Reisebericht: Große Rundreise Griechenland

29.04. – 11.05.2019, 13 Tage Rundreise mit Fluganreise: Thessaloniki – Philippi – Meteora–Klöster – Delphi – Vrahati – Mykene – Epidaurus – Athen – Mistras – Olympia


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16 Tage zwischen altehrwürdigen Ruinen, moderner Zivilisation, kuriosen Götter-Mythen und hervorragendem Essen - Griechenland hat kulturell wie landschaftlich eine Menge zu bieten.
Ein Reisebericht von
Sinah Witzig
Sinah Witzig

Tag 1 Dresden – Pradelle di Nogarole Rocca


Nachdem die letzten Tage ungewöhnlich warm gewesen waren, kündigt sich nun schon wieder die nächste Kältewelle an und die Eisheiligen sollen mit aller Kraft noch einmal zuschlagen. Es gäbe also keinen besseren Zeitpunkt um in den Urlaub nach Süden zu fahren. Früh treffen wir uns am Flughafen Dresden um unsere Fahrt nach Griechenland zu starten. Über die A4 geht es zielstrebig Richtung Süden und schon gegen neun Uhr ist die Gruppe mit 30 Busgästen vorläufig komplett - nur einer fehlt noch: unser Busfahrer Andreas steigt wenig später zu und wir sind nun endgültig bereit für die Reise. Vorbei an Bayreuth, Nürnberg und Ingolstadt erreichen wir am frühen Nachmittag schon München. Vor dem befürchteten Stau aufgrund des Osterferienendes bleiben wir glücklicherweise verschont. Schnell ist nun die Grenze zu Österreich passiert und es geht weiter auf der Inntalautobahn Richtung Innsbruck. Von dort aus ist es nur noch ein Katzensprung bis zur Europabrücke, wo wir einen Rast einlegen und uns vor Augen führen können wie mühsam die Alpenquerung für die alten Römer gewesen sein muss. Mit der in den 1960er und 70er Jahren gebauten Brennerautobahn ist das für uns überhaupt kein Problem mehr und im Handumdrehen sind wir in Italien. Unser Weg führt uns nun durch die autonome Region Südtirol-Trentino, immer entlang der Flüsse Eisack und Etsch bis wir die Ebene Veneziens erreichen. Unweit von Verona, in Pradelle die Nogarole Rocca, liegt unser Hotel für die Nacht: ein charmantes und familiäres Landhotel in einem historischen Gebäude aus dem 18. Jahrhundert. Bei einem italienischen Abendessen lassen wir den langen Reisetag gemütlich ausklingen.

Tag 2 Pradelle di Nogarole Rocca – Ancona – Fährüberfahrt nach Igoumenitsa


Nach einem leckeren Frühstück starten wir zu unserem nächsten Anreisetag nach Griechenland. Schnell sind wir wieder auf der Autobahn, passieren Mantua und durchfahren die Region Emilia Romagna. Die Landschaft rund um die Städte Modena, Reggio Romagna und Bologna gilt als Bauch Italiens und ist für ihre zahlreichen kulinarischen Spezialitäten bekannt. Wie gut, dass wir gerade erst gefrühstückt haben. Am Sonntagmorgen ist die Autobahn fast leer und wir kommen zügig voran. Bei bester Sicht können wir von weitem schon einen Blick auf den Zwergstaat erhaschen, der hoch oben auf dem Monte Titano liegt. Da uns noch genug Zeit bleibt, entscheiden wir uns, bei Rimini auf die Landstraße zu fahren, sodass wir schon einmal die eine oder andere Aussicht auf die Adria bekommen können. Beim zweiten Anlauf finden wir dann auch ein Plätzchen, wo wir mit Strandzugang Mittagspause machen können und beenden diese just bevor es zu regnen beginnt. Nach etwa einstündiger Weiterfahrt erreichen wir den Hafen von Ancona. Das Check In-Prozedere ist schnell erledigt und auch vom Zoll werden wir nicht weiter behelligt, dafür werden wir schnurstracks in die falsche Wartespur die Fähre gelotst und verbringen dort einige Zeit mit Fragezeichen in den Gesichtern. Schlussendlich schaffen wir es dann doch noch rechtzeitig an Bord und unsere Fähre Superfast XI verlässt fast pünktlich den italienischen Hafen. Bereits auf der Fähre befinden wir uns in Bezug auf Sprache und Uhrzeit in Griechenland: die Rundreise beginnt nun also langsam.

