Reisebericht: Rundreise Kreta – Zeugnisse bewegter Vergangenheit

03.10. – 14.10.2016, 11 Tage Rundreise Heraklion – Hersonissos – Knossos – Insel Spinalonga – Gournia – Palmenstrand Vai – Lassithi–Hochebene – Matala – Festos – Kloster Toplou – Agios Nikolaos – Kloster Arkadi – Chania – mit Badeverlängerung


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„Kretas Geheimnis ist tief, wer seinen Fuß auf diese Insel setzt, spürt eine seltsame Kraft in die Adern dringen, und die Seele weiten...“ Nikos Kazantzakis
Ein Reisebericht von
Barbara Mihut
Barbara Mihut

1. Tag 03.10.2016 Montag Anreise

Heute ist die Nacht sehr kurz für uns. Die Transfers bringen alle Gäste zum Flughafen Dresden, wo wir uns alle am frühen Morgen treffen. Planmäßig starten wir mit 23 Rundreise-Gästen und 1 Wanderfreundin mit Germania Flug ST 7922 nach Heraklion, wo uns unsere örtliche Reiseleiterin Rena Kypriotaki bereits erwartet. Rena strahlt bereits die urtypische kretische Freundlichkeit aus und bereitet uns professionell auf unsere Rundreise vor. Wir befinden uns im südlichsten Teil Europas auf der mit über achttausend km² größten Insel Griechenlands, die über 1066 km Küstenlinie verfügt. Sie ist nur 260 km lang und zwischen zwölf und fünfundsechzig km breit, aber die Gebirge im Inneren verlängern die Wege über die Insel. Wir erreichen Hersonissos unweit von der Hauptstadt im Norden und unser Hotel. Unsere Uhren haben wir 1 Stunde vor gestellt. Das Hotelpersonal ist hervorragend auf die Gruppe vorbereitet und empfängt uns mit einem Begrüßungsgetränk. Nach allgemeinen Informationen können wir bereits unsere Zimmer im schönen 4-Sterne-Hotel "King Minos Palace" beziehen und alle Gäste haben Freizeit bis zum gemeinsamen Abendessen im Hotelrestaurant. Bis dahin treffen unsere weiteren Gäste aus Berlin und Athen ein, die wir erwartungsvoll begrüßen. Wir genießen gemeinsam nicht nur den traumhaften Ausblick auf das Mittelmeer vom gedeckten Tisch im Restaurant aus, sondern laben uns am sensationellen Buffet. Nicht umsonst hat das Hotel schon viele Anerkennungen und Zertifikate erhalten. Nach diesem Anreisetag fallen 23 Rundreisegäste, 2 Mitreisende, 7 Wanderfreunde und die Reisebegleitung in ihren wohlverdienten Schlaf in himmlischen Betten.

