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Singlereise Normandie und Bretagne

Reisebericht: 27.06. – 05.07.2025

Diese Reise durch den Westen und Nordwesten Frankreichs führte uns zunächst in die Normandie, in ihre Hauptstadt Rouen an der Seine, in Seebäder und Festungsstädte an der Kanalküste, an die Orte der a

Lutz Finkler

Ein Reisebericht von
Lutz Finkler


27.6.2025 Anreise nach Paris

Abends waren alle im Hotel in einem Pariser Vorort versammelt. Manche hatten ein wenig Stress hinter sich, viele waren müde vom frühen Aufstehen. Einige aber hatten bereits schöne Tage in Paris verlebt.

28.6.2025 Von Rouen nach Caen

Michko, unser französischer Fahrer, brachte uns mit seinem fast neuen Bus zunächst nach Rouen. Die Stadt an der schiffbaren Seine ist heute ein bedeutender Hafen Frankreichs. Im Zweiten Weltkrieg wurden besonders das Industriegebiet und die Altstadt schwer beschädigt, letztere aber bemerkenswert originalgetreu wieder aufgebaut.
Rouen wurde schon in keltischer Zeit besiedelt und von den Römern zur Planstadt ausgebaut. Im Mittelalter blühte die Stadt, wie die eindrucksvollen Kirchenbauten zeigen. Besonders die Kathedrale ist ein Meisterwerk der Gotik – mit ihrer berühmten Fassade, dem Vierungsturm aus Gusseisen und dem Grab mit dem Herz von Richard Löwenherz. Claude Monet verewigte die Kathedrale in über 50 Bildern, die weltweit verstreut ausgestellt sind.
Die Kirche St. Maclou ist ein Paradebeispiel für die französische Spätgotik. Die Umgebung zeigt anschaulich, wie ein ganzes Viertel restauriert wurde. In der Nähe liegt das Atrium St. Maclou, einst ein Pestfriedhof. Die „Gros Horloge“, eine reich verzierte Uhr über der Straße, steht für den Stolz der mittelalterlichen Städte.
Im frühen 15. Jahrhundert wurde Rouen Schauplatz der Geschichte von Jeanne d’Arc, die gegen die Engländer kämpfte und schließlich als 19-Jährige in der Stadt verbrannt wurde. Heute gilt sie als Nationalheldin und Heilige.
Auf dem Weg zur Küste überquerten wir die Pont de Normandie, eine eindrucksvolle Schrägseilbrücke. In Honfleur beeindruckten uns die malerischen Häuser am Hafenbecken – nicht umsonst wird der Ort als schönster Hafen der Normandie bezeichnet. Viele Impressionisten ließen sich hier inspirieren.
Während der Fahrt gab es einen Überblick zur Geschichte der Normandie: Ursprünglich von Kelten besiedelt, war sie später römisch, dann fränkisch und ab dem 9. Jahrhundert normannisch. Die Normannen, Nachfahren der Wikinger, machten die Region zu einem mächtigen Herzogtum. Wilhelm der Eroberer stammte von hier und eroberte England. Über lange Zeit waren Normandie und England eng miteinander verbunden.
Im Mittelalter wurde die Region mehrfach zwischen Frankreich und England hin- und hergerissen. Jeanne d’Arc steht symbolisch für den französischen Widerstand gegen die englische Besetzung. Auch die Religionskriege im 16. und 17. Jahrhundert hinterließen Spuren, ebenso wie die Französische Revolution und der Zweite Weltkrieg.
Mit rund 30.000 qkm ist die Normandie etwas größer als die Bretagne und liegt klimatisch günstig. Die Landschaft ist geprägt von grünem Bocage – ein kleinteiliges Hecken- und Wallnetz, das nach der Rodung großer Wälder entstand. Große Waldflächen fehlen heute, doch es gibt Millionen Einzelbäume.
Kulinarisch ist die Normandie berühmt für Butter, Käse (Camembert, Pont l’Évêque, Livarot), Cidre und Calvados – alles aus regionaler Produktion. Die Nähe zum Meer bringt frischen Fisch, Muscheln und Krustentiere auf den Teller.
In der Literatur wurde die Normandie u.?a. von Flaubert, Maupassant und Proust verewigt. Einen praktischen Einblick in die regionale Spezialität Calvados bekamen wir beim Besuch einer Destillerie.