Tag 3 Igoumenitsa – Dodona – Ioannina – Thessaloniki


Überpünktlich erreichen wir am nächsten Morgen den Hafen von Igoumenitsa. Als wir die Fähre verlassen steht Andreas schon mit unserem Bus bereit und auch unser örtlicher Reiseleiter Simeon kommt binnen weniger Minuten an. Wir verlieren keine Zeit und begeben uns auf eine schöne Panoramafahrt durch die bergige Landschaft von Epirus. Die wenigsten Leute wissen, dass Griechenland zu fast 80% aus Gebirge besteht und sind recht überrascht über die Geografie Nordgriechenlands. Unser erster Stopp heute ist die Ausgrabungsstätte von Dodona. Hier lag einst eines der wichtigsten Orakel der antiken Welt. Der Göttervater Zeus selbst soll hier mittels einer großen Eiche zu den Priestern gesprochen haben. An diesem wichtigen Ort gab es neben dem Heiligtum natürlich auch eine florierende Stadt mit einem großen Theater und auch wenn die Ausgrabungen hier noch lange nicht abgeschlossen sind, gibt es hier doch eine Menge zu sehen.
Am Mittag geht es weiter in die nahegelegene Stadt Ioannina und hier merken wir auch, dass in Griechenland heute Feiertag ist. Orthodoxe Christen leben zumindest ihre Religion nach dem Julianischen Kalender und somit ist in Griechenland heute Ostermontag. Ioannina, schön gelegen am Pamvotisee, ist auf etwa halber Strecke zwischen Thessaloniki und Athen und somit für alle Großstädter ein beliebter Ausflugort - das merkt man durchaus. Die Straßen sind voll von Menschen und wir haben es mit unserem Bus nicht leicht überhaupt durch die zugeparkten Straßen zu kommen, da sind schon am dritten Tag Andreas Fahrkünste gefragt.
Ioannina besticht nicht nur durch die schöne Lage, sondern auch mit der mittelalterlichen Altstadt, die zum Großteil während der Osmanischen Herrschaft von 1451-1827 entstanden ist. Bei einem gemeinsamen Spaziergang erkunden wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, bevor noch Zeit für einen kleinen Mittagsimbiss bleibt.
Am Nachmittag geht es über die Ignatia-Autobahn, die größte Autobahn des Landes und wichtigste Verkehrsachse Richtung Osten, nach Thessaloniki. Die zweitgrößte Stadt Griechenlands wird für die nächsten Tage der Ausgangspunkt für unsere Tagesausflüge sein. Abends erreichen wir das zentral gelegene Capsis Hotel, wo wir dann beim Abendessen auch unsere Flugreisegäste in der Gruppe begrüßen können.

Tag 4 Philippi und Kavala


Unser erster Ausflug führt uns ganz in den Osten der Provinz Makedonien. Auf der Fahrt erklärt uns Simeon die Problematiken, die heute aufgrund der historischen Region Makedoniens zwischen den politischen Staaten Griechenland, Bulgarien, Albanien und der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien bestehen. Unlängst hat man versucht eine Einigung zu erwirken, in dem man sich auf den politischen Namen „Republik Nordmazedonien" geeinigt hat, doch so recht scheint dieser Kompromiss die Unstimmigkeiten nicht gelöst zu haben.
Unser erstes Ziel ist das berühmte Löwendenkmal bei Amphipolis. Der über vier Meter hohe Löwe aus dem 4. Jh. v. Chr., der von englischen Soldaten im Fluss Strimon gefunden wurde, soll einmal Teil eines monumentalen Grabmales gewesen sein. Man kann nur erahnen welch gigantische Ausmaße dieses gehabt haben muss.
Die Fahrt geht weiter Richtung Philippi. Im Jahre 49 n. Chr. soll die nach dem makedonischen König Philipp II. benannte Stadt Schauplatz eines der wichtigsten Ereignisse der christlichen Glaubensgemeinschaft gewesen sein. Apostel Paulus soll auf seiner Missionsreise hier die Lydia, die erste Christin auf dem europäischen Kontinenten, getauft haben. Die Taufstelle ist auch heute noch ein wichtiger Pilgerort für Gläubige aus der ganzen Welt. Ebenso sehenswert ist das neu erbaute Baptisterium mit seinen eindrucksvollen Mosaiken. Anschließend erreichen wir die archäologische Ausgrabungsstätte der griechisch-römischen Handelsstadt und können anhand der Grundmauern darauf schließen wie groß und prächtig dieser Ort in der Antike gewesen sein muss.
Am frühen Nachmittag fahren wir dann in die Hafenstadt Kavala. Im 7. Jahrhundert von den griechischen Siedlern der Insel Thasos als Neapolis gegründet, wurde die Stadt während byzantinischer Zeit ins Christoupolis umbenannt. Ihren heutigen Namen verdankt sie ihrer Rolle als wichtige Poststation auf der Handelsroute der Via Ignatia, da hier der Wechsel der Pferde stattfand (ital. cavallo). Von der bewegten Geschichte zeugen auch die verschiedenen architektonischen Höhepunkte der Stadt, allen voran ihr Wahrzeichen, ein beeindruckendes osmanisches Aquädukt aus dem 16. Jahrhundert sowie die Zitadelle aus der venezianischen Besatzungszeit im 15. Jahrhundert. Wir haben jedoch vor allem Freunde an der schönen Aussicht am Hafen und einem wohlverdienten Mittagessen in einer der vielen Tavernen bevor es zurück nach Thessaloniki geht.

