Reisebericht: Rundreise Südengland – vom Dartmoor nach Cornwall

13.08. – 23.08.2015, 11 Tage Rundreise Rye – Brighton – Isle of Wight – Stonehenge – Salisbury – St. Michaels Mount – Lands End – Tintagel – Bristol – Cotswolds


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Wer hat nicht schon wenigstens eines ihrer Bücher gelesen, eine der aktuellen Verfilmungen gesehen? Es ging ins Land der Rosamunde Pilcher, es ging nach Südengland. Vor dem Ziel steht meist die Anreise. Beginnen wir also dort.
Und los ging es mit dem Bus Sachsen und Thüringen. 27 Busreisende starteten mehr oder weniger früh auf eine besondere Entdeckungstour, während weitere zwei mit dem eigenen Pkw in Calais anreisten.
Ein Reisebericht von
Stefan Jahnke
Stefan Jahnke

Donnerstag, 13.08.2015 Aufbruch von zuhause, Fahrt nach Calais – 1.021 km


Jemand sagte einmal, „Wohin man fährt, ist egal. Wichtig ist, einzusteigen."
Der in den letzten Wochen viel zu heiße Teil Deutschlands zeigte sich heute etwas kühler und so bekam uns die Busreise sehr gut. Bis zum Mittag stiegen wir an den verschiedenen Zustiegs- und Umstiegspunkten in Ost- und Westdeutschland in den modernen Reisebus der Fa. Schreiter zu und erreichten später die Niederlande und darauf Belgien, ehe es im Regen nach Frankreich und im Trockenen schließlich ins Hotel nach Calais ging. Wir sagten uns, „Was heute herunterregnet, kann uns in den nächsten Tagen nicht mehr die Stimmung verderben!", und bezogen unsere schönen Zimmer gleich am Hafen, sahen auf der fahrt zum Hotel schon die derzeit in aller Munde befindlichen Flüchtlingslager und dachten daran, wie einfach es doch sicher für uns werden würde, nach England zu gelangen.

Freitag, 14.08.2015 Von Calais über Dover und Rye nach Brighton – 164 km


Der frühe Vogel fängt den Wurm. Das Frühstücksbuffet stand zeitig für uns bereit und danach ging es schon ans ‚Kofferladen' und zur fahrt in den Fährhafen. Die Abfertigung war reine Formsache. Gut anderthalb Stunden waren wir nur auf dem Wasser, stellten die Uhren auf englische Zeit um und mussten wieder etwas Regen erleben, der die Kreidefelsen von Dover erst spät vor unseren Augen auftauchen ließ. Voller Spannung und Tatendrang fuhren wir nun aufs Festland und entlang der Küste gen Westen, um später die kleine und malerische Stadt Rye zu erreichen. Stefan führte uns durch die Stadt zur Kirche hoch oben und erläuterte uns vieles aus der Ortsgeschichte, ehe wir noch weiter gen Brighton fuhren und hoch auf den Felsen von Beachy Head eine weitere Zwischenstation einlegten. Leider starteten die avisierten Flieger der dortigen Flugshow sehr spät, sodass wir diese nicht auch noch zu Sonne, Wind, Meer, Felsen und grünen Wiesen bewundern konnten. Dafür klatschten wir unserem Fahrer Roy zu, denn ganz still und heimlich ließ er eine Polizeikontrolle über sich ergehen, bei der jedoch keine Fehler oder Verstöße festzustellen waren. Dann ging es weiter nach Brighton und wer Lust hatte, spazierte nach Ankunft im Hotel mit Stefan durch die Stadt und zum Royal Pavillon. Ein schöner tag in Südengland ging dann beim guten Abendessen im Hotel zu Ende.

Samstag, 15.08.2015 Arundel und Portsmouth – zwischen Castle und HMS Victory – 102 km


Ein bewohntes und doch der Öffentlichkeit zugängliches Schloss besuchen, das hat was.
Früh brachen wir auf und Stefan lud uns gleich zum Ortsrundgang durch Arundel ein, ehe der wunderschöne und nach Themen gegliederte Park des Schlosses öffnete und wir diesen, später auch das weitestgehend original eingerichtete Schloss selbst besichtigten. Zum Abschluss dieses Besuches traf Stefan noch auf den Duke, der sich mit ihm eine Weile unterhielt. Doch dann mussten wir weiter, zu einer mindestens ebenso interessanten Attraktion. Denn es ging nach Portsmouth und dort in die historischen Hafenanlagen der Royal Navy. Wir wollten ein bestimmtes Schiff sehen. Die HMS Victory, das Flagschiff Admiral Nelsons in der Schlacht um Trafalger um 1805. Stolz reckte sich die Victory uns entgegen. Natürlich wird wieder an ihr rekonstruiert und restauriert, aber der Eindruck, dieses Erlebnis, auf einem so alten und so bekannten Schiff stehen zu dürfen, das alles war schon sehr überwältigend. Später ging es weiter in unser Hotel nach Fareham, einem typisch englischen Landhotel mit dem Charme vergangener Jahre und der personellen Freundlichkeit, die man in unseren Breiten nur sehr selten erfahren darf. Wieder ging ein spannend-schöner Tag zu Ende.

Sonntag, 16.08.2015 Isle of Wight – eine Inselrundfahrt – 138 km


Südengland, das ist nicht nur zur Insel Britannia gehörendes Land, sondern dazu gibt es noch Unmengen von vor der Küste liegenden Inseln. Eine, die größte in disen Breiten, wollten wir heute besichtigen. Die Isle of Wight. Wie das mit inseln so ist... man muss erst einmal hinüber. Im Fährhafen von Southampton, jenem Ort, von dem die Titanic einst offiziell ihre erste und letzte Fahrt antrat, befuhren wir die Fahrzeugfähre und nur eine Stunde später rollten wir bereits auf Inselland. Gleich ging es nach Godshill, einem kleinen, gemütlichen Ort mit Kirche, reedgedeckten Häusern und manch kleinem zum Shoppen einladenden Laden. Von da fuhren wir weiter nach Shanklin, wo wir sogar an den Kreidefelsen per Treppe hin untersteigen konnten. Später ging es zu den Needles. Wer sich traute, konnte mit der Seilbahn, einem alten Sessellift, direkt an die Needles heranfahren, alle anderen genossen die Aussicht auf diese Felsformation vor der Inselküste. Doch so ein tag geht immer viel zu schnell herum und so mussten wir schon bald sehen, wie Stefan Roy gen Fährhafen dirigierte. Nach der Überfahrt ging es zurück in unser kleines Landhotel, wo wir den Abend gemütlich beschlossen und an die vielen Erlebnisse auf der Insel der Blumen dachten.

Montag, 17.08.2015 Steinkreis in Stonehenge, Kathedrale in Sailsbury und Creme Tea im Killerton House – 261 km


Kaum eine Steinformation strahlt schon beim bloßen Nennen ihres Namens so viel Mystik aus, wie Stonehenge. So war auch an diesem tag mit einem regen Zuspruch, also eher einem wahren Ansturm der Besucher zu rechnen. Stefan mahnte zur Eile, wollte noch vor der Öffnung dort sein und wir schafften es, hatten die Steine fast für uns allein, auch wenn man heute nicht mehr bis an sie heran oder gar zwischen ihnen hindurchgehen darf. Dazu richteten falsche Schamanen und Druiden in vergangenen Jahren zu viel Schaden an. Nachdem wir gehört und gesehen hatten, was Menschen ohne all unseren heutigen technischen Fortschritt in der Lage waren, schon vor 5.000 Jahren zu errichten, wollten wir jüngere Bauwerke sehen. Also rollte unser Bus nach Sailsbury und wir besichtigten da die Kathedrale sowie den Ort, verweilten ein wenig und bekamen Appetit. Also fuhren wir noch am Nachmittag ins Killerton House zum typisch englischen Creme Tea, der uns mit seinen vielen Beigaben recht satt machte. Genau das Rechte für einen park- und Gartenspaziergang rund um das Killerton House. Herrlich. Wir wollten gar nicht wieder weg. Trotzdem rief Stefan uns herbei und ab ging es ins Hotel nach Exeter.

Dienstag, 18.08.2015 Quer durch das mystisch–schöne Dartmoor – 202 km


Der Nebel fehlte. Stefan hoffte so sehr darauf, aber die Sonne schien, als wir das Dartmoor erreichten. Trotzdem lief uns manch kalter Schauer den Rücken herab, als Stefan uns einige Passagen aus ‚Der Hund von Baskervill' vorlas. Nein, da sahen wir doch lieber die frei lebenden Dartmoor Ponys, lachten, wenn Roy wegen Schafen oder Kühen auf der Straße anhalten mussten und staunten nicht schlecht, als wir in Postbridge über eine Jahrhunderte alte Clapper Bridge schreiten durften. Später durchstreiften wir Travistock und kamen dann noch nach Mevagissey, wo wir uns schon wunderten, wie die Boote und Schiffe im hafen alle bei Ebbe auf dem trockenen lagen. Die Möwen jedenfalls machten einen richtigen Krach und lieferten sich wahre Schlachten darum, welche mit ihren Ausscheidungen die meisten Touristen treffen würde. Stefan erzählte uns noch eine lustige Geschichte um einen Lord, seine Lady, uneheliche Kinder und Verstrickungen und stimmte uns damit darauf ein, dass wir nun in jene Gegenden kamen, in denen vornehmlich die Filme der Rosamunde Pilcher gedreht wurden und werden. Doch das war noch nicht alles. Die wirklich größte Herausforderung des Tages war zumindest für unseren Busfahrer Roy die Zufahrt zum heutigen Hotel, in dem wir nun drei Nächte bleiben wollten. Ein altes Landhaus, herrlich gelegen mit Sicht aufs Meer, schönem Park und gutem Essen, jedoch mit einer Zufahrt, bei der gar alte Kutschen Probleme bekommen könnten. Na, Roy meisterte die Herausforderung nicht zum ersten Mal und so konnten wir beruhigt den Tag an der Bar beschließen.

Mittwoch, 19.08.2015 Dahin, wo ein Berg im Wasser steht und das Land endet – 166 km


Ist nun Ebbe, ist Flut? An keinem anderen tag unserer Tour interessierte uns das so, wie heute. Leider regnete es, als wir starteten, um St. Michels Mount zu besuchen. Als wir da eintrafen, war der Berg im Wasser kaum zu erkennen. Eines war aber klar. Es war Flut. Das bedeutete, wir konnten nicht über den Damm zur Insel hinüberlaufen, sondern mussten über die bewegte See mit einem Boot. Nun ja, nicht jeder mag das. Einige blieben zurück und schauten sich den kleinen Ort auf der Landseite an. Auch für sie war es ein schöner Ausflug. Als wir wieder im Bus versammelt waren, ging es dahin, wo das Land zu Ende ist. Der westlichste Punkt der britischen Insel, unweit des südlichsten Punktes gelegen und bei schönem Wetter gar in Sichtweite des westlichen Punktes Großbritanniens. Stefan machte einen Scherz und meinte, heute gäbe es auf unserer Tour die westlichste Wurst zum Mittag. Wir lachten und ließen es uns schmecken, denn es regnete immer noch und man konnte selbst im Freizeitpark Lands End kaum die Hand vor Augen sehen. Eben typisch englisches Wetter, wie wir es im Dartmoor eher benötigt hätten. Na, wir machten das Beste daraus. Zum Glück zog es später etwas auf und wir machten noch Station in St. Ives, einer schönen kleinen Stadt, ehe es wieder zurück in unser Herrenhaus-Hotel ging.

Donnerstag, 20.08.2015 Entlang der Westküste Cornwells – 272 km


Eigentlich war es ein fakultativer Ausflug. Manch einer mag vielleicht einen tag ausspannen, andere erkunden selbst die Gegend. Doch alle 29 Gäste wollten mehr von der Westküste Cornwalls sehen und so brachen wir nicht zu spät auf. Dass der tag Herausforderungen an Kondition und Schuhwerk stellen würde, sagte uns Stefan schon am Vorabend, dass wir so viele Treppen steigen müssten, wussten wir, sahen es jedoch erst vor Ort ein. Denn zuerst ging es nach Tintagle Castle, das eigentlich nie einem wirklichen Verteidigungszweck diente, sondern als mystischer Zeugungsort König Artus gilt und darum viel später errichtet wurde. Spannend und mit schönen Aussichten auf Ruinen und Meer, Felsen und Wiesen. Gerade gut, um anschließend ein in Privatbesitz befindliches Fischerdorf zu besichtigen. Clovelly. Mit steiler Straße zum Hafen und so vielen kleinen Häusern und schönen Gärten, dass sich auch dieser Besuch auf jeden Fall lohnte. Nach diesen herrlichen Ein- und Aussichten fuhren wir zufrieden ins Hotel zurück und genossen Ruhe, Abendessen und Bar.

Freitag, 21.08.2015 Über Glastonbury und Wels nach Bristol – 306 km


Warum schwenkte Stefan plötzlich nach unserer Abfahrt und dem Abschied in unserem schönen Herrenhaus-Hotel die Piratenflagge? Ah, wir fuhren ins Jamaica Inn, eine alte Schmugglerkneipe. Lustig anzuschauen, natürlich touristisch vermarktet aber ein netter Gag am Rande der Strecke nach Glastonbury, wo wir später die alte Abtei oder eben eher das, was noch von ihr übrig war, besichtigten. Auf den Spuren der Kirche? Vielleicht. Denn anschließend ging es nach Wells, zur schönsten Kathedrale Südenglands und in einen Ort, der mit seinen vielen kleinen Häusern, Läden, Plätzen, Blumen, Wiesen, Parks zum Bummeln, Shoppen, Verweilen einlud. Natürlich nutzten wir dies, ehe uns Stefan einsammelte und Roy den Bus in eine Großstadt steuerte. Nach Bristol. Mitten in der Stadt bezogen wir unser Hotel und wer mochte, bummelte noch etwas durch die Stadt, ehe wir diesen letzten vollständigen Tag auf südenglischem Boden mit dem Abendessen ausklingen ließen.

Samstag, 22.08.2015 Durch die Cotswolds zurück nach Dover und Calais – 406 km


Wir sollten heute schon unsere Pässe bereithalten, würden am Abend die Uhren zurück auf die von zuhause gewohnte Zeit stellen. Doch das war erst für den Abend geplant. Erst einmal ging es durch die angeblich schönsten Gegenden Englands, die Cotswolds. Durch viele kleinere und größere Dörfer fuhren wir hindurch, ehe wir für eine ausgedehnte Spazierpause in Bourton on the water Station machten. Die gelben Häuschen waren so schön, der Ort strahlte eine Ruhe aus, auch wenn wir nicht seine einzigen Besucher waren. Man stellte sich auf die Scharen der Touristen, vor allem aus Fernost, ein und bewahrt sich da trotzdem seine ungezwungene, natürliche Art. Nach der Pause hieß es aber, einen flinken Reifen hinzulegen, denn viele Kilometer, fast eine ganze Inselquerung langen bis zum Ablegen der Fähre nach Calais vor uns. Prompt gerieten wir südlich von London in verschiedene Staus und erreichten den Fährhafen von Dover recht spät. Da die Fähren aber alle anderthalb Stunden fahren, war das nicht weiter schlimm. Zufrieden und mit vielen eindrücken lauschten wir später Stefans offizieller Verabschiedung, denn unsere Selbstanreiser würden uns ja am nächsten tag nicht mehr im Bus begleiten. Dann ging es ins Hotel und noch einmal sahen wir den erleuchteten Hafen von Calais vor uns, genossen das Abendessen und schliefen in fremden Betten.

Sonntag, 23.08.2015 Rückfahrt nach Hause – 1.000 km


Fährt man früh los, meint man, viele mögliche aufhaltende Situationen umgehen zu können. Manchmal klappt es, manchmal nicht. Heute hatten wir Glück. Nicht ein Stau, keine Verzögerung störten uns auf unserer Strecke von gut 1.000 Kilometern zwischen Calais und Dresden und wir kamen pünktlich auf die Minute am Ausgangsort unserer Reise an. Eine eindrucksvolle Reise ging damit zu Ende.


Fazit - 4.038 km


Es war eine schöne Fahrt mit Ihnen, liebe Gäste, und natürlich mit unserem Busfahrer Roy Setzkorn von der Firma Schreiter. Viel gab es zu erleben, wovon wir alle noch eine Weile zehren werden und uns sicher gern daran erinnern. Allen an Bord hat es gefallen und vielleicht treffen wir uns auf einer meiner nächsten, anderen Fahrt durch Deutschland, Europa oder die Welt einmal wieder. Ich würde mich sehr darüber freuen und wünsche Ihnen bis dahin eine gute Zeit.
Ihr Reiseleiter
Stefan Jahnke

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