Reisebericht: Radreise Frankreich im malerischen Tal der Loire

07.05. – 15.05.2022, 9 Tage Bus–Rundreise in Frankreich mit geführten Radtouren: Orleans – Chambord – Blois – Tours – Chenonceau – Usse – Villandry – Chinon – Saumur – Metz (220 Radkilometer)


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Wenn die Natur des einzigen wilden, unbegradigten Stromes in Europa auf die galante, höfische Kultur in den zahllosen Schlössern trifft und der Besucher sich mit eigener Kraft fortbewegt, dann steht einem unvergesslichen Reiseabenteuer nichts mehr im Wege.
Ein Reisebericht von
Ekkehard Villing
Ekkehard Villing

Sa, 7.5.2022

Bei bestem Wetter - und das sollte neun Tage so bleiben -machen sich 19 Reiselustige aus dem ostdeutschen Raum auf, die wunderschöne Landschaft entlang der Loire mit dem Rad zu erkunden. Kurz vor der französischen Grenze kommt noch ein Heilbronner Paar zur Verstärkung des schwäbischen Reiseleiters an Bord, ehe die Gruppe dank der zügigen Fahrweise unseres Busfahrers Daniel vor Einbruch der Dunkelheit unser erstes Hotel in Troyes erreicht.


So, 8.5. 2022

Nach einer dreistündigen Fahrt erreichen wir das Städtchen Sully, das den Beginn des UNESCO-Weltkulturerbes im Tal der Loire markiert. Während Daniel und unser Reisebegleiter Dieter, ein ausgewiesener Fahrradfachmann, die Räder entladen, schauen wir uns das Wasserschloss an, bei dem man die Entwicklung von der Grenzburg zum Repräsentationsbau gut erkennen kann. Dann schwingen wir uns auf die Räder und gelangen bald zu einer der berühmtesten romanischen Kirchen Frankreichs, der Klosterkirche von St. Benoit. Ausgestattet mit einem trutzigen Vierungsturm, der prächtigen Vorhalle, dem einzig noch existierenden französischen Königsgrab und der Krypta mit den Gebeinen des heiligen Bernhard war dies im Mittelalter eine überaus wichtige Pilgerstätte. Wenige Kilometer später kommen wir in Germiny zum Oratorium des Theodulf, eines bedeutenden Freundes Karls des Großen, das mit seinen goldgefassten Mosaiken byzantinisch anmutet.
Und dann wird es Zeit, die erste Raderfahrung durch einen gediegenen Cafe-Besuch zu kompensieren, was sich mit 23 Personen am Sonntag Nachmittag als keine leichte Aufgabe erweist. Doch wir schaffen das, es werden Tische und Stühle verrückt, es wird Cafe Creme oder Cafe au lait, belgisches oder doch französisches Bier bestellt, und am Schluss zahlt der Reiseleiter sieben Cafes zuviel. Sei's drum.
Denn am Abend steht noch die Stadtbesichtigung von Orleans an, das just an diesem Tag die Befreiung von den Engländern durch ihre Stadtpatronin, der heiligen Jungfrau Johanna, feiert. Zuerst geleitet der Reiseleiter die große Gruppe durch den sehr vollen Mittelaltermarkt auf dem Campo Santo, ehe er ihr durch das Begutachten der bunten Kathedrale-Fenster das abenteuerliche Leben dieser außergewöhnlichen Frau nahebringt. Zwei sehr unterschiedliche Denkmale und ihr altes Fachwerk-Wohnhaus runden ihr Bild ab, ehe zum Schluss der feierliche Umzug durch die Stadt mit Fahnenschwingern und zahlreichen Musikkapellen bestaunt werden kann.