2. Tag 04.10.2016 Dienstag Ausflug "Unbekanntes Kreta"

Im Hotel können wir ab 07:15 Uhr frühstücken und das reichhaltige Frühstücksbuffet bewundern, das alles bietet, was man sich morgens zur Stärkung wünscht. Unsere Wandergruppe trifft sich mit ihrer örtlichen Reiseleiterin Maria und wir starten eine halbe Stunde später mit Rena zu unserem Ausflug ins "Unbekannte Kreta". Von wegen unbekannt - wir werden Psychro mit der Höhle besuchen, in der der Göttervater Zeus geboren wurde. Doch zuvor kommen wir zur Kirche und zum Kloster Panagia i Kardiotissa. Die Fahrt zum Marienkloster führt uns durch eine trockene, regenarme Landschaft, aber die Kraft der Natur offenbart uns dennoch alles, was sie zu bieten hat. Olivenbäume, so weit das Auge reicht, bis zu einer Höhe von 600 m, Johannisbrotbäume für die Zelluloseindustrie und als Nahrungsmittel, Maulbeer- und Feigenbäume, Platanen, Orangen-, Mandarinen- und Zitronenbäume, Eykalyptusbäume gegen Malaria aus Australien eingeführt, Zypressen und viele Sträucher. Und wen wundert es, Blumen wie Bougainvillean, Oleander, Orchideen sowie zahlreiche Wildblumen und Kräuter wie der Bergtee Diktamos. Die bekannteste kretische Palme findet man im Osten der Insel, am Palmenstrand von Vai, den wir später besuchen werden. Schon die Minoer lieferten Holz nach Ägypten. Der Holzbedarf war auch im modernen Kreta groß, so dass jetzt nur noch ca. 3 Prozent der Berge bewaldet sind. Hier wachsen jetzt trocken aussehende Büsche und Wildblumen. Wir erreichen das Marienkloster Kera Kardiotissa am Nordhang des Dikti-Gebirges. Das Kloster, nach Maria, Herrin der Herzen, benannt, war früher ein Männerkloster.Heute ist es ein Nonnenkloster, in dem noch 3 Nonnen leben und arbeiten. Die Kirche des Klosters aus dem 14. Jahrhundert bestand aus einer Vorhalle und einem Hauptraum, einer kleinen Nebenkapelle und dem Altarraum. Wir finden hier die am besten erhaltenen Fresken Kretas. Der Sage nach gab es hier eine wundertätige Marienikone, die von den Türken geraubt und nach Konstantinopel verschleppt wurde, jedoch auf wundersame Weise immer wieder den Weg zurück ins Kloster gefunden hat. Als Kreta zum Osmanischen Reich gehörte, diente Panagia i Kardiotissa auch als geheimer Treffpunkt der griechischen Bevölkerung und als Schule. Vom schönen Innenhof des Klosters mit Palmen und Blumen haben wir einen weiten Blick auf die Umgebung. Unsere Fahrt führt uns weiter in die fruchtbare Lassithi-Hochebene, durch die Obst- und Gemüsegärten Kretas. Lassios - der Ort, wo niemand lebt, meinten die Venezianer. In venezianischer und osmanischer Zeit war die mittlere Ebene im Frühjahr stets überschwemmt, weshalb hier Oliven- und Johannisbrotbäume nicht gedeihen konnten und die Gegend nur spärlich besiedelt war. Ein Zugang war nur über den Ambelos-Pass im Norden oder die Schlucht des Potamos im Osten möglich. Im Jahr 2001 zählte man etwas mehr als 3000 Bewohner, hauptsächlich Bauern. Nach handbetriebenen Ziehbrunnen wurden in den 1920-iger Jahren Windmühlen errichtet, um nach Getreide und Hülsenfrüchten auch Kartoffeln anbauen zu können. Heute werden hier dreimal jährlich Kartoffeln geerntet. Elektrizität gibt es erst seit 1965. Ruinen venezianischer Getreidemühlen finden wir noch am Ambelos-Pass, wo uns eine hübsche familiengeführte Taverne Rast bietet. Die charakteristischen Windräder mit weißen Segeln wurden durch Wasserpumpen ersetzt, nur einige gibt es noch als Touristenattraktion.
Kurz vor Mittag erreichen wir Psychro mit der Zeus-Höhle, die in der Mythologie als Diktäische Höhle bezeichnet wurde. Psychro gilt als frühminoische Kultstätte um 2800 v. Chr. Wir wollen die Geburtsstätte des Göttervaters mit eigenen Augen sehen und diesen geweihten Ort spüren. Dazu müssen wir erst einmal den Aufstieg zur Höhle meistern, mit oder ohne Esel, um dann wieder in die Höhle mit zahlreichen Stalagmiten und Stalagtiten hinab zu steigen. Von den zwei Höhlen ist nur eine zu besichtigen. Die Kuriten sollen das Baby Zeus hier vor seinem Vater Kronos, der ihn auffressen wollte, versteckt und weiter nach Ida gebracht haben. Tief beeindruckt von so viel Göttlichkeit begeben wir uns weiter nach Tzermiado, um uns irdischen Genüssen hinzugeben und köstlich zu speisen. Dann möchte uns Rena noch etwas Irdisches zeigen. Wir fahren ins Dorf Krasi, um die älteste Platane Kretas mit 20 m Stammumfang zu besichtigen. Man schätzt ihr Alter auf 2000 Jahre. Gegenüber befindet sich auch noch ein gut erhaltener Brunnen aus venezianischer Zeit. Das Bergdorf ist auf Kreta auch gut bekannt, weil der erste Premierminister Antonios Michelidakis und die Intellektuellen-Familie Alexiou, aus der die erste Frau des griechischen Schriftstellers Nikos Kazantzakis stammt, von hier kommen.
Nach einer kleinen Ruhepause im Hotel fahren wir abends in die Taverne Karouzanos, um das kretische Lebensgefühl der Neuzeit kennen zu lernen. Am Eingang werden wir bereits von einem Esel, Tänzern und einem Fotografen empfangen, natürlich mit einem Gläschen Raki. Wein, Oliven Tomaten und Käse müssen wir auch probieren, bevor es zum prächtigen Buffet geht. Dann beginnt die Abendshow mit einer moderierenden Sängerin und jungen Tänzern, die die Bühne in ein Feuerwerk aus verschiedenen Tänzen in landestypischer Kleidung verwandeln. Natürlich müssen wir mit tanzen und haben viel Spaß dabei. Unser Busfahrer Giannis fährt uns danach sicher in unser Hotel zurück, wo wir uns auf eine geruhsame Nacht freuen.

