Reisebericht: Rundreise Südengland – vom Dartmoor nach Cornwall

02.09. – 10.09.2016, 9 Tage Rundreise inklusive Flug–Anreise mit Brighton – Isle of Wight – Salisbury – St. Michaels Mount – Lands End – Tintagel – Bristol – Cotswolds


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Rundreise durch Südengland von Rye, Brighton, Arundel über Portsmouth mit „HMS Victory“ zur Insel Wight. Von Stonehenge, Salisbury über Exeter nach Cornwall mit Land‘s End, St,Michaels Mount, Tintagel und Clovelly nach Glastonbury und Wells.
Die am Ärmelkanal gelegenen südlichen Grafschaften Englands gehören zu dem Sehenswertesten, was Großbritannien, Europas größte Insel, zu bieten hat. Ihre vielfältigen Landschaften können sich mit den eindrucksvollsten in Europa messen und ihre Bauten - von steinzeitlichen Hinterlassenschaften bis hin zu malerischen Abteien und Kathedralen, Burgen und Schlössern und schmucken, altertümlichen Städtchen - zeugen von einer bewegten und aufregenden Geschichte. Mehrere unterschiedliche historische Kulturen und Traditionen trafen hier zusammen und führten im Mittelalter zur Entstehung eines neuen Volkes mit eigener Kultur. Hier liegt die Wiege des britischen Imperiums, einst größte Kolonialmacht der Welt, für die die von hier ausgehende Seefahrt der Schlüssel zur Größe wurde. Bis heute beherrschen seefahrerisches Gedankengut und Tradition die hier lebenden gastfreundlichen Menschen. Einzigartige Landschaften prägen den Süden Englands, namhafte Maler wie John Constable oder William Turner und Autoren wie Alfred Lord Tennyson, Thomas Hardy oder in jüngerer Zeit Daphne du Maurier oder Rosamunde Pilcher haben ihnen künstlerische und literarische Denkmäler gesetzt. Auch im Zeitalter der Massenmedien wird die Romantik Südenglands - z.B. durch die Verfilmungen zahlloser Romane von Rosamunde Pilcher - immer wieder beschworen.
Unsere Eberhardt-Rundreise führt Sie durch die bedeutendsten südenglischen Grafschaften von Kent über Sussex, Dorset, Wiltshire und Devon bis ins reizvolle Cornwall - folgen Sie uns von Dover an der spektakulären Kreideküste bis an den äußersten Südwestzipfel Englands, nach Land's End ...
Ein Reisebericht von
Dr. Michael Krause
Dr. Michael Krause

Dresden – Köln – Brüssel – Calais, erster Tag, 01. September 2016:

Wie zumeist bei den Eberhardt-Busreisen begann der erste Tag am Flughafen Dresden, von wo wir über die Autobahn durch Sachsen, Thüringen, Hessen und Nordrhein-Westfalen zur belgischen Grenze fuhren, die wir kurz hinter Aachen erreichten. Nun ging es durch Wallonien, den französisch-sprachigen Landesteil Belgiens und vorbei an Lüttich bis in den flämisch-sprachigen Teil und schließlich zum Ring um Brüssel. Wie immer zeigte sich die belgische Hauptstadt verkehrsreich und der Autobahnring, den wir befuhren, war wieder einmal überfüllt. Doch noch hatten wir ein gutes Stück Strecke vor uns, als wir quer durch Flandern im Norden Belgiens, vorbei an Gent und Brügge in Richtung französischer Grenze fuhren. Erst am Abend war es geschafft und wir erreichten nach längerer Fahrt parallel zur Nordseeküste die Hafenstadt Calais, wo wir dicht an deren historischem Zentrum unser Hotel bezogen und unser etwas spätes Abendessen einnahmen.

Calais – Dover – Rye – Hastings – Brighton, zweiter Tag, 02. September 2016:

Heute früh brachen wir pünktlich auf zum Hafen, denn bevor wir hier das Schiff erreichen konnten, waren noch Kontrollen zu passieren. Alles lief hier jedoch wie immer mit gewohnter Präzision und recht schnell ab, so dass wir uns wenig später auf dem Fährschiff der DFDS einschiffen konnten. Pünktlich legte die Fähre ab, die gut eineinhalb Stunden unterwegs sein würde. Recht windig und auch etwas trübe war es während der Überfahrt, aber wenigstens empfing uns nicht das nasskalte Wetter, das der großen Insel so gern nachgesagt wird. Schon auf dem Schiff hatten wir die Uhren eine Stunde zurückgestellt und erreichten - schon der britischen Zeit angepasst - die Kreideküste, der England seinen antiken Namen „Albion" (die Weiße) verdankt.
Wir fuhren durch die flache, offene Landschaft der Romney Marsh und entlang der Küste, ehe wir uns den historisch bedeutsamen Hafenort Rye ansahen. In seiner Altstadt hat das malerische Städtchen an vielen Stellen seinen typischen mittelalterlichen Charakter bewahrt. In der mit holprigen Kieseln und Kopfstein gepflasterten „Mermaid Street", in der sich immer noch das Gebäude der einst berühmten Schmugglerkneipe „Mermaid Inn" aus dem 15. - 17. Jh. befindet, sieht es noch fast genauso aus wie 500 Jahre zuvor. Rye war damals Mitglied des einflussreichen Städtebundes der „Cinque Ports (französisch = Fünf Häfen). Viele Traditionen der britischen Seefahrt gingen von den verbündeten Hafenstädten aus, die bis ins 16. Jh. die größte Flotte der Insel stellten, auf die selbst der König angewiesen war.

