Reisebericht: Wanderreise auf der Insel Kreta – Griechenland

18.05. – 25.05.2015, 8 Tage Wandern auf Kreta: Knosiano–Schlucht – Gortys – Knossos – Heraklion – Samaria–Schlucht – Karano Schlucht – Agios Konstantinos (51 Wanderkilometer)


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Quer durch reisen wir von Heraklion über Agios Nicolaos vobei an Matala bis hin nach Chania. Auf der eindrucksvollen Wanderreise durch die Knosiano Schlucht, die berühmte Samaria-Schlucht, dem Karano-Gebiet und der Tshikliana-Schlucht erkunden wir Kreta.
Ein Reisebericht von
Ngoc Anh Nguyen

1. Tag : Anreise nach Kreta

Sehnsüchtig haben wir seit langem darauf gewartet, diesen gemeinsamen Traum anzutreten. An einem kühlen Morgen Ende Mai galt unsere nur neunköpfige Aufmerksamkeit einem Eiland am südlichen Ende von Europa, an der Grenze zwischen Orient und Okzident.
Eine Insel, fast zweihundertfünfzig Kilometer lang und etwa sechzig Kilometer breit, Geburtsstätte des Göttervaters Zeus und einer der ersten europäischen Hochkulturen, reich an Geschichte, Kultur und touristischen Annehmlichkeiten. Wir waren auf dem Weg nach Kreta - der Insel der Götter, des Weines und der Olivenhaine. Gemeinsam mit den Rundreisegästen der Kulturgruppe ging es pünktlich von Berlin nach Heraklion, wo wir nach knapp dreistündigem Flug wohlbehalten landeten. Kreta begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein. Nachdem alle Koffer im Bus verstaut waren, fuhren wir von Heraklion aus in östliche Richtung nach Hersonissos, dem Domizil und Ausgangspunkt unserer Aktivitäten auf Kreta. Nachdem wir unsere Zimmer im schönen Hotel King Minos Palace bezogen hatten, erkundeten wir kurz die nähere Umgebung, bevor wir uns am ausgezeichneten Buffet zum Abendessen stärkten.Wir wollen auf unserer Reise in Kreta griechische Lebensart, Sonne, Strand, Kultur und Natur erleben.