Cidre und Calvados lernten wir gleich bei einem Besuch der Destille Huet im Herzen des Calvados kennen.

29.6.2025 Caen, die Landungsstrände der Normandie, Dior, St. Malo

Caen, die Stadt an der Orne, wird die zweite Hauptstadt der Normandie genannt und gehörte 1944 zum Frontgebiet. Entsprechend groß waren die Zerstörungen. Das „Memorial de Caen“ mit dem „Musée de la Paix“ im NW der Stadt dokumentieren das. Wie in Le Havre, St. Malo und Brest gab es einen Wiederaufbau im modernen Stil, in Caen aber um die restaurierten historischen Monumente herum.
Wilhelm der Eroberer gründete auf dem Plateau oberhalb des Flusses das Chateau (richtiger eine Festung). Zum schützenden Steilabfall kamen noch etliche Gräben dazu. Durch die Zerstörungen entstand der Platz für den weiten Park, in dem sich die Museen de Normandie und des Beaux Arts befinden. Ein romanisches Gebäude wurde wieder aufgebaut. Großartig ist der Ausblick von hier auf die Türme der Stadt.
Kunsthistorisch am bedeutendsten sind die beiden Klöster mit ihren Kirchen. Das Männerkloster mit der Kirche St.Etienne und das Frauenkloster Ste. Trinité befinden sich jeweils am westlichen und am östlichen Rand der Altstadt. Sie wurden von Wilhelm dem Eroberer (Männerkloster) und dessen Frau und Cousine Mathilde (Frauenkloster) gestiftet, um den Papst, der gegen diese Ehe war, zu besänftigen.
Die romanisch-gotische Kirche Saint Etienne hat zwei schlanke Fassadentürme von 80 und 82 m Höhe, die Vorbilder waren für etliche Kirchen der Normandie. Das gleiche gilt für die monumentale harmonische Fassade, die zum Teil ursprünglich erhalten ist. Innen finden wir eine sog. „fette Wand“, die durch Reihen übereinander gestellter Arkaden entsteht (vgl. Mt.St.Michel). Der Chor und die Turmhelme sind gotisch. Ein Blick von Osten auf diese vom Stilwillen geprägte Klosterkirche über den Chor mit seinen vielen Türmchen gehört zum Schönsten, was die Normandie zu bieten hat.

Heute war der „Bunkertag“, an dem wir die Monumente und Gedächtnisorte der Cote du Debarquement sahen. An diesen Stränden begann die Operation Overlord, die Landung der Alliierten ab dem 6.Juni 1944, die 12.000 Befreiern das Leben kostete. Noch lange traf man hier steinalte Briten, Amerikaner und Kanadier, die an die Orte ihres Einsatzes vor 80 Jahren zurückkehrten. Die Landungsabschnitte (O nach W) heißen u.a. Sword Beach, Juno Beach, Normandy Beach, Gold Beach, Omaha Beach. An letzterem (b. St. Laurent de Mer) und im 20 km östlich liegenden Arromanches (Normandy Beach) landeten die transportablen Häfen Mulberry A und B. Man sieht sie auch heute noch eindrucksvoll und bizarr im Meer liegen. Die Batterie in Longues-sur-Mer war eine Waffenanlage der Deutschen. Auf der Landzunge Pointe du Hoc kann man weitere Bunker, Bombenkrater und ein Soldatendenkmal sehen. Wir sahen noch einen deutschen Friedhof, und es wurde klar, dass der Tod schließlich alle vereint.