Hastings und Brighton

Nach Verlassen von Rye legten wir einen Stopp in Hastings ein, das nicht nur wegen seiner Führungsrolle im Städtebund von Bedeutung für die englische Geschichte ist, sondern auch wegen einer wichtigen, vor 950 Jahren geschlagenen Schlacht. Damals, Ende September 1066 ging Wilhelm der Eroberer, der Herzog der Normandie, bei Hastings an Land und besiegte kurz darauf mit seinem Heer das der Angelsachsen - Ausgangspunkt für eine mehrhundertjährige Herrschaft der Normannen über England. Bei unserem Aufenthalt in Hastings konnten wir z.B. die bekannten Net-Lofts oder Net-Shops sehen, hohe schmale Bretterbuden, die sich heute noch im Besitz der Fischer der Stadt befinden. Ursprünglich dienten sie als Aufbewahrungsschuppen für Fischereigerät und an ihnen wurden die Fischernetze zum Trocknen aufgehängt, weil der Strand bei Flut zu schmal zu deren Auslegen war.
Weiter ging es dann ins vielleicht bekannteste britische Seebad, nach Brighton. Die Stadt, unter anderem bekannt für ihre Parties und ihr Nachtleben verfügt nicht nur über eine winzige Altstadt mit engen Marktgassen und einen breiten Kiesstrrand, der im Sommer übervölkert ist, sondern hat noch mehr zu bieten: Hier gibt es ein großes, beliebtes und sehr buntes „Pleasure Pier" - eine Seebrücke mit Buden, unzähligen Spielautomaten, Kiosken und Rummel-aktivitäten - und ein „königliches Gebäude". Der „Royal Pavilion" gehört zu den exotischsten Schlossbauten Europas und wurde einst für den Prinz von Wales errichtet, der später als Georg IV. den Thron bestiegt. Das Bauwerk wurde vom Architekten John Nash erbaut, der sich die Mogulpaläste in Indien zum Vorbild nahm. Nach vielfachem Besitzerwechsel gehört er nun der Stadt Brighton, die ihn nach dem Zweiten Weltkrieg originalgetreu restaurieren ließ und zum Museum machte.
Abends checkten wir in unser direkt an der Strandpromenade gelegenes Hotel „Holiday Inn Seafront" ein.

Brighton – Arundel – Portsmouth – HMS „Victory" – Fareham, dritter Tag, 03. September 2016:

Heute konnten wir etwas ausschlafen, denn der Weg würde kürzer sein als an den vorangegangenen Tagen. Entlang der interessanten Küste mit ihren kleinen Seebädern fuhren wir über Worthing nach Arundel. Hier machten wir zunächst einen kleinen Rundgang durch den Ort, der mehrfach schon als Kulisse für historische Filme diente. Bemerkenswert ist neben der das Ortsbild auf einer Seite beherrschenden Burg die gleichsam als Gegenstück die andere Seite des Ortes überragende Kathedrale, die im 19. Jh. in neogotischem Stil errichtet wurde. Mitten im protestantischen England ist sie als Zeichen der Emanzipation der Katholiken im 19. Jh. gedacht und heute Hauptkirche eines katholischen Bistums.
Aber seine hauptsächliche Bekanntheit verdankt das Städtchen dem Arundel Castle, einem der besterhaltenen Schlösser des Mittelalters und immer noch Wohnsitz des Herzogs von Norfolk, der zu den einflussreichsten Mitgliedern des englischen Hochadels gehört. Schon im 11. Jahrhundert, der Zeit von Eduard dem Bekenner erbaut und immer wieder in typischer Festungsbauweise mit Zinnen und Zugbrücken erweitert, war es von alters her standesgemäßer Sitz mehrerer Adelsgeschlechter. Viele Teile von Burg und Schloss und die bedeutenden Gärten können besichtigt werden - und das taten wir dann ausführlich, denn wir hatten Zeit und konnten auch die erst zur Mittagszeit öffnenden Innen- und Repräsentationsräume des Schlosses besichtigen.

HMS "Victory"

Nach dem Aufenthalt in Arundel brachen wir auf in eine der bedeutendsten britischen Hafenstädte. Portsmouth ist traditionell Militärhafen - und das eigentlich ungebrochen seit dem 16.Jh., seit der Herrschaft Heinrichs VIII. Heute hat die 200.000-Einwohner-Stadt nichts von ihrer Bedeutung verloren - der Marinestützpunkt Portsmouth ist der wichtigste militärische Hafen Europas, in dem fast die Hälfte aller Schiffe der Royal Navy - der Königlichen Marine - stationiert ist. Sämtliche Flugzeugträger, über die das Vereinigte Königreich verfügt , ein U-Boot Trainingszentrum und das Marine-Hauptquartier befinden sich hier
So verwundert es nicht, dass auch unser Ziel „militärisch" war - wir besichtigten die historische Marinebasis, von der ein Teil für Ausstellungen in Marinemuseen und von Kriegsschiffen hergerichtet ist. Der Stolz der Königlich-britischen Marine ist hier zu sehen: das Flaggschiff von Admiral Lord Nelson, der der britischen Flotte zum Seesieg gegen Napoleon in der Schlacht von Trafalgar 1805 verhalf. Die HMS „Victory" ist ein bereits 1765 in Dienst gestelltes Linienschiff (wegen der in mehreren Etagen angeordneten „Schiffs-Artillerie-Linien" so genannt), das einst über 104 Kanonen verfügte. Mit über 70 m Länge und 850 Mann Besatzung war es eines der größten Kriegsschiffe seiner Zeit. Kurios ist, dass die „Victory" heute noch als „aktiv im Marinedienst" geführt wird und damit wohl das älteste offiziell in Dienst befindliche Kriegsschiff der Welt sein dürfte. Wir konnten dieses beeindruckende Schiff besichtigen, denn es dient nun vor allem als Museum. Eindrucksvoll erhält man hier eine Einführung in die Lebensbedingungen englischer Seesoldaten des 19. Jahrhunderts sowie interessante Einblicke in Schiffsbau und Geschichte des Seekriegs.
Nach dem besonderes Erlebnis, dieses historische Kriegsschiff, aber auch den Museumsteil der Marinebasis zu besichtigen, brachte uns der Bus zu unserem nicht allzuweit entfernten Hotel am Rande des Städtchens Fareham.