Tag 5 Schiffsausflug zum Berg Athos


Aufgrund des Maifeiertags führt uns unser Weg heute erneut in den Osten Nordgriechenlands, für den fakultativen Ausflug zur Mönchsrepublik Athos. Andreas hat seinen ersten lenkfreien Tag und so werden wir morgens von einem griechischen Bus samt Fahrer abgeholt. Der Weg führt uns zunächst durch die östlichen Vororte Thessalonikis. Auf dem Weg machen wir Halt an einer kleinen Konditorei, bei der es neben Kaffee und Frappé auch allerhand kleiner Köstlichkeiten gibt und von wo aus man heute einen grandiosen Weitblick auf den Olymp genießen kann. Dann geht die Fahrt weiter über die engen Straßen und durch die endlosen Olivenhaine der Halbinsel Chalkidiki. Am Mittag erreichen wir das Hafenstädtchen Ouranopolis, das trotz der Feiertage unerwartet leer ist und somit zum Bummeln und Mittagessen einlädt. Später beginnt das eigentliche Highlight des Ausflugs: die Schifffahrt entlang der Küste der Mönchsrepublik Athos. Für Frauen ist diese Art die Besichtigung die einzige Möglichkeit einen Blick auf die uralten Klöster und Eremitagen zu erlangen, denn auch heute noch ist es ihnen nicht gestattet, die Republik zu betreten. Aus ebendiesem Grund muss auch unser Schiff einen Mindestabstand von 500 Metern zum Festland einhalten. Trotz Wind und ordentlichem Seegang erreichen wir das südliche Ende der Landzunge mit dem 2033 Meter hohen Berg Athos von wo aus die Fahrt dann zurück nach Ouranopolis geht. Nach etwa drei Stunden Schifffahrt auf stürmischer See und einer ordentlichen Brise Meeresluft sind alle froh, sich in die Sitze unseres griechischen Reisebusses fallen lassen zu können und auf der Rückfahrt nach Thessaloniki ein wenig dösen zu können.

Tag 6 Pella und Vergina


Heute wandeln wir erneut auf den Spuren der großen makedonischen Könige. Wir durchfahren die makedonische Ebene Richtung Westen und gelangen zunächst in die alte Hauptstadt Pella. Was heute ein kleines Dorf ist, war einst eine blühende Metropole. Um 410 v. Chr. gegründet von König Archelaos, war sie der Geburtsort von Phillip II. und seinem berühmten Sohn Alexander dem Großen. 196 v. Chr. wurde die glanzvolle Stadt durch die Römer zerstört und die wertvollen Überreste gerieten bis in die Neuzeit in Vergessenheit. Wir besuchen das 2009 neu eröffnete archäologische Museum, wo die Funde der Ausgrabungen, die seit Mitte der 1950er Jahre auf dem Gebiet der antiken Stadt vorangetrieben werden, ausgestellt und didaktisch sehr schön aufgearbeitet sind. Den Höhepunkt bilden die beeindruckenden Kieselsteinmosaike, die schon zur Hälfte in das Museum überführt wurden, sowie kunstvolle Goldfunde und Grabbeigaben. Nach etwa einstündiger Fahrt erreichen wir die ältere Hauptstadt, Vergina, ebenfalls ein überschaubares Dorf heutzutage. Nichtsdestotrotz eine der wichtigsten archäologischen Stätten des Landes, denn dieser Ort diente über Jahrhunderte als Begräbnisstätte für die makedonischen Könige. Neun dieser Gräber konnte man in der Gegend von Vergina finden, der Höhepunkt war 1977 der Fund von vier Gräbern, unter ihnen das ungeplünderte Grab des Makedonierkönigs Phillip II. aus dem 4. Jh. v. Chr. Heute sind die Gräbers an ihrem ursprünglichen Ort samt Museum für die Öffentlichkeit zugänglich und wie zu antiken Zeiten unter einem riesigen Grabhügel verborgen. In der authentischen Dunkelheit des Museums sind wir geblendet von den beeindruckenden Gold- und Silberschätzen - nach dem Grab von Tut Anch Amun soll es sich bei der Begräbnisstätte Philipps II. um die zweitreichste Bestattung der alten Welt handeln, die bis heute entdeckt wurde.
Am Nachmittag fahren wir zurück nach Thessaloniki. Auf dem Weg zum Hotel unternehmen wir zur Orientierung schon einmal eine kleine Stadtrundfahrt, sodass jeder die Möglichkeit hat auf eigene Faust noch einen kleinen Spaziergang zu unternehmen.

