Reisebericht: Rundreise England – Wales – Schottland

14.06. – 25.06.2017, 12 Tage Rundreise London – Windsor – Oxford – Cotswolds – Chester – Caernarfon – Snowdonia–Nationalpark – Lake District – Glasgow – Glen Coe – Loch Ness – Whisky – St. Andrews – Edinburgh – York


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Anreise über den Ärmelkanal nach England, Windsor, Oxford und Shakespeare-Stadt Stratford nach Chester und Wales-Rundfahrt mit Caernarfon und Conwy. Vom englischen Lakedistrikt in die schottischen Highlands, zum Tal von Glencoe und nach Edinburgh und York
Das Vereinigte Königreich, das als britisches Empire einst ein Viertel der Welt beherrschte, ist eine einzigartige Vorführung und Durchmischung von Weltgeschichte und verschiedenen Kulturen, Historie und gelebten Traditionen. Es liegt auf zwei Inseln und die größere davon, die als Großbritannien die achtgrößte Insel der Welt ist und allein drei Landesteile beherbergt, war das Ziel unserer erlebnisreichen Rundreise „England - Wales - Schottland" Nicht zum ersten Mal erlebten wir Reisendenden in dieser schon zu den bewährten Eberhardt-Klassikern zählenden Gesamtschau Großbritanniens das Nebeneinander von Tradition und Moderne, von stolz präsentiertem kolonialen Charme und malerischen Landschaften sowie bedeutenden kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten.
Wir lernten während unserer Fahrt durch drei der Landesteile des Königreichs nicht nur eines der interessantesten und prägendsten Länder der Weltgeschichte kennen, sondern holten uns auch viele interessante Anregungen - denn bestimmt werde viele der 28 Reisegäste, mit denen ich diese schöne Rundreise unternahm, wiederkommen und ihre - unsere - Eindrücke vertiefen...
Ein Reisebericht von
Dr. Michael Krause
Dr. Michael Krause

Dresden – Belgien – Calais, erster Tag, Mittwoch, 14. Juni 2017:

Der erste Tag zog sich - wie immer bei weiter Busanreise - etwas hin, während wir auf der Autobahn Deutschland in Ost - West Richtung durchquerten und Sehenswürdigkeiten, Städte und Landschaften wie Weimar, Wartburg und Thüringer Wald, Alsfeld und Siegerland und schließlich Köln und sein berühmter Dom an uns vorbeizogen. Nachmittags hatten wir die belgische Grenze erreicht und fuhren weiter Autobahn -.immer Richtung Westen/ Nordwesten an Lüttich, Brüssel, Gent und Brügge vorbei, bis wir auch unser Nachbarland Belgien durchquert hatten und Frankreich erreichten. Hier fuhren wir zur Hafenstadt Calais, einem der wichtigsten Fährorte für den Englandverkehr mit etwa 30 Millionen Durchreisenden pro Jahr und auch für uns Startort zu unserer Reise nach England, Wales und Schottland. In Hafennähe und nördlich der Altstadt lag unser Hotel, wo uns auch ein spätes Abendessen erwartete.

Calais – Dover – Greenwich – London, zweiter Tag, Donnerstag, 15. Juni 2017:

Nach dem Frühstück ging es los - aber zunächst noch zu einem kleinen Abstecher zur bekanntesten Sehenswürdigkeit der französischen Hafenstadt: Das Rathaus von Calais wurde erst im 20. Jh. im Stile der flämischen Renaissance mit überaus prachtvollen Verzierungen errichtet und vom fast 75 m hohen Rathausturm überragt. Der Rathausvorplatz wiederum ist stets mit üppiger Blumenpracht geschmückt und enthält in seinem Zentrum die berühmte Figurengrupp der „Bürger von Calais", die der Bildhauer Auguste Rodin Ende des 19. Jh. schuf. Er setzte damit einer historischen Begebenheit aus den Jahren des hundertjährigen Krieges zwischen England und Frankreich ein Denkmal, das den berühmten Chroniken dieses Krieges von Jean Froissart entstammt. Um ihre Stadt zu retten, sollen sich damals die angesehensten Calaiser Bürger bei der Belagerung als Geiseln angeboten und nur knapp dem Tod entronnen sein.