2. Tag: Calimera! Wanderung auf der Lasithi–Hochebene

Bei strahlendem Sonnenschein starten wir in einen spannenden Tag. Gestärkt begeben sich die Reisegäste zusammen mit unserer örtlichen Reiseleiterin Maria, seit vielen Jahrzehnten mit Herz und Seele als Führerin auf Kreta unterwegs in das Dikti-Gebirge. Wir richteten unser Augenmerk auf die Lassithi-Hochebene und die umliegenden Bergrücken. Maria erzählt uns auf den Weg bis zur Hochebene von Lasithi die Geschichte des Kronos. Während der Wanderung erfahren wir viel Interessantes zur Geschichte, Entstehung und Bedeutung der minoischen Ausgrabungsstätte. Die fruchbare Ebene beherbergt etwa zwanzig kleine Dörfchen, alle nach den hier siedelnden Familien benannt. Die Wanderroute nach Tzermiado bot eine grandiose Aussicht auf die Umgebung der Hochebene, das grüne Tal mit dem Stausee sowie das Meer am Horizont. Während der Einsteigertour entdeckten wir viele kleine Pflänzchen am Wegesrand: Orchideen, Alpenveilchen, Kamille und zum Schluss die bizarren Drachenwurzpflanzen. Durch ruhige Berglandschaften passierten wir Schaf- und Ziegenherden, dessen Glocken man schon von weitem hören konnte und erreichten schließlich das urige Dorf Tzermiado. Überall am Wegesrand stehen noch heute die alten Windräder, die in früheren Zeiten zum Mahlen von Getreide genutzt wurden. Im Tal erwartet uns bereits unser Chauffeur für die nächste Etappe des Tages. Wir fuhren an Wallnussbäumen und Ackerflächen entlang, der Blick ging hinauf zu den Bergspitzen, die an einigen wenigen Stellen noch von Schnee bedeckt waren. Trotzdem kann hier dreimal im Jahr geerntet werden und nach Meinung der Insulaner stammen die besten Kartoffeln von dieser Ebene. Wir erreichten beim kleinen Örtchen Psichro den Ausgangspunkt des Aufstieges zur Diktäischen Höhle, vielleicht besser bekannt als Höhle des Zeus. Der Mythologie nach wurde hier Zeus geboren und vor seinem Vater versteckt gehalten. Zum Höhleneingang führt ein alter, steiler Minoenweg. Der steinige Pfad konnte wahlweise zu Fuß oder per Esel erklommen werden. Wir entschieden uns für die Füße, denn schließlich sind wir die aktiven Wanderer. Schließlich standen wir am Eingang der schön illuminierten Tropfsteinhöhle. Über etliche Stufen ging es hinab in den Bauch der Höhle zur sagenumwobenen Geburtsstätte von Zeus. Die Feuchtigkeit, die uns empfing, lies uns unwillkürlich darüber nachdenken, ob das Klima einer Geburt zuträglich war oder stattdessen rheumatischen Krankheiten Vorschub leistete. Naja, die Mythen der alten Griechen eben...Zum Mittag kehren wir in eine gemütlich Taverne ein und genießen noch einmal intensiv die reizvolle Berglandschaft Entlang der Küste, vorbei an malerisch in die Berghänge geschmiegte Dörfer und mit Salbei und Ginster bewachsenen Wiesen ging in Richtung Osten nach Agios Nikolaos, einer idyllisch gelegenen Hafenstadt im Osten Kretas, die noch einmal Gelegenheit zum Bummeln, Kaffeetrinken bot und so mischten wir uns unters kretische Volk.