Tag 7 Thessaloniki – Olymp – Kalampaka


Bevor wir Thessaloniki am Nachmittag gen Süden verlassen, starten wir den Tag mit einer Besichtigung der zweitgrößten Stadt Griechenlands. Zunächst fahren wir einige Minuten zur Hauptkirche Agios Dimitrios, eine der größten Kirchen Griechenlands, deren Anfänge auf das 5. Jh. n. Chr. zurückgehen. Anschließend fahren wir weiter hinauf zur alten osmanischen Zitadelle oberhalb der Altstadt. Vom Trigoniusturm aus haben wir eine etwas diesige, aber dennoch wunderbare Aussicht über Saloniki, wie die Einwohner ihre Stadt auch nennen. Zurück in der Neustadt verlassen wir den Bus und setzen unsere Stadtbesichtigung zu Fuß fort. Wir sehen den Galeriusbogen, die Ruine eines Triumphbogens, den er gleichnamige römische Kaiser um 300 n. Chr. errichten ließ. Von dort aus sind es nur wenige Schritte zur sogenannten Rotunde, welche ursprünglich vermutlich einmal ein Mausoleum werden sollte, dann als frühchristliche Kirche diente und schließlich während der osmanischen Herrschaft zur Moschee umgebaut wurde. Weiter geht es vorbei am römischen Forum, den Resten der Thermen, dem Kloster der Heiligen Theodora und schließlich zur Agia Sophia, die durch ihre beindruckenden Mosaike und Wandmalereien besticht.
Nach dem Mittagessen treffen wir uns am Bus, der am Wahrzeichen der Stadt, dem weißen Turm auf uns wartet, und verlassen Thessaloniki in Richtung Süden. Schon nach etwa einer Stunde Fahrt können wir am Horizont die 2925m hohen Gipfel des Olymps erkennen, der heute, ganz ungewöhnlich, nicht in dicke Wolken gehüllt ist. Zeus scheint es gut mit uns zu meinen! Von Litochoro aus starten wir zu einem Spaziergang durch die Enipeas-Schlucht zur sogenannten Badewanne des Zeus. Zurück am Bus werden die Mühen dann auch belohnt: es gibt Kaffee und Tsouraki, ein Hefegebäck das eigentlich zu Ostern gereicht wird, in Thessaloniki allerdings das ganze Jahr erhältlich ist.
Am Abend erreichen wir Kalampaka, am Fuße der Meteora-Felsen. Unser Hotel liegt ruhig mitten in der Landschaft und bietet mit der tollen Aussicht schon mal einen Vorgeschmack auf den nächsten Tag.

Tag 8 Meteora–Klöster – Itea


Für den heutigen Tag steht einer der Höhepunkte der Reise auf dem Plan: die Besichtigung der berühmten schwebenden Klöster in den Felsen weit über dem Städtchen Kalampaka. Schon am Vorabend konnten wir vom Fuße des Gebirges erahnen, was uns am nächsten Tag erwarten würde und wir staunten darüber, wie die jahrhundertealten Bauwerke in dieser abgeschiedenen Lage überhaupt entstehen konnten. Das Wetter ist heute Morgen noch etwas grau und verhangen, doch davon lassen wir uns die Laune nicht verderben. Von unserem Hotel aus fahren wir ein paar enge Dorfstraßen entlang und schon nach wenigen Minuten haben wir herrliche Ausblicke auf das erste der sieben noch existierenden Klöster, Agios Nikolaos, und auf die Ruinen der Eremitage des Heiligen Georgs der Tücher. Kurz darauf erreichen wir das Kloster Varlaam, das erste das wir heute auch von innen besichtigen werden. Nach einigen Stufen erreichen wir die neue Terrasse des Klosters, die einen herrlichen Ausblick in die noch dunstige Umgebung bietet. In der kleinen Kirche bestaunen wir die kunstvollen Wandmalereien.
Wir setzen unsere Fahrt fort und fahren zunächst vorbei am Kloster Agia Triada, welches 1981 als Filmkulisse für den James Bond Film „In tödlicher Mission" weltweite Bekanntheit erlangte. Auf dem Weg zum Kloster Agio Stefanos machen wir noch einen Fotostopp, von wo aus man vier der fünf besuchbaren Klöster sehen kann: Agia Triada, Roussanou, Varlaam und das Metamorphosis, auch Megalo Meteoro genannt. Das Kloster Agio Stefanos ist gleichzeitig auch das meist besuchte, da der Weg dorthin am einfachsten zu bewältigen ist: nur eine kurze Brücke in schwindelerregender Höhe muss überwunden werden. Für uns ist der Weg heute allerdings unüberwindbar: kurz vor unserer Ankunft ist eine Nonne im Kloster verstorben und dieses nun für Besucher gesperrt. Wir kehren also um und besichtigen stattdessen das Kloster Roussanou, welches man durch über einen kleinen Waldweg erreichen kann.
Nach vielen gesammelten Eindrücken begeben wir uns auf die Fahrt Richtung Itea, wo wir am späten Nachmittag ankommen. Am Golf von Korinth ist das Wetter etwas beständiger, so bietet es sich an vor dem Abendessen noch einen kleinen Spaziergang an der Strandpromenade zu unternehmen. Untergebracht sind wir im familienbetriebenen Hotel Kalafati und so begehen wir unser Bergfest mit einer Runde Ouzo und einem traditionellen griechischen Menü und lassen den Abend gebührend ausklingen.