Überfahrt

Nach ausgiebigem Fotostopp hier am Rathausplatz begaben wir uns zum Fährhafen, wo wir zunächst die französische und dann die britischen Passkontrolle durchliefen, bevor wir unser Busfährticket bekamen und uns dann mit dem Bus am Kai bereitstellten. Relativ rasch konnten wir mit dem Bus dann auf die Fähre fahren, die uns in nur etwa eineinhalb Stunden nach Großbritannien brachte. Spätestens mit der allmählich auftauchenden leuchtenden weißen Kreideküste von Dover wussten wir, dass es Zeit wurde, unsere Uhren auf britische Zeit - eine Stunde hinter unserer kontinentalen Zeit - umzustellen. .
Nun ging es auf der linken Straßenseite weiter, doch unser Buschauffeur Roy Setzkorn war den Linksverkehr bereits gewöhnt und beherrschte seinen Bus virtuos. Wir verdankten seinen Fahrkünsten während der ganzen Reise nicht nur angenehme und sichere Fahrt, sondern auch einige Extras, die wir - getreu der Eberhardt „Richtig Reisen!"-Philosophie - zusätzlich zum ausgeschriebenen Programm einbauen konnten.

Greenwich und "Royal Observatory"

Ein erster Stopp zeigte uns nach der Durchquerung eines Teils des englischen Südens den am Ortsrand der Hauptstadt London gelegenen Park von Greenwich. Hier liegt das Royal Observatory, das Königliche Observatorium, in dem der „Nullmeridian" festgelegt wurde, von dem aus die gesamte Welt die Zeit zählt die Längengrade berechnet. Von hier aus gibt's einen Blick auf die Londoner Docklands und die Themseschleife
Dann ging es weiter in die Innenstadt von London und der Höhepunkt jetzt war natürlich die Fahrt über die bekannte Tower-Bridge. Direkt daneben liegt der Londoner Tower, jenes alte Gemäuer, mit dem fast die gesamte englische Historie verknüpft ist. Einen sehr ausgedehnten Fotostopp konnten wir uns hier leisten, Tower, Tower Bridge und ein kleiner Spaziergang in die Umgebung, bevor wir uns mit den Flugreisegästen trafen. Die per Taxi vom Flughafen hergebracht wurden - und mit unserer Londoner Reiseführerin Rosemary.

London

Der gelang es sehr gut, uns in nur etwas mehr als zwei Stunden einen eindrucksvollen Eindruck der britischen Hauptstadt zu vermitteln, wobei wir an der St.Pauls-Kathedrale, dem Meisterwerk des bekannten britischen Architekten Sir Christopher Wren, und am Buckingham-Palast, dem Wohnsitz der britischen Königin, jeweils aussteigen und ein paar schöne Fotos erhaschen konnten. Zum Schluss hatten wir noch etwas Freizeit, direkt an der Abtei von Westminster und dadurch Gelegenheit, uns so bekannten Sehenswürdigkeiten wie dem Parlamentsgebäude mit seinem Glockenturm und der weltbekannten Glocke „Big Ben", dem Regierungsviertels Whitehall mit dem Wohnsitz des britischen Premierministers, der „Downing Street 10" und dem Riesenrad „London Eye" zu nähern.
Am Abend erreichten wir dann unser Hotel in der Nähe des Flughafens Heathrow und des Schlosses Windsor.

Windsor – Oxford – Coventry, dritter Tag, Freitag, 16. Juni 2017:

Windsor erreichten wir aufgrund der Nähe unseres Hotels recht früh - so dass etwas Zeit blieb für den viktorianischen Bahnhof und die winzige, neben dem Schloss gelegene Altstadt. Die verfügt neben mehreren Pubs, in dessen berühmtesten William Shakespeare seine „Lustigen Weiber von Windsor" geschrieben haben soll, über die „Guildhall", das von Sir Christopher Wren, dem Architekten der St.Pauls-Kathedrale errichtete Rathaus und das vielleicht schiefste Häuschen Englands.
Rechtzeitig waren wir dann an der heutigen Haupt-Sehenswürdigkeit, dem Schloss Windsor. Nach kurzem Anstellen passierten wir den Einlass und dann ging es zu den recht strengen Sicherheitskontrollen, ähnlich wie man sie von Flughäfen kennt.
Windsor Castle ist das größte und älteste durchgängig bewohnte Schloss der Welt - es gehört zu den drei offiziellen Hauptresidenzen der britischen Monarchen und anläßlich ihres 80. Geburtstages wählte Elisabeth II. es zu ihrem derzeitigen Hauptwohnsitz. Nach Passieren der Außenwerke erreichten wir den Zentralbau des Schlosses, den einst als „Motte" erbauten gewaltigen Round Tower. Er gilt als so etwas wie die ehemalige Kernburg. Audioguides wiesen uns den Weg zu den Sehenswürdigkeiten, z.B den Palast mit den Ausstellungsräumen der Staatsgemächer, das ebenfalls hier liegende Königliche Puppenhaus und die Königliche Gemäldesammlung. Besondere Aufmerksamkeit verdient auch die reich verzierte Georgskapelle. Da wir recht viel Zeit hatten, konnten wir uns auch die Wachablösung ansehen, die in den ersten Sommermonaten täglich mit pompösem militärischem Zeremoniell im Hof des Schlosses aufgeführt wird.

