Nana Mouskouri wusste schon, weshalb sie die Provence besang. Der Text des Liedes sollte nicht viel mit der Reise zu tun haben oder doch? Schauen Sie mal nach.
Reisebericht: 12.07. – 23.07.2025
Ein Schüler, der sich sich für Latein begeistert und eine ganze Gruppe für alte römische Steine motivieren kann; eine Musikexpertin mit dem ultimativen Händchen für den Hit der Reise; ein IT-Spezialis
Ein Reisebericht von
Wolfgang Kowalewski
Mit Mühen durch Bayern, flotter als gedacht über den Brennerpass und ein R2–D2 als Kellner in Vigasio
Am Anreisetag hieß es Kilometer schrubben Da sollte keine Zeit verloren werden. Gleichwohl drohte ein wütender Parkhausaufseher in München unsere pünktliche Weiterfahrt zu gefährden. Mehrere Staus legten unserem Chauffeur die Sorgenfalten ins Gesicht. Aber nachdem wir endlich Richtung Innsbruck abgebogen waren, war die Strecke frei und die Vielfahrenden und -reisenden im Bus waren erstaunt darüber, wie schnell es über den Brenner ging. In Vigasio schnell das Zimmer beziehen und dann wieder runter ins Restaurant, das Essen wartete schon und R2-D2 wollte schließlich halbwegs pünktlich Feierabend haben.
Quer durch Norditalien bis an die Cote d`Azur
Auch heute lagen wieder viele Kilometer vor uns. Von der Autobahn aus konnten wir ein paar Highlights auf der Strecke erahnen, wie die Kirchentürme der Geigenbauerstadt Cremona, den größten und mächtigsten Strom Italiens, den Po, die Kampaniles von Piaczenza und später natürlich das bergig, grüne Ligurien. Wir sahen das Meer und dann ging es abwechselnd über Tunnel, Brücken, Tunnel und Brücken bis nach Cannes in unser Hotel. Es sollte unseren Geschmack treffen, große Zimmer, schön gedeckte Tische, leckeres Essen und ein Pool bei mehr als sommerlichen Temperaturen. Herrlich.
Posen, Staunen, Duften
In der Film- und Festspielstadt Cannes sollte uns die Logistik für zwei Kreuzfahrtschiffe unseren üblichen Parkplatz verwehren. Also schnell raus aus dem Bus und vorbei an den Jachten der Reichen zu den Handabdrücken der Stars am Festspielhaus. Die Männer konnten keine größeren Hände vorweisen als Sylvester Stallone und auch Angelina Jolie soll wohl ordentliche Pranken haben. Also schnell noch die Hände des Lieblingsstars suchen und dann Kopf hoch, Brust raus und das perfekte Lächeln auf den Roten Teppich von Cannes zaubern. Das ist ja wohl das Mindeste. Es folgte eine Runde zur Croisette mit den vielen Luxushotels, der Luxuseinkaufsstraße, auch Napoleon statteten wir einen Besuch ab und natürlich Lord Brougham, ohne den der Tourismus wohl erst viel später nach Cannes gekommen wäre. Später bestaunten wir noch die Markthallen von Cannes und bestiegen den Berg, auf dem die Kirche der Hoffnung thront und einen atemberaubenden Blick über die ganze Stadt freigibt.
Die Cote d`Azur hat nicht nur mondäne Städte zu bieten. Geschützte Natur und einsame Buchten gibt es an der Küste des Esterelgebirges zu sehen. Angekommen am Beobachtungspunkt hatten wir ausreichend Zeit, uns mit Fauna und Flora vertraut zu machen.
Apropos Gebirge, der Bus brachte uns nun ins Landesinnere nach Grasse in die Welthauptstadt des Parfum schlechthin. Und Fragonard gehört zu Grasse wie August der Starke zu Dresden. Also nichts wie hin zu Fragonard um zu erfahren, wie Parfum hergestellt wird, wie lange die Ausbildung zu einem Parfumeur dauert und vieles mehr.