Granville, das malerische Seebad, beherbergt das Haus, in dem der Couturier Christian Dior aufwuchs. Es ist seit 1997 Museum, das einzige in Frankreich, das einem Couturier gewidmet ist. Das Leben und die Karriere des 1905 in Granville geborenen Künstlers werden auf drei Etagen beleuchtet. Auch für nicht Modeinteressierte dürften die ausgestellten Créations, die Elisabeth II, Evita Peron und Marlene Dietrich schätzten, Wirkung ausüben. Die rosafarbene Villa „Les Rhumbs“ (Windrose?) wurde 1938 von der Stadt gekauft. Sehenswert ist auch der englische Garten hoch über dem Meer, den die Mutter, Madeleine Dior, entworfen hat.

30.6.2025 Chausey

Sehr früh mussten wir aufstehen, um das Schiff zu den Chausey- Inseln zu erreichen. Chausey besteht aus 22 Inseln, die 25 km westlich der westnormannischen Küste liegen. Nur die Grand-Ile ist bewohnt. In den wenigen Häusern leben 30 Bewohner, jährlich besuchen die Insel aber 200.000 Touristen, die zum Leuchtturm gehen und in die drei Lokale. Die Tide ist durch Level-Unterschiede bis zu 14 m gekennzeichnet.
Am bisher heißesten Tag des Jahres, der das Inland glühen ließ, waren wir wahrscheinlich zur richtigen Zeit am richtigen Ort, denn Wind und Meer machten alles erträglich.

1.7.2025 St. Malo, Cancale und der Mont St. Michel

Alexandra, die Stadtführerin, brachte uns St.Malo näher. Die graubraune Stadt befindet sich in imposanter Lage, ist von drei Seiten vom Meer umgeben und ermöglich beeindruckende Ausblicke. Die Altstadt intra muros, innerhalb der dicken Mauern, wurde zu 80 Prozent im alliierten Bombenhagel zerstört. Wie Le Havre und Brest ist St. Malo ein wichtiges Zeugnis des Wiederaufbaus. 33 verlorene Gebäude wurden kopiert. Insgesamt wirkt die Stadt kühl, aber sehr beeindruckend. Die Burg, die die Herzogin Anne hat errichten lassen (nicht für, sondern gegen die Einwohner der Stadt!), ist heute Rathaus. Überrest des Mittelalters ist auch die Kathedrale St.Vincent. Ein Muss ist der Rundgang über die Festungsmauern. St. Malo war lange Zentrum der Freibeuterei, und die Nachkommen dieser Seefahrer gehören auch heute noch zu den reichsten Familien der Stadt.

Besonderen Spaß bereitete ein Picknick auf den Hafentreppen von Cancale. Die kleine Stadt ist Zentrum der französischen Austernzucht. 6000 Tonnen dieser Tiere werden hier jährlich produziert, und etliche davon spülten wir mit gutem Wein herunter.

