Reisebericht: Rundreise Südengland – vom Dartmoor nach Cornwall

26.06. – 06.07.2014, 11 Tage Rundreise Rye – Brighton – Isle of Wight – Stonehenge – Salisbury – St. Michaels Mount – Lands End – Tintagel – Bristol – Cotswolds


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Englische Kathedralen, König Artus und subtropische Gärten: Die schönsten und romantischsten Gegenden Südenglands vom 26.06. bis 06.07.2014 Wohl keine der Inseln ist so vielfältig wie die britische und wohl keine im Süden so differenziert:
Ein Reisebericht von
Dr. Grit Wendelberger

Englische Kathedralen, König Artus und subtropische Gärten: Die schönsten und romantischsten Gegenden Südenglands vom 26.06. bis 06.07.2014


Wohl keine der Inseln ist so vielfältig wie die britische und wohl keine im Süden so differenziert: von Dover nach Lands End sahen wir indische Mogulpaläste, subtropische Gärten, verträumte Fischerdörfchen und stolze Burgen.

1. Tag: Anreise nach Calais


In der Nachschau: Das englische Wetter und die englische Küche sind besser als ihr Ruf und die französische Küche entsprach nicht ihrem guten Ruf - wenigstens im Hotel Calais North.
Bereits auf unserem Wege streiften wir nahe Gotha die Residenz der Sachsen-Coburg-Gothaer Fürsten, die Dynastie, aus der Queen Victorias Prinzgemahl Albert entsproß.In Belgien durchfuhren wir flache ostflandrische Polderlandschaften mit herausragenden Kirchtürmen und belgischen Fleischkühen (Kuhschweinen), nach dem zweiten Weltkrieg speziell für US-Soldaten gezüchtet. Und dann ging es weiter parallel zur Küste der mondänen Seebäder von Knokke-Heist bis Oostende zur französischen Grenze nach Calais, von weitem erkennbar durch den prächtigen Rathausturm im flämischen Renaissancestil (davor das bekannte bronzene Denkmal der "Bürger von Calais" vom französischen Bildhauer Auguste Rodin), den ursprünglich mittelalterlichen Guet-Turm und den Leuchtturm.

2. Tag: Dover, Rye, Hastings, Seven Sisters, Brighton


Über das "Geschenk der letzten Eiszeit", den Ärmelkanal, setzten  wir mit der Fähre ruhig über und uns begrüßte die Küste "Albions", wie die Römer die weißen Klippen von Dover nannten bei schönem Wetter. Ein Stop am Dover Castle mit römischem Wachturm und Kirche, dann fuhren wir westwärts in Richtung Brighton.
Unseren ersten Besuch statteten wir Rye in idyllischer Marschlandschaft ab, das Städtchen gehörte im Mittelalter dem Bündnis der "Cinq Ports" an und genoss Handelsprivilegien als Gegenleistung für den Küstenschutz bis der Hafen versandete.
Gemeinsam spazierten wir über das Kopfsteinpflaster der Mermaid Street zum ehemaligen Schmugglerlokal "Mermaid Inn" (mit Gedicht von Rudyard Kipling) und "House Opposite" (für die, die fälschlicherweise statt in die Schmugglerkneipe dorthin verwiesen wurden), zum "Lamb House" bis zum Platz mit Kastell und Kirche auf dem Friedhof, wo gerade Filmaufnahmen mit 30er Jahre Kostümen gemacht wurden.
Vorbei an den Fischernetzhäusern "net huts" und der Burgruine von William the Conquerer in Hastings (die Schlacht 1066 fand im nahen Battle statt, wo William zum Dank für seinen Sieg eine Battle Abbey errchten ließ) fuhren wir zu unserem nächsten Stop in das Naturschutzgebiet der Seven Sisters nahe dem Seebad Eastbourne und unternahmen einen Klippenspaziergang am Beachy Head bei traumhaftem Wetter. 
In Brighton spazierten wir vom Steine Park in den Royal Pavilion, den der Prince of Wales und späterer König George IV sich und seiner Geliebten Maria Anne Fitzherbert errichten ließ: außen ein indischer Märchenpalast aus "1001 Nacht" vom Architekten John Nash (1815-22), innen raffiniert gemischter Stilmix und moderne Küche. Queen Victoria fühlte sich dort unwohl und verkaufte den Pavillon zu einem Spottgeld an die Stadtväter.
Es blieb auch noch Zeit für einen Bummel an der Brighton Pier mit Spielcasinos und Riesenrad, bevor wir in unser Hotel mit Meerblick eincheckten.