Bitte nicht zu nahe an den Abgrund und künftig, bitte nicht das Mobiltelefon ausgerechnet an der Schlucht von Verdon vergessen!
Schon die Anreise ist nicht ohne. In Grasse war eine Straße gesperrt, da musste unser Chauffeur nicht nur Können zeigen sondern auch Nervenstärke. Weiter ging es über unzählige Serpentinen durch wunderschöne und fast menschenleere Landschaft zu dem Ort, der den Eingang zur Schlucht von Verdon markiert, Comps-sur-Artuby. Ein schlichtes wie nützliches Örtchen am Rande des Städtchens lud zur Gesundheitspause ein, bevor wir den Balcon de la Mescla erreichten, dem ersten Aussichtspunkt in der Schlucht von Verdon. Am tiefsten Punkt in der Schlucht geht es übrigens 800 Meter runter, es ist also Vorsicht angesagt. Das gilt auch an der Pont de l` Artuby, einer Brücke, die über einen Nebenfluss des Verdon gebaut wurde und wo hin und wieder auch Bungee Jumping in die Tiefe angeboten wird. Genau hier befindet sich auch ein Kiosk, den eine Teilnehmerin zweimal aufsuchen durfte. Das Mobiltelefon war vergessen worden, eine schier aussichtslose Situation, der Bus kann hier nirgends wenden, aber ein schwedisches Ehepaar zeigte Erbarmen und brachte Inhaberin und Mobiltelefon wieder zusammen. Als ob der Canyon nicht schon aufregend genug gewesen wäre. Wir durften noch ein paar Mal halten und die Kameras klicken lassen, bevor wir Moustiers Sainte Marie erreichten. Der Wallfahrtsort mit seiner Eglise Notre Dame de Beauvoir, so in etwa die Kirche mit der schönen Aussicht, lud tatsächlich ein paar Gäste dazu eine, hunderte Stufen zu erklimmen. Sportlich, sportlich. Wem das nach der Aufregung in der Schlucht von Verdon zu viel war, durfte sich in den Gassen eines der schönsten Dörfer Frankreichs vergnügen. Just an diesem Tag war auch Markt, der mit Angeboten aus der Gegend lockte.
Nizza und Monaco, zwei besondere Diven
Unser örtlicher Reiseleiter Jörg hatte vieles mit uns vor. Eigentlich wollte er uns alles zeigen in Nizza. Aber eine vor wenigen Tagen verabschiedete Regelung der Stadt Nizza, keine Busse mehr ins Zentrum und auf die Promenade des Anglais zu lassen, traf uns überraschend. Da hieß es, aus der Not eine Tugend zu machen. Denn da gibt es ja noch das Viertel Cimiez, das auf eine Bebauung aus der Römerzeit zurückgeht mit dem Matisse-Museum und einem wunderschönen Bestand an Olivenbäumen. Wir durften auch die russisch-orthodoxe Kirche sehen und den Aussichtspunkt über die Stadt Nizza samt Hafen und Promenade des Anglais. Wir nahmen die Zufahrt nach Monaco (corniche inferieure), die am Meer verläuft und direkt das Cap Ferrat passiert. Jörg wusste zu berichten, wer da in welcher Villa oder gar in welchem Schloss wohnte. Man muss eben das entsprechend gut gefüllte Bankkonto vorweisen können.
In Monaco ist das mit dem Bankkonto zumindest für Touristen kein Problem. Toiletten sind kostenlos, auch der Zutritt zur Eingangshalle der Spielbank, der Kathedrale mit der letzten Ruhestätte von Fürstin Gracia Patrizia, der Wachablösung vor dem Palast. Da bleibt also etwas Geld übrig, um es einmal am Spielautomaten in der weltberühmten Spielbank zu versuchen?
Was ist heute wichtiger? Die Sandalen oder der Bienenstich in St. Tropez
Heute ging es von Cannes zunächst nach Sainte Maxime. Es ist zu schade, um die Stadt lediglich als Abfahrtsort für das Boot nach St. Tropez zu bezeichnen, bietet sie mit einer wunderschönen Fußgängerzone und dem Ensemble aus der Pfarrkirche (benannt nach der Heiligen Maxima) und dem quadratischen Wehrturm durchaus Sehenswertes.
