Reisebericht: Rundreise–Kombination Schottland, Nordirland und Irland

04.06. – 15.06.2017, 12 Tage Busreise Edinburgh – Stirling – Highlands – Loch Ness – Glen Coe – Glasgow – Oban – Belfast – Giant's Causeway – Derry – Glenveagh–Nationalpark – Dublin


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
Männer im Rock, überall Schafe, Mauern und Hecken, grüne Wiesen, steile Küsten und alte Burgen und Schlösser. Solches hört man von Schottland und Irland, das wollten wir sehen.
Vor dem Ziel steht meist die Anreise. Beginnen wir also dort.
Unsere Reise startete in Dresden. 21 Busreisende starteten mehr oder weniger früh auf eine besondere Entdeckungstour, während weitere sieben mit dem Flugzeug ebenfalls von Dresden, aber auch von Stuttgart via Frankfurt gen Edinburgh starteten.
Ein Reisebericht von
Stefan Jahnke
Stefan Jahnke

1. Tag, Sonntag, 04. Juni 2017 – 858 km Fahrt, 540 km Fähre – Aufbruch von zuhause, Flug nach Edinburgh bzw. Fahrt nach Amsterdam–Ijmuiden


Termine sind wichtig. Gerade, wenn man eine Fähre erreichen will, weiß man das. Darum starteten wir sehr zeitig am Morgen in Dresden, fuhren entlang der A5 und A5, später durchs Ruhrgebiet und hinein in die Niederlande, um am Nachmittag den Fährhafen von Amsterdam-Ijmuiden zu erreichen. Das Check-in ging schnell und bald bezogen wir unsere funktionellen Kabinen an Bord der King Seaways, um uns am Abend zum gemeinsamen Abendessen im Restaurant wieder zu treffen und später den Abend an Bord ausklingen zu lassen. Es gab etwas Seegang, aber wir kamen gut damit klar und freuten uns auf kommende Erlebnisse.

2. Tag, Montag, 05. Juni 2017 – 238 km – Fahrt nach Schottland, Freizeit und Stadtrundfahrt in Edinburgh


Am Morgen weckte man uns an Bord mit einem Rundruf und wir hatten noch genügend Zeit, um uns frisch geduscht das Frühstück schmecken zu lassen. Währenddessen legte die Fähre bereits im Fährhafen von Newcastle upon Tyne an. Wie mit Stefan besprochen, trafen wir uns auf Deck 8, stellten die Uhren um eine Stunde zurück auf englische Zeit, die uns nun die nächsten Tage begleiten sollte, und konnten dann recht schnell hinunter zur Passkontrolle. Das Vereinigte Königreich, noch EU-Mitglied und doch stets um seine Einreisenden bemüht, begrüßte uns mit Wind und etwas Regen und so störte es uns nicht, dass die Passformalitäten etwas länger dauerten. Thomas musste mit dem Bus auch noch warten und schließlich trafen wir doch alle am Fährterminal zusammen, konnten also nach den Klängen der Hymne des Vereinigten Königreiches und dem Schwenken der beiden hier gültigen Fahnen, der Union Jack und der Fahne Englands, unsere Reise gen Schottland beginnen. Stefan erzählte uns über die alten Römer, die von Newcastle bis hinüber nach Carlisle einst nach dem Antoniuswall weiter nördlich hier den Hadrianswall errichteten und bald erreichten wir den schottischen Grenzstein, wo uns der Borderpiper mit Dudelsack im Regen empfing. Von da ging es weiter nach Jedburgh. Im Schatten der Abbey-Ruine nahmen wir unseren Mittagsimbiss ein und starteten dann wieder gen Edinburgh. Am Nachmittag nahmen wir dort am Brooks-Hotel unsere Fluggäste auf, die schon am Vortag ankamen und die Stadt bereits auf eigene Faust erkundeten. Unsere Stadtführerin Majorie zeigte uns nun noch ganz andere Seiten ihrer Heimatstadt und brachte uns die Schotten mit Witz und guten Anekdoten näher, ehe wir das Castle besichtigten und nach diesen gewaltigen Eindrücken die Stadt per Bus verließen. Am Firth of Forth fuhren wir über die berühmte Road-Bridge, schauten vom Aussichtspunkt auch zur Railroad-Briodge und zur Baustelle der dritten, wohl noch 2017 oder 2018 fertigzustellenden neuen Straßenbrücke als wichtige Verbindung von Schottlands Hauptstadt in den Norden des Landes. Danach fuhren wir nach Livingston in unser Hotel und ließen dort den tag ausklingen.

3. Tag, Dienstag, 06. Juni 2017 – 268 km – Fahrt auf dem Falkirk Wheel, Besuch von Stirling Castle und Ankunft in den Highlands


Schiffshebewerke gibt es viele. Heute jedoch sollten wir ein ganz besonderes und modernes dieser Art kennenlernen. Queen Elisabeth eröffnete es 2002 und seither testet man an dieser neuen Bauform, ob man solch ein Bauwerk auch für weitaus größere Schiffe einsetzen kann. Wir sahen dabei nicht nur, wie es sich drehte, sondern fuhren in einem kleinen Ausflugsboot selbst mit. Das war spannend! Dabei ging es nach der Hebung sogar durch einen tunnel und damit direkt unter dem alten Antoniuswall und dem ehemaligen Standort eines alten römischen Castle hindurch. Später sollte das nächste Castle jüngerem Ursprungs, aber doch alt sein. Wir fuhren nach Stirling Castle. Vor dessen Eingang steht nicht nur eine Statue von Robert de Bruce, jenem Herrscher, der im Film Braveheart eine wichtige Rolle spielt, sondern am Fuße des Burgberges entdeckten wir mit Stefans Hilfe auch noch die Skulptur von Rob Roy, dem berüchtigten und mit Robin Hood zu vergleichenden Räuber der schottischen Wälder. Im aktuellen Film wird er viel größer und stärker dargestellt, als er als Skulptur wirkte. Egal. Trotzdem interessant. Die Schlossbesichtigung in Stirling war sehr interessant. Der Regen störte uns heute nicht, denn wir konnten die große Halle, die Schlossküche, das Tapetenmuseum und Vieles darüber hinaus sehen. Dann ging es per Bus gen Norden in die Highlands. Nethybridge, wo wir in dieser Nacht wohnen wollten, liegt direkt am Cairngorms National Park und so konnten wir bereits auf der fahrt viele Schönheiten der Highlands und der besonders geschützten Region sehen, ehe wir ankamen und nach dem Abendessen wieder Kraft für den nächsten Tag tankten.

4. Tag, Mittwoch, 07. Juni 2017 – 323 km – Whisky bei Glen Ord, Urquhart Castle am Loch Ness, Schönheit und Tragik im Glen Coe und Ankunft in Oban


Schottland? Ja, da kommt doch der Whisky her! Vielleicht ist es so, vielleicht auch nicht. Die Experten streiten sich weltweit, wer nun wirklich den ersten Whisk(e)y destillierte. Das sollte uns nicht stören, denn wir wollten sehen, wie es geschieht, und, wenn möglich, auch einmal einen Schluck probieren. So fuhren wir am Morgen an Inverness vorbei, während uns Stefan von Fort George, Culloden und dem Versuch Maria Stuarts berichtete, einst in Inverness Schutz zu suchen, und kamen bald zur Destillerie Glen Ord. Eine fachkundige Führung, die Stefan für uns übersetzte, und eine schöne Verkostung regten uns an, doch ein, zwei Flaschen Whisky dieser Destille mit nach Hause zu nehmen. Denn Glen Ord verkauft seine Produktion fast vollständig in den asiatischen Raum. In guter Stimmung glaubten wir anschließend alles. Auch, dass es Nessi in Loch Ness gibt. Da fuhren wir nun hin und hörten, dass dieser See der wasserreichste Schottlands war und sein Castle einst vom Heiligen Columban besucht wurde. Später entstanden immer wieder neue Burgen auf den Grundmauern des einstigen Castle aus dem 5. bis 6. Jahrhundert und heute ist die Ruinenanlage die am Besten erhaltene jener Zeit. Wir erkundeten die Ruine, sahen einen spannend aufbereiteten Film zur Geschichte des Ortes und fuhren später weiter nach Fort Augustus, wo uns Stefan eine Schleusentreppe zeigte, auf der heute noch Schiffe entlang des Caledonischen Kanals geschleust werden. Dann ging es zum Command Memorial bei Spear Bridge, von wo wir bei aufgerissenen Wolken einen guten Blick auf den höchsten Berg Schottlands, den Ben Nevis hatten, ehe wir in die schöne und traurige Region von Glen Coe fuhren. Stefan berichtete von den Viehdieben MacDonald und deren Feinden, den Campbells. Was die Campbells den MacDonalds antaten, kann man bis heute nicht begreifen und so ergriffen wir alle Partei für die Urväter der heutigen amerikanischen Restaurantkette und der Sängerin Amy MacDonald, als wir die Schönheit des Tals der Tränen sahen und später weiter nach Oban zu unserem Hotel fuhren.

5. Tag, Donnerstag, 08. Juni 2017 – 231 km – Besuch bei den Campbells in Inveraray, Blick über Loch Lomond, Stadtrundfahrt in Glasgow


Die Campbells waren in unseren Augen einst die Bösen. Trotzdem und zum Glück gibt es beide Clans heute noch und trotz vieler Anfeindungen, auch Verboten einzelner MacDonalds, die Pubs oder Hotels betreiben, Campbells einzulassen, sind die Campbells heute noch ein sehr mächtiger Clan und Großgrundbesitzer besonders in der Grafschaft Argyll. Unser Weg führte heute an der Ruine des Kilchum Castle am Loch Awe vorbei zum Sitz des Earl of Argyll, des Duke of Inveraray, direkt zu Inveraray Castle. Ein Fotostopp war hier interessant und doch sahen wir dabei die einstigen Taten der Campbells im Glen Coe und fuhren bald wieder ab, schauten später noch einmal über den Argyll Forrest in ein herrliches tal am Beginn des Nationalpaks rund um den Loch Lomond und erreichten dann den berühmten See Loch Lomond, den uns Stefan besang und wo heute in Tarbet ein ehemals schwarz gebrannter Whisky der See-Inseln offiziell und legal hergestellt uns in alle Welt versandt wird. Wir machten Station in Luss, sahen auf den See und fuhren später weiter nach Glasgow, wo uns Stefan das vom einstigen Reichtum der Stadt berichtende Rathaus zeigte, wir etwas Freizeit hatten und dann unsere Stadtführerin trafen, die uns die Innenstadt und die Kathedrale zeigte und viele interessante Begebenheiten rund um die Glasgower und ihren Schutzheiligen St. Mungo berichtete. Später verließen wir dann Glasgow und fuhren nach Larkhall in unser schönes Übernachtungshotel, in dem heute eine Feier von schottischen Jugendlichen stattfand, wobei die jungen Männer alle zünftig traditionell in Kilt gekleidet auftraten. Da schmeckte das Abendessen noch einmal so gut!

6. Tag, Freitag, 09. Juni 2017 – 170 km Fahrt und 110 km Fähre – Stadtbummel in Ayr, Fahrt nach Süden, Fährüberfahrt nach Belfast


Quer durch die Schönheiten der schottischen Natur fuhren wir heute, fernab der Hauptstraßen, direkt über Land, und erreichten am späten Vormittag Ayr, eine Küstenstadt an der irischen See, wo wir genügend Zeit zum Bummeln und Shoppen hatten, einige Blicke auf Meer, Strand und die alt-neue Stadt werken konnten und ein wenig Freizeit genossen. Dann fuhren wir weiter nach Maybole und statteten dahinter der Ruine der alten Abtei Crossraguel einen Fotobesuch ab, ehe wir in Girvan, mitten in einem kleinen Küstenstädtchen, unseren Mittagsimbiss einnahmen. Die zeit drückte heute nicht wirklich und so fuhren wir später entspannt weiter in den Fährhafen Cainryan, wo wir pünktlich mit dem Bus auf die Fähre nach Belfast rollten und später auf den Passagierdecks die Aussicht oder einen Kaffee genossen. Am späten Nachmittag, nach ruhiger See, aber leider wieder im regen, legten wir pünktlich in Belfast an und fuhren quer durch die Stadt ins Universitätsviertel zu unserem Hotel, während uns Stefan schon viel über die irische Insel und die Teilung in Republik und Nordirland als Bestandteil des Vereinigten Königreiches berichtete und einige Bauwerke am Wege erläuterte. Obwohl mitten in der Stadt, lag das Hotel sehr ruhig und wir konnten nach einem Rundgang durch die Umgebung, einem Pub-Besuch oder einem Abend an der Hotelbar gut und tief schlafen und neue Kräfte für den nächsten, wieder interessant werdenden Tag tanken.

7. Tag, Samstag, 10. Juni 2017 – 80 km – History–Feeling und Stadtrundfahrt zwischen Titanic und der Stadt Belfast


Am Vormittag, nach einem reichlichen Frühstück, starteten wir wieder mit Koffern im Bus gen Titanic Quarter. Der gesamte Vormittag und ein Stück Nachmittag sollten im Zeichen jenes Schiffes stehen, das einst Belfast in ordentlichem zustand verließ, jedoch an einem englischen Kapitän, einem schottischen Steuermann und einem kanadischen Eisberg, Ignoranz und falscher Hörigkeit scheiterte und schließlich auf den Meeresboden sank und viele Menschen mit in den kalten, nassen Tod nahm. Zuerst ging es zum Thompson Dock, welches heute wegen seiner einstigen Bestimmung natürlich nach der Titanic benannt ist. Hier erläuterte uns Chris, unser Titanic-Guide, übersetzt von Stefan, wie man das Dock baute, wie groß darin die Titanic war und warum man sie in ihrer Ausbauphase noch einmal aus dem Dock herausnehmen musste, ehe sie als zweites Schiff der drei Schwestern Olympic, Titanic und Britannic schließlich den Dienst aufnehmen konnte und nur 12 Tage später versank. Eine tragische, kaum nachvollziehbare Geschichte. Wir bekamen einen Eindruck von der Dimension des Schiffes und sahen ebenso, mit welch vergleichsweise kleinen pumpen das Dock binnen 1:40 h komplett leer gepumpt werden konnte, ehe wir uns bei Chris verabschiedeten und weiter zur 2012, also zum 100. Jahrestag der Fertigstellung und des Untergangs der Titanic eröffneten Titanic-Belfast-Exhibition fuhren. Hier bekamen wir genügend Zeit und Audio-Guides, um uns die Geschichte des Belfaster Schiffbaus und der Katastrophe anzuschauen. Ein Muss für Film- und Seefahrt-Fans schlechthin. Für die daheim Gebliebenen gab es tolle Souvenirs und für das leibliche Wohl sorgten zwei Versorgungseinheiten im Museumsbau. Danach fuhren wir weiter zur City Hall, wo wir auf unsere Stadtführerin trafen. Nach einem Besuch des Rathauses und des daneben befindlichen Titanic-Denkmales, einigen Minuten des Zuhörens bei einer Spenden-Musik-Veranstaltung am Rathaus und einigen ersten Eindrücken von er Innenstadt ging es nun auf Stadtrundfahrt, dabei auch zum Parlament und zum Belfaster Castle, dem bekannten Katzenschloss. Wir sahen ebenso die Mauern in der Stadt, Symbol der Klüfte zwischen Katholiken und Protestanten, zwischen Republikanern und Royalisten in dieser Stadt. Ein Zustand, den man sich besonders nach knapp 40 Jahren der Teilung in Deutschland kaum richtig vorstellen kann. Bunte Bilder sollten beruhigen, doch Stacheldraht und heute immer noch hin und wieder zu schließende Tore ließen tiefer blicken. Mit all diesen Eindrücken verließen wir nach der Verabschiedung unserer Stadtführerin Belfast und fuhren noch nach Carrickfergus, welches inkl. des Titels eines Barons Queen Elisabeth ihrem Enkel William zur Hochzeit schenkte. Leider fand auf dem großen Castle-Parkplatz ein Frühjahrsfest statt und so konnten wir nur einen kurzen Blick im Vorbeifahren auf die alte Normannenburg des Ortes an der irischen See werfen, ehe wir nach Dunadry abbogen, wo wir in dieser Nacht in einem einer Burg nachempfundenen Hotel übernachten wollten.

8. Tag, Sonntag, 11. Juni 2017 – 230 km – Irlands Nordküste mit Giants Causeway und Derry, Fahrt nach Letterkenny


Heute sollte es nicht regnen. Nein, der Wetterbericht sagte ganz Anderes, aber wir wünschten es uns. Denn heute wollten wir die Brücke der Riesen, Giants Causeway, die einstige Basalt-Verbindung zwischen Schottland und Irland besichtigen. Stefan berichtete schon am Morgen von der alten Sage vom Riesen Finn Mc Cool und seinem Herausforderer Brenneghan, wir stoppten unterwegs an einem alten Militär- und Rebellenhafen in Cairnalough und sahen von dort schon schroffe Küsten. Wenig später, als wir wieder in den Bus einstiegen, fanden wir alle schottische Kekse auf unseren Sitzplätzen. Nett. Warum aber schottische Kekse in Irland? Da klappten die Video-Monitore des Busses herunter und die Wings sangen Mull of Kintyre. Stefan zeigte nach Osten. Erst schemenhaft, dann deutlicher erkannten wir dort in der Ferne Land. Schottland. Eben jenes Mull of Kintyre. Die Kekse waren also noch ein Gruß von Schottland herüber über die irische See. Sehr nett! Dann fuhren wir, beschwingt von irischer Musik, zur Rope Bridge, wo seit Urzeiten Menschen einfach Lachse fingen, weil diese dachten, die Enge zwischen Land und einem Felsen wäre der Ausfluss einen Flusses, den sie hinauf schwimmen wollten. Unterwegs zum Besucherzentrum von Giants Causeway sahen wir noch einige alte Burgruinen und verfallene Bauernhäuser, die eine sagenhafte Mystik über die Gegend legten, ehe wir wirklich an der Brücke der Riesen ankamen. Audioguides wiesen uns den Weg und brachten uns viele Informationen über die Entstehung, aber auch die Sagenwelt der Landschaft an der irischen Nordküste, die wir nun erreichten. Dazu gab es einige Souvenirs ganz im Stil der Basaltsäulen und manch einer probierte noch den Irish Stew, einen traditionellen Lamm-Kartoffel-Gemüse-Eintopf in der Versorgungseinheit oder lauschte der Live-Music im Giants-Causeway-Hotel neben dem Besucherzentrum. Später fuhren wir weiter und sahen noch die Ruinen des Dunluce Castle, welches einst ein Mac Donald auf der Flucht von Glen Coe gründete und das heute aufgrund seiner Lage auf einem Felsvorsprung jedes Jahr etwas kleiner wird. Hier entlang, vom Ort Portrush nach Giants Causeway fuhr einst eine Straßenbahn. Kaum vorstellbar! Wir erreichten am Nachmittag die Stroke-City, die Stadt mit dem Schrägstrich. Denn für die Republikaner heißt sie Derry, für die Royalisten Londonderry. Und da sich keine öffentliche Einrichtung aus Angst vor Übergriffen festlegen will, schreiben alle beide Namen mit Schrägstrich in wichtige Druck- und Anzeigewerke. Stefan wanderte mit uns bei regen und Wind über die Stadtmauer und erklärte uns Vieles zur Stadt und der heutigen Situation dort, ehe wir einige Minuten Freizeit hatten, die wir trotz Sonntag in einem Einkaufszentrum zum Shoppen nutzen konnten, ehe es wieder weiter ging. Am Abend erreichten wir dann Letterkenny, bemerkten auf der Fahrt hinüber gar nichts von der nordirisch-irischen Grenze, machten uns Gedanken darüber, wie all das als EU-Außengrenze beim erfolgreichen Austritt des Vereinigten Königreiches aus der EU einst aussehen wird, freuten uns, nun wieder Angaben in km/h und km lesen zu können und checkten mit Stefans Unterstützung im Hotel ein, wo es dann bald Abendessen und Nachtruhe, für einige noch einen Pub-Besuch gleich um die Ecke im Warehouse-Pub gab.

9. Tag, Montag, 12. Juni 2017 – 160 km – Natur im Nationalpark Glenveagh Nationalpark, Bummel in Enniskillen und Fahrt nach Ballyconnell


Land war und ist stets ein Spekulationsobjekt. Ein Herr Adair übertrieb es einmal und kaufte das Gebiet rund um Glenveagh, um sich ein Jagdrevier zu schaffen. Dazu vertrieb er über 200 Farmer, die daraufhin heimatlos wurden. Kein guter Einstieg als neuer Landbesitzer. Er fasste hier auch keinen wirklichen Fuß und lebte bis zu seinem Tode mit seiner Frau eher in den USA. Sie kam jedoch anschließend nach Glenveagh, verlegte ihren Hauptwohnsitz dahin und entwickelte den Ort zu einem Besuchermagnet, tat viel Gutes für die Region und machte Glenveagh mit seinem einzigartigen, unter ihrer Leitung erweiterten Castle zu einem anerkannten Ort. Als sie über dreißig Jahre nach ihrem Mann starb, verkam der Besitz etwas, weil Revolutionstruppen darin hausten und man sich damals in der jungen Republik nicht wirklich mit herrschaftlichem Besitz beschäftigte. Die kommenden beiden Besitzer bauten den Ort der Kunst und Kultur, des Genusses und der rauschenden feste weiter aus. Einer von ihnen, für mich als Kriminalautor stets interessant, verschwand später bei einem Inselbesuch an der Westküste ungeklärt und ungefunden für immer. Der letzte der insgesamt drei Besitzer verkaufte erst das Gebiet an die irische Republik, später verschenkte er das Schloss ebenso an sie. All das hörten wir neben vielen schönen Bildern und weiteren Informationen in einem Einführungsfilm im Visitor-Centers des Parks, ehe wir am Vormittag mit Shuttlebussen zum Schloss und der schönen Park- und Gartenanlage fuhren. Stefan führte uns durch das Schloss, wir standen am Gästebett von Greta Garbo, sahen Torfbriketts und erfuhren, wie sich geschminkte Damen früher vor heißem Kaminfeuer schützten. Später erkundeten wir auf eigene Faust den Garten in den Mauern und den Park und aßen im Besucherzentrum noch etwas zum Mittag. Danach startete wieder eine Überland-Fahrt, diesmal durch irisch-nordirische Gegenden nach Enniskillen in Nordirland. Wieder ging es ohne einen wirklichen Hinweis über die Grenze und wir schlenderten dann durch die Stadt, saßen am Fluss, aßen Eis und genossen den tag, ehe wir später wieder in die Republik und nach Ballyconnell in unser tolles Golf-Übernachtungshotel fuhren. Es war wieder ein ereignisreicher Tag.

10. Tag, Dienstag, 13. Juni 2017 – 160 km – Stadtrundfahrt in Dublin und Besuch des Guinness Storehouse


Heute ging es etwas früher los, als sonst, denn wir wollten nach Dublin und dort bereits am Vormittag unsere Stadtrundfahrt erleben. Über Land ging alles gut, doch in Dublin selbst benötigten wir viel, viel Zeit. Schließlich erreichten wir die Nassau Street am Trinity College und unsere Stadtführerin stieg zu. Wir sahen die Nationalbibliothek, die berühmten Türen von Dublin, die Guinness-Brauerei, den River Liffy, viele alte und neue Gebäude, machten Station im Phönix-Park, in dessen Zoo einst jener Löwe lebte, der in jedem alten MGM-Film durch das Logo brüllt. Die Stadt selbst ist derzeit eine einzige Baustelle, denn seit Jahren holt man nach, was man gleich zu Anfang hätte richtig planen können. Man verbindet zwei Straßenbahnlinien miteinander. Nach der Stadtrundfahrt hatten wir Freizeit und trafen uns später wieder an der Nassau Street zur fahrt zum Guinness Storehouse. Dort erklärte uns Stefan, dass die Bierherstellung erst einmal ähnlich beginnt, wie die Whisky-Herstellung. Wir sahen die Zutaten, viel Guinness-Werbung, alte Transportmittel der Brauerei, um das schwarze Gold in alle Welt zu bringen, verkosteten erst einmal einen kleinen Schluck, hörten die spannende Geschichte vom Streit der Republik Irland mit Guinness um das Symbol der Harfe und kamen schließlich hoch oben im Storehouse in die Gravity Bar, wo wir jeder für sich ein Pint frisches Guinness probierten und die Aussicht über Dublin und hinüber zu den Wicklow Mountains genossen. Später ging es via Nassau Street wieder durch die Stadt und zu unserem zentral an der O'Connell-Streel gelegenen Hotel. Am tage fasste Stefan schon einmal unsere gesamte Tour zusammen, denn nun endete die letzte gemeinsame Fahrt aller 28 Gäste am Hotel. So verabschiedeten wir uns zum Abendessen voneinander und eroberten noch ein wenig für uns selbst die Stadt oder gingen zeitig schlafen.

11. Tag, Mittwoch, 14. Juni 2017 – 120 km Fähre, 370 km Fahrt – Aufbruch von Irland gen Heimat per Flug bzw. Bus


Recht früh, um die morgendliche Fähre nach Wales zu erreichen, verließen die Busgäste mit Thomas und Stefan das Hotel und fuhren in den Dubliner Fährhafen. Die Fluggäste wurden später mit einem Transfer abgeholt und zum Flughafen gebracht. Die Fährüberfahrt nach Holyhead verlief prima, das Schiff war angenehm leer und der Seegang unbedeutend. Gegen Mittag landeten wir in Wales und fuhren von dort in den Ort mit dem längsten Namen, nach Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch oder dem Ort mit der Marienkirche in einer Mulde weißer Haseln in der Nähe des schnellen Wirbels und der Thysiliokirche bei der roten Höhle. Hier machten wir Foto- und Shopping-Station, fuhren dann später weiter zur Menai-Bridge, wo wir unseren Mittags-Imbiss verzehrten. Dann hieß es, viele Kilometer schnell zu durchfahren, denn am Nachmittag wollten wir schon in Kingston upon Hull die Fähre erreichen. Kaum ein kleiner Stau vorbei an Manchester und Leeds konnte uns aufhalten und so kamen wir nach der Vorbeifahrt an der gigantischen Humber Bridge bei Hull pünktlich im Fährhafen von Hull an. Der Check-in-Vorgang ist hier etwas schlecht organisiert, aber wir vertrieben uns die Wartezeit mit Gesprächen und bald konnten wir die Fähre besteigen, später unser Abendessen einnehmen und die Amüsements an Bord genießen, ehe wir uns zur Nachtruhe in unseren funktionellen Kabinen betteten.

12. Tag, Donnerstag, 15. Juni 2017 – 430 km Fähre, 865 km Fahrt – Rückfahrt von Rotterdam nach Hause

Pünktlich erreichten wir Rotterdam, stellten die Uhren wieder eine Stunde vor auf MESZ und trafen bald auf unseren Bus am Fährterminal. Dann begann die Rückreise mit irisch-schottischer Musik, einigen pausen und zum Glück kaum Behinderungen auf der Strecke. Fast auf die Minute genau nach Stefans Plan erreichten wir die einzelnen Ausstiege und traten von dort die endgültige Heimreise an. Stefan informierte uns noch, dass unsere Fluggäste am Vortag gut Deutschland erreichten. Das war schön und so ging für alle diese wunderschöne Reise gut und zur rechten zeit zu Ende. Wir kommen sicher einmal wieder, schauen uns Schottland, Irland, vielleicht auch Wales und England noch ein wenig genauer an. Doch nun ging es erst einmal ans Auspacken, Erzählen und Waschen.


Fazit


Es war eine schöne, wenn auch etwas verregnete Fahrt über 3.953 km mit dem Bus und 1.200 km mit der Fähre, und natürlich mit Ihnen, liebe Gäste, sowie mit unserem Busfahrer Thomas von der Firma Braunmiller. Der flüssige Sonnenschein verdarb uns jedoch nicht unsere Laune. Viel gab es zu erleben, wovon wir alle noch lange zehren werden und uns sicher gern daran erinnern.
Allen an Bord hat es gefallen und vielleicht treffen wir uns auf einer meiner nächsten, anderen Fahrt durch Deutschland, Europa oder die Welt einmal wieder.
Ich würde mich sehr darüber freuen und wünsche Ihnen bis dahin eine gute Zeit.
Ihr Reiseleiter
Stefan Jahnke

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Hallo Herr Jahnke,

wir haben uns sehr über den ausführlichen Reisebericht gefreut - sehr gut.
Alles perfekt - nur in Dresden kamen wir allerdings nur zu viert an. Das Paar Meier/Leonhardt hatte den Flug ab Frankfurt verpasst. Habe telefonisch Kontakt gesucht und erfahren, dass sie per Zug nach Dresden gekommen sind. Frau Leonhardt meinte, dass es durch das Rauchen ihres Partners leider so gekommen ist. Sie waren dann zu spät am Gate angekommen und nicht mehr zusteigen können. Aber es war für beide nicht weiter schlimm.

Freundliche Grüße

Gabriele und Günter Andersch

Gabriele Andersch
02.07.2017

Hallo Stephan,
vielen Dank für ihren ausführlichen Reisebericht. Toll ! Nun brauch ich ja gar kein Album mehr anzulegen, zusammen mit ihren u unseren Bildern ist das perfekt u komplett, super ! Besonders in Erinnerung werden wir den Pubbesuch in Oban behalten, in welchem wir 4 sehr individuelle Livemusik mit richtigen tollen Liebhabern der schottischen u irischen Musik erlebten. Phantastisch!!! Wir blieben, bis der Wirt das Pub schloss :-)
Für die Zukunft wünschen wir ihnen u Thomas auch alles Gute und immer zufriedene Urlauber.
Mit freundlichen Grüssen Peter Neumann u Elfi Bätzoldt

Peter Neumann & Elfi Bätzoldt
04.07.2017

Hallo Herr Jahnke,
wir bedanken uns nochmals bei Ihnen für die erlebnisreichen und sehr informativen Tage auf unserer gemeinsamen Rundreise und beim Busfahrer Thomas Gruner für die umsichtige und immer ruhige Fahrweise. Vielen Dank auch für die Bereitstellung des ausführlichen Reiseberichtes und der Bilder, was bei unserer eigenen Nachbereitung sehr hilfreich ist. Wir wünschen Ihnen und dem gesamten Team immer zufriedene Gäste und werden bestimmt mal wieder mit Eberhardt-Travel unterwegs sein.
Mit freundlichen Grüssen Ute und Jörg Hobrack

Jörg Hobrack
07.07.2017