Reisebericht: Wandern durch die Provence in Frankreich

01.10. – 11.10.2014, 9 Tage Rundreise mit fünf Wanderungen – Aix–en–Provence – Verdon – Gordes – Avignon – Les Baux de Provence (47/40 Wanderkilometer)


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Leichte Wanderungen in der Verdonschlucht, auf den Hängen des Mt. Vetoux und des St. Victoire sowie im Vaucluse, im Colorado Rustrel, an der Ardeche und in den Alpilles verknüpft mit Stadtspaziergängen in Nimes, Avignon, Aix, Orange und in St. Remy
Ein Reisebericht von
Dr. Jürgen Schmeißer

01.10.2014 Auf nach Frankreich

Am Morgen des ersten Oktobers startete nur unser Bus zu einer Eberhardt-Reise. Entlang der A4 waren wir in Erfurt als Wanderreisegruppe komplett: sieben Gäste wolltennim Herbst in die Provence, nachdem es im Mai gar achtzehn Gäste waren. ÜÜber Eisenach, Frankfurt gelangten wir nach Baden-Würtemberg . Nun ging es auf traditioneller Strecke bei Mulhouse durch den Elsass mit freundlicher Herbstsonne. Fort Belfort erinnerte an einstiege Kriege und französische Geschichte. Nach vierzehn Stunden Fahrt erreichten wir Chalon sur Saone im Burgund und durch eine kaum erkennbare Zufahrt unser ibis Hotel Europa. Zum 3-Gang -Menü genossen die meisten einen weißen Burgunder.

02.10.2014 Ardeche

Von Chalon sur Saone ging es die Route Soleil Richtung Süden; in Lyon wählten wir den Weg durch die Stadt. Nach reichlich vier Stunden erreichten wir St. Martin. In Sauze an der der Ardeche starteten wir unsere kleine Kennenlerntour. Direkt am Ufer der Ardeche ging es in die Schlucht. Nach einem Kilometer wurde es zunehmend enger im Tal, aber auch anstrengender. Über uns stiegen die Felsen hundert Meter auf. Teils im niedrigen Gebüsch, teils frei stiegen wir hinunter zum Fluss und erfreuten uns auf einer Kiesaufschüttung der Schlucht und das Wasserlaufs und erinnerten uns an vergangene Wandererlebnisse zwischen Irland und der Slowakei und so einstiger Fitness und Jugendlichkeit. Mit dem Bus ging es dann über die Panoramastraße entlang der Ardeche mit mehreren Fotostopps. Einzigartige Situation am Pont d' Arc - am knappen Aussichtspunkt vis a vis ergab sich die Chance zum Halt und für Fotos. In großer Runde fuhren wir über Vallon Pont d' Arc, Ales, Nimes nach Arles auf den letzten Kilometern mit etwas Camargue-Stimmung. Hier fanden wir recht bald unser Hotel Arles Plazza für die kommenden Nächte. (Wanderung 3 km, leicht)

03.10.2014 Pont du Gard, Nimes

Vorbei an Weinflächen und mit einem Besuch in einer Ölmühle ging es durch dörfliches Gebiet um St. Bonnet. Von einem kleinen Kalksteinhang konnten wir uns einen ersten Eindruck von typisch provencialischer Landschaft machen. Bald führte der leichte, etwas schottrige Weg, eher wie ein ausgewaschenes Bachbett, durch Steineichen hinab zum Fluss Gard. Bereits im Wald hatten wir einen Rest des Wasserleitungsviaduktes gesehen. Nach ein und einer halben Stunde standen wir in der Nähe der zweitausend Jahre alten Pont du Gard. Ist schon die Größe faszinierend, so wohl noch mehr die Tatsache, dass hier vor zweitausend Jahren über ein 50 Kilometer langes System Wasser geleitet wurde. Ein modernes und sehr informatives Museum am linken Flussufer berichtet anschaulich von der Zeit der Römer vor zweitausend Jahren. Den Nachmittag verbrachten wir in Nimes und konnten am Amphitheater - der Arena - ein wenig die Größe des Römischen Reiches nachvollziehen. Ein kleiner Stadtbummel führte uns durch die Innenstadt über den Boulevard Victor Hugo zur Kirche St. Jean aus dem 11. Jahrhundert, dann etwas abwegig zum französischen Tor. Als wir wieder Orientierung gefunden hatten, erreichten wir den römischen Tempel und weiter ging es am Kanal unter Platzanten entlang zum Park der Fontaines. Nach römischen Wasserleitungen fanden wir ein Beispile barocker Parkgestaltung unter Ludwig XV. Am Abend trafen wir dann wieder in Arles ein. (Wanderung 5 km, leicht)