Fareham – Southampton – Isle of Wight – Shanklin – Needles, vierter Tag, 04. September 2016:

Heute wurde es wieder ein frühes Frühstück, denn wieder mussten wir eine frühe Fähre erreichen. Vom Fährhafen in Southampton ging es mit der „Red Funnel" Fähre in einer knappen Stunde Fahrzeit über den „Solent" zur Insel Wight. Erst nach der letzten Eiszeit durch Überflutung entstand die flache Meeresbucht und trennte die Isle of Wight vom „Festland" ab. Nach unserer Ankunft im Ort East Cowes, bekannt für seine Segelregatten, an denen früher auch der deutsche Kaiser teilnahm - was ihn zur Einführung der „Kieler Woche" inspirierte - begannen wir mit der Erkundung von Wight. Die als Ferienparadies bekannte Insel ist die zweitgrößte, die zum Landesteil England des Vereinigten Königreiches gehört und etwa 35 km lang und etwa bis 20 km breit. Auf ihrer Fläche von 381 km² leben fast 140.000 Menschen, während fast das Zehnfache dieser Zahl an Tages, Wochenend- und Langzeit-Touristen jedes Jahr die Insel aufsucht. Wight gehört zwar zu den teuersten, inzwischen aber auch am häufigsten besuchten Regionen Südenglands. Wegen ihres milden Klimas ist sie von Frühling bis Herbst ein Blumenparadies. Wegen der bunten Blütenvielfalt und ihrer landschaftlichen Schönheit schmücken viele oft überschwengliche Beinamen die Insel: „Diamant im Ärmelkanal", "Insel der Blumen", „Garteninsel" ...
Wir durchquerten mit unserem Bus das Inselinnere, fuhren an der Inselhauptstadt Newport vorbei und erreichten bald unseren ersten Stopp in Godshill. Manche bezeichnen das beschauliche, typische Dörflein als Vorzeigedorf, denn mit seinen reetgedeckten alten Häusern, mit Cafés und Souvenirgeschäften ist es zu einem der (leider inzwischen allgemein bekannten!) „Geheimtipps" unter den Attraktionen der Ferieninsel geworden. Auch Shanklin, neben dem mit „Pleasure Pier" und bunt-grellem Rummel eher inseluntypischen Sandown eine der touristisch aktivsten Städte der Insel, wartet mit strohgedeckten Häusern - sogenannten „thatched houses" - Cafes, aber auch verträumten Winkeln und nahe am Ort gelegenen Badestränden auf. Hier in Shanklin legten wir eine Mittagspause ein - Gelegenheit für unsere Gäste, sich im malerischen Ortszentrum umzusehen.
Am Nachmittag ging es an der Südseite der Insel entlang zu einer ihrer bedeutendsten Sehenswürdigkeiten. Ganz im Westen von Wight liegen die Alum Bay und die Freshwater Bay, getrennt durch einen weit ins Meer reichenden Kreidefelsen, der in die bizarre Formation der „Needles" übergeht. In natürlicher Dramatik ragen mehrere drei- und viereckige bis etwa 30 m hohe Kreidefelsen aus dem Wasser, mit spektakulär vorgelagertem Leuchtturm und verlängern so die Landzunge. Der volkstümliche Name „Needles" - Nadeln - hat sich über die Zeiten eingebürgert. Sie zählen zu den außergewöhnlichsten und malerischsten Sehenswürdigkeiten Südenglands. Einst nannte sie der zeitweilig hier lebende Dichter Alfred Lord Tennyson „Versteinerte Segel" und viel treffender kann man sie wohl nicht beschreiben...
An der nebenliegenden Freshwater Bay fand 1970 ein Musikfestival der Superlative statt, bei dem fast alle Rockgrößen der späten 60er auftraten. Das damals bereits legendäre Woodstock-Festival im Jahr zuvor hatte vielleicht „Schützenhilfe" geleistet, denn das „Isle of Wight Festival" von 1970 war mit ca. 600.000 Besuchern das wahrscheinlich größte Rockfestival aller Zeiten.
Am Aussichtspunkt auf die Felsen der „Needles" oberhalb" der Alum Bay befindet sich so etwas wie ein kleiner Rummelplatz mit kleinen Karussells und Souvenirläden für Touristen. Von hier führt auch ein Sessellift zum Meer hinunter, dessen Nutzung zur Ab- und Auffahrt wirklich lohnt: die Fahrt bietet nicht nur bezaubernde Ausblicke auf die Felsformationen, sondern ermöglicht auch einen Besuch der Alum Bay, die bekannt ist für ihre Klippen aus farbigen Sand(stein)schichten, In vielen Farbschattierungen von rot über braun bis hin zu schwarz fallen sie senkrecht zum Meer hin ab und können nur vom Lift oder dessen Talstation aus gesehen werden. .
Eine Alternative zur vielfarbigen Alum-Bucht hinunterfuhr ist eine hübsche Wanderung zur alten Festung „Old Battery", von der sich auch einen spektakulärer Blick über die Needles-Felsen bietet.
Nach der Freizeit hier bestiegen wir wieder den Bus, machten die Runde um die Insel Wight komplett und fuhren per Fähre zurück.