3. Tag: Arundel Castle und Gardens, Historic Dockyard in Portsmouth


Über mehrere kleine Küstenorte erreichen wir das malerische Städtchen am Fluss Arun (Arun-del heißt altenglisch am Fluss Arun) und unseren Weg zum Parkplatz ermöglichten freundliche Marktteilnehmer, eine Stunde später spielte auf dieser Straße bereits eine Blaskapelle - Glück gehabt ;-)
Wir begannen unsere Besichtigung mit der Kathedrale St. Mary and St. Philip Howard, die im Auftrag des einflussreichen 15. Duke von Norfolk nach dem Vorbild französischer Kathedralen im 19. Jahrhundert errichtet wurde, nachdem der Katholizismus wieder als gleichberechtigte Religion anerkannt wurde. 
Als besonders malerisch und romantisch empfanden wir den englischen Garten mit seiner ungezähmten Wiesen-Natur, den gepflegten Wegen und der Fitzalan Chapel, die Erdwallburg (Motte) als frühmittelalterliches Prachstück erinnert an die ursprüngliche Burganlage, von Roger de Montgomery, Earl von Arundel und Williams ergebener Baron, zum Schutz von Sussex am Arun angelegt.
Unser letztes Tagesziel ist die Hafenstadt Portsmouth, wo Charles Dickens geboren wurde und das Museumsschiff HMS Victory ihre lette Ruhestätte fand.
Wir erlebten die Victory mit ihrer Enge und den strengen Sitten auf Deck und der Stelle, wo ihr Held Admiral Nelson starb, der immer seine Pflicht tat und dem im Museum gegenüber eine Schau gewidmet ist.
Einige von uns unternahmen eine 45minütige Hafenrundfahrt, besichtigten das Schiffsmuseum oder die viktorianische Warrior 1860, bevor es dann zum gemütlichen Hotel "Red Lion" nach Farham weiter ging.

4. Tag: Southampton, Isle of Wight


Die "Insel nah der Insel" mit verträumten Orten, weißen Nadel-Klippen und Klamm in Shanklin stand heute auf unserem Programm: rechtzeitig erreichten wir die Fähre und genossen die Überfahrt über den Solent bei guter Sicht. Von weitem sahen wir die Mündung bei Cowes und legten vis-á-vis in East Cowes an.                                                                                
In Cowes findet seit 1812 traditionell die Cowes Week statt, eine exclusive Segelregatta, die Kaiser Wilhelm II. - ein Enkel der Queen Victoria - zur Kieler Woche inspirierte.
In East Cowes fuhren wir am Ostborne House vorbei, wo Queen Victoria und ihr Albert residierten. Nach Alberts Plänen entstand 1851 mit dem Londoner Architekten Thomas Cubitt eine Villa mit Terassengarten im italienischen Stil.Unser Weg führte über Newport zunächst auf "Gottes Hügel" (Godshill), ein verträumtes Dörfchen mit charmantem Kirchlein und touristischer Hauptstrasse. Der rustikale Charme der gepflegten Häuschen mit ihren Reetdächern wird noch unterstrichen von der üppigen Vegetation: mannshohen Hortensien, Palmen, Kakteen.
Unser nächster Halt Shanklin liegt im Osten der Insel. Nahe dem Busparkplatz an der Hauptstrasse wohnte einst der englische Dichter Keats und wir spazieren zum Strand, einige durch die subtropische Klamm Chine.
An der Westspitze der Insel ragen drei bizarre weiße Kalkfelsen wie Nadeln in die Höhe, mit einem Leuchtturm geschmückt. Dorthin führt unser Spaziergang entweder per Seilbahn zum farbigen Sandstrand der Alum Bay oder per Bus Shuttle zur Old Battery mit wunderschönem Blick auf die alte Festungsanlage und die ehemalige Raketenabschußrampe.
Auf unserem Rückweg zur Fähre erfahren wir, dass auch sich vor uns auch schon die Beatles auf ihrer Ferieninsel wohl fühlten ("When I Am 64") und freuten uns auf ein gutes englisches Bier im gemütlichen Pub des Hotels und das WM-Fußballspielergebnis.