3. Tag: Ausflug nach Knossos und Heraklion

Wieder begrüßte uns ein sonniger Tag, als wir unser Hotel am Morgen verließen. Heute stand ein sehr abwechslungsreiches Programm auf der Tagesordnung und ein besonderer Höhepunkt, der Palast von Knossos, war unser erstes Etappenziel. Gemeinsam mit der Kulturgruppe und ihrer Reiseleiterin Rena, unternehmen wir diesen Tagesausflug. Nach knapp dreiviertelstündiger Fahrt reihten wir uns ein in die Schlange der Wartenden vor dem Eingang zur bekanntesten Sehenswürdigkeit von Kreta. Mit uns schoben sich Besucher aus aller Herren Länder durch die Ruinen der minoischen Palastanlage. Errichtet zwischen 2100 und 1800 v. Chr. wurde der Palast von Knossos bereits um 1750 v. Chr. von einem gewaltigen Erdbeben wieder zerstört. Knapp zweihundert Jahre später erreichte Knossos seine größte Bedeutung und baute neue, noch größere Palastanlagen auf den Fundamenten der Alten. In seiner noch heute wahrnehmbaren Ausdehnung erstreckte sich der Palast zum Schluss über etwa 21.000 Quadratmeter, mehr als eintausend Räume verteilten sich auf fünf Etagen um einen rechteckigen Innenhof. Die verwinkelten Räume, Durchgänge und Treppenhäuser waren wahrscheinlich die Vorlage zum Mythos des Labyrinthes und seines bekanntesten Bewohners, des sagenhaften Minotaurus. Jener stierköpfige Stiefsohn des Königs Minos wurde Dank der Hilfe der schönen Ariadne von Theseus im Labyrinth getötet. Reichlich Stoff also für die Legende, von Homer der Nachwelt überliefert. Der Brite Arthur Evans, welcher dreißig Jahre lang Ausgrabungen an den Palastanlagen durchführte, legte auch eine Reihe von wunderschönen, farbigen Fresken frei, welche rituelle Motive zum Inhalt hatten. Leider sind bis auf wenige Rekonstruktionen in vielen Bereichen des Palastes nur die Grundmauern übrig geblieben, so dass man die einstige Größe und Bedeutung der Anlage nur mehr erahnen konnte.
Nach soviel kulturgeschichtlicher Auseinandersetzung mit der Vergangenheit unserer Gastinsel wandten wir uns anschließend den ökonomischen Grundlagen zu. Diese bestehen im Wesentlichen aus dem Tourismus, dem Handel mit Oliven und darauf aufbauenden Produkten und der Weinherstellung. Um uns selbst ein Bild von der Herstellung und Verarbeitung des Weines zu machen, fuhren wir weiter ins Landesinnere, nach Peza . Hier, in einer Agrargenossenschaft, besuchen wir die Weinkellerei Minos. Bei einem kurzen Film über die Traditionen im Oliven- und Weinanbau in dieser Region bekamen wir einen ersten Eindruck von der Theorie. Wir erfuhren wir etwas mehr über die Produktion des hochwertigen Öls, welches aus den Früchten von beinahe 30 Millionen Olivenbäumen auf Kreta gewonnen wird, konnten verschiedene Produkte kosten und den einen oder anderen Wein probieren.
Auch der gereichte Raki mit Honig erfreute sich großer Nachfrage. Derartig gestärkt ging es weiter in südliche Richtung nach Thrapsano, dem "Dorf der Töpfer", wie es bereits in türkischer Zeit genannt wurde. Kleine Töpfereien stellen heute noch die traditionellen Pitharia her, große Tongefäße, die zur Aufbewahrung allerlei Produkte taugen. Ähnliche Gefäße kann man übrigens auch im Palast von Knossos besichtigen. Wir besuchten eine dieser kleinen Manufakturen und schauten dem Töpfer bei seinem Handwerk zu. Wer wollte, hätte sich auch selbst an die Töpferscheibe setzen können. Da das kunstvolle Formen des Tons aber in der Regel eine eher schmutzige Angelegenheit ist, haben alle von der "Vertöpferung" ihrer kreativen Ideen Abstand genommen. Wir machten uns deshalb auf den Weg nach Heraklion, der mit knapp 150.000 Einwohnern größten Stadt Kretas und Zentrum der Verwaltungsregion. Bei einem Bummel durch die Innenstadt bewunderten wir die im 17. Jahrhundert im italienischen Renaissancestil erbaute venezianische Loggia, den etwa gleichaltrigen Löwenbrunnen auf der Platia Venizelou sowie die Agios-Titos-Kirche, die den in Gold gefassten Schädel des Heiligen Titos beherbergt. Ein Stück weiter die Straße hinab gelangte man zum venezianischen Hafen mit der Festung Koules und den Lagerhallen aus eben dieser Zeit. In einem der vielen Straßencafes konnte man sich einen griechischen Kaffee oder oder einen Frappee, einen geeisten Kaffee, schmecken lassen. Oder man probierte griechischen Schafskäse im leichten Blätterteigmantel mit Zucker und Zimt. Für deutsche Gaumen ungewohnt, dafür aber sehr schmackhaft. Mit dem Bus ging es dann zurück ins Hotel, wo wir uns für den Abend vorbereiteten. Uns erwartete heute ein folkloristisches Programm in einem traditionellen griechischen Museumsdorf, eine halbe Autostunde oberhalb von Hersonissos in den Bergen gelegen. Zu typisch kretischen Gerichten gab es Wein und Musik, es wurde viel gesungen, geklatscht und gelacht. Männer und Frauen in kretischen Trachten führten traditionelle Tänze auf und nahmen dabei so manchen Gast in ihre Mitte. Unbeteiligt blieb dabei kaum eine(r). Denn auch wir waren mittendrin, haben gemeinsam Sirtaki getanzt und ließen uns von der griechischen Lebensfreude anstecken. Irgendwann ging auch der schönste Abend zu Ende und so machten wir uns, an Leib und Seele gesättigt, eine Stunde vor Mitternacht auf den Heimweg. Einschlafprobleme gab es an diesem Abend wohl kaum welche...

