Reisebericht: Wandern durch die Provence in Frankreich

01.05. – 11.05.2014, 9 Tage Rundreise mit fünf Wanderungen – Aix–en–Provence – Verdon – Gordes – Avignon – Les Baux de Provence (47/40 Wanderkilometer)


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Verdon- und Ardecheschlucht, St. Victoire und Mont Ventoux - diese Wanderreise kombiniert Traumziele mit leichten Wanderungen bei Gordes, in den Alpilles und im Rustrel Colorado mit einem Stadtbummel in Nimes, Avingnon und Oranges.
Ein Reisebericht von
Dr. Jürgen Schmeißer

01.05.2014 Fahrt nach Frankreich

Am Morgen des ersten Mai starteten zahlreiche Eberhardt Busse von Dresden in schönste Reiseregionen Europas. Unser Bus nutzte ab Thüringen die Thüringer Wald -Autobahn, um an Würzburg  vorbei nach Baden-Würtemburg zu gelangen. Nun ging es auf traditioneller Strecke mit Fahrerwechsel in Karlsruhe bei Muhlhouse durch den Elsass. Beri tiefhängenden Wolken und Regen war leider wenig von den so herrlichen Vogesen zu sehen. Fort Belfort erinnerte an einstiege Kriege und französische Geschichte. Nach vierzehn Stunden Fahrt erreichten wir Chalon sur Saone im Burgund und durch eine kaum erkennbare Zufahrt unser ibis Hotel Europa. Zum 3-Gang -Menü genossen die meisten einen Burgunder, Blanc de Noir, also Weißwein aus roter Traube.

02.05.2014 Ardeche

Von Chalon sur Saone ging es die Route Soleil Richtung Süden; in Lyon wählten wir den Weg durch die Stadt. Nach reichlich vier Stunden erreichten wir St. Martin. In Sauze an der der Ardeche starteten wir unsere kleine Kennenlerntour. Direkt am Ufer der Ardeche ging es in die Schlucht. Nach einem Kilometer wurde es zunehmend enger im Tal, aber auch anstrengender. Über uns stiegen die Felsen hundert Meter auf. Teils im niedrigen Gebüsch, teils frei stiegen wir über zunehmend rutschigen Fels  auf schmalen Felsbändern, unter uns der Fluss. Nach einer Stunde hatten wir eine Flussbiegung erreicht, wo der Fluss in Jahrtausenden Auswaschungen vorgenommen hatte und Wasserlachen in Felslöchern hinterlassen hatte. Hier wendeten wir kurz bevor ein Regenschauer niederging. Dieser produzierte auf den Felsen unseres Rückweges einen schmierseifenartigen Belag. Mit gegenseitiger Hilfe erreichten wir trockene Flussniederungen und  den Bus. Mit diesem ging es  über die Panoramastraße entlang der Ardeche mit mehreren Fotostopps. Keine Chance am Pont d' Arc zu halten. In großer Runde fuhren wir über Vallon Pont d' Arc, Barjac, Bagnols nachAvignon, wo wir am Südring unser Hotel ibis erreichten.

03.05.2014 Pont du Gard,  Nimes

Vorbei an Weinflächen und einer Ölmühle ging es durch dörfliches Gebiet um St. Bonnet. Von einem kleinen Kalksteinhang konnten wir uns einen ersten Eindruck von typisch provencialischer Landschaft machen. Bald führte der leichte, etwas schottrige Weg durch Steineichen hinab zum Fluss Gard. Bereits im Wald hatten wir einen Rest des Wasserleitungsviaduktes gesehen. Bals schon standen wir in der Nähe der zweitausend Jahre alten Pont du Gard.Ist schon die Größe faszinierend, so wohl noch mehr die Tatsache, dass hier vor zweitausend Jahren über ein 50 Kilometer langes System Wasser geleitet wurde. Ein modernes und sehr informatives Museum am linken Flussufer berichtet anschaulich von der Zeit der Römer vor zweitausend Jahren. Den Nachmittag verbrachten wir in Nimes und konnten am Amphitheater - der Arena - ein wenig die Größe des Römischen Reiches nachvollziehen. Ein kleiner Stadtbummel führte uns durch die Innenstadt am römischen Tempel vorbei zum Park der Fontaines. Am Abend trafen wir dann in Avignon ein, wo wir für fünf Nächte im ibis-Hotel Süd Quartier bezogen.