Fareham – Stonehenge – Salisbury – Killerton House – Exeter, fünfter Tag, 05. September 2016:

Das Großsteinmonument Stonehenge war heute unser erstes Ziel. Das gewaltige Steindenkmal stammt aus der Jungsteinzeit und ist zweifellos eine der bekanntesten und geheimnisvollsten Sehenswürdigkeiten in Südengland. Da es aufgrund seiner Berühmtheit und Beliebtheit immer sehr überlaufen ist, waren wir gut beraten bereits einen frühen Besichtigungstermin wahrzunehmen.
In der Stein- und Bronzezeit entstanden derartige Anlagen - stehende Steine (Menhire), Großsteingräber (Dolmen) oder Steinreihen (Alignrements) und Steinkreise (Cromlechs), die man im Begriff der „Megalithkultur"- Kultur der großen Steine - zusammenfasst. Sie finden sich fast überall in Europa, der Inbegriff des Großsteinmonuments aber ist hier, ist Stonehenge. Ein modernes Besucherzentrum sorgt heute dafür, dass sich der Besuchertrubel zunächst entfernt vom Monument abspielt - um es zu schonen und die Masse der Touristen zu „kanalisieren" Mit einem Bus-Shuttle wurden wir von hier zu den Steinriesen gefahren, zwischen denen man zwar nicht mehr herumlaufen darf, um sie ganz aus der Nähe zu betrachten, aber um die herum ein Rundweg angelegt wurde, um sie aus der Entfernung ungestört zu sehen und zu fotografieren.
Tatsächlich gehört die Großsteinstruktur mit den umgebenden Anlagen von Grabhügeln und Menhiren, die sich teilweise im Gelände „verstecken" zu den geheimnisvollsten prähistorischen Hinterlassenschaften in der Welt. Während man in früheren Zeiten glaubte, nur Zauberei könne die gewaltigen, oft über hundert Tonnen schweren Steinblöcke bewegt haben, geht man heute von einer gewaltigen kollektiven Anstrengungen einer gerade erst sesshaft gewordenen Bauernkultur aus. Funktionen als Kalender, Himmelsbeobachtungen, die den Sonnen und Mondlauf betreffen und „Observatorium" für Sternbeobachtungen - all das vermutet man als Grund für die Errichtung der gewaltigen Steinkonstruktion, für das „Baumaterial" - eben jene tonnenschweren Steine - teilweise aus hunderten Kilometern Entfernung herantransportiert wurde. All das geschah mit rein menschlicher Kraft, denn größere Nutztiere oder technische Entwicklungen gab es zur Zeit der Errichtung von Stonehenge noch nicht! , welche wiederum aus mehreren konzentrischen Steinkreisen gebildet wird. Mehrere ineinander verschachtelte Steinkreise - z.B. ein äußerer Kreis aus Pfeilersteinen, die von Decksteinen überbrückt werden, sowie eine innere hufeisenförmige Steinsetzung aus ursprünglich fünf einzeln stehenden Trilithen (Dreisteinen) aus jeweils zwei Tragsteine, die von einem Deckstein überbrückt werden bilden den Kern der Anlage. Ihre Entstehung wird auf über 3000 Jahre v. Chr. datiert. 1986 erklärte die UNESCO Stonehenge und einen weiteren Steinkreis - den von Avebury, ebenfalls in Südengland gelegen, zum Weltkulturerbe.Wir hatten Zeit zur ausgiebigen Besichtigung des Steinkreises, bevor es weiterging nach Salisbury, der Kathedralenstadt in Wiltshire.

Salisbury

Hier setzte uns Buschauffeur Günther Hirsch direkt an der Umfassungsmauer ab und wir konnten gleich mit einer kleinen Führung durch den „Cathedral Close", den Kathedralbezirk, beginnen. Der Jungfrau Maria geweiht, steht die größte Kirche Großbritanniens selbst inmitten eines umfangreichen ummauerten Schulbezirkes, und innerhalb dessen noch einmal in der Mitte des größten „Cathedral Green" (Kirchenfreiheit) des Vereinigten Königreiches. Zudem gehören zum imposanten Kirchenbau der „Cathedral Church of St. Mary" der mit 123 m höchste Kirchturm und das längste erhaltene Langhaus eines britischen Sakralbaues. Aufgrund seiner relativ kurzen Bauzeit - nur 38 Jahre im 13. Jh. - entstand die prachtvolle Kathedrale komplett im Stil der Frühgotik - in Großbritannien „Early English" genannt. Zusammen mit einigen weiteren Kirchengebäuden Englands zählt Salisbury heute zu den Schlüsselbauten der englischen Gotik.
Die Besichtigung dieses herrlichen Bauwerkes wurde nach Stonehenge zu einem weiteren Höhepunkt. Die verschwenderisch dekorierte Schirmfassade, die West- oder Schaufassade der Kathedrale, gehört zu den ersten ihrer Art und fasziniert ebenso wie das eindrucksvolle Kircheninnere mit seiner unvergleichlichen Raumwirkung. Beide nehmen sofort den Blick insgesamt gefangen und lassen den Betrachter erst nach und nach Einzelheiten erfassen, bis man Detail für Detail die herrlichen gotischen Verzierungen und Schmuckelemente registriert. Auch Großbritanniens größter Kreuzgang gehört zu diesem herrlichen Kirchenbau und zu diesem gehört auch das reichverzierte Kapitelhaus, das heute ein kleines Museum beherbergt. Hier ist eine besondere Kostbarkeit zu bewundern, denn die Ausstellung zeigt eine der vier erhaltenen Urschriften der „Magna Charta". Dieser Privilegienbrief, ausgestellt in Runnymeade im Jahr 1215 von König Johann Ohneland, der bis heute für Großbritannien so etwas wie eine Verfassung darstellt.
Nach der Besichtigung der Kostbarkeiten wie Kirche und Dokument liefen wir gemeinsam durch die hübsche Altstadt von Salisbury zum Busbahnhof.