4. Tag: Wanderung durch die Knosiano–Schlucht – Gortys – Chania

Das perfekte Wetter für die nächste Wanderung erwartet uns heute Morgen. Wir freuen uns auf die Tiefebene Messara im Süden der Insel. Vorgewarnt auf die wildbewachsenen Wanderwege zogen wir mit langen Hosen und voller Wanderausrüstung von Paradisos am Fuße des heiligen Berges Jouchtas los. Sechs kleine Welpen begegneten uns gleich zu Anfang der Wanderung. Sie wollten uns gleich auf der Wanderung begleiten und liefen eine ganze Weile mit uns mit, bis einer nach dem anderen durch steile Pfade und Flussüberquerungen aufgehalten wurde, uns zu folgen. Herzzerreisend müssen wir die süßen Hundebabys zurücklassen, schließlich sollten sie zurück zu ihrer Mama. Vorbei an Weinterrassen, Artischockenfelder, weite Olivenhaine und dicht bewachsene Kräuterwiesen durchlaufen wir die Knosiano-Schlucht, eine bezaubernde wildromantische Landschaft mit gelegentlichen stacheligen Angelegenheiten.
Am Ender der Wanderung besuchten wir das römische Odeon in Gortys, eine der ersten Städte Kretas, die das Christentum annahm. Bei einem Rundgang durch die Reste der antiken Stadt warfen wir zuerst einen Blick auf die Titus-Basilika, eine Ruine aus der frühchristlichen Zeit, die ihren Namen einem Schüler des Apostels Paulus verdanken soll, dem heiligen Titus. An uralten Olivenbäumen vorbei gelangten wir zum Odeon, einem aus römischer Zeit stammenden Theater, wo man noch gut die Sitzreihen erkennen kann, bevor wir uns den berühmten Gesetzestafeln von Gortyn zuwandten, welche aus den Jahren 500 vor Christus stammen und die ältesten Gesetzestafeln Europas sind. Die in einem dorischen Dialekt geschriebenen Tafeln werden abwechselnd von links nach rechts und in der nächsten Zeile von rechts nach links gelesen. Hinter dem Odeon findet man eine immergrüne Platane, unter der der Sage nach Zeus die entführte Europa schwängerte.
Unsere Mittagspause machen wir in dem kleinen Badeort Matala. Der Sage nach ging an dieser Stelle Zeus mit der entführten Europa an Land, wo er sich in einen Adler verwandelte und mit ihr nach Gortyn flog. Eine derartige Flugschau war heute nicht zu erwarten, trotzdem erkoren wir das Dörfchen zu unserem Pausenort. Viele kleine Läden, Bars und Restaurants entlang des breiten Strandes, in einer Bucht gelegen, kennzeichneten das Bild des Ortes. Allenthalben stieß man auf Fragmente der jüngeren Vergangenheit, als sich der Ort einen Namen bei den Aussteigern aus aller Welt machte. Vorschub leistete dafür nicht nur die Lage und das wunderbare Klima an der kretischen Südküste, nein, einen nicht unwesentlichen Beitrag für die Hippiebewegung gerade an dieser Stelle konnte man den Wohnhöhlen aus der Jungsteinzeit, die in den weichen, porösen Stein der umliegenden Felsen gegraben wurden, zuschreiben. Heute kann man gegen eine Gebühr die ehemaligen Wohn- und Grabhöhlen selbst erklettern und besichtigen. Ein nicht ganz ungefährliches Unterfangen, gibt es doch weder Geländer, Handläufe noch feste Treppen, so das man schon ein wenig Kletterlust und Kondition mitbringen muss, um auch in die höher gelegenen Höhlen einen Blick werfen zu können. In der Sirtaki Taverne direkt am Strand genossen wir frisch gefangenen Fisch und Meeresfrüchte vom Grill. Hach, so könnte jeder Tag sein! Wer mochte, badete im kristallklaren Wasser des Libyschen Meeres. Gestärkt, durchwärmt und entspannt machten wir uns dann am Nachmittag auf Weg in Richtung Nordwest der Insel in den Ort Gerani Platanias (bei Chania), in dem wir die nächsten Nächte verbringen. Fröhlich bezogen wir unsere großen Appartements im Hotel direkt am Kretischen Meer.