04.05.2010 Mont Ventoux

Der Berg der Provenc, der „Windberg" - Mont Ventoux - erwartete uns. Am Vortrag, ließ uns unsere örtliche Reiseleiterin Andrea wissen, sauste der Mistral mit einhundert Stundenkilometer und 4 Grad Minus über den Berg hinweg. Andrea hatte einen machbaren Wanderweg ausgekundschaftet. So trafen wir uns in über 1400 m Höhe am Chalet Reynard bei Sonnenschein. In steiler Rinne ging es auf den langgezogenen Ostrücken des Berges und bei prächtiger Sicht bis in die Seealpen an der italienischen Grenze hinauf auf einen Sattel in 1840 Meter Höhe. Um nicht folgend Straße gehen zu müssen und ohnehin nicht mehr zu sehen als von dem erreichten Platz hoch oben in der Provence, drehten wir hier um. So hatten wir die Chance, nach Interessenlage und Fitness uns zu teilen: auf bekanntem Weg zum Chalet zur besten sonntäglichen Kaffeezeit zurück oder über den Hang der Nordostseite auf schmalen, aussichtsreichen Wegen eine zehn Kilometer Zusatzrunde. Gegen siebzehn Uhr waren wir wieder vereint und alle hatten ein Bergerlebnis mit prächtigen Aussichten zum Luberon im Süden, zum Rhonetal im Westen und zu den Seealpen im Osten.

05.05.2010 Kloster Senanque, Gordes, Avignon

Erst seit dem 20. Jahrhundert ist das Zisterzienserkloster Senanque an das Straßennetz angeschlossen; für Busse heißt dies einem Einbahnstraßennetz zu folgen. So starteten wir die Tour am Kloster Senanque und schickten unseren Bus schon auf der Umfahrungsstrecke nach Gordes. Vor Beginn der Wanderung war so Zeit für die Suche nach den besten Fotomotiven am Kloster, wenn auch der Lavendel ringsum noch nicht seine blaue Blütenfarbe entfaltet hatte. Leicht aufwärts folgten wir einem Weg und konnten vom Hügel noch besser die Lage des Klosters im Tale erkennen. Bald schon ging es durch Trockenmauern hindurch, hinter denen sich einige Borries - kegelartige Häuschen aus geschichteten Steinen - verbargen, nach Gordes. Eines der schönsten Dörfer Frankreichs liegt unterhalb einer alten Burganlage auf einem Felsensporn. Heut wird das gut rekonstruierte Dorf durch Künstler, vor allem aber durch Touristen und die Diner am Touristen bestimmt. Am Nachmittag besuchten wir - durch einen Zwischenstopp am Hotel wieder frisch gemacht - die provencialische Hauptstadt Avignon. Jeder hatte ausreichend Freiraum zum Bummeln in den Gassen, einem Besuch im Papstpalst , dem Kleinen Palais mit Gemäldegalerie oder einem Gang zur „Brücke von Avignon".