Mo, 9.5.2022

Am Morgen fahren wir mit unserem Bus nach Beaugency und statten dem mittelalterlichen Städtchen mit den zwei riesigen Wehrtürmen einen Besuch ab, um uns mit dem nötigen Proviant für den Tag zu versorgen. Leider sind die französischen Bäcker vom Montag Morgen nicht so begeistert, sodass wir eine Weile nach einer geöffneten Boulangerie suchen müssen, deren Produkte wir dann nach einer schönen Radstrecke bei einer Rast in St. Dye verzehren. Von dem alten Hafen, dem Umschlagplatz für die riesigen Menge von Baumaterialien, geht es weg vom Fluss zum größten der Loire-Schlösser nach Chambord. Mit diesem Prachtbau wollte der französische König Franz I. (der mit dem Salamander) seinen europäischen Widersacher Karl V. ausstechen, nachdem ihm dieser die deutsche Königswürde weggeschnappt hat. Leider wird die Betrachtung des Schlosses durch Gerüste, die momentan an vielen Laternen-Türmen angebracht sind, etwas beeinträchtigt, aber die herrlichen Innenräume und vor allem die doppelt gewundene Innentreppe entschädigen uns wieder.
Bei der Weiterfahrt per Rad entschließen wir uns, uns recht schnell wieder unserem zentralen Fluss anzunähern und genießen so den atemberaubenden Blick auf das Schloss der berühmtesten Mätresse Madame Pompadour auf der gegenüberliegenden Seite der Loire.
Den Abschluss unserer heutigen Etappe bildet die Königstadt Blois mit ihrem weitläufigen Platz vor dem Schloss. Nachdem wir die Fassade mit dem Reiterdenkmal des König Ludwig XII. und seine vielen Stachelschwein-Embleme besichtigt und einen Blick in den Schlosshof mit seinen unterschiedlichen Baustilen geworfen haben, wird uns pünktlich um 16.30 h (die Zeit musste der Reiseleiter unbedingt einhalten) eine furchterregende Drachenshow aus dem Hause des Zauberkünstlers Houdin geboten.
Außer dem Reiseleiter, der sich beim Beladen der Fahrräder nützlich machen will und dabei fast k.o. geht, erreichen alle sehr vergnügt mit dem Bus unser Hotel in Tours, das für uns Heimstatt für die nächsten Tage ist.


Di, 10.5.2022

Nach einem gemütlichen Frühstück starten wir unsere Radtour etwas später an der Peripherie von Tours, um zum Städtchen Villandry zu gelangen. Dieser Ort besticht weniger durch sein Schloss, sondern vielmehr durch seine überaus kunstvoll angelegten Gärten. Während die Radlertruppe, fachlich unterstützt vom mitreisenden Gärtnermeister Jörg, sich diese florale Schönheit zu Gemüte führt und auch nicht vor dem Kauf einer majestätischen Rose zurückschreckt, bereiten Reisebe- und Reiseleiter ein schmackhaftes Picknick mit typisch französischen Leckerbissen vor, um die zurückkehrende Truppe im Namen von ET (sprich i tee) einzuladen. Dies wird allenthalben sehr gut angenommen und dank des kühlen Roseweines wird die Fahrt recht beschwingt fortgesetzt. Nach einer Stunde wird die malerische Burg von Langeais erreicht, bei der die lustigen Radler sogleich die uralte Zugbrücke hochziehen und dem krummbeinigen Phillip VIII. jegliche Königswürde bei der nachgestellten Heirat mit Anne de Bretagne absprechen.
Bretonisch geht es auch am Abend zu: Nach einen schönen Stadtspaziergang in Tours mit erhabener Kathedrale , uralter Libanonzeder und dem wunderschönen Place de Plumereau begeben wir uns in ein bretonisches Lokal, das sehr kreativ eingerichtet ist und einheimische Gerichte serviert. Bei Kir, Cidre und den knusprigen Galettes kommen alle auf ihre Kosten.


Mi, 11.5.2022

Nachdem uns unser Busfahrer Daniel nach Chaumont gebracht hat, radeln wir zunächst an unserer ehrwürdigen Loire entlang, ehe wir uns dann in kleinerern Anstiegen durch die Weinberge nach Amboise bewegen. Dabei warten die E-Bike-Fahrer vorbildlich auf diejenigen, die sich mittels Muskelkraft den Berg hoch quälen. In Amboise entscheiden sich alle, das kleine Schloss Clos Luce, das dem greisen italienischen Universalgenie Leonardo da Vinci als letzte Wohnstatt gedient hat, zu besuchen, während sich Fahrer und Reiseleiter mit ihrem 18 m langen Monsterfahrzeug zum Supermarkteinkauf begeben. Von den französischen Konsumenten ungläubig am Parkplatz bestaunt, müssen sie ein weiteres Mal Speisen und Getränke für ein Picknick einkaufen.
Den Unwägbarkeiten des Wetters geschuldet muss die avisierte Bootsfahrt auf dem Cher wegen Wassermangels leider ausfallen und das Geld, das dafür veranschlagt war, den Reisegästen zurückgegeben werden. Doch die wollen, nachdem ihnen das von EBERHARDT TRAVEL präsentierte erste Picknick sehr gemundet hat, eine Wiederholung dessen haben. Da das Geld allerdings für zwei solcher Veranstaltungen reicht, werden während der Woche insgesamt drei Eßgelage abgehalten. Für das Leiterteam eine echte Herausforderung.
So fällt das Picknick an diesem Nachmittag sehr opulent aus, sodass wir unsere Zugangszeit für das schönste aller Loire-Schlösser, das Chateau de Chenonceau, knapp verpassen und einige Wartezeit in Kauf nehmen müssen. Dafür genießen wir die herrlichen Räume der einzelnen Damen gegen Ende der Besuchszeit fast alleine und können die in den Brückenpfeilern befindliche Küche und die eindrucksvolle Galerie ausgiebig bestaunen.