3. Tag 05.10.2016 Mittwoch Knossos–Miliarakis Weinkellerei–Thrapsano–Töpferei–Heraklion

Nach dem Frühstück fahren wir heute nach Knossos, um die Ruinen des Palastes von Knossos zu besichtigen. Rena führt uns geschickt durch die Anlage und scheint auch hier sprichwörtlich jeden Stein zu kennen. Älteste Siedlungsspuren in Knossos gibt es aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. Ende des 3. Jahrtausends gab es bereits kleinere Königreiche mit ihren eigenen Palästen in Malia, Festos, Kato Zakros. Der gewaltigste und prächtigste minoische Palast in Knossos wurde vermutlich zwischen 2100 und 1800 v. Chr. südlich von Heraklion auf einem Hügel erbaut. Viele Paläste wurden 1700 v. Chr. durch Erdbeben zerstört und wieder aufgebaut. Nach dem Ausbruch des Vulkans von Santorin um 1450 v. Chr. und der Zerstörung durch Feuer wurde der Palast von Knossos jedoch nicht wieder aufgebaut. Er war nie befestigt, hatte bis zu 5 Stockwerke und ca. 1300 - 1600 Räume. Man forscht immer noch, aber was man bereits über eine Fläche von ca. 22.000 m² frei gelegt hat, ist mehr als beeindruckend. Es gab eine unterirdische Kanalisation, WC-Anlagen und Baderäume, tönerne Rohrleitungen, die Wasser aus den umliegenden Bergen in den Palast leiteten, Vorratskammern, alles wohl durchdacht, geplant und meisterhaft umgesetzt. Die Schönheit der Wohnräume und Kultstätten kann man erahnen, denn hier wirkten die besten Handwerker, Künstler und Gelehrten jener Zeit. Das religiöse Symbol der Minoer, die Doppelaxt, findet man überall. Auch ein Theater gab es. Nicht nur König Minos soll hier gelebt haben. Seine Frau hatte ihn der Legende nach mit einem Stier betrogen und den Minotaurus, halb Mensch, halb Stier, zur Welt gebracht. Der Sage nach lebte er im Labyrinth des Dädalus.
Theseus fand ihn mit Hilfe des roten Wollfadens seiner geliebten Ariadne, tötete das Untier und fand selbst wieder am Faden aus dem Labyrinth heraus.
Wir orientieren uns an der Büste des englischen Archäologen Sir Arthur John Evans, die sich gleich am Eingang befindet. Er gilt als Entdecker der minoischen Kultur zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Man nimmt ihm nur etwas übel, dass er bei der Rekonstruktion der Palastanlage so viel Beton benutzt hat.
Nach diesen gewaltigen Eindrücken haben wir uns eine Stärkung verdient und fahren weiter Richtung Arkalochori durch sanfte Weinberge und Olivenhaine zum Weingut Miliarakis. Zunächst gibt es eine Filmvorführung über die Wein- und Rakiherstellung mit Einblicken in die kretische Lebensart und Tradition in deutscher Sprache. Wir verkosten Rot- und Weißwein, Raki und Olivenöl. Dazu gibt es kleine kretische Spezialitäten wie Brot, Käse, Tomatenaufstrich und Oliven. Nach kleinen Einkäufen in der Weinkellerei fahren wir weiter nach Thrapsano. In einer kleinen Töpferei werden wir Zeugen der Herstellung einer Vase in minoischem Design. Für unsere Gäste erwerbe ich hier wesentlich kleinere Gefäße als Andenken an diese Reise. Weiter geht es in die viertgrößte Stadt Griechenlands und mit mehr als 173.000 Einwohnern auch die größte Stadt Kretas. Wegen der wechselhaften Geschichte unter Minoern, Arabern, Byzantinern, Venezianern und Türken führte die Haupstadt verschiedene Namen von Heraklesstadt, Chandax, über Candia, Megalokastro bis zu Iraklio. Wir nennen sie Heraklion. Einige Gäste besuchen sofort das Archäologische Museum. Was hier zu sehen ist, ist unbeschreiblich und hochinteressant. Dieser Museumsbesuch ist aus unserer Sicht ein "Muss für jeden Europäer". Spätestens hier versteht man, was die Bezeichnung "Hochkultur" bedeutet. Rena führt die übrige Gruppe zum Morosini-Brunnen, zur Loggia aus der Venezianischen Zeit an der Straße des 25. August und zur Agios-Titos-Kirche. Von hier aus ist es nicht weit zum kleinen Hafen, der einmal der 4. größte Hafen der Minoer war. Wir bewundern die Hafenfestung Koules. Am südlichsten Punkt der venezianischen Stadtmauer befindet sich das Grab des berühmten Sohnes der Stadt, Nikos Kazantzakis, der wegen seiner unorthodoxen Ansichten nicht auf einem kirchlichen Friedhof bestattet werden durfte. Auf seinem Grabstein steht: "Ich erhoffe nichts. Ich fürchte nichts. Ich bin frei." Dieser Satz beschreibt ziemlich perfekt auch das heutige Lebensgefühl der Kreter.
Dieser Tag hatte es in sich. Tief beeindruckt fahren wir zum Hotel zurück und verabschieden uns von unserer Wandergruppe, die den Westen Kretas "erwandern" will. Als Andenken an diese wundervolle Zeit auf Kreta überreichen wir jedem Reisegast ein kleines Tongefäß aus der "Stadt der Töpfer", Thrapsano.
Nach unserem guten Abendessen im Hotel beenden wir etwas erschöpft diesen eindrucksvollen Tag.