Nun aber aufs Boot, vorbei an den Jachten der Schönen und Reichen. Es gibt nur wenige Orte auf der Welt, an dem man eine solche Ansammlung von Luxusjachten sieht. Das setzt sich fort im Hafen von St. Tropez. Wir vereinbaren zunächst einen Treffpunkt für unsere Rückfahrt am Musée de l’Annonciade, das beweist, dass hier zuerst die Künstlerinnen und Künstler da waren und nicht der Jet-Set.
Der Treffpunkt war vereinbart und viele konnten es kaum erwarten, endlich in die Gasse einzubiegen, wo die handgefertigten Sandalen und die originale Tarte Tropezienne hergestellt werden. Die Modebewussten und die Hungrigen hatten alle was davon und so setzten wir unseren gemütlichen Bummel durch St. Tropez fort.
Am späten Nachmittag fuhren wir zu unserem Hotel in Beaucaire, der Pool war noch größer als der in Cannes!
Arles – die Stadt, in der unser mitreisender Schüler mit seiner Begeisterung für Latein zur Höchstform auflief!
Für einen gelungenen Tag in Arles brauchte es die entsprechenden Eintrittskarten, gutes Wetter und einen Schüler, der es vermochte, den alten römischen Steinen Leben einzuhauchen. Er erzählte uns ganz genau, wie man sich damals in den Thermen verhielt, welche Theaterstücke gespielt wurden, was genau im Amphitheater passierte und wie viel ein Gladiator verdiente. Das macht übrigens Spaß in Arles, denn hier steht man direkt vor und in den Thermen, dem Antiken Theater und dem Amphitheater, das wir bitte bloß nicht Kolosseum nennen dürfen, denn so heißt nur das weltberühmte Äquivalent in Rom. Unserem Schüler ist irgendwann ein Ferienjob bei Eberhardt-Travel sicher.
Da war doch noch der berühmte Maler, der sich hier das Ohr abschnitt: Vincent van Gogh. Auch seine Wirkungsstätten und den vermutlichen Ort des dramatischen Vorfalls durften wir bestaunen.
Cassis und Marseille
Vom Hotel bis nach Cassis braucht man ungefähr eine Stunde mit dem Bus und heute sollte ein besonderer Tag sein. Pünktliche Ankunft, rein in den Petit Train zum Hafen, raus dem Petit Train und rein ins Boot mit dem Ziel, drei Calanques zu erkunden. Die Calanques, das sind kleine Fjorde, die sich malerisch an der Cote d` Azur zwischen Cassis und Marseille öffnen, an deren Hängen jung und alt sich darin üben, gekonnt von den Klippen zu springen, um dann anschließend am Strand das verdiente Päuschen einzulegen. Man muss es einfach gesehen haben. Nach der Bootsfahrt blieb noch ausreichend Zeit, das malerische Städtchen zu besichtigen.
Nun aber in die Weltstadt Marseille. Unser Chauffeur wählte gekonnte die Fahrt entlang der Corniche, um dann pünktlich unsere örtliche Reiseleiterin Katrin am Hafen anzutreffen. Mit ihr ging es zu Fuß am Alten Hafen vorbei, um die Festung St. Jean herum zum neuen Museum Cosquer, in der sich der originalgetreue Nachbau einer unterirdischen Höhle verbindet. Katrin brachte uns dann zur Kathedrale La Major und dann zum Panier. Panier? Was Kreuzberg für Berlin oder die Neustadt für Dresden ist, das ist das Panier für Marseille. Jung, hip, unzählige Kneipen, lässige Bars, den Kaffee trinkt man auf der Mauer oder den Treppen vor der Charite, dem ältesten ehemaligen Krankenhaus von Marseille. Lässig, locker, zwanglos, ohne Konventionen - das war eine Stadtführung der ganz besonderen Art.
Ohne die "Big Three " der Camargue gesehen zu haben, fahren wir nicht nach Hause.