Die letzten zwei Tage standen bereits unter dem Einfluss des weithin sichtbaren Berges des Heiligen Michael. Dieses „Wunder des Abendlandes“, „Leuchtturm der Christenheit“, ist nach dem Eiffelturm Frankreichs meistbesuchtes Denkmal und ein Höhepunkt jeder Normandiereise. Vom Andrang sollte man sich nicht schrecken lassen, sondern sich diesen in dem Ausmaß bereits im Mittelalter vorstellen. Der Deich von 1877, der den Zugang ermöglicht, soll aus Renaturierungsgründen durch eine Stelzenbrücke ersetzt werden.
97 ha misst die Inselanlage des Mont St.Michel, ab 80 m Höhe hat man den Level der Abteikirche erreicht, 157 m über dem Meer erreicht der markante Vierungsturm, der übrigens, wie auch die Michaelsskulptur darauf, aus dem 19.Jahrhundert stammt.
Für so eine imposante Anlage gibt es natürlich einen Gründungsmythos. 708 wurde Bischof Aubert von Avranches vom Erzengel Michael aufgefordert, auf dem Berg eine Kirche für ihn zu gründen. Der Bischof ist seinen Träumen gegenüber aber skeptisch, so dass der Erzengel handgreiflich werden muss und das Haupt Auberts „berührt“. Dieses Haupt befindet sich mittlerweile als Reliquie im nahen Avranches. Es zeigt eine runde Öffnung in der Schädeldecke. Diese Heiligengeschichte kann man übrigens auch in zwei Museen auf dem Mont St. Michel in Dioramen erleben, außerdem in einem mittelalterlichen Relief.
Hat man die Abteikirche erreicht, kann man von dort aus in den ältesten erhaltenen Teil der Anlage hinabsteigen. Er wurde noch im Schutz der vorhandenen Felsen errichtet, diente ab 1017 dann aber als Basis für die Kirche auf der Höhe des Granitfelsens und verschwand „sous terre“.
Der Bau der Abtei ging sehr langsam voran wegen technischer und statischer Schwierigkeiten. Immer wieder gab es Einstürze und obendrein Brände. Erst um 1150 konnte die Kirche inkl. Gewölbe und Vierungsturm vollendet werden. Die zwei Türme der Westfassade waren 1184 vollendet. Wie schon gesagt, stammt der heutige Vierungsturm aus dem 19. Jh.. Überhaupt gibt es, wie mancherorts in Frankreich auch, sehr viele Teile aus dem 19. Jh., dass man fast von Rekonstruktion sprechen kann.
Nach Zerstörungen durch englische Belagerungen und Brände kamen im 13.Jh. durch Anstrengungen des französischen Königs Philippe Auguste weitere Klosterbauten hinzu, zusammengefasst in dem romanischen Wunderwerk La Merveille: das Refektorium 1220, kurz danach die Salle des Chevaliers und der Kreuzgang.
Im 14.Jh. musste die Abtei im 100jährigen Krieg viele weitere Angriffe der Engländer über sich ergehen lassen. Es ist die Zeit, in der die Anlage zur Festung ausgebaut wird. Mont St.Michel wird zum Symbol des Widerstandes. Außerdem musste nach Einsturz des romanischen Chores ab 1448 auch hier ein Neubau erfolgen, der erst 1513 fertig war.
Drei weitere Joche des romanischen Schiffs fielen 1776 einem Brand zum Opfer. Die heutige Plattform draußen entstand, wie auch die klassizistische Fassade, 1780.
Danach war der Mont St. Michel für Jahrzehnte ein Gefängnis. !872, im Zuge des aufkommenden Denkmalgedankens, begannen erste Restaurierungsarbeiten.
Der Mont St. Michel ist also nicht nur eine außergewöhnliche Landmarke, sondern zeigt auch, das Zeugnisse des Mittelalters durch Kriege, Brände und Einstürze verändert wurden, niemals homogen sind, sondern ihre Veränderungsgeschichten selbst typisch. Eine seltene Ausnahme stellt Chartres dar. Vor allem das 19.Jh. hat nicht nur viele mittelalterliche Zeugnisse gerettet, sondern auch idealtypisch umgestaltet, und das nicht nur in Frankreich.