4. Tag 06.10.2016 Donnerstag der Westen Kretas mit Kloster Arkadi–Chania–Rethymno

Heute haben wir ein Geburtstagkind unter uns, das wir im Bus feiern. Natürlich erhält die Jubilarin im Namen von Eberhardt-Travel auch ein kleines Geschenk.
Unser Weg führt uns heute in den Westen vorbei an Heraklion, Agia Pelagia bis Palea Ori, wo wir einen Fotostopp machen. Weiter geht es zum Arkadi-Kloster, das ein Wahrzeichen des kretischen und griechischen Freiheitskampfes darstellt. Dieses Nationaldenkmal befindet sich im Regionalbezirk Rethymno. Man ist sich noch nicht sicher, ob der Name des Klosters vom Byzantinischen Kaiser Arcadius aus dem 5. Jahrhundert stammt oder nach einem gleichnamigen Mönch benannt wurde. Zweischiffige Renaissance-Elemente der Basilika stammen aus der venezianischen Zeit. Bis zum 17. Jahrhundert erlebte das Kloster seine geistig-kulturelle Blütezeit. Im Osmanischen Reich wurde es geplündert. Nach der Unabhängigkeit Griechenlandes verstärkte sich der Widerstand auf Kreta gegen die türkische Besatzung. 1866 gelangte das Kloster zu trauriger Berühmtheit, weil es hoffnungslos Widerstand gegen ein osmanisches Heer von 15.000 Angreifern leistete. Ein Widerstandskämpfer sprengte das Pulvermagazin mit 964 versteckten Kretern in die Luft. Dabei wurden auch zahlreiche Angreifer getötet. Eine Büste des damaligen Abtes, Gabriel Makinakis, erinnert an dieses Ereignis, das den Beginn des griechischen Freiheitskampfes darstellt. Rena führt uns durch die Klosterkirche und zeigt uns die erhaltenen Schätze.
Nach einer Kaffeepause fahren wir weiter nach Chania an der Souda-Bucht, die schon 3400 Jahre v. Chr. besiedelt worden sein soll. Von 1841 bis 1971 war Chania die Hauptstadt Kretas. Heute ist sie die zweitgrößte Stadt der Insel mit knapp 109.000 Einwohnern. Wir beginnen unseren kleinen Rundgang an der Markthalle im neoklassizistischen Stil. In der "Agora" findet man alles, was das Herz begehrt. Wir durchqueren diese quirlige Markthalle, um auf die turbulente Ledergasse zu kommen. Unser Weg führt uns zum venezianischen Hafen aus dem 14. Jahrhundert mit einem hübschen Leuchtturm. Dicht am Wasser steht die Hassan-Pascha-Moschee, die heute ein Zentrum für Kunstausstellungen ist. Die 1999 wieder eröffnete Etz Hayyim Synagoge und die Kathedrale der drei Märtyrer sind weitere Zeugnisse dafür, dass hier Menschen vieler Religionen friedlich miteinander auf engstem Raum lebten. Nach so vielen neuen Eindrücken ist es Zeit für eine Mittagspause. Viele hübsche Restaurants um das Hafenbecken herum laden zu einem leckeren Essen und einem Gläschen Wein oder Raki ein. Spätestens jetzt setzt das Urlaubsgefühl so richtig ein. Wir fahren nun in die 3. größte Stadt Kretas. Die antike Stadt hieß Rhythymna. Der heutige Name Rethymno und das Stadtlogo mit 2 Delfinen stammen aus der Antike. 1538 wurde die Stadt durch Khair ad-Din Barbarossa zerstört. Ende des 16. Jahrhunderts wurde dann die Festungsanlage Fortezza errichtet, die heute ein Wahrzeichen der Stadt ist. Beim Wiederaufbau der Stadt orientierte man sich an den Strukturen Venedigs. Wir schlendern vorbei am Rimondi-Brunnen, der im 16. Jahrhundert der Wasserversorgung der Stadt diente. In den engen Straßen kann man venezianische Verzierungen oder die typischen osmanischen Holzerker an den Häusern kaum wahrnehmen. Rena führt uns zu einer kleinen Bäckerei, in der der über 80-jährige Bäcker voller Stolz seinen 2x2 m großen, quadratischen Blätterteigrohling formt. Er schiebt ein Bild unter den Teig, damit wir sehen können, wie dünn der Teig ist und verweist auf viele Zeitungsartikel über ihn. Dann gehen wir zurück zum Hafen.
Die Moschee in der Stadtmitte überragt alle Gebäude und erinnert an die türkische Besetzung Mitte des 17. Jahrhunderts. In dieser Zeit wurden Juden und Christen Untertanen niederen Rechts. Noch im 19. Jahrhundert war Rethymno muslimisch. In der griechischen Zeit vertrieb man die Türken aus der Stadt, wie es im Vertrag von Lausanne geregelt war. Rena faßt die wilde Geschichte sprichwörtlich zusammen, "..die Stadt sei wie ein wildes Tier, die Beine im Meer, das Herz im Zentrum". Heute ist Rethymno mit seinen engen Gassen ein Magnet für Touristen aus aller Welt. Wir genießen etwas Freizeit, bevor es zurück zum Hotel geht. Unser Geburtstagskind spendiert im Bus landestypisches Baklava-Gebäck. Beim Abendessen serviert das Servicepersonal eine vom Hotel gesponserte Geburtstagstorte und singt ein Ständchen für unser Geburtstagskind. Ein ereignisreicher Tag neigt sich feierlich dem Ende.