Gut, die Aufklärung gleich am Anfang. Die drei Tiere, die man in der Camargue gesehen haben muss: Pferd, Stier, Flamingo. Das ist Auftrag und Verpflichtung für Chauffeur und Reiseleitung gleichermaßen. Ob das wohl gut ausging?
Zunächst fuhren wir nach Aigues Mortes, einer mittelalterlichen Stadt gelegen am Kanal von der Rhone nach Sete. Der Kanal wurde erst später wichtig. Aigues Mortes war im Mittelalter eine Hafenstadt, die durch das Schwemmgut der Rhone im Laufe der Zeit vom Mittelmeer getrennt wurde. Das ermöglichte letztlich, dem Meer Salz abzugewinnen, wodurch durch die Stadt reich wurde und sich eine bis heute einzigartige und intakte Stadtmauer leisten konnte. Von der Stadtmauer aus hat man einen beeindruckenden Blick über die rosafarbenen Salzfelder.
Das Pferd der Camargue setzte sich als erstes in Szene auf der Weiterfahrt nach Saintes-Maries-de-la-Mer. Und es wurden auch immer mehr. Es dauerte nicht mehr lange, bis wir Stiere entdeckten. Die Flamingos ließen aber auf sich warten. Sie ließen sich erst erblicken, als wir von Saintes-Maries-de-la-Mer wieder zurückfuhren.
Senaque, Gordes, Roussillion – klein aber fein. Die Provence von der besten Seite
Die Abteil von Senanque ziert unzählige Reiseführer. Und da liegt sie auch herrlich. Abgeschieden im Tal, davor ein riesiges Lavendelfeld, schlicht und so zeitlos zugleich. Einige von uns ließen es sich nicht nehmen, die Abteil mit ihren Innenräumen zu besichtigen, für die anderen war die frische Luft nach den heißen Tagen mehr als willkommen.
Es dauert gerade mal 15 Minuten bis nach Gordes, ein Städtchen, das zu einem der schönsten von Frankreich gekürt wurde. Da liegt es ganz oben auf dem Berg und es zu erkunden erfordert ein wenig Kondition. Es geht hier entweder rauf oder runter.
Roussillion, das rote Dorf, steht in der Schönheit Gordes nicht nach. Es hat dazu einen Ockerpfad zu bieten, den es so woanders nicht gibt. Was für ein herrliches Spiel aus gelben und roten Formationen, inspirierend für Geist und Sinne.
Unseco–Weltkulturerbe: Avignon und der Pont–du–Gard im Doppelpack
Unter den Klängen von Mireille Mathieus "An einem Sonntag in Avignon" fuhr der Bus direkt vor die imposante Stadtmauer. Dahinter versteckt sich nicht nur der Eingang zur berühmtesten Brücke der Stadt, es ist auch nicht mehr weit zum Papstpalast. Ein großer Fan des einzigen gotischen Wohngebäudes der Stadt ließ es sich nicht nehmen, die Innenräume zu besichtigen. Der Rest der Gruppe schlenderte über den Place de l Horloge, am Theater und am Rathaus vorbei zu einer der schönsten Markthallen von Frankreich.
Letzter Programmpunkt der Reise: der Pont-du-Gard. Wie man zu Römerzeiten einen reinen Zweckbau so bauen konnte, dass man ihn heute noch schön findet und vielleicht auch benutzen könnte, das ist mehr als erstaunlich. Die Brücke war Teil einer Wasserleitung von Uzes nach Nimes. Um in das Innerste des Pont-du-Gard zu gelangen, bedarf es leider einer gesonderten Anmeldung. So war die Enttäuschung für unseren Pont-du-Gard-Fan groß, als sich die Tür zur eigentlichen Wasserleitung verschloss. Er wird sicherlich wiederkommen. Den Pont-du-Gard darf man gerne öfters im Leben sehen.
Von Macon nach Dresden
Die ersten Gäste verließen uns auf der langen Fahrt bereits in Karlsruhe. Keine Staus und eine disziplinierte Truppe machten es möglich, dass wir nahezu pünktlich wieder in Dresden ankamen.