2.7.2025 Über Cap Fréhel und Guimilhau nach Quimper

Unsere Reise führte zunächst über den Damm des größten Gezeitenkraftwerks Frankreichs nach Dinard, ein elegantes Seebad mit Villen wohlhabender Engländer aus dem 19. Jahrhundert. Besonders eindrucksvoll sind die Avenue Georges V und die Promenade Clair-de-Lune. Am Strand erinnert eine Hitchcock-Statue an das britische Filmfestival, das hier jährlich im September stattfindet.
Am Cap Fréhel wanderten wir zum alten Leuchtturm, einem Werk Vaubans, und genossen die Aussicht über das rosa Granitkliff. Auf der anderen Seite des Kaps thront das mittelalterliche Fort La Latte.
Auf der Fahrt in den Südwesten der Bretagne gab es Gelegenheit, mehr über diese Region zu erfahren. Mit knapp 27.000 Quadratkilometern ist sie etwas kleiner als die Normandie, hat aber ebenso viele Einwohner. Die Bretagne besteht heute aus vier Départements, wobei das historisch zugehörige Nantes politisch abgetrennt wurde. Wirtschaftlich bedeutend sind Landwirtschaft, Fischerei und Tourismus.
Die zerklüftete Küste mit bis zu 1.200–2.500 Kilometern Länge ist geprägt von starken Gezeiten, zahllosen Inseln und spektakulären Landschaften. Die höchste natürliche Erhebung liegt bei nur knapp 400 Metern. Die Region hat ein mildes, maritimes Klima mit vielen Sonnenstunden.
Einst dicht bewaldet, ist heute nur noch ein kleiner Teil der Fläche von Wald bedeckt – ähnlich wie in der Normandie dominieren Bocage-Heckenlandschaften. Die Bevölkerung geht auf keltische Einwanderer von den britischen Inseln zurück, die ihre Sprache mitbrachten. Bretonisch ist heute wieder erlernbar. In ländlichen Gebieten wurde es bis vor wenigen Jahrzehnten noch regelmäßig gesprochen.
Die Bretonen gelten als eigenständig, religiös und traditionsbewusst – mit einer Vielzahl an Heiligen, einer starken regionalen Identität und dem Ruf, herzlich und stur zugleich zu sein. Viele Fremde restaurieren heute verlassene Häuser, die durch Landflucht aufgegeben wurden.
Die keltische Besiedlung prägte das spirituelle Erbe: Naturreligionen mit heiligen Wäldern und Quellen, keltische Sagengestalten wie Artus oder Tristan und Isolde. Auch aus römischer Zeit gibt es Spuren, etwa im Golf von Morbihan. Später flohen keltische Christen aus Großbritannien vor den Angelsachsen in die Bretagne und gründeten Orte wie St. Malo oder St. Brieuc.
Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs (besonders in Brest, St. Malo und Lorient) folgte ein wirtschaftlicher Wiederaufbau. Die Region erlebte in den 1960er-Jahren einen Modernisierungsschub – etwa mit dem Gezeitenkraftwerk bei der Rance oder der Ansiedlung von Industrie. Proteste gegen Umweltzerstörung und Atomkraft zeugen vom politischen Engagement vieler Bretonen. Zwei große Ölkatastrophen erschütterten die Region im 20. Jahrhundert.
Ein besonderer kunstgeschichtlicher Schatz sind die umfriedeten Pfarrbezirke („Enclos paroissiaux“) wie in Guimiliau. Wohlstand durch Tuchhandel ermöglichte prachtvolle Kirchen, Beinhäuser und Kalvarienberge. Die steinernen Szenen zeigen das Leben Jesu als dramatisches Bilderbuch und zeugen von tiefer, manchmal auch demonstrativer Frömmigkeit.
Am Nachmittag erreichten wir Quimper. Die Stadt liegt am Zusammenfluss von Steir und Odet – der Name kommt vom bretonischen „Kemper“. Quimper ist bekannt für seine Fachwerkhäuser, die graue Kathedrale St. Corentin mit leicht abgewinkeltem Chor, und ihre hübschen, blumengeschmückten Brücken. Rund um den Fluss finden sich Überreste der Stadtmauer, ein Bischofspalast-Museum und das Musée des Beaux Arts. Die Altstadt mit ihren Gassen, Plätzen und Fachwerkfassaden gehört zu den schönsten in der Bretagne.

3.7.2025 Pointe du Raz, Concarneau, Carnac, Vannes

Schönstes Wetter und schönste Landschaft begleiteten uns zur Pointe du Raz, die "Messerschneide". Sie liegt am Ende des Cap Sizun, dem westlichen „land’s end“. Es ist ein wildes Kap von 72 m Höhe über dem Meer. Hier führen über schroffe Klippen die Fernwanderwege E5 und GR 34 herum. Seit einiger Zeit ist hier eine „Grand Site National“ mit besonderem Schutz. Dem musste ein Brei von etlichen Boutiquen und Hotels weichen, leider 1996 auch das kleine Hotel d’Iroise der Mme Le Coz von 1950, was einigen Wirbel in der Presse verursachte. Man bedenke, dass hier einmal ein Atomkraftwerk entstehen sollte! Ein schönes Picknick veredelte den Tag.

