Reisebericht: Rundreise England – Wales – Schottland

10.05. – 21.05.2017, 12 Tage Rundreise London – Windsor – Oxford – Cotswolds – Chester – Caernarfon – Snowdonia–Nationalpark – Lake District – Glasgow – Glen Coe – Loch Ness – Whisky – St. Andrews – Edinburgh – York


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Über London, Windsor, Oxford, Stratford und Warwick Castle nach Ironbridge, Shrewsbury und Chester. Wales mit Caernarfon, Snowdonia und Conwy. Lakedistrikt, Loch Lomond und Highlands mit Glencoe, Loch Ness und Grampian Mountains nach Edinburgh und York.
Ganz Großbritannien und damit die achtgrößte Insel der Welt und gleichzeitig die größte Europas zu bereisen, das ist schon eine tolle Sache. Hier treffen Sie Stätten der europäischen und Weltgeschichte, unvergleichliche Landschaften aber auch Kulturen und Traditionen. Das „British Empire" war einst größte Kolonialmacht der Welt und bis heute gibt es hier eine seltsame Mischung aus Althergebrachtem und Modernem.
Unsere Reise „England - Wales - Schottland" ist so etwas wie eine Gesamtschau der britischen Hauptinsel und gibt einen Überblick über die Besonderheiten dreier Landesteile des „Vereinigten Königreichs". Oft aber ist diese Reise für viele Teilnehmer eine Anregung, später wiederzukommen und sich mehr den einzelnen Facetten eines äußerst vielseitigen. Interessanten und attraktiven Reiselandes zu widmen. .
Tauchen wir gemeinsam ein in die aufregende britische Welt, die einen mitunter zum Staunen bringt und in der es eigentlich „ganz anders" ist als im Film aber auch oft anders als bei uns zu Hause. Folgen Sie mir auf die Spuren unserer Reise im Mai 2017, als wir gemeinsam mit 24 Gästen „England, Wales und Schottland" erlebten...
Ein Reisebericht von
Dr. Michael Krause
Dr. Michael Krause

Dresden – Belgien – Calais, erster Tag, Mittwoch, 10.05.17:

Am Morgen ging es mit dem Bus los in Dresden und unterwegs wuchs langsam die Zahl der Mitreisenden - obwohl wir noch am nächsten Tag fünf mit dem Flugzeug Anreisende in London treffen würden. Auf deutschen, später belgischen und zum Schluss französischen Autobahnen fuhren wir den ganzen Tag bis zu unserem am Ärmelkanal liegenden Ziel. Durch Hessen, das Siegerland und das Bergische Land ging es bis zum Rhein, den wir bei Köln erreichten und dann weiter ins Nachbarland Belgien. Wir durchquerten es auf der Autobahn, passierten Lüttich und überquerten die Maas, drängelten uns bei Brüssel im Verkehr auf dem Autobahnring und erreichten schließlich an Gent und Brügge vorbei unser Tagesziel Calais. Von der nordfranzösischen Hafenstadt sollte uns am nächsten Morgen die Fähre nach „merry old England" bringen.Am Nordrand der Altstadt von Calais lag unser Hotel, in dem wir ein spätes, aber gutes Abendessen einnahmen und nach dem langen Tag eine entspannte Nacht verbrachten.

Calais – Dover – Greenwich – London, zweiter Tag, Donnerstag 11.05.17:

Früh brachen wir auch heute wieder auf, nahmen uns aber noch die Zeit für einen Fotostopp am Neo-Renaissance Rathaus von Calais. Daneben steht der „Tour de Guet", ein verschwenderisch verzierter, etwa 40 m hohen Turm, im Flachland gut von allen Seiten und auch gut vom Meer zu sehen, der auf einen alten Wach- und Leuchtturm zurückgeht. ER überragt das Anfang des 20. Jh. erbaute Rathaus, das von seinen Formen eher dem (Neo)Manierismus zuzurechnen ist und herrlich üppigen Formen inmitten einer gepflegten Blumenanlage auf dem Vorplatz zeigt.
In dieser Anlage konnten wir auch die berühmte Figurengruppe „Bürger von Calais" bewundern, die Bildhauer Auguste Rodin, einer der Wegbereiter der modernen Plastik und Skulptur 1889 schuf und die 1895 in Calais aufgestellt wurde. Hintergrund des künstlerischen Motives ist eine historische Begebenheit der Stadtgeschichte aus der Zeit des 100jährigen Krieges der Engländer gegen die Franzosen.Von hier aus fuhren wir zum Fährhafen, wo uns zunächst in einem Flachbau die französische, dann die britische Passkontrolle erwartete. Dann ging es reibungslos bis zur Wartebucht nahe dem Fähranlager und pünktlich begann die Einschiffung auf die Fähre, die bald darauf in See ging. Nach knapp anderthalb Stunden - in denen wir auf dem Schiff die Uhren auf britische Zeit umgestellt hatten - begrüßte uns die immer imponierender werdende, zunächst allmählich auftauchende Kreideküste von Dover. Ihre weißen Felsen sollen sogar für den antiken Namen „Albion" für Europas größte Insel verantwortlich sein.

London

Wir durchquerten Südengland und erreichten noch am Vormittag den Ortsrand der Hauptstadt London. Währen unser Bus am Greenwich Park stand, führte uns ein kleiner Spaziergang zum Royal Observatory, der Ort des bekannten „Nullmeridians", von dem die Zeitberechnung und die der Längengrade der ganzen Welt ausgehen. Früher wurde die aktuelle Zeit per „Zeitball" - heute noch auf dem Observatoriumsdach sichtbar - den Themseschiffen verkündet. Vom Hügel aus hatten wir einen schönen Blick auf die Themseschleife, das Städtchen Greenwich und einen Teil des alten Londoner Hafengebietes, den „Docklands"
Von Greenwich aus fuhren wir in die Busgarage am Londoner Tower und hatten hier bei einem ausgedehnten Fotostopp die Möglichkeit, die Londoner Wahrzeichen Tower und Tower-Bridge, den historischen Kreuzer „Belfast" und anderes in der Umgebung der Londoner Stadtburg zu fotografieren.
Unser örtlicher Reiseleier Ross versuchte anschließend, uns in nur zweieinhalb Stunden einen Eindruck der quirligen Hauptstadt des einstigen „British Empire" zu vermitteln, was in so kurzer Zeit für eine so gewaltige Stadt aber eigentlich nicht möglich ist.
Zumindest sahen wir St. Pauls Cathedral, das Regierungsviertel Whitehall, das Parlamentsgebäude mit dem Glockenturm und der Glocke „Big Ben", Westminster Abbey und das berühmte Kaufhaus Harrods sowie den Buckingham Palast.
Am frühen Abend setzten wir unsere Fahrt nach Heathrow zur ersten Übernachtung in Großbritannien fort.

Windsor – Oxford – Coventry, dritter Tag, Freitag, 12.05.17:

Zwar war es nicht allzuweit heute zu unserem ersten Tagesziel nach Windsor, aber Dutzende Busse waren gleich uns unterwegs, so dass wir unsere erste „Besichtigung" mit einer guten Stunde Wartezeit begannen. .
Dominierender Teil von Windsor ist das Schloss, neben dem die winzige Altstadt gar nicht recht zur Geltung kommt. Nach dem Anstellen mussten wir mit der Gruppe die umfangreichen Sicherheitskontrollen, die wie sonst nur an Flughäfen gestaltet sind, passieren und konnten dann Audioguides in Empfang nehmen und unseren Rundgang in der königlichen Burg beginnen. Da schon die Zeit für den Wachwechsel der Garde heran war, nahmen wir uns nur ein wenig Zeit für die Außenwerke und den zentralen, ursprünglich als „Motte" erbauten gewaltigen Round Tower und ich nutzte die Gelegenheit einige Orientierungserklärungen für den individuellen Rundgang anzubringen. In der Burg gibt es viele Möglichkeiten Sehenswerters rund um die Besonderheiten von Windsor zu erkunden : den Palast mit den Ausstellungsräumen der Staatsgemächer, das Königliche Puppenhaus, die Königliche Gemäldesammlung. Auch die Höfe, Nebengebäude, die Wache und natürlich besonders die reichverzierte Georgskapelle sind einen Besuch wert.

Altstadt Windsor

Der Wachwechsel fand in üblicher Tradition als „Hingucker" mit den rotgekleideten Soldaten in ihren hohen Bärenfellmützen statt - untermalt von den Klängen der Militärkapelle.
Nach Besuch der Burg ergab sich auch die Möglichkeit eines kleinen Ortsrundganges: sehr hübsch ist der viktorianische Bahnhof, neben dem der Busparkplatz liegt. Direkt neben dem Schloss hingegen befindet sich die kleine historische Altstadt mit ihren zwei winzigen Straßen. Hier liegt der berühmten Pub, in dem William Shakespeare seine „Lustigen Weiber von Windsor" geschrieben haben soll. Prachtstücke aber sind die „Guildhall", ein nach Entwurf von Christopher Wren, dem Urheber der St.Pauls-Kathedrale, gestaltete Rathaus und das danebenliegende „old crooked house", das als „schiefstes Bauwerk" Englands gilt.

Oxford

Nach Treff am Bus mit mittäglicher Bordversorgung ging es weiter zur nächsten Besichtigung. Wir durchquerten das malerische Naherholungsgebiet der Chilterns erreichten wir dann am Nachmittag die Universitätsstadt Oxford. Vor allem alte Colleges und mit ihnen verbundene hübsche historische Bauwerke bestimmen das Stadtbild. Vor allem die zahlreichen Studenten sorgen für quirliges Leben, denn die schon 1167 gegründete Universität besteht - zumindest heute - aus 38 verschiedenen Colleges. Eine örtliche Reiseleiterin führte uns ein in die Besonderheiten der Stadt, zeigte uns Colleges und einige der sehenswertesten Besonderheiten von Oxford.
Später erreichten wir auf Autobahn und Landstraße unser modernes Ramada-Hotel am Rande von Coventry.

Cotswolds – Stratford–upon–Avon – Warwick Castle – Coventry, vierter Tag, Samstag 13.05.17:

Ein kleiner „Richtig Reisen-Abstecher" führte uns am heutigen Morgen ein Stück durch die Cotswolds, ein in England sehr beliebtes Naherholungsgebiet. Früher war es eine wirtschaftlich bedeutsame Region, jene Hügelkette mit vielen Klöstern und intensiver Schafzucht und Wollproduktion, die schon im Mittelalter dem Landstrich gediegenen Wohlstand beschert hatte. Diesen einstigen Reichtum kann man heute noch in den schmucken Dörfern und Marktstädtchen an den Häusern in traditionellem Stil, errichtet aus honiggelbem einheimischem Sedimentgestein, dem Oolith. Im Marktort Moreton-in-Marsh hatten wir einen ausgedehnten Fotostopp, denn das Städtchen zählt zu den Vorzeigeorten der Cotswolds.
Von hier aus ging es dann zum ersten bedeutenden Ziel des heutigen Tages, in die Geburtsstadt des berühmtesten aller englischen Dichter, William Shakespeare. In Stratford wird der geniale Sohn der Stadt fast überall zum Marketing-Objekt, sind doch überall die Gebäude sowie die alten Straßen voller Fachwerkhäuser mit dem Namen Shakespeare irgendwie verbunden und bescheren de Ort jährlich Millionen von Touristen. Unsere Stadtführung fasste die meisten der malerischen und interessanten Sehenswürdigkeiten zusammen und wir begannen beim Shakespeare Denkmal des Bildhauers Lord Gower direkt am kleinen Flusshafen des River Avon. Hier thront ein Standbild des arbeitenden Dramatikers auff einer Säule, umgeben von Bronzeskulpturen seiner bekanntesten Stücke. Weiter ging es, vorbei am Shakespeare Theater und der neuerbauten Probebühne zur „Kirche der Dreifaltigkeit". In der Trinity-Church wurde Shakespaere getauft, nach seiner Rückkehr in seine Heimat und seinem Tod 1616 auch begraben Ein Besuch im Inneren der „Shakespeare-Kirche" offenbart ein schönes Gebäude mit bunten historischen Glasfenstern und gegen einen kleinen Obolus durften wir auch den Chor betreten, in dem sich das Grab des Dichters befindet. Danach sahen wir beim Stadtbummel eine Reihe hübscher alter Häuser, allen voran die historische Fachwerkhäuser um die Lateinschule, in der Shakespeare einst Schüler war. Über den alten Markt schließlich erreichten wir - als Abschluss unseres Bummels - Shakespeares Geburtshaus. Hier gab es dann Freizeit und später noch einen Mittagsimbiß am Bus.

Warwick Castle

Nachmittags besuchten wir mit Warwick Castle eine der schönsten und am besten erhaltenen Burgen Englands. In ihrer wechselvollen Geschichte nahm sie besonders eine Schlüsselstellung in den „Rosenkriegen" ein, die als langer englischer Bürgerkrieg im 15. Jh. die Nation zerriss. Der Burgherr von Warwick, in der Geschichte auch unter seinem Beinamen „Königsmacher" bekannt, erhielt in seinem Stammsitz durch eine grandiose Wachsfigurenschau eine späte Ehrung. Wie auf einer „Zeitreise" kann man Geschichte und historische Atmosphäre in den Burggewölben nacherleben.
Wirkliche Zeitreise-Action gab es auch - seitdem Warwick Castle als Besuchermagnet für die Allgemeinheit geöffnet wurde, spielt es mit hunderttausenden Touristen bei Turnieren, Raubvogelschau und mehreren festen Wachsfigurenschauen sehr viel Geld ein. Höhepunkt an diesem Nachmittag war das Laden und Abfeuern eines Trebuchet, eines mittelalterlichen Wurf- und Belagerungsgeschützes. Diese Steinschleuder mit langem Wurfarm war die präziseste Belagerungswaffe des Mittelalters und die größte funktionsfähige Nachbildung ihrer Art steht hier in Warwick Castle. Wir konnten fasziniert zuschauen, wie das Geschütz „geladen" wurde und einen viele Kilo schweren Stein mehrere hundert Meter weit schleuderte.
Bevor wir zum Hotel zurückkehrten, gönnten wir uns noch einen Fotostopp an der imposanten Ruine des Kenilworth Castle.

Coventry – Ironbridge – Shrewsbury – Chester, fünfter Tag, Sonntag, 14.05.17:

Die kleine Ortschaft Ironbridge, unweit der Industriestadt Birmingham und eine Busstunde von unserem Hotel entfernt gelegen, kann mit einer besonderen Sehenswürdigkeit aufwarten. 1779 wurde hier über den Severn die weltweit erste Eisenbrücke gebaut, nach der später. Ort und Sclucht benannt wurden. Als Unikat ist diese Bogenbrücke, die nach Zimmermannsart - aber eben aus Eisen statt Holz errichtet wurde, unbedingt sehenswert. Ein kleiner Umweg im Sinne der „Eberhardt-Richtig-Reisen-Philosophie" erschloss uns dann die Fachwerkstadt Shrewsbury. Der 70.000 Einwohner-Ort gilt als zentrale Marktstadt für ein größeres Gebiet und war früher auch Zielort für die Händler aus dem nahen Wales. Ein bemerkenswertes Bauwerk ist die historische Markthalle. Sie steht auf dem von Fachwerkhäusern gesäumten Marktplatz und der heutige Bau geht auf das 15. Jahrhundert zurück.
Nach einer kleinen Stadtführung konnten wir uns während der Freizeit davon überzeugen, dass fast alle Geschäfte in Großbritannien auch am Sonntag geöffnet haben.
An unserem Nachmittagsziel Chester erwartete uns bereits eine Reiseführein, die uns den ebenfalls als Fachwerkstadt und für einige Besonderheiten bekannten Ort näherbrachte. Die Rämer gründeten Chester als „Castrum Deva" und seither ist die Stadt ständig bewohnt. Mit ihrer Altstadtbebauung überwiegend mit historischen Fachwerkhäusern hat sie einen besonderen Platz unter den geschichtsintensiven Städten Großbritanniens und ist besonders berühmt für ihre alten „Rows", die verzierten Fachwerkhäuser, die durch zwei-etagig angelegte Durchgänge miteinander verbunden sind. Die Engländer berichten stolz, dies sei die älteste „Shopping Mall" der Welt. Das sagen allerdings die Bewohner Roms auch von den gewaltrigen Ruinen ihrer Trajans-Märkte - allerdings die „Rows" von Chester stehen ganz einzigartig für eine Fachwerk- Einkaufsmeile des späten Mittelalters. Bei der Stadtführung sahen wir nicht nur die Fachwerkhäuser und die alte Stadtmauer, die schon auf die Römer zurückgeht, sondern auch weitere Zeugnisse aus Römerzeit und Mittelalter sowie die Highlights der Fachwerkinnenstadt. In deren Mittelpunkt steht bis heute die historische Marktsäule.
Unser Hotel für die nächsten beiden Nächte lag kurz hinter Chester, noch vor der Grenze zum Landesteil Wales.

Chester – Llanfair PG – Caernarfon – Ffestiniog Railway – Conwy – Chester, sechster Tag, Montag 15.05.17:

Wieder gab es heute zum Aftakt einen „Richtig-Reisen"-Abstecher. Wir überquerten auf der Britannia-Straßenbrücke - allerdings bei schlechtem Wetter - die malerische Meerenge Menai-Strait. Damit erreichten wir Großbritanniens zweitgrößte Insel Anglesey und ließen einen Stopp im vielleicht ungewöhnlichsten Ort des Vereinigten Königreiches folgen. Llanfair PG (Abkürzung) auf Anglesey besitzt den längsten Ortsnamen Europas, den man hier überall fotografieren kann: Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch.
Für Uneingeweihte und Nicht-EWaliser kaum auszusprechen, enthält der Ortsname fast die ganze Geschichte des kleinen Städtchens, denn er bedeutet in etwa : „Die Marienkirche in der Muldemit dem weißen Haselnußgebüsch nahe dem reißenden Strudel an der Thysiliokirche bei der roten Höhle"
Nach kurzem Aufenthalt hier am Besucherzentrum erreichten wir bald das malerische Städtchen Caernarfon, das noch große Teile seiner alten Stadtmauer besitzt, und weithin bekannt ist für seine idyllisch am Wasser der Menai-Strait gelegene Burg mit historisch wesentlicher Bedeutung: Zur Zeit von Eduard I. Ende des 13. Jh. soll es nicht nur die größte Burg der Engländer in Wales gewesen sein, sondern durch eine Abmachung des englischen Königs mit walisischen Adeligen musste genau hier der jeweilige Thronfolger als „Prince of Wales" in seine Rechte eingesetzt werden. Wir besuchten natürlich die Burg, die zwar Ruine, aber dennoch hervorragend erhalten ist und hatten danach noch Zeit, uns in der ummauerten Altstadt umzusehen.
Die Berglandschaft von Snowdonia auf der Weiterfahrt konnten wir wegen des schlechten Wetters kaum genießen, denn die nach dem höchsten walisischen Berg Snowdon benannten Gebiete waren nur zu vermuten.

Zugfahrt und Conwy

Pünktlich trafen wir im Hafenstädtchen Portmadog ein und hatten das Erlebnis, von dessen Bahnhof im historischen Dampfzug von der Küste ins Gebbiet der Schieferbrüche und in die Bergbaustadt Blaenau Ffestiniog zu reisen. Malerisch und seltsam zugleich sind die historischen Dampf-Lokomotiven: traditionell sind es Eigenbauten der „Ffestiniog Railway" und dienten ursprünglich als Güterlokomotiven zum Transport von Schiefer. Oft als das „schwarze Gold von Wales" apostrophiert, gelangte es früher aus den Schieferbrüchen des Tals von Blaenau in den Hafen zur Verladung. Leider regnete es auch während der Zugfahrt und auch noch, als wir nach anderthalb Stunden unser Bahnfahrt-Ziel erreichten. Hier empfing uns unser Bus und zum Tagesabschluss fuhren wir durch das Conwy-Tal.
Conwy ist von alters her die Hauptstadt einer kleinen gleichnamigen Grafschaft und wird von ihrer gewaltigen Burg beherrscht. Auch diese Stadt, von Eduard I,. von England gegründet, besitzt noch ihre Stadtmauer und zudem einige bemerkenswerte Gebäude: das elisabethanische Stadtpalais Plas Mawr mit seinen eindrucksvollen Renaissance-Fenster-Rahmungen, das angeblich älteste Haus von Wales und das kleinste - direkt unten am Hafen.
Nach Besuch innerhalb der mittelalterlichen Mauern, einem kleinen Stadtrundgang und etwas Freizeit fuhren wir dann auf bekannter Strecke in unser Hotel vom Vortag zurück.

Chester – Lake Windermere – Gretna Green – Glasgow, siebter Tag, Dienstag, 16.05.17:

Heute ging es auf nach Schottland, in den dritten Landesteil des Vereinigten Königreichs während unserer Reise. Am Vormittagund noch in England, lernten wir hier das lake District kennen. Dieses Gebiet erhielt als eines der ersten in Großbritannien das touristisch bedeutsame Prädikat als „area of outstanding natural beauty" (Gebiet mit außerordentlicher Naturschönheit). Heute zählt es zu den meistbesuchten Touristenregionen der Insel und ist, wie wir bemerkten, selbst bei schlechtem Wetter überlaufen. Im Regen erreichten wir diese Region mit ihren Bergketten, Seen und malerischen Dörfern und den größten und längsten der Seen des Distrikts - den Lake Windermere. Von seiner Südspitze fuhren wir mit einem großen Linienboot von der Dampferanlegestelle Lakeside in etwa vierzig Minuten quer über den langen, doch schmalen See. Hier landeten wir im hübschn, etwas touristisch ausstaffierten Ort „Bowness-on-Windermere" und hatten etwas Freizeit, bevor es durch den nördlichen Teil des Seengebietes weiter auf dem Weg nach Schottland ging. Der „Kirkstone Pass" ist einer der steilsten auf den britischen Inseln. Auf seiner Passhöhe, die bei gutem Wetter einen idyllischen Blick auf Ambleside im Süden und das Ullswater im Norden bietet, liegt der malerische „Kirkstone Pass Inn".
Vorbei am großen Ullswater-See erreichten wir dann den Grenzort Gretna Green zwischen England und Schottland. Das Dörfchen ist das durch eine ungewöhnliche Art zu Heiraten zur Berühmtheit gelangt, denn früher wurden hier tatsächlich in der Grobschmiede des Ortes auf dem Amboss „Ehen mit dem Hammer" geschlossen. Da es im 18. und 19. Jahrhundert unterschiedliche Gesetze bezüglich der Eheschließung in Schottland und England gab - in England ging es recht streng zu, aber in Schottland konnten junge Paare ohne Einwilligung der Eltern heiraten - begaben sich viele Liebespaare hierher. Oft heimlich, manchmal sogar von wütenden Eltern verfolgt, die „das Schlimmste" verhindern wollten, reisten sie auf der einzigen Straße nach Schottland, um hier so schnell wie möglich zu heiraten. Dadurch hatte der mit den Trauungen beauftragte Friedensrichter des Grenzortes Gretna Green viel zu tun und erledigte die Eheschließungen oft gleich in seiner Werkstatt. Dazu brauchte es neben den Heiratswilligen nur zwei Zeugen, die sich meist schnell finden ließen. Dann nahm der Schmied nahm den Hammer, um mit einem Schlag auf den Amboss das junge Brautpaar „zusammenzuschmieden". Dieser Tradition folgte auch in unserer Gruppe ein Paar, dass zünftig vor allen und nach alter Tradition mit Hammerschlag heiratete:
Nach dem Aufenthalt in Gretna Green setzten wir unseren Weg auf der Autobahn in Schottlands größte Stadt Glasgow fort und erreichten unser Hotel im alten Hafengebiet, das jetzt modern ausgebaut, auch Teile der Glasgower „Wissenschaftsstadt" beherbergt.


Glasgow - Loch Lomond - Tal von Glencoe - Fort Augustus - Loch Ness - Inverness - Newtonmore, achter Tag, Mittwoch, 17.05.17:

Der heutige Tag empfing uns, ein Segen nach dem etwas schmuddeligen Wetter der letzten Tage, mit herrlichem Sonnenschein.
Unser erstes Ziel war ein vielbesungener See, das malerische Loch Lomond. Nach etwa einer Stunde erreichten wir die Gestade des Gewässers, das mit seiner reizvollen Wasserfläche und mit seinen vielen kleinen Inseln jedem Reisenden Spaß macht. Mit einer Fläche von etwa 71 km² ist der größte See Schottlands ein beachtliches Süßwasser-Reservoir und imponiert mit seiner Größe: fast 40 Kilometer erreicht er in der Länge und ist zwischen einem und acht Kilometern breit. Mit seiner recht erstaunlichen Tiefe von 190 m ist er immerhin fast halb so tief wie das sagenumwobene Loch Ness. Berühmt ist auch das Lied von den „bonnie, bonnie banks of Loch Lomond", das allerdings einen traurigen Hintergrund hat und das wir uns natürlich anhörten!
Wir passierten nach einem ausgiebigen Fotostopp am Seeufer vom See nach Norden führende Tal und überschritten damit die Grenze zwischen Lowlands und Highlands. Wiederum nördlich von hier bekamen wir die ersten richtigen herrlichen Highland-Eindrücke und erreichten später das bekannteste Hochland-Tal, das Tal von Glencoe. Es beginnt als gerundetes Trogtal mit spärlichem Waldbewuchs, es folgten mit MNoos und Heidekraut bewachsene bewachsene Hänge und Talsohlen und dann wird das Tal immer felsiger und schroffer. Allerdings steht der Name Glencoe auch für eines der tragischsten Ereignisse aus der schottischen Geschichte, denn 1693 war hier der Schauplatz eines am schottischen McDonald-Clan verübten Massakers, im Auftrag des englischen Königs und ausgeführt von im Dienste der englischen Krone stehenden Soldaten. Dazu hörten wir uns das bekannte Lied „the massacre of Glencoe" an. Im Mittelpunkt standen natürlich schöne Fotostopps, bei denen wir einen Wasserfall und dann die ganze Majestät der Glencoe-Berge aufnehmen konnten.

Loch Ness

Nach einer Pause am Besucherzentrum des Tales passierten wir Fort William und legten dann an der Straße nach Achnacarry einen Fotostopp am Kriegsdenkmal mit Blick zum Ben Nevis ein, Schottlands höchstem Berg. Hier, am Denkmal der englischen
In Fort Augustus erreichten wir Schottlands berühmtesten See Loch Ness und hatten Gelegenheit, eine von den sogenannten „Neptunes staircases" zu besichtigen, eine Schleusentreppe. In Fort Augustus gibt es fünf direkt hintereinander liegende Schleusen, die auf insgesamt 200 m durch Ausgleich ihrer Wasserstände einen Gesamt-Höhenunterschied von 17 m überwinden. Die Schleusenanlagen gehören zum System des „Kaledonischen Kanals", den schon Theodor Fontane als „seltenes Wunderwerk der Technik" gefeiert hatte, der im Wesentlichen auf den bekannten britischen Ingenieur Telford zurückgeht. Einst war diese Durchquerungsmöglichkeit Schottlands per Boot wichtig für den Warenverkehr, wird aber heute nur noch von Freizeitkapitänen genutzt.
Später besuchten wir, nach Fahrt entlang des langgestreckten Loch Ness die Burgruine Urquardt Castle. Das einst strategisch wichtige Fort gehört zu den malerischsten und meistbesuchten Burgruinen Schottlands, früher Stützpunkt schottischer Könige.
Der See, an dessen Ufer die Burg liegt, ist knapp 40 km lang, sehr schmale und überaus extrem tief. Doch der in der Eiszeit entstandene Rinnensee ist vor allem bekannt für seine Legenden um das Ungeheuer, das hier leben soll. Wir haben Nessie, wie das Untier inzwischen liebevoll genannt wird, allerdings nicht gesehen!
Nach Besuch des Urquardt Castle fuhren wir um das Ende von Loch Ness herum und erreichten Inverness. Hier, in der „Hauptstadt der Highlands" legten wir noch einen kleinen Stopp ein, um einen Mini-Bummel durch das kleine Stadtzentrum am Fuße der malerischen Burg zu machen.
Abends schließlich erreichten wir das typisch gestaltete „Balavil Hotel" in Newtonmore, das vielen unserer Gästen gut gefiel, denn es war das „urigste" und traditionellste der Reise und nach dem Abendessen gab es sogar Live-Musik!


Newtonmore - Kincraig - Blair Atholl Distillery - Dunkeld - Scone Palace - Edinburgh, neunter Tag, Donnerstag, 18.05.17:

Als besonderes Highlight im Sinne von „Richtig Reisen!" suchten wir heute eine Schaffarm auf. Schäfer Neill Ross ist Verwalter von 2500 Schafen und über 30 Hütehunden und bildet selbst welche aus. Bei einer interessanten Vorführung zeigte er uns, wie die Hunde ihre Arbeit tun, auf Sprach- oder Pfeifkommandos reagieren und wie sie - im gewaltigen Farmgelände von über 5000 Hektar - als unentbehrliche Helfer die Schafe zusammentreiben. Für viele ein Höhepunkt des Farmbesuchs war seine Demonstration, wie ein Schaf geschoren wird und natürlich die Möglichkeit, ganz junge Hundewelpen auds der Nähe zu betrachten und zu streicheln. Fast wurden darüber die jungen, wenige Wochen alten Lämmer vergessen, die er uns auch zeigte.
Auf der weiteren Fahrt erlebten wir dann mit der Blair Atholl Distillery einen der erlesenen Whisky-Produzenten, deren Produkte wegen ihrer Seltenheit begehrt und mitunter nur in Schottland erhältlich sind. „uisghe beatha", „Lebenswasser" ist eine „gälische" Besonderheit, bei der durch Malzen, Stoppen dieses Vorganges und schließlich Vergären und anschließendes Destillieren eines Gerstenbieres eine besondere Spirituose hergestellt wird. Jahrelange Lagerung im Fass und die vorhergehenden Besonderheiten des Brennvorganges erzeugen letztlich den unverkennbaren, oft torfigen Geschmack eines „Single Malt Scotch Whisky"t.
Nach dem Besuch in der Whiskybrennerei legten wir einen Stopp in dem unter Denkmalschutz stehenden Städtchen Dunkeld ein. Es besticht durch seinen dreieckigen Marktplatz, umstanden von traditionellen weißen Häusern und schließlich seine prachtvolle Kathedralenruine. In malerischer Lage schmiegt sie sich in eine Schleife des Flusses Tay.
Nahe Perth liegt der bekannte Scone Palace. Hier soll sich auch einst die schottische Hauptstadt befunden haben: der Krönungshügel mit dem Krönungsstein ist noch heute zu sehen - einst soll er aus der Erde jeden schottischen Clanbesitzes entstanden sein.
Eine weitere Unterbrechung unserer Fahrt gab es bei einem Fotostopp an den Forth-of-Forth-Bridges, deren neueste Straßenbrücke noch nicht, die von uns benutzte seit 1964 in Betrieb ist. Es ist nicht nur die längste Großbritanniens, sondern die danebenliegende Eisenbahnbrücke von 1890 ist auf dem Weg, in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen zu werden. Sie gilt bis heute als ingenieurtechnische Meisterleistung, ihre markanten Formen aber kamen am besten bei einem Halt zu Füßen der Brücken im Ort Queensferry zur Geltung.
Von hier aus fuhren wir zu unserem Hotel im Stadtzentrum von Edinburgh.


Edinburgh, zehnter Tag, Freitag, 19.05.17:

Der heutige Tag sollte ganz der schottischen Hauptstadt gehören. Eine Stadtrundfahrt in Edinburgh zeigte uns ausgiebig die Neustadt, die im 18.Jahrhundert in komplett gregorianischem Stil erbaut worden war und die heute der größte zusammenhängend erhaltene Baukomplex dieser Periode ist. Stadtpaläste mit kleinen Balkonen und gusseisernen Balustraden und Fassaden mit großer, klarer Fenstergliederung, sind hier ebenso charakteristisch wie die gusseisernen Ausseneinfassungen. Viele enthalten noch alte Vorrichtungen wie Stiefelabtreter oder den erhöhten Trottoirstein, der es steifen Gentlemen oder Damen in Reifröcken ermöglichte, leichter auf's Pferd zu steigen.
Von hier ging es über die berühmte Eliteschule Fettes College und über die Princes Street zu einer Auffahrt auf den alten Hausberg von Edinburgh, den ehemaligen Vulkan Arthurs Seat. Hier konnten wir mehrere gute Ausblicke auf die schottische Metropole genießen. Vorbei am Palast von Holyroodhouse, offizielle Residenz der Königin erreichten wir die berühmte Royal Mile. Angeblich ist die Innenstadtstraße, die sich längs durch Edinburghs Altstadt zieht und die Holyroodhouse Palace mit der Edinburgher Burg verbindet, exakt eine schottische Meile lang sein. Wir sahen noch einige der bekannten Sehenswürdigkeiten wie Maria Stuart's Badehaus, das schottische Nationalmuseum und den alten „Grassmarket", an dem früher Hinrichtungen stattfanden, bevor wir uns neben dem Aufgang zum Castle wiederfanden. Hier am Burg-Vorplatz Esplanade lösten wir die Eintrittstickets zur Burg und die Gäste erlebten noch eine kleine Führung. Der Nachmittag blieb frei für individuelle Unternehmungen - z.B. den Besuch der schottischen Kronjuwelen auf der Burg, der St. Giles Kathedrale, der Nationalgalerie oder einfach einen Bummel durch das quirlige Edinburgh, das für alle immer einiges bereithält. Auch Shopping oder ein Bummel auf der „Royal Mile" in der sehenswerten Altstadt mit den skurrilen Gestalten, die einem immerwährenden Festival entstiegen scheinen, sind immer sehr gefragt.
Beim Abendessen im Hotel dann mussten wir uns schon von unseren Mitreisenden verabschieden, die morgen mit dem Flugzeug nach Hause zurückkehren würden.


Edinburgh - Jedburgh - York - Fährschiff, elfter Tag, Samstag 20.05.17:

Recht früh schon fuhren wir in Richtung Süden und durchquerten das schottische Grenzland, die Borders. Die erste Pause legten wir im Städtchen Ort Jedburgh ein und konnten in einer Wollmühle zum letzten Mal nach schottischen Souvenirs Ausschau halten. Bei der Abfahrt gab es noch einen kurzen Fotostopp an der markanten Abteiruine des Ortes, die zu den größten ihrer Art gehört und zur Ruine wurde, als Truppen des englischen Königs Heinrich VIII. die Borders verwüsteten. Von hier ging es, unterbrochen durch einen kleinen Fotostopp am schottisch-englischen Grenzstein und einer kurzen Mittagspause an der Autobahnraststätte, in die herrliche alten Fachwerkstadt York.
Bei einer kleinen Führung passierten wir eines der mittelalterlichen Stadttore und standen bald vor dem gewaltige Münster, der größten mittelalterlichen Kirche des Vereinigten Königreiches. Nach über 200 Jahren Bauzeit im 15. Jh. vollendet, präsentiert sie die ganze Herrlichkeit der Baukunst. Aber auch ein Bummel durch die historischen, hübsch geschmückten Fachwerkstraßen Yorks zum Markt und die alte Ladenstraße „The Shambles" ist nicht zu verachten. Zwischendurch konnten wir auch noch - sozusagen als „Gegensatz" zum Münster - der winzigen, rauchigen und völlig original erhaltenen Trinity-Pfarrkirche einen Besuch abstatten - und es blieb noch genug Freizeit für einen letzten individuellen Bummel.
Trotz des Regens in York fiel der Abschied vom Vereinigten Königreich gar nicht so leicht! Aber schließlich mussten wir los nach Kingston-upon-Hull, um pünktlich zum Check in die Fähre zu erreichen. Unser Abendessen nahmen wir dann auf der „Pride of Rotterdam" ein, die währenddessen die Rückfahrt zum Kontinent antrat.


Heimreise, zwölfter Tag, Sonntag, 21.05.17:

Heute ging alles recht schnell und pünktlich: Anlegen, Von-Bord-Gehen, Pass-Abfertigung der Passagiere. Dann ging es - jetzt wieder auf der rechten Straßenseite - in Richtung Heimat. Pünktlich wie geplant erreichten alle wieder ihre Ausgangsorte.
Ich hoffe, dass wir uns alle bald einmal wieder sehen -vielleicht bei der nächsten interessanten und schönen Eberhardt-Reise.Ihr Studienreiseleiter
Dr.Michael Krause

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