Oxford

Nachmittags ging es mit dem Bus weiter zur nächsten Besichtigung, denn wir fuhren durch das Naherholungsgebiet der Chilterns und das von der Themse durchflossene malerische Städtchen Henley-on-Thames nach Oxford. Das Stadtbild wird von zahlreichen historischen Gebäuden, vor allem aber von Colleges und Studenten bestimmt. 38 sollen es sein und da das erste von ihnen schon im 12. Jh. gegründet wurde, gilt Oxford als eine der weltweit ältesten Universitäten. Bei einer interessanten Stadtführung durch zwei örtliche Reiseleiterinnen lernten wir Besonderheiten und Architektur, aber auch einige Colleges Kennen. Später gab es noch etwas Freizeit in der quirligen Stadt mit ihrer stets überfüllten Hauptstraße.
Abends zogen wir uns dann in unser am Stadtrand von Coventry gelegenes Hotel zurück.

Cotswolds – Stratford–upon–Avon – Warwick Castle, vierter Tag, Samstag 17. Juni 2017:

Heute gab es schon gleich zum Tagesauftakt einen Extra-Abstecher: Wir fuhren bei schönem Wetter in das in England sehr beliebte Naherholungsgebiet der Cotswolds. Die malerische Hügelkette mit Weiden und kleinen Dörfchen war im Mittelalter ein Gebiet mit intensiver Schafzucht und Wollproduktion. Wir machten ein paar Minuten Station in Moreton-in-Marsh, einer hübschen Marktstadt, deren Gebäude fast alle aus dem hier gebrochenen Oolith, einer Art Kalkstein mit kleinen Mineralkügelchen, erbaut sind. Von Moreton aus erreichten wir dann nach kurzer Zeit die Geburtsstadt des berühmtesten britischen Dichters, William Shakespeare. Stratford-upon-Avon kennt hierzulande jedes Schulkind und natürlich auch den berühmtesten Sohn der Stadt, der hier überall vermarktet wird. Der Ort ist voller Fachwerkhäuser und verschiedenen anderen, irgendwie mit Shakespeare verbundenen Gebäuden. Das lockt jährlich mehrere Millionen Touristen an.
Wir begannen unsere Stadtführung am Flusshafen des Avon, wo nicht nur viele Hausboote liegen, sondern wo auch das Shakespeare Denkmal des Bildhauers Lord Gower in die Stadt „einführt". Ebenfalls am Fluss Avon liegen das Shakespeare Theater und die Probebühne und ein Stück entfernt die Trinitatis-Kirche. Hier in der „Kirche der Dreifaltigkeit", dem ältesten Gebäude Stratfords, wurde William Shakespaere getauft und später auch begraben. Wir konnten uns bei einem Besuch des Inneren der „Shakespeare-Kirche" auch das Grab des berühmten Dichters - sehr schlicht im Vergleich zu umgebenden Gräbern gehalten - ansehen.
Historische Fachwerkhäuser wie „Nash's House", das dem Schwiegersohn von Shakespeare gehört hatte, die „Grammer School", in der Sheakespeare einst Schüler war und neben der noch Professorenhäuschen erhalten sind und schließlich das elisabethanische Haus in der Henley-Street, das als das Geburtshaus des Dramatikers vermutet wird.

Warwick Castle

Anschließend gab es natürlich Freizeit, bevor wir - nach Mittagsimbiß am Bus - nach Warwick mit seiner berühmten Burg aufbrachen.
Sie gehört zu den größten und vielleicht malerischsten Burgen Englands. Nach dem Verkauf an die Tussaud-Gruppe, die die Burg restaurieren ließ, ist sie heute einer der größten Schauplätze für Mittelalterspektakel im Vereinigten Königreich.
Einst hatte der Burgherr Richard Neville eine Schlüsselrolle in in den „Rosenkriegen", dem jahrzehntelangen englischen Bürgerkrieg im 15. Jh. und erhielt dabei den Beinamen „Warwick der Königsmacher". Seine Geschichte und ein wenig die Stimmung aus der Zeit der Rosenkriege kann man in einer grandiosen Wachsfigurenschau in den Burggewölben seine Geschichte nacherleben.
Überhaupt steht die Burg seit vielen Jahren für Action und Unterhaltung und zählt jährlich über eine halbe Million Besucher. Wir konnten z.B. eine Raubvogelschau, natürlich die Wachsfigurenschau und zum Schluss noch das Abfeuern eines Trebuchet sehen, einer der größten mittelalterlichen Belagerungsmaschinen, die es je gab.
Abends fuhren wir zu unserem Hotel zurück, statteten aber noch der imposanten Ruine des aus örtlichem Buntsandstein im 12. Jh. errichteten Kenilworth Castle einen Besuch ab.