Tag 9 Delphi – Hosios Loukas – Vrachati


Der Tag heute startet früh und mit einigen Erwartungen - hat doch jeder insgeheim eine Frage, die er gerne vom Orakel in Delphi beantworten lassen wollen würde. Das größte und wichtigste Orakel der Antike, er ehemalige Nabel der Welt, hat auch noch heute nichts von seinem Ruf eingebüßt, auch wenn wir wenig später lernen müssen, dass es schon seit Jahrhunderten keine Weissagungen mehr in Delphi gegeben hat. Durch die weiten Olivenhaine fahren wir langsam die Hänge des Parnassus Gebirges hinauf, wo wir auf etwa 700 Metern das moderne Dorf Delfi erreichen. Das Dorf entstand erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts als das alte Dorf, das direkt auf den antiken Ruinen gebaut worden war, aufgrund der Ausgrabungen verlegt werden musste.
Die Ausgrabungsstätten der antiken Stadt, sowie das Museum befinde sich heute nur einige 100 Meter weiter. Zunächst steht der Besuch des 2006 neu eröffneten Museums auf dem Programm, wo die Funde der langjährigen Ausgrabungen ausgestellt werden, darunter auch die weltberühmte Bronzestatue des Wagenlenkers aus Delphi, die bei einem Erdbeben im vierten Jahrhundert v. Chr. verschüttet wurde. Im Anschluss geht es weiter zum ehemaligen heiligen Bezirk, welcher siebten Jahrhundert v. Chr. gegründet wurde. Hier fiel die Phytia mittels berauschender Dämpfe aus einer Erdspalte in Trance und wurde so zum Medium des Gottes Apollon, dessen Tempel wir heute zumindest noch in Teilen besichtigen können. Eindrücklich sind auch die Überreste der Schatzhäuser verschiedener griechischer Stadtstaaten, in denen die kostbaren Weihegaben aufbewahrt wurden. Wie an vielen Orten der Antike fanden auch in Delphi unweit des Heiligtums regelmäßig sportliche Wettkämpfe statt. So war Delphi mit seinen Panhellenischen Spielen der zweitwichtigste Austragungsort nach Olympia. Wer noch fit genug ist und einige Stufen mehr in Kauf nehmen möchte, kann nun auch die Ruinen des antiken Stadions oberhalb des Heiligtums besichtigen.
Gegen Mittag geht unsere Reise weiter durch das Parnassus Gebirge. Die Mittagspause verbringen wir im mondänen Wintersportort Arachova. Wenig später erreichen wir das Kloster Hosios Lukas aus dem elften Jahrhundert, eines der drei bedeutendsten byzantinischen Klöster Griechenlands. Besonders beeindruckend ist das Katholikon, die dem Lukas geweihte Hauptkirche aus dem Jahre 1011 mit seinen Mosaiken, deren Bildprogramm und Erhaltungszustand in Griechenland einzigartig sind.
Ein plötzlicher Regenguss scheucht alle etwas früher als geplant zurück zum Bus. Doch nach vielen neuen Eindrücken freuen wir uns auf etwas Ruhe im Trockenen auf der weiteren Fahrt an den Golf von Korinth. Am Abend erreichen wir unser Hotel Resort in Vrachati, wo wir für die nächsten vier Nächste bleiben werden.