Do, 12.5.2022

Diesmal beginnt unsere Radtour am Märchenschloss von Usse, das mit seinen Zuckertürmchen und filigranen Zinnen durchaus an Dornröschen denken lässt. Unser Reisebegleiter Dieter hat allerdings keine Zeit sich solchen romantischen Gedanken hinzugeben, denn er muss in Windeseile eine Reifenpanne beheben, was er souverän bewerkstelligt. Dann fahren wir die ersten Kilometer an der Indre, einem kleinen Nebenfluss der Loire entlang, ehe wir uns zu einem weiteren Nebenfluss, der Vienne, aufmachen. An deren Mündung in die Loire, der Flusshochzeit, wie eine Teilnehmerin schön formuliert, machen wir an einem sehr romantischen Platz eine kurze Rast, um dann auf recht holprigen Wegen in das von einer markanten Festung überbaute Chinon zu gelangen. Nach einer individuellen Stadterkundung treffen sich alle wieder, um den letzten Höhepunkt des Tages zu anzusteuern, einer Weinprobe in einem riesigen Tuffstein-Keller vor der Stadt. Dort empfängt uns die temperamentvolle Besitzerin des Weinguts, um uns durch die dunklen Hallen zu führen und uns auf Französisch mit ihren Weinen vertraut zu machen. Dabei spielt der Reiseleiter den Übersetzer und redet manches Mal doppelt so lange wie Madame. Anschließend probieren wir zwei weiße und drei rote Weine und können mit kleinen Häppchen unsere Geschmacksnerven wieder neutralisieren. Mit einigen Flaschen im Gepäck machen wir uns in heiterer Stimmung auf den Weg ins Hotel nach Tours.


Fr, 13.5.2022 !

Da die Radkilometer sich in den letzten Tagen zu einer erklecklichen Summe angehäuft haben, drehen wir unsere heutige Fahrt einfach um und können so einige Gefällstrecken genießen. Zuerst erkunden wir die altehrwürdige Abtei von Fontevraud, in deren Kirche die Größen des Herrschergeschlechtes der Plantagenets ihre letzte Ruhe gefunden haben. Vor allem die berühmteste Frau des Mittelalters, Eleonore von Aquitanien und ihr nicht weniger berühmter Sohn Richard Löwenherz fesseln unsere Aufmerksamkeit. Aber auch der Kreuzgang mit seinen bemerkenswerten umliegenden Räumen und vor allem die exaltierte spitzgieblige Küche üben eine eigentümliche Faszination aus. Dann fahren wir wieder zu unserer liebgewonnenen Loire hinunter, um uns dort am letzten lauschigen Picknick zu erfreuen. Etwas träge radeln wir im Anschluss nach Saumur, schlendern durch das Städtchen oder erklimmen das schöne Chateau, das durch ein bekanntes Stundenbuch des Herzogs von Berry zu einem Modellschloss wurde. Nach einem wohltuenden Kaffee oder einem kühlen Bier müssen wir nach kurzer Zeit erneut einkehren. Da die Gegend berühmt für seine Sektherstellung ist, statten wir dem Marktführer Ackerman einen Besuch ab und probieren drei unterschiedliche Cremants, ehe wir uns entlang der Loire auf unsere letzten Radstrecke machen. Nach exakt 220 Kilometern steigen wir etwas müde, aber doch alle sehr zufrieden in den Bus zurück nach Tours.


