung und Kloster. Umfangreiche Arbeiten wurden in den letzten Jahren durchgeführt, um zu erreichen, dass der Klosterberg, wie früher, fast immer vom Wasser umgeben ist. Der alte Damm wurde abgerissen und durch eine Stelzenbrücke ersetzt, der Fluss Cuesnon, der die Grenze zwischen Normandie und Bretagne bildet, durch einen Staudamm zur Spüleinrichtung für die Bucht umgestaltet und die Karawane der Busse und Pkws auf große Parkplätze auf das Festland verbannt. Über 13 Jahrhundert war der Berg Schauplatz geschichtlicher Ereignisse und emsiger Bautätigkeit. Ein Wunder des Abendlandes und Ziel von 3...4 Millionen Menschen im Jahr, nur Louvre und Orsay-Museum in Paris haben mehr. Die Mühen der viele Stufen haben sich gelohnt.

Donnerstag, 17.05.2018

Dinard liegt an der Mündung der Rance St.-Malo gegenüber. Die Straße führt über den Damm des größten und einzigen Gezeitenkraftwerkes. Der Ort zeigt gegenüber dem wehrhaften St.-Malo eine Leichtigkeit mit englischen Einschlag: 3 Badestrände, das obligatorische Casino, Sportstätten, aristokratische Villen, die Engländer brachten den ersten Tennisclub Frankreichs, Golf und Billard.
Danach besuchen wir das Kap Frehel, eine über 70 m hohe Landzunge, die in das Meer hinausragt. Die Landschaft verlockt zum längeren Wandern. Noch etwas Meer am Goldsandstrand (Sable d'Or des Pins), dann bringt uns der Bus ins Landesinnere.
Der christliche Glauben, mitunter durchsetzt mit heidnischen keltischen Traditionen, ist in der Bretagne tief im Volk verankert. Davon künden die Pfarrbezirke, mit Mauern umschlossene
Ensemble aus Kirche, Beinhaus, Friedhof und Kalvarienberg, in dem man durch eine oft noch erhaltene Triumphpforte gelangt. Eines der schönsten Beispiele ist der von Guilmiliau.
Aus dunklem, harten Granit haben kunstfertige Handwerker ihre Bildwerke gemeißelt, der Kalvarienberg zeigt allein 200 davon. Sie dienten der Illustration der Bibel und der Belehrung der leseunkundigen Dorfbewohner..
Wir sind zeitig genug in Quimper, Hauptort der Landschaft Cornaille, wo König Gradlon einst regierte und heute noch vom Pferd von der Kathedrale auf die Stadt herabschaut.
Ein hübscher kleiner Ort am Odet, bekannt durch Biskuits und Fayencen und kleinen Geschäften, die zum manchen Einkauf anreizen.