5. Tag: Stonehenge, Salisbury, Killerton House and Garden


Die über 5000 Jahre alten "hängenden Steine" strahlen auch bei klarem Wetter etwas Besonderes aus. Ein neues Besucherzentrum mit Bus-Shuttle sorgt für den Schutz des nahen uralten Kultgebietes. Trilithen und Blausteine wurden von weither transportiert - wie ist ungeklärt - zu wahrscheinlich kultisch-religiös-praktisch-kalendarischen Zwecken aufgestellt. Der Steinkreis markiert mit seiner Fluchtlinie den Mittsommer-Sonnenaufgang und den Mittwinter-Sonnenuntergang und der bronzezeitliche Mensch (dessen Wachsmodell-Gesicht restauriert im Museum präsent ist) konnte sich wohl mit Hilfe seiner Priester daran orientieren, der sich dazu wohl als Wetterfrosch auf dem Altarstein positioniert haben könnte. 
Ein Zeitensprung entführt uns in die Gotik zur Kathedrale "aus einem Guss" im Early English Style zu Salisbury im Jahr 1220 begonnen. Neben der erhaltenen mittelalterlichen Uhr aus dem ehemaligen Glockenturm (heute von der Glocke getrennt) bewundern wir das herrliche Chorgestühl, die prächtigen Gräber und als Höhepunkt das architektonisch wunderbare Chapter House mit seiner Charta Magna aus dem Jahr 1215, eine der 4 verbliebenen Urschriften, die von König John Lackland (Johann Ohneland) gesiegelt wurde und erstmals auch die Rechte der Untertanen in ihrer Beziehung zum König regelt. Sie wurde Vorbild für die Verfassung der USA und der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.                          
In der Kathedrale und im Kreuzgang hielten sich auch drei Tiere versteckt: einigen von uns gelang es mit viel Freude, den steineren Affen, die hölzerne Grille und die in Stein gravierte Katze ausfindig zu machen - ansonsten einfach wieder kommen :-) ...Doch nach unserer Freizeit (wir bummelten durch das North Gate im Perependicular Style zur High Street) hieß es sich sputen, denn uns erwartete bereits ein weiteres Highlight: der Cream Tea im Killerton Anwesen nahe Exeter. Für uns wurde extra länger serviert und wir konnten gemütlich unseren Tee mit Csones, viel clotted cream und Erdbeermarmelade nehmen und das Anwesen betrachten mit seinen herrlichen Anlagen, der Kapelle und den Schafherden als harmonischer Tagesausklang, bevor wir unser Hotel in Exeter erreichten.