Ironbridge – Shrewsbury – Chester, fünfter Tag, Sonntag, 18. Juni 2017:

Eine Sehenswürdigkeit der etwas anderen Art gab es heute zum Auftakt: in der nahe Birmingham gelegenen Ortschaft Ironbridge am Fluss Severn wurde 1779 die weltweit erste Brücke aus Gusseisen erbaut. Heute einmalig, ist in die schöne Flusslandschaft eingebettete Brücke sehr sehenswert, zeigt sie doch eine Art Zimmermannsarbeit - nur eben in Eisen. Die nahegelegene Eisenhütte gehört heute als Museum zur „Europäischen Route der Industriekultur".
Unweit von hier liegt in einer Schleife des Flusses Severn die Stadt Shrewsbury, mit ihren heute etwa 70.000 Einwohnern eine historische Marktstadt und geschichtlich bedeutsam. Besonders interessant neben den Fachwerkhäusern und den alten, teilweise winzigen Gässchen und Hausdurchgängen ist die historische Markthalle aus dem 15. Jahrhundert.
Nach dem kleinen Stadtrundgang gab es etwas Freizeit und bei Rückkehr zum Busparkplatz hatten Chauffeur Roy und ich ein Picknick mit viel Landestypischem neben dem Bus aufgebaut.

Chester

Nach diesem einmal „etwas anderem Mittagessen am Bus" fuhren wir zu unserem Tagesziel Chester. Auch dieser Ort ist als Fachwerkstadt weithin bekannt. Er entstand vor etwa 2000 Jahren unter den Römern, von denen er Castra Devana genannt wurde. Bei einer Stadtführung, beginnend am Fluss Dee sahen wir uns die alte Stadtmauer, die Reste des einstigen römischen Amphitheaters und natürlich die berühmten Fachwerkstraßen an. Ihre berühmten doppelstöckigen „Rows", die alten Fachwerkhäuser seit Jahrhunderten in beiden Etagen mit Durchgängen verbinden, enthalten bis heute Geschäfte, Läden und Shopping-Center. Im Mittelpunkt der Fachwerkinnenstadt, da wo sich die Hauptstraßen kreuzen, stehen die Reste der historischen Marktsäule. Ganz hier in der Nähe steht die anglikanische Kathedrale. Unter Heinrich VIII. wurde das ehemalige Benediktinerkloster zum Sitz eines Bischofs erhoben. Hier gab es dann auch noch genügend Freizeit, ehe wir zu unserem einige Kilometer vor den Toren der Stadt gelegenen Hotel fuhren.

Chester – Blaenau Ffestiniog – Porthmadog – Caernarfon – Llanfair PG – Conwy, sechster Tag, Montag 19.Juni 2017:

Heute früh überquerten wir die (an den Straßen durch Willkommensschilder gekennzeichnete) Grenze zum Landesteil Wales und wählten als erstes die Küstenroute in Nordwales, wo wir einige der bekannten Badeorte durchfahren und uns die Wohnmobilsiedlungen, in denen man in Großbritannien gerne Urlaub macht, ansehen konnten.+
Von der Küstenstraße bogen wir ab ins Tal des Flusses Conwy, das die zauberhafte Landschaft des Snowdonia Nationalparkes begrenzt, benannt nach dem Snowdon, dem höchsten Berg von Wales. Wir legten einen kurzen Stopp im Kur- und Wanderort Betws-y-Coed ein, einer beliebten Sommerfrische und Ausgangspunkt vieler Ausflüge. Besondere Souvenirläden, in denen es z.B. die traditionellen Liebeslöffel gibt, die als besonderes und authentisches Souvenir aus Wales gelten. Nach dem Aufenthalt hier ging es weiter in das Industriestädtchen Blaenau Ffestiniog. Es lag einst im Zentrum der walisischen Schieferbrüche und ist heute ein wichtiger Touristenort, vor allem wegen seiner Schmalspurbahn. Das war auch unser Ziel, denn wir waren auf eine Fahrt im historischen Dampfzug auf der zauberhaften Strecke nach Porthmadog gebucht. Ursprünglich war die Bahntrasse für eine Pferdebahn zum Schiefertransport angelegt worden, bald aber nach dem Erfolg der ersten Eisenbahnen auf Dampfbetrieb umgestellt worden. Die Ffestiniog Railway ist damit nicht nur die älteste Schmalspurbahn der Welt, sondern durch ihren Beginn als Pferdebahn auch die älteste private Bahngesellschaft weltweit. Die etwa einstündige Zugfahrt durch die herrliche walisische Landschaft hat uns großen Spaß gemacht. Am Endpunkt, dem kleinen Hafenstädtchen Porthmdog erwartete uns schon unser Bus mit Chauffeur Roy, der uns in den historisch bedeutsamen Ort Caernarfon brachte.