Hügel–Bilder

Unterwegs in Richtung Exeter legten wir noch einen Stopp inmitten der Hügel von Wiltshire ein, jener südenglischen Grafschaft, die bekannt ist für die „Hügelfiguren" an den grünen Hängen. Durch Wegkratzen der dünnen Rasendecke auf den Hügeln, die meist aus hellem Kalkstein bestehen, haben die Bauern schon seit Jahrhunderten weithin sichtbare Bilder und Figuren, vorzugsweise Pferde, an den Hügeln geschaffen. Eine solche „Wiesenzeichnung" - allerdings jüngeren Datums - sind die Abbildungen von Abzeichen wichtiger Armee-Einheiten. Wir fotografierten erstaunt und verblüfft diesen interessanten und seltenen Anblick.
Nachmittagsziel war heute typisches englisches Herrenhaus, Killerton House bei Exeter. In dem von einem großen Park und herrlichem Garten umgebenen Bauwerk genossen wir einen englischen „cream tea". Vor allem im Süden und der Mitte Englands und in Wales verbreitet, reicht man dabei zum Nachmittagstee „Scones", ein einem Milchbrötchen ähnliches Gebäck mit Rosinen. Das wird mit Marmelade und „clotted cream", ungeschlagener dicker Sahne, bestrichen und zum Tee - den man natürlich mit Milch trinkt! - genossen. Nach diesem Kulinarischen Erlebnis hatten wir noch Gelegenheit zum kleinen Bummel in Garten und Park, bevor es mit dem Bus weiterging zu unserem Hotel im Herzen von Exeter.

Exeter – Dartmoor – Bodmin – Newquay, sechsterTag, 06. September 2016:

Unser Hotel lag gümnstig, so dass wir von hier zu Fuß aufbrachen zu einem kleinen Stadtrundgang durch die Innenstadt von Exeter. Die erstaunliche Kathedrale vereint Wuchtigkeit - vielleicht aus ihrem Baubeginn in normannisch-romanischem Stil - mit der Pracht ihrer Vollendung in der Gotik, die ihr auch eine recht einzigartige, wie ein Schnitzaltar wirkende, vorgelagerte Schaufassade bescherte. Auch die Gildehalle, das älteste öffentliche Gebäude Englands, das seit dem Mittelalter ununterbrochen verwendet wird, konnten wir ebenso bewundern wie einige alte Fachwerkhäuser.
Nach dem Stadtbummel setzten wir unseren Weg nach Westen fort und begannen unsere Durchfahrt durch das Dartmoor. Anders als der Name „Moor" vermuten lässt, ist Englands berühmtestes Stein- und Sumpfgebiet kein flaches, mit Wasser gesättigtes Wald- und Wiesengebiet, sondern eine Hügellandschaft auf einem etwa 650 km² großen Granitmassiv in der englischen Grafschaft Devon. Neben mit Wald und Unterholz bewachsenen sanften Hügeln und Tälermn gibt es vor allem im Kern des Dartmoores halbwegs ebene, überwiegend mit Farnen und Heidekraut bewachsene Flächen mit steinigen Bachläufen dazwischen , die von einer Vielzahl sogenannter Tors, flacher Wiesenhügel mit Granitfelsbildungen, überragt werden. Hier im Dartmoor-Gebiet finden sich als Spuren prähistorischer Besiedlung Fundamente alter Wohnstätten, Reste uralter Straßen, aber auch megalithische Zeugnisse. Charakteristisch für das Gebiet sind auch die sogenannten Clapper bridges, die schon in der Bronzezeit aus dünnen Granitplatten erbauten Brücken über Bäche und Flüsse. Die bedeutendste dieser Clapper-Bridges findet man in Postbridge, wo wir Muße zum Fotografieren und vielleicht einer kurzen Moorwanderung - auf gekennzeichneten Wegen, versteht sich - hatten. Bei unserer Fahrt durch das von einer gewissen Mystik umgebene Gebiet - das immer wieder Autoren anregte wie z.B. den Sherlock-Holmes-Erfinder Sir Arthur Conan Doyle, der seinen „Hund von Baskerville" hier spielen ließ - konnten wir nicht nur zahlreiche, sich fast völlig frei bewegende Schafe sehen, sondern auch die charakteristischen, ausgewilderten Dartmoor-Ponies, von denen mehrere tausend im Moor leben.
Nach der Durchquerung des Dartmoors konnten wir als „Richtig-Reisen-Extra" einen kleinen Abstecher einbauen, denn in der Nähe von Bolventor am Rande der englischen Grafschaft Cornwall, liegt die Taverne „Jamaica Inn", die zu literarischem Weltruhm kam. Sie war die reale Vorlage für einen Roman von Daphne du Maurier und wurde als „Schmugglerkneipe" durch den Film „Riff-Piraten" bekannt (Originaltitel: "Jamaica Inn"; auch „Die Taverne von Jamaika"), einen Spielfilm 1939 von Alfred Hitchcock. Hier hielten wir zu einer Rast an und besahen uns den (litaratur)geschichtsträchtigen Ort bei einem Drink an - natürlich gab es Rum, wie es sich für Piraten gehört!
Vor Erreichen unseres Tagesziels Newquay machten wir noch einen Halt im Städtchen Bodmin und konnten ein wenig in der Innenstadt bummeln. Danach ging es zu unserem Übernachtungsort für die nächsten drei Tage, in den Badeort Newquay.