6. Tag: Exeter, Nationalpark Dartmoor, Cornwall

Die Römer, Normannen und Freibeuter waren natürlich vor uns auch in Exeter, der Hauptstadt der Grafschaft Devon. Von der Römischen Stadtmauer und der "Guildhall" aus dem Jahre 1468 auf der High Street sind es nur wenige Schritte (vorbei am "Ships Inn", wo Francis Drake gern einkehrte) zum Cathedral Close, wie durch ein Wunder von den Bomben des zweiten Weltkriegs verschont. Dort bewundern wir die St. Mary und St. Peter geweihte Exeter Cathedral, in einem Zuge im Stil der englischen Hochgotik (Decorated Style) 1275 vollendet. 
Wir stehen am frühen Morgen noch allein vor der einstmals farbigen Westfassade des himmlischen Jerusalem mit seinen Engeln, Königen, Aposterln und Propheten.
Ein Blick in das Innere lohnt mit seiner astronomischen Uhr von 1484 und dem "längsten Scheitelrippengewölbe der Welt" vom Westtor zum Ostfenster. Nun beginnt unsere Reise durch das ländliche Dartmoor - ohne Hund von Baskerville, doch mit Ponys und Schafen hingetüpfelt in die Heidelandschaft. In Moretonhampstead führt uns der Weg zu idyllischem Kirchhügel und typisch mit Blumenschalen verziertem Ale-Pub, in Postbridge zur uralten Clapper Bridge aus Granitplatten und zum Besucherzentrum des Nationalparks. Klapperbrücken soll es schon in der Bronzezeit gegeben haben, sie dienten auch zum Transport von Erzen.
Am Rande des Moores liegt das Städtchen Tavistock, aus dem Sir Francis Drake stammt (Denkmal). Dort gründeten Benediktiner eine Abtei, deren Reste vor der Kirche noch sichtbar sind. Als wir dann den Grenzfluss Tamar von Devon nach Cornwall überqueren, freuen wir uns schon auf unser Hotel, ein ehrwürdiges viktorianisches Herrenhaus mit wunderschönem Blick auf das Meer in Budock Water bei Falmouth.

7. Tag: St. Michaels Mount, Lands End, Minack Theatre


Cornwall ist ein besonderes Land, weder die Römer noch die Angelsachsen konnten hier recht Fuß fassen. Von seinen Nebeln und Geistern (Gremlins) haben wir glücklicherweise nichts erlebt. - Doch wir sahen oft die kornische Flagge (weißes Kreuz auf schwarzem Grund) und viele Ortsbezeichnungen sind kornisch, häufig lesen wir bespielsweise "Tre" für "Haus, Stadt". Das Kornische ist dem Walisischen und Bretonischen verwandt und wird heute wieder gepflegt.Nach der Fahrt durch hügelige Landschaft ist unser erster Halt in Maraizion auf der Halbinsel Penwith gegenüber der Klosterfestung St. Michaels Mount: schon im frühen Mittelalter soll Fischern der heilige Erzengel Michael erschienen sein und befahl, ihm dort eine Kapelle zu bauen, diese wurde später zum Kloster und zur Burg ausgebaut und in Kriegen beschädigt. Es gehörte als kleiner Bruder zum Kloster Mont Saint Michel in der Normandie, bis Heinrich der V. es während des Hundertjährigen Krieges als ausländische Stätte konfiszierte. Heinrich der VIII: beschlagnahmte es und baute es als Festung aus. Unter Elisabeth der I. signalisierten Leuchtfeuer im Kirchturm 1588 die nahende spanische Armada und im 17. jahrhundert erwarb es die Familie St. Aubyn, der es bis heute als Familiensitz dient seit 1954 auch durch den National Trust als öffentliches Museum verwaltet wird.                            
Auf dem Weg zur Burg nehmen wir die Boote durch die Flut und finden fast oben das steinerne Herz des Riesen Comoran, der die Menschen hier terrorisierte und von Jack getötet und dafür von König Artus zum Ritter seiner Tafelrunde geschlagen wurde. Nach Besuch der Räume der Familie Aubyn hatten wir einen wunderbaren Blick vom Burghof auf die Insel und die Bucht. Die Felsengärten wurden gerade von Bergsteigern saniert.                              
Zu Fuß liefen wir auf dem Damm zurück zum Bus und fuhren weiter nach Penzance zur westlichsten Spitze Land' s End, von den Römern "Land der Stürme genannt. Die Sicht war so klar, dass die Scillyinseln vor Lands End gut erkennbar waren - laut Artussage war das Land zwischen Kap und Landesende ein versunkenes britisches Atlantis. Doch vor König Artus Zeiten schildert der griechische Geschichtsschreiber Diodor das Kap "Belerion" so: sie (die Einheimischen) sind besonders fremdenfreundlich und durch den häufugen Umgang mit auswärtigen Kaufleuten kultiviert. Sie produzieren Zinn, das sie aus Felsen holen, in die sie Stollen treiben. Sie gießen das Metall in Barren und bringen es auf ein Insel ..., die man Ictis (Wight) nennt."Vom herrlichen Wetter inspiriert, erlebten wir das nahe gelegene mediterran anmutende Minack Theatre, von der mutigen Lady Rowena Cade errichtet und 1932 mit Shakespeares "Sturm" eröffnet und geschützt in den folgenden Zeiten knapper Kassen - ein Geheimtipp!

