Reisebericht: Rundreise England – Wales – Schottland

07.08. – 18.08.2019, 12 Tage Rundreise London – Windsor – Oxford – Cotswolds – Chester – Caernarfon – Snowdonia–Nationalpark – Lake District – Glasgow – Glen Coe – Loch Ness – Whisky – St. Andrews – Edinburgh – York


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Es ist ein Land bestehend aus mehreren Königreichen, welches einst, gleich Rom, einen großen Teil der Welt beherrschte, wichtige Handelsrouten aufbaute und heute den Schritt aus Europa herauswagen möchte. Dieses Land wollten wir sehen.
Vor dem Ziel steht meist die Anreise. Beginnen wir also dort.
Und los ging es mit dem Bus in Sachsen und Thüringen. 14 Busreisende starteten mehr oder weniger früh auf eine besondere Entdeckungstour, während weitere fünf mit dem Flugzeug einen Tag später direkt in London anreisten oder bereits einige Tage eher die britische Hauptstadt besuchten und dort auf uns trafen.
Ein Reisebericht von
Stefan Jahnke
Stefan Jahnke

1. Tag, Mittwoch, 07.08.2019 – 900 Buskilometer Aufbruch von zuhause, Fahrt an die französische Küste


Jemand sagte einmal, „Wohin man fährt, ist egal. Wichtig ist, einzusteigen."
So stiegen wir also, die einen früh am Morgen, die anderen am Vormittag in unseren roten 5-Sterne-Luxusreisebus der Fa. Schreiter ein und wurden dabei von Roy, unserem Fahrer, und Stefan, unserem Reiseleiter herzlich begrüßt. Stefan stellte uns gleich die Reise vor, spielte ein Lied aus Großbritannien und zeigte uns im Anschluss ein Video rund um die Sicherheit im Reisebus. So gut mit Informationen ausgestattet, machte uns der Reisestart noch mehr Spaß. Roy erläuterte uns auf der weiteren Fahrt die vielen Funktionshebel an unseren schönen Sitzplätzen und bald schon wurde die Bordküche eröffnet, aus der wir die kommenden Tage neben Kaffee, Tee, Kaltgetränken mit oder ohne Alkohol und einem Mittagsimbiss mit frischen Würstchen oder einer Suppe auch Kaffeespezialitäten, wie gälischen Kaffee oder After-Eight-Kakao bekommen konnten. Unterwegs hörten wir von nun an stets an den entsprechenden Grenzen auf unserer Tour die Nationalhymnen und sahen die Fahnen der neu befahrenen Gebiete, die Stefan für uns im Bus schwenkte. Wie auch in den kommenden Reisetagen, hielten wir alle zwei Stunden an einem Rastplatz oder einer anderen für uns alle geeigneten Stelle unterwegs und konnten wieder einmal die Beine etwas laufen lassen und so verflog die Zeit bis zu unserer Hotelankunft in Frankreich recht schnell. Hier checkte uns Stefan ein und wir bekamen, wie auch weiterhin auf der Reise, gleich unsere Zimmerkarten in die Hand, erfuhren Abendessenszeit, Frühstückszeitraum und Abfahrt für Abend und kommenden Morgen, schnappten nur noch die von Roy bereits entladenen Koffer und bezogen unsere Zimmer. Hier erfrischten wir uns und trafen uns alle bald wieder zum Abendessen. Auf Bedürfnisse, wie glutenfreies Essen oder vegetarische Kost konnte man schnell reagieren und so ging es allen gut, ließen einige noch den Abend an der Hotelbar ausklingen und freuten wir uns auf die kommenden Erlebnisse.

2. Tag, Donnerstag, 08.08.2019 – 50 Fährkilometer, 460 Buskilometer Weiterreise nach London, Greenwich und Stadtrundfahrt


Der Hotelstandort war gut gewählt. Der Trubel der nahen Hafenstadt Calais ging an uns vorbei, wir konnten gut schlafen und hatten es am Morgen doch nicht zu weit zum Fährhafen, erreichten dort nach Pass- und Sicherheitskontrolle gut die Fähre, fuhren im Bus an Bord und stiegen dann in den Passagierbereich, um von da die Überfahrt zu genießen und bald schon die weißen Klippen von Dover zu sehen, an deren Fuß wir landen wollten. Die Überfahrt war schnell vorbei und so konnten wir wieder zum Bus gehen und mit diesem unter den Klängen der von Stefan gespielten Nationalhymne des Vereinigten Königreiches und bei Sichtung der Fahnen für Großbritannien und England von Bord an Land fahren. In Dover wurde gebaut, wir machten Witze dass man wohl noch die letzten EU-Mittel dafür einsetzen würde, ehe im Oktober der Brexit so oder so greifen würde, doch wir kamen gut durch den Ort und weiter ging es in Richtung britische Hauptstadt. Stefan erzählte uns eine Menge über das Land, die Geschichte und die Mentalitäten seiner Bevölkerung, während Roy mit Bravour zeigte, wie gut er mit dem Fahren auf der eigentlich richtigen, nur eben für den von Napoleon eroberten Teil Europas durch diesen veränderten Straßenseite zurechtkam. Dann erreichten wir die Vororte von London und stoppten am oberen Ende des königlichen Parks von Greenwich. Einige sahen sich dort den Nullmeridian, eine wunderbare Aussicht über London und das Royal Observatory an, andere spazierten bis zu den Mittagswürstchen durch den Park und dann begrüßten wir Roys privaten Passagier für ca. 24 Stunden an Bord, ehe wir weiter in die Innenstadt fuhren und dort am Tower unsere Fluggäste sowie unseren Guide für die Stadtrundfahrt in London aufnahmen und alle herzlich begrüßten. Wir sahen vieles in London, natürlich Tower, Buckingham Palace, Trafalgar Square, Piccadilly Circus, Oxford Street, House of Parliament, Westminster Abbey, St. Pauls Cathedral, Millenium Bridge. Etwas Aufregung gab es, als dort einer unserer Gäste verschwand, aber Stefan gab vorher jedem Reisegast seine Visitenkarte und so konnte der Gast Kontakt zu uns herstellen und wir holten ihn mit dem Bus ab, wo er leider gerade hingeraten war. Später ging es zu unserem Hotel nach Woking und wir verarbeiteten die vielen Erlebnisse dieses ersten Tages auf der britischen Hauptinsel, ehe wir nach dem Abendessen Kraft für Kommendes tankten.

3. Tag, Freitag, 09.08.2019 – 200 Buskilometer Besuch in Windsor Castle und in Oxford


Ich glaub, es geht schon wieder los, dachte sicher mancher aus unserer überschaubaren Gruppe, als wir nach dem reichhaltigen Frühstück unsere Koffer zu Roy brachten und dann wieder im Bus Platz nahmen. Wir fuhren nach Windsor, in den zweiten Palast der Königin, die sich ja übers Jahr in den Staatspalästen Buckingham, Windsor und Holyrood, aber auch in ihren privaten Palästen, wie in Balmoral aufhält. Wir kamen pünktlich in Windsor an, spazierten vom Busbahnhof durch den Ort und kamen an eine sehr lange Schlange von ebenso Einlass begehrenden Touristen am Schloss. Geduldig warteten wir und wunderten uns schon, wie gut die dortige Organisation war, denn vermuteten wir erst, wir müssten vielleicht Stunden mit dem Warten verbringen, so waren wir bereits nach 30 Minuten im Palastgelände und schauten uns individuell dieses alte Bauwerk mit seinen vielen Besonderheiten an, ehe wir wieder zum Bus kamen, auf dem Wege dahin an Shakespeare und seine Geschichte über die Damen aus Windsor dachten und nach dem Mittagsimbiss weiterfuhren diesmal nach Oxford. Unsere Stadtführerin lud uns ein, mit ihr gemeinsam die Stadt zu erlaufen, denn nur so würden wir die schönen alten Häuser, die interessanten Hochschulen und Universitäten, die Geschichte und die Gegenwart in diesem Ort wirklich erkennen. Sie versprach uns nicht zu viel und so freuten wir uns über diese interessanten Erlebnisse, ehe wir wieder in den Bus stiegen und zu unserem Hotel in einer Stadt fuhren, die besonders die Dresdner als Partnerstadt nach dem zweiten Weltkrieg vom Namen her gut kannten. Coventry. Wir ließen uns wieder von Stefan für die Zimmer einchecken, Roy versteckte den Bus in der Nähe des Hotels in einer Nebenstraße und wir genossen am Abend noch das Abendessen und einen kleinen Spaziergang durch die nahe Innenstadt.

4. Tag, Samstag, 10.08.2019 – 70 Buskilometer Erkundungen bei Shakespeare in Stratford upon Avon und Besuch von Warwick Castle


Ehe es heute in die Geburtsstadt von Shakespeare gehen sollte, wollten wir Coventry nicht verlassen, ohne etwas von der Stadt gesehen zu haben. So fuhren wir nach dem reichhaltigen Frühstück auf den Busplatz und spazierten unter der Führung von Stefan zur Kathedrale der Stadt, die, ähnlich wie die Frauenkirche in Dresden bis vor ein paar Jahren, ein Mahnmal gegen Gewalt und Krieg, für Völkerfrieden und Verständigung sein soll. Es war bewegend, in den alten Mauern neben der neu errichteten Kathedrale zu stehen, dazu wagen wir noch einen kleinen Spaziergang durch den teilweise erhalten gebliebenen Teil der Stadt und dann stiegen wir mit den verschiedensten Gedanken wieder in unseren Bus. Nach einer guten Strecke erreichten wir Stratford und Stefan führte uns bis zum Geburtshaus des großen Theaterdichters, dessen Leben heute noch einige Fragen aufwirft. Denn immer noch fehlen genauere Informationen über wenigstens sechs seiner Lebensjahre, als er von Stratford wegging und später in London, nun schon berühmt, auftauchte. Aber egal, es war schön, diese alte Stadt ein wenig zu erlaufen und nach dem Mittagsimbiss freuten wir uns gleich noch auf eine Burg, die wir am Nachmittag touristisch erobern wollten. Es ging in den kleinen Ort Warwick und zu seinem bedeutenden Castle, dem Warwick Castle, in dem einst Menschen herrschten, die über die Macht verfügten, Könige zu machen. Heute ist dieses Schloss mit seinen schön sanierten Mauern eher ein Abenteuerspielplatz für Eltern und deren Kinder. Aber es ist sehenswert, gerade Greifvogelschau und verschiedene Schießvorführungen, aber auch die liebevoll gestalteten Wachsfigurenszenen im Schlossinneren ließen einiges aus der hiesigen Geschichte und Gegenwart erkennen, ehe es wieder zurück nach Coventry in unser Hotel vom Vortag ging und wir uns nach dem Abendessen ausruhten.

5. Tag, Sonntag, 11.08.2019 – 210 Buskilometer Reise über Ironbridge, Shrewsbury und Chester nach Runcorn


Heute hieß es, von Coventry Abschied zu nehmen. Nach dem Frühstück übergaben wir Roy wieder unsere Koffer, Stefan versorgte uns mit morgendlichen Getränken für die nicht zu lange Busfahrt und dann ging es hinauf ins Telford-Gebiet, also in jene Gegend, in der der geniale Architekt verschiedenster Großprojekte vergangener Zeiten lebte. Wir fuhren nach Ironbridge, einem Dorf, das seinen Namen daher bekam, weil dort die weltweit erste Eisenbrücke mit Nietverbindungen errichtet wurde und bis heute steht und hält. Selbst liefen wir darüber und staunten, sahen uns noch ein paar hübsche Häuser im Ort an und fuhren weiter nach Shrewsbury, sahen uns in diesem kleinen Ort mit schmalen Gassen und hübschen Fachwerkhäusern etwas um und bald schon ging es weiter in die vom Käse her bekannte Stadt Chester. Hier erfuhren wir schon auf der Fahrt in den Ort von Stefan, dass der Name von einem alten römischen Lager stammte, die Römer also eine Stadt gründeten, die uns dann Steve, unser hiesiger örtlicher Guide, genauer mit einem Spaziergang auf der alten Stadtmauer und durch die Stadt zeigte. Es gab noch das alte Amphitheater, Reste eines römischen Bades, aber auch Hinterlassenschaften der späteren Besiedlung bis hin zur Neuzeit. Die zweietagigen Laubengänge an der Geschäftsstraße und ebenso die Kathedrale beeindruckten uns sehr und so störte der plötzlich im zweiten Teil der Stadtführung einsetzende Regen nicht wirklich. Mit vielen neuen Erkenntnissen setzten wir darum später unseren Reiseweg fort und erreichten am zeitigen Abend unser nächstes Hotel in Runcorn, bezogen in alt bekannter Weise unsere Zimmer und trafen uns bald beim Abendessen wieder, um danach die Nachtstunden für neue Kraftanlagen zu nutzen.

6. Tag, Montag, 12.08.2019 – 300 Buskilometer, 30 Kleinbahnkilometer Wales–Rundfahrt nach Llanfair P.D. und Caernarfon sowie Zugfahrt durch die Snowdonia Mountains


Runcorn liegt nahe der nördlichen Grenze zwischen England und Wales und so starteten wir heute auf unserer Tour durch drei britische Königreiche nach Wales. Hier ging es zuerst die Nordküste entlang und nach einem Ort, der für seinen besonders langen Namen, also den längsten Bahnhofsnamen und den längsten Domainnamen der Welt bekannt ist. Um eine Ansichtskarte nicht allein mit dem Absenderort vollzuschreiben, einigte man sich jedoch für behördliche Schreiben und die Post auf eine allgemein verständliche Kurzform des Namens, also auf Llanfair P.D. Natürlich vermarktet der Ort seinen Namen ordentlich und so shoppten wir ein wenig im zugehörigen Einkaufszentrum, das damit wirbt, man könne dort jedes irgendwo in Wales angebotene Souvenir und dazu noch sehr gute Kleidung für die walisischen Tage sowie einiges darüber hinaus erwerben. Natürlich schauten wir uns vieles an, nahmen auch das eine oder andere Stück mit in den Bus und fuhren weiter in einen wohl geschichtsträchtig etwas wichtigeren Ort, nach Caernarfon. Die dortige Burg wurde einst von den Engländern zur Befriedung der stets aufständigen Walisen errichtet. Sicher auch darum kam es einst nicht so gut an, dass der aktuelle Prince of Wales, Prinz Charles, dort zu eben jenem Prinz gekrönt wurde. Bis dahin setzte man den Thronerben einfach durch eine Zeremonie in Westminster Abbey ein, doch das wollten der damals baldige Prinz und seine Mutter nicht. Es kam wohl zu einigen Aufständen, sogar zu Toten wegen der Zeremonie in einer Zwingburg der Engländer im walisischen Carernarfon, doch mittlerweile scheinen sich die Gemüter beruhigt zu haben. Wir schauten uns den Platz an, an dem der Prinz eingesetzt wurde, kletterten auch durch die alten Mauern der die Ortsmitte bestimmenden Burg und schlenderten noch ein wenig durch die Gassen und Straßen des Ortes, ehe wir weiter nach Porthmadog an den Snowdonia Mountains fuhren und dort unseren Mittagsimbiss zu uns nahmen, danach aber einen alten Dampfzug bestiegen und mit ihm durch die nahen Berge fuhren, durch viele Tunnel, vorbei an herrlichen Landschaften, die zum Fotografieren und Verweilen einluden, bis hinauf nach Blaenau Ffestiniog, wo der Zug einst und heute endete und uns unser Bus bereits erwartete. Durch diese atemberaubende Bergwelt ging es nun mit unserem Gefährt zurück ans Meer und von da in die ebenfalls durch eine englische Zwingburg beherrschte Stadt Conwy. Hier hatten wir noch etwas Gelegenheit zum Bummeln durch den Hafen, zur Besichtigung des kleinsten Hauses auf der Insel Großbritannien und für Fotos von Burg und Stadt, ehe wir zu unserem Hotel in Runcorn/England zurückfuhren und uns sehr über diesen gelungenen Wales-Tag freuten, ehe wir zu Abend aßen und später ausruhten.

7. Tag, Dienstag, 13.08.2019 – 400 Buskilometer, 15 Schiffskilometer Durch den englischen Lake–Distrikt mit Bootsfahrt und Besuch der Hochzeitsschmiede in Gretna Green, Schottland

Am Morgen verlud Roy wieder unsere Koffer und nach der Tagesansprache durch Stefan, bei der wir immer besser die Antwort auf sein „good morning, ladys and gentlemen" lernten, ging es auf nach Norden, denn am Abend wollten wir das nächste und letzte Königreich unserer Tour erreichen, ehe wir nach England zurückkehren und nach den Niederlanden übersetzen würden. Doch bis dahin war noch etwas Zeit. Wir fuhren durch den landschaftlich herrlichen Lake District zum größten See der Region, dem Lake Windermere. Im kleinen Ort Lake Side stiegen wir aus und schauten uns den alten Bahnhof, aber auch den See und die Bootsstation an. Zum Glück kam gerade ein alter Dampfzug an und wir fühlten und zurückversetzt, wie bei unserer eigenen Zugfahrt am Tag vorher, in die alten Zeiten dieser Gegend, ehe unser Schiff am Kai eintraf und wir darauf Platz nahmen. Quer über den See ging es nun in den kleinen Ort Bowness, der hauptsächlich vom Tourismus lebt und auch so eingerichtet ist. Wir genossen das Bummeln eine Weile, schauten wieder zum See und stiegen schließlich in unseren Bus, um weiter gen Norden zu fahren, stoppten noch ein paar Mal für einen obligatorischen Fotostopp in herrlicher Landschaft und erreichten schließlich, vorbei am einstigen Flugzeugunglücksort Lockerbie, die englisch-schottische Grenze und den gleich an der Grenze liegenden schottischen kleinen Ort Gretna Green. In Schottland durfte früher mit 12 Jahren geheiratet werden, in England erst viel später. Ohne Genehmigung der Eltern durfte man es in England gar nicht, in Schottland ab dem 16. Lebensjahr. So war die Schmiede in Gretna Green Anlaufpunkt von vielen jungen heiratswilligen Paaren und deren sie verfolgenden, die Hochzeit verhindern wollenden Familien. In Schottland durfte jeder eine Ehe stiften, wenn drei Fragen von den Brautleuten entsprechend mit „JA" beantwortet wurden: Ist man über 16 Jahre alt, ist man frei zu heiraten und will man heiraten. Der Schmied von Gretna Green ließ dann den Hammer auf den Amboss fallen und der helle metallische Klang verkündete weithin, dass diese Ehe geschlossen war. Oft wandelten sich bei dieser schnell durchgeführten Zeremonie die wütenden Eltern in weinende, dem jungen Paar alles Gute wünschende Menschen und so konnte die Ehe gut beginnen. Wir erlebten nach ein wenig Freizeit im Schmiedehof solch eine Zeremonie und zwei unserer Reisegäste erklärten sich bereit, hier zu heiraten, zwei weitere stellten die Eltern des Paares dar und so bekamen wir einen schönen Einblick in das damalige Geschehen, ehe wir uns noch das zur Schmiede gehörige Museum anschauten und schließlich wieder in den Bus stiegen und weiter zu unserem Hotel mitten in der Innenstadt von Glasgow fuhren. Nach dem Zimmerbezug und ein wenig erfrischender Zeit trafen wir uns alle in der Lobby wieder und spazierten mit Roy und Stefan zu einem Pub in der Nähe des George Square, nahe des Glasgower Rathauses, um unser Abendessen typisch schottisch einzunehmen, die Atmosphäre noch etwas zu genießen und dann individuell zu unserem schönen Hotel am Hauptbahnhof der größten und bevölkerungsreichsten Stadt Schottlands zurückzukehren und uns für die morgige Schottland-Highland-Tour auszuschlafen.

8. Tag, Mittwoch, 14.08.2019 – 360 Buskilometer Große Schottlandrundfahrt vorbei an Loch Lomond und Loch Ness nach Newtonmore


Womit beginnt man einen schönen und sicher wieder rund werdenden Reisetag am Morgen nach dem Frühstück und der Verladung der Koffer? Mit einem frohen Lied. Nein, wir sangen nicht selbst, sondern unser Reiseleiter Stefan sang heute das Lied vom Loch Lomond, als wir nach wenigen Fahrminuten den See erreichten und seine Schönheit ein erstes Mal in Luss erleben durften, ehe wir weiter nach Inveruglas fuhren und dort nahe des alten Pumpspeicherkraftwerkes an einem neuen Aussichtsturm auf den See und den leider von Wolken verhangenen Ben Lomond eine wunderbare Aussicht hatten. Zwischendurch erzählte und Stefan die unglaubliche Geschichte von der Jahrhunderte lang illegal arbeitenden Whiskybrennerei mitten auf einer Insel im See, die später in einem Ort nahe des Sees legal ihren Betrieb fortsetzte und heute Whisky mit dem Namen des Sees überall in der Welt anbietet. Unser weiterer Weg führte uns ins Glen Coe, einem wunderbaren Tal südlich des Caledonia Canals, wo einst der erste schottische Whisky gebrannt worden sein soll, wo der auch in Irland bekannte Riese Finn McCool lebte und wo das schlimmste von den Engländern angezettelte Massaker an einem schottischen Clan stattfand, warum dieses wunderschöne Tal heute den Beinamen „Tal der Tränen" trägt. Nach Fotostopps und einem Besuch des Informationszentrums ging es weiter, durch Fort William, dem westlichen Ende des von Telford geplanten Caledonia Canals, zum Command Memorial mit einem verwolkten Blick auf den höchsten Berg der Insel Großbritannien, den Ben Nevis, weiter nach Fort Augustus, wo wir uns eine alte und immer noch in Betrieb befindliche Schleusentreppe anschauten, zum Urquhart Castle am sagenumwobenen Loch Ness. Wir hatten zwar Haribo-Bärchen dabei, aber leider wollte Nessi nicht herauskommen und so schauten wir uns eben die Castle-Ruine und den unter die Haut gehenden 8-min-Film über 1.000 Jahre des Castle an, stärkten uns mit einem Imbiss. Auf der weiteren Tour entlang des alten, schon von den Römern überdachten und später genial zwischen den langgezogenen Seen gegrabenen Kanal, kamen wir nahe an Inverness heran, dem östlichen Ende des Kanals, fuhren mitten durch die Berge und erreichten schließlich die verschlafene kleine Ortschaft Newtonmore und damit unser Highland-Hotel, die einzige Attraktion des Ortes, wo wir in modern-alte Zimmer einzogen, später das Abendessen und sehr günstige Getränkepreise an der Bar genossen, um dann noch Callum Wallace, einem Künstler und Musiker, den Stefan schon einige Jahre kannte, zu lauschen, weil er direkt in der Bar für die sehr gute abendliche Unterhaltung sorgte.

9. Tag, Donnerstag, 15.08.2019 – 190 Buskilometer Whiskyverkostung bei Blair Athol, Besuch in Dunkeld und Fahrt nach Edinburgh


Morgendliches Frühstück ist wichtig. So speisten wir wie die Könige, um für unseren ersten Programmpunkt des heutigen Tages gewappnet zu sein. Zuerst hieß es wieder einmal, die Koffer zu verladen, und dann ging es über schmale Straßen quer durch die Highlands zur Destillerie von Dalwhinnie, die wir heute leider nur von außen sahen, denn unser Ziel war Pitlochy, eine Kleinstadt an der Highlandroute von Edinburgh hinauf nach Inverness und gleichzeitig Heimat eines wunderbaren Castle und einer sehr alten Destillerie, deren Name aus dem Gälischen kommt und „Fluss des Otters" bedeutet. Blair Athol. Diese dem Bell-Konzern und damit heute Diagero, dem multiglobalen Unternehmen für alle Arten von Spirituosen gehörende Destillerie verweist auf eine alte Geschichte und ebenso auf ein Destillationsverfahren, welches heute nur noch von wenigen Whiskyherstellern so rein und einfach genutzt wird. Wir hatten die Gelegenheit, mit Jamie, unserem dortigen Guide, und der Simultan-Übersetzung von Stefan den gesamten Prozess der Whiskyherstellung im doppelten Destillationsverfahren von Schottland nicht nur erläutert, sondern dinglich zu sehen zu bekommen, ehe wir uns dann über dem kleinen Verkaufsraum, in dem auch extra für die beliebte Serie „Game of Thrones" destillierte Whiskys verschiedener zum Diagero-Konzern gehörender Destillerien in Schottland angeboten wurden, den reinen Whisky von Blair Athol zu probieren. Das ist etwas Besonderes, denn aufgrund dessen, dass rund 95% der dort destillierten Alkohole zur Herstellung anderer, meist Blended Whiskys, genutzt werden, ist ein echter Blair Athol Single Malt schon etwas Besonderes. Nachdem wir nun wussten, wie er schmeckt, ging es weiter in den kleinen Ort Dunkeld. War Pitlochy in der kurzen Freizeit vor dem Destillenbesuch schon interessant, wirklte Dunkeld nun beschaulich. Die Kathedrale allein ist sehenswert, der River Tay am Ortseingang bietet schöne Plätze zum Verweilen und die dortige Brücke ist heute noch der Stolz der Bewohner, denn sie ermöglichte einst, dass die Hochland-Rinderherden, die sich auf ihrem Werge zu den Schlachtbänken in Edinburgh hier vereinigten, nicht mehr den Fluss durchschwimmen mussten und dabei viele Tiere ums Leben kamen, sondern einfach und verlustarm über die Brücke getrieben werden konnten. Aus Dunkeld kam auch eine Standard-Elle. Leider war der kleine Laden, wo wir heute mehr darüber erfahren hätten können, geschlossen, aber Stefan wusste einiges zu berichten und so fuhren wir ohne das Gefühl ab, etwas verpasst zu haben. Unser Weg führte uns nun immer weiter nach Süden, jedoch östlicher, als unser Weg vorher in den Norden. Nahe Edinburgh überquerten wir den Firth of Forth, und zwar über die Queensferry Quering, die Firth of Forth New Bridge, hatten dabei einen wunderbaren Blick auf die Firth of Forth Roar Bridge und die imposante Firth of Forth Railroad Bridge. Natürlich fuhren wir kurz darauf noch zum Aussichtspunkt für die drei Brücken und konnten schöne Fotos machen, ehe wir hinein in die tosende schottische Hauptstadt kamen und dort mitten in der Innenstadt, unweit der Royal Mile mit Stefans bekannter Unterstützung unser Hotel für die kommenden zwei Nächte bezogen, bald dort zu Abend aßen und noch etwas in die Stadt gingen. Immerhin fand nun eben das Edinburgh Fringe, das Laienkünstler-Festival statt, welches nicht nur viele Künstler, sondern auch viele zusätzliche Touristen und Besucher anlockte. Leider auch düstere Gestalten und so kam einem unserer Gäste leider an jenem schönen Abend in dieser pulsierenden Stadt seine Brieftasche abhanden. Daraufhin wurden Karten gesperrt und Anzeige erstattet, doch auch wenn wir dem Betroffenen alles Gute wünschen, nahm niemand an, dass das Gestohlene einst zurückkehrt. Zum Glück verfügte er noch über einen Reisepass an anderer Stelle im Gepäck, sodass der Rückreise, auch aufgrund der geteilten Finanzen, nichts im Wege stand. Trotzdem wieder einmal ein Hinweis, dass Vorsicht stets geboten ist, denn auch wenn die Kriminalität in Schottland nicht anders hoch ist, als in Deutschland, sind wir dort Touristen, damit Ziele. Wir sollten uns auch so benehmen und wachsam(er) sein. Hoffentlich würde dieses diebische Geschehen nun nicht die letzten Reisetage überschatten? Wir nahmen es an und ruhten uns für den letzten Schottlandtag aus.

10. Tag, Freitag, 16.08.2019 – 0 Buskilometer und viele Fußkilometer Stadtrundfahrt und Freizeit in der Fringe–Festivalstadt Edinburgh, fakultativer Besuch des Edinburgh Tattoo


Hatten einige am gestrigen Abend die Gelegenheit genutzt, das Abendessen privat in die Innenstadt zu verlegen, so trafen wir uns doch heute alle beim Frühstück. Es hieß schon, Abschied nehmen, denn ein Reisegast trat schon heute seine Heimreise an. Für uns andere begann der Tag mit der Stadtrundfahrt und unserem örtlichen Guide, der uns aufgrund der vielen Festivalsperrungen in der engen Innenstadt Teile Edinburghs zeigte, die sonst kaum ein Tourist zu Gesicht bekommt. Nachdem wir nun Altstadt, Neustadt, sogar den Liegeplatz der letzten königlichen Jacht Britannia sahen, war es Mittag und wir besuchten gemeinsam das Edinburgh Castle, kochen durch alte Mauern, genossen eine schöne Aussicht auf die schottische Hauptstadt und traten dann in unsere gut bemessene Freizeit über. Am Abend nach vielen tollen Erlebnissen trafen wir uns wieder zum Abendessen und die meisten von uns machten sich danach auf, um das Edinburgh Tattoo zu besuchen. Ein Erlebnis schlechthin, bei dem Musikkapellen und Tänzer/Schausteller aus vielen Ländern weltweit jedes Jahr ein Feuerwerk von Musik und Lebensfreude im Takt des Gleichschrittes herüberbringen, dazu Lichtspiele auf der Esplanade und an der Castlefront zu sehen sind und alles zum Schluss mit einem eindrucksvollen Feuerwerk abgeschlossen wird. Dass die letzten zehn Minuten vom Regen geprägt wurden, störte uns fast nicht und danach traten wir mit den vielen hunderten abendlichen Tattoo-Besuchern individuell den Heimfußweg zum Hotel an, vorbei an vielen noch offenen Pubs, in dem der eine oder andere noch ein schottisches Abschiedsgetränk zu sich nahm, ehe sich am kommenden Morgen die Wege von Bus- und Fluggästen zur Heimreise hin trennen würden. Doch vorher wurde noch einmal geschlafen.

11. Tag, Samstag, 17.08.2019 – 380 Buskilometer, 430 Fährkilometer Beginn der Heimreise über Jedburgh und die schottisch–englische Grenze nach York und zum Fährhafen in Kingston upon Hull


Dass eine Reisegruppe sich untereinander und mit ihrem Reiseleiter und Busfahrer gut versteht, zeigt sich auch darin, dass alle später am Tage abreisenden Fluggäste noch einmal am Morgen zum Bus kamen und sich von den Abreisenden verabschiedeten, später auch mitteilten, dass sie gut am Flughafen ankamen und die Heimreise beginnen könne. So fuhren wir nach Frühstück und Kofferverladung beschwingt, wenn auch traurig aufgrund der dem Ende entgegengehenden Reise auf unsere letzte große Fahrt durch Schottland und England. In der schottischen Grenzstadt Jedburgh shoppten wir noch ein wenig in den beiden dort gelegenen Woolen Mills, schauten uns ebenso die Ruine der alten Grenzkathedrale an und fuhren dann weiter zur schottisch-englischen Grenze, wo direkt am Grenzstein einer der besten schottischen Borderpiper seine Kunst mit dem Dudelsack demonstrierte, ehe wir weiter durch England mit Mittags-Imbiss-Zwischenstopp an der Servicestation Washington nach York fuhren. Hier hatten wir noch etwas Zeit und Stefan zeigte uns die alte englische Stadt mit ihren vielen verwinkelten Gassen, der schönen Kathedrale, die auf 1080 zurückgeht, und ließ uns auch noch etwas Freizeit zwischen Nationalgalerie, Stadtmauer, Königshaus, Theater, Stonegate und Kopfsteinpflaster, ehe wir wieder im Bus saßen und weiter zum Fährhafen in Kingston upon Hull fuhren, dort durch Stefan und Roy eingecheckt wurden, gemeinsam durch die Sicherheitsschleuse fuhren, dann zu Fuß auf die Fähre gen Rotterdam gingen, während Roy den Bus allein hineinfuhr, dort unsere Kabinen bezogen, individuell im großen Buffetrestaurant zu Abend aßen und uns den Amüsements an Bord hingaben, ehe wir uns von der leichten Bewegung des Schiffes auf der Nordsee in den Schlaf wiegen ließen, in dem wir sicher von all den schönen Erlebnissen der letzten Tage in England, Wales und Schottland träumten und somit wohlig ruhten.

12. Tag, Sonntag, 18.08.2019 – 900 Buskilometer Rückfahrt vom Fährhafen Europort in Rotterdam nach Hause


Unsere Fähre kam pünktlich am frühen Vormittag in Rotterdam an. Nach dem reichhaltigen Frühstücksbuffet und unserem Treffen in der Showlongue gingen wir von Bord. Wer die Uhr noch nicht wieder eine Stunde vor und damit auf Mitteleuropäische Sommerzeit gestellt hatte, tat dies vor oder nach der Passkontrolle und dann stiegen wir wieder in unseren Bus. Eine lange Fahrt bis nach Thüringen und Sachsen lag vor uns, doch Roy meisterte den größten Teil davon wieder sehr gut, wobei Stefan uns weiterhin mit Informationen und Nahrung versorgte und dann am Nachmittag vor dem ersten Ausstieg in Neudietendorf unsere Bordservicekarten abrechnete, sodass wir beruhigt nach Hause weiterreisen konnten. Nach einem Umstieg am Wege in Meerane ging es später nach Chemnitz, Nossen und Dresden und schon, nun wohl viel zu schnell für uns, war unsere schöne Tour zu Ende.


Fazit


Es war eine schöne Fahrt mit Ihnen, liebe Gäste, und natürlich mit unserem Busfahrer Roy von der Firma Schreiter über 4.370 Bus-, 480 Fähr-, 15 Schiffs- und 30 Kleinbahnkilometer. Viel gab es zu erleben, wovon wir alle noch eine Weile zehren werden und uns sicher gern daran erinnern. Allen an Bord unseres tollen 5-Sterne-Reisebusses hat es gefallen und vielleicht treffen wir uns auf einer meiner nächsten, anderen Fahrt durch Deutschland, Europa oder die Welt einmal wieder.
Ich würde mich sehr darüber freuen und wünsche Ihnen bis dahin eine gute Zeit.
Ihr Reiseleiter
Stefan Jahnke

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