Sa, 14.5.2022

Nachdem die Koffer gepackt sind, machen wir uns heute auf die lange Heimreise, welche die Reiseleiter nutzen, um die Reisegäste mit den noch fehlenden Facetten des Reiselandes Frankreich vertraut zu machen. Nach ungefähr 600 Kilometern unterbrechen wir die Busfahrt, um uns in der schönen lothringischen Metropole Metz einen schönen Nachmittag zu gönnen. Bei einem letzten Stadtrundgang erleben wir die extrem hohe Kathedrale mit ihren herrlichen Fenstern, bei denen vor allem die des berühmten Künstlers Marc Chagall hervorstechen. Aber auch die mittelalterlichen Plätze mit ihren Laubengängen, die an diesem Samstag voller Menschen sind, erregen ebenso unsere Aufmerksamkeit wie der heitere Theaterplatz auf der Moselinsel, der vom Temple Neuf, einer Kirche abgeschlossen wird, die zur Zeit der deutschen Herrschaft nach dem Vorbild des Speyrer Domes geschaffen wurde. Auf dem Rückweg ins Hotel haben alle noch die Möglichkeit, sich mit letzten Souvenirs zu versorgen und ihre Postkarten loszuwerden.


So, 15.5.2022

Der Tag beginnt mit einer herzlichen Verabschiedung unseres Schwabenpaares, das sich nicht so schnell von Frankreich trennen und in Metz ihren Urlaub noch etwas verlängern will. Dann starten wir den zweiten Teil unserer Heimreise, tauchen mit ausgewählten Beispielen in die faszinierende Welt des französischen Chansons ein, ehe wir ein großes Quiz veranstalten, das die gewonnenen Reiseeindrücke der Gäste testen soll und bei dem eine sehr gute Flasche Cabernet Franc zu gewinnen ist. Die zahlreichen Fragen werden souverän beantwortet und meist entscheidet nur die Schnelligkeit über den Punktgewinn, den sich viele Gäste teilen. Am Schluss haben vier Personen dieselbe Punktzahl, sodass Schätzfragen für den Sieg herangezogen werden müssen. Und auch hier geht es über vier Runden, ehe die glückliche Siegerin feststeht. Und dann heißt es langsam Abschied nehmen. Dem Reiseleiter-Team und unserem hervorragenden Fahrer wird herzlich gedankt und auch der Reisebe- und der Reiseleiter bringen ihre volle Zufriedenheit über diese wirklich gelungene Woche zum Ausdruck.
Und bald steigen schon die ersten Gäste aus, die Haltepunkte häufen sich, bis am Flughafen Dresden die letzten Radlerfreunde überaus pünktlich verabschiedet werden.

Schlusswort

Liebe Gäste, liebe EBERHARDT-Reisefreunde - ich möchte mich bei Ihnen allen für die schöne, interessante und unterhaltsame Woche nochmals herzlich bedanken. Es hat mir wirklich Spaß bereitet, Ihnen diese herrliche Radregion näher zu bringen und Ihnen eine heitere Ferienstimmung zu vermitteln. Bedanken will ich mich auch für die vielen angenehmen Gespräche mit Ihnen.
Bleiben Sie gesund und freuen Sie sich auf die nächste Reise, vielleicht wieder mit EBERHARDT Travel und vielleicht auch mal wieder mit mir. Ich wünsche Ihnen alles Gute!

Ihr Ekkehard Villing

Kommentare zum Reisebericht

Sehr schöner Reisebericht , danke Ekkehard

Gerhard Schmaler
24.05.2022

Ein treffender Reisebericht unserer sehr interessanten, angenehmen, entspannten und lukullischen Radreise im malerischen Tal der Loire. Vielen Dank dem Reiseleiter, Ekkehard Villing und dem Reisebegleiter, Dr. Dieter Braune, die uns diese Tour so verschönerten und sehr aufmerksam unsere Wünsche ermöglichten.

Gitta Dombrowa
25.05.2022

Das war unsere erste Reise mit Eberhardt Travel.
Wir wollten es versuchen, waren gespannt und neugierig.
Unsere Reisegruppe war einfach nur Klasse und beim Reiseleiter, Reisebegleiter und Busfahrer konnte man denken, dass sie schon lange zusammenarbeiten. Die Ausführungen zur Geschichte der Schlösser an der Loire, die Handhabung der Technik und die Organisation des Tagesablaufs stärkte unser Gefühl von einem kompetenten Team geleitet zu werden.
Für diese gelungene Fahrt mit den vielen gesammelten Eindrücken und Erlebnissen möchten wir uns bei allen Beteiligten bedanken.
Und für die nächste Reise möchten wir es sportlich ausdrücken:
„die Messlatte liegt verdammt hoch“.
Macht weiter so und Euer Bus wird immer voll sein.
Fam. Müller aus Dresden

Fam. Müller
29.05.2022