Freitag, 18.05.2018

Wir fahren nach Westen und überqueren eine Flussmündung, an dem der bedeutende Fischereihafen Douarnenez liegt. Hier beginnt auch gleich die Halbinsel Sizun, die in einer Spitze, der Pointe du Raz ausläuft. Es ist der westlichste Punkt Frankreichs, das Finistére, finis terre, das „Ende der Welt". Nicht immer kann man bis zur vorgelagerten Insel Sein schauen, die Bretagne ist nicht das Land des ununterbrochenen Sonnenscheins. Aber seit Tagen wird das Sprichwort: „In der Bretagne ist zweimal am Tag schönes Wetter" (und dazwischen regnet es) überhaupt nicht bestätigt. Seit dem Pont du Normandie schon herrscht strahlender Sonnenschein und so bleibt das Wetter auch bis zum Ende. Ein Mirakel.  Also sieht man die Insel Sein in 10 km Entfernung und dahinter liegt Amerika.
Nach schöner Fahrt durch die Landschaft der Cournaille im Süden der Bretagne und einer Kaffeepause am Hafen des Badeortes Benodet kommen wir in die Stadt der Fischerei und Konservenindustrie, Concarneau. Die Ville Close am Hafen ist eine mit einer hohen Mauer umgebenen netten Kleinstadt, die ganz auf Touristen abgestellt ist. Hier kann man gut entspannen, die Eiskreationen sehen verlockend aus. Und die Kreationen aus Schokolade und Zuckerwerk sind faszinierend.
Was wäre die Bretagne ohne die Megalithkultur der Jungsteinzeit, als man mit großen Steinbrocken hantierte um Gemeinschaftsgrabanlagen zu schaffen, aber auch Zeugnisse wie die Steinreihungen und Menhire hinterließ, die zu verschiedenen Deutungen Anlass geben und die Phantasien von Scharen von Schriftstellern wie Chateaubriand und Flaubert und die vom Stamme Däniken beflügelten. Irgendeinen Sinn haben die Aneinanderreihungen von Steinen schon gehabt, wohl eher kultischen Zwecken als astronomischen Forschungen dienend. Viele Besucher haben die Steinfelder von Menec, Kermario und Kerlascan gehabt, bis das Gelände gesperrt werden musste, weil die Steine im gelockerten Boden umfielen. In Kerzerho kann man noch an die Steine herantreten. Canac selbst ist ein sehr schöne Badeort und der Eindruck vom Granitmauerwerk bretonischer Häuser wechselt hier zu weißen, zu, Teil prachtvollen Gebäuden. Es war ein langer Tag und es bleibt wohl für die meisten keine Zeit mehr für eine Visite in Vannes. Aber was solls, das Leben ist ohnehin oft reich an verpassten Gelegenheiten und die Bretagne steht für den, der sie lieben gelernt hat, immer offen.

Sonnabend, 19.05,2018

Aus der sonnenbeschienen Landschaft tauchen wird in die geheimnisvolle Dämmerung des Waldes von Broceliande ein. Hier ist die Heimat des Zauberer Merlin, des geläuterten Sohnes des Teufels, der sich unsterblich in die Fee Viviane verliebte und ihr alle Wünsche erfüllte, der Berater des Königs Artus war und seine Tafelrunde schuf. Keltische Mythen wurden später mit der Artussage und der Gralslegende verbunden. Die Quellen und Seen des Waldes und die steinzeitlichen Reste wurden Schauplatz des keltischen Sagekreises.
Rennes empfängt uns mit dem Trubel eines großen Marktes. Die Hauptstadt der Region Bretagne zeigt prächtige Bauwerke aus der Zeit vor dem verheerenden Stadtbrand von 1720. Aber auch mittelalterlichen Fachwerkhäuser sind noch erhalten, man muss sie nur finden. Eine sehr lebendige Stadt, deren Einwohnerzahl sich in den letzten 50 Jahren verdoppelt hat.
Jede schöne Reise verdient auch noch einen Höhepunkt zum Abschluss. Und das war sicher der Besuch der Kathedrale von Chartres, Schwester der Notre-Dame de Paris, mit der die Reise begann. Die farbige Pracht der berühmten Glasmosaikfenster, die festliche Stimmung einer großen Trauungszeremonie, Musik von Johann Sebastian Bach, das mystische Labyrinth, die vollendete Bildhauerkunst des Chorumgangs - diese Atmosphäre bleibt sicher jedem Gast in guter Erinnerung.

Sonntag, 20.05.2018

Auf dem Weg zum Flughafen Charles de Gaulle noch einmal etwas Boulogne-Billancourt und der westliche Teil von Paris. Dann trennen sich die Wege.  Von Paris aus direkt oder mit Zwischenlandung in Frankfurt geht es wieder in die Heimatorte. Das Wetter ist immer noch schön, Reims ist gut zusehen, die Moselschleife bei Boppard, der Rhein mit seinen Inseln und zuletzt, im Landanflug, die Heimatstadt.
Eine schöne, harmonisch verlaufende Reise ist zu Ende gegangen.Die eigentlichen
Entdeckungsreisen bestehen nicht im Kennenlernen neuer Landstriche, sondern darin, etwas mit anderen Augen zu sehen.
Marcel Proust (1871-1922)

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