Tag 10 Mykene – Nauplia – Epidaurus


Auch heute erwarten uns wieder wichtige antike Ausgrabungsstätten, nun auf der Peleponnes, in der Region Agrolis südlich von Athen. Zunächst führt uns der Weg nach Mykene, in die berühmte Heimatstadt des sagenumwobenen Königs Agamemnon. Ende des 19. Jahrhunderts war der deutsche Archäologe Heinrich Schliemann hier auf der Suche der Grablege des antiken Herrschers. Wir erreichen die Ausgrabungsstätte und können schon von weitem die mächtigen Zyklopenmauern erkennen, die einst die ganze Stadt umfassten. Wenig später betreten wir durch das berühmte Löwentor die antike Stadt Mykene, die ihre Blütezeit im 14. Jh. v. Chr. erlebte, und stehen auch gleich schon vor den sogenannten Königsgräbern, wo Schliemann die berühmte Goldmaske des Agamemnon fand. Heute weiß man allerdings, dass die Maske, die sich heute im Nationalarchäologischen Museum in Athen befindet, aus einer früheren Ära stammt. Wer noch Ausdauer hat geht noch hinauf zum Palast, zur ober- und unterirdischen Zisterne, sowie am zweiten Stadttor vorbei. Im kleinen archäologischen Museum kann man sich größtenteils Repliken der Ausgrabungsfunde ansehen, die Originale befinden sich ebenfalls in Athen.
Noch vor den Toren der Stadt befindet sich das sogenannte Schatzhaus des Atreus, heute weiß man allerdings, dass der mächtige Tumulus eine Grabstätte gewesen sein muss.
Ein willkommenes Kontrastprogramm bietet die Hafenstadt Nauplia, mit ihren engen Gassen und malerischen Plätzen, die wir gegen Mittag erreichen. Man hat hier fast ein Eindruck in Italien gelandet zu sein, denn die mehrmalige Besatzung der Venezianer hat hier ihre Spuren hinterlassen. Gegründet wurde die Stadt, die eine wichtige Funktion als Hafen von Argos hatte, jedoch bereits im siebten Jahrhundert v. Chr. von Nauplios, Sohn des Palamedos. Von 1829 bis 1834 war Nauplia nach Ägina die zweite Hauptstadt des modernen Griechenland nach der Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich, bevor der neue griechische König, Otto von Bayern, seine Residenz nach Athen verlegte.
Erholt machen wir uns schließlich auf Richtung Epidaurus, um dort die Ausgrabungsstätte des Asklepiosheiligtums zu besichtigen. Zunächst besuchen wir das kleine archäologische Museum, besonders beeindruckt sind wir jedoch von dem besterhaltenen Theater der antiken Welt. Es bietet Platz für über 12 000 Besucher und weist zudem noch die hervorragendste Akustik von allen Theatern auf.

Tag 11 Athen


Keine Griechenlandreise ist komplett ohne den Besuch der Hauptstadt Athen. Schon seit der Jungsteinzeit kontinuierlich besiedelt, gilt die Heimatstadt der Demokratie als eine der ältesten Städte Europas, allerdings erlebte Athen viele Aufschwünge und Niedergänge bis sie 1834 zur Hauptstadt des unabhängigen Königreichs Griechenland wurde. Heute ist sie kulturelles, historisches und wirtschaftliches Zentrum des Landes.
Um dem Berufsverkehr auszuweichen holt uns Fahrer Paulus schon früh mit einem griechischen Bus im Hotel ab. Nach knapp zwei Stunden Fahrt steht als Erstes der Besuch des Archäologischen Nationalmuseums auf dem Plan, wir müssen allerdings feststellen, dass die Öffnungszeiten geändert wurden, also geht es gleich weiter, quer durch die Stadt Richtung Akropolis. Die Akropolis von Athen ist das Highlight einer jeden Griechenlandreise. Die Siedlungsspuren auf dem der Stadtgöttin Athene geweihten Hügel gehen viele Jahrtausende zurück. Zu mykenischer Zeit wurden weite Teile Attikas von hier kontrolliert, doch ihr heutiges Aussehen verdankt die Akropolis einem großen Unglück. Zwar siegten die Athener als Vormacht des Attischen Seebundes 480 v. Chr. über die Perser, diese hatten jedoch unterdessen schon weite Teile Athens zerstört. Als Zeichen des Triumphes ließ Perikles unter der Leitung des Phidias zwischen 467 v. Chr. und 406 v. Chr. die Propyläen, das Erechtheion, den Niketempel und den Parthenon neu erbauen und machte Athen zum Zentrum der hellenischen Welt. Bis ins 17. Jahrhundert wurden die Bauten der Akropolis von vielen Herrschen benutzt und umgenutzt, sie blieben jedoch weitestgehend unbeschadet. Erst unter venezianischer Besatzung, als der Parthenon als osmanisches Pulvermagazin genutzt wurde, kam es zur Katastrophe. Unter Beschuss gab es eine große Explosion, die viele der Gebäude stark beschädigte. Erst seit dem 19. Jahrhundert wuchs das Interesse daran, die Ruinen zu erforschen und wieder für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Nach der Besichtigung der Akropolis spazieren wir gemeinsam hinab in die Plaka, die Altstadt Athens, wo wir die Mittagspause verbringen. Anschließend geht es zurück zum Nationalarchäologischen Museum. Auf dem Weg besichtigen wir das alte Olympiastadion von 1896 und fahren über den Syntagma-Platz mit dem Parlamentsgebäude, wo die berühmten Evzonen das Grabmal des unbekannten Soldaten bewachen. Angekommen im Museum besichtigen wir die wertvollen Goldfunde aus den gestern gesehenen Ausgrabungsstätten von Mykene. Da bis ins frühe 20. Jahrhundert alle archäologischen Funde hier untergebracht wurden, findet man antike Exponate aus jeder Epoche und allen Regionen Griechenlands. Alleine in diesem Museum mit seinen rund 11.000 Ausstellungsstücken könnte man einen ganzen Tag verbringen.