Newquay – Land's End – St. Michaels Mount – St. Ives – Newquay, siebter Tag, 07. September 2016:

Die wild zerklüftete Südwestspitze Cornwalls war heute unser erster Programmpunkt Als „Land's End" ist sie zugleich der südwestlichste Punkt Großbritanniens und liegt sozusagen „entgegengesetzt" zur Nordostecke John O'Groats. Während wir letztere bei unserer Reise „Schottlands westliche Inseln und die Magie der Highlands" zu sehen bekommen, bildet der Südwestzipfel des Vereinigten Königreichs einen der Höhepunkte unserer Südengland-Fahrt. Weithin sichtbar ist der auf einer Land's End vorgelagerten, Quarzit-Insel gelegene Longship Leuchtturm, der stets den Eindruck vermittelt, sturmumtost zu sein. Tatsächlich ist auf Land's End immer windig und eine gut sicht- und hörbare Brandung schlägt gegen die rötlichen Felsen der Landzunge. Land's End, wegen der geographischen Lage oft Ausgangspunkt von Wanderungen, befindet sich in Privatbesitz. Daher hat man hier eine Art touristisch ausgerichteten Themenpark errichtet, in dem verschiedenes an Shows und Geschäften besucht werden kann. Bei unserem Aufenthalt, bei dem das felsige Gebiet aufgrund der frühen Stunde noch nicht komplett von Touristen überlaufen war, hatten wir Gelegenheit zu einer kleinen Wanderung bei schönem, aber windigem Wetter durch die Schönheiten der Klippenlandschaft.

St. Michael's Mount

Mit dem Bus erreichten wir dann bald den Parkplatz direkt am Strand der Bucht von Marazion. Direkt gegenüber lag unser nächstes Ziel, die Gezeiteninsel St. Michael Mount. Genau wie ihr französisches Gegenstück, die Insel Mont St. Michel, trägt sie ein ehemaliges Kloster bzw. eine Burg und ist nur bei Ebbe zu Fuß erreichbar. Hier am englischen St.-Michaels-Berg verkehren aber bei Flut Boote, die das Erreichen des „heiligen Berges" ermöglichen. Täglich verschiebt sich der Ebbe-Flut-Rhythmus um etwa eine Dreiviertelstunde und man muss sich vorher erkundigen, wann man trockenen Fußes über den gepflasterten Dammweg von Marazion zum St. Michael's Mount gelangen kann. Wir wandten uns - da die Öffnung des Dammweges noch eineinhalb Stunden dauern würde - zur Bootsanlegestelle. Wir würden - so der Plan - mit dem Boot zur Insel fahren und später zu Fuß über den dann trockengefallenen Dammweg nach Marazion zurückkehren. So erreichten wir den St. Michael's Mount auf dem „Seeweg", holten uns die Eintrittstickets und klommen über die alte Pilgertreppe den Berg empor. Der Ursprung des Pilgerziels, die Kapelle auf dem Berg wurde im Mittelalter errichtet und später im 12. Jh. zu einem Kloster ausgebaut. Später nutze man die Bauten zum Aufbau einer starken Befestigungsanlage, so dass heute der Burgen-Charakter überwiegt. Bis heute befindet sich der St. Michael's Mount in Privatbesitz, kann aber besichtigt werden, da Lord St. Levan, Nachkomme der Besitzerfamilie St. Aubyn, der auch heute noch hier lebt, den Besitz an den National Trust übergab. Bis heute wird auch noch der kleiner Hafen betrieben, der seit dem Spätmittelalter besteht und heute zum Anlegen der Touristenfähren dient.
Nach der Besichtigung des Berges, der auch heute noch einen gewissen Ruf als Pilgerstätte genießt, konnten wir über den schmalen Dammweg zurücklaufen und uns noch etwas im Städtchen Marazion umsehen, bevor wir uns wieder am Bus trafen. 
Da wir noch Zeit bis zur Heimfahrt hatten, konnten wir dem malerischen Bade- und Fischerort St. Ives einen Besuch abstatten. Berühmt wegen seiner Sandstrände und weil hier in der Nähe Rosamunde Pilcher geboren wurde, erfreut sich St. Ives großer Beliebtheit bei in- und ausländischen Touristen. Wegen der engen Straßen rings um den Hafen stehen die Touristenbusse auf einem großen Parkplatz vor dem Städtchen und die Besucher werden mit oft und regelmäßig fahrenden Shuttlebussen in die Altstadt befördert. Wir konnten bei einem Bummel hier nicht nur die herrliche Atmosphäre und das schöne Sonnenwetter, sondern auch die zahlreichen Cafés und Eisdielen genießen.
Am frühen Abend kehrten wir zu unserem Hotel in Newquay zurück.


Newquay - Tintagel - Boscastle - Clovelly - Newquay, achter Tag, 08. September 2016:

Alle Mitreisenden nahmen am heutigen fakultativen Ausflug teil - und wir wurden mit herrlichem Sonnenwetter belohnt. Als erster Tages-Höhepunkt war der Besuch von Tintagel Castle vorgesehen, wo der Legende nach der sagenhafte König Artus geboren worden sein soll. Die Sage dazu hatte ich den Reisegästen erzählt, inclusive der realen historischen Hintergründe dazu. Das „dunkle Zeitalter", wie es in der britischen Geschichtsschreibung genannt wird, in dem die Kelten gegen die Barbaren - die einwandernden Germanenstämme - kämpften - wurde beendet, als die Keltenstämme unter der zentralen Führung des Legendenkönigs Athur (bei uns: Artus) eine Einigung erzielten. In seiner „Geschichte der Könige Britanniens" hat der Mönch Geoffrey of Monmouth um 1135 wohl als erster alte keltische Geschichten um einen König und sein zauberkräftiges Schwert zusammengefügt und seitdem wurde die Artusgeschichte Gegenstand zahlreicher höfischer Dichtungen.
Artus, Sohn des Feldherrn Uther Pendragon, soll dessen Schwert Excalibur aus einem Stein gezogen und sich damit als rechtmäßiger König Britanniens legitimiert haben. Als neuer König anerkannt, einigte Artus die bis dahin zerstrittenen Ritter und führte an seinem Hof in Camelot die Tafelrunde ein. Immer wieder wurde dabei die alte Felsenburg Tintagel als sagenhafter Geburtsort von Artus genannt, unter dem sich auch Merlins Zaubergrotte befindet. Bei herrlichem Wetter besuchten wir diese legendäre Stätte und konnten von der imposanten Ruine, die sich über zwei Berggipfel mit einer Schlucht dazwischen erstreckt, phantastische Ausblicke auf das Meer und die Küstenlandschaft von Cornwall genießen. Dabei wird die „sagenhafte" Harmonie nicht einmal durch den Umstand gestört, dass die mittelalterliche Burg erst um 1230 errichtet wurde, sich die Artusgeschichte aber schon ein paar hundert Jahre zuvor zugetragen haben soll ... Die Burg wurde auch bald nach ihrer Erbauung wieder aufgegeben, schon im 15. Jahrhundert bezeichnete man sie als verfallen.

