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Rundreise Schottland für Zugliebhaber

Reisebericht: 06.08. – 15.08.2025

Großbritannien gilt gemeinhin als die Geburtsstätte der Eisenbahn, was also liegt näher, als Schottland auf den schönsten Bahnstrecken zu erkunden? Wildromantische Natur mit tiefgrünen Tälern und Seen, sagenumwobene Burgen und Schlösser, Geschichten von tapferen Kriegern und epischen Schlachten und natürlich das ein oder andere Tröpfchen Whisky - all das darf auf einer richtigen Schottland-Reise natürlich nicht fehlen.

Sinah Witzig

Ein Reisebericht von
Sinah Witzig


06.08.2025 Anreise nach IJmuiden und Fährüberfahrt nach Newcastle

Unsere Reise startet schon früh morgens in Kesselsdorf, denn das Tagesziel ist der Hafen von IJmuiden bei Amsterdam. Entlang der A4 geht es zunächst in Richtung Süden durch Sachsen, dann durch Thüringen weiter bis nach Erfurt. Bei Eisenach verlassen wir die Autobahn und fahren über verschlafene hessische Dörfer, bis wir den neuen Teil der A44 erreichen. Von hier ist es nun nur noch eine kurze Fahrt bis nach Kassel. Über A44, A2 und A3 geht es nun durch Nordrhein-Westfalen. Am frühen Vormittag ist unsere Reisegruppe fürs Erste komplett, später am Fährhafen und morgen in Edinburgh werden weitere Gäste zur Gruppe stoßen.
Ohne größere Zwischenfälle erreichen wir gegen Mittag die Grenze zu den Niederlanden. Wenig später lassen wir dann auch den Verkehrsknotenpunkt Utrecht beinahe straufrei hinter uns und erreichen pünktlich den Hafen von IJmuiden. Auch das Check In-Prozedere geht heute schnell von statten und so dauert es nicht lange, bis wir es uns auf der Princess Seaways gemütlich machen können. Kurz nachdem wir das großartige Abendbuffet eröffnen dürfen, legt unser Schiff schon überpünktlich ab – Schottland wir kommen! Beim Abendessen werden nun schon allerlei Reiseerfahrungen ausgetauscht und man lernt die Mitreisenden so langsam kennen. Alle sind sich sicher: tolle Tage stehen uns bevor.

07.08.2025 Beamish Museum und Royal Edinburgh Military Tattoo

Pünktlich erreichen wir am nächsten Morgen nach einer ruhigen Überfahrt den Hafen von Newcastle. Auch das Ausschiffen geht relativ zügig und schon bald sind wir vollzählig unterwegs - jedoch führt uns unsere Reise zunächst nicht in Richtung der schottischen Grenze, sondern erst mal nach Süden. Etwas südlich von Newcastle befindet sich nämlich eines der berühmtesten Freilichtmuseen Großbritanniens. Das North of England Open Air Museum - oder kurz Beamish Museum - zeigt die Lebens- und Arbeitsbedingungen im Nordosten Englands im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Also genau die Zeit, die für die Ära der Industrialisierung und der goldenen Zeit der Eisenbahn besonders entscheidend ist.
Besonders interessant ist für die meisten von uns der Transport über das 120 Hektar große Gelände: Man kann zwar selbstverständlich zu Fuß gehen zwischen den verschiedenen Bereichen, jedoch verkehren auch historische Busse und Tram-Bahnen. So geht es bequem vorbei an einer alten Kohlemine, einer nordenglischen Kleinstadt, einem Dorf, einem Bauernhof und einem historischen Bahnhof - und wie im Nu sind drei Stunden Zeit verflogen. Nun wird es aber auch wirklich Zeit, nach Schottland zu kommen. Entlang der Ostküste fahren wir bei schönstem Wetter endlich in Richtung Norden. Nach etwa einer Stunde Fahrt ist die Gezeiteninsel Lindisfarne oder auch Holy Island zu erkennen und wenig später überqueren wir bei Berwick-upon-Tweed den ehemaligen Grenzfluss zwischen England und Schottland.
An der heutigen Grenze machen wir natürlich einen Stopp und feiern unsere Ankunft mit einem kleinen Whisky - Slàinte mhath!
Am frühen Abend erreichen wir unser Hotel mitten in der schottischen Hauptstadt und haben ein klein wenig Zeit uns frischzumachen, bevor wir zum Abendprogramm aufbrechen. Unsere übrigen Mitreisenden, die sich für eine Fluganreise entschieden haben, stoßen nun auch zu uns und gemeinsam spazieren wir wenig später zum Abendessen in einem urigen Pub.
Ohne große Erklärung lassen sich alle das schottische Nationalgericht Haggis schmecken - was es damit auf sich hat, das vertagen wir dann doch lieber auf morgen. Das eigentliche Highlight kommt jedoch nach dem Abendessen: fast alle Reisenden haben sich für den Besuch des Royal Edinburgh Military Tattoo entschieden. Zu Fuß geht es also nach dem Essen weiter durch die Altstadt: über den Grassmarket, wo einst der Galgen stand, über die Victoria Street mit ihren bunten Häusern und weiter hinauf zum Edinburgh Castle. Gespannt nehmen wir unsere Plätze auf den Tribünen ein und warten auf den Beginn der Vorstellung. Das 75. Jubiläum des Festivals ist ein Fest für alle Sinne und lässt jeden mit großer Begeisterung zurück. Euphorisch treten wir am späten Abend die Rückweg zum Hotel an und verabschieden uns in eine kurze Nacht.

08.08.2025 Forth Bridges, Reise in die Highlands und Strathspey Railway

Am nächsten Morgen müssen wir Edinburgh leider schon wieder verlassen - doch der kurze erste Eindruck hat doch einigen Lust gemacht, noch einmal wieder zu kommen. Unser erstes Ziel ist das kleine Städtchen South Queensferry, das direkt am Firth of Forth liegt, einem etwa 80 Kilometer langen Meeresarm, der den Süden Schottlands vom Norden trennt. Um diese große Wassermasse zu überqueren, wurden früher Fähren genutzt, als jedoch die Eisenbahn auch den Norden Schottlands erschließen sollte, musste eine andere Lösung gefunden werden. Im Jahr 1882 begann man schließlich mit dem Bau einer monumentalen Auslegerbrücke, die 1890 vollendet wurde. Fast 30 Jahre lang blieb die Forth Bridge für Brücke mit der Längsten Spannweite der Welt und fasziniert bis heute mit ihrer markanten roten Farbe Technikbegeisterte aus aller Welt. 1965 und 2017 folgten dann zwei Brücken für den Straßenverkehr, die ebenfalls die über zwei Kilometer lange Strecke überbrücken. Wir nutzen die Gelegenheit die drei Brücken aus der besten Perspektive zu fotografieren, bevor wir unsere Fahrt nach Norden fortsetzen.
Im pittoresken Örtchen Pitlochry legen wir unsere Mittagspause ein, bevor es dann durch die spektakulär schöne Landschaft des Cairngorms Nationalparks wieder ein Stückchen Richtung Norden geht. Der zweitjüngste Nationalpark ist mit seinen 3800 km² auch gleichzeitig der größte des Vereinigten Königreichs und wurde 2003 gegründet. Der Nationalpark wird geprägt vom Gebirgszug der Cairngorms, einem Teil der Grampian Mountains, heidebewachsenen Hochmooren und zahlreichen Seen. Neben etwa 20.000 Rothirschen lebt auch eine halbwilde Rentierherde im Nationalpark. Am Rande des Gebirgszugs liegt das Städtchen Newtonmore, das vor allem für sein Highland Folk bekannt, das als erstes Freileichtmuseum Großbritanniens gilt. Die Ethnografin Isabel Frances Grant begann schon in den 1930er Jahren, Alltagsgegenstände zu sammeln, von denen sie erwartete, dass sie bald aus dem Gebrauch verschwinden würden. 1943 erwarb sie schließlich ein Gelände in Kingussie unweit von Newtonmore. Wir haben die Möglichkeit uns hier die Lebensumstände und Wohnverhältnisse in den schottischen Highlands vom 18. bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts ansehen und sind vor allem von den sogenannten Blackhouses fasziniert, kleinen Stein- und Torfhütten, die noch bis ins letzte Jahrhundert in entlegenen Gebieten bewohnt wurden.
Nach einem kurzen Fotostopp am ehemaligen Militärlager Ruthven Barracks geht es für uns weiter nach Broomhill. Von hier aus starten wir zu unserer ersten Bahnfahrt mit der Strathspey Railway. Die Museumsbahn verkehrt seit 1978 wieder auf der 16 Kilometer langen Strecke bis nach Aviemore. Gerade rechtzeitig erreichen wir den historischen Bahnhof um die Einfahrt der Dampflok der LMS-Reihe mitzubekommen und das umspannen mit anzusehen. Wir sind begeistert von den altmodischen Tickets, die wir als Souvenir bekommen, bevor wir an Bord des Zuges klettern. Etwa 40 Minuten dauert unsere Fahrt durch die pittoreske Landschaft bevor wir Aviemore, die Hauptstadt der Cairngorms, erreichen. Ganz in der Nähe befindet sich auch unser Hotel für die folgenden drei Nächte und wir können uns nach unserer Ankunft erst einmal ein wenig einrichten, bevor wir uns zum Abendessen treffen.

09.08.2024 Inverness, Whisky und Keith and Dufftown Railway

Am nächsten Morgen führt uns unser erster Weg in die „Hauptstadt der Highlands“, Inverness. Inverness ist vor allem auch Hochburg der Kiltmaker und so lässt sich bei einem Bummel durch die Innenstadt auch eine ganze Menge entdecken. Am Morgen ist es auch noch relativ ruhig in der Stadt, sodass man gemütlich schlendern und das schöne Wetter genießen kann.
Gegen Mittag geht es für uns dann weiter nach Nordwesten auf die Black Isle-Insel. Hier widmen uns einem durchaus wichtigen Thema auf jeder Schottland-Reise: dem Whisky. Wir besuchen heute die Glen Ord Distillery, eine von drei Destillen, die heute unter dem Namen The Singleton verkaufen. In Glen Ord wird ein fruchtiger und leichter Whisky, vorwiegend für den asiatischen Markt, hergestellt.
Bei einer Führung durch den Betrieb lernen wir nun wirklich wie die Herstellung des schottischen Single-Malt-Whiskys abläuft und unter welch strengen Auflagen er danach mindestens drei Jahre lang fassgelagert werden muss, um sich überhaupt so nennen zu dürfen. Die meisten Whiskys werden sogar noch viel länger gelagert, was dann natürlich auch die höheren Preise verständlich macht. Bei The Singleton ist eines der Verkaufsargumente, dass man sich bei vielen Prozessen mehr Zeit lässt als üblich, als Konsequenz wird hier ein Whisky unter 12 Jahren in Flaschen abgefüllt. Die Kostprobe schmeckt uns gut und lockert die Stimmung für das weitere Tagesprogramm.
Wir fahren zurück in Richtung Inverness und folgen dann der Nordküste in Richtung Osten. In Nairn legen wir ein kleines Mittagspäuschen ein, welches allerdings von Wind und einem kurzen Regenguss ein bisschen vereitelt wird. Anschließend fahren wir weiter durch die Speyside, der bekanntesten Whisky-Region Schottlands. Hier befinden sich nicht nur etwa 50 verschiedene Destillen, sondern auch zahlreiche Mälzereien, Abfüllanlagen und Küfereien, die essentiell für die gesamte Industrie sind. Kein Wunder also, dass die Keith and Dufftown Railway, die heute auf unserem Nachmittagsprogramm steht, den Spitznamen "Whisky-Express" bekommen hat. Einst 1862 gegründet, führte die Bahnstrecke von Aberdeen über Keith nach Elgin und versorgte dabei auch die zahlreichen Destillen. 1991 wurde sie stillgelegt. Bahnliebhabern gelang es mit örtlichen Unternehmen und der damals noch möglichen Förderung durch die EU diese Strecke als Museumsbahn wieder zu beleben. Im Jahr 2000 fuhr die Bahn dann wieder von Dufftown nach Drummuir, ab 2001 auch bis Keith. Wir besteigen den Zug, der mittlerweile angekommen ist, und schon bald beginnt unsere Fahrt zwischen Wäldern, goldgelben Gerstenfeldern und Teichen. Nach 18 Kilometern und einer Dreiviertelstunde erreichen wir Dufftown, wo Jan uns mit dem Bus erwartet. Durch die wunderbare Natur der Cairngorms geht es nun für uns zurück in Richtung Aviemore wo uns schon bald das wohlverdiente Abendessen erwartet.

10.08.2025 Cairngorms Nationalpark, Caledonian Railway und Glamis Castle

Nach dem Frühstück starten wir heute mit einer Rundfahrt durch den Cairngorms Nationalpark. Wir fahren zunächst durch einige Orte, deren Namen uns durch diverse Whisky-Marken bekannt sind und schon bald können wir bei strahlendem Sonnenschein die Heideblüte bestaunen. Die Berge sind in sattes Lila getaucht und mit der passenden Hintergrundmusik sind wir alle gleich in der richtigen Stimmung. Auf der alten Hauptverbindungsstraße durch die Highlands fahren wir durch die wunderbare Landschaft und lernen auch die beliebtesten Skigebiete der Region kennen - für Alpen-Erfahrene Skisportler sind die vergleichsweise kleinen Hügel auf etwas 600 Metern Höhe bloß ein müdes Lächeln wert, aber dennoch ist hier im Winter richtig viel los.
Oberhalb des sternförmigen Corgraff-Castle legen wir einen kurzen Stopp ein, bevor es dann hinunter geht in die Royal Deeside. 1842 war Königin Victoria als noch sehr junge Königin, frisch verheiratet mit Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, zum ersten Mal nach Schottland gekommen und hatte sich hals über Kopf verliebt. Das junge Königspaar beschloss, sich in den Highlands einen Familienwohnsitz einzurichten und kaufte das Balmoral Estate direkt am Fluss Dee im Jahre 1848 ohne es vorher besichtigt zu haben. Schnell realisierte man, dass das £31.500 (heute etwa vier Millionen) teure Anwesen für royale Zwecke zu klein sei und ließ unter der Leitung Alberts einen Neubau mit 70 Zimmern errichten. Seither ist es Tradition des Königshauses, jeden Sommer von August bis Anfang Oktober in Balmoral zu verbringen.
Wir folgen dem Fluss Dee ein Stück bis nach Ballater, wo sich einst der Bahnhof für die Besucher Balmorals befunden hat und überqueren den Fluss, anschließend geht es weiter über die alte Militärstraße bis an den südlichen Rand des Nationalparks nach Brechin. Der originale Bahnhof aus der Viktorianischen Zeit ist hier noch erhalten geblieben und wir können die Einfahrt der Dampflokomotive 419 der CR-Klasse 439 miterleben, bevor wir selbst in den Zug steigen. Die alten Wagons geben einem das Gefühl als wäre man plötzlich in einem Harry Potter-Film gelandet. Die Caledonian Railway besaß einst ein Steckennetzwerk von über 1800 Kilometern und war damit der zweitgrößte Betreiber Schottlands. Im Zuge der Umsetzung des Railways Act 1921 ging die Caledonian Railway am 1. Januar 1923 in der neuen London, Midland and Scottish Railway auf. Heute wird unter dem Namen ein kleiner stillgelegter Abschnitt von etwa 6 Kilometern zwischen Brechin und Bridge of Dun wieder betrieben.
Nach der kurzen aber schönen Fahrt geht es für uns weiter zum nächsten Ziel: Glamis Castle. Seit über 650 Jahren ist das Castle im Familienbesitz der Familie Lyon, Earls of Strathmore. Bekannt ist das beeindruckende Anwesen vor allem als der Ort, an dem Elizabeth Bowes-Lyon, die spätere Königin Mutter aufgewachsen ist und auch ihre zweite Tochter, Prinzessin Margaret zur Welt gebracht hat. Bei einer Führung dürfen wir uns einen Großteil der Wohnräume ansehen. Dabei hören wir allerlei Interessantes, die Geistergeschichten sind dabei natürlich das Spannendste. In der Privatkapelle hören wir dann auch von der grauen Lady, die hier ihren eigenen Stuhl hat, auf dem niemand außer ihr sitzen darf – es bringt hoffentlich kein Unglück wenn man es doch tut, denn natürlich sitzt jemand aus unserer Gruppe unwissentlich darauf.
Auf dem weitläufigen Gelände um das Castle herum ist heute jede Menge los, denn es findet ein Sommerfest statt - außerdem finden wir dann auch endlich zwei wunderschöne Exemplare der schottischen Highland-Rinder, die allerdings ob der Temperaturen die meiste Zeit sehr faul im Schatten liegen und wenig an einem Fotoshooting interessiert sind.
Am späten Nachmittag treten wir dann die Rückreise nach Aviemore an und freuen uns nach dem langen Tag auf einen entspannten Abend.

11.08.2025 Cairngorm Mountain Railway und Loch Ness

Am nächsten Morgen erwartet uns zunächst sehr schottisches Wetter: Nieselregen und tiefhängende Wolken sind nicht gerade das, was wir uns für heute gewünscht haben, schließlich steht die Fahrt mit der einzigen Standseilbahn Schottlands auf dem Plan. Aber es hilft ja nicht, wir frühstücken, checken aus unserem Hotel aus und bleiben positiv. Auf dem Weg zur Cairngorm Mountain Railway legen wir noch einen Fotostopp ein - nur zur Sicherheit, falls oben auf dem Berg die Wolken zu dicht hängen und wir keine Aussicht mehr auf Loch Morlich und das Tal haben würden.
Pünktlich erreichen wir unser Ziel und reihen uns schon gleich ein, um mit der ersten Bahn hinaufzufahren zur Ptarmigan Top Station auf 1097 Metern Höhe. Tatsächlich sieht es so aus als würde es langsam ein wenig aufklaren. Historisch ist die höchstgelegene Bahnstrecke Großbritanniens wahrlich nicht, erst seit 2001 ersetzt die Cairngorm Mountain Railway den ehemaligen Sessellift, aber seither gab es zahlreiche Probleme und die Strecke war immer wieder geschlossen - also können wir froh sein, dass wir heute überhaupt in den Genuss der Bahnfahrt kommen, ganz abgesehen von der Aussicht. Dann geht es los: in nur etwa acht Minuten überwindet die Standseilbahn den Höhenunterschied von 462 Metern auf einer durchgehenden Strecke mit einer kurzen Ausweichstelle, wo der Gegenzug unsere Kabine passiert.
An der Gipfelstation angekommen, machen wir uns zunächst auf Erkundungstour auf der Aussichtsterrasse und freuen uns, dass wir doch verhältnismäßig viel sehen können. Dann warten ein Dokumentarfilm über den Nationalpark, sowie selbstverständlich auch ein Souvenirshop auf uns.
Am späten Vormittag verlassen wir dann die Cairngorms in Richtung Inverness. Dann haben wir auch schon bald das Südende des sagenumwobenen Loch Ness erreicht. Die Geschichten über das Monster im See sind jahrhundertealt. Aufgrund der bis heute unbekannten Tiefe des Sees und des trüben und kalten Wassers sind um Loch Ness schon zu keltischen Zeiten Mythen um Kelpies und andere Wesen entstanden. Frühchristliche Missionare wollen dann im 8. Jahrhundert ein Seeungeheuer gesichtet haben und seit dem ersten Foto von „Nessie“ aus den 1930er Jahren versuchen immer wieder neue Glücksritter es hier zu Ehre und Reichtum zu bringen – bisher vergeblich.
Wer weiß, vielleicht schaffen wir es ja heute? Nach einer kurzen Mittagspause starten wir zu unserer Schifffahrt auf dem berühmten See und landen - leider ohne Sichtung eines Seeungeheuers - eine gute halbe Stunde später an der bekanntesten Ruine Schottlands, Urquhardt Castle. Aufgrund der strategisch günstigen Lage direkt am See ist es über Jahrhunderte stark umkämpft gewesen. Bereits der Heilige Columban soll auf seinen Missionarszügen hier Unterschlumpf gefunden haben, der Clan Urquhardt ließ sich dann nieder und erbaute ein Lager, das dann im 14. Jahrhundert befestigt und vom Clan MacDonald verwaltet wurde. 200 Jahre später hatte die Burg an Bedeutung verloren und wurde schlussendlich von ihren Besitzern, den Grants, zerstört, damit sie nicht als Unterschlupf im Kampf der Jakobitern dienen konnte.
Nach unserer Besichtigung geht es dann mit dem Bus weiter entlang des Great Glen. Das Tal teilt die schottischen Highlands in die Northwest Highlands und die Grampian Mountains und wird durchzogen von den Seen Loch Ness, Loch Oich und Loch Lochy. Ebendiese Seen hat man zu Beginn des 19. Jahrhunderts unter der Leitung Thomas Telfords zum Kaledonischen Kanal verbunden. Nur ein Drittel des 97 Kilometer langen Kanals mussten so künstlich geschaffen werden. Nichtsdestotrotz ist er ein technisches Meisterwerk, denn man musste eine Scheitelhöhe von 42 Metern mit insgesamt 29 Schleusen überwinden. Die zweitlängste Schleusentreppe sehen wir auf unserer Fahrt durch Fort Augustus, die längste werden wir uns morgen in der Nähe von Fort William ansehen.
Wir legen noch einen kurzen Stopp ein bei Spean Bridge. Das sogenannte Commando Memorial ist Soldaten gewidmet, die aus den Highlands kamen und in den beiden Weltkriegen gekämpft haben. Von hier aus hat man auch oft einen wunderbaren Blick auf die Ben Nevis Range, die höchsten Berge Schottlands - doch während an vielen Tagen trotz guter Sicht eine Wolke auf dem 1345 Meter hohen Gipfel des Ben Nevis hängt, liegt heute die ganze Bergkette im Nebel und nur der Gipfel zeigt sich ab und zu. Na ja, morgen ist ja auch noch ein Tag.
Wir stauen uns nun durch Fort William, die größte Stadt in der Region und Knotenpunkt für Reisende in alle Richtungen, bevor wir etwas weiter südlich unser nächstes Hotel, direkt am Ufer des Loch Onich erreichen.

12.08.2025 Glencoe, Road to the Isles und Jacobite Stream Train

Schottland wäre nicht Schottland, wenn es nicht immer wieder überraschend wäre und so begrüßt uns der neue Tag mit einer wundervollen Morgenstimmung am Loch Onich. Viele von uns sind schon früh auf den Beinen und so zieht es uns hinaus, um schon vor dem Frühstück die ersten Fotos zu schießen. Nach dem Frühstück brechen wir dann zunächst einmal auf in Richtung Osten, um eines der schönsten, wenn nicht das schönste Tal Schottlands zu besuchen. Das Glencoe ist eines der typischen, in der letzten Eiszeit geformten Täler. Aufgrund seiner tragischen Geschichten von Clanfehden, Intrigen und Verrat wird Glencoe auch das „Tal der Tränen“ genannt. In der Morgenstimmung genießen wir das traumhafte Licht und nehmen uns Zeit für zahlreiche Fotostopps entlang der nur etwa 12 Kilometer langen Durchfahrt. Am "Three Sisters Viewpoint" werden wir dann sogar noch von einem Dudelsackspieler begrüßt, der die mystische Stimmung perfekt macht.
Später legen wir noch einen Stopp am Glencoe Visitorcentre ein, wo man einen kleinen Spaziergang durch den Wald unternehmen oder sich ein typisches Torfhaus ansehen kann.
Unser nächster Halt ist ein Versorgungsstopp in Fort William, bevor wir uns die Schleusentreppe "Neptune's Staircase" am Beginn des Kaledonischen Kanals ansehen. Insgesamt acht Schleusen überwinden hier einen Höhenunterschied von 20 Metern überwinden. Wir können sogar dabei zusehen, wie einige Freizeitboote geschleust werden. Um alle acht Schleusen zu durchfahren, braucht man in etwa 90 Minuten - so viel Zeit haben wir heute nicht, denn das eigentliche Highlight folgt ja noch.
Nach diesem technischen Highlight geht es für uns auf eine der schönsten Panoramastraßen Schottlands, die sogenannte Route to the Isles. Die A830 verläuft etwa 70 Kilometer fast parallel zur Trasse der West Highland Line und führt von Fort William, vorbei an Loch Eil, Loch Shiel und Locht Eilt bis nach Mallaig.
Bekannt geworden ist die Strecke vor allem aufgrund der Harry Potter-Verfilmungen, denn auf der Bahnstrecke verkehrt im Sommer auch der Jacobite Steam Train, besser bekannt als Hogwarts Express. Herzstück der Bahnstrecke ist das 30 Meter hohe und 380 Meter lange Glenfinnan-Viadukt, das zwischen 1897-98 erbaut wurde.
Glenfinnan ist allerdings auch historisch sehr spannend, denn hier soll Bonnie Prince Charlie während des letzten Jakobiten-Aufstandes 1745 angeblich das schottische Festland erreicht haben, vermutlich auf selber Strecke floh er auch, nicht einmal ein Jahr später, nach seiner Niederlage in Culloden und wurde von Flora MacDonald nach Skye gebracht. Daher hat der Zug auch seinen aktuellen Namen.
Wir sind natürlich rechtzeitig da, um unsere Beobachtungsposten für die Ankunft es Zuges zu beziehen und sind damit wahrlich nicht alleine. Relativ pünktlich kündigt sich dann auch der Dampfzug an. Wie er sich erst langsam und dann immer schneller über das 380 Meter lange Viadukt schiebt und dann nur wenige Meter unter uns vorbeirauscht ist wirklich ein tolles Erlebnis – eigentlich fast besser als drin zu sitzen.
Anschließend geht es entlang der Küste weiter für uns, auf einer der schönsten Strecken, die Schottland landschaftliche zu bieten hat. Angekommen in Mallaig können wir am Horizont die Südküste von Skye sehen, die fast zum Greifen nah erscheint. Es bleibt Zeit um bei herrlichem Wetter den Ort zu erkunden und eine leckere Portion Fish & Chips zu genießen bevor wir dann am späten Nachmittag selbst in den Jacobite Steam Train einsteigen um zurück nach Fort William zu fahren. Aufgrund anhaltender Streitigkeiten bezüglich der Sicherheit des historischen Zuges werden mittlerweile Wagons eingesetzt, bei denen man die Fenster nicht öffnen kann - normalerweise nur für Fotografen ärgerlich, doch heute aufgrund der Temperaturen ein echtes Handicap. Zwar kümmert sich eine sehr engagierte junge deutsche Stewardess um und und besprüht uns regelmäßig mit Wasser, jedoch merkt man, dass Sommer in Schottland doch immer noch ein eher selten auftretendes Phänomen zu sein scheint. Nichtsdestotrotz genießen wir die tollen Aussichten auf unserer Fahrt und werden schlussendlich sogar noch mit einem grandiosen Blick auf den vollkommen wolkenfreien Ben Nevis belohnt. Was für ein gelungener Tag!

13.08.2025 Kilchurn Castle, Inverary Castle und Loch Lomond

Wir verlassen am nächsten Morgen unser Hotel am Loch Onich bei wieder einmal herrlichem Wetter und fahren entlang der Westküste nach Süden. Auf der Fahrt können wir einen kurzen Blick auf Castle Stalker, einen Wohnturm aus dem 16. Jahrhundert erhaschen, bevor wir entlang des Loch Etive und Loch Awe wieder landeinwärts fahren. Wenig später erkennen wir die Ruine des Kilchurn Castle. Das ehemals fünfstöckige Towerhouse gehörte dem Clan Campbell, bevor es 1760 vom Blitz getroffen wurde und daraufhin niedergebrannt ist. Wir nehmen uns hier ein wenig Zeit für einen morgendlichen Spaziergang bevor wir unsere Fahrt fortsetzen.
Gegen Mittag besuchen wir eines der unschottischsten Castles Schottlands: Inverary Castle, Sitz des Duke of Argyll und Clanchefs der Campbells seit dem frühen 15. Jahrhundert. Wir können das Schloss besichtigen und bekommen von Guide Angus eine kurze aber humorvolle Führung, bei der wir viel Wissenswertes über das Schloss und den Campbell-Clan erfahren. Im Anschluss nutzen wir die verbleibende Zeit um uns das Obergeschoss, die Küche und den Garten anzusehen.
Durch die herrliche Landschaft entlang der Meeresarme Loch Fyne und Loch Long erreichen wir später den Loch Lomond and the Trossachs Nationalpark. Nach einem kurzen Fotostopp am Aussichtspunkt "Rest and Be Thankful" geht es wieder hinunter ins Tal und wir erreichen mit dem Loch Lomond den größten See Großbritanniens. Wir machen eine späte Mittagspause in dem pittoresken Örtchen Luss, das etwa in der Mitte des 39 Kilometer langen Sees liegt. Auch der 974 Meter hohe Ben Lomond gut zu sehen, einer der 282 Munros in Schottland. Munros sind Berge, die über 3000 Fuß hoch sind und sie alle zu besteigen ist schottischer Nationalgeist schlechthin. Aufgrund des sommerlichen Wetters sind wir natürlich nicht die einzigen Besucher hier, aber nichtsdestotrotz genießen wir die Pause bei herrlichem Sonnenschein, bevor es dann weitergeht in Richtung Glasgow.
Unsere Weiterfahrt verläuft leider recht zäh, denn das Wetter und der nachmittägliche Berufsverkehr sorgen für ordentlich Verzögerung auf unserer Strecke. Schlussendlich erreichen wir jedoch am frühen Abend unser letztes Hotel in Peebles. Das Schlosshotel bietet einen gebührenden Abschluss für unsere gemeinsame Reise und wir lassen uns das Abendessen in schönem Ambiente gut schmecken.

14.08.2025 Abschied von Schottland: Durch die Borderlands zurück nach England

Mit dezimierter Passagierzahl verlassen wir am nächsten Morgen Peebles. Auf der alten Hauptverkehrsstraße durchqueren wir noch mehrere Kleinstädte mit der Auszeichnung Royal Burgh. Sie waren einst die Zwischenstationen, wo Reisende eine Mahlzeit und einen Schlafplatz finden konnten. Eine davon ist Melrose, bekannt vor allem wegen seiner Abtei, die im 12. Jahrhundert auf Wunsch des Königs David I. durch den Orden der Zisterzienser errichtet wurde. Wir wandeln weiter auf den Spuren des Nationaldichters Sir Walter Scott. Der in Edinburgh geborene Schriftsteller wählte die Borderlands um Melrose herum als seine Heimat und ließ sich in Abbotsford ein prächtiges Herrenhaus erbauen. In die umliegenden Hügel des Tweedtals kam er um sich inspirieren zu lassen. Am sogenannten Scott's View genießen auch wir den Blick in die herrliche Landschaft und können nachvollziehen, warum sich der Dichter entschieden hat, auch in dieser Landschaft seine letzte Ruhe finden zu wollen. Unweit liegt nämlich die Ruine eines weiteren Klosters, Dryburgh Abbey. Die Reformation überlebte auch das ehemalige Prämonstratenser-Kloster nicht, es wurde zunächst enteignet, dann geschliffen und schlussendlich dem Verfall überlassen. Noch heute zeugen die erhaltenen Ruinen von der einstigen Pracht des Klosters. Doch obwohl es längst in Ruinen lag, wollte Sir Walter Scott genau hier beigesetzt werden - und sein Wunsch wurde verwirklicht. So können wir nicht nur die pittoreske Ruine besuchen, sondern auch das Grab des Nationaldichters.
In Jedburgh legen wir später einen letzten Stopp ein bevor wir uns gegen Mittag von Schottland verabschieden müssen. Am Grenzstein an der Carter Bar halten wir ein letztes mal an und werden auch prompt vom lokalprominenten Dudelsackspieler Alan überschwänglich begrüßt. Auch wenn er mittlerweile merklich Probleme mit dem Dudelsack spielen hat, ist seine Herzlichkeit noch immer dieselbe. Wir kaufen seinen gesamten Vorrat an Plüsch-Haggis-Tieren auf und dann wird es leider langsam Zeit. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge und einem Rucksack voller Erinnerungen geht es nun durch die Hügellandschaft Norththumberlands in Richtung Newcastle. Der Check In verläuft wieder relativ zügig und problemlos und so können wir schon bald unsere Kabinen auf der King Seaways beziehen. Beim letzten gemeinsamen Abendessen lassen wir noch einmal die Reise Revue passieren und es werden schon die ein oder anderen Pläne für das nächste Jahr geschmiedet.

15.08.2025 Heimreise

Am nächsten Morgen erreichen wir beinahe pünktlich den Hafen von IJmuiden. Das Verlassen des Schiffes und das Einreisen in die EU geht relativ zügig, dann müssen wir schon die ersten Mitreisenden verabschieden und der Rest der Gruppe besteigt bald darauf den Bus. Wir durchqueren die Niederlande in zähem Verkehr und am Mittag erreichen wir endlich die Grenze zu Deutschland. Schon am Nachmittag heißt es dann endgültig Abschied nehmen, denn die ersten Reisegäste verlassen die Gruppe in Paderborn. Für den Rest geht es weiter über Kassel nach Thüringen und weiter bis nach Sachsen. Die Ersten sehnen sich schon zurück nach Schottland, denn selbst gegen Abend sind die Temperaturen immer noch bei knapp 30 Grad. Wie heißt es so schön? Nach der Reise ist vor der Reise – und mit schönen Erinnerungen lässt sich doch wunderbar der nächste Urlaub planen.


Liebe Reisegäste,

wir möchten uns noch einmal ganz herzlich bei Ihnen/Euch bedanken für diese wunderbare Reise mit einer hervorragenden Gruppe. Vielen Dank für die durchweg gute Stimmung und das zauberhaft magische Wetter, das immer zur rechten Zeit genau richtig war. Das hätten wir alleine niemals so hinbekommen!
Wir würden uns sehr freuen, wenn wir uns bald mal wieder sehen - es gibt noch so viele schöne Fleckchen in Europa.

Sláinte und beannachd leat,
Sinah & Jan


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