5. Tag: Wanderung durch die Samaria–Schlucht

Ein aufregender Tag steht uns bevor. Schon die ganze Woche freuten wir uns auf eine der schönsten Schluchten Europas im Samaria-Nationalpark. Mit 18 Kilometern ist die gleichnamige Schlucht die längste unseres Kontinents. Der Bus brachte uns im frühen Morgenlicht durch die Landschaft der Lefka Ori, der Weißen Berge zum Ausgangspunkt. Die Straße schlängelt sich bis zur Omalos-Hochebene. Der mehr als 2000 Meter hohe, heilige Berg Gigilos begrüßte die Ankömmlinge. Wir kaufen die Eintrittskarten am Eingang und das Abenteuer beginnt bei Xyloskalo auf einer Höhe von ca. 1.250 Metern. Es wird eine „Gesichtskontrolle" gemacht und nun ging es los durch die Bergwelt Lefka Ori bis zum Libysischen Meer. Die Tour führte zunächst über viele Steinstufen 900 Höhenmeter hinab auf den Schluchtgrund, das sich vor 13 Millionen Jahren erhob. Die steilen, eindrucksvollen Felswände präsentierten sich in voller Schönheit. Es ging weiter bergab vorbei an vielen Kiefern, uralten Zypressen und riesengroßen Felsblöcken. Dieses besondere Ökosystem wurde 1962 zum Nationalpark erklärt. Inzwischen umfasst der Park eine Fläche von 4850 Hektar. Die Samaria-Schlucht ist sein Herz. Zwischendurch gibt es immer einige Rastplätze und Quellen, die zum Pausieren bzw. Erfrischen einluden. Wir genossen immer wieder das Quellwasser aus den Bergen, den Kiefernduft in der Luft und das harmonische Vogelgezwitscher.
Bei Kilometer 7,5 erreichten wir das verlassene Dorf Samaria. Heute dient es als Station der Parkwächter. Hier gab es auch Mulis, die verletzte Wanderer aus der Schlucht hinausreiten können. Früher lebten in den Steinhäusern Familien, die 1965 umgesiedelt wurden. Im Dorf kann man sich mit der traditionellen Architektur bekannt machen und eine Weile ausruhen. Wir erfreuen uns an die Pause für die Füße und lassen uns unseren Picknick, das wir den Tag zuvor in einem kleinen Lebensmittelmarkt kauften, richtig schmecken. Hinter Samaria beginnt der spektakulärste Teil unserer Wanderung, die enge und tiefe Schlucht. Bis zu hundert Meter hoch türmen sich die Felswände auf beiden Seiten des Weges und die schmalste Stelle ist gerade mal drei Meter breit. Hier schien es uns, als würden sich die Felsen in der Höhe berühren. Manche steilen Schiefernfelsen sind gemustert wie Tiger, mit schwarzen Streifen im Gestein. Aus dem Wald heraus am Schluchtgrund schien die Landschaft ausgetrocknet zu sein, ohne Schatten. Die Steine sind von Millionen von Litern Wasser glatt geschliffen worden. Es wundert nicht, dass sich um diesen Ort Legenden ranken. Von Feen am kleinen Wasserfall und von Freiheitskämpfern, die sich in der Schlucht versteckten.
Dreizehn Kilometer über Stock, Stein, gewaltige Felsen, umgefallene Baumstämme und rauschende Bäche waren zu bewältigen und waren keines Wegs ein einfacher Spaziergang. Am Ausgang der Schlucht wird erneute „Gesichtskontrolle" oder besser Kartenkontrolle gemacht, um sicher zu stellen, dass am Ende des Tages kein Gast in der Schlucht zurückgeblieben ist. Nun waren es noch zwei Kilometer bis zum im Dorf Agia Roumeli. Erschöpft aber zufrieden blicken wir von einer Taverne aus auf das türkisblaue Libysche Meer und schlecken Eis, Jogurt oder ein eiskaltes Bier. Dann war noch etwas Zeit am Strand zu verweilen bevor es mit der Fähre nach Sougia und wieder zurück ins Hotel ging. Alle waren sehr zufrieden, glücklich und stolz die Tour gemeistert zu haben. Es hat sich auf jeden Fall für uns gelohnt.