Caernarfon und Conwy

Das kleine malerische Städtchen Caernarfon, umgeben noch von großen Teilen seiner Stadtmauer, ist weithin bekannt für seine am Wasser der Menai-Strait gelegene Burg, die einstmals die größte Burg der Engländer in Wales gewesen sein soll. Der britischen Tradition folgend wird hier seit Jahrhunderten der jeweilige Thronfolger als „Prince of Wales" in seine Rechte eingesetzt. Heute noch ist die Burg eine staatliche, sehr gut erhaltene Ruine mit teilweise begehbarem Wehrgang und die Stadt ein hübsches Ziel zum Bummeln.
Von Caernarfon aus machten wir dann einen „RichtigReisen"-Abstecher über die malerische Meerenge der Menai-Strait, die Großbritannens zweitgrößte Insel Anglesey von der Hauptinsel trennt. Hier liegt, gleich hinter der Brücke, eine ungewöhnliche Touristenattraktion im Vereinigten Königreiche: der Ort mit dem längsten und völlig unaussprechlichern Ortsnamen Europas. Man kann an der kleinen Eisenbahnstation fotografieren und der kleine, auf Karten nur als Llanfair PG ausgeschriebene Ort lebt hauptsächlich von der Vermarktung seines Namens: Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch.
Später fuhren wir zurück aufs „Festland" und auf der Küstenstraße zum Conwy-Tal. Hier stoppten wir noch in Conwy, einer Kleinstadt, die von einer gewaltigen Burg überragt wird. In der hübschen Innenstadt, innerhalb der mittelalterlichen Mauern, hatten wir noch einen kleinen Stadtrundgang, denn außer der Burg hat der Ort noch einen hübschen elisabethanischen Palast sowie das kleinste Haus von Wales zu bieten.


Chester - Lake District - Gretna Green - Glasgow, siebter Tag, Dienstag, 20 Juni 2017:

Nach relativ frühem Aufbruch durchquerten wir Mittelengland von Chester aus nach Norden, vorbei an Liverpool und Lancaster, ehe wir den südlich der schottischen Grenze gelegenen „Lake District" erreichten. Dieses Gebiet, etwas kleiner als das Saarland, gehört zu den insgesamt 15 Nationalparks im Vereinigten Königreich. Die eindrucksvolle Berg- und Seenlandschaft bekam als eine der ersten das Prädikat „area of outstanding natural beauty" (Gebiet mit außerordentlicher Naturschönheit) verliehen und gehört heute zu den von den Briten meistbesuchten Touristenregionen ihres Landes.
Unser Ziel, der größte und längste der Seen des Distrikts -Lake Windermere - überquerten wir auf einem der traditionellen „Seendampfer". Der brachte uns in gut vierzig Minuten von der Anlegestelle Lakeside an der Südspitze des langgestreckten Sees zum Touristen-Ort „Bowness-on- Windermere". Hier blieb Zeit für einen Bummel am Seeufer, ein Eis an den zahlreichen Kiosken oder einen kleinen Imbiss.
Auf unserer weiteren Fahrt durch das landschaftlich einzigarte nördliche Seengebiet passierten wir den „Kirkstone Pass", der zu den steilsten auf den britischen Inseln gehört und von dessen idyllischer Passhöhe sich ein weiter Blick auf Ambleside im Süden und das Ullswater, des Distrikts zweitgrößten See im Norden, öffnet. Am idyllischen Ullswater fuhren wir dann noch auf unserem weiteren Weg nach Schottland entlang und erreichten dann den dritten auf Großbritannien gelegenen Landesteil im Grenzort Gretna Green. Das einst unscheinbare Dörfchen gelangte durch eine ungewöhnliche Art hier geschlossener Hochzeiten zu Berühmtheit. Bis heute zeigt man - nun als Museum - die frühere Grobschmiede des Ortes. Für lange Zeit wurden nämlich, hier auf dem Amboss, Ehen durch den als Friedensrichter fungierenden Schmied mit dem Hammer geschlossen. Grund dafür war die im 18. und 19. Jahrhundert unterschiedliche Gesetzgebung bezüglich der Eheschließung in Schottland und England. In Schottland durften Liebespaare wesentlich jünger und ohne Einwilligung der Eltern heiraten als im strengeren England. Und da es daher häufig vorkam, dass Verliebte hier schnell heiraten wollten, nahm der Friedensrichter-Schmied, um nicht ständig Zeit zu verlieren, die Trauungen gleich in seiner Werkstatt vor und vereinte - so wie er sonst Metall zusammenschmiedete - mit einem Hammerschlag auf den Amboss das junge Brautpaar. Und wie es der Zufall wollte - auch in unserer Gruppe fand sich ein Paar, dass nach zünftiger alter Tradition vor allen Mitreisenden mit Hammerschlag „heiratete". „Standesbeamtin" Annie übernahm die Rolle des Friedensrichters ganz witzig und es wurde ein Spaß für uns alle.
Nach dem Aufenthalt hier setzten wir unseren Weg auf der Autobahn in Schottlands größte Stadt Glasgow fort, wo uns unser Hotel am Flussufer des Clyde im alten Hafen erwartete.