8. Tag: Tintagel Castle, Clovelly Village

Heute nun folgen wir wieder dem Sagenkreis um König Artus aus dem 6. Jahrhundert und besuchen den Ort seiner Geburt, Tintagel und Slaughter Bridge, den Ort seiner Niederlage durch Verrat. Wir fahren über den mythischen Ort Camelford und sehen zunächst auf unserem Weg zur Burg ein windsschiefes Häuschen aus dem 14. Jahrhundert, die Old Post Office (Musem), bevor wir vor den brandungsumtosten malerischen Resten der steinernen Festungsanlage aus dem 13. Jahrhundert stehen, erbaut von Earl Richard von Cornwall, Bruder Heinrich des II.                      Die Höhle an ihrem Fuß ist nach dem Zauberer Merlin benannt, dem Artus Eltern ihren Sohn zur keltischen Erziehung anvertrauten. Oben über eine steile Treppe angelangt, genießen wir den herrlichen Blick vom Festungsfelsen auf die zerklüftete Granitküsteund entdecken knapp über dem Abhang eine kleine sportliche Ziegenherde.
Ein Film erläuert uns danach den hintergrund der Artussage: das Ringen der nach dem Abzug der Römer hier ansässigen Kelten um Vorherrschaft und Schutz gegen eindringende Angelsachsen. 
Über Slaughterbridge erreichen wir das letzte Ziel unseres Tages, das idyllisch gelegene Museumsdörfchen Clovelly in Devon. Seit 1738 gehört es der Familie Rous, Einheimische werden als Mieter bevorzugt unter bestimmten Auflagen. Wir steigen auf der steilen gepflasterten Hauptstraße zum Hafen hinab und treffen Eseltreiber und Schlittenführer für den wagentransport. Ein hübsches Museum zeigt Wohnen und Alltag der Fischer und die weiß getünchten Häuser mit dem reichen Blumenschmuck wirken alle gepflegt.
Im Hafen bietet sich ein Spaziergang auf der alten Hafenmauer aus dem 14. Jahrhundert an, ein Blick zurück zeigt eine grandiose Klippenlandschaft und Lage Clovellys östlich der Nordwestspitze Devons, dem Hartland Point. Zurück geht es mit dem Jeep und dann in unser behagliches Hotel, das wir heute noch einmal genießen.

9. Tag: Glastonbury Abbey, Wells Cathedral, Bristol


Auch heute führt uns unser Weg auf den Spuren von König Artus und der Suche nach dem heiligen Gral nach Glastonbury. Und der heilige Dornbusch soll nicht weit von der Abbey entfernt sein, den Josef von Arimathäa aus dem heiligen Land brachte. Trotzdem - wissen wir - ist die Wiege des englischen Christentums heute zerstört. Warum? Bevor wir dieses Rätsel lösen, machen wir zunächst einen Stopp nahe der Autobahn am Bodmin Moor im alten Schmuggler-Pub "Jamaica Inn": alte Schmuggler-Geschichten inspirierten hier die Schriftstellerin Daphe du Maurier 1936 zu ihrem gleichnamigen Cornwall-Roman, die sie mit einer romantischen Liebesgeschichte verknüpft. In "Mary's Bar" sehen wir lebensgroß in Wachs Mary Yellan mit dem Vikar von Altarnun.In Gedanken vertieft laufen wir durch den mythischen Ort, zuerst durch die Marienkapelle der Abtei mit Lady Chapel und Krypta zum Langhaus, wo wir in unserer Phantasie Schiffe und Gewölbe ergänzen müssen. Wir stehen nun vor dem Hauptaltar, wo sich angeblich die sterblichen Überreste von König Artus und seiner Frau Guinevere befanden. Sein Schrein wurde ab dem 13. Jahrhundert bis zum 16. Jahrhundert ein wichtiges Wallfahrtsziel und sicherte den findigen Brüdern die benötigten Einnahmen, um ihr vom Brand zerstörtes Kloster zu sanieren.                                                                                                          
Und warum ist heute alles zerstört? Nun, Heinrich der VIII. ließ 1539 die damals größte Klosteranlage auflösen und strich deren satten Besitz ein. Die Anlage diente als Steinruch bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts, als die Kirche die Anlage wieder erwarb.Gut erhalten fanden wir die Abtküche, ein mittelalterlicher Zentralbau, wo die Gäste des Abtes bekocht wurden. Einige von uns fanden den heiligen Dornbusch an der kleinen Kapelle des St. Patrick. Wir fotografierten nicht nur den mythologischen Ort (auch das Glastonbury Tor auf einem Erdhügel mit dem "Chalice Well", Josefs vergrabenen Kelch-Brunnen), sondern auch esoterische exentrisch gekleidete Figuren, die sich auch in Ihrem Kleidungsstil auslebten.                       
                                                                                                                         