04.10.2014 Mont Ventoux

Der Berg der Provenc, der „Windberg" - Mont Ventoux - erwartete uns. Von Arles fuhren wir über Avignon, Carpentras durch das Weinbaugebiet am Ventoux bis zum Chalet Reynard in 1450 Meter Höhe. In einer steilen Rinne ging es auf den langgezogenen Ostrücken des Berges. Die Sicht war mitelprächtig: von Südwesten zogen Wolken auf und hinter dem Kamm in den Tälern der Nordseite wabbelte der Nebel. Aber immer mal wieder war ein Blick frei, wenn auch nicht bis in die Seealpen an der italienischen Grenze. In knapp zwei Stunden stiegen wir hinauf auf den Col de Trompete in 1840 Meter Höhe. Um nicht Straße gehen zu müssen und ohnehin nicht mehr zu sehen als von dem erreichten Platz hoch oben in der Provence, drehten wir hier um. So hatten wir die Chance kurz nach 14 Uhr auf bekanntem Weg zum Chalet zu gelangen und zur besten Kaffeezeit noch in Arles anzukommen. Durch einem geplanten Hotelwechsel von Avignon nach Arles wurde so noch ein individuelles Kennenlernen dieser Stadt, mit Amphitheater, Arena, römischen Bädern und alten Kirchen an der Rhone möglich. (Wanderung 10 km, 400 Höhenmeter, moderat)

05.10.2014 Kloster Senanque, Gordes, Avignon

Erst seit dem 20. Jahrhundert ist das Zisterzienserkloster Senanque an das Straßennetz angeschlossen; für Busse heißt dies einem Einbahnstraßennetz zu folgen. So starteten wir die Tour am Kloster Senanque und schickten unseren Bus schon auf der Umfahrungsstrecke nach Gordes. Wir erreichten kurz vor zehn Uhr das Klostergelände, es war Sonntag - die Glocke rief zur Hl.Messe und zweihundert Gläubige in der Kirche bereits versammelt. Wir betraten die romanische Kirche gerade rechtzeitig um die kleine Prozession der Zisterziensermönche zu sehen und den Beginn der Messer zu verfolgen. Vor Beginn der Wanderung war dann noch Zeit für die Suche nach den besten Fotomotiven am Kloster, wenn auch der Lavendel ringsum schon abgeerntet war. Leicht aufwärts folgten wir einem Weg und konnten vom Hügel noch besser die Lage des Klosters im Tale erkennen. Bald schon ging es durch alte und wiedererrichtete Trockenmauern hindurch, hinter denen sich einige Borries - kegelartige Häuschen aus geschichteten Steinen - verbargen, nach Gordes. Eines der schönsten Dörfer Frankreichs liegt unterhalb einer alten Burganlage auf einem Felsensporn. Heut wird das gut rekonstruierte Dorf durch Künstler, vor allem aber durch Touristen bestimmt. Am Nachmittag besuchten wir die provencialische Hauptstadt Avignon. Jeder hatte ausreichend Freiraum zum Bummeln in den Gassen, einem Besuch im Papstpalast , dem Kleinen Palais mit Gemäldegalerie oder einem Gang zur „Brücke von Avignon", der Brücke St. Benezet.(Wanderung 4 km, leicht)