5. Tag 07.10.2016 Freitag Spinalonga–Elounda–Agios Nikolaos

Heute geht es ein Stückchen Richtung Osten nach Elounda. Von hier aus wollen wir die Insel Spinalonga besuchen, die auch Kalydon hieß und nur 85 Hektar groß und 53 m hoch ist. Der venezianische Name Spinalonga, der so viel wie "langer Dorn" bedeutet, hat sich durchgesetzt. Im Bus wird aber erst einmal gefeiert, denn wir haben schon wieder ein Geburtstagskind an Bord. Ich überreiche erneut ein kleines Geschenk in einem kretischen Beutel und wir singen "Happy birthday". Dann geht es los. Vorbei an Stalida, Malia und Sissi erreichen wir Elounda. Ein Fotostopp muss sein, denn von oben hat man einen atemberaubenden Blick auf die Bucht und die Insel Spinalonga. Im kleinen Fährhafen von Elounda wartet bereits unser Boot. Das venezianische Fort aus dem 16. Jahrhundert bildet eine imposante Kulisse bei unserer halbstündigen Überfahrt. Nachdem die Türken, die Spinalonga seit Anfang des 18. Jahrhunderts besetzt hatten, die Insel 1903 verlassen mussten, errichtete die griechische Regierung, hier eine Leprakolonie.
Rena führt uns in gewohnt anschaulicher Weise über die kleine Insel und gewährt uns tiefe Einblicke in das Alltagsleben der Leprakranken. Das karge Leben wurde durch den Bau eines Krankenhauses und die Betreibung eines Stromgenerators erleichtert. Die Bewohner vertrieben sich die endlos scheinende Zeit mit Brettspielen und anderen erfundenen Spielen, legten kleine Obst- und Gemüsegärten an, blickten ziellos über das Meer oder begingen Selbstmord. 1957 wurde die Insel geräumt und viele Familien der Leprakranken zerstörten die Häuser und alles, was sie an die für sie so schlimme Zeit erinnerte. 2013 wurde eine steinerne Gedenktafel aufgestellt.
Während der Rückfahrt bewundern wir die kleinen Inseln in der Nachbarschaft im Golf von Elounda. In unserer Freizeit liegen wir am Strand, schwimmen oder sitzen in gemütlichen Restaurants an der Promenade.
Dann fahren wir weiter nach Agios Nikolaos. Der Name geht auf eine der ältesten Kirchen Kretas aus dem 10. Jahrhundert zurück und ist dem Heiligen Nikolaus gewidmet. Wir bummeln durch die hübsche Stadt am Mirabello-Golf und erledigen noch kleine Einkäufe, bevor es zurück zum Hotel geht. Unser heutiges Geburtstagskind gibt ein Gläschen Ouzo aus und beim Abendessen gibt es wieder ein Geburtstagsständchen mit kleiner Torte vom Hotel.