Wells Cathedral mit Chapter House und Vicars Close ist unser nächstes Ziel, wir fahren schon in Richtung der Hafenstadt Bristol. Petrus meint es noch gut mit uns und wir spzieren über den kleinen Marktplatz mit Marktkreuz zum mittelalterlichen Torhaus links neben dem Bischofspalast, dem Eingang zum Cathedrals Green, der Domfreiheit und dem Vicar's Close aus dem 14. Jahrhundert, der ersten Reihenhaussiedlung Europas für die Angestellten der Kathedrale, die bis heute dort leben. Auch die englische Schriftstellerin Virginia Woolf verbrachte dort ihren Urlaub. 
Wir nähern uns der prächtig geschmückten figurenreichen Westfassade der Kathedrale (von einst 400 Figuren begrüßen uns noch circa 300) und zuerst staunen wir beim Eintreten über die berühmten Scherenbögen, dann erfreuen wir uns über die Mondphasenuhr von 1392, wo es alle Viertelstunde einen Ritter vom Pferde wirft und natürlich bildet den Höhepunkt das schönste Kapitelhaus Europas mit seinem Palmenfächergewölbe, von einer einzigen Säule gebildet.
Nach dem Abendessen in unserem Hotelrestaurant, einer modernisierten Glasfabrik aus dem 18. Jahrhundert haben wir noch etwas Zeit für einen kleinen Abendbummel zum Hauptbahnhof oder zum Hafen.

10. Tag: Cotswolds, Dover, Calais

Zum Ausklang unserer schönen Reise fahren wir durch die ländlichen Cotswoldsdörfchen im Gebiet der Wasserscheide zwischen Themse und Severn. Tetbury ist ein solcher gemütlicher, erholsamer Ausflugsort mit Baptistenkirche, kleinem Markt und gepflegten Geschäften, bevor es auf die Autobahn Richtung Londoner Ring nach Dover geht. Wir erreichen unsere Fähre pünktlich trotz zähem Verkehr um London und erreichen bei Nieselregen, mäßigem Wellengang und mit etwas Verspätung unser Hotel in Calais.                                          
Der Nieselregen hält uns nicht davon ab, nach dem Abendessen durch die nahe gelegene Altstadt zu schlendern oder den nahen Leuchtturm bzw. die Hafenbefestigungen zu fotografieren.


11. Tag: Calais, Dresden


Zurück durch Frankreich, Belgien, Niederlande, dann die Heimat ziehen wir das Fazit: England hat immer wieder große Geister in den Bann gezogen. Beispielhaft sei hier Fontane angeführt:
"Du Land der 'Times' und Land der Großen Charta, Du Land voll Löwenherz in jedem Strauß, Besiegerin du des kaisers Bonaparte, Erbweisheitsland, der Freiheit Hort und Haus; Ach, frag ich mich, was schließlich ganz aparte Du hast vor uns und andrem Volk voraus, So ist es das: Es fehlen Dir die Semmeln, Doch bist du groß in Rindfleisch und in Hämmeln."
Ihre Studienreiseleiterin Grit Wendelberger, Halle im Juli 2014

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