Reisebericht: Rundreise Südengland – vom Dartmoor nach Cornwall

06.08. – 16.08.2015, 11 Tage Rundreise Rye – Brighton – Isle of Wight – Stonehenge – Salisbury – St. Michaels Mount – Lands End – Tintagel – Bristol – Cotswolds


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Hastings, Brighton, Arundel zur „Victory“ in Portsmouth, Isle of Wight, Stonehenge und Salisbury durchs Dartmoor nach Cornwall. Falmouth, Lands End, St,Michaels Mount, Tintagel und Clovelly - über Glastonbury,Wells und die Cotswolds zurück nach Dover
Ein guter Teil der Vielfalt Großbritanniens ist schon bei einer Reise in den Süden von Europas größter Insel zu entdecken. Zauberhafte Landschaften - bei uns übrigens aus zahlreichen Verfilmungen nach Rasamunde Pilcher bekannt - wechseln mit kulturhistorischen Meisterleistungen und Stätten bemerkenswerter Architektur. Hier im Süden Englands gab es einst das Zusammentreffen der grundverschiedenen Kulturen der Kelten, der Römer und später der Germanen - die Quelle für Entstehung und Tradition eines neuen Volkes, dessen Kultur im Zeitalter der Kolonialisierung auf dem Höhepunkt des „British Empire" ein Viertel der gesamten Welt nach Fläche und Bevölkerung beherrschte.
Zeugnisse der Geschichte und der Seefahrt kann man überall während unserer Reise durch Südengland finden, dem Kernland der britischen Seefahrer. Traditionen und reichhaltige Geschichte, aber auch Moderne und britische Gastlichkeit prägen die Rundreise durch die schönsten Gegenden im Süden Großbritanniens.
Zusammen mit 36 erwartungsvollen Reisegästen habe ich diese Reise, die gewiss zu den besonders inhaltsreichen unseres breiten Angebotes gehört, wieder einmal gemacht und es überrascht immer wieder die Reichhaltigkeit des Reiseprogrammes. Von der Klosterfestung im Meer bis hin zu Englands beliebtester Ferieninsel, von fast vergessenen und immer noch mittelalterliches Ambiente ausstrahlenden Kleinstädten bis hin zu mondänen Seebädern, von den meerumtosten südlichen Steilklippen bis zur Mystik ausstrahlenden Einsamkeit des Dartmoores konnten wir den Süden Großbritanniens erkunden.
Lassen wir diese schöne und ereignisreiche Reise noch einmal Revue passieren...
Ein Reisebericht von
Dr. Michael Krause
Dr. Michael Krause

Dresden – Calais, erster Tag, 06.08.2015

Wie immer erfolgte die Abfahrt unseres Busses am Flughafen Dresden. Pünktlich war die Abfahrt und bei der letzten Abholung nahe Gießen waren wir schon 34 Reiseteilnehmer - zwei weitere würden abends an unserem Ziel Calais zu uns stoßen. Nach dem Fahrerwechsel in Eisenach fuhr uns unser Buschauffeur Wilfried Model über deutsche Autobahnen durch das Siegerland und an Köln vorbei zunächst nach Belgien. Hier ging es an Lüttich und Brüssel vorbei, durch die Wallonie, Brabant und Flandern bis zur französischen Grenze. Recht weit ist die Strecke zu unserem Zielort Calais, dem großen Fährhafen im Norden Frankreichs. Entsprechend spät erreichten wir die Hafenstadt, aber im Hotel war man auf solches vorbereitet und wir bekamen noch ein leckeres Abendessen.

Calais – Dover – Rye – Hastings – Brighton, zweiter Tag, 07.08.2015:

Nach einem recht frühen Frühstück - dennoch sehr gut und reichhaltig - brachen wir pünktlich auf zum Hafen. Hier wird man als England-Reisender durch einen Container mit der Passkontrolle geleitet, bevor Bus und Passagiere auf's Fährschiff dürfen. Alles ging dennoch recht flott und ohne große Verzögerung erreichten wir unser Fährschiff der „P & O-Line". Auf dem Schiff gilt es, am besten während der etwa eineinhalbstündigen Überfahrt die Uhren umzustellen, denn die in Großbritannien herrschende Sommerzeit liegt eine Stunde hinter unserer kontinentalen Sommerzeit zurückViele von uns hielten auf dem Deck nach der auftauchenden Kreideküste Ausschau, die schon von Weitem zu sehen ist, und der vielleicht England seinen antiken Namen „Albion" (die Weiße) zu verdanken hat. antworten hatte.
Bei herrlichem Wetter erreichten wir den Fährhafen Dover und konnten reibungslos und pünktlich von Bord rollen. Den ersten Stopp legten wir im historischen Hafenort Rye ein. An vielen Stellen hat die historisch bedeutsame Stadt mittelalterlichen Charakter bewahrt. Ihr kleines Kastell, die Stadtburg, und einige ihrer alten, kopfsteingepflasterten Straßen wie z.B. die „Mermaid Street" , sehen noch genauso aus wie vor ein paar hundert Jahren. Einst gehörte Rye war eines der tragenden Mitglieder des „Cinque Ports"-Städtebundes, der bis ins 16. Jh. die Seefahrt im Süden Englands beherrschte. Einst war diese militärische und wirtschaftliche Allianz der fünf Städte Dover, Hastings, Hythe, Romney und Sandwich, der wenig später Rye und Winchelsea beitraten, im spätmittelalterlichen England eine einflussreiche politische Macht, eine Art „kleiner Hanse"., die vom 12. Bis 15. Jh. weitgehend autonom blieb. Sie waren nicht nur von Abgaben und Zöllen befreit und mit der Gerichtsbarkeit für ihre Seeleute betraut, sondern da Piraterie und Schmuggel toleriert wurden, hatten diese Städte besonders hohe Einnahmen.

Beachy Head und Brighton

Der nächste Ort, den wir erreichten, war ein weiterer Hafen des Städtebundes. Hastings aber hat für die englische Geschichte noch eine andere große Bedeutung, denn hier wurde eine entscheidende Schlacht geschlagen. 1066 schlug im nahegelegenen Battle Wilhelm „der Eroberer", Herzog der Normandie, den angelsächsischen König Harold Godwinson und leitete mit diesem Sieg der Normannen deren bzw. die französische Herrschaft über England ein. Heute ist Hastings ein bekannter Fischerort, vor allem aber leicht überlaufener Touristenort und Seebad. Auf unserem weiteren Weg bauten wir als „Richtig-Reisen-Extra" einen Abstecher zur Steilküste beim Seebad Eastbourne ein. „Beachy Head" heißt deren höchste Erhebung, eine Landzunge in der Region der South Downs - ein Kreidefelsen von 162 m Höhe über dem Meeresspiegel und damit die höchste Klippe in Großbritannien. Da der hochaufragende Fels von Beachy Head vom Meer aus als Landmarke gut sichtbar ist, war genau hier der Ort für einen spektakulär platzierten Leuchtturm, der heute neben einem älteren „lighthouse" auf der Klippe seit 1902 auf einer Plattform mitten im Wasser steht und einen aufregenden Kontrast zu den weißen Felsen bildet.
Unser Tagesziel war aber das bekannteste und vielleicht mondänster britische Seebad Brighton. Eher bekannt für Parties und Nachtleben, für ihr „Leisure Pier" - eine Seebrücke mit Spielautomaten, Kiosken und Rummel-Atmosphäre, bietet der Ort aber auch eine hübsche Altstadt mit verwinkelten Gassen sowie den „Royal Pavillion". Manchmal als das „exotischste Schloss Europas" bezeichnet, wurde der für den Prinzen von Wales, Georg IV., in den Jahren 1815-1822 vom Architekten John Nash erbaute Palast im indischen Stil gehalten, ganz nach seinen Vorbildern, den Mogulpalästen auf dem indischen Subkontinent. Nach mehrfachem Besitzwechsel gehört er schließlich der Stadt Brighton, die ihn nach dem Zweiten Weltkrieg mit große Anstrengungen originalgetreu restaurieren ließ.
Nach einem Bummel und Freizeit in Brighton erreichten wir schließlich unser direkt an der Strandpromenade liegendes Hotel, das „Holiday Inn Seafront".

Brighton – Arundel – Portsmouth – Fareham, dritter Tag, 08.08.2015:

Unsere heutige Fahrt führte von Brighton zunächst an der Küste entlang nach Arundel, einer Kleinstadt in den South Downs und der Grafschaft West Sussex. Die bekannteste Sehenswürdigkeit des etwa 3000 Einwohner zählenden Städtchens ist zweifellos Arundel Castle, eines der malerischsten und besterhaltenen Schlösser Großbritanniens. Schon im Mittelalter, in der Zeit von Eduard dem Bekenner, als wehrhafte Burg mit Zinnen und Zugbrücken erbaut, wurde es nach dem Sieg der Normannen Hauptsitz eines ihrer bedeutendsten Anführer. Seither ist das Schloss stets Sitz der bedeutendsten Adelsgeschlechter des Landes gewesen und diente in den vergangenen Jahrzehnten oft genug als Filmkulisse. Heute ist die von herrlichen Gärten umgebene Anlage der Wohnsitz des Herzogs von Norfolk und seiner Familie, ein Teil kann aber besichtigt werden. Nach einem Bummel durch das Städtchen zur neogotischen Kathedrale des Bistums Brighton & Arundel, die weithin sichtbar auf dem Stadthügel thront, konnten wir dann die Gärten, den alten „Tower Keep", den auf einem künstlichen Hügel errichteten alten Kern der Burganlage, und schließlich ab Mittag das Schloss besichtigen.

Portsmouth und HMS "Victory"

Nach dem Aufenthalt in Arundel ging es zu einem der immer noch bedeutendsten britischen Militärhäfen nach Portsmouth. Offiziell gilt die 200.000 - Einwohner-Stadt, in der die „Royal Navy", die „Königliche Marine" der Hauptarbeitgeber ist, sogar als der wichtigste militärische Hafen Europas, in dem große Teile der britischen Kriegsmarine stationiert sind, unter anderem alle britischen Flugzeugträger und ein U-Boot Trainingszentrum. Aus all diesen Traditionen des Hauptquartiers der Royal Navy hat sich einer der größten maritimen Museumskomplexe der Welt entwickelt. Neben zahlreichen Schiffs- und Marinemuseen findet man hier auch verschiedene, zur Besichtigung freigegebene historische Kriegsschiffe. Das hierbei sicherlich begehrteste Besichtigungsobjekt ist die HMS „Victory", einst das Flaggschiff der britischen Flotte beim Seesieg der Engländer gegen Napoleon in der Schlacht von Trafalgar 1805 unter dem Kommando des legendären Lord Nelson. Schon 1765 war dieses große Linienschiff in Dienst gestellt worden. Die Bezeichnung „Linienschiff" rührt von den in mehreren Etagen angeordneten „Kanonenlinien" her und die „Victory" verfügte mit ihren 104 Kanonen über eine für die damalige Zeit beachtliche Feuerkraft. Das imposante Schiff liegt heute als Museum im Trockendock - mit 70 m Länge und einst 850 Mann Besatzung eine schwimmende Festung. Es bietet nicht nur einen malerischen Anblick, sondern auch einen eindrucksvollen Einblick in die Lebensbedingungen englischer Seesoldaten des 19. Jahrhunderts. Zudem erhält man hier unerwartete und phantastische Eindrücke vom historischen Schiffsbau und Geschichte der Seekriege - nicht nur für Liebhaber von Piratenfilmen sondern auch immer wieder für unsere Reisenden ein besonderes Erlebnis.
Nach Besichtigung des Schiffes und Freizeit in der historischen Marinebasis ging es vom „maritimen Nachmittag" zu unserem Hotel im Herzen der Kleinstadt Fareham zwischen Portsmouth und Southampton.

Fareham – Isle of Wight – Fareham, vierter Tag, 09.08.2015:

Heute war Sonntag, aber dennoch brachen wir nicht allzu spät auf, denn wir wollte eine frühe Fähre zur Insel Wight erreichen, um den Tag so richtig nutzen zu können. Rechtzeitig kamen wir im Fahrhafen von Sothampton an und setzten mit dem Schiff der Gesellschaft „Red Funnel" Fähre in einer knappen Stunde Fahrzeit über den „Solent". Diese flache Meeresbucht entstand erst während der letzten Eiszeit durch Überflutung mit Schmelzwasser entstand und trennte die Isle of Wight von der britischen Hauptinsel. Wir fuhren im Ort East Cowes, bekannt für seine Segelregatten, von Bord der Fähre und begannen unsere Rundfahrt um Südenglands bekannteste Ferieninsel, die mit zahlreichen Beinamen, u.a. „Garteninsel", „Diamant im Ärmelkanal" oder „Insel der Blumen" aufwarten kann.
Wight ist bei einer Fläche von etwa 380 km² rund 35 km lang und bis etwa 20 km breit und wird von knapp 140.000 Menschen ständig bewohnt. Als ersten Besichtigungspunkt fuhren wir vorbei an Newport, der Inselhauptstadt, zum malerischen „Vorzeigedorf" Godshill. Reetgedeckten alte Häuser und natürlich jede Menge Cafés und Souvenirgeschäfte bilden hier die Hauptattraktionen Die Ferieninsel Wight ist eine der teuersten, aber auch meistbesuchten Regionen Südenglands, deren zahlreichen Touristen von fast subtropisch mildem Klima, von der Blütenvielfalt und der landschaftlichen Schönheit angezogen werden.
Ahnlich wie das kleinere Godshill präsentiert sich auch Shanklin, eine der touristisch aktivsten Städte der Insel mit seinen schilfgedeckten Häusern, in denen oft Pubs, Restaurants oder Cafés untergebracht sind. Eine Besonderheit der Insel, die viele verträumte Winkel zu bieten hat, sind ihre schönen Badestrände sowie erdrissähnliche Felsenschluchten, die man hier auf der Insel „Chine" nennt. Nach Bummel in Shanklin inklusive Mittagspause ging es am Nachmittag zur wohl bedeutendsten Sehenswürdigkeit und zum landschaftlichen Höhepunkt der Insel ging.

Needles

Hier liegt an der Alum Bay, einer Bucht im äußersten Westen der Isle of Wight, bekannt für ihre farbigen Sand(stein)schichten in den senkrecht zum Meer hin abfallenden Klippen, die Kreideformation der Needles. Mit einem Sessellift kann man zum Meer hinunter fahren und die farbigen Gesteinsschichten betrachten, aber auch die dramatisch am Ende der Bay herausragenden bis zu 30 m hohe Kreidefelsen. Mit dem spektakulär vorgelagerten Leuchtturm zählen diese „Needles" - Nadeln -genannten Felsenformationen zu den außergewöhnlichsten Sehenswürdigkeiten Südenglands. Einst hatte sie der Dichter Lord Tennyson als „versteinerte Segel" bezeichnet und der dieser Beiname - bei näherem Hinsehen nicht von der Hand zu weisen - wird immer wieder zitiert. Neben der Möglichkeit einer Seilbahnfahrt zur vielfarbigen Alum-Bucht hinunter gab es Gelegenheit für eine hübsche Wanderung zur alten Festung „Old Battery" oder der Besuch verschiedener rummelartiger Freizeiteinrichtungen, die hier rund um die Parkplätze entstanden sind. Später fuhren wir mit der Red Funnel Fähre zurück nach Southampton und nach Fareham in unser Hotel.

Fareham – Stonehenge – Salisbury – Killerton House – Exeter, fünfter Tag, 10.08.2015:

Das vielleicht bekannteste Felsenmonument aus der Jungsteinzeit in Europa ist Stonehenge. Dieses Monument der Großsteinkultur gehört natürlich zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten in Südengland und war in den letzten Jahren so überlaufen, dass man - um die uralte Steinsetzung zu schützen - weitab davon ein Besucherzentrum errichtete und man zu vorgebuchten Zeiten sich nunmehr per Shuttle zum historischen Denkmal begeben muss. Stonehenge war unser erstes Ziel am heutigen Tag, der durchaus lange Fahrten und mehrere Besichtigungspunkte beinhaltete. Also brachen wir recht früh auf und waren dann auch einer der ersten Busse, die eintrafen.
„Megalithkultur" ist das übliche Wort für die gewaltigen Bauten aus großen Steinen. Entstanden in der Stein- und Bronzezeit gehören dazu die Dolmen - die man in Deutschland Hünengräber nennt - die französischen „Alignements", die Steinreihen vor allem in der südlichen Bretagne, außerdem die Menhire, stehende Steine und als besonders hervorstechend - „Cromlechs" oder Steinkreise. Besonders bedeutend und Ziel zahlloser mystischer Spekulationen ist dabei der Steinkreis von Stonehenge.
Das fünftausend Jahre alte Denkmal besteht aus einer Großsteinstruktur, gebildet aus mehreren konzentrischen Steinkreisen. Die beiden auffälligsten Steinkreise davon sind ein äußerer Kreis aus Pfeilersteinen, die von Decksteinen überbrückt werden, sowie eine innere hufeisenförmige Steinsetzung aus ursprünglich fünf einzeln stehenden „Toren" aus jeweils drei Steinen, sogenannten Trilithen - zwei Tragsteine, die von einem Deckstein überbrückt werden. Dazwischen befinden sich weitere Anlagen aus kleineren Steinen; Menhire sowie Dutzende Hügelgräber finden sich in unmittelbarer Nähe.
Stonehenge's Entstehung wird auf über 3000 Jahre v. Chr. datiert und das Monument von der UNESCO zusammen mit dem größeren, aber anders gestalteten Steinkreis von Avebury im Jahr 1986 zum Weltkulturerbe erklärt.
Leider verhinderte einsetzender strömender Regen unsere ausgiebigere Besichtigung des geheimnisvollen Steinkreises von Stonehenge , für den Kalenderfunktionen und die Nutzung für astronomische Berechnungen von Sonne, Mond- und Sternumläufen nachgewiesen sind. Es ging weiter nach Salisbury, wo wir bei einer kleinen Führung das „Cathedral Close", den Kathedralbezirk der der Jungfrau Maria geweihten Domkirche von Salisbury kennenlernten. Der gewaltige gotische Bau steht inmitten eines umfangreichen ummauerten Bereiches mit Colleges und Verwaltungsgebäuden, die früher den Kernbezirk des Bistums bildeten. Das Bauwerk selbst hat viele Höhepunkte zu bieten - die „Kirchenfreiheit", englisch „Cathedral Green" ist die größte ihrer Art in Großbritannien, beherbergt den größten Kirchenbau des Landes mit dem höchsten Kirchturm des Königreiches und besitzt das längste Langhaus. Prachtvolle Gotik schmückt die Kirche, die man im 13. Jahrhundert in relativ kurzer Bauzeit errichtete, wenn auch ihre komplette Fertigstellung weitere zwei Jahrhunderte andauerte. Für die Besichtigung des wundervollen Bauwerkes sollte man sich Zeit lassen - sowohl die Außenansicht mit einer ansatzweise vorhandenen Schirmfassade, die damals gerade erst modern wurde und die anders aussieht als deutsche oder französische Kirchenbauten der gleichen Zeit, als auch das eindrucksvolle Kircheninnere mit seiner unglaublichen Raumwirkung sind weltweit etwas ganz Besonderes. Die Vielfalt des Innenraumes nimmt einen sofort gefangen und man kann erst allmählich Details, Verzierungen und Schmuckelemente erkennen. Auch Großbritanniens größter Kreuzgang gehört zur Kathedrale und sein Kapitelhaus beherbergt ein kleines Museum mit einer der vier erhaltenen Urschriften der „Magna Charta", eines Privilegienbriefes für die britischen Adeligen, ausgefertigt in Runnymeade 1215 von König Johann. Für Großbritannien ist es die einzige geschriebene Art von Verfassung, die das Land besitzt.

Hügelfiguren und Killerton House

Nach Passieren eines der drei Tore., die den Kathedralenbezirk von der übrigen Innenstadt trennen, gelangten wir durch die hübsche Altstadt von Salisbury zum Busbahnhof und fuhren in Richtung Exeter durch die Hügel von Wiltshire. Die Grafschaft ist berühmt für ihre „Hügelfiguren", die seit Jahrhunderten von den Bauern Figuren durch Abtragen der dünnen Rasendecke über dem weißen Kalkstein vielerorts aus der Landschaft herausleuchten. Während schon aus vorrömischer Zeit Umrisse mit Darstellungen von Pferden und mitunter auch Menschen bekannt sind, konnten wir „Wiesenbilder" aus neuerer Zeit entdecken: die Hügelfiguren hier zeigen die Regiments-Abzeichen bedeutender Armee-Einheiten. Bei einem Fotostopp konnten wir diesen seltsamen Anblick genieß0en und natürlich auch festhalten. Bevor wir unser Tagesziel Exeter erreichten, war noch der Besuch eines „Manor" vorgesehen, eines typisch englischen Herrenhauses. In Killerton House, nahe Exeter gelegen und von einem großen Park und herrlichem Garten umgeben, konnten wir nicht nur das Haus selbst und seinen Park bewundern, sondern auch einen englischen „cream tea" genießen. Im Süden und der Mitte Englands sowie in Wales verbreitet, wird hier zum üblichen Nachmittagstee ein milchbrötchen-ähnliches Gebäck mit Rosinen gereicht. Mit Marmelade und danach mit ungeschlagener dicker Sahne, sogenannter „clotted cream" bestrichen, sind die „Scones" eine leckere Zwischenmahlzeit und scheinen so recht auf den Tee abgestimmt. Auf jeden Fall hat es uns allen hervorragend geschmeckt. Nachdem wir uns noch kurz dem herrlichen Park gewidmet hatten - der vormittägliche Regen hatte endlich reinem Sonnenschein Platz gemacht - machten wir uns auf den Weg nach Exeter zu unserem zentral gelegenen Hotel.

Exeter – Dartmoor – Launceston – Mavagissey – Falmouth, sechsterTag, 11.08.2015:

Bevor wir zum Tagesprogramm aufbrachen, gab es noch einen kleinen Stopp in der Innenstadt von Exeter an der Kathedrale und dem „cathedral green".
Erste Tagesetappe war dann das Dartmoor. In Deutschland vielleicht am bekanntesten durch die Edgar-Wallace-Krimis, in Großbritannien unter anderem durch Sir Arthur Conan Doyles Erzählung „Der Hund von Baskerville" zählt das Dartmoor zu den schönen, aber geheimnisvollen Landschaften Südenglands. Es ist ein Stein- und Sumpfgebiet, gelegen in einer Hügellandschaft, die mit etwa 650 km² größer ist als das Land Andorra. Die hügelige Moor und Heideflächen werden an vielen Stellen von flachen, mitunter auch fast turmartigen, Granitfelsbildungen überragt, die man hier „Tor" nennt und die an einigen Stellen bis auf 600 Meter über Normalnull ansteigen. Zahlreiche Fundamente prähistorischer Wohnstätten, Straßen und Steinkreise zeugen von einer frühen Besiedelung des geheimnisvollen Gebietes, das mit seinen plötzlichen Witterungsumschwüngen, häufigem Nebel und unerwarteten tückischen Sumpflöchern zahlreichen Legenden Raum gibt. Eine charakteristische Sehenswürdigkeit sind die sogenannten Clapper bridges, aus dünnen Granitplatten erbaute prähistorische Brücken über Bäche und Flüsse. Die bedeutendste dieser Großsteinbrücken findet man in Postbridge, wo wir sie fotografieren und natürlich selbst betreten konnten.

Launceston und "Jamaica Inn"

Nach dem Dartmoor legten wir einen Mittagsstopp in Launceston, einer Kleinstadt, die schon in Cornwall liegt und einst sogar Hauptstadt dieser Grafschaft - immer noch „Herzogtum" genannt - war. Die südwestlichste Halbinsel Großbritanniens, die wir nun betraten - pardon, befuhren! - ist nicht nur ein beliebtes Feriengebiet, sondern ein historisch bedeusamer Landstrich, in dem neben Fischerei und Landwirtschaft vor allem Zinn- und Kupferabbau eine Rolle spielten. Ein kleiner Bummel in Launbceston zeigte uns die Ruinen des gewaltigen Launceston Castle, das einst die Grenze zwischen Devon und Cornwall sicherte oder auch eines der Stadttore oder die mit Außenreliefs verzierte Stadtkirche
Auf dem weiteren Weg zu unserem heutigen Hotel konnten wir noch zwei „Richtig-Reisen-Extras" einbauen. Ein kleiner Abstecher führte zu einem Pub, der es in der Weltliteratur zu Ruhm und Ehre gebracht hat. Nahe dem Dörfchen Bolventor am Rande des Bodmin Moores liegt eine Taverne mit dem Namen „Jamaica Inn", die als Schauplatz des gleichnamigen Romans von Daphne du Maurier diente. Die heute leider etwas touristisch gestaltete Schmuggler-Kneipe wurde auch weltweit bekannt durch einen der ersten Filme von Alfred Hitchcock, der 1939 hier den Film „Riff-Piraten" (Originaltitel: "Jamaica Inn"; auch „Die Taverne von Jamaika") drehte. Ein zünftiger Rum für jeden von uns - und wir konnten uns wie Mitspieler im Film oder Romanhelden fühlen, denn hier waren wir am Originalschauplatz. Danach fuhren wir noch in den Fischerort Mevagissey. Dass Fischfang hier noch immer einen wichtigen Erwerbszweig bildet, sieht man - trotz der vielen Touristen - am geschäftigen kleinen Hafen des Dorfes. Der alte Ortskern mit seinen schmalen, malerischen Gassen und dem winzigen altern Hafen stzrahlt noch immer ein urwüchsiges, anheimelndes Ambiente aus und scheint längst vergangenen Tagen entsprungen.
Von Mevagissey aus starteten wir aber dann tatsächlich zu unserem nächsten Hotel, einem prächtigen alten Herrenhaus. Für die nächsten Tage nahmen wir Unterkunft im hübschen Penmorvah-Hotel.


Falmouth - Mousehole - St.Michaels Mount - Lands End - Falmouth, siebter Tag, 12.08.2015:

Nach dem Frühstück im Penmorvah Hotel hatten wir Zeit, um dem malerischen Fischerort Mousehole einen Besuch abzustatten - allerdings war es eine Herausforderung für unseren Buschauffeur Wilfried, die winzigen Straßen zu fahren und vor der Ortseinfahrt fast auf dem Punkt zu wenden. Dafür fanden wir noch den alten dörflichen Reiz vor, der zu jeder Jahreszeit Touristen nach Mousehole lockt, das sich rühmt, das schönste Fischerdorf Großbritanniens zu sein. Das hat den Einwohnern vielleicht der englische Dichter Dylan Thomas klargemacht, der es mit ebendiesem Prädikat beschrieb, als er 1938 seine Flitterwochen hier verbrachte. Die Anlage des Ortskerns mit engen und verschlungenen Sträßchen und dem winzigen Fischerhafen sorgt dann auch dafür, dass man die Namensgebung „Mauseloch" versteht. In Hanglage finden sich viele schmale und steile Gässchen mit gepflegten alten, aus Granitstein und Schiefer gebauten Häusern, die auf das Hafengebiet und den Atlantischen Ozean herabsehen. Der Golfstrom sorgt für ein extrem mildes, fast subtropisches Klima, in dem auch exotische Pflanzen gedeihen.
Anschließernd ging es in das hübsche Städtchen Marazion Hier liegt wenige hundert Meter vor der Küste der Felsen von St. Michael's Mount, eine Gezeiteninsel mit wenigen hundert Quadratmetern Fläche, die etwa 400 m im Meer vor Marazion in Cornwall liegt. In vielem ähnelt sie ihrem Namensvetter Mont-Saint-Michel im Norden Frankreichs, ist allerdings weniger bekannt. Das Besondere hier ist, dass man über einen gepflasterten Dammweg das Eiland bei Ebbe zu Fuß erreichen kann, während es bei Flut zur Insel wird und nur mit dem Boot erreichbar ist. Wir hatten es zeitlich so abgepasst, dass wir beides erleben konnten: den Fußmarsch auf dem Damm durchs Wattenmeer und die Bootsfahrt zurück, nachdem das steigende Flutwasser den Dammweg überschwemmte. Zwischendurch konnten wir die Klosterfestung besichtigen. Der Burgberg mit Kapelle - im 15. Jahrhundert errichtet - befindet sich in Privatbesitz, man kann ihn aber besichtigen. Die Familie der St. Aubyns lebt noch heute hier, der Besitz wird aber seit 1964 vom National Trust verwaltete. Malerisch gruppieren sich einige Häuser um den kleinen Hafen, bevor man die Treppen an der alten Molkerei vorbei durch den subtropischen Garten zu den Anlagen vor allem wehrhaften, aber auch religiösen Charakters emporsteigt. Wie auch der französische Mont St. Michel ist auch der St. Michael's Mount vor Marazion lange Zeit eine Pilgerstätte gewesen und genießt bis heute religiös-kultische Verehrung.

Lands End

Unser weiteres Ziel für heute hieß Lands End. Es handelt sich um die Südwestspitze Cornwalls, die den wild zerklüfteten südwestlichen Zipfel Großbritanniens bildet und entgegengesetzt" der Nordostecke John O'Groats in Nordostschottland liegt. wo wir auf unserer Reise „Schottlands westliche Inseln und die Magie der Highlands" verweilen. Die Spitze der Landzunge ist der westlichste Punkt Englands auf der Hauptinsel Großbritannien. Für die Schiffahrt unerlässlich und markante Landmarke ist der etwa zwei Kilometer von Land's End südlich vorgelagerte Longship Leuchtturm. Wegen der geographischen Lage ist Land's End oft Ausgangspunkt von Wanderungen quer durch Großbritannien oder auf den Küstenpfaden und man blickt - der Legende nach - von der Felsenwildnis vobn Land's End direkt in das versunkene Königreich Lyonesse, das der Artussage zufolge zwischen hier und den Scilly-Inseln gelegen haben soll.
Der britischen Vorliebe für Shows und Rummel folgend gibt es auch hier einen touristisch ausgerichteten Themenpark. Wir hatten Zeit, uns nicht nur mit den zu besichtigenden Objekten wie einigen Schiffen, einem Fischkutter und einem Seenotrettungskreuzer zu beschäftigen, sondern auch für einen Bummel durch die Schönheiten der Klippenlandschaft.
Am späten Nachmittag kehrten wir zurück in unser herrlich in seinem eigenen Park gelegenes Hotel-Herrenhaus.


Falmouth - Tintagel - Boscastle - Clovelly - Falmouth, Achter Tag, 13.08.2015:

Alle unsere Reisegäste nahmen am heutigen fakultativen Ausflug teil und wir konnten wieder in altbekannter kompletter Besetzung starten.
Als erster Tages-Höhepunkt war der Besuch von Tintagel Castle geplant, dem sagenhaften Geburtsort des König Artus, um den sich in allen keltischen Gebieten zahlreiche Legenden ranken. Der bekanntesten Sage nach, die sich mit verschiedenen anderen Sagenkreisen, z.B. dem um den „heiligen Gral", vermischt, kam es nach dem Abzug der Römer aus Britannien und dem Beginn der Völkerwanderung zu jahrzehntelangen Kämpfen um Land auf britischem Boden zwischen germanischen und keltischen Stämmen. „Dunkles Zeitalter", nennt es die britische Geschichtsschreibung und es wurde erst beendet, als sich die Keltenstämme unter der zentralen Führung des Legendenkönigs Arthur (bei uns: Artus) einigten. Vermischt mit der historischen Einführung des Christentums berichten alte britische Chroniken über die Teilnahme des christlichen Artus' an den Kämpfen gegen die eindringenden Angeln und Sachsen um 500 n. Chr. Ideale eines guten christlichen Anführers, symbolisiert durch Artus und seine berühmte Tafelrunde prägten damals die mittelalterlichen Vorstellungen von ritterlichen Tugenden. Durch den Besitz des Zauberschwertes Excalibur, das er als Zeichen seiner rechtmäßigen Nachfolge aus einem Stein ziehen muss, unbesiegbar geworden, führt Artus seine tugendhaften Ritter im Zeichen des Christentums in die Schlacht. Und bringt seinen Untertanen ein „goldenes Zeitalter", bis dieses schließlich durch falsche Handlungen einiger der wichtigsten Mitstreiter zerstört wird.
Die nur noch in wenigen Resten erhaltene, riesige Burg Tintagel, an der cornischen Küste gelegen, wird als sagenhafter Geburtsort von Artus vermutet. Trotz drohendem Regen besuchten wir die legendäre Stätte, deren imposante Ruinen sich über zwei Berggipfel mit einer Schlucht dazwischen erstrecken. Herrliche Ausblicke über das Meer und die Küste von Cornwall, eine eindrucksvolle Höhle unter dem Burgberg, in der einst der Zauberer Merlin mit seinem Drachen gelebt haben soll und das stimmungsvolle Ambiente des nahegelegenen Dörfchens Tintagel sorgten für eine tatsächlich fast mythische Atmosphäre.
Wir hielten uns einige Zeit hier auf, hatten auch Gelegenheit, das alte viktorianische Postgebäude in im Ort nahe dem Busparkplatz zu sehen, becvor wir weiterfuhren zu einem „Richtig-Reisen-Extra", dem Besuch im einstigen Hafen-, Strandgutsucher- und Piratennest Boscastle. Der Ortskern im elisabethanischen Stil ist rund um den idyllischen, schon 1587 angelegten Hafen angeordnet. Bis ins 19. Jahrhundertnutzte man ihn dann weniger für Strandpiraterie und Schmuggel als für den Abtransport von Schiefer aus den nahegelegenen Steinbrüchen. Allerdings machte die Besonderheit seiner Einfahrt, die den engen Naturhafen von See her fast vollständig verbirgt, das schluchtähnliche Hafenbecken auch zu einem idealen Versteck. Hafen und große Teile des Ortes und der Umgebung stehen heute unter Denkmalschutz und werden vom National Trust betreut und gepflegt.

Clovelly

Der letzte große Höhepunkt an diesem Tag war dann der Aufenthalt in Clovelly. In malerischer Lage und ebenfalls einstmals durchaus mit Piraterie verbunden, lockt dieser Ort täglich viele Touristen an. Clovelly kann man nur zu Fuß besichtigen - Autos sind nicht erlaubt und könnten hier aufgrund aufgrund des steil abfallenden Kopfsteinpflasters auch nicht fahren. Kurioserweise wickelt man Lieferungen und Warenverkehr wie vor Urzeiten mit einer Art provisorischer Gleitschlitten a. Steil ist der etwa 800 Meter lange Weg, gepflastert mit glatten Kieseln, der durch den unglaublich malerischen Ort bis hinunter zum Hafen aus dem 14. Jh. führt. Die derzeit etwa 400 Einwohner des Ortes, viele davon noch klassische Fischer, die in ihren uralten weißen Fischerhäuschen wohnen, sind offiziell wie das gesamte Dorf seit 250 Jahren im Privatbesitz der Familie Rous. Nach uraltem Recht Eigentümer von Land und Leuten nutzen die Erben heute die Eintrittsgelder, um das Dorf in all seiner Urwüchsigkeit zu erhalten. Sie sind gleichzeitig größter Arbeitgeber im Ort und betreiben eine Reihe von Webereien, Textilgeschäften sowie eine Handelskette.
Wir hatten Zeit für einen ausgiebigen Aufenthalt hier, bevor wir am späten Nachmittag zurückfuhren, um die letzte Nacht im Herrenhaus von Penmorvah zu verbringen.


Falmouth - Glastonbury - Wells - Cheddar-Schlucht - Bristol, neunter Tag, 14.08.2015:

Nach dem Frühstück machtern wir uns auf den langen Weg über Schnellstraße und Autobahn von Falmouth bis ins Herz der Grafschaft Somerset. Unser Ziel, das wir nach mehreren Staus und in sdtrömendem Regen erreichten, hieß Glastonbury. Einst beherbergte die hiesige Abtei die größte Kirche Englands und war das reichste Kloster des Landes. Heute ist die Kleinstadt aufgrund der Ruinen der Glastonbury Abbey und der darum rankenden Mythen und Legenden - die auch den nahegelegenen Hügel Glastonbury Tor mit einschließen - fast so etwas wie ein moderner Wallfahrtsort. Zudem erhob früher Glastonbury den Anspruch, das sagenhafte Avalon zu sein. Anknüpfenmd an unsere Erlebnisse vom Vortag tauchte auch hier der im Süden Englands allgegenwärtige Artus auf. Seit dem 12. Jahrhundert zeigten die hiesigen Mönche sein Grab in der Abtei von Glastonbury. Diese einstige Benediktinerabtei war das reichste, bedeutendste und wohl auch an Legendenreichtum führende Kloster des Landes - bis Heinrich VIII. bei der Einführung der anglikanischen Kirche das Kloster auflöste und den letzten Abt hinrichten ließ.
Einer weiteren Legende zufolge war hier Jesus Christus als Kind mit seinem Onkel Josef von Arimathäa und dieser soll dann Glastonbury etwa 30 Jahre nach dem Tod von nochmals erreicht haben. Als er an Land ging, habe er seinen Wanderstab in den Boden gerammt, der zum heute heiligen Dornbusch von Glastonbury austrieb. Zweimal im Jahr sagt man, blüht dieser eigentlich in Palästina heimische Weißdorn - einmal im Frühjahr, das zweite Mal zur Weihnachtszeit und jedes Jahr schneidet ein Priester der örtlichen Kirche von England einen Zweig des Buschs ab und sendet ihn zur Königin, um damit ihren Weihnachtstisch zu schmücken. Hier in Glastonbury sei die erste Kirche auf englischen Boden entstanden, auf Geheiß von Josef von Arimathäa der hier den Heiligen Gral unterbrachte.
Sio zeuigt man heutzutage im gewaltigen Ruinenfeld der Abtei von Glastonbury nicht nur den heiligen Dornbusch, sondern auch die Stelle der 1191 von Mönchen der Abtei entdeckte Grabstätte von Artus und seiner Frau Guinevere die Reste der 1278 errichteten neuen Gruft für Artus' Gebeine und die ursprünglich romanische Kapelle unter den Resten des gewaltigen Langhauses, in der mehrere Heilige geweilt haben sollen.

Wells

Nach dem Besuch der Abtei und der Freizeit zu einem kleinen Stadtbummel ging es weiter zur nächsten Attraktion - der kleinen Stadt Wells.
Dessen Kathedrale aus dem 13. Jahrhundert zeigt eine bemerkenswerte Westfront mit über 300 Statuen, ein Paradebeispiel für eine englische Schirmfassade. Hier lässt sich fast so etwas wie eine architektonische Entwicklung ablesen, wenn man sie mit der früheren, nur ansatzweisen Fassade von Salisbury vergleicht. Als Besonderheit in die Architekturgeschichte eingegangen ist Wells auch wegen ihrer vier Scherenbögen im Inneren der Kirche. Es ist eine atrchitektonische Originallösung, da die Scherenbögen auf geniale Weise das gewaltige Gewicht des Mauerwerks vom Vierungsturm tragen und eine Deformierung der Kirchenwände verhindern. In der unmittelbaren Nähe des imposanten Kirchenbaues befindet sich die Vicar's Close, die älteste ununterbrochen bewohnte Reihenhaussiedlung Europas, bereits im 14. Jahrhundert gestaltet. Bevor wir zu unserem Hotel in Bristol fuhren, erlaubten wir uns noch einen kleinen „Richtig-Reisen" Abstecher über die „Cheddar Gorge", eine fast 5 km lange Felsschlucht. Höhlen, spektakuläre Steinformationen und andere Merkmale charakterisieren die in der Eiszeit geformte Schlucht. Halbwilde Ziegen, deren Milch einst den Ruf des hier produzierten Käses begründete, konnten wir unterwegs sehen und fotografieren. Heute allerdings ist der englische Cheddarkäse nicht mehr aus Ziegenmilch.
Von Cheddar aus fuhren wir weiter zu unserem Hotel in Bristol.


Bristol - Cotswolds - Dover - Calais, zehnter Tag, 15.08.2015:

Heute Morgen fuhren wir nach dem Frühstück in die Cotswolds. Bei wieder schönem Wetter konnten wir die in England als Naherholungsgebiet beliebte Hügelkette erleben. Die Cotswolds waren eine der ersten Regionen, denen das Tourismusministerium das Prädikat: „area of outstanding natural beauty" - Gebiet außergewöhnlicher natürlicher Schönheit - verlieh. Bekannt ist der Landstrich für seine seit dem 15. Jahrhundert bestehende intensive Schafzucht und Wollproduktion. Das bescherte den Cotswolds gediegenen Reichtum und eine Reihe von schmucken Dörfern und Marktstädtchen, erbaut für Schafzüchter, Wollhändler und Tuchmacher. Ihre Häuser ließen die Bewohner aus honiggelbem einheimischem Sandstein errichten - dem sogenannten Oolith. Unser erstes Ziel hier in den Cotswolds war das Vorzeige-Städtchen Burton-on-the-Water. Hier verläuft das Leben traditionell und für den heutigen Samstag war für das winzige Städtchen am Fluss Windrush mit einem Ansturm von Ausflüglern aus den umliegenden Großstädten zu rechnen. Zahlreiche, das hier kaum knietiefe Flüsschen überquerende Bogenbrückenm ohne Geländer haben Bourton-on-the-Water zu seinem Beinamen „Venedig der Cotswolds" verholfen.
Nach unserem Aufenthalt hier legten wir noch einen weiteren ausgedehnten Fotostopp in Northleach, ebenfalls einer historischen Wollmarkt-Stadt der Cotswolds ein, bevor wir dann weiter in Richtung Autobahn und Dover fuhren. Als Mittagspause legten wir noch einen Stopp im hübschen Städtchen Highworth ein, dann aber ging es zur Autobahn. Am späten Nachmittag erreichten war dann die Hafenstadt Dover erreicht und nach etwas Wartezeit konnten wir auf der P & O-Fähre in Richtung Frankreich einchecken. Zum späten Abendessen dann erreichten wir Calais.


Calais - Brüssel - Köln - Dresden, elfter Tag, 16.08.2015:

Die Heimreise am heutigen Tag fiel mit gut tausend Kilometern von der französischen Kanalküste bis ins heimatliche Sachsen wieder genauso lang aus wie die Herfahrt. Dennoch erreichten wir fast pünktlich unsere Ausgangspunkte.
Wehmütig wird es einem schon immer, wenn man nach zehn Tagen oder mehr die Insel verlässt. Großbritannien hat viel Schönes zu bieten - selbst in Südengland, das wir ausführlich bereisten, gibt es noch viel mehr zu entdecken.
Vielleicht fahren wir ja wieder einmal zusammen hin - oder nach Schottland, dem nördlichen „Gegenpart" zu Südengland, der auch unendlich viel Sehenswertes bereithält. Vielleicht haben Sie Lust, mal wieder mitzukommen?
Ihr Studienreiseleiter
Dr.Michael Krause

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