Tag 12 Kanalfahrt durch den Kanal von Korinth und Altkorinth


Nach vielen Tagen intensiven Programmes kommt das heutige entspannte Programm wie gerufen. Wieder verlassen wir das Hotel mit dem griechischen Bus, allerdings heute mit Fahrer Panayotis. Die Fahrt dauert nur wenige Minuten und schon stehen wir am Schiffsanleger in Isthmia. Wir besteigen also unser Schiff für die Fahrt durch den Kanal von Korinth. Nach kurzer Wartezeit fahren wir durch den nur 25 Meter breiten Kanal. Die hohen Wände zu beiden Seiten scheinen imposant. Pläne für den Bau dieses etwa sechs Kilometer langen Kanals, der das griechische Festland von der Peleponnes trennt und so einen Seeweg von 325 Kilometern einspart, gab es schon in der Antike. Nachdem viele Pläne gescheitert waren gelang es jedoch erst im Jahr 1893 den Kanal von Korinth zu eröffnen. Bei der etwa einstündigen Fahrt werden wir mit Ouzo und Meze, griechischen Vorspeisen, versorgt und sind anschließend gut gestärkt um uns die Ausgrabungsstätten des antiken Korinths anzusehen. Auf dem Weg legen wir jedoch zunächst noch einen kleinen Stopp ein, um den Kanal noch einmal von oben, aus ca. 80 Metern Höhe, sehen zu können.
Alt-Korinth wurde im 10. Jahrhundert v. Chr. gegründet und hatte in seiner Hochzeit mehr als 200.000 Einwohner. Diese Zahl lässt sich nur mit der Macht und dem Reichtum der Stadt erklären, denn sie kontrolliere alleine den direkten Zugang der Peleponnes zum Festland. Nach der Besichtigung der Ausgrabungsstätte und einer kleinen Mittagspause im Dorf freuen sich alle auf den Nachmittag, dessen Gestaltung zur freien Verfügung steht. Einige erkunden die Poolanlage des Hotel Resorts, wenige mutige trauen sich sogar, einen Fuß ins noch etwas zu kühle Mittelmeer zu strecken.

Tag 13 Mystras – Kalamata


Wir verlassen unser Resort Hotel in Vrachati um noch ein wenig weiter in den Süden der Peloponnes vorzudringen. Wir durchfahren die berühmten Landschaften Arkadiens, die vor allem im 18. und 19. Jahrhundert viele Künstler anlockten und so zum Inbegriff des gelobten paradiesischen Sehnsuchtsziels avancierten. Am Vormittag erreichen wir die sagenumwobende Stadt Sparta, allerdings zeugt in der neuzeitlichen Hauptstadt Lakoniens kaum noch etwas von der großartigen antiken Vergangenheit. So führt uns unser Weg schnell weiter in die mittelalterliche Nachfolgesiedlung Spartas, nach Mystras. Strategisch besser, am Hang des Taigetos-Gebirges gelegen, wurde diese Stadt 1249 unter dem fränkischen Grafen William II. von Villehardouin erbaut. In der byzantinischen Ruinenstadt befinden sich noch zahlreiche Kirchen mit gut erhaltenen Wandmalereien, sowie das Kloster Pantanassa, das heute wieder von Nonnen bewohnt wird.Nach der Mittagspause in der modernen Stadt Sparta führt uns unser Weg über den Taigetos-Pass, die Heimat der strengen Jagd-Göttin Artemis. Die engen Serpentinen und steilen Hänge sind nicht jedermanns Sache, bieten jedoch die Gelegenheit für herrliche Aussichten und mehrere Fotostopps. Am späten Nachmittag erreichen wir unser Hotel bei Kalamata, das nur durch eine Straße vom Strand getrennt ist.