Boscastle und Clovelly

Nach Freizeit und Bordservice am Bus ging es weiter, doch wir konnten noch etwas Zeit für ein „Richtig-Reisen-Extra" erübrigen. Der Besuch im einstigen Hafen- und Piratennest Boscastle zeigte den winzigen Ortskern im elisabethanischen Stil, der an einer Flussmündung kurz vor dem kleinen idyllischen Hafen liegt, der im 16. Jh. ausgebaut worden war. Die Einfahrt in den engen Naturhafen ist von See her so gut wie nicht zu erkennen und dadurch wurde der schluchtähnliche Hafen nicht nur zu einem idealen Versteck, sondern durch die Kurve der Einfahrt und die danach angeordneten Hafenmauern aus Naturstein zudem vor Sturmfluten geschützt.
Boscastle war nicht der letzte Höhepunkt an diesem Tag - denn bei strahlendem Sonnenschein erreichten wir Clovelly. Dieser Ort darf schon als etwas ganz Besonderes gelten: abgesehen von seiner versteckten Lage in einer Bucht an der Nordküste der Grafschaft Devon ist das Fischerdorf mit seinen traditionellen weißgetünchten und mit schwarzem Schiefer gedeckten Häuschen ein besonders malerischer Anblick und - das Dorf befindet sich komplett in Privatbesitz. Sein unglaubliches Flair mit der abschüssigen, kopfsteingepflasterten Dorfstraße und seine tolle Lage machen Clovelly - auch dieser Ort einstmals durchaus als Piratennest verschrieen - Zu einem Touristenmagneten. Den Ort muss man zu Fuß besichtigen, denn Autos nicht erlaubt, übrigens könnte man auch aufgrund des Gefälles und der Enge der Sträßchen und Gässchen hier gar nicht fahren. Kurios ist, dass bis heute Lieferungen etc. wie vor langer Zeit immer noch mit einer Art Gleitschlitten abgewickelt werden, da nur ein schmaler, steiler, 800 Meter langer Weg mit sehr glattem Kopfsteinpflaster nach unten zum Hafen führt. Dessen zangenförmige Kaimauer stammt noch aus dem 14.Jh. und nimmt immer noch Teile der Flotte aus klassischen Fischerboote auf.
Nach längerem Aufenthalt hier bestiegen wir am späten Nachmittag wieder unseren Bus, um zurück zu unserem Hotel in Newquay zu fahren.


Newquay - Glastonbury - Wells - Bristol, neunter Tag, 09. September 2016:

Heute hieß es Abschied nehmen von Cornwall. Der recht lange Weg führte uns über die Schnellstraße qauer durch Cornwall und wieder an Bodmin Moor und dem Dartmoor entlang bis nach Glastonbury im Herzen der Grafschaft Somerset. Die Kleinstadt ist vor allem aufgrund der Glastonbury Abbey bekannt, einst eine der größten Abteien Europas und heute eine Ruine, um die sich zahlreiche Mythen und Legenden ranken. Schon vor Einfahrt in den Ort erblickt man vom Weitem eine Quelle der Mythen um Glastonbury: den Tor, einen gewaltigen Hügel, gekrönt vom Turm der einstigen Michaelskirche. Es ist dies eine seit prähistorischer Zeit bekannte Kultstätte, derentwegen Glastonbury im Ruf steht, das sagenhafte Avalon zu sein. Deswegen begegnet man hier nicht nur dem im Süden Englands allgegenwärtigen Artus, auch die christliche Überlieferung steuert das Ihre zu den Mythen bei: Joseph von Arimathäa, einer der Förderer von Jesus Christus, soll hier nach Glastonbury in der damaligen römischen Provinz Britannia gereist sein und den Heiligen Gral hierher gebracht haben. Etwas entfernt vom Fuße des Tor entstand dann die Abtei, die rasch zu einer der reichsten und größten des Landes wurde und die wir besichtigten.
Die Wallfahrten des Mittelalters an diesen Ort vervielfachten sich, als Mönche auf dem Grund ihrer Abtei nicht nur den Heiligen Dornbusch entdeckten, angeblich erwachsen aus dem in die Erde gesteckten Wanderstab des Joseph von Arimathäa, sondern im 12. Jahrhundert auch das Grab von König Artus und seiner Gemahlin.
Unser - leider verregneter - Besuch begann mit dem Aufsuchen des Heiligen Dornbuschs. Joseph habe seinen Wanderstock hier in den Boden gerammt, der zum Heiligen Dornbusch von Glastonbury austrieb, heißt es und dieser Weißdorn blüht zweimal im Jahr, einmal im Frühjahr, das zweite Mal zur Weihnachtszeit. Auch die Königin erhält als Schmuck für ihren Weihnachtstisch jedes Jahr einen Zweig dieses Busches. Wir haben uns den Weißdorn angesehen und sind danach zu der Stelle gegangen, an der 1191 Mönche der Abtei von Glastonbury, die Grabstätte von Artus und Guinevere entdeckt hatten - sie seien in rund zwei Metern Tiefe auf eine steinerne Grabplatte und ein bleiernes Kreuz gestoßen. Alle Legenden und Heilkräfte konnten jedoch nicht die Zerstörung der gewaltigen Abtei, die immer noch durch ihre Ausmaße, heute freilich nur durch die Ruinen angedeutet, imponiert, während der englischen Reformation verhindern.
Wir hatten genügend Zeit zur ausführlichen Besichtigung der Ruine und auch noch für einen kleinen Stadtbummel, bevor es weiter ging zur nächsten Attraktion.