6. Tag 08.10.2016 Samstag Süden Kretas–Messara–Ebene–Gortys–Festos–Matala

Wegen der stürmischen Nacht erkundige ich mich früh am Morgen bei Rena, ob unsere Tour in den Süden möglich ist. Das sei doch nur warmer Wind, kein Grund zur Besorgnis. Für die Kreter war der Sturm nichts besonderes und so schließen wir uns der kretischen Gelassenheit an. Es geht zunächst Richtung Heraklion, dann in den Süden durch die Messara-Ebene, wo Olivenöl und Getreide her kommen. Seit 1960 trifft man auf Kreta immer häufiger auf Gewächshäuser, die die Niederländer einführten. Durch das langgezogene Dorf der Heiligen Barbara führt uns der Weg nach Gortys. Die Ausgrabungsstätte hier ist wieder ein Meilenstein der Europäischen Geschichte, denn hier wurden 1884 die ältesten Gesetzestafeln Europas gefunden. Die sogenannte "Große Inschrift" aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. beinhaltete das Stadtrecht von Gortys. Auf 42 Steinblöcken sind in altdorischem Dialekt Gesetze niedergeschrieben, "wie der Ochse wendet", also abwechselnd von links nach rechts und weiter von rechts nach links in Spiegelschrift. In griechischer Zeit befanden sich die Steintafeln vermutlich an der Markthalle der Stadt und wurden von den Römern in den Bau des Odeions einbezogen. Wir besichtigen die Ruinen des halbrunden Amphitheaters, das für künstlerische Aufführungen, Wettkämpfe, Rezitationen oder Ratssitzungen bestimmt war. Das Bild der ehemaligen antiken Stadt wird durch die monumentale Ruine der frühchristlichen Titus-Basilika abgerundet. Rena zeigt uns zum Abschluß ihrer fachgerechten Führung noch 800 Jahre alte Olivenbäume mit beträchtlichem Umfang. Nach einer Kaffeepause geht es weiter nach Festos. Hier soll der Bruder von König Minos seinen Palast errichtet haben. Die minoische Anlage des Herrschers Rhadamanthys liegt auf einem Bergrücken im Nordwesten der Messara-Ebene, auf die man vom Hauptplatz aus weit ins Land blicken kann. Rena führt uns durch die Palastanlage. Über den Zentralhof gelangen wir zu den alten und neuen Steinstufen der berühmten Treppen. Sie zeigt uns die Vorratskammern mit alten Pithos, Reste der Königsgemächer und die Räume für rituelle Reinigungen, den Westhof mit dem Theater und dem vermutlichen Sitz des Königs.
Tief beeindruckt fahren wir weiter nach Matala. Dieser ehemalige Fischerort wurde berühmt durch die Hippie-Bewegung, die das Kleinod in der Bucht von Messara für sich entdeckte. Zeitweise lebten hier Bob Dylan, Cat Stevens und Joni Mitchell nach dem Motto "Life is today. Tomorrow never comes." Berühmter wurde der Naturhafen durch den Mythos, dass Zeus in Gestalt eines Stieres mit der phönizischen Prinzessin Europa auf dem Rücken hier an Land ging. Hier verwandelte er sich in einen Adler und brachte sie nach Gortyn, wo wir heute auch schon waren. In den Sandsteinfelsen von Matala erkennt man noch neolithische Wohnhöhlen, die später wahrscheinlich als frühchristliche Gräber genutzt wurden. Beim Tauchen könnte man noch auf antike Funde stoßen. Dieser Ort lädt zum Verweilen ein. Wir schwimmen im Meer oder laben uns in einer gemütlichen Taverne, bevor es wieder zurück geht. Nach unserem gediegenen Abendessen träumen wir weiter in den äußerst bequemen Betten unseres schmucken Hotels.