Tag 14 Kalamata – Olympia – Patras – Fährüberfahrt nach Ancona


Die Zeit ist wie im Fluge vergangen und schon beginnt unser letzter Tag auf griechischem Boden. Wir fahren zunächst entlang der Westküste der Peleponnes und erreichen schließlich Olympia. Bei einer Führung durch die Ausgrabungsstätte besichtigen wir zunächst das Gymnasion, die Übungsstätte für die Athleten, die dann im riesigen Stadion vor 45.000 Menschen ihre Wettkämpfe austrugen. Seit dem 8. Jahrhundert v. Chr. fanden hier alle vier Jahre die olympischen Spiele statt und noch heute wird hier auf dem Hera-Altar das olympische Feuer entzündet. Weiter geht es an der Basilika vorbei, die wohl vormals die Werkstatt des Bildhauers Phidias war, welcher hier die Tempelstatue anfertigte. Nach dem Leonidaion, einem Gästehaus und römischen Thermen gelangen wir in den heiligen Bezirk mit Zeus- und Hera-Tempel. Zum Schluss betreten wir das olympische Stadion und stellen fest, dass dieses noch um einiges spartanischer ausgestattet war als die heutigen Stadien.
Im Anschluss besichtigen wir im Museum die Funde, die bei den Ausgrabungen der antiken Stadt zum Vorschein gekommen sind. Beindruckend sind vor allem die Statuen der Giebelfelder des Zeus Tempels sowie eine römisch-griechische Statue des Hermes.
Am frühen Nachmittag geht es schließlich weiter nach Patras, wo wir, ganz passend zum Tagesprogramm, die Olympic Champion nach Ancona besteigen. Nun heißt es Abschied nehmen von den ersten Mitreisenden sowie auch von unserem örtlichen Reiseleiter Simeon. Trotz des riesigen Chaos am Hafen, legt das Schiff fast pünktlich ab und noch lange sehen wir am Horizont die gewaltige Schrägseilbrücke von Patras, die mit ihren 2250 Metern die Peleponnes mit dem griechischen Festland verbindet.

Tag 15 Ankunft in Ancona – Pradelle di Nogarole Rocca


Nach fast 24 Stunden Entschleunigung auf der Fähre, die vor allem mit Essen, Trinken, Schlafen und netten Gesprächen überbrückt wurden, erreichen wir endlich den Hafen von Ancona mit etwa einer Stunde Verspätung. Zu allem Überfluss wird dann unser Bus auch noch von einem sehr desorientierten Autofahrer aufgehalten, der die Ausfahrtspur der Fähre blockiert, sodass wir einige Zeit auf Andreas warten müssen. Dann geht es auf schnellstem Wege auf die Autobahn und wieder vorbei an Rimini, Bologna und Modena. Fast am Ziel angekommen werden wir dann auch noch Zeugen eines heftigen Gewitters - ob da wohl Zeus noch seine Finger im Spiel hat?
Trotz aller Widrigkeiten erreichen wir wohlbehalten unser Hotel in Pradelle di Nogarole Rocca und freuen uns auf ein leckeres letztes gemeinsames Abendessen.

Tag 16 Pradelle di Nogarole Rocca – Dresden


Am Morgen liegt Aufbruchsstimmung in der Luft, trotzdem lässt sich keiner die Gelegenheit auf ein letztes gemütliches Frühstück entgehen und so folgt auch gleich noch eine kleine Überraschung: Da heute Muttertag ist, haben wir uns dem italienischen Brauch angeschlossen, allen anwesenden Damen ein kleines Geschenk in Form einer Rose zu machen.
Bald werden trotzdem die Koffer geladen und auch das italienische Wetter ist nicht viel einladender als am Abend zuvor. Wir brechen also auf Richtung Norden und machen uns auf die Heimweg.
Eine ereignisreiche und interessante Reise geht somit langsam aber sicher zu Ende. Es bleibt noch einige Zeit um noch einmal in den gekauften Büchern zu stöbern, Fotos anzusehen und sich noch einmal über das Erlebte auszutauschen und Nummern zu tauschen. Und während die einen sich auf ihr Bett zu Hause freuen, sind die anderen schon dabei die nächste Reise zu planen.

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