In Concarneau muss auf den Stadtmauern gehen. Von der Ville Close der Festungsstadt (ausgeweitet durch Vauban, dem Festungsbaumeister Ludwigs XIV), hat man einen guten Blick auf die Hafenpromenade, wo sich auch das L’Amiral, das Lieblingslokal des Fernsehkommissars Dupin befindet. Am Belfried am Eingang zur Ville Close befindet sich eine Sonnenuhr mit der Inschrift "Die Zeit vergeht wie der Schatten".

Der Nachmittag gehörte den jungsteinzeitlichen Monumenten, zunächst in Kerzerho, wo unweit der heutigen Fernstraße bis zu 6 m hohe Menhire aufragen, dann den Alignements de Ménec, Steinreihen mit über 1000 Menhiren. Weitere Felder heißen Kermario und Kerleskan.
In Carnac ist alles auf die Eigenschaft als „Hauptstadt der Megalithkultur“ ausgerichtet. Dolmen und Menhire gaben der ganzen Küste Cote des Megalithes den Namen. 2935 Menhire in O-W-Ausrichtung gibt es hier. Für einen Besuch im Museum (Ménec) fehlte leider die Zeit.

Der ereignisreiche Tag endete mit einer Buspanne. Er blieb wenige Meter vom Hotel einfach liegen. Man konnte aber den Rest zu Fuß gehen, ein Glück in der Malaise! Am nächsten Tag ging es mit repariertem Fahrzeug weiter.

4.7.2025 Über Rennes und Chartres zurück nach Paris

Auf dem Rückweg nach Paris besuchten wir zunächst Paimpont, das am Rande des sagenumwobenen Waldes von Brocéliande liegt. Das ehemalige Kloster aus dem 7. Jahrhundert dient heute als Ausgangspunkt für Erkundungen im 7000 Hektar großen Wald – ein letzter Rest der mythischen Landschaft, in der einst Lancelot, Merlin und König Artus gewirkt haben sollen. Viele Quellen und Teiche wie der „Feenspiegel“ oder die Quelle von Barenton ziehen Esoteriker und Gralssucher an.

Die Artussage, in der Merlin, Excalibur, die Ritter der Tafelrunde und die Suche nach dem Heiligen Gral zentrale Rollen spielen, fand ihren literarischen Ausdruck im Mittelalter und wurde später von der Romantik neu entdeckt. Auch Orte wie das Schloss der Fee Viviane oder Merlins Grab liegen hier in der Nähe – gut ausgeschildert.

In Rennes, der Hauptstadt der Bretagne, zeigte sich die Stadt sowohl von ihrer mittelalterlichen als auch ihrer klassizistischen Seite. Um die Kathedrale herum findet man zahlreiche Fachwerkhäuser, während die „klassische Stadt“ mit breiten Boulevards und Plätzen wie der Place de la Mairie oder dem Palaisplatz Glanz und französischen Städtebau zeigt – oft entstanden nach dem großen Stadtbrand von 1720. Besonders eindrucksvoll: das Rathaus, die Oper und der barocke Justizpalast. Auch sehenswert ist die Altstadt rund um die Rue St. Georges und die Place Ste. Anne mit der Kirche, in der Anna von Bretagne zur Ehe mit dem französischen König gezwungen wurde.

Den Höhepunkt bildete der Besuch der Kathedrale von Chartres – ein nahezu vollständig erhaltenes Meisterwerk der Gotik. Ihr herausragender Erhaltungszustand mit originalen Skulpturen und 176 mittelalterlichen Fenstern macht sie zum „Urbild der Kathedrale“. Besonders berühmt ist das „Chartres-Blau“ der Glasfenster. Die berühmten Westportale mit Figuren wie Maria, Salomo oder Christus als Weltenrichter gehören zu den ältesten gotischen Skulpturen überhaupt. Die Darstellungen greifen weit über rein religiöse Themen hinaus – so zeigt eine Szene sogar, wie die Grammatik zwei Schüler mit einer Rute züchtigt. Trotz ihrer mäßigen Höhe wirkt die Kathedrale im Inneren leicht und himmelwärts strebend – fast wie ein Lichtraum für das Glas. Sie wurde errichtet, um eine wertvolle Marienreliquie aufzunehmen und gilt als Höhepunkt der französischen Kathedralbaukunst.



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