7. Tag 09.10.2016 Sonntag Osten von Kreta

Nach dem Frühstück feiern wir heute schon wieder Geburtstag, denn bekanntlich sind aller guten Dinge drei. Ich überreiche wieder im Namen von Eberhardt-Travel ein kleines Geschenk von der Insel und wir singen gemeinsam unser Geburtstagslied. Rena und unser Fahrer legen heute noch einen drauf und singen die kretische Fassung. Dann fahren wir nach Osten, vorbei an Stalida, Malia, der Selinari-Schlucht und Panagia Kera (Kritsa). Nach einer Stunde Fahrt stoppen wir bei den Ruinen der Minoischen Handelsstadt Gournia auf dem schmalsten Teil Kretas. Entdeckt wurde die Stadt, die die Minoer 1600 v. Chr. erbauten, von der Amerikanerin Harriet Ann Boyd. Sie war die erste Frau, die archäologische Ausgrabungen leitete. Vor dem größten Haus auf einem Hügel befand sich der Hauptplatz der Stadt. Die Wohnhäuser hatten zwei Stockwerke. Im unteren befanden sich die Vorratsräume, oben wurde gelebt. Wir fotografieren wieder eifrig, bevor es weiter geht. Wir verlassen die Strecke am Kretischen Meer mit seiner Insel Psira und der Bucht Pachia Ammos und treffen auf die einzige Stadt Kretas am Lybischen Meer, Iera Petra. Gleichzeitig ist sie die südlichste Stadt Europas. Niemand weiß genau, ob Napoleon auf seinem Weg nach Ägypten hier wirklich eine Nacht verbrachte, aber für den Tourismus wäre es schon interessant. Wir erfreuen uns an der kleinen venezianischen Festung aus dem 16. Jahrhundert und sehen den Fischern zu, die gerade zwei Kisten mit frischem Fisch an Land tragen. Unweit vom beschaulichen Hafen sehen wir die kleine Insel Chrissi, die Eselsinsel, auf der Zedernsträuche wachsen und schöne Strände zum Baden einladen. Sie dient mehr als Party-Insel für interessierte Urlauber. Nach unserer Pause verlassen wir Iera Petra. Die Stadt ist bekannt für ihren Gemüseanbau, auch in Gewächshäusern, und den Gemüse-Export. Wir fahren weiter Richtung Sitia, um zum Kloster Toplou zu gelangen. Das berühmte Kloster aus dem 14. Jahrhundert wurde wie vieles auf Kreta mehrmals zerstört und wieder aufgebaut. Heute treffen wir auf ein rekonstruiertes Schmuckstück, das ein berühmtes Ikonen-Museum beherbergt. Hauptattraktion ist die Großikone "Megas ei Kyrie" des jungen venezianischen Malers Joannis Kornaros von 1770, die heute zu den bedeutendsten sakralen Kunstwerken der griechischen orthodoxen Kirche gehört. Weitere Kunstschätze sind alte Kupferstiche und Bücher, alte Waffen und Gewänder, die man im Museum besichtigen kann. Vor der liebevoll rekonstruierten Mühle, die die Mönche früher für sich nutzten, lassen wir uns fotografieren und setzen unseren Weg fort. Wir erreichen nach kurzer Fahrt den einzigen Palmenwald Europas. Ob ägyptische Soldaten oder Vögel den Samen für diese Palmen her brachten, ist eigentlich unerheblich. Wir bewundern die Schönheit des Palmenstrandes von Vai. Hier werden wir entspannen, den Aussichtspunkt erklimmen oder schwimmen. Zeit genug ist auch für eine Mittagspause, denn heute gibt es frischen Schwertfisch oder Dorade. Natürlich gibt es auch andere kretische Spezialitäten. Ein Gläschen Raki am Bus spendiert unser heutiges Geburtstagskind, bevor es zurück geht. Vorbei an Sitia, Exo Mouliana und Sfaka erreichen wir das Dorf Platanos mit einer hübschen Taverne am Straßenrand. Hier legen wir eine Pause ein, um den Blick auf die Insel Psira, die "Laus", aus der Nähe zu genießen. Nach unserer Kaffeepause freuen wir uns über unsere kleinen Einkäufe. Mit Olivenöl, Süßigkeiten, Gewürzen und Diktamos-Tee in der Tasche fahren wir über Malia nach Hersonissos zum Hotel zurück. Beim Abendessen wundern sich die übrigen Gäste schon, dass wir schon wieder Geburtstag feiern. Für uns ist es schon eine lieb gewonnene Zeremonie, die aber leider die letzte dieser Art auf unserer Reise sein wird, denn heute Abend heißt es Koffer packen.