06.05.2014 Baux, die Alpilles und St. Remy

Am Vormittag erwartete uns eine der größten Burganlagen Frankreichs, Le Baux, die sich seit 1641 im Besitz der Grimaldis, des monegassischen Fürstenhauses, befindet. Von unten betrachtet, glaubt man kaum, in welcher Größe diese Burganlage den Felsen einnimmt. Mit Audioguide bewaffnet reichte kaum die Zeit, um all die historischen Texte zu hören, zu schauen und zu fotografieren. Auch das sich an den Felsen anpassende Dorf ist hübsch anzuschauen und ein Blick in die Ebene und in den Höhenzug der Alpilles ist wichtig für den Landschaftseindruck. Gegen Mittag erreichten wir am Stadtrand von St. Remy das kleine Kloster St. Paul, wo 1889/90 Vincent van Gogh sich aufhielt und den damaligen Auffassungen entsprechend psychiatrisch behandelt wurde. Bereits auf dem Zugang zum kleinen Museum wurde mit Bildern van Gogh in der Landschaft auf hier entstandene Gemälde aufmerksam gemacht: der Olivenhain direkt im Olivenhain, die Iris über einer Pflanzung von (leider bereits verblühten) Iris; natürlich auch der Sternenhimmel bei St. Remy, das bekannte Selbstbildnis Selbstbildnis und andere. Im Klostergebäude mit schönem Kreuzgang ist das einstige Zimmer van Goghs aufgebaut - ein perfekter Eindruck über das Schaffen des großen Impressionisten. Anschließend besichtigten wir „Les Antiques" - Mausoleum, Triumphtor und dann die Ausgrabungen der alten Römerstadt - entstanden vor mehr als zweitausend Jahren, als die „Provincia" zum Römischen Reich gehörte.
Von Glanum starteten wir zu unserer kleinen Wandertour in die Alpilles. Durch ein Tälchen ging es zweihundert Höhenmeter hinauf, um dann nochmals zu einem Aussichtspunkt aufzusteigen. Die überaus lohnenswerte Rundumsicht über die Provence war der Wanderhöhepunkt des Tages. Am Col erwartete uns Alf mit dem Bus und brachte uns zum individuellen Nachmittagsbummeln nach St. Remy de Provence, einer hübschen Kleinstadt, in der auch Nostredamus im 15. Jahrhundert lebte.
Zum letzten Abend in Avignon ging es dann zurück.

07.05.2014 Colorado provencial, Moustier St. Marie, Lac de Croix

Nach reichlich einstündiger Fahrt über Apt erreichten wir das Dörfchen Rustrel mit seinem Parkplatz für die Besucher des Colorado provencial, einer Nachfolgelandschaft einstigen Ockerabbaus. Wir wählten den mittelgroßen Rundweg Nr. 2 und wanderten entlang des Weges der Feen in die Sahara. Der einstige Abbau des farbnuancenreichen Ockers und die natürliche Erosion haben eine farbenfrohe, erdige Landschaft mit interessanten Erdgebilden im grünen Wald hinterlassen.
Wir lagen bei unserer Fahrt in den Osten der Provence gut in der Zeit und konnten einen zusätzlichen Stopp in Moustier St. Marie einlegen. Bereits aus der Ebene fasziniert dieses kleine Dörfchen am Felsenrand mit seiner Kapelle hoch oben in den Felsen. Zeit für einen Aufstieg, einen Kaffee im Ort oder die Suche nach einem Souvenir. Schönstem Spätnachmittagslicht machten wir dann noch einen Fotostopp an der Einmündung des Verdon in den Stausee Lac Croix. Zeitiges Kommen sicherte heute noch allen, die es wollten einen Bummel an den See bevor es zum Abendessen ging. Auf dem Weg ins Bett begleitete ein später Lichtschein hoch oben in den Felsen des Naturparkes Verdon.

08.05.2014 Verdonschlucht

Eines der bedeutendsten Naturszenarien Europas erwartete uns heute: die Verdonschlucht. Mäandrierend fließt der Verdon durch ein Kalksteinplateau, mehr als dreihundert Meter sind es oftmals allein vom Schluchtgrund hinauf auf die Höhe der dem Flusslauf folgenden Straße; darüber weitere hunderte Meter Fels, aus deren Löchern und Höhlen Raubvögel aufsteigen. Der westliche Abschnitt der Gorges du Verdon, unweit des Stausees St. Croix war Ziel einer mittelschweren Wanderung auf dem "Anglerweg". Auch dieser Weg führte bis an das Wasser hinab und überwand mit einer kleinen via-ferrata-Stelle gut gesichert  eine Felsnase. Auf einem der markantesten Wanderwege wanderte der andere Teil der Gruppe mit der örtlichen Wanderleiterin Andrea Bacher: 14 Kilometer durch die Engstellen der Schlucht. Am Nachmittag trafen sich beide Gruppe und jeder hatte sich wohl richtig enschieden : ein herausragendes Naturerlebnis.
Durch, noch nicht blühende, Lavendelfelder einer Hochebene fuhren wir Richtung Manosque - zur Rechten schneebedeckte Gipfel der Seealpen. Zur besten Abendessenszeit erreichten wir Aix en Provence, unser Ausflugsziel des kommenden Tages.

09.10.2014 St. Victoire und Aix en Provence

Fast vom Hotel aus konnten wir den Hausberg von AIx sehen. Neunhundert Meter erhebt er sich über der Ebene mit einem markanten Kreuz. Die Südseite des Berges sieht sehr alpin aus. Während sich sechs Gäste individuelle Tagesziele stellten, nahmen zwölf Gäste gemeinsam die Besteigung über den langen Westgrat in Angriff. Vom Stausee Bimont stiegen wir sechshundert Höhenmeter in knapp drei Stunden auf und erreichten fast Punkt 12 Uhr die kleine Kapelle. Nun waren es nur noch wenige Meter des Aufstiegs bis zum Gipfelkreuz. Leider war es in der Weite etwas trüb, aber die meisten Landschaftszüge der Provence konnten wir gut erkennen und unsere Reise nachvollziehen. Mit Sonne im Genick stiegen wir ab und hatten nach geschwinder Fahrt zum Hotel noch Zeit fürs Duschen, bevor wir zum Stadtbummel in Aix aufbrachen. Marie Daniele führte uns in zwei Stunden durch das Zentrum von Aix, vorbei an Adelspalästen aus dem 17. Jahrhundert, dem Ursprungsgebäude der Universität und durch die Gassen der Altstadt; natürlich auch vorbei an den Brunnen der Stadt, den es war das Wasser, was der Stadt den Namen einst gab. So war es zwar ein langer und anstrengender aber auch ein kurzweiliger und mannigfaltiger Reisetag.

10.05.2014 Mornas und Orange

Wir entschieden uns die Tagesabfolge zu drehen. So stiegen wir am Vormittag zunächst zur alten Burganlage von Mornas auf und genossen von der Hügelkette neben der Burg einen Abschiedsblick auf die Rhone und über die Provence, zum Mont Ventoux, den Dentelles des Montmirailles, im Hintergrund das Luberon und ganz im Osten die schneebedeckten Berge der Alpen. Optischer Abschied von all unseren Reisezielen der vergangenen Tage. Gegen Mittag trafen wir in Orange ein; zunächst ein Fotostopp am zweitausend Jahre alten Triumphbogen und dann Halt direkt neben dem Amphietheater. Das wollten sich die meisten Gäste nicht entgehen lassen, zumal es wohl die besterhaltenste und größte Bühnenwand eines römischen Theaters in Europa sei - natürlich UNESCO-Welterbe. Anschließend blieb noch Zeit für ein Bummeln in den Gassen der Stadt und einem Besuch in der hiesigen Kathedrale Notre Dame, der man von außen durchaus die neunhundertjährige Geschichte ansieht, aber von innen etwas undefinierbar ist.
Vier Stunden Busfahrt brachten uns dann nach Chalon sur Saone zum bekannten ibis-Hotel, unserer letzten Übernachtung in Frankreich.

11.05.2014 Heimfahrt von Chalon sur Saone

Tausend Buskilometer sind es von Chalon zur Saone bis Dresden; das sind fast vierzehn Stunden, die es mit Pausen einzuplanen gilt. Um acht Uhr setzten wir uns in Bewegung. An Besancon, Belfort, Mulhouse vorbei verließen wir Frankreich. Auf der A5 nordwärts grüßten links die Vogesen und rechts der Schwarzwald. Am reichsten Dorf Deutschlands (Walldorf)erreichten wir unsere West-Ost-Richtung und verabschiedeten unseren Fahrer Alf im Frankenland. In den Abendstunden erreichten wir alle Ausstiegsorte planmäßig und kurz vor 22 Uhr Dresden
Ja, das waren 3850 Buskilometer, aber insbesondere waren es zwischen 37 und 64 Wanderkilometer auf Tageswanderungen zwischen drei und siebzehn Kilometern, , wobei jeder bei den längeren Etappen die Möglichkeit hatte, auch ein kürzeres Tagespensum in Angriff zu nehmen und darüber hinaus mit Nimes, Avignon, Aix, St. Remy, Orange historisch wertvolle Städte kennenzulernen.
Au revoir en France.

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