6. Tag: Wanderung in der Tshikliana–Schlucht

Noch einmal schnürten wir unsere Wanderschuhe um eine schöne Tour auf der Insel des Zeus zu erleben. Eine gute Stunde fuhren wir in den kleinen Ort Sirikari, von dem aus unsere heutige Tour durch die Tshiklana-Schlucht begann. Der erste Teil verlief etwas steiler und sehr steinig, es war also Vorsicht geboten, dass man nicht stolperte oder ausrutschte. Dann wanderten wir geradeaus durch die eindrucksvolle Schlucht. Am Himmel kreisten die Geier, die mit ihren breiten Flügeln „vogelleicht" durch die Schlucht schwebten. Außerdem erblickten wir auch die wilden Bergziegen Kri Kris, eine Mama mit ihrem Jungen und später zwei weitere Tiere. Mit ihren lauten Rufen wollten sie wohl auf sich aufmerksam machen, was ihnen auch hervorragend gelang, denn ihre lauten (Jammer)Töne waren nicht zu überhören. Nach wenigen Kilometern erreichten wir schließlich schon das Ende der Schlucht, aber wir mussten noch etwas weiter nach Polyrinia laufen. Über den Asphalt ging es nun wieder bergauf, aber die Ausblicke in die Schlucht und die tolle Landschaft war großartig. Am Bus angekommen fuhren wir in eine nahgelegene Taverne, um unsere schöne Wanderwoche gesellig ausklingen zu lassen. Es gab reichlich zu essen, angefangen von gefüllten Weinblättern, Käsetaschen, Tzatziki, Frikadellen, Sardinen bis hin zu Calamaris, Kuchen und Wein. Unsere Gäste zählten neun Gänge.
Am frühen Nachmittag kehrten wir zurück ins Hotel und konnten noch viel Zeit nutzen, um einen Strandspaziergang zu machen, im kühlen Meerwasser zu schwimmen oder die Füße am Pool hochzulegen und die Sonne zu genießen.

7. Tag: Wanderung im Karano–Gebiet – Chania

Eine letzte aber wunderschöne Wanderung steht uns bevor. Es gab anfangs Schwierigkeiten, unseren Ausgangspunkt ausfindig zu machen, denn diese Gegend ist abseits jeglicher klassicher Touristenrouten und die Natur verändert sich ständig. Doch nach ein paar Umrundungen, den Berag auf und ab erfragten wir unseren Startpunkt. Durch den schattigen und kühlen Wald stiegen wir bergauf und bergab durch die Karano-Schlucht. Kurz auf dem Asphaltweg entlang der Serpentinen, bogen wir links am Ort Zourvas auf einen Feldweg ab, wanderten durch Orangen- und Zitronenhaine und kamen schließlich in unserem Zielort Messkla an. Wir suchten uns schließlich ein nettes Plätzschen für unseren Picknick im Schatten, mit Sitzbank, Schaukelstuhl und Idylle pur. Gemeinsam zauberten wir ein schönes kretisches Picknick mit den von uns am Tag zuvor eingekauften Speisen. Unter Anleitung von Maria bereiteten wir eigenhändig einen Salat aus Gurken, Tomaten, Oliven und Fetakäse mit viel Oregano zu, servierten Brot, Tzatziki, und Wurst zu. Als Dessert gab es Obst oder super süßes kretisches Gebäck aus Sesam. Den Rosewein kühlten wir im rauschenden Fluss. Im Anschluss gab Anh im Namen von Eberhardt TRAVEL eine Runde Raki aus, der aus den zuvor erworbenen Gerechtigkeitsbechern getrunken wird. Hmmmm... - Jammas!
Glücklich und gestärkt setzten wir unsere Reise fort in die einstige Inselshauptstadt Chania. Sie ist bekannt für ihren venezianischen Hafen mit Leuchtturm, den türkischen Bauten und der großen Festung. Mit Maria machten wir als Erstes einen Stadtrundgang um die wichtigsten Punkte der Stadt kennenzulernen. Vor etwa 4.000 Jahren unter dem späteren Namen Kydonia gegründet, war sie für etwas mehr als einhundert Jahre die Hauptstadt von Kreta und ist heute nach Heraklion die zweitgrößte Stadt auf der Insel. Wir stiegen an der Markthalle aus und begannen von hier aus unseren Stadtrundgang. Der neoklassizistische Bau stammt vom Anfang des 20. Jahrhunderts und ist seinem Vorbild in Marseille nachempfunden. Vor allem Obst und Gemüse, aber auch andere Lebensmittel und Dinge des täglichen Bedarfs findet man in ihrem Inneren. Unser Weg führte uns anschließend zur "Kathedrale der drei Märtyrer", der Hauptkirche von Chania, die wie viele Gebäude in der Stadt venezianische Architektur aufweist. Wir schlenderten durch das jüdische Viertel, das mit den üppigen Bougainvillean und Rosen immer wieder tolle Fotomotive bot. Dann kamen wir beim Archäologischen Museum in der venezianischen Kirche an. Maria zeigte uns die vielen Ausstellungsstücke aus vergangener Zeit und deren Bedeutung. Nach dem Besuch konnte dann Jeder noch individuell durch Chania bummeln. Durch das Evraiki-Viertel laufen wir weiter zum venezianischen Hafen, wo wir unter anderem die Janitscharen-Moschee, den bis 2006 aufwendig restaurierten Leuchtturm an der Hafeneinfahrt und die 1497 errichteten Arsenale, Depots, wo vor allen Dingen Schiffsbedarf aufbewahrt wurde, zu Gesicht bekommen.Am Hafen verabschiedeten wir uns von unserer tollen Reiseleiterin Maria, die uns viel Wissen, Freude und Liebe zu Ihrer Heimat vermitteltet. Es bleibt Zeit für einen individuellen Bummel durch dieses hübsche Städtchen. In einem der vielen kleinen Restaurants entlang des Hafenbeckens kann man sich sein Souvlaki oder einen griechischen Salat schmecken lassen. Das Angebot ist schier unerschöpflich und die Preise für eine Touristenhochburg noch moderat.

8. Tag: Heimreise nach Deutschland

Früh klingelt unser Wecker und wir begeben uns samt Koffer zum Bus. Etwas mehr als zwei Stunden Fahrt trennen uns vom Flughafen Heraklion. Zum Sonnenaufgang starten wir los und blickten noch einmal auf die Oleander, Ginster und Agaven links und rechts der Straße, kleine Buchten schoben sich immer wieder in unser Blickfeld. Wir passierten trutzige Kastelle, malerisch an die Küste geschmiegt.
Am Flughafen trafen wir wieder auf die Kulturgruppe. Es gab viel auszutauschen, denn seit dem sich unsere Wegte trennten, haben wir unheimlich viel Schönes erlebt. Mit vielen neuen und interessanten Eindrücken kehrten wir nun ins kühle Deutschland zurück.
Eine wunderschöne, unfassbar erlebnisreiche Reise geht zu Ende, von deren Erinnerungen wir noch lange zehren werden. Es waren beeindruckende Tage, an denen wir die glanzvolle Geschichte der Griechen sowie die gewaltige Kraft von Mutter Natur auf Kreta erforscht haben. Ich danke Ihnen allen für die großartige Zeit, die wir gemeinsam verbringen durften. Es hat mir unheimlich viel Spaß gemacht mit Ihnen die reizvollen und auch weniger bekannten Orte Kretas zu entdecken bzw. zu bewandern und würde mich freuen, mit dem einen oder anderen noch einmal bei einer gemeinsamen Reise die nächsten Schätze dieser Welt zu erkunden! Mit einem herzlichen „Efcharisto" sage ich noch einmal Danke und wünsche Ihnen beste Gesundheit für einen bevorstehenden fantastischen Sommer.
Ihre Ngoc Anh Nguyen

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