8. Tag 10.10.2016 Montag Heimreise

Heute müssen wir uns leider von der Insel verabschieden. Die Gastfreundschaft der Kreter hat uns sehr gut getan und wir können den Besuch der Insel Kreta wärmstens weiter empfehlen. Nicht nur wegen der hochsommerlichen Temperaturen im Oktober! Auch die Trennung von unserem chicen Hotel fällt uns schwer. Insgeheim beneiden wir die 10 Reisegäste, die ihren Urlaub verlängert haben und noch vier Tage hier bleiben.
Am frühen Nachmittag trifft unsere Wandergruppe im Hotel ein. Nach Erledigung aller Formalitäten lade ich alle Gäste an die Pool-Bar ein und spendiere jedem ein Abschiedsgetränk im Namen von Eberhardt-Travel. Bis zum Eintreffen des Transfers tauschen wir unsere Eindrücke aus und erkundigen uns nach den nächsten Reisezielen und Wünschen. Rena verabschiedet sich von den Badeverlängerern und begleitet uns zum Bus, der uns wohlbehalten zum Flughafen Heraklion bringt.
Planmäßig fliegen 20 Personen nach Dresden und eine nach Berlin Schönefeld.
Zu Hause erwarten uns unsere Transfers und schlechtes Wetter, aber wir haben ja die Sonne Kretas in uns gespeichert.
Vielen Dank, liebe Reisegäste, eine gute Wahl - ich freue mich, dass ich Sie begleiten durfte.
Bis zum nächsten Mal, bleiben Sie gesund und reisefreudig. Vielleicht klappt es ja mal wieder.
Herzlichst,
Ihre Barbara Mihut
Reisebegleiterin

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Sehr schön geschrieben und den Tatsachen entsprechend. Es war eine tolle Reise, in der alles nach unseren Vorstellungen ablief und in der all unsere Erwartungen erfüllt wurden - wir werden die Reise in angenehmer Erinnerung behalten

Marion und Manfred Papperitz
16.10.2016

Hallo liebe Familie Papperitz,
vielen Dank für die lobenden Worte. Ja, es war eine tolle Reise! Aber Sie haben diese ja auch selbst durch Ihre Liebenswürdigkeit und Ihr Interesse an allen Aktivitäten bereichert. Rena und mir hat es richtig Spaß gemacht, Sie alle zu begleiten und mit Ihnen gemeinsam die Schönheit der Insel zu genießen!
Ich wünsche Ihnen alles Gute für die Zukunft und noch viele schöne Reisen!

Herzlichst,
Ihre Barbara Mihut

Mihut
18.10.2016

Danke! (unsere Bilder auf Facebook schon angeschaut?)

Marion und Manfred Papperitz 22.10.2016

Hallo Frau Mihut,
Vielen Dank für Ihren lieben Brief. Wir wären sonst nie auf die Idee gekommen, nochmal bei Eberhard auf die Internetseite zu schauen. Echt guter Service.
Es war eine sehr interessante Reise mit vielen Eindrücken und trotzdem sehr entspannend. Hat uns richtig gut gefallen. Vieleicht klapp´s noch mal....
Ihre Familie Groß

Familie Groß
07.11.2016

Liebe Familie Groß,

ja, der Eberhardt-Service gefällt mir auch. Es ist schön für uns alle, die Meinung unserer Gäste auch einmal nach der Reise zu erfahren. Ich fand es ebenfalls sehr schön mit Ihnen und Rena! Und dann noch Mittelmeer, blauer Himmel, Sonne und viel Kultur - was will man mehr.
Vielen Dank für Ihre lobenden Worte!
Vielleicht treffen wir uns wieder mal auf einer schönen Reise.

Ihre Barbara Mihut

Mihut 07.11.2016

Halle, d.12.1.2017
Liebe Frau Mihut,
erst jetzt habe ich Ihren schönen Reisebericht von unserer Kreta-Reise gelesen, bei der ich meinen 85. Geb. feierte. Sie waren an jedem Reisetag und zu jeder Gelegenheit eine wunderbare Reiseleiterin, wofür ich Ihnen nochmals herzlich danke. Die gesamte Organisation von der Fa. Eberhardt war wie immer sehr gelungen, so dass ich für dieses Jahr schon wieder 2 Rundreisen gebucht habe. Es wäre schön, Sie einmal wieder zu sehen.
Ihre Eva-Maria Pfau

Dr.Eva-Maria Pfau
12.01.2017