06.10.2014 Baux, die Alpilles und St. Remy

Am Vormittag erwartete uns eine der größten Burganlagen Frankreichs, Le Baux, die sich seit 1641 im Besitz der Grimaldis, des monegassischen Fürstenhauses, befindet. Von unten betrachtet, glaubt man kaum, in welcher Größe diese Burganlage den Felsen einnimmt. Mit Audioguide bewaffnet reichte kaum die Zeit, um all die historischen Texte zu hören, zu schauen und zu fotografieren. Auch das sich an den Felsen anpassende Dorf ist hübsch anzuschauen und ein Blick in die Ebene und in den Höhenzug der Alpilles ist wichtig für den Landschaftseindruck. Gegen Mittag erreichten wir am Stadtrand von St. Remy das kleine Kloster St. Paul, wo 1889/90 Vincent van Gogh sich aufhielt und den damaligen Auffassungen entsprechend psychiatrisch behandelt wurde. Bereits auf dem Zugang zum kleinen Museum wurde mit Bildern van Gogh in der Landschaft auf hier entstandene Gemälde aufmerksam gemacht: der Olivenhain direkt im Olivenhain, die Iris über Irispflanzen; natürlich auch der Sternenhimmel bei St. Remy, das bekannte Selbstbildnis und andere. Im Klostergebäude mit schönem Kreuzgang ist das einstige Zimmer van Goghs aufgebaut - ein perfekter Eindruck über das Schaffen des großen Impressionisten. Auf dem Feld des van Gogh im Klostergelände weitere Bilder im Klostergarten und zwei riesige Sharoni / Khaki ?-Bäume. Anschließend besichtigten wir „Les Antiques" - Mausoleum und Triumphtor vor den Toren von Glanum - der alten Römerstadt - entstanden vor mehr als zweitausend Jahren, als die „Provincia" zum Römischen Reich gehörte.
Von Glanum starteten wir zu unserer kleinen Wandertour in die Alpilles. Durch ein Tälchen ging es zweihundert Höhenmeter hinauf, um dann nochmals zu einem Aussichtspunkt in 395 Meter üNN aufzusteigen. Die überaus lohnenswerte Rundumsicht über die Provence war der Wanderhöhepunkt des Tages. Am Col erwartete uns Kersten Rudloff mit dem Bus und brachte uns zum individuellen Nachmittagsbummel nach St. Remy de Provence, einer hübschen Kleinstadt, in der auch Nostredamus im 15. Jahrhundert lebte. Zum letzten Abend in Arles ging es dann zurück. (Wanderung 6 km, leicht)

07.10.2014 Colorado provencial, Moustier St. Marie

Nach fast zweistündiger Fahrt von Arles über den Luberon-Höhenzug und durch Apt erreichten wir das Dörfchen Rustrel mit seinem Parkplatz für die Besucher des Colorado provencial, einer Nachfolgelandschaft einstigen Ockerabbaus. Wir wählten den mittelgroßen Rundweg Nr. 2 und wanderten entlang des Weges der Feen in die Sahara. Der einstige Abbau des farbnuancenreichen Ockers und die natürliche Erosion haben eine farbenfrohe, erdige Landschaft mit interessanten Erdgebilden im grünen Wald hinterlassen.
Wir lagen bei unserer Fahrt in den Osten der Provence gut in der Zeit und konnten einen zusätzlichen Stopp in Moustier St. Marie einlegen. Bereits aus der Ebene fasziniert dieses kleine Dörfchen am Felsenrand mit seiner Kapelle hoch oben in den Felsen. Zeit für einen Aufstieg an der Grotte der Magdalena vorbei, für ein Eis oder ein Glas Wein im Ort oder die Suche nach einem Souvenir, hier in Moustier natürlich Fayencen. Bei etwas milchigem Spätnachmittagslicht machten wir dann noch einen Fotostopp an der Einmündung des Verdon in den Stausee Lac Croix. Im Hotel Ermitage erwartete uns ein großzügiges und leckeres Abendessen, Vorspeise und Hauptgericht aus Kalbfleisch, dazu ein Schluck (oder mehr) vom Roten oder Angerötetem. (Wanderung 4 km, leicht)

08.10.2014 Verdonschlucht

Eines der bedeutendsten Naturszenarien Europas erwartete uns heute: die Verdonschlucht. Mäandrierend fließt der Verdon durch ein Kalksteinplateau, mehr als dreihundert Meter sind es oftmals allein vom Schluchtgrund hinauf auf die Höhe der dem Flusslauf folgenden Straße; darüber weitere hunderte Meter Fels, aus deren Löchern und Höhlen Raubvögel aufsteigen. Der westliche Abschnitt der Gorges du Verdon, unweit des Stausees St. Croix, war Ziel der ganzen Gruppe, um eine mittelschwere Wanderung auf dem "Anglerweg" zu absolvieren. Geleitet von der örtlichen Wanderführerin Andrea führte der Weg bis an das Wasser des Verdon hinab und überwand mit einer kleinen via-ferrata-Stelle gut gesichert eine Felsnase. Nach drei Wanderstunden pausierten wir in warmer Herbstsonne, bevor einige noch weiter bis zu einer Grotte aufstiegen. Am Nachmittag ging es dann mit dem Bus zu weiteren Aussichten in die Verdonschlucht. Nach beeindruckenden Naturerlebnissen ging es über Castellane und Draguinagne nach Ais en Provence, unserem Übernachtungsziel und Ausflugsort des kommenden Tages. (Wanderung 7 km, moderat)

09.10.2014 St. Victoire und Aix en Provence

Fast vom Hotel aus könnte man den Hausberg von Aix sehen. Neunhundert Meter erhebt er sich über der Ebene mit einem markanten Kreuz. Die Südseite des Berges sieht sehr alpin aus. Alle Gäste nahmen zwölf Gäste gemeinsam die Besteigung über den langen Westgrat in Angriff. Vom Stausee Bimont stiegen wir auf gut markiertem, bald schmalen und steinigen Pfad nach oben. Nach ein und einer halben Stunde hatten wir dreihundert Höhenmeter bewältigt und einen Vorgipfel bezwungen. Mächtige Sturm war oberhalb der Baumgrenze aufgekommen. So entschlossen wir uns am Sattel unterhalb des Hauptgipfels zum Rückzug, nicht ohne ein „"Vorgipfelfoto" zu machen und in die weite provencialische Landschaft zu schauen. Mit viel Sonne stiegen wir zum Stausee ab und hatten nach geschwinder Fahrt zum Hotel ein wenig Zeit fürs Duschen, bevor wir zum Stadtbummel in Aix aufbrachen. Wir bummelten durch das Zentrum von Aix, vorbei an Adelspalästen aus dem 17. Jahrhundert, dem Ursprungsgebäude der Universität und durch die Gassen der Altstadt; natürlich auch vorbei an den Brunnen der Stadt, denn es war das Wasser, was der Stadt den Namen einst gab. So war es ein nicht so anstrengender und mannigfaltiger Reisetag. (Wanderung 6 km)

10.10.2014 Orange und Mornas

Wir entschieden uns in Anbetracht einer mächtigen Gewitterfront zunächst für den Besuch von Oranges. Zunächst ein Fotostopp am zweitausend Jahre alten Triumphbogen und dann Halt direkt neben dem Amphitheater. Das wollten sich die meisten Gäste nicht entgehen lassen, zumal es wohl die besterhaltene und größte Bühnenwand eines römischen Theaters in Europa sei - natürlich UNESCO-Welterbe. Anschließend blieb noch Zeit für ein Bummeln in den Gassen der Stadt und einem Besuch in der hiesigen Kathedrale Notre Dame, der man von außen durchaus die neunhundertjährige Geschichte ansieht. Das konnten wir bei durchaus prächtiger Sonne und dem Grollen von Gewitter in der Ferne erleben. Als wir gegen Mittag in Mornas eintrafen, sahen wir, was das mächtige Gewitter hier angerichtet hatte: riesige Pfützen und heruntergeschwemmter Kies. Über uns drohte bereitzs die nächste Gewitterfront. Denoch stiegen wir zur Festung Mornas hinauf und schauten ganz schnell in die Runde; mancher von einer eher sicheren Postion, mancher auch von einer verwegeneren. Bei guter Sicht sieht man von hier all die Berge und Hügel der vergangenen Reisetage: Mont Ventoux und Luberon, gar bis in die Alpen. AN diesem Tage war dies aber eher ein Erahnen.
Vier Stunden Busfahrt bei teils starkem Regen brachten uns dann nach Chalon sur Saone zum bekannten ibis-Hotel, unserer letzten Übernachtung in Frankreich.
Am Abend erfuhren wir im Fernsehen, das die wolkenbruchartigen Niederschläge zu heftigen Überschwemmungen in der Region Gard geführt hatten - Glück gehabt.

11.10.2014 Heimfahrt von Chalon sur Saone

1050 Buskilometer sind es von Chalon zur Saone über Eisenach bis Dresden; das sind fast vierzehn Stunden, die es mit Pausen einzuplanen gilt. Noch vor acht Uhr setzten wir uns in Bewegung. An Besancon, Belfort, Mulhouse vorbei verließen wir Frankreich. Auf der A5, kaum einen Kilometer in Deutschland gefahren gebrüßte uns ein Stau, der uns eine Stunde kostete. Nordwärts grüßten links die Vogesen und rechts der Schwarzwald. Am reichsten Dorf Deutschlands (Walldorf) und am Frankfurter Flughafen vorbei, erreichten wir unsere West-Ost-Richtung. Am Rasthof Eisenach verabschiedeten wir unseren Fahrer Kersten Rudloff. In den Abendstunden erreichten wir die wenigen Ausstiegsorte unserer kleinen Gruppe und 21:30 den Endort Kesselsdorf.
Das waren über viertausend Buskilometer, aber insbesondere waren es zwischen 47 Wanderkilometer und Stadtspaziergänge in Nimes, Avignon, Aix., Orange; St. Remy.
Au revoir en France.

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