Wells

Unweit von Glastonbury liegt die Kleinstadt Wells, bekannt für ihre Kathedrale aus dem 13. Jahrhundert. Besonders beeindruckend ist die Fassade an der Westfront des Sakralbaues, bestückt mit über 300 Statuen. Dieses Paradebeispiel für eine englische Schirmfassade, noch aufwendiger gestaltet als die der Kathedrale von Salisbury, ist ein Prachtstück englischer Gotik. Eine besondere architektonische Besonderheit im Inneren sind ihre wirklich einzigartigen vier Scherenbögen. Einmalig auf der Welt wurden sie eingebaut, als die Kirche zusammenzufallen drohte und tragen nun auf geniale Weise das gewaltige Gewicht des Mauerwerks der Kirche und verhindern eine Deformierung. Durch die Kathedrale bekam das Städtchen auch sein Stadtrecht, denn in England darf sich jeder Ort, der eine Kathedrale besitzt, automatisch Stadt nennen. Neben der Kathedrale sich die Sackgasse Vicar's Close, die als älteste durchgängig bewohnte Straße Europas gilt und aus dem 14. Jahrhundert stammt - bis heute sind übrigens zumeist Mitarbeiter der Kathedrale oder Chorherren und ihre Familien die Bewohner. Auch in Wells hatten wir Freizeit - vielleicht für einen abschließenden Cream tea oder um dem alten Bischofspalast in der Altstadt einen Besuch abzustatten, der allerdings zum Teil nur noch als Ruine erhalten ist.
Auf dem Weg zu unserem Übernachtungshotel in Bristol konnten wir noch einen kleinen „Richtig-Reisen" Abstecher einbauen. Als Weg wählten wir die Passage durch die Cheddar Gorge, eine während der letzten Eiszeit entstandene fast 5 km lange Felsschlucht. Höhlen, schroffe Felswände und spektakuläre Steinformationen verleihen ihr einen besonderen Reiz. Bis 110 m tief haben sich die Schmelzwasser der Eiszeit und die nachfolgenden Verwitterungserscheinungen hier ins Kalk- und Sandgestein eingegraben.
Später erreichten wir unser Hotel in Bristol.


Bristol - Cotswolds - Dover - Calais, zehnter Tag, 10. September 2016:

Ein letzter Abstecher vor der Heimfahrt sollte uns in die wunderschöne Landschaft der Cotswolds führen. Leider meinte es Petrus nicht gut mit uns - es goss in Strömen! So konnten wir kaum etwas von den herrlichen Cotswolds genießen, die sich in England als Naherholungsgebiet sehr großer Beliebtheit erfreuen. Die sanfte Hügelkette, deren Bewohner früher durch Wollproduktion und -handel zu Reichtum kamen, erhielt als eine der ersten Regionen Großbritanniens vom britischen Tourismusministerium das Prädikat: „area of outstanding natural beauty" - Gebiet außergewöhnlicher natürlicher Schönheit.
Der hier seit dem 15. Jahrhundert durch intensive Schafzucht und Wollproduktion erwirtschaftete Reichtum bescherte manifestierte sich in schmucken Dörfern und Marktstädtchen, in denen Häuser überwiegen, die aus honiggelbem einheimischem Kalkstein erbaut sind. Nach einem verregneten Aufenthalt im Städtchen Bourton-on-the-Water, wo wir bis zu den Brücken über den flach dahinrieselnden River Windrush spazierten und uns die hübsche Bebauung des alten Ortskernes ansahen, hatten wir noch einen kurzen Fotostopp auf dem Markt in Moreton-in-Marsh. Dann ging es zur Autobahn und unsere Heimreise war nun nicht mehr aufzuhalten. Nach einem Stopp an einer Raststätte erreichten wir pünktlich die Hafenstadt Dover und konnten nach kurzem Check in am Wartepunkt auf das Fährschiff Aufstellung nehmen. Am späten Nachmittag brachte uns dann die Fähre von DFDS zurück aufs Festland, das wir zur Abendbrotzeit erreichten. Unser Hotel, von der Herfahrt bekannt, erwartete uns schon.


Calais - Brüssel - Aachen - Dresden - Heimreise, elfter Tag, 11. September 2016:

Noch über tausend Kilometer von der französischen Kanalküste bis nach Hause galt es heute zurückzulegen. Aber alles ging reibungslos und pünktlich haben wir das heimatliche Sachsen erreicht.

Epilog

Im Gepäck hatten wir - wie immer nach solchen Reisen - nicht nur viele Fotos, sondern vor allem Erinnerungen an schöne Stunden und besonders Sehenswertes. Nach solchen Touren bin ich immer ziemlich sicher, dass die Gäste wieder einmal auf Europas größte Insel kommen werden, denn es gibt noch viel zu entdecken im Vereinigten Königreich - und Eberhardt TRAVEL hat die tollsten Ziele immer wieder im Angebot
Also - vielleicht sehen wir uns ja bald einmal wieder?
Ihr Studienreiseleiter
Dr.Michael Krause

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