Loch Lomond - Highlands - Glencoe - Fort William - Fort Augustus - Loch Ness - Newtonmore, achter Tag, Mittwoch, 21. Juni 2017:

Schottlands größter See, das herrlich gelegene Loch Lomond war unser erstes heutiges Ziel. Über 30 malerische, teils bewaldete Inseln, liegen in dem etwa 71 km² großen See, der als eiszeitlich entstandenes Gewässer eine beachtliche Tiefe erreicht. Hier hörten wir nicht nur das berühmte, wenn auch traurige Lied vom Loch Lomond, sondern machten eine längere Pause am Seeufer im hübschen Örtchen Luss.
Gleich an der Nordspitze des Sees beginnen die eigentlichen Highlands, Schottlands berühmtes und überaus pittoreskes Hochland. Wir folgten mehreren der Highland-Täler, meist gerundete Trogtäler mit spärlichem Waldbewuchs und Zwischenetappen aus Moos und Heidekraut, mit kahl wirkenden Hängen und von Bächen durchzogenen Talsohlen, bis wir das vielleicht bekannteste von ihnen erreichten, das Tal von Glencoe. Die gewaltigen Berge, die seinen Eingang bewachen, zeigen immer noch ihre ursprünglichen Formen als Vulkankegel. Bei Fotostopps konnten wir der Schönheit des Landes nachspüren, aber das auch „Tal der Tränen" genannte Glencoe erlebte eines der traurigsten und tragischsten Ereignisse der schottischen Geschichte. Hier war 1693 war hier der Schauplatz eines am schottischen McDonald-Clan verübten Massakers, ausgeführt von im Dienste der englischen Krone stehenden Soldaten und auf besonderen Befehl des englischen Königs William III. . Ein bekanntes Lied gibt die Geschichte vom „massacre of Glencoe" wieder
Später erreichten wir Fort William und es gab natürlich eine Gelegenheit zu einem Bummel im hübschen Hochland-Städtchen. Auf dem weiteren Weg nach Norden passierten wir an der Straße nach Achnacarry dasCommando-Kriegerdenkmal mit Blick zum Ben Nevis, Schottlands höchstem Berg.

Loch Ness

Im kleinen Städtchen Fort Augustus schließlich hatten wir Gelegenheit, eine der berühmten Schleusentreppen des Kaledonischen Kanals kennenzulernen. Es gibt mehrere davon, die in Fort Augustus hat eine Abfolge von fünf direkt hintereinander liegenden Schleusen, die per Ausgleich ihrer Wasserstände einen Höhenunterschied von insgesamt 17 m überwinden. Der Anfang des 19. Jh. vom berühmten Schottischen Ingenieur Thomas Telford geplante und gebaute Kanal mit seinen Schleusen und Schleusentreppe verband die Ostküste Schottlands mit seiner Westküste und wurde schon von Theodor Fontane als „seltenes Wunderwerk der Technik" gepriesen. Der Kaledonische Kanal ist zwar nicht mehr von wirtschaftlicher Bedeutung, wird aber heute noch von Freizeitkapitänen genutzt.
Schließlich erreichten wir dann Schottlands wohl bekanntesten See, das langgestreckte Loch Ness. Die an seinen Ufern gelegene Burgruine Urquardt Castle gehört zu schönsten, malerischsten und meistbesuchten Burgruinen in Schottland und war einst wichtiger Stützpunkt der schottischen Könige. Auch durch ihre zentrale Lage am bekannten See wurde sie bedeutsam, denn schließlich fanden hier die meisten „Sichtungen" des berühmten See-Ungeheuers statt. Denn das etwa 40 km lange und sehr schmale Loch Ness ist für sein fast pechschwarzes Wasser berüchtigt, ist ein überaus tiefer Rinnensee und soll das immer mal wieder auftauchende Ungeheuer - nach einer Lesart ein Wasserdrache, nach anderer ein überlebender Riesensaurier - beherbergen. Wir haben es übrigens leider nicht gesehen, aber ich werde bestimmt wieder mal nach Schottland kommen - und wer weiss ...
Unsere Weiterreise führte uns um das Ende des Sees herum, vorbei an Inverness, der Hauptstadt der Highlands, und weiter nach Süden zu unserem Übernachtungshotel in Newtonmore.


Schaffarm - Blair Atholl Distillery - Pitlochry - Dunkeld - Firth of Forth - Edinburgh, neunter Tag, Donnerstag, 22. Juni 2017:

Unser heutiger Tag begann mit dem Besuch einer nahe bei Newtonmore gelegenen Schaffarm. Wir waren zu Gast bei Schäfer Neill Ross, dern mit 2500 Schafen aufwarten kann und der seine Hütehunden selber ausbildet. Bei einer kleinen Vorführung zeigte er uns, wie die Hunde arbeiten und er sie mit Pfeif- oder Sprachkommandos dirigieren kann. In dem gewaltigen Farmgelände mit einer Größe über 5000 Hektar sind sie unentbehrliche Helfer wenn es gilt, die Schafe zu manövrieren oder zusammentreiben. Auch wie ein Schaf geschoren wird führte er uns vor und schließlich konnten wir seine kleinsten Hunde, erst wenige Wochen alt, streicheln, was natürlich allen Mitreisenden besonders gut gefiel.Unser nächster Programmpunkt war eine Begegnung mit einem der „typischen" Produkte von Schottland in der Blair Atholl Distillery. Hier produziert man einen erlesenen Malz-Whisky und die Produkte dieser Brennerei sind wegen ihrer Seltenheit begehrt und mitunter nur in Schottland erhältlich. Der Spirituosen-Name Whisky stammt von „uisghe beatha", „Lebenswasser" und ist nicht nur dem Namen nach eine „gälische" Besonderheit. Durch Malzen und Vergären zu einem Gerstenbier, das anschließend destilliert wird, erhält man eine besondere Spirituose, die durch jahrelange Lagerung im Fass und die vorhergehenden Besonderheiten ihres Brennvorganges letztlich den unverkennbaren Geschmack eines „Single Malt Scotch Whisky" aufweist. Alle diese Vorgänge und Besonderheiten bekamen wir während einer Führung in der Blair Atholl-Distillery erklärt.
Dann war noch Zeit für einen Bummel in Pitlochry , einem Kur- und Tourismusort ist. Im 19. Jh. soll Queen Victoria das Städtchen, in dem es ihr angeblich ausnehmend gut gefiel, kurzerhand zum Kurort erklärt haben. Bis heute macht ihn das zu einem der beliebtesten schottischen Ferienziele.

Dunkeld und Firth of Forth

Bei einem kleinen Abstecher lernten wir noch das unter Denkmalschutz stehende Städtchen Dunkeld kennen. In einer Biegung des Flusses Tay liegt seine prachtvolle Kathedralenruine und auch die ganze Altstadt aus weißgetünchten, traditionellen Häuschen schmiegt sich in eine Schleife des Flusses.
Eine weitere Unterbrechung unserer Fahrt gab es für einen Fotostopp an den eindrucksvollen Brücken über den Forth-of-Forth. Die neue Straßenbrücke - eine Schrägseilbrücke" - wird in kurzer Zeit dem Verkehr übergeben und die Straßenbrücke, die wir benutzten, ist seit 1964 in Betrieb und ist die längste in Großbritannien. Als besondere ingenieurtechnische Meisterleistung aber gilt die danebenliegende Eisenbahnbrücke. 1890 wurde sie dem Verkehr übergeben , zeigt markante Formen und besteht aus mehreren Stahlsegmenten, die sich auf gewaltige Beton- und Granitverankerungen und -pfeiler stützen. Chauffeur Roy fuhr mit uns sogar noch ins enge Zentrum des Ortes Queensferry, der zu Füßen der Brücken liegt und von dem aus sie besonders gut zur Geltung kommen.
Von hier aus war es nicht mehr weit bis zu unserem direkt im Zentrum von Edinburgh gelegenen Hotel.


Edinburgh, zehnter Tag, Freitag, 23. Juni 2017:

Die schottischen Hauptstadt würde uns heute in ihren Bann ziehen! Die Stadtrundfahrt in Edinburgh mit Stadtführerin Susanne begann gleich am Hotel. Wir widmeten uns zunächst der Neustadt, erbaut im 18.Jahrhundert komplett in georgianischem Stil. Charakterische Stadtpaläste mit kleinen Balkons, gusseisernen Balustraden und von eisernen Zäunen umgeben, mit hohen Fenstern und verzierten Türen säumen die Straßen.
Dann bildete ein Stopp am Palast von Holyroodhouse - offizielle königliche Residenz in Edinburgh - den Auftakt zur Runde in der Altstadt. Ursprünglich gab es hier nur eine Abtei, in der sich im Mittelalter oft das schottische Parlament versammelte und die wohl schon im 14. Jh. königliche Residenz wurde. Anfang des 16. Jh. schließlich wurde der Holyrood Palace erbaut. Nach einem ausgedehnten Stopp hier wandten wir uns - wieder im Bus - der Royal Mile zu, jener Innenstadtstraße, die sich längs durch Edinburghs Altstadt zieht und die Holyroodhouse Palace und die Edinburgher Burg miteinander verbindet. Übrigens soll sie eine englische Meile lang sein. Wir durchfuhren die Altstadt mit ihren verschiedenen Sehenswürdigkeiten wie den historischen Hochhäusern und den alten Märkten und erreichten dann den Busstopp am Aufgang zum Castle.
Nachdem wir die Tickets geholt hatten, gab es eine kleine Führung durch die Burg. Abschluss hier bildete dann der individuelle Besuch der Sehenswürdigkeiten in der Burg, z.B. der Ausstellung der Kronjuwelen.
Der Nachmittag war frei für individuelle Unternehmungen, denn das geschäftige, nahezu überfüllte Edinburgh hielt für alle etwas bereit.
Zum Abendessen trafen wir uns wieder im Hotel, wo wir uns auch von den Fluggästen verabschiedeten, die schon am nächsten Morgen von Edinburgh nach Hause fliegen würden.


Edinburgh - Jedburgh - York - Fähre, elfter Tag, Samstag 24. Juni 2017:

Edinburgh verließen wir recht früh. Es ging nach Süden, wo wir im schottischen Grenzland den kleinen Ort Jedburgh erreichten. Der Aufenthalt in einer Wollmühle bot letztmalig Gelegenheit, nach schottischen Souvenirs Ausschau halten oder noch einen Whisky zu erwerben, der hier in großer Auswahl angeboten wurde. Ein Fotostopp zeigte uns noch die imposanten Abteiruine von Jedburgh, einst eine der größten Abteien Schottlands und Ruine, seit Truppen des englischen Königs Heinrichs VIII. die Border-Hügel verwüsteten.
Nach einem weiteren Fotostopp am schottisch-englischen Grenzstein von Carter Bar ging es weiter südlich.
Am Nachmittag hatten wir noch genügend Zeit für einen längeren Besuch in der herrlichen alten Fachwerkstadt York. Bei einer kleinen Führung sahen wir das gewaltige Münster, die größte mittelalterliche Kirche Großbritanniens und einer der größten Kirchenbauten der Christenheit. Nach langer Bauzeit im 15. Jh. fertiggestellt, ist das Yorker Münster eines der prächtigsten Beispiele der Gotik in Europa.
Weiter bummelten wir durch die historischen, hübsch geschmückten Fachwerkstraßen zum Markt und sahen dann zum Abschluss die alte Ladenstraße „The Shambles".
Auch hier in York war noch etwas Freizeit übrig, bevor wir aufbrechen mussten, um unsere Fähre in Kingston-upon-Hull zu erreichen.
Später checkten wir auf die „Pride of Hull" ein, die bald danach die Rückfahrt zum Kontinent antrat.Rotterdam - Dresden.


Heimreise, zwölfter Tag, Sonntag, 25. Juni 2017:

Die Abfertigung für die Passagiere ging recht schnell, auch der Bus kam gut von der Fähre und so waren wir bald auf der Heimreise. Über niederländische und später deutsche Autobahnen erreichten wir am Nachmittag und Abend die Bestimmungsorte, an denen die bequemen Haustürtransfere auf uns warteten.
Auch dies war wieder eine Reise mit unendlich vielen Eindrücken, begünstigt vom schönen Wetter und mit einer Programmabfolge, die einen „Einstieg" in drei der vier Landesteile des Vereinigten Königreichs ermöglichte. Bestimmt wird sie bei uns allen noch einige Zeit nachwirken.
Bis zur nächsten Reise alles Gute und viele Grüße!
Ihr Dr. Michael Krause

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Kommentare zum Reisebericht

Unsere 3.Reise (2004,2014,2017) mit Eberhardt-Reisen war die bestorganisierte und niveauvollste Rundreise ; vor allem Dank dem Reiseleiter Dr.M.Krause, welcher auch in schwierigen Situationen die Übersicht behielt und sein ungemein vielseitiges Wissen spannend an die Frau und an den Mann brachte.
Dank auch dem tollen Busfahrer Rony, der selbst einem erfahrenen Autofahrer wie mich zum Staunen brachte.
Danke, danke für alles.
Für 2018 schwebt uns eine Rundreise durch die Beneluxstaaten und eine Donauschifffahrtsreise vor. Natürlich, wenn möglich mit Eberhardt.
Viele Grüße Familie Schumann

